Neolithische Trepanationen als Beispiel für Medizin und Kult in der ...

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Heudorfer, Neolithische Trepanationen...sich diese nicht nur durch Schmerzen äussert, sondern durch die Verformung des Schädelsauch von aussen gut lokalisierbar ist.4.3.5. SOM-KulturRondelle und trepanierte Schädel aus dem Vallée du Petit-MorinAn den Rondellen aus dem Vallée de Petit-Morin, die in Bestattungszusammenhang gefundenwurden, sind eindeutige Nachbearbeitungsspuren festzustellen. Die Motivation hierfür dürftewiederum im kultisch/kulturellen Bereich zu suchen sein, auch wenn in diesem Fall nicht automatischdavon ausgegangen werden kann, dass die Rondelle postmortal angefertigt wurden,da sowohl verheilte wie unverheilte Schnitttrepanationen nachgewiesen sind. Andererseitslässt das eine Rondell, das eindeutig Spuren einer krankhaften Erscheinung trägt, jedoch dieMöglichkeit offen, dass die Trepanation ursprünglich aus medizinischen Gründen durchgeführtwurde, auch wenn die mit der Trepanation verbundenen Handlungen offensichtlich nichtrein auf die medizinische Operation beschränkt blieben, da das Rondell nach dem Eingriffbearbeitet wurde.5. ZusammenfassungWie gezeigt wurde, können während des gesamten Neolithikums Trepanationen bei einzelnenKulturgruppen beobachtet werden. Von den drei möglichen Techniken von prähistorischenTrepanationen kommen die Schabe- und die Schnittechnik in Frage. Bei der Beurteilung derMotivation, die zu einer Trepanation führte, sollte man sich nicht von unseren modernen Auffassungenleiten lassen, nach der es sich bei Religion einerseits und Medizin andererseits umvöllig verschiedene Lebensbereiche handelt, die strikt voneinander zu trennen sind. Darüberhinaus scheint es mir anhand der vorgelegten Fälle klar, dass diesbezüglich auch keine generellenfür das gesamte Neolithikum gültigen Massstäbe aufgestellt werden können, da sich dieTrepanationspraktiken der einzelnen Kulturgruppen, so wie sie sich im archäologischen Befundwiderspiegeln, deutlich voneinander unterscheiden. Es sollten vielmehr zuerst die Trepanationsfälleinnerhalb einer Kulturgruppe gesondert betrachtet und anhand der genanntenKriterien analysiert werden, bevor eine für diese Kulturgruppe gültige Aussage getroffenwird.AbbildungsnachweisAbb. 1: A: Kühl 1988.Abb. 2: Winkler 1984, Tafel 1.Abb. 3: A: Dastugue/Gervais 1992, Abb. 33. B: Broca 1877, Abb. 26.Abb. 4: A: Broca 1877, Abb. 27. B: Grimm 1965, Abb. 1.Abb. 5: Grimm 1965, Abb. 3.18
Bull. Soc. Suisse d’Anthrop. 6(2), 2000, 9-21.LiteraturverzeichnisBaye M. de 1877Communication relative aux crânes perforées et aux rondelles crâniennes trouvées dans les stationsnéolithiques du Petit-Morin. Congrès International d’Anthropologie et d’Archéologie Préhistorique.Compte-rendu de la Huitième Session à Budapest 1876, S. 196-199.Broca P. 1877Sur la Trépanation du Crâne et les Amulettes Crâniennes à l’Époque Néolithique. Congrès Internationald’Anthropologie et d’Archéologie Préhistorique. Compte-rendu de la Huitième Session à Budapest1876, S. 101-195.Bruchhaus H., Holtfreter J. 1985Zwei trepanierte Schädel aus der Schnurkeramik des Mittelelbe-Saale-Gebietes von Braunsdorf, Kr.Merseburg, und von Laucha-Dorndorf, Kr. Nebra. Ausgrabungen und Funde 30, S. 167-171.Czarnetzki A. 1982Menschen des frühen Mittelalters im Spiegel von Anthropologie und Medizin. Stuttgart.Dastugue J., Gervais V. 1992Paléopathologie du squelette humain. Paris.Dastugue J., de Lumley M.-A. 1976Les maladies des hommes préhistoriques. In: Guilaine J. (Hg.), La préhistoire française II, S. 153-164.Geldhauser B., Guckenhan S., Heudorfer R. 1996Hiebverletzungen und Trepanationen. In: Czarnetzki A. (Hg.), Stumme Zeugen ihrer Leiden. Attempto.Tübingen, S. 188-205.Grimm H. 1965Ein neuer Beleg für die Herstellung von Knochenscheiben aus menschlichen Hirnschädelknochendurch postmortale Trepanation. Z. Morph. Anthrop. 56, S. 60-62.Jeunesse Ch. 1997Pratiques funéraires au néolithique ancien. Paris.Kerharo J. 1979Die traditionelle Medizin in Schwarzafrika. In: Vie J., Baruk H., Besombes A., Bourlière F., Dustin P.,Sournia J.-C., Lalanne C., Coussement A., Proux C., Micoud M., Martiny M., d’Eshougues J.R.,Kerharo J., Illustrierte Geschichte der Medizin, 6. Paris, S. 2362.Kühl I. 1988Ein zweiter trepanierter Schädel aus Schleswig-Holstein. Anthrop. Anz. 46, S. 335-347.Kunter M. 1970Die Schädeltrepanation in vor- und frühgeschichtlicher Zeit und bei aussereuropäischen Völkern. Berichtder oberhessischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Giessen 37, S. 149-159.Lisowski F.P. 1967Prehistoric and early historic Trepanation. In: Brothwell D./Sandison A. (eds.), Diseases in Antiquity.Charles C Thomas Publisher. Springfield. USA, S. 651-672.Löwen H. 1996Menschen der Jungsteinzeit. Warburg.19
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