Auenmagazin 04/2013 - Auenzentrum

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VorwoRTWas ist die Natur wert, was ist sie uns wert? Ökosystemleistungen (ecosystemservices) –mit diesem Begriff fasst man pauschal all jene Abläufe in der Natur zusammen, die letztlichuns Menschen das „Wirtschaften“ vereinfachen und gar das Leben schlechthin erstermöglichen. Es sind dies eine Vielzahl fast unscheinbarer und für uns vielfach selbstverständlicherWechselwirkungen, die wir erst dann wahrnehmen, wenn sie beeinträchtigtoder gar ganz zum Erliegen gekommen sind. Mit diesem Begriff trifft Ökologie aufÖkonomie.Auen stellen da keine Ausnahme dar. Sie zeichnen sich durch vielfältige Erscheinungsformenund damit verbundenen vielfältigen „Dienstleistungen“, wie Hochwasserrückhalt,Grundwasserbildung, Nährstoffretention und „Waren“ wie Wasserversorgung, Holz, Fischund landwirtschaftliche Produkte aus. Und so ist es nur konsequent, wenn das Bundesamtfür Naturschutz sich beispielsweise im Heft 124 (2012) der Reihe Naturschutz undBiologische Vielfalt, den Ökosystemfunktionen von Flussauen widmet (siehe hierzu auchLiteraturhinweise). In der BfN-Veröffentlichung werden „Hochwasserretention“, „Nährstoffrückhalt“,„Kohlenstoffvorrat und Treibhausgasemissionen“ sowie „Habitatfunktionen“bundesweit analysiert und bewertet. Alle vier Ökosystemfunktionen konnten quantifiziert,für zwei Funktionen (Stickstoff- und Phosphorretention sowie Kohlenstoffsenke) konntedarüber hinaus ein ökonomischer Nutzen berechnet werden. Insgesamt unterstreichen diemonetären Werte, welch hoher gesellschaftlicher Gesamtwert dem immer knapper werdendenGut einer intakten Überflutungsaue zukommt.Auch im vorliegenden Heft des <strong>Auenmagazin</strong>s finden sich immer wieder Aspekte der vielfältigen„Ökosystemleistungen“ wie Hochwasserschutz, Biodiversität, Gewässerentwicklungoder gar „dynamische“ Naturerlebnisse - auch wenn als solche nicht explizit hervorgehoben.In der Gesamtschau der präsentierten Projekte, Konzepte und Methoden zeigtsich, wie Zessner & Hein (2007) treffend formulierten: „Die Au ist multifunktional, dochkeine Kläranlage!“ Im Kontext des Begriffs „Ökosystemleistungen“ bedeutet dies: IntakteAuen stellen uns kostenlos eine Vielfalt lebenswichtiger „Dienstleistungen“ und „Waren“zur Verfügung, unseren ökologischen Fußabdruck in den Auen müssen wir schon selbstbereinigen. Und somit hoffen wir, auch mit diesem Heft kleine Impulse und Anregungengeben zu können.Das Redaktionsteam des <strong>Auenmagazin</strong>sZessner, M. & Hein, Th. (2007): Die Au ist mulitfunktional, doch keine Kläranlage! - In: aqua press international 2:14-16.<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 3


PERSPEKTIVENH. Schacht & W. LorenzDas „Landshuter Modell“4 - 9Das „Landshuter Modell“Ökologische Entwicklungskonzepte mit integrierten Gewässerentwicklungskonzeptenund FFH-ManagementplänenHubert Schacht & Wolfgang lorenzDie Herausforderungen für den Erhalt und die Wiederherstellung ökologisch intakter Flüsse und Auen sind vielfältigund groß. Die Regierung von Niederbayern, Sachgebiet Naturschutz, und das Wasserwirtschaftsamt Landshut habenihre Kräfte gebündelt und für die Vils, Donau und Isar umfassende ökologische Entwicklungskonzepte erarbeitet.Einleitung und BegriffserklärungLogo „Labertalprojekt“Dort, wo sich Natura-2000-Gebiete mitÜberschwemmungsgebieten der größerenFlussläufe überlagern, treffen zwei unterschiedlicheFachplanungsinstrumente aufeinander.Auf Naturschutzseite sind es die Fauna-Flora-Habitat-Managementpläne(FFH-MP) mit ihren, auf den Erhalt ausgewählterArten und Lebensraumtypen ausgerichteten,räumlich eng auf die Schutzgebietsgrenzenbeschränkten Maßnahmenplanungen. VonSeiten der Wasserwirtschaft werden in denGewässerentwicklungskonzepten (GEK) flächendeckendfür das gesamte Überschwemmungsgebietumfassende Entwicklungszielefür eine naturnahe Gewässer- und Auenentwicklungformuliert und dargestellt. Diebeiden Planungsinstrumente bedürfen einerintensiven fachlichen Abstimmung. DieserAbstimmungsprozess kann oftmals aufwendig,konfliktbelastet und wenig effektiv sein,Naturnaher Abschnitt der Vils (Foto: K. Leidorf)4<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


PERSPEKTIVENH. Schacht & W. LorenzDas „Landshuter Modell“4 - 9Neuer Auebach als Fischwanderweg (Foto: W. Lorenz)und Maßnahmenplanung auf Waldflächenübernahm als Kooperationspartner das„Regionale Kartierteam Niederbayern“ derBayerischen Forstverwaltung. Die Donau isthier internationale Schifffahrtstraße undentsprechend intensiv war die Abstimmungmöglicher Maßnahmen mit dem zuständigenWasser- und Schifffahrtsamt in Regensburg.So wurden Maßnahmenbereichefür Uferrückbau oder für die Vorschüttungvon Kiesbänken bei einer Schiffsbereisungunmittelbar vor Ort auf ihre Machbarkeitgeprüft. Eine Herausforderung beim Projektmanagementwar die regierungsbezirkübergreifendeLage des Projektgebiets. Einehohe Anzahl von Fachbehörden, Verbändenund Interessensvertretern galt es beider fachlichen Abstimmung zu beteiligenund zu integrieren. Zwischenzeitlich ist eineerste Maßnahme des Projekts – ein ca.280 m langer naturnaher Nebenarm der Donauim Bereich Bad Abbach bereits verwirklichtund kann seine positiven Wirkungenauf die Gewässermorphologie und auf dieGewässerbiozönosen entfalten.Links: Aufgelöste Sohlrampe mit Bootsgasse(Foto: Wasserwirtschaftsamt Landshut)Unten: Titelbild des Landshuter Isarspiels(Grafik Holzner/Opperer)<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 7


PERSPEKTIVENH. Schacht & W. LorenzDas „Landshuter Modell“4 - 9Isar im Stadtbereich Landshut – GummeringVon 2009 bis 2010 rückte die Isar im Stadtgebietvon Landshut in den Mittelpunkt derPlanungen. Obwohl in diesem 25 km langenund 1.050 ha großen Abschnitt der Isar unmittelbarkein Natura 2000-Gebiet betroffenwar, wurde im gemeinsamen Bewusstseindes hohen ökologischen und sozioökonomischenStellenwertes des Gewässers diebewährte Zusammenarbeit zwischen demWasserwirtschaftsamt Landshut und demSachgebiet Naturschutz der Regierung vonNiederbayern fortgeführt. Als weiterer Kooperationspartnerfür die ökologischen Planungenstieg die E.ON Wasserkraft GmbH,die in der Stadt Landshut ihren Sitz hatund von dort aus auch die Wasserkraftanlagenan der Unteren Isar betreut undsteuert, mit ins Boot. Der Planungsprozesshat auch mit Unterstützung durch Aktionendes Deutschen Werkbundes eine breiteDiskussion mit der Stadtverwaltung undden Bürgern über den heutigen und künftigenStellenwert der Isar als stadtnahemFreizeit- und Erholungsraum angeregt.Die Planungsergebnisse zeigen die nochvorhandenen Entwicklungspotentiale, z. B.durch die Anlage eines großzügigen innerstädtischennaturnahen und zugänglichenUfers an der Großen Isar. Weitere Schwerpunkteder Planungen waren die ökomorphologischeAufwertung des kanalisiertenGewässerbetts der Isar und die Herstellungder biologischen Durchgängigkeit mit einerKombination aus Umgehungsbächen, Fischaufstiegsanlagenund Umbauten von Sohlabstürzen.Hier wurden mit dem Bau einerFischaufstiegsanlage am Ludwigswehrdurch die Stadtwerke Landshut und durchden Umbau eines Sohlabsturzes in eine aufgelösteRampe mit integrierter Bootsgassedurch das Wasserwirtschaftsamt Landshutbereits zwei bedeutende Maßnahmen umgesetzt.Das Thema „Fischwanderung in derLandshuter Isar“ hat die Beteiligten über dieFachplanungen hinaus derart inspiriert undbewegt, dass unter der Federführung desWasserwirtschaftsamtes mit „ Swimm Up– Das Landshuter Isarspiel“ ein informativesund spannendes Würfelspiel entwickeltwurde. Dieses Spiel eignet sich hervorragend,um die komplexen gewässerökologischenund wasserbaulichen Gegebenheitender Landshuter Isar für Jung und Alt zu veranschaulichen.Isar von Gummering bis EttlingNach dem erfolgreichen Abschluss der Planungenfür die Isar im Stadtgebiet vonLandshut hat man in gleicher Konstellationim Jahre 2010 mit dem gut 30 km langenIsarabschnitt zwischen den StaustufenGummering und Ettling das bislangflächengrößte Planungsprojekt in Angriffgenommen. Bestandteile des Planungsgebietswaren das gesamte Natura 2000-Gebiet7341-301 „Unteres Isartal zwischenNiederviehbach und Landau“ sowie Teilbereicheverschiedener angrenzender Natura2000-Gebiete (7439-371 „Leiten der UnterenIsar“, 7243-301 „Untere Isar zwischenLandau und Plattling“, 7243-401 „VogelschutzgebietUntere Isar oberhalb Mündung“),für die bereits Managementplänevorhanden waren, die es zu integrieren galt.Die Gesamtplanung wurde Mitte des Jahres2012 abgeschlossen. Schwerpunkte füreine gewässerökologische Aufwertung derstaugeregelten und kanalisierten Isar bildendie sogenannten „Stauwurzelbereiche“,Ausschnitt aus dem Maßnahmenkonzept an der unteren Isar (Kartengrundlage: © Bayerische Vermessungsverwaltung)8<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


PERSPEKTIVENH. Schacht & W. LorenzDas „Landshuter Modell“4 - 9die noch ausreichend Fließenergie besitzen,um beispielsweise nach der Entfernung vonUferbefestigungen naturnahe morphodynamischeProzesse anzustoßen. Bei dreiStaustufen zeigt sich das Potential für denBau dynamischer Umgehungsarme, die überden Fischwanderweg hinaus als wertvolleErsatzlebensräume für die beim Ausbau derIsar verlorengegangenen Fließstrecken fungierenund gleichzeitig die Standortbedingungenfür die noch vorhandenen Auwälderentscheidend verbessern können. Die konzeptionellaufgezeigten Trassen der Umgehungsarmewerden derzeit in einer Vorentwurfsplanungkonkretisiert und planerischvertieft.Vorgehensweise bei der Abwicklungder ProjekteGebietskulissenVoraussetzungen für ein Kooperationsprojektist zum einen eine substantielle geographischeÜberschneidung der jeweiligenGebietskulissen für die Planungen und zumanderen eine eindeutige fachliche Konnexität,d. h. das FFH-Gebiet enthält laut Standarddatenbogengewässer- und auenbezogeneLebensraumtypen und Arten.Form und Inhalt der KooperationsplanungenDie Anforderungen ergeben sich aus denfachlichen Anforderungen für die Planungen(Merkblatt GEK, Mustergliederung FFH-MP).Die Planungen und Kartierungen erfolgen inder Regel im Maßstab 1: 5.000, d. h. die üblicheMaßstabsebene des GEK (1: 10.000 –1: 25.000) wird zugunsten der Maßstabsanforderungenaus dem FFH-MP aufgegeben.Die Schlussberichte enthalten aus formalenGründen jeweils eigenständige Berichteund Karten für die jeweiligen Fachplanungen.Um den Kooperationseffekt deutlichzu machen, laufen die Planungen meistunter dem Oberbegriff „Ökologische Entwicklungskonzeption“(ÖEK). Im Vergleichzu den eigenständigen Gewässerentwicklungskonzeptenwerden auf Initiative desNaturschutzes in den Kooperationsprojektenhöhere Anforderungen an die Bestandsaufnahmenbezüglich Vegetation,Flora und Fauna gesetzt. So werden beispielsweiseflächendeckende Kartierungender Biotoptypen und gebietsbezogene differenziertefaunistische und floristische Untersuchungendurchgeführt. Derart in eineökologische Entwicklungskonzeption eingebetteteGewässerentwicklungsplanungengewinnen dadurch an Differenzierungund Tiefe.Formale AbwicklungIm Vorfeld der Projekte werden frühzeitigdie fachlichen Projektprioritäten unddie personellen und finanziellen Ressourcenunter den Kooperationspartnern abgestimmtund die Federführung festgelegt.Auf der Basis eines gemeinsam erarbeitetenLeistungsbildes werden vom federführendenKooperationspartner in der Regelfünf bis sieben Honorarangebote eingeholt.Nach gemeinsamer Auswertung wird eingemeinsamer Vergabevermerk erstellt, derneben der Auswertung der Angebote undeinem Vergabevorschlag auch die Kostenaufteilungzwischen den Kooperationspartnernenthält. Gemäß der dort festgelegtenKosten- und Leistungsaufteilung werdendann von jedem Kooperationspartner jeweilsseparate Ingenieur- bzw. Werkverträgemit dem Auftragnehmer abgeschlossen.ÖffentlichkeitsarbeitBei der Öffentlichkeitsarbeit gelten die imVergleich zum GEK erhöhten Anforderungendes FFH-MP (persönliche Einladung derFlächen-Eigentümer, Runde Tische usw.).Unter der Leitung des federführenden Kooperationspartnerswird in der Regel eineprojektbegleitende Arbeitsgruppe mit denwichtigsten Interessensvertretern (Naturschutz,Fischerei, Landwirtschaft, Kommunenusw.) installiert, die den Planungsprozessintensiv begleitet.Vorteile der ZusammenarbeitAus den bisherigen Kooperationsprojektenkann ein sehr positives Fazit gezogen werden:• Im Vergleich zu den Einzelprojekten gewinnendie Planungen an fachlicher Tiefeund Differenzierung. Für eine Umsetzungder Maßnahmen eventuell notwendigePlanungsschritte (Entwurfs- und Genehmigungsplanungen)werden vereinfachtund beschleunigt.• Die enge inhaltliche und räumliche Beschränkungder FFH-Managementplanungwird überwunden und der Spielraumfür die Maßnahmenplanung im Rahmender Ökologischen Entwicklungskonzepteerheblich erweitert.• Fachliche Konflikte können frühzeitig,effektiv und auf qualifizierter Basis gelöstwerden. Einsicht und Verständnis fürfachliche Belange, Zwänge und Besonderheitender Kooperationspartner untereinanderwerden gefördert.• Die abgestimmten Konzepte ersetzenzwar nicht gegebenenfalls erforderlichePrüfschritte im Zuge konkreter Umsetzungsmaßnahmenund Verfahren, könnendiese aber wegen der breiten Basisan Grundlagendaten erheblich erleichternund beschleunigen.• Das gemeinsame Agieren und Auftretender Kooperationspartner erhöht die Akzeptanzund das Gewicht der Planungennach Außen.• Das über den langen Zeitraum der Zusammenarbeitgewachsene Vertrauen befördertim positiven Sinne die Zusammenarbeitauch bei anderen fachlichen Schnittstellender Kooperationspartner.LiteraturverzeichnisSchmitt,F.; Schacht, H. & Vaas, Th. (2009)Ökologisches Entwicklungskonzept Labertal.-In: Natur und Landschaft Jhrg. 84, H.2, S. 53-61.KontaktDipl. - Biol. Wolfgang LorenzRegierung von NiederbayernSachgebiet NaturschutzRegierungsplatz 54084028 LandshutTel.: (0871) 808-1835E-Mail: wolfgang.lorenz@reg-nb.bayern.deDipl. - Ing. (FH) Hubert SchachtWasserwirtschaftsamt LandshutSeligenthaler Str. 1284034 LandshutTel.: (0871) 8528-185E-Mail: hubert.schacht@wwa-la.bayern.de<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 9


BericHTE und ProJEKTEK.-H. EbnerProjekt „Lebendige Vils“10 - 15Projekt „Lebendige Vils“Gestaltung und Entwicklung eines naturnahen Flussabschnittes im landwirtschaftlichgeprägten tertiären Hügelland Niederbayerns.Ein Kooperationsprojekt von Freistaat Bayern, Landkreis Passau und Stadt Vilshofen an der Donau.Karl-Heinz EbnerDie Vils, ein kleiner Nebenfluss der Donau in Niederbayern, wurde im Kontext landwirtschaftlicher Flurbereinigung inden 1970er Jahren begradigt und ausgebaut. Auf einem Abschnitt zwischen Mattenham und Schönerting von 2,4 kmLänge, bot sich im Zuge der Verbesserung des Hochwasserschutzes für Schönerting die Möglichkeit einer Auenrenaturierungunter Wiederherstellung verbesserter hydraulischer Konnektivität von Fluss und Aue, u. a. durch eine Rückverlegungdes Sommerdeiches. Zahlreiche auentypische Habitate konnten so geschaffen bzw. aktiviert werden, aberauch als Erlebnisraum für den Menschen stehen Teile des Projektgebietes nun zur Verfügung.Das ProjektgebietDas untere Vilstal im Landkreis Passau, imöstlichen Teil des Regierungsbezirks Niederbayern,ist ein Naturraum von ökologischhoher Wertigkeit. Das Gebiet gehörtzur naturräumlichen Einheit des Isar-Inn-Hügellandes. Im Osten grenzt ein Vorsprungdes Bayerischen Waldes südlich der Donauan. Die Ausläufer des kristallinen Grundgebirgesdes Bayerischen Waldes sind imPlanungsgebiet in mächtigen Schichtendurch die Sedimente des tertiären Hügellandesüberdeckt. Das Abflussregime ist typischfür die östlichen Alpenvorlandsflüsse(Marcinek & Schmidt 2002: 178). Es ist mitseinem Hauptmaximum im Februar-Märznival (Schneeschmelze) und mit einem Nebenmaximumim Juni-Juli pluvial (Regenereignisse)geprägt (siehe Grafik nächste Seite).Das Einzugsgebiet der Vils beträgt ander Mündung in die Donau 1.445 km 2 . DasProjekt „Lebendige Vils“ liegt im Gebiet derStadt Vilshofen, im Landkreis Passau.Luftbild – Gesamtansicht mit Altwässern und NebenarmenDer Gewässerverlauf der Vils im Projektgebietist charakteristisch für einen Wiesenflussim tertiären Hügelland. Auf Grund desgeringen Gefälles neigt der Fluss zu starkerMäandrierung. Die Vils ist Vorfluter fürdas Grundwasser im Talraum. Der Grundwasserflurabstandbeträgt etwa 1,0 m unterGelände. Die Abflüsse der Vils bewegensich zwischen einem Niedrigwasser von4,0 m 3 /s, einem Mittelwasser von 10 m 3 /sund einem hundertjährlichen Hochwasservon 500 m 3 /s. Die Vils ist ein Gewässererster Ordnung. Für die Gewässerunterhaltungund den Gewässerausbau ist der FreistaatBayern, vertreten durch das WasserwirtschaftsamtDeggendorf, zuständig.Landwirtschaft und GewässerausbauBereits Anfang der 1970er Jahre wurde dieVils zwischen Pöcking und Grafenmühle (VilsAbschnitt IV) auf einer Länge von 15,5 kmausgebaut. Damit einhergehend wurde dasGebiet flurbereinigt. Ziel des Ausbaus wares, die Hochwassergefährdung für die landwirtschaftlichenFlächen (Ernteausfälle) unddie Siedlungsräume zu reduzieren, sowie dieBodenvernässung zu minimieren. Auslöserwaren die häufigen und teils verheerendenHochwasser mit hohen Schäden in der Landwirtschaftund im Siedlungsraum. Durch dieintensivierte Ackernutzung in den Hanglagenund in der Talaue ist der Eintrag von Sedimentenund Nährstoffen beträchtlich. DieGewässergüte liegt bei II (mäßig belastet).10<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


BericHTE und ProJEKTEK.-H. EbnerProjekt „Lebendige Vils“10 - 15In der Niedrigwasserperiode 2003 tratenan der Vils mit 143 µg/l (Grafenmühle) diedritthöchsten Chlorophyllkonzentrationenin Bayern auf (Lfw 2005: 124).Mit dem Ausbau wurde der Flusslauf streckenweisemassiv begradigt (Mäanderdurchstiche)und aus heutiger Sicht relativsteile Rampen (n = 1: 5), sogenannte„Schauberger Rampen“ eingebaut, um diedurch die Laufverkürzung entstandene Gefälledifferenzzu überbrücken. Diese Rampenwurden zwischenzeitlich nach heutigenwasserbautechnischen und gewässerökologischenErfordernissen umgestaltet.Zum Schutz landwirtschaftlicher Flächenwurden beidseitig Sommerdeiche errichtet.Der Ausbaugrad entspricht einem 5-jährlichenSommerhochwasser.Die Vils wurde im begradigten Abschnitt aufeinen Querschnitt des Mittelwasser (MW)-Bettes von ca. 25 bis 35 m ausgebaut unddie Ufer vorwiegend durch Wasserbausteinegesichert. Hierdurch wurde die Uferdynamikweitgehend unterbunden und der Lauffestgelegt. Morphologische Veränderungenwaren nur durch Auflandungen von Kies,Sand und Lehm und durch Gehölzbewuchsgegeben. Die Gewässerstrukturgüte stelltesich, gemessen am natürlichen Zustand,als stark verändert dar. Ferner war der Zugangzum Gewässer erschwert, weil sich imGegenzug zu den steilen Prallufern keineJahreszeitlicher Verlauf der Schwankungskoeffizienten an Vils, Rott und Abens (Quelle: LFU 2006).Der Schwankungskoeffizient geht vom Verhältnis des mittleren monatlichen Abfluss zum mittleren Jahresabflussan einem Pegel aus und ist ein Maß für dessen Variabilität über das Jahr.flachen Gleitufer mehr ausbilden konnten.Durch die Strukturarmut waren die LebensundReproduktionsräume für Wasserinsektenund Fische eingeschränkt. Ziel der Renaturierungsmaßnahmewaren die Optimierungder Hochwasserverhältnisse unddes Fluss-Aue-Ökosystems in diesem Gewässerabschnitt.Hieraus entstand das Projekt„Lebendige Vils“. Voraussetzung war,dass seitens des Wasserwirtschaftsamtesviele Ufergrundstücke seit den 1970er Jahrenerworben werden konnten.ProjektinhaltMit dem Projekt „Lebendige Vils“ wurde dasFlusstal auf einer Länge von 2,4 km ökologischumgestaltet. Das Projekt entsprichtden Zielsetzungen der EU-Wasserrahmenrichtlinie(WRRL) zum Erreichen des gutenökologischen Zustandes und dem Aktionsprogramm2020 der Bayerischen Staatsregierungzum Hochwasserschutz hinsichtlichder Verstärkung des natürlichen Rückhalts.Im Auftrag des ehemaligen Wasserwirtschaftsamtes(WWA) Passau, heute WWADeggendorf, wurde vom Ingenieurbüro EDRaus München im Zeitraum 2001 bis 2002 einEntwurf erstellt.HochwasserschutzSowohl die Straßenbrücke bei Schönertingals auch die Brücke bei Mattenham wieseneinen zu engen Durchlassquerschnitt aufund waren zudem in Bezug auf den baulichenZustand sanierungsbedürftig. Dervorgezogene Neubau der beiden Brückenin den Jahren 2006 und 2007 diente demHochwasserschutz der Ortschaft Schönertingsowie der Auen- und Biotopvernetzung(terrestrische Wanderkorridore).Vils bei Hochwasser,Mündung von Nebenarm in Eitlbach<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 11


BericHTE und ProJEKTEK.-H. EbnerProjekt „Lebendige Vils“10 - 15Lageplan Lebendige Vils aktuell (Kartengrundlage: © Bayerische Vermessungsverwaltung)Mit dem Neubau der Schönertinger Brückewurde der Flaschenhalseffekt bei Hochwasser(Auf- und Rückstau) durch eine großzügigeDreifeldbrücke beseitigt und damitder Hochwasserschutz der Ortschaft ausreichendverbessert. Ein entlang des rechtenUfers verlaufender Wirtschaftsweg wurdeim Zusammenhang mit dem Brückenbaudeutlich von der Vils abgerückt und demFluss örtlich wieder mehr Raum verschafft.Durch die Geh- und Radwegkappen derBrücke konnten die Wegenetzverbindungenbeidseitig der Vils optimiert werden (Besucherlenkung).Infolge der Aufweitung desHochwasserabflussquerschnittes zwischenden Deichen und durch die neuen Brückenöffnungenkonnten die Hochwasserständemerklich abgesenkt werden, Nachteile fürdie Unterlieger sind dadurch nicht gegeben.Die schmale und völlig veraltete Brücke beiMattenham wurde von der Stadt Vilshofenim Zusammenhang mit dem Projekt erneuert.Durch die nunmehr beidseitigen Gehwegkappenist ebenso eine bessere Wanderwegevernetzunggewährleistet. Die Brückewurde mit zwei Brückenfeldern von je 13 mlichter Weite errichtet und überspannt dasAltwasser der Vils nun großzügig.ÖkoausbauDer Geschiebehaushalt wird durch den etwa2 km langen Ökoausbau nicht maßgeblichverändert. Die regulierte Flusssohle derVils (Laufverkürzung) wird entlang der Ausbauabschnittedurch aufgelöste Sohlrampengegen Eintiefung gestützt. Im Ökoausbauabschnittwurden die Ufersicherungen weitgehendentfernt und das Gewässernetz verdichtet,sowie durchgängig gestaltet. Da dieUfer nun nicht mehr durchgehend gesichertsind, kann durch Seitenerosion ausreichendGeschiebeeintrag erfolgen. Das Geschiebekann diesen Abschnitt problemlos passierenoder sich teilweise ablagern, abhängigvon den Abflussverhältnissen. Durch die Abflussaufteilungder Vils auf die neuen Mäanderund das breitflächigere Abflussgebietreduziert sich in Folge die Fließgeschwindigkeitund damit die Schleppkraft im Sohlbereich,wodurch das Problem der Tiefenerosiondurch den früher verkürzten und eingespanntenFlusslauf erheblich verbessert bzw. wiederin naturnahe Verhältnisse umgewandeltwurde. Das Projektgebiet wird sukzessive abHQ 1überschwemmt. Die Nebenarme werdenauch bei Niedrigwasser durchflossen.Durch den ökologischen Umbau mit Vernetzungund Verbesserung der Gewässerstruktur,Verdichtung des Gewässernetzesund Ausweitung der Auwaldbestände mitberuhigten Zonen (Naturschutzraum, Fauna-Flora-Habitat(FFH)-Gebiet) wurde eineökologisch hochwertige Gewässerlandschaftgeformt. Mit der Deichrückverlegungwurde Raum für eine naturnahe Aue geschaffen,u. a. wurden die hierfür notwendigenBaumaterialien aus nahegelegenenKiesgruben entnommen. Ein vollständigerVerzicht der Deiche hätte Beeinträchtigungender angrenzenden landwirtschaftlichenFlächen und entsprechende Entschädigungszahlungennach sich gezogen. DesWeiteren wäre der Ort Aunkirchen wiedereiner verschärften Hochwassergefahrausgesetzt. Der hohe Naherholungsdruck(Wanderer, Radfahrer, Jogger, Skater, Spaziergängerusw.) soll durch den Ausbau undRückbau von Wegen umweltverträglichergelenkt werden. Das Störpotential durchFreizeitnutzung soll dabei auf relativ unsensibleFlächen begrenzt werden und dieAue im Kern einen beruhigten Bereich erhalten,der vorrangig der Natur überlassenbleibt.12<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


BericHTE und ProJEKTEK.-H. EbnerProjekt „Lebendige Vils“10 - 15Das Naherholungsgebiet vor den Toren derStadt Vilshofen erfährt eine markante Aufwertung.Das anschließende Vils-Engtal inRichtung Donau ist bis zum Stadtrand einausgewiesenes Naturschutz- und FFH-Gebiet.Insgesamt wurden rund 60 ha Fläche renaturiert,13.000 m 3 Schlamm überwiegendauf umliegenden landwirtschaftlichen Flächenausgebracht und 6.000 m 2 neue Wasserflächengeschaffen. Die Untersuchungdes Geschiebehaushalts, der Flussmorphologieund die Bemessung der neuen, aufgelöstenRampenbauweisen erfolgte in Zusammenarbeitmit dem Bayerischen Landesamtfür Umwelt.KostenDie Baudurchführung erfolgte in den Jahren2009 und 2010. Durch die im Projekt umgesetztenRenaturierungsmaßnahmen wurdein diesem Bereich das Fluss-Aue-Ökosystemmit integrierter Hochwasserrückhaltungnachhaltig verbessert, der bisherigeund planfestgestellte Hochwasserschutz derbeidseitig angrenzenden landwirtschaftlichenFlächen durch das Renaturierungsvorhabennicht verschlechtert. Die Gesamtkostendes Projektes Lebendige Vils belaufensich auf rund 2,8 Mio. Euro. Diese teiltensich wie folgt auf:• Gewässerrenaturierung (inkl. Deichrückverlegung):rd.1,2 Mio. Euro (mit Kofinanzierungdurch die Europäische Union ausdem „Plan zur Förderung der Entwicklungdes ländlichen Raumes“ EAGFL)• Brückenneubauten: 1,3 Mio. Euro (LandkreisPassau) und 0,3 Mio. Euro (StadtVilshofen)(Oben): Stillgewässer Lindamühlgraben(Mitte): Neuangelegte Gewässerfläche nachRauhgerinne 1 und Mündung zu Eitlbach (Hauptgraben)(Unten): Furt mit Trittsteinen zwischen Rauhgerinne2 und 3<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 13


BericHTE und ProJEKTEK.-H. EbnerProjekt „Lebendige Vils“10 - 15ArtenschutzIn Teilbereichen ist die Vils noch ein naturnaherWiesenfluss mit auetypischenBiotopen wie Altwassern und Auwaldrelikten.Bereits die Bewertung der ökologischenFunktionsfähigkeit in einer BayernweitenÜbersicht und auch der Auenzustandsbericht(Bfn 2009) dokumentiereneinen guten Ausgangszustand. Durchdie umfangreiche Renaturierung wurdeder Gewässerabschnitt in eine naturnaheFluss auenlandschaft mit natürlicher Dynamikumgewandelt. Der Flussabschnittist Teil des FFH-Gebietes 7344-301 „UnteresVils tal“. Für das FFH-Gebiet wurde zwischenzeitlichvon der Regierung von Niederbayernein Managementplan erstellt. Inder Vils aue zwischen Mattenham und Schönertingliegen einige Altwasser und kleinereStillgewässer mit Schwimmblattvegetation(Teichrosen usw.). Unter Berücksichtigungaller Schutzgüter des Projektgebietesund des gemeldeten FFH-Gebietes7344-301 „Unteres Vilstal“ fällt die Bilanznach Umsetzung der Maßnahmen im Rahmendes Projektes deutlich positiv aus. Zudemsind durch die Vernetzung einiger Altwasserpositive Entwicklungsprognosen dernach Anhang 2 der FFH-Richtlinie (RL) gemeldeten,streng zu schützenden FischartenBitterling, Frauennervling und Schiedzu verzeichnen. Auch zwei weitere gemeldetenArten nach Anhang 2 FFH-RL, der Biberund der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling,profitieren von der Umsetzung derMaßnahme.AuenlandschaftDie potentielle natürliche Vegetation derTalaue wäre ein Erlen-Eschen-Auwald. DasPlanungsgebiet enthält zwischen landwirtschaftlichgenutzten Flächen (Maisäckerund Wiesennutzung) noch typische Lebensräumeeiner Aue:• gewässerbegleitende Gehölzsäume,• umfangreiche Auwaldreste,• Auenbäche,• Altarmschlingen mit Schwimmblattgesellschaften- die an die Vils angebundensind,• Altarmreste - die vom Fluss getrennt sindund• Röhrichtreste.Hydrologische Kennzahlen der Vils(Auszug Gewässerkundliches Jahrbuch 2006)Hydrologische Hauptwerte am Pegel Grafenmühle (1940 – 2006)NQ Niedrigwasser 1,82 m³/sMNQ mittleres Niedrigwasser 4,53 m³/sMQ Mittelwasser 10,50 m³/sMHQ mittleres Hochwasser 135 m³/sHQ1 1-jährliches Hochwasser 101 m³/sHQ100 100-jährliches Hochwasser 520 m³/s(Quelle: LANDESAMT FÜR UMWELT (HRSG., 2006): www.hnd.bayern.de)Die Gehölzformationen sind in ihrer Artenzusammensetzungweitgehend der Weichholzauezuzurechnen. Die vorherrschendenBaumarten sind Silberweide, Escheund Grauerle. Zu dieser Gesellschaft tretenArten der Hartholzaue wie die häufigvorkommende Stieleiche. Als Fremdgehölzewurden in der Vergangenheit auf relativkleinen Flächen die Hybridpappeln unddie Douglasie gepflanzt. Die Wiesen weisenim Allgemeinen in ihrer Artenzusammensetzung(z. B. Schafgarbe, Spitzwegerichim Wirtschaftsgrünland) auf eher magereWiesengesellschaften hin. Im östlichen Planungsgebietfindet man noch eine wechselfeuchteAuenwiese mit Nässezeigern wieKriechendem Hahnenfuß und Seggen. ImBereich der Staunässe dominiert das Rohrglanzgras.Bei den Röhrichtresten handeltes sich um Schilfbestände sowie Rohrglanzgras,das mit größerer Flächendeckung vorkommt.Als Neophyten kommen das IndischeSpringkraut und in geringem Maßeder Japanische Knöterich vor. Die Altwasserweisen Schwimmblattgesellschaftenmit der Gelben Teichrose auf.Auf den Kiesbänken und Ufersäumen derVils wurden der Flussregenpfeifer undBruchwasserläufer beobachtet. ZahlreicheVogelarten nutzen die Flussniederung alsZugstraßen, Rast- und Überwinterungsgebiet.Der Insektenreichtum kommt den Fledermäusenzugute. Hier ist besonders dieWasserfledermaus zu nennen. Durch diehohe Anzahl der stehenden Gewässer findetdie Insektengruppe der Libellen gute Lebensbedingungen.Zielkonflikte in der Umsetzungder EU-WRRL und der FFH-RL sindnicht aufgetreten.Das Naturschutzgebiet Vils-Engtal grenztim Osten an das Planungsgebiet an. DieVils auen sind landschaftlich von besondererSchönheit und sollten der extensiven Erholungvorbehalten bleiben.Es ist zu erwarten, dass durch die Renaturierungdie Grundwasserdynamik verbessertwird, da die natürliche Retentionsfähigkeitder Aue gesteigert wurde. Dies wird den auwaldtypischenArten zugute kommen.Durch das vielfältig strukturierte Auwaldbandentlang der Vils mit Altwässern, Wäldern,Wiesen und Äckern als landschaftlicheGroßkulturen entsteht ein charakteristischesLandschaftsbild mit hoher räumlicherErlebbarkeit und großer Vielfalt, miteinem Wechsel von offenen und versteckten,abgeschiedenen Bereichen. Die Gehölzbeständeder trockeneren Aue, vor allemEichen, bei denen imposante Baumindividueneindrucksvoll hervorstechen, weiseninsgesamt einen sehr vitalen, gesundenZustand auf.Freizeit und ErholungDas Gebiet spielt für den Tourismus eine zunehmendeRolle, besonders für Familien mitKindern, Spaziergänger, Wanderer, Radfahrer,Reiter und Naturbeobachter.Die landwirtschaftlichen Wege innerhalbdes Talraumes führen durch Wiesen, Laubwälder,entlang von Altwassern und Gräben.Die kulturellen Anreize im Vilstal, wie dasKloster Aldersbach am südlichen Talrand14<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


BericHTE und ProJEKTEK.-H. EbnerProjekt „Lebendige Vils“10 - 15Auszug aus Wasserkörper-Steckbrief, Flusswasserkörper IN036(Vils von Pöcking bis Mündung in die Donau)Prägender Gewässertyp: Typ 2.2: Kleine Flüsse des AlpenvorlandesZustand des Flusswasserkörpers:Chemischer Zustand:Ökologischer Zustand:Zuverlässigkeit der Bewertungzum ökologischen Zustand:mit seiner von den Gebrüder Asam geschaffenenBarockkirche, verschiedene Schlösser,Klöster und Kirchen der näheren undweiteren Umgebung und die reizvolle DonaustadtVilshofen sprechen für sich. EinAbstecher von der „Tour de Baroque“, demDonauradweg von Regensburg nach Wien,führt in das Vilstal nach Aldersbach. DerRadweg von Landshut nach Vilshofen führtebenso ins beschauliche Vilstal. Es war alsofür die Planung und Umsetzung ebenso wesentlich,dass die Auenlandschaft erlebbarbleibt, ohne sie empfindlich zu stören. Zurbesseren Naturvermittlung wurde mit denNaturschutzverbänden ein Themenlehrpfadrund um das Projektgebiet angelegtund zur besseren Naturbeobachtung beabsichtigtdie Stadt Vilshofen eigens einenBeobachtungsturm zu errichten. Das Projektgebiet„Lebendige Vils“ hat sich zwischenzeitlichzu einem potentiellen Naherholungsgebietfür Jung und Alt gemausertund die Renaturierungsflächen entwickelnsich prächtig.LiteraturverzeichnisBayerische Akademie Für Naturschutz UndLandespflege (Anl) (Hrsg., 1991): Erhaltungund Entwicklung von Flussauenin Europa. (= Laufener SeminarbeiträgeBd. 4/91). Laufen a.d. Salzach.gutunbefriedigendhochUmweltzielerreichung für den FlusswasserkörperGuter chemischer Zustand: erreichtGuter ökologischer Zustand: voraussichtlich nach 2015 erreicht(Quelle: Bayerisches Staatsministerium Für Umwelt Und Gesundheit (Hrsg., 2009):Bewirtschaftungsplan für den bayerischen Anteil der Flussgebietseinheit Donau.München)Bayerisches Landesamt Für Umweltschutz(Hrsg., 1985): Biotopkartierung Bayern(Flachland). München.Bayerisches Landesamt Für Umweltschutz(Hrsg., 1995): ArtenschutzkartierungLandkreis Passau. München.Bayerisches Landesamt Für Wasserwirtschaft(Hrsg., 2003): Die EuropäischeWasserrahmenrichtlinie und ihre Bedeutungfür Bayern. München.Bayerisches Landesamt Für Wasserwirtschaft(Hrsg., 2005): WasserwirtschaftlicherBericht – Niedrigwasserperiode2003. (= InformationsberichteHeft 2/05). München.Bayerisches Staatministerium Für LandentwicklungUnd Umweltfragen (Hrsg.,2000): Natura 2000. Gebietsvorschlagnach Der FFH-Richtlinie. Gebiets-Nr.F63-055 Unteres Vilstal. Stand Februar2000.Bayerisches Staatsministerium Für LandesentwicklungUnd Umweltfragen(Hrsg., 1997): Flüsse, Auen, Täler erhaltenund entwickeln. München.Bayerisches Staatsministerium Für LandesentwicklungUnd Umweltfragen(Hrsg., 1996): Schützen und lebenlassen. Die in Bayern geschützten Tiere.München.Bundesamt Für Naturschutz (Hrsg., 2009):Flussauen In Deutschland. Erfassungund Bewertung des Auenzustandes.(= Naturschutz und Biologische VielfaltH. 87). Bonn – Bad GodesbergLandesamt für Umwelt (Hrsg., 2006): GewässerkundlichesJahrbuch - Donaugebiet.Augsburg.Marcinek, J. & Schmidt, K.-H. (2002): Gewässerund Grundwasser.- In: Liedtke,H. & Marcinek, J. (Hrsg.): PhysischeGeographie Deutschlands. S. 157-182.Stuttgart.Regierung Von Niederbayern (Hrsg., 1992):Pflege- und Entwicklungskonzept UnteresVilstal (für das Naturschutzgebiet„Vils-Engtal“). Landshut.Stadt Vilshofen (Hrsg., 1994): LandschaftsplanVilshofen. Arbeitsgemeinschaft E.Merkl / Flu-Planungsteam. Vilshofen.Untere Naturschutzbehörde Landkreis Passau(2012): Informationen zum UnterenVilstal. Passau.Vogel, D. (Hrsg., 1994): Das Vilstal – Heimatbuch.VilsbiburgWasserwirtschaftsamt Passau (Hrsg.,2002): Gewässerentwicklungsplan (GE-Pl) für die Vils. Fluss-Km 0.000-19.205.Passau.Wasserwirtschaftsamt Passau (Hrsg.,2003): Staatliche Wasserwirtschaft, GewässerI, Vils. Lebendige Vils im Bereichder Ortschaft Schönerting. Erläuterungdes Ingenieurbüros EDR Gmbh. Passau.Alle Fotos, außer Luftbild: W. Leuzinger,Wasserwirtschaftsamt Deggendorf;Luftbild: W. Englmüller, WasserwirtschaftsamtDeggendorf.KontaktKarl-Heinz EbnerRegierung von Niederbayern;Sachgebiet WasserwirtschaftRegierungsplatz 54084028 LandshutTel.: (0871) 808-1444Fax: (0871) 808-1859E-Mail: karl-heinz.ebner@reg-nb.bayern.dewww.regierung.niederbayern.bayern.de<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 15


BericHTE und ProJEKTES. Hajer20 Jahre Gewässerentwicklung am Obermain zwischen Bamberg und Lichtenfels (Teil 2)16 - 1920 Jahre Gewässerentwicklung am Obermain zwischen Bambergund Lichtenfels (Teil 2)Severin HajerTeil 1 (<strong>Auenmagazin</strong> Heft 03/2012 S. 21-25) befasst sich intensiv mit dem Gewässerentwicklungskonzept, dem zugehörigenLeitbild, einer Darstellung und Bewertung des Bestandes (Abflussgeschehen, Gewässergüte, Feststoffhaushalt,etc.) sowie der Beschreibung der Entwicklungsziele für Fluss und Aue. In Teil 2 wird anhand von Beispielen dieUmsetzung des Gewässerentwicklungskonzeptes im Gewässer und in der Aue erläutert.Umsetzungsbeispiele für Fluss undAueUmsetzungsbeispiele FlussNaturnahe Flussentwicklung durch EigenentwicklungErste Priorität hat die Eigenentwicklungdes Gewässers, „Hochwasserschäden“ werdennicht mehr grundsätzlich behoben. DerErwerb ausreichend breiter Uferflächen unddie Reduzierung des Unterhaltungsaufwandeshaben Vorrang. Bewährt hat sich auchdie Entfernung alter Uferverbauungen, dadurchwird dem Gewässer die Freiheit zurückgegeben,sich selbst zu entfalten. Inzwischensind viele Uferstrecken der Eigenentwicklungüberlassen, das Gewässer atmetauf.Strukturverbesserung am Gewässer durchAufweitungen und UferabtragDie Fluss-Aue-Vernetzung ist durch Uferaufweitungenund Flutmulden zu verbessern.Flachwasserzonen an Seitengewässernund Kiesgruben sind anzulegen. Totholzund Sturzbäume sind, wenn möglich,im Flussbett zu belassen und gezielt zurStrukturverbesserung einzusetzen. Voraussetzungist, dass keine Restriktionen durchTrinkwasserschutzgebiete, Bebauung, Trassenoder besondere Belange des Naturschutzesbestehen.(Oben): Beispiel für eine naturnahe Fluss-Aue-Vernetzungdurch eine Gewässeraufweitung am Mainbei Zapfendorf; 2010.(Unten): Beispiel für großflächige Flussrenaturierungund Aue-Vernetzung mit Entsteinung undUferaufweitung am Main bei Ebensfeld im Rohbauzustand.16<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


BericHTE und ProJEKTES. Hajer20 Jahre Gewässerentwicklung am Obermain zwischen Bamberg und Lichtenfels (Teil 2)16 - 19Beispiel für großflächige Flussrenaturierung und Aue-Vernetzung am Main bei Ebing im Rohbauzustand;Ausgleichsmaßnahme für die Hochwasserschutzmaßnahme in Ebing.Schema für eine naturnahe Flussentwicklung mitLaufverlängerung am Main am Beispiel Unterbrunn.Ein Kooperationsprojekt mit der Kiesindustrie.Ein erstes größeres Projekt konnte 1990 imBereich Zapfendorf realisiert werden. Nachdem Brand eines Holzwerkes wurden öffentlicheFlächen zur Materialentnahmefür das Vorhaben benötigt und dem Mainvorlandentnommen. Die Gewässerentwicklungohne weitere Pflege hat eine dynamische,verzweigte Gewässerlandschaft entstehenlassen.Ein aktuelles größeres Projekt konnte 2006- 2010 im Bereich Ebensfeld realisiert werden.Ein EU-kofinanziertes Renaturierungsprojekthat auf mehreren Kilometern desMains größere Flächen dem Gewässer zurückgegeben.Eine bewährte Möglichkeit, Renaturierungsmaßnahmenumzusetzen besteht darin,Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen andie Gewässer zu verlagern.Viele große Maßnahmen konnten in Verbindungmit Verkehrsprojekten deutscher Einheitmit der ICE-Strecke der Bahn und demAutobahnbau A 73 umgesetzt werden. AuchEingriffe der Wasserwirtschaft in den Naturhaushaltwie z. B. der Bau der Hochwasserschutzmaßnahmein Ebing konnten amMain ausgeglichen werden; beispielhaft anobenstehendem Bild aufgezeigt.Naturnahe Flussentwicklung durch LaufverlängerungDer Obermain soll vor allem im Bereich derfreien Fließstrecken zu einem dynamischen,strukturreichen Fließgewässer entwickeltwerden. Wo möglich, sind alte Flussschleifenwieder anzubinden oder der Verlust dernatürlichen Lauflänge durch Laufverlängerungenauzugleichen. Die Fluss-Aue-Vernetzungist durch Uferaufweitungen undFlutmulden zu verbessern. Sohlschwellensind zurückzubauen und die Sohle istdurch Laufverlängerungen zu stabilisierenund wenn möglich anzuheben. Wenn möglich,sollen Wege zurückgebaut und der Zugangzu besonders sensiblen Naturgebietendurch geeignete Maßnahmen der Besucherlenkungerschwert werden.Ein erstes umgesetztes Projekt ist die Laufverlängerungbei Unterbrunn. In Kooperationmit der Kiesindustrie wurde in einerVorrangfläche für den Kiesabbau eine neueFlussschleife angelegt.Der neue Main wurde hier effektiv um1,2 km verlängert, etwa 70 ha Aue wurdennaturnah gestaltet. Das Projekt wurde 1999begonnen und 2012 abgeschlossen. Die Projektkostenbelaufen sich auf ca. 1,2 Mio. €,das Vorhaben wurde EU kofinanziert.Im Bereich Zapfendorf wird derzeit einzweites Projekt geplant, der Grunderwerbhierzu ist bereits weitgehend getätigt.Auch hier können in ein geplantes KiesabbaugebietGewässerentwicklungsziele eingebrachtwerden.Naturnahe Auenentwicklung in Verbindungmit dem Abbau von BodenschätzenBei der ökologischen Aufwertung der Auelebensräumehat die Art und Weise der Rekultivierungvon Baggerseen eine Schlüsselfunktion.Es sollen möglichst strukturreicheGewässer mit ausgeprägten Flachwasserzonen(„Zone des Lebens“) gestaltetund durch Steilufer ergänzt werden. Entgegenden ursprünglichen starren Grenzabständenwird heute eine enge Verzahnungder Gewässer und eine strukturreicheGestaltung angestrebt. In vielen Fällenkonnte eine offene Verbindung zum Mainhergestellt werden. Die gezielte Steuerungvon Verschlämm- und Verfüllbereichen hatvielfältige Lebensräume entstehen lassen.Biologische DurchgängigkeitFür die biologische Durchgängigkeit desObermains sind an den Wehren in Burgkunstadt,Oberwallenstadt, Kirschbaummühle,Trebitzmühle, Hochstadt und Hausenbereits sechs Maßnahmen umgesetzt<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 17


BericHTE und ProJEKTES. Hajer20 Jahre Gewässerentwicklung am Obermain zwischen Bamberg und Lichtenfels (Teil 2)16 - 19worden. Gewählt wurden jeweils naturnaheUmgehungsgewässer. Ein Teil dieser Projektewurde durch die Wasserwirtschaftsverwaltunggeplant und ausgeführt. Neue Anlagenwerden von den Triebwerksbetreibernim Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes(EEG) umgesetzt.Ein wesentliches Querbauwerke ist noch dieStaustufe Viereth, als „Tor zum Obermain“,und das Kraftwerk Hausen (freie Fließstrecke- staugeregelter Obermain). Im Bereichder Wehranlage Burgkunstadt war geplant,den bestehenden Stau abzusenken, dieseLösung musste zugunsten einer neuenWasserkraftnutzung fallengelassen werden.Für ein ökologisch funktionsfähiges Fließgewässersystemmüssen jedoch auch nochdie Seitengewässer durchgängig gestaltetwerden. Nur dann können die Fische ihreLaichplätze in den Oberläufen erreichenund sich genetisch regenerieren. NaturnaheFließgewässerabschnitte müssen zusammengeknüpftwerden, um nachhaltigeund funktionsfähige Ökosysteme zu erreichen.Einige der Seitengewässer sind bereitsteilweise durchgängig umgestaltet.Umsetzungsbeispiele AueAls Zielvorstellung für die Aue lassen sichim Obermaintal in Abhängigkeit von denvorhandenen Restriktionen drei grundsätzlicheverschiedene Typen unterscheiden.Einmal der Primärlebensraum „dynamischeFließgewässer“ mit Auwald undaue typischen Strukturen, zum anderen einehalboffene Auelandschaft und auch dasOffenland. Der Schwerpunkt der Gewässerentwicklungliegt überwiegend in denPrimärlebensräumen dynamischer Fließgewässermit Auwald, die bereits im vorigenAbschnitt behandelt wurden.(Oben): Die 2011 fertig gestellte Mainschleife beiUnterbrunn mit rekultiviertem Baggersee.(Mitte und Unten): Beispiel für Baggerseerenaturierung/ Fluss-Aue Vernetzung als Auflage in derAbbauplanung. Vergleichsbilder 1992 - 2010.18<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


BericHTE und ProJEKTES. Hajer20 Jahre Gewässerentwicklung am Obermain zwischen Bamberg und Lichtenfels (Teil 2)16 - 19In vielen Bereichen ist es gelungen, die Weichennachhaltig auch für die Zukunft zustellen.Tabellen- und AbbildungsverzeichnisDie Tabellen und wesentliche Textteile entstammendem GewässerentwicklungskonzeptMain, Büro für GewässerentwicklungGeoEcoPlan Kemmern.Prinzip Lagunenlandschaft mit langen Uferlängen zur naturnahen Einbindung von Baggerseen in die Gewässerauebei Oberwallenstadt und Ebing.Alle Abbildungen: WasserwirtschaftsamtKronach.Halboffene AuenlandschaftEine halboffene Auelandschaft wäre geprägtdurch die dynamische Vernetzungvon Fluss und Aue, durch ein Mosaik anStrukturen (Altwässer, Totarme, Gehölzinseln,Schilfflächen) und einen z. T. größerenAuwaldanteil, aber auch Lichtungen.Große Herbivoren (z. B. Wildrinder, Wildpferde)und die dynamischen Kräfte desWassers schaffen diesen strukturreichen,mosaikartigen Lebensraum.Eine Chance für die Umsetzung dieser vielfältigenund artenreichen Lebensräume bietetim Maintal die naturnahe Gestaltungvon flussnahen Kiesabbaugebieten.OffenlandDie naturverträgliche Nutzung im gesamtenTalraum des Mains kann nur als Gemeinschaftsaufgabegelöst werden.Hier stehen neben der Wasserwirtschaft mitihren Zielen wie Hochwasser- und Trinkwasserschutzbesonders die Landwirtschaftund der Naturschutz in der Verantwortung.Diese Offenlandstandorte können als Landschaftsbilddauerhaft nur durch gezielteNutzungen erhalten werden.Rückblick und AusblickDas Gewässerentwicklungskonzept hat sichals sehr wirkungsvolles Instrument zur Umsetzungder Gewässerentwicklungsziele gezeigt.Mit diesem Instrument ist es der Wasserwirtschaftim Laufe der letzten Jahrzehntegelungen, den vormals eingeengten undkorrigierten Obermain streckenweise in einendynamischen Flusslauf umzuwandeln.Weiterführende LiteraturHeßberg, A. v. (2003): Landschafts- und Vegetationsdynamikentlang renaturierterFlussabschnitte von Obermain undRodach. Bayreuth.Metzner, J., Heßberg, A. v. & Völkl, W.(2003): Entstehen durch Flussrenaturierungneue Primärhabitate? Bestandsentwicklungausgewählter Vogelartennach dem Wiederzulassendynamischer Prozesse am Main - In:Naturschutz und LandschaftsplanungJhrg. 35, H. 3, S. 74-82.Speierl, T., Hoffmann, K.H., Klupp, R.,Schadt, J., Krec, R. & Völkl, W. (2002):Fischfauna und Habitatdiversität: DieAuswirkungen von Renaturierungsmaßnahmenan Main und Rodach. -In: Natur und Landschaft Jhrg. 77, H.4, S. 161-171.Wasserwirtschaftsamt Kronach (2009):Gewässerentwicklungskonzept GewässerI. Ordnung Main, Fkm 388.8bis Fkm 456.8.KontaktSeverin HajerWasserwirtschaftsamt KronachKulmbacher Straße 1596317 KronachTel.: (09261) 502243Fax: (09261) 502150E-Mail: severin.hajer@wwa-kc.bayern.deVisionen für den Obermain: Wildpferde wie hier in der Millingerwaard, Niederlande.<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 19


BericHTE und ProJEKTEA. HenrichfreiseZur Wirkung von Mangan und Eisen20 - 23Zur Wirkung von Mangan und Eisen auf die Wuchsbedingungenbei frei fließender und gestauter DonauEin landeskulturell bedeutsames Defizit der PlanungAlfons HenrichfreiseIm Blickpunkt dieses Beitrags steht die Donauaue zwischen Straubing und Vilshofen. Für diese Flussstrecke werdenzwei Ausbauvarianten geprüft. Bei der Variante A bleibt der frei fließende Charakter der Donau mit seinen großenWasserstandsschwankungen erhalten (Foto 1). Bei der Variante C 2,80 hingegen mit einer Staustufe und der Vertiefungdes Flussbettes um bis zu 1,2 m würden der Fließcharakter und die existenznotwendigen großen Wasserstandsschwankungenfür die Aue wesentlich und dauerhaft in Mitleidenschaft gezogen. Weil die Wirkung von Mangan undEisen während hoher Wasserstände auf die Wuchsbedingungen im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung bislangnoch nicht ausreichend behandelt worden ist, soll die Pflanzenverfügbarkeit dieser beiden essentiellen Mikronährstoffeauf den kalkhaltigen Böden der Donauaue im Mittelpunkt der Ausführungen stehen.Abb. 1: Der gemäß Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie (Natura2000) der EU prioritär zu schützende Silberweidenwald ist existentiell auf den frei fließendenStrom und auf die großen Wasserstandsschwankungen von 1,5 m unter, und bis zu rund 4 m über Flur angewiesen. Der geplante Staustufenbau mit Stützschwellenin der Mühlhamer Schleife würde diesen intakten Lebensraum standörtlich und biologisch wesentlich verschlechtern (Mühlhamer Schleife, Foto:A. Henrichfreise, 8. April 1998).20<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


BericHTE und ProJEKTEA. HenrichfreiseZur Wirkung von Mangan und Eisen20 - 23Welche Bedeutung haben Manganund Eisen für die Vegetation?Obwohl die Mineralnährstoffe Mangan (Mn)und Eisen (Fe) nur in geringem Ausmaß vonPflanzen benötigt werden, sind sie lebensnotwendige(essentielle) Mikronährstoffe.Auf Kalkböden wie an den Alpenzuflüssen,an der Donau und am Oberrhein sind diesebeiden essentiellen Mikronährstoffe jedochmeist in Verbindungen mit Sauerstoff oderSchwefel so stark fest gelegt, dass sie nichtausreichend von den Pflanzen aufgenommenwerden können.Ohne ausreichende Versorgung mit diesenbeiden Elementen erbringen die Pflanzennicht genügend Wuchsleistung. Bei stärkeremMangel werden sie chlorotisch, d. h. siebilden zu wenig Chlorophyll, werden deshalbgelb, schließlich braun und könnengänzlich verkümmern.Abb. 2: Ausgedehnte Qualmwasserflächen hinterdeichs. Auch nach Abklingen der Hochwasser von Donauund Isar bleiben die Qualm- und Stauwasserflächen noch lange erhalten. (Deggendorf-Fischerdorf, Foto:H. Schmidt, ÖKON, März 2000, in FOECKLER et al. 2010).Diese Mangelerscheinungen und Wuchsdepressionenlassen sich häufig in trockenenJahren und vor allem während mehrerertrockener Jahre in Folge beobachten.In Jahren mit ausreichend hohen Grundwasserständenhingegen bleiben diese Mangelerscheinungenaus, die Pflanzen sind grünund wachsen kräftig.Die Vorteile hoher Grundwasserständeauf die Verfügbarkeit von Mn und FeAm günstigsten für das Wachstum der Pflanzensind kurze hohe Grundwasserstände –und diese vor Beginn und während der Vegetationszeit.Häufig hohe Grundwasserstandsschwankungenhaben folgende Vorteile:• Die hohen Grundwasserstände versorgendie Pflanzen mit Wasser.• Die hohen Grundwasserstände bringenauch Mineralnährstoffe aus tieferenSchichten in den Wurzelbereich.• Die hohen Grundwasserstände machendie essentiellen Mikronährstoffe Manganund Eisen durch Reduktion auf Kalkbödenpflanzenverfügbar.Die hohen Grundwasserstände müssen jedochimmer wieder durch niedrige Ständeabgelöst werden, damit die Wurzeln derPflanzen mit Sauerstoff versorgt werden,d. h. im wahrsten Sinne des Wortes durchatmenkönnen.Somit ist der Wechsel von niedrigen und hohenGrundwasserständen auch mit einemEin- und Ausatmen verbunden.Wesentliche Beeinflussung desGrundwasserhaushalts durchSchöpfwerke?Bei intakten Flüssen wie der Donau zwischenStraubing und Vilshofen sind die Hochwasserim Fluss selbst vergleichsweise kurz.Ganz anders aber ist das Verhalten desGrundwassers während und nach Hochwassern:• Die erhöhten Grundwasserstände dauernlänger an. Dabei nimmt die Dauer des hohenGrundwasserstandes nach landwärtshin zu.• Die hohen Grundwasserstände klingenteils erst nach zwei bis drei Monaten aus.• Mit zunehmender Entfernung vom Flusswird die Schwankung gedämpft.• Die hohen Grundwasserstände tretenmit wachsender Entfernung vom Flusszunehmend verzögert auf. Entsprechendsind auch die Scheitel im Grundwasserentfernungsabhängig um wenige Tage biszu Wochen versetzt.Diese Zeitversetzung und Dämpfung desGrundwasserstandes wird in Abbildung 3an einem frei fließenden Abschnitt des südlichenOberrheins deutlich.Entsprechend verursachte beispielsweisedas Hochwasser im November 1998 imIsar mündungsgebiet folgende Auswirkungenauf die Grundwasserstände:(1) Links der Isar im Raum Deggendorf-Fischerdorf stieg der Grundwasserstandnach langer Trockenheit innerhalb wenigerTage großflächig deutlich über Flur. Erverharrte dann trotz abklingender Hochwasserständein Isar, Donau und Schöpfwerksgräbenund trotz früh einsetzender,ausdauernder und sehr hoher Pumpleistungdes Schöpfwerkes mehrere Monatezumindest als schwebendes, aber sehr vegetationswirksamesGrundwasser in undüber den Aue lehmböden. Auch bei Hochwassernwie im Mai 1999 und im März2000 waren große Flächen trotz intensivenPumpbetriebs sehr lang anhaltend wasserbedeckt(hier Abbildung 2 sowie Foeckleret al. 2010, S. 130).<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 21


BericHTE und ProJEKTEA. HenrichfreiseZur Wirkung von Mangan und Eisen20 - 23(2) Zwischen Isar und Stögermühlbachwirkte nicht die entferntere Donau als Vorflut,sondern das deichnahe StaatshaufenerAltwasser mit seiner weit Unterstrom gelegenenMündung in die Donau.Dennoch trat der Grundwasserscheitel z. B.schon in nur 450 m Entfernung landwärtsdes Altwassers rund 5 Tage später auf alsdie HW-Spitze im Altwasser. Das landseitigeGrundwasser wurde dort bis zu 1,8 mgegenüber dem Ausgangsniveau vor Hochwasserbeginnangehoben und es klanglangsam nach etwa einem Monat aus. Inungefähr 1,3 km Entfernung vom Altwasserwar der Grundwasserscheitel erst 10Tage nach dem Vorlandscheitel erreicht bei1,4 m Anhebung und einem anschließendnoch langsameren Absinken.Der Anstieg des Grundwassers verlief inallen Fällen gleichmäßig. Das SchöpfwerkIsar münd war nur relativ kurze Zeit in Betriebund vermochte schon deshalb nurden Oberflächenwasserstand im Bereichdes Schöpfwerksgrabens erheblich, abernur kurzzeitig abzusenken. Dabei wurdeder grabennahe Grundwasserstand nurschwach und kurz abgesenkt. Somit bliebvor allem das Grundwasserniveau großräumigunbeeinflusst (Foeckler et al. 2010,Abb. 5.2).(3) Abwärts des Stögermühlbaches liegenin der geografisch besonders tief gelegenenNiederung schon von Natur aus sehrniedrige Wasserstände vor. Das früh einsetzendeSchöpfwerk Thundorf entwässertdiesen tief gelegenen deichnahen Bereichüber den Kugelstätter Graben. Doch sowohlim hoch gelegenen Gelände in Richtung desStögermühlbaches als auch in der landseitigenNiederung fehlte ein nennenswerterEinfluss auch dieses Schöpfwerkes währenddes Novemberhochwassers 1998 (Foeckleret al. 2010, S. 55).Somit steigt der Grundwasserstand naheForstern in 1,8 km Entfernung von derAbb. 3: Lang anhaltend erhöhte Grundwasserstände nach Hochwasser (Ganglinie der Wasserstände beim Hochwasser 1983 an der Pegelreihe Hartheim beiRhein-km 214,160. (Beispiel Südlicher Oberrhein, frei fließende Strecke aufwärts von Breisach, Quelle: Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes).Erklärung zu Abbildung 3:Aufgezeichnet wurden verschiedene entfernungsabhängige Grundwasserstandsverläufe. Flächig in Orange hervorgehoben ist die ausgesprochen lang anhaltendeAnhebung über dem Niveau des Mittelwassers von 1975 in 1200 m Entfernung vom Fluss.Ergebnis und Auswirkungen lassen sich wie folgt kurz zusammenfassen:Gegenüber dem hohen, aber nur kurzen Hochwasser im Fluss steigen die Grundwasserstände mit zunehmender Entfernung vom Fluss zwar geringer, dauern jedochentsprechend länger an.Neben den Vorteilen für die Landeskultur wirkt das im Boden gespeicherte Grundwasser aus folgenden Gründen auch sehr günstig auf Hochwasserschutz undSchifffahrt:• zum einen, weil der große gespeicherte Hochwasseranteil die Hochwasserspitze wesentlich senkt und• zum andern, weil das derart als Grundwasser gespeicherte Hochwasser erst nach dem Hochwasserscheitel zeitversetzt wieder dem Strom zufließt.Somit wird die Hochwassergefahr ohne die kostspieligen Hochwasserschutzmaßnahmen nach Staustufenbau mit ihren Risiken bei der Steuerung zuverlässigvon selbst gemindert. Zudem wird der höchste schiffbare Wasserstand weniger häufig überschritten und dauert kürzer an; die Schifffahrt läuft deshalb länger.Nach Staustufenbau geht ein erheblicher Speicherraum dauerhaft verloren (Bundesanstalt Für Gewässerkunde (Bfg) 1986, 1987a, 1987b und 1995).22<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


BericHTE und ProJEKTEA. HenrichfreiseZur Wirkung von Mangan und Eisen20 - 23Altwasservorflut ebenfalls kontinuierlich anund erreicht seinen Scheitel erst rund 13Tage nach der HW-Spitze im Vorland. DerGrundwasseranstieg beträgt beachtliche1,5 m. Nur sehr langsam – in einem Zeitraumvon vielen Wochen – nähert sich derGrundwasserstand wieder dem Ausgangsniveauvor dem Hochwasser.Zusammenfassend ist somit festzustellen:In allen Fällen war ein starker und zeitversetzterAnstieg der Grundwasserständebei großräumig langem Verweilen auf höheremNiveau zu verzeichnen. Eine großräumigeAbsenkung der wuchserheblichenGrundwasserstände durch die Schöpfwerkehingegen blieb aus. Vielmehr verhaltensich Anstieg, Beharren und Abklingen desGrundwassers wie in Abbildung 3. Auch hierliegt keine Störung durch Schöpfwerke vor.Diese Tatsache der zeitversetzten, gedämpftenund großräumig länger anhaltend hohenGrundwasserstände wirkt sich besondersgünstig auf die Versorgung der Pflanzenmit Wasser sowie mit Makro- und Mikro-Mineralnährstoffen aus.Somit wird ein Ausbau der Donau als freifließender Fluss ohne erhebliche Eintiefungkeine Nachteile in der Wasserversorgungund in der Verfügbarkeit der vorliegendenMineralnährstoffe zur Folge haben.Wie würde sich die geplante StaustufeAicha auf die Wuchsbedingungenauswirken?Die geplante Staustufe würde sich hingegenwie folgt auswirken:Bei Dauereinstau, wie auf der linken Donauseiteund rechts aufwärts der Isarmündungwürde infolge dauerhafter Wasserbedeckungoder zu hohen Grundwasserstandesständig zu viel ionares Eisen und Manganfreigesetzt. Diese unablässig zu hoheKonzentration, vor allem an freiem Eisen,wirkt giftig auf die Pflanzenwurzeln (Blumeet al. 2010) und würde sich somit nachteiligauf Artenzusammensetzung und Wuchskraftder Vegetation auswirken.Bei der weiteren Austrocknung auf derHälfte der Strecke aber reichen hohe Grundwasserständeseltener, durchschnittlich wenigerhoch und dann nur kurzzeitig in diedurchwurzelbare Bodendeckschicht überKies und Sand. Somit wird hier der günstigeEinfluss wiederholt kurzer Grundwasserspitzeneinschließlich der notwendigenFreisetzung der essentiellen MikronährstoffeMangan und Eisen verschlechtert. Dieseverdeckte Schädigung im Boden wirkt sichbesonders bei der Variante C 2,80 aus, weilbei ihr die Donau noch weiter als bei derfrüheren Variante C, d. h. um bis zu 1,2 m,vertieft würde.Erhebliches Planungsdefizit und dieFolgenDas chemisch-hydrologische Zusammenwirken,das sich besonders auf Kalkbödenals grundlegend für die Artenzusammensetzungsowie für die biologische, forst- undlandwirtschaftliche Produktion erweist, istzwar bekannt. Dennoch wird diese Tatsachetrotz seiner außerordentlich hohen praktischenBedeutung in der Planung nicht berücksichtigt.Werden die Vorteile dieser natürlichen chemisch-hydrologischenProzesse im Ist-Zustandentlang der rund 70 km langen freifließenden Strecke von Straubing bis Vilshofenweiter in der Planung ignoriert, sindfolgende Nachteile für landwirtschaftlichgenutzte Flächen zu erwarten:• Es muss verstärkt gedüngt werden, wasfinanziell negativ zu Buche schlägt.• Die Preise für Düngemittel steigen wegender steigenden Kosten für Energieund Mineralstoffe weiter.• Boden, Grundwasser und Oberflächengewässerwerden stärker verschmutzt, u. a.mit Chlorid, Cadmium und dem radioaktiven,zudem hochtoxischen Uran aus demteils leicht wasserlöslichen Uranphosphat-Dünger(Lindemann 2009).• Diese Nachteile verringern den Wert derlandwirtschaftlich genutzten Flächen.Eine Minderung der staustufenbedingtenWuchsdepression durch Düngung ist außerhalbder landwirtschaftlich genutztenFlächen kaum oder nicht möglich.Somit verbleiben sowohl für die landwirtschaftlichgenutzten Bereiche als auch fürdie anderen Flächen dauerhafte, funktionalnicht ausgleichbare Schäden.LiteraturverzeichnisBfg (Bundesanstalt Für Gewässerkunde)(Hrsg., 1986): Wechselbeziehung zwischenRheinwasser und Grundwasserim südlichen Breisgau. Koblenz (nichtveröffentlicht).Bfg (Bundesanstalt Für Gewässerkunde)(1987a): Austauschvorgänge zwischenFluß und Grundwasser – Teil I.-In: Deutsche Gewässerkundliche MitteilungenJhrg. 31., Nr. 4., S. 119-125.Bfg (Bundesanstalt Für Gewässerkunde)(1987b): Austauschvorgänge ZwischenFluß Und Grundwasser – Teil Ii.-In: Deutsche Gewässerkundliche MitteilungenJhrg. 31., Nr. 5., S. 142-148.Bfg (Bundesanstalt Für Gewässerkunde)(Hrsg., 1995): WechselbeziehungZwischen Rhein- Und GrundwasserIm Untersuchungsraum Bonn/Köln, 2.Bericht: Auswirkungen der Uferspeicherungauf die Wasserstände am PegelKöln. Bfg-Bericht 0779. Koblenz.Blume, H. P.; Brümer, G. W.; Horn, R.; Kandeler,E.; Kögel-Knabner, I.; Kretzschmar,R.; Stahr, K.; Wilke, B. M. &Schachtschabel, P. (2010) Scheffer/Schachtschabel: Lehrbuch der Bodenkunde.Heidelberg.Foeckler, F.; Schmidt, H. & Herrmann, Th.(2010): Ökologische Untersuchungenim Isarmündungsgebiet. (= Bfn-SkriptenBd. 276). Bonn-Bad Godesberg.Lindemann, I. (2009): Landwirte wollenPhosphor und bringen Uran auf denAcker. – In: Strahlentelex Nr. 532-533,S. 14-17.KontaktDr. Alfons HenrichfreiseDollendorfer Straße 853173 BonnTel.: (0228) 766 7025E-Mail: alfonshfr@web.de<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 23


BericHTE und ProJEKTET. Kušík, K. Sobeková & M. KúdelaDonau-Auen auf dem Gebiet der Slowakei24 - 29Donau-Auen auf dem Gebiet der Slowakei –Aktivitäten zur Revitalisierung des Binnendeltas der DonauTomáš Kušík, Karolína Sobeková & Matúš KúdelaIn der pannonischen Tiefebene lagerten sich über viele Jahrmillionen der Abtragungsschutt der Alpen und Karpatenseit ihrer Entstehung ab. Mächtige Schotterflächen bilden den geologischen Rahmen der jüngeren Flussgeschichte.Mit der Alten Donau im Norden und dem Hauptstrom der Donau im Süden entstand mit ca. 1.885 km 2 Fläche diegrößte Schüttinsel Europas. Durchzogen von vielen Altarmen und Flussschlingen war dieser Raum einstmals eines dergrößten Feuchtgebiete an der Donau. Mit der Förderung durch verschiedene EU Förderprogramme und als Partner desFörderprojektes DANUBEPARKS wird versucht, zumindest Teile dieser ehemals für das ganze Flusssystem der Donaubedeutenden Auenlandschaft zu renaturieren.Das Binnendelta der Donau in derVergangenheit und heuteIn der Vergangenheit stellte das Binnendeltader Donau einen der umfangsreichstenKomplexe von Feuchtgebieten und Flussarmenin Mitteleuropa dar. Im Gebiet vonBratislava bis Klížska Nemá hat sich die Donauaufgrund der Geomorphologie der PannonischenTiefebene in viele durchströmteFlussarme, die zahlreiche Donauinseln begrenzten,verzweigt. Aufgrund der natürlichenVeränderung der Flussläufe entwickeltensich mit der Zeit aus den durchströmtenFlussarmen Altarme mit überwiegend odervöllig stehendem Wasser. In den angrenzendenGeländeabsenkungen befanden sich oftumfangreiche, periodisch überschwemmteFeuchtgebiete, voll von Leben, die mit denregelmäßig überschwemmten Tieflandwiesenund Auwäldern ein vielfältiges Mosaikformten. Das Flussbett der Donau stellteein dynamisches System von sich veränderndenFlussbiotopen dar. In einem Großteildieses Abschnitts der Donau befandensich im Flussbett wunderschöne Kies- undSandbänke, welche manchmal aufwuchsenund auf denen sich mit der Zeit kleineAuwälder entwickelten. Die Flussdynamikschuf immer wieder steile Ufer, die ein Zuhausefür Tausende von Uferschwalben undzahlreiche Eisvögel waren. Das Binnendeltader Donau schaffte geeignete Bedingungenfür das Laichen von so wohl wandernden alsauch stationären Fischarten, die im Geflechtvon Flussarmen mit langsamer fließendemWasser einen Unterschlupf und gleichzeitiggenügend Nahrungsquellen für ihrenDie Einflussstelle des Nebenarmes Medveďovské rameno vor der Revitalisation (13.11.2012)Nachwuchs fanden. Somit hat der Fluss mitseiner Stärke und Reichhaltigkeit in diesemGebiet ein einzigartiges Ökosystem geschaffen,das von einem Mosaik von aquatischenund terrestrischen Biotopen gebildet wurdeund in welchem gleichzeitig viele Vogelartengeeignete Nistbedingungen vorfanden.Dauerhafte Flusslaufregulierungen, die vorallem im 20. Jahrhundert intensiv stattfandenund mit Aufbau und Inbetriebnahme desWasserkraftwerks Gabčíkovo vollendet wurden,haben diesen Zustand wesentlich verändert.Als Folge dieser Eingriffe und Regulationensowie einer nicht ausreichendenWasserdotation in die Flussarmsysteme, sindmehrere Ökosysteme völlig zusammengebrochenund mehrere wurden in hohem Maßedegradiert. Die Veränderungen betrafennicht nur die aquatischen Biotope – durchströmteFlussarme, Altarme und periodischeFeuchtgebiete – sondern in großem Maßeauch terrestrische Biotope im Überschwemmungsgebietwie Auwälder und Wiesen, dieauch von regelmäßiger Überschwemmungund Austrocknung abhängig sind. In der erstenRegulierungsphase wurde im Geflechtvon sich ständig verändernden Flussarmenein Hauptstrom gebildet, in dem der größteAnteil des Durchflusses konzentriert wurde.Später wurden jedoch auch die Nebenarmeder Donau, die vorher an den Hauptstrom24<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


BericHTE und ProJEKTET. Kušík, K. Sobeková & M. KúdelaDonau-Auen auf dem Gebiet der Slowakei24 - 29an beiden Enden angebunden waren, zuerstan den Einmündungsstellen und darauffolgendoft völlig von dem Hauptflussbett abgetrennt.Dieser Prozess ist in der Slowakeiso weit vorangeschritten, dass eigentlichnur ein frei fließender Flussarm an derDonau erhalten ist – der Karloveské rameno(Karlsdorfer Arm) in Bratislava.Ein ähnliches Schicksal erlitten auch zahlreicheFeuchtgebiete und Sümpfe. Ein charakteristischesBeispiel stellt der Sumpf Istragovdar, der sich im Inundationsgebiet beiGabčíkovo befindet. In der Vergangenheitwar dieses Gebiet Zuflucht und Nistplatz fürseltene Vogelarten sowie ein bedeutenderLaichplatz für Fische. Heutzutage befindetsich hier eine ausgetrocknete Geländedepression,die mit Hochstauden und invasivenPflanzen bewachsen ist. Auch Altarme in derNähe – Veľký háj und Dedinský ostrov – sindverschwunden bzw. ausgetrocknet.Medveďovské rameno nach Beendigung der Revitalisationsarbeiten (12.12.2012)Negative Veränderungen betrafen jedochnicht nur das Wasserregime in den Flussarmsystemen,sondern auch den Donauhauptstrom.Eine weitere deutliche Veränderungstellt die intensive, seit Jahrzehntenstattfindende Uferbefestigung mit Steinendar und das auch dort, wo es nicht notwendigist: Große Steine befinden sich oft aufeinst schönen seichten Kies- oder Sandufern,wo keine Beschädigung durch Erosiondroht. Aufgrund der genannten Veränderungenim Binnendelta der Donau werdendie Wanderungsmöglichkeit der Fische sowieihre Laichmöglichkeit wesentlich eingeschränktund es kommt zur deutlichen Verschlechterungder Populationsparametervieler für dieses Gebiet charakteristischerVogelarten, die als Indikatoren für die Erhaltungder Umgebung betrachtet werden können.Im Rahmen der angesprochenen Veränderungendes Flusssystems wurden nichtnur Nistplätze von Vögeln, sondern gleichzeitigauch Möglichkeiten für die Nutzungvon Nahrungsressourcen zerstört.Das LIFE-Projekt als eine Möglichkeitder Revitalisierung des Binnendeltasder Donau und der Erhaltungdes Reichtums der Donau-AuenEine der Möglichkeiten für die Verbesserungdes Zustandes der Biotope und Erhaltungder Biodiversität innerhalb des Binnendeltasder Donau bzw. des Landschaftsschutzgebietesund Vogelschutzgebietes Donau-Auen ist die Umsetzung von Revitalisierungsmaßnahmen,mittels LIFE-Projekten.Diese Möglichkeit wurde auch im Rahmendes internationalen Projektes „Schutz derPopulationen gefährdeter Vogelarten in dennatürlichen Lebensräumen des Donau-Binnendeltas“(LIFE07 NAT/SK/000707) genutzt.Das Projekt wurde finanziell von der EuropäischenKommission und dem Umweltministeriumder Slowakischen Republik unterstützt.An dem Projekt partizipieren derzeitfünf Partner – drei slowakische (BROZ,Vodohospodárska výstavba, š.p. (StaatlicherWasserbau), Naturwissenschaftliche Fakultätder Comenius-Universität in Bratislava)und zwei ungarische Organisationen (SZI-TE, EDUVIZIG), womit dieses Projekt eineDemonstration der grenzüberschreitendenZusammenarbeit und zugleich der Zusammenarbeitder Nichtregierungsorganisationenfür den Naturschutz (BROZ, SZITE) mitwissenschaftlichen Autoritäten (NaturwissenschaftlicheFakultät der Comenius-Universität)und wasserwirtschaftlichen Betrieben(VV, EDUVIZIG) darstellt. Das Projektbegann im Jahre 2009 und sein Abschlussist für <strong>2013</strong> geplant. Die einzelnen Aktivitätenwerden auf den Flächen der VogelschutzgebieteDonau-Auen und Szigetközrealisiert. Die Aktivitäten des Projektes konzentrierensich vor allem auf die Verbesserungder Nist- und Nahrungsmöglichkeitenfür 15 gefährdete, für das Binnendeltader Donau charakteristische Vogelarten.Die Ziele der Projektaktivitäten wurden soentworfen, dass es dank ihrer Erreichungmöglich wird, die Nist- und Nahrungsbiotopedieser Arten in möglichst großem Maßewiederherzustellen.Die erste bedeutende Aktivität des Projektesbzgl. der Wiederherstellung des Wasserregimesist die Revitalisierung des SumpfesIstragov. Ursprünglich ein reiches und umfangreichesFlussbiotop, gebildet von einemMosaik aus Schilfrohr, offenen Wasserflächenund verschiedenen Arten von Land-Wasser-Übergängen, ist seit 1992, nach derEindämmung der Donau, langfristig ohneWasser. Es wird nur unregelmäßig und nichtallzu oft während kurzer Perioden überschwemmt.Der Charakter des Gebiets hatsich wesentlich verändert und es wird allmählichmit standorttypischer Vegetationund Bäumen bewachsen. Aufgrund seinesCharakters war dieses Gebiet früher von Bedeutungfür die Verbreitung und das Nistender Wasservögel und als Laichplatz für Fische.Im Rahmen des LIFE-Projektes wurdenin der ersten Phase der Wiederherstellungdes Biotops ein hydrologisches Modell und<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 25


BericHTE und ProJEKTET. Kušík, K. Sobeková & M. KúdelaDonau-Auen auf dem Gebiet der Slowakei24 - 29der Sumpf Istragov, waren seit der Inbetriebnahmedes Kraftwerks Gabčíkovo dengrößten Teil des Jahres trocken. Dank derTestflutung, welche im Frühling 2012 begann,waren im Laufe der Brutsaison beideAltarme permanent mit Wasser gefüllt undTag für Tag konnte man sehen, wie alles erneutzum Leben erwachte.Gegenwärtig werden im Rahmen der Aktivitätzusätzliche Maßnahmen zur Erhöhungder zugeführten Wassermenge durchgeführt,da der Wasserzufluss beim Test alsungenügend bewertet wurde: Direkt insGebiet von Istragov ist Wasser bisher nichtdurchgekommen. Aus diesem Grund wurdefür das Frühjahr <strong>2013</strong> eine Maßnahmevorbereitet, die zur Erhöhung der Wassermengein Richtung Istragov führen sollte.Medveďovské rameno vor (oben) und nach den ersten höheren Durchflüssen in der Donau (30.12.2012)Die nächste Aktivität des Projektes ist aufdie Wiederherstellung zweier großer Seitenarmeder Donau auf slowakischem Gebietgerichtet, was einen langzeitig positivenEffekt auf die Wiederherstellung derdort befindlichen degradierten Biotope erzielensollte. Diese wurden im Zusammenhangmit Regulierungsmaßnahmen eingedämmtund in den letzten Jahrzehnten befandensich dort nur stehende Wasserflächen,was zur erhöhten Sedimentation undmarkanten Veränderungen des ursprünglichenCharakters der Biotope geführt hat.Da es sich um umfangreiche Revitalisierungsmaßnahmenhandelt, die in solchemMaße auf dem Gebiet der Slowakei bishernoch nie durchgeführt wurden, wurden zurWiederherstellung des Flusslaufes im erstenSchritt zunächst Fachstudien ausgearbeitet,in denen aufgrund historischer Angabensowie Ergebnissen von langfristigen hydrologischenMessungen mögliche Lösungenfür beide Nebenarme der Donau vorgeschlagenwurden.eine Fachstudie ausgearbeitet, anhand dererdie Maßnahmen für die Wiederherstellungdes Wasserregimes entworfen wurden.Gegenwärtig sind alle Geländearbeiten beendetund es findet probeweise eine Zuführungvon Wasser ins Gebiet statt.Da es die derzeitigen Höhenverhältnissenicht ermöglichen, zur Wiederüberflutungdes Sumpfes Istragov (er erstreckte sichfrüher über eine Fläche von etwa 80 ha)Wasser direkt aus der Donau zuzuführen,wird eine Wasserdotation aus dem rechtsseitigenSickerkanal des Wasserkraftwerkesgenutzt. Ein Teil der 6 km langen Trasse,durch welche Wasser in den Sumpf Istragovzugeführt werden sollte, wird durchzwei Altarmreste – Veľký háj und Dedinskýostrov (insgesamt eine Fläche von etwa7 ha) – gebildet. Beide Altarme, ähnlich wieAnschließend wurden die einzelnen Vorschlägemit allen Betroffenen im Rahmeneiner breiten fachlichen Diskussion im Hinblickauf die einzelnen Aspekte der Nutzungder Donau und ihrer Flussarmsysteme diskutiert.Der dritte Schritt, welcher der eigentlichenRealisierung der Arbeiten im Geländevorausging, war die Erstellung einerdetaillierten technischen Dokumentationfür jeden zu revitalisierenden Flussarm. Bisherwurden Arbeiten zur Wiederherstellung26<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


BericHTE und ProJEKTET. Kušík, K. Sobeková & M. KúdelaDonau-Auen auf dem Gebiet der Slowakei24 - 29des Flusslaufes im 4 km langen FlussarmMedveďovské rameno zwischen den GemeindenSap und Medveďov abgeschlossen.Die Wiederherstellung des Flusslaufeswurde durch die erneute Öffnung einer vonfünf einst funktionierenden Einlaufstellenin der Nähe von Flusskilometer 1.808 realisiert,wo mehr als 20.000 m 3 Material entferntwerden mussten. Die Natur hat gleichnach Abschluss der Bauarbeiten angefangen,die Funktionalität des Flussarmes zutesten, da die Höhe des Wasserspiegels inder Donau sofort die Überprüfung der Qualitätder Wiederherstellung des Flusslaufesermöglicht hat. Interessant ist die Beobachtung,dass der neue Flusslauf an dieser Stelle– auf 10 m Sohlenbreite ausgegraben –nach dem Hochwasser schon mehr als 30 mbreit ist, was der ursprünglichen Breite desArmes entspricht. Allerdings hat der seitlicherodierte Kies zum Teil die Sohle angehoben.Deswegen muss über eine weitere Einsenkungder Sohle nachgedacht werden, umden Durchfluss auch während niedrigererWasserstände zu erhalten.Der zweite Flussarm der Donau, in dem dasWasserregime wiederhergestellt wird undder nach vielen Jahren seinen ursprünglichenCharakter wiedergewinnen soll, ist derFlussarm Veľkolélske rameno in der Nähevon Zlatná na Ostrove. Im Unterschied zumFlussarm Medveďovské rameno ist dieserFlussarm von der Donau an beiden Enden abgetrennt.Deshalb werden die RegulierungenDie Insel Veľkolélsky ostrov – Erneuerung der Wiesen durch Beweidung (Mai, 2011)an beiden Stellen durchgeführt. Ähnlich wiebeim Flussarm Medveďovské rameno wirddie Zuflusssstelle in Form eines seitlichenÜberlaufes, in diesem Fall mit einer Breitevon 100 m, geplant. Die Abflussstelle desFlussarmes in die Donau wird mit einer Breitevon 80 m völlig offen und tief gelassen.Einen Teil des Projektes bildet auch die Wiederherstellungdes Wasserregimes der kleinerenabgeschnittenen Flussarme auf denGebieten der Slowakei und Ungarn: die InselDolný Rusovský ostrov (Bratislava – Rusovce),wo der Rückbau von drei unbrauchbarenEindämmungen Anfang <strong>2013</strong> aufgenommenwird; Dunajské Kriviny (Dobrohošť), Ostrovorliaka morského (Baka), der FlussarmSzárazerdei (Dunakiliti) und das System vonFlussarmen bei der Gemeinde Ásványráró.Im Rahmen der Life-Aktivitäten wurden vondem ungarischen Partner EUVIZIG die Arbeitenin Dunakiliti und Ásványráró im Jahre2011 abgeschlossen. Der Flussarm Szárazerdeiwurde auf einer Länge von 1.500 mwiederhergestellt und nach einem Jahr gewinnter nach und nach einen natürlichenCharakter zurück, was auch aus den Ergebnissender zoologischen Untersuchungendeutlich wird. Im Flussarmsystem Ásványwurde das Wasserregime im Gebiet von vierInseln wiederhergestellt, wo sich dank dererneuten Zuführung von Wasser die Flächemit der stabilen und temporären Wasserflächevergrößern wird, was zur Erweiterungder Nistmöglichkeiten für mehrere Vogelartenführen soll und zugleich die Wiederherstellungder zum Laichen der Fischegeeigneten Gebiete ermöglichen wird. Gegenwärtigverläuft schon in allen wiederhergestelltenLokalitäten auf ungarischemGebiet zoologisches als auch botanischesMonitoring.Sinnlose Befestigung der Gleitufer am slowakischenAbschnitt der Donau (Januar, 2010)<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 27


BericHTE und ProJEKTET. Kušík, K. Sobeková & M. KúdelaDonau-Auen auf dem Gebiet der Slowakei24 - 29Das Ufer bei Chľaba während der Brutsaison (Mai 2012)grenzüberschreitenden Region Bratislava“(LIFE10 NAT/SK/080) fachliche Vorbereitungen,anhand derer beide Flussarme der Donaurevitalisiert werden sollen. Bei dem FlussarmenVeľkolélske und Medveďovské ramenowird über die zukünftige Öffnung von mehrerenEinlaufstellen nachgedacht, wodurchnicht nur die Wiederherstellung der Flussarme,sondern auch der im System von Flussarmenentstehenden Inseln ermöglicht würde.Die Aufgabe der Revitalisierung des Binnendeltasder Donau und der Donau-Auenauf dem Gebiet der Slowakei benötigteine systematische und komplexe Lösung.Die Szenarios über die Revitalisierung desBinnendeltas der Donau wurden schon vorneun Jahren bearbeitet und bewertet. Seitdemwurden einige Details dieser Lösungenausführlicher ausgearbeitet. In diesen komplexenLösungen geht es vor allem um eineallmähliche Schaffung von Bedingungen,die den Verhältnissen in der Donauaus der Zeit vor dem Beginn der Regulierungenin einem erhaltenen Abschnitt desSystems von Flussarmen zwischen Čunovound Sap nahekommen sollen. Paradoxerweisekönnte es gerade die Existenz desKraftwerks Gabčíkovo im Rahmen dieserMaßnahmen ermöglichen, eine solche Lösungauch praktisch zu realisieren, weil dieSchifffahrt in diesem Abschnitt durch dasKraftwerk selbst gewährleistet wird. Somitbleibt im Abschnitt des alten Flussbettesund des Systems von Flussarmen, Raum fürdie Revitalisierung der reichen Seitenarmsystemehin zu einer natürlichen Flussdynamikdieses Gebiets.KontaktTomáš Kušík, Karolína SobekováBratislavaer RegionalerNaturschutzbund (BROZ),Na Riviére 19/a,841 <strong>04</strong> BratislavaTel.: (0<strong>04</strong>21) 2 555 62693E-Mail: kusik@broz.sk, sobekova@broz.skMatúš KúdelaComenius-Universität in Bratislava,Naturwissenschaftliche Fakultät,Mlynská dolina,842 15 BratislavaTel.: (0<strong>04</strong>21) 2 60296 252E-Mail: kudela@fns.uniba.sk<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 29


RückblickT. Henschel & W. Kraier 4. Bayerische Auenkonferenz des LfU in Schloss Grünau30 - 314. Bayerische Auenkonferenz des LfU in Schloss Grünau am 18.10.2012Dr. Thomas Henschel & Wolfgang Kraier„Die langfristige Sicherung und Reaktivierungnaturnaher Flusssysteme ist eine gesellschaftlicheKernaufgabe, funktionierendenatürliche Auen sind darin für dieSystemresilienz unverzichtbar“. Mit diesenbeiden zentralen Aussagen leitete Prof.Dr.-Ing. Martin Grambow in seinem Auftaktreferatdie 4. Bayerische Auenkonferenzein, die am 18. Oktober 2012 in Neuburgauf Schloss Grünau stattfand. Rund70 Auen-Fachleute aus dem Freistaat undden Nachbarländern nahmen an der Fachtagungteil, die vom Bayerischen Landesamtfür Umwelt (LfU) in Kooperation mit demNeuburger Auenstitut und mit dem Förderverein<strong>Auenzentrum</strong> Neuburg e.V. durchgeführtwurde. Grambow, Ministerialdirigentam Bayerischen Umweltministerium undBayerns oberster staatlicher Wasserchef,spannte den großen Bogen bei den Auen,dem „Land am Wasser“, vom bayerischenHochwasserschutz-Aktionsprogramm 2020über gebietsbezogene Ansätze im Vorlandmanagementder Donau bis zu den großen„Vorzeigeprojekten“ im Freistaat. Die„Halbzeitbilanz“ im Hochwasserschutz-Aktionsprogrammzeigt, dass im Handlungsfelddes natürlichen Rückhalts durchausnoch erhebliche Verbesserungen nötig sind,um die im Programm gesetzten Zielvorgabenzu erreichen.Die Auen in ganz Deutschland hatte Dr.Thomas Ehlert vom Bundesamt für Naturschutz(BfN) bei seinem Referat im Blick, mit265 erfassten Projekten, bei denen Flussauenrenaturiert wurden. Die gute Botschaft:Bei mehr als drei Viertel derjenigen Projekte,bei denen zuvor bereits der Auenzustanderfasst wurde, wirken sich die Maßnahmennachweisbar aus und es verbessern sich dieAuenzustandsklassen. Der deutliche Wermutstropfen:viele der Projekte sind nichtgroßräumig genug, konzeptionelle Verbundmaßnahmennoch zu selten. Häufig fehlt esan der ausreichenden Förderung, um stärkerin die Fläche gehen zu können.Kräfte und Konzepte bündeln steht bei denAuen-Fachleuten im Nachbarland Österreichganz oben auf der Agenda. Das österreichischeAuen-Inventar (Vortrag Dr. UlrichSchwarz, Büro Fluvius) hatte im Jahr 2010erstmals mehr als 820 Auenobjekte identifiziertund im Maßstab 1:10.000 digital abgegrenzt.Es bildet die Informationsgrundlagefür die nationale Auen-Strategie des Bundes,die Dr. Gerhard Schwach vom WienerBundesministerium für Land- und Fortwirtschaft,Umwelt und Wasserwirtschaft in denGrundzügen vorstellte.Die Vorstellung eines BfG-Projektes zur BiologischenVielfalt an Bundeswasserstraßenlieferte Dr. Lars Symmank von der Bundesanstaltfür Gewässerkunde und beschlossdamit den Themenblock zu Übersichten undProgrammen.Um konkrete Auen-Projekte ging es imzweiten Themenblock. 110 Hektar zusätzlichesÜberschwemmungsgebiet und mehrals drei Millionen Kubikmeter Rückhaltevolumenwurden mit der Deichrückverlegungbei Fridolfing gewonnen. Seit April 2011 istGruppenfoto Auenkonferenz vor Schloss Grünau30<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


RückblickT. Henschel & W. Kraier 4. Bayerische Auenkonferenz des LfU in Schloss Grünau30 - 31Wald- und Forstwirtschaft (LWF): Er stelltedie Ergebnisse der Modelluntersuchungenim Botanischen Garten Bayreuth mitVerjüngungspflanzen von 5 Baumarten vor,mit denen die Toleranz auf unterschiedlicheWasserstände geprüft wurde.Ökologische Flutung zur Auendynamisierung (Foto: P. Fischer)die Salzach mit ihrer Aue nun auf rund 5Kilometern bereits bei kleineren Hochwassernab HQ 2besser vernetzt, wie RichardHeinz vom Wasserwirtschaftsamt Traunsteinzeigte. Rund 8,5 Millionen Euro kostetedas Gesamtpaket, über ein Drittel davonentfielen auf den Grunderwerb, Entschädigungenund die Kosten für Ausgleichsmaßnahmen.So weit ist das schwäbische DonAUWALD-Projekt noch nicht. Die Planungen für einenAuwaldverbund von nationaler Bedeutungzeigen indes, wohin die Reise gehen soll.Giorgio Demartin von der ARGE Donaumoosund Projektmanager schwäbischerDonAUWALD stellte die Planungen vor.Das Projektgebiet erstreckt sich über mehrals 80 Kilometer an der Donau und über 4Landkreise. Ca. 10 Millionen Euro sind dafürin den nächsten zehn Jahren eingeplant, 75Prozent davon kommen aus Bundesmitteln.Steuerbare ökologische Flutungen sind Bestandteildieses Konzepts.Ökologische Flutungen zur Auendynamisierungstanden auch im Zentrum des Vortragsvon Peter Fischer vom AueninstitutNeuburg und der KU Eichstätt. Die letzteder vier bislang gemonitorten Flutungenhatte unmittelbar vor der Auenkonferenzstattgefunden. Bisheriges Fazit: Die Flutungenerreichten maximal die Stufe 2 einersechsstufigen Flutungsskala und führtenzu einer „sanften“ Dynamisierung desWasserhaushalts. Mehr Dynamik durch längereFlutungsperioden und größere Ausleitungsmengen- das steht auf der Wunschlisteder Neuburger Auenforscher um Prof.Dr. Bernd Cyffka ganz oben. HydrologischeExtremereignisse und deren biologischeAuswirkungen auf Mollusken warendas Thema von Dr. Francis Foeckler (ÖKONGmbH, Kallmünz): Die mittlere Elbe mit ihremextremen Hochwasser im August 2002und der nachfolgenden Niedrigwasserperiodeim „Jahrhundertsommer“ 2003 botendafür reichlich Gelegenheit.Um Konzepte und Methoden drehte es sichim letzten Themenblock der 4. Auenkonferenz.Der Anforderungskatalog für die Zustandserfassungder Auen liest sich ein wenigwie die Quadratur des Kreises: Objektivund reproduzierbar soll sie sein, transparentund sensitiv, typspezifisch und leitbildgestütztund soll mit nicht zu großemAufwand planungsrelevante Bewertungenliefern. Aus diesem Arbeitsgebiet berichteteDr. Uwe Koenzen (Planungsbüro Koenzen)als „Taktgeber“ und Entwickler, dermaßgeblich an der Entwicklung der Bewertungsverfahrenfür Auen in Deutschland beteiligtist. Eine dringend notwendige Aufgabe,damit Erfolgskontrollen zu den oft kostenintensivenAuenrenaturierungs-Maßnahmenauf methodisch sicherem Grundstehen. Sicherer Grund - das gibt die Überleitungzum Vortrag von Maximilian Weißbrodvon der Bayerischen Landesanstalt für„Auenschutz und ökologischer Hochwasserschutz„rechnen“ sich, werden aber bislangzu wenig und nur halbherzig genutzt“Auf diese Kurzformel lässt sich der Vortragvon Dr. Christine Margraf (Bund NaturschutzBayern e. V.) bringen, mit dem sieentschieden für stärkeres Engagement beiden Auen warb. Es gelte, die bereits bestehendenKonzepte und Anforderungen ausEG-Richtlinien stärker zu verknüpfen, umSynergien für die Biodiversität und den ökologischenHochwasserschutz auch tatsächlichzu erzielen. Hier treffen sich die Einschätzungenaus Verwaltung und Verbänden:Auenschutz als gesamtgesellschaftlicheAufgabe kann nur vorankommen, wennbereits in der Frühphase der Planungen dieBeteiligten Gelegenheit zur kooperativenMitwirkung bekommen. Denn Auen habendas Potential für Beides: Sie sind Achsender Nachhaltigkeit, aber auch der Nachhaltigkeitskonflikte,zum Beispiel mit Nutzernund Anliegern.Das Programm und die Präsentationen der4. Bayerischen Auenkonferenz stehen zumdownload bereit unter: www.lfu.bayern.de/natur/auenprogramm/vortraege/index.htmKontaktDr. Thomas HenschelBayer. Landesamt für UmweltBürgermeister-Ulrich-Straße 16086179 AugsburgTel.: (0821) 9071-5366E-Mail: thomas.henschel@lfu.bayern.deWolfgang KraierBayer. Landesamt für UmweltBürgermeister-Ulrich-Straße 16086179 AugsburgTel.: (0821) 9071-5096E-Mail: wolfgang.kraier@lfu.bayern.de<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 31


RückblickE. Mirbach & U. HoneckerIKSMS-Workshop32 - 33IKSMS-Workshop „Wege zur integrierten grenzüberschreitendenUmsetzung der europäischen Umweltrichtlinien (WRRL, HWRM-RL,FFH-RL, VS-RL)“Erika Mirbach & Ulrich Honecker„Die europäischen Umweltrichtlinien wie Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), Hochwasserisikomanagement-Richtlinie(HWRM-RL), Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) und Vogelschutzsrichtlinie sind Ausdruck einer zukunftsweisendengemeinsamen Umweltpolitik der europäischen Staatengemeinschaft und einer nachhaltigen Ressourcenbewirtschaftungim Sinne der Agenda 21. Insbesondere im Bereich der Gewässer-Aue-Systeme sind die Bezugsräumeder Richtlinien identisch.“ So stand es im Einladungsschreiben zum Internationalen Workshop „Wege zurintegrierten grenzüberschreitenden Umsetzung der europäischen Umweltrichtlinien“, der am 23. Oktober 2012 in Trierstattfand, zu lesen. Veranstalter waren das Großherzogtum Luxemburg, Rheinland-Pfalz und das Saarland, unterstütztvom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) und der IKSMS (InternationaleKommissionen zum Schutz der Mosel und der Saar).Ausgangspunkt waren Überlegungen einerAd-hoc Arbeitsgruppe innerhalb der IKSMSunter Leitung von Herrn Köppen (Ministeriumfür Umwelt und VerbraucherschutzSaarland) und Frau Mirbach (Landesamtfür Umwelt und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz),dass es grundsätzlich viele Gemeinsamkeitenund damit Synergiepotentialein den Zielen der Umsetzung der genanntenRichtlinien gibt, wie beispielsweisebeim Hochwassermanagement, dem Wasserhaushalt,der Gewässermorphologie, denÖkosystemdienstleistungen und der Biodiversität.In der grenzüberschreitenden Umsetzungspraxistreten auch Unterschiedehervor, die ressort-, regional- und länderspezifischsein können und sich in unterschiedlichenAuffassungen, Regelungenund Vorgehensweisen bezüglich der Richtlinienumsetzungäußern.Nach der Begrüßung der Teilnehmer durchHerrn Köppen gab Dr. Weidenhaupt (Direktorder Wasserwirtschaftsverwaltung, Luxemburg)einen kurzen Abriss zu den Motivationender Umweltrichtlinien, gefolgtvon drei Impulsreferaten zu den einzelnenRichtlinien.Die Veranstaltung war als „Workshop“ angekündigtund gemäß diesem Rahmen warenab der zweiten Vormittagshälfte die Teilnehmeraufgefordert, sich intensiv am Erfahrungs-und Informationsaustausch zu beteiligen.Dazu wurden vier Gruppen zu denSchwerpunktthemen gebildet, die erfahrungsgemäßbei der Maßnahmenumsetzungzu reger Diskussion führen: Fischdurchgängigkeit,Fließgewässerdynamik, aquatischeLebensgemeinschaften und Auen.Moderatoren führten jeweils mit einemKurzreferat in das Thema ein und leitetenin die fachliche Diskussion über. Die Gruppenzuordnungnahmen bereits die Organisatorenvorweg. Jede Gruppe beschäftigtesich im Laufe des Workshops einmal mitjedem Thema.Der Workshop richtete sich an die Fachleuteaus den Naturschutz- und Wasserwirtschaftsverwaltungen, die Vertreterder NGOs und der IKSMS, die Gebietsmanagerder Natura-2000-Gebiete sowie andie Akteure der Maßnahmenprogramme derWRRL. Insgesamt nahmen ca. 80 Vertreteraus den genannten Zielgruppen (u. a. IKSR,BfN, WSV, Naturparke) teil.Arbeitsgruppe „Durchgängigkeit“ unter Leitungvon Herrn Köppen (Bildmitte) (Foto: Ch. Kinsinger)32<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


RückblickE. Mirbach & U. HoneckerIKSMS-Workshop32 - 33Diskussion in der Arbeitsgruppe „Gewässerdynamikcontra Erhaltungszustand“ (Foto: Ch. Kinsinger)Die Einladung des BMU zur Stärkung derTeilnehmer durch die gute Kantine des RobertSchuman Hauses trug ihren Teil zum Gelingendes Workshops bei, ebenso garantiertendie erfahrenen Dolmetscherinnen, dassauch die Vertreter aus Frankreich die Referateund Diskussionen verfolgen konnten.Den Abschluss bildete die Präsentation dergruppenübergreifenden Zusammenfassungder Diskussionsergebnisse aus den themenspezifischenArbeitsgruppen:Durchgängigkeit: Übereinstimmend wurdein der Arbeitsgruppe „Durchgängigkeit“festgestellt, dass die Durchgängigkeit derFließgewässer nicht um ihrer selbst Willengefordert werden sollte. Vielmehr sollteein einzugsgebietsspezifisches Konzept, dasbeispielsweise die Kostenwirksamkeit, denVerhältnismäßigkeitsgrundsatz, die Größeder zusätzlich zu schaffenden Laichhabitateund Lebensräume in Betracht zieht, Grundlagefür die Priorisierung der Durchgängigkeitsmaßnahmensein. Einig war man sichauch darin, dass die Folge des Nichteinhaltensdes Mindestwasserabflusses das Verbotder Nutzung einer Wasserkraftanlagesein kann.Dynamische Fließgewässerentwicklung:Während der „gute ökologischen Zustand“der Gewässer nach WRRL den vom Menschennicht beeinflussten gewässertypspezifischenReferenzzustand als Leitbild definiert,bezieht die FFH-Richtlinie mit demZiel des „günstigen Erhaltungszustands“auch kulturbedingt entstandene Lebensraumtypenund Tier- und Pflanzenarten,die auf eine Nutzung angewiesen sind, mitein. Zielkonflikte bestehen fallweise nichtnur zwischen Gewässerentwicklung undNaturschutz, sondern auch zwischen verschiedenenZielen des Naturschutzes selbst.Generell gehören jedoch die Dynamik undFörderung natürlicher Prozesse ebenso zuden Zielen und Handlungsfeldern des Naturschutzeswie der Erhalt der Kulturlandschaftund der nutzungsbedingt entstandenenBiozönosen. Insoweit kann nicht voneinem Grundkonflikt gesprochen werden.Auen: Der Begriff „Aue“ taucht in keinerder Richtlinien auf, woraus sich eine Problemstellungergibt, da das Ökosystem derAue zwar jeweils in Einzelkomponenten vonden unterschiedlichen Richtlinien tangiertwird, aber eben in keiner Richtlinie als Ganzesgesehen werden kann. So tauchen fallbezogenin den unterschiedlichen RichtlinienüberschneidungenZielkonflikte auf,die, so die einhellige Auffassung, am ehestendurch eine Einzelfallbetrachtung gelöstwerden können. Synergiepotentiale im Zusammenspielder Richtlinien lassen sich beider Maßnahmenumsetzung für das Auen-Ökosystem erarbeiten.Fazit: Kooperative Ziel- und Maßnahmenentscheidungensetzen einen offenen Dialogder beteiligten Fachressorts unter Einbeziehungder Landnutzung vor Ort voraus.Wesentlich ist, dass die Akteure der beteiligtenRessorts die Leitbilder und fachlichenZiele des jeweils anderen verstehen und respektieren.Bei der Maßnahmenumsetzungvor Ort ist zudem eine hohe Kompromissbereitschaftder Akteure unerlässlich. GemeinsameLösungen werden begünstigt,wenn starre „Entweder–oder-Standpunkte“zugunsten einer „Sowohl–als-auch–Haltung“aufgegeben werden. Auf diese Weiseentstehen Handlungsoptionen, die sowohlden Zielen und Erfordernissen der WRRL,der HWRM-RL als auch der FFH- und Vogelschutz-Richtliniegerecht werden. So istzu hoffen, dass dieser Initial-Workshop denAuftakt für weitere Gespräche bildet, diedann Grundlage für die Entwicklung konkreterMaßnahmenumsetzungen an grenzüberschreitendenGewässern im Bereich derGrenzregion Frankreich, Luxemburg, Rheinland-Pfalzund Saarland darstellt.KontaktErika MirbachGewässerschutzLandesamt für Umwelt, Wasserwirtschaftund Gewerbeaufsicht Rheinland-PfalzKaiser-Friedrich-Straße 7D-55116 MainzTel.: (06131) 60 33-1427E-Mail: erika.mirbach@luwg.rlp.dewww.luwg.rlp.deDr. Ulrich HoneckerPhysische Geographie und UmweltforschungUniversität des SaarlandesAm Markt / Zeile 2D-66125 Saarbrücken-DudweilerTel.: (0681) 302-64236E-Mail: ulrich.honecker@geo.uni-saarland.de<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 33


RückblickS. GerstnerJahrestreffen des Bildungsnetzwerks Aue 201234 - 35Jahrestreffen des Bildungsnetzwerks Aue 2012 im EuropäischenZentrum für Auenökologie, Umweltbildung und Besucherinformationauf Burg LenzenSusanne GerstnerFachlicher Austausch, das Kennenlernen von Projekten im UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe und Wegezur weiteren Vernetzung von Bildungseinrichtungen an Flüssen standen im Mittelpunkt des 3. Jahrestreffens desBildungsnetzwerks Aue.Vom 10. bis 11. November 2012 trafen sichVertreter von Behörden, Hochschulen undUmweltbildungseinrichtungen im Rahmendes 2010 gegründeten BildungsnetzwerksAue auf Burg Lenzen im UNESCO-BiosphärenreservatFlusslandschaft Elbe. Das Besucher-und Tagungszentrum im denkmalgeschütztenBurgensemble in Verbindung mitdem Auenökologischen Zentrum als Trägerder verschiedensten Projekte in den BereichenNaturschutz und nachhaltiger Regionalentwicklungbot ideale Tagungsbedingungenfür die 16 Teilnehmerinnen undTeilnehmer aus verschiedensten FlussgebietenDeutschlands.Als ein Schwerpunkt des Jahrestreffens standdie Qualität von Umweltbildungsangebotenauf der Agenda. Sebastian Diedering,Umweltbildungsreferent der Umweltstation„mooseum“ an der schwäbischen Donau,stellte als ein interessantes Beispieldas Qualitätssiegel „Umweltbildung.Bayern“vor. Unter der Federführung des BayerischenStaatsministeriums für Umwelt undGesundheit (StMUG) entwickelt, fokussiertdas Siegel auf drei Ziele: die Steigerung desBekanntheitsgrades durch gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit,die Qualitäts- und Produktentwicklungund eine nachhaltige Finanzierungsstrategieder beteiligten Einrichtungen.128 Einrichtungen in Bayernsind Partner und erfüllen die verschiedenendefinierten Qualitätskriterien. Einen anderenAnsatz zur Qualitätsentwicklung präsentierteSabine Forberg, Qualitätscoachim Besucherzentrum Burg Lenzen: DasNetzwerk der Besucherzentren des LandesBlick auf Burg LenzenBrandenburg setzt seit 2009 inden 15 Großschutzgebieten aufdie Einführung eines Qualitätsmanagementsnach dem Service QDeutschland. Gemeinsame Qualitätsleitlinienund die kontinuierlicheOptimierung einrichtungstypischerServiceketten stehen hierim Vordergrund. Ebenfalls ausBrandenburg stammte das dritteBeispiel, die Qualitätsstandardsbei Bildungsangeboten der NaturwachtBrandenburg. In der anschließendenDiskussion zwischenden Teilnehmern bestand Einigkeitdarin, dass eine bundesländerübergreifendeVernetzung vonQualitätskriterien und –systemenfür UmweltbildungseinrichtungenTeilnehmer des BNA-Treffens beim Vortrag vonFrau Dr. Felinks. (Foto: S. Geißler)34<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


RückblickS. GerstnerJahrestreffen des Bildungsnetzwerks Aue 201234 - 35(Rechts): Liebenthaler Wildlinge (Foto: Ch. Damm)(Unten): Rückdeichungsgebiet Lenzener Elbtalauesinnvoll wäre. Auch wurden ähnliche Problemeerkannt, die gemeinsame Initiativenerfordern: Ein steigender Qualitätsanspruchbei gleichzeitig immer geringer werdendenFinanzierungszusagen durch die öffentlicheHand.Ein zweiter Themenschwerpunkt lag auf derVorstellung und Diskussion des Projektes„Aue-erfahren“, das unter Leitung von HerrnProf. Dr. Riedl (Landschaftsarchitektur undUmweltplanung, Hochschule Ostwestfalen-Lippe) initiiert worden war. Im Mittelpunktdes Projektes stand die Frage, wie Flussradwandererstärker an die Auenzentrengebunden werden könnten. Drei Studentinnender Projektgruppe präsentierten dieErgebnisse einer Befragung ausgewählterAuenzentren sowie Handlungsempfehlungenfür das Bildungsnetzwerk Aue, die imAnschluss intensiv diskutiert wurden. Einigkeitbestand, dass ein gemeinsames Leitbildals Grundlage der Zusammenarbeit entwickeltund das Netzwerk auch in der Außendarstellungder einzelnen Zentren präsentsein sollte. Auch kann das Netzwerk einenwesentlichen Beitrag leisten, erfolgreicheBeispiele wie die Kooperation zwischenTourismus und Bildungseinrichtungen amElberadweg oder eine derzeit geplante Donau-Appauf andere Flussgebiete zu übertragen.Ein gemeinsames Corporate designoder gar Markenentwicklung sei aber zumderzeitigen Zeitpunkt kaum sinnvoll, so dieMehrzahl der Teilnehmer.Das Treffen wurde auch für eine Weiterbearbeitungder gemeinsamen Karte derAuenzentren, geleitet von Frau Prof. Dr.Hemmer (Didaktik der Geographie, KatholischeUniversität Eichstätt-Ingolstadt) genutzt.Die Karte (siehe auch <strong>Auenmagazin</strong>03/2012) soll Orientierung und Informationzur <strong>Auenzentrum</strong>slandschaft und Auen-Umweltbildunggeben. Die zusammengetragenenInformationen sollen zukünftigu. a. bei den Internetauftritten der AuenzentrenAnwendung finden.Wie bereits bei den beiden ersten Jahrestreffengalt das Interesse der Teilnehmerauch dem Kennenlernen der gastgebendenEinrichtung und der Region. SusanneGerstner, Leiterin des Besucherzentrumsauf Burg Lenzen, führte die Gruppe durchdie Ausstellungen und gab Einblicke in dieHistorie der Burg und die vielfältigen Aktivitätendes BUND (Bund für Umwelt undNaturschutz) zur Entwicklung des EuropäischenZentrums für Auenökologie, Umweltbildungund Besucherinformation.Große Aufmerksamkeit genoss auch FrauDr. Felinks, Leiterin des AuenökologischenZentrums auf Burg Lenzen, die eine Exkursionin das 2011 abgeschlossene Naturschutzgroßprojekt„Lenzener Elbtalaue“ leitete.Hier wurden durch die Rückverlegungdes Elbdeiches 420 ha Überflutungsraumwieder an den Flusslauf angeschlossen. DerAussichtspunkt Auenblick am Bösen Ort botideale Einblicke in das Rückdeichungsgebietund regte zu fachlichen Diskussionen überverschiedene Strategien zur Reaktivierungvon ehemaligen Überschwemmungsflächenin Flussauen an. Eine zweite Exkursion führtein das Rambower Moor, eines der interessantestenDurchströmungsmoore Brandenburgs.Die Teilnehmer erhielten Einblickin Wiedervernässungsmaßnahmen im Rahmeneines EU-Life-Projektes zur Regenerationdes in der Vergangenheit stark entwässertenMoorlebensraumes.Das nächste Treffen des BildungsnetzwerksAue findet voraussichtlich im August <strong>2013</strong>im Infohaus Isarmündung statt. Interessentenan der Mitarbeit im Bildungsnetzwerk-Aue wenden sich bitte an Frau Freise im NaturForumBislicher Insel (freise@rvr-online.de, Tel.: (02801) 98 82 30).KontaktSusanne GersterBurg LenzenEuropäisches Zentrum für Auenökologie,Umweltbildung und BesucherinformationBurgstraße 3,19309 LenzenTel.: (038792) 1221Fax: (038792) 80673E-Mail: info@burg-lenzen.de<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 35


RückblickB. CyffkaEcoSummit 2012 – Ecological Sustainability: Restoring the Planet‘s Ecosystem Services36EcoSummit 2012 – Ecological Sustainability: Restoring the Planet‘sEcosystem ServicesBernd CyffkaDer EcoSummit 2012 fand in Columbus/Ohio in den USA vom 1. - 5.10.2012 statt.Im Rahmen dieser alle vier Jahre stattfindendenKonferenzreihe werden grundsätzlichThemen zu ökologischen Schwerpunktendiskutiert. In diesem Jahr lag der Fokusauf der nachhaltigen Renaturierung. DieVeranstalter vorangegangener EcoSummitshaben ein eng zusammenarbeitendes Teamgebildet, welches eine thematische Kontinuitätgewährleistet. Dies ist umso beachtenswerter,da es sich nicht um eine einzigeOrganisation handelt, die immer die Konferenzausrichtet.In 2012 lag die Verantwortung in den Händender „Ecological Society of America“(ESA), der „International Association forEcology“ (INTECOL) und der „Society forEcological Restoration“ (SER). Die Tagungwurde von über 1.600 Teilnehmerinnenund Teilnehmern besucht, die aus 70 Ländernkamen; darunter war auch eine größereAnzahl von Europäern, allerdings kaummehr als eine Handvoll Deutsche. Nun wares auch nicht gerade günstig für Europäer,die weite Reise in die USA zu unternehmen,allerdings wurden sie durch eine ausgezeichnetorganisierte Tagung mit exzellentdurchgeführten, sehr interessanten Exkursionen(in der Mitte der Tagungswoche)entschädigt.Neben den zentralen ökologischen Problemender Welt ging es in jeweils über 20 parallelenSitzungen natürlich auch um denEinfluss der Menschen auf unsere natürlichenRessourcen. Aber eben auch und besondersum die Themen Renaturierung undÖkosystemfunktionen sowie Ökosystemdienstleistung,als „emerging topics“ derletzten Jahre. Gerade in diesen Bereichenwaren die Europäer stark vertreten, mit Vorträgenüber Renaturierungsprojekte in denBereichen des Wasser- und Landmanagements.Einziger Wermutstropfen stellten die vielenParallelsitzungen dar; aber das ist leider beiallen Großkonferenzen der Fall. Wenn mansich die jeweils interessantesten Vorträgeanhören wollte, war man zu einem „sessionhopping“ gezwungen. Wen das nicht stört,dem sei der nächste EcoSummit unbedingtempfohlen. Dieser findet 2016 in Montpellier/Frankreichstatt und wird hoffentlichebenfalls dazu beitragen, dass wir besserverstehen lernen, wie wir unsere Ökosystemeerhalten und wenn notwendig nachhaltigrenaturieren können.KontaktProf. Dr. Bernd CyffkaKatholische Universität Eichstätt-IngolstadtOstenstraße 1885072 EichstättTel.: (08421) 93 - 1392Fax: (08421) 93 - 1787E-Mail: bernd.cyffka@ku-eichstaett.dePlenarsitzung EcoSummit 201236<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


RückblickW. KraierPerspektiven einer nachhaltigen Gewässer- und Auenentwicklung37Perspektiven einer nachhaltigen Gewässer- und AuenentwicklungBfN-Tagung am 20. und 21. November 2012, Tagungszentrum Burg LenzenWolfgang KraierRund 70 Teilnehmer aus ganz Deutschlandfolgten der Einladung des Bundesamtesfür Naturschutz in die winterliche Elbauebei Lenzen zur Tagung „Perspektiven einernachhaltigen Gewässer- und Auenentwicklung“,organisiert vom Trägerverband BurgLenzen e. V. (TVBL). Das Tagungszentrum„Burg Lenzen“ bot - nicht nur wegen seinerAbgeschiedenheit - einen perfekten Rahmenfür einen intensiven fachlichen Austausch.In drei Themenblöcken, einer Podiumsdiskussionund bei einer Exkursionin das unmittelbar benachbarte Projektgebietder „Deichrückverlegung Lenzener Elbtalaue“wurde ein Überblick über die derzeitigennationalen und internationalen Bemühungenzum Auenschutz und zur Auenentwicklunggegeben.Den Vertretern von Verwaltungen, Verbänden,Büros und der Wissenschaft wurde einbreites Themenspektrum geboten, von der„Rolle der Flusslandschaften für die Biodiversität“über den „volkswirtschaftlichenNutzen des Auenschutzes“ hin zu der Funktionvon Deichrückverlegungen im Hochwasserschutz,um nur einige Beispiele zunennen. Der Blick über den nationalen Tellerrandführte in die Niederlande (Floodplainsof Welsummer and Fortmond on theriver IJssel) und nach Österreich in den NationalparkDonauauen bei Wien. Auch wennkeine grundlegend neuen politischen Botschaftenoder fachlichen Erkenntnisse zuden Auen präsentiert wurden, boten dieVorträge doch genügend Stoff für intensiveDiskussionen und regen Austausch zwischenden Fachleuten.Einen gewissen Schwerpunkt der Fallbeispielebildeten die Auen der großen, schiffbarenFließgewässer. Es wurde besondersPodiumsdiskussion: 10 Jahre nach der Elbeflut -Entwicklungsperspektiven für unsere Flüsse undAuenOberstromiger Einlaufbereich des Deichrückverlegungsprojektes (Absenkung des Altdeiches)deutlich, dass die Funktion als (Bundes-)Wasserstraße nicht nur den Fluss selbst,sondern auch die Möglichkeiten bzw. Grenzender Auenentwicklung sehr stark prägt.Dies bestätigte sich auch bei der interessantenExkursion in das Gebiet des NaturschutzgroßprojektesLenzener Elbtalaue miteiner der größten und bekanntesten DeichrückverlegungenDeutschlands.Dass die Botschaften zu Auen nicht nur inForm wissenschaftlicher Vorträge, sondernauch emotional transportiert werden können,zeigte eindrucksvoll der Abendvortragdes GEO-Fotografen Thomas Stephan, deres mit seine Bildern schaffte, die Teilnehmerauch nach einem langen Arbeitstag noch inseinen Bann zu ziehen.Ein Tagungsband mit allen Vorträgen ist inVorbereitung und wird in der Reihe „Skripten“des Bundesamtes für Naturschutz veröffentlicht(www.bfn.de/0502_gewaesserschutz_auenschutz.html).KontaktWolfgang KraierBayer. Landesamt für UmweltBürgermeister-Ulrich-Straße 16086179 AugsburgTel.: (0821) 9071-5096E-Mail: wolfgang.kraier@lfu.bayern.de<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 37


AuenBewohnerB. MendeRohr-Glanzgras (Phalaris arundinaceae L.)38 - 40Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinaceae L.)Bernhard MendeEinleitungBei der Betrachtung von Auebewohnernstehen häufig bedrohte oder zumindestseltene Tiere oder Pflanzen im Fokus. DasRohr-Glanzgras (Phalaris arundinaceae L.)besitzt keines dieser Attribute, es ist eine„Allerweltsart“. Hervorragend an die dynamischenBedingungen von Fließgewässernangepasst, kommt es inzwischen weltweitvor. Dennoch besitzt das Rohr-Glanzgras Eigenschaften,die eine intensivere Betrachtunglohnenswert machen.Botanische Merkmale und StandortansprücheRohr-Glanzgras ist ein ausdauerndes, sehrkräftiges (Süß-) Gras, welches zwischenJuni und August blüht. Die glatten Halmemit vier bis sechs Knoten sind aufrechtoder höchstens am Grunde gebogen underreichen eine Höhe von bis zu 2 m. DieBlatthäutchen (Ligulae) sind 2 bis 16 mmlang, stumpf und später einreißend. Diesdient als deutliches Unterscheidungsmerkmalzum Schilfrohr (Phragmites australis),welches keine Blatthäutchen sondern stattdesseneinen Haarkranz besitzt. Die Blattscheidensind glatt mit runder Rückseite;die unbehaarten Blattspreiten sind grün,lang zugespitzt, flach und fest, bis zu 18mm breit und 10 bis 35 cm lang und imvorderen Abschnitt ziemlich rau. Die Rispenhaben einen lanzettlichen Umriss, sindaufrecht, ziemlich dicht, 5 bis 25 cm langund bis 4 cm breit und zur Blütezeit etwasgelockert. Die Ährchen sind 6 mm lang mitunbegrannten Hüll- und Deckspelzen.Ausgestattet mit einem Wurzelstock, derweit in die Tiefe (etwa 3,5 m) sowie in dieFläche reicht, gilt Rohr-Glanzgras als tiefwurzelnderKriechwurzel-Pionier und ist inUferröhrichten entlang schnell fließenderGewässer sowie an Seen bestandsbildend.Es setzt sich im Verband der übrigen Wiesengräserdurch und bildet oft hohe, dichteBestände, die im Wuchs an Schilf erinnern.Im Vergleich zu Schilfrohr ist es gegenüberbewegtem Wasser, vor allem auchTab. 1: Systematische Einordnung von Rohr-Glanzgras(erstellt nach BRESINSKY et al. 2008)gegen Wellenschlag widerstandsfähiger.Auch ist es als Wechselnässezeiger gut gegenstark schwankende Wasserstände, wiesie in Auen bereichen vorherrschen, angepasst(vgl. Oberdorfer 1994, Lfl 20<strong>04</strong>).Mit seinem kräftigen Wurzelwerk sichertRohr-Glanzgras die Ufer auch schnell fließenderGewässer sehr gut (bis etwa 1,8 m/s).Es legt sich bei Überströmen um und ist inder Lage, sich danach wieder von selbst aufzurichten.Als Flussröhricht kann es auch biszu einem mittleren Hochwasser Kiesbänkesichern, als Fließhindernis für unterschiedlicheSedimentbereiche dienen und auf dieseWeise eine Steigerung der Strukturvielfalterzielen (Patt et al. 2011).Die Böden, auf welchen sich Rohr-Glanzgrasansiedelt, sind kühl, sickernass, nährstoffundbasenreich, meist feinerdearm, sandigbis kiesig, durchlüftet, seltener tonig und mitmehr oder weniger mächtigem Humusgehalt(Oberdorfer 1994, Möseler et. al 1996).Detailansicht Rohr-Glanzgras(Foto: G. Nitter, www.gerhard.nitter.de)Ordnung:Familie:Gattung:Art:Poales (Süßgrasartige)Poaceae (Süßgräser)Phalaris (Glanzgräser)Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinaceae L.)Tab. 2: Zeigerwerte nach Ellenberg (ELLENBERG & LEUSCHNER 2010)L7T5KxF9u (8)R7N7S0W (Leb)HalblichtpflanzeMäßigwärmezeigerindifferentes VerhaltenNässezeiger, ÜberschwemmungszeigerSchwachsäure- bis Schwachbeasenzeigeran stickstoffreichen Standorten häufigernicht salzertragendGeophyt oder Hemikryptophyt, überwinternd, grün38<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


AuenBewohnerB. MendeRohr-Glanzgras (Phalaris arundinaceae L.)38 - 40VerbreitungNach Oberdorfer (1994) kommt Rohr-Glanzgras etwa als Charakterart des Glanzgras-Röhricht(Phalaridetum arundinaceae)als auch z. B. in der Hartholzaue (Alno-Ulmion)oder der Weichholzaue (Salicion) vor.Es wächst von der Ebene bis in mittlere Gebirgslagen.In den Alpen ist es in Höhen bis1.250 m zu finden. Sein ursprüngliches Verbreitungsgebietwird als nordisch-eurasiatisch,circumpolar (Nordhalbkugel) angegeben.Ob Rohr-Glanzgras außerhalb dieserVerbreitungsgebiete als invasive Art bzw. alsNeophyt bezeichnet werden kann, ist für einigeBereiche, v. a. in Nordamerika, umstritten(Ciseh 2010). Als Futter- oder Zierpflanzeeingeschleppt, ist Rohr-Glanzgras heutenahezu weltweit verbreitet (Issg 2010).NutzungsmöglichkeitenIn wirtschaftlicher Hinsicht gehört Rohr-Glanzgras zu den in ganz Europa genutztenArten. Es besitzt einen hohen Eiweißgehalt,erzielt große Futtererträge, es regeneriertsich gut nach der Mahd und ist ausdauernd.Auf wechselfeuchten Auenstandorten sindzwei bis drei Schnitte im Jahr möglich. DieRohr-Glanzgrasbestand entlang des Umgehungsgewässers in den Donauauen zwischen Neuburg und Ingolstadt.(Foto: Ch. Margraf)Art der weiteren Verwendung hängt starkvom Zeitpunkt der Ernte ab. Herkömmlichwird es in der Landwirtschaft im jungenStadium als Grünfutter genutzt. Im älterenStadium findet es vornehmlich als StreuVerwendung, da es während der Blütezeitschnell hart wird und nur nach technischerVerarbeitung durch Einsilage oder Halbheuproduktionverfüttert werden kann (Lfl20<strong>04</strong>).LegendeEinzelvorkommengeschätztes Verbreitungsgebietzentrales VerbreitungsgebietHöhenlinien für 200m, 1000m, 2000m und 4000m üNN.Verbreitungskarte des Rohr-Glanzgrases auf der Nordhalbkugel (Quelle: Hultén & Fries 1986:175, mit freundlicher Genehmigung des Schwedischen NaturhistorischenMuseums (Naturhistoriska riksmuseet)).<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 39


AuenBewohnerB. MendeRohr-Glanzgras (Phalaris arundinaceae L.)38 - 40Rohr-Glanzgras entlang des Umgehungsgewässers Kestel bei Vohburg (Foto: Wasserwirtschaftsamt Deggendorf)Mit seiner Fähigkeit, auch auf zeitweiligüberschwemmten Flächen gute Erträge vonim Schnitt 8 bis 15 Tonnen Trockenmassepro Hektar zu erbringen, besitzt Rohr-Glanzgras ein Alleinstellungsmerkmal unterden Grünlandgräsern und großes Potentialals Biomasseproduzent. Dieser Nutzungsalternativesteht derzeit aber noch die unbefriedigendeSaatgutproduktion aufgrundnicht ausfallfester Sorten im Weg.Daher wird seit April 2012 in einem Gemeinschaftsprojektan der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg an der Saatgutverbesserunggearbeitet, mit dem Ziel,Rohr-Glanzgras – ähnlich wie Riesen-Chinaschilf(Miscanthus x giganteus) – als Lieferantfür Festbrennstoffe nutzbar zu machen(vgl. Fnr 2009).Die Nutzung von Rohr-Glanzgras zur Biomasseproduktionkönnte mehrere Vorteilebieten. Zum einen besteht die Möglichkeit,den veränderten Umweltbedingungen inFolge des Klimawandels (z. B. erhöhtes Überschwemmungsrisiko,erhöhte Wahrscheinlichkeitfür Starkregenereignisse) zu begegnen:Rohr-Glanzgras kann - eine angepasste,extensive Bewirtschaftung von Grünlandbeständenentlang von Fließgewässernvorausgesetzt – wichtige Wasser- und Bodenschutzfunktionen,wie die Verminderungvon Nähr- und Schadstoffeinträgen in dieGewässer, sowie eine Verhinderung von Bodenerosionund Humusverlust gewährleisten(Röttcher & Theobald 2007). Zum anderenbietet es die Chance, die gestiegeneNachfrage an Biomasse mit zu bedienen,ohne dass ehemals extensiv genutzte Grünlandstandorteentlang von Fließgewässernin Ackerflächen umgebrochen werden müssen,auf denen dann Mais angepflanzt wird(Dvl & Nabu 2007). Welche Auswirkungeneine Veränderung der Saatgutproduktionaus naturschutzfachlicher Sicht haben wird,ist noch offen.LiteraturBresinsky, A.; Körner, Ch.; Kadereit, J. W.;Neuhaus, G. & Sonnewald, U. (2008):Strasburger - Lehrbuch der Botanik.Heidelberg.Ciseh (Center For Invasive Species And EcosystemHealth) (Hrsg., 2010): InvasivePlant Atlas of the United States.(www.invasiveplantatlas.org zuletztabgefragt am 18.01.<strong>2013</strong>).Dvl & Nabu (Deutscher Verband Für Landschaftspflege(Dvl) E.V. & Naturschutzbund)(Hrsg., 2007): Bioenergie?– Aber natürlich! NachwachsendeRohstoffe aus Sicht des Umwelt- undNaturschutzes. Fürth.Ellenberg, H. & Leuschner, Ch. (2010): VegetationMitteleuropas mit den Alpen.Stuttgart.Fnr (Fachagentur Nachwachsende Rohstoffee.V.) (Hrsg., 2009): Rohrglanzgras alsEnergiegras. – FNR Infobrief 01/2009.(www.nachwachsenderohstoffe.de zuletztabgefragt am 18.01.<strong>2013</strong>)Hultén, E. & Fries, M. (1986): Atlas of NorthEuropean Vascular Plants - North ofthe Tropic of Cancer. Bd. I. Fulda.Issg (Invasive Species Specialist Group)(Hrsg., 2010): Global Invasive SpeciesDatabase. (www.issg.org zuletzt abgefragtam 18.01.<strong>2013</strong>).Lfl (Bayerische Landesanstalt Für Landwirtschaft)(Hrsg., 20<strong>04</strong>): KurzeSteckbriefe zu Futterpflanzen – Rohrglanzgras(www.lfl.bayern.de/ipz/gruenland/09663/rohrglanzgras.pdfzuletztabgefragt am 18.01.<strong>2013</strong>).Möseler, B.; Grau J. & Kremer B. (1996):Steinbachs Naturführer Gräser. München.Oberdorfer, E. (1994): PflanzensoziologischeExkursionsflora. Stuttgart.Patt, H.; Jürging, P. & Kraus, W. (2011): NaturnaherWasserbau. Entwicklung undGestaltung von Fließgewässern. Heidelberg.Richter, F.; Grass, R. & Wachendorf, M.(2009): Anbau und bioenergetischeVerwertung von Extensivgrünland inÜberschwemmungsgebieten nordhessischerFließgewässer durch eine integrierteFestbrennstoff- und Biogasproduktionaus Biomasse. In: Berendonk,C. & Riehl, G. (Hrsg.): Futterbau undKlimawandel: Grünlandbewirtschaftungals Senke und Quelle für Treibhausgase(= Mitteilungen der ArbeitsgemeinschaftGrünland und FutterbauBd. 10) S. 101-1<strong>04</strong>. Bonn.Röttcher, K. & Theobald, S. (2007): UmweltverträglicherHochwasserschutzfür die Einzugsgebiete von Fulda undDiemel. Zusammenfassender Bericht.Hessisches Ministerium für Umwelt,ländlichen Raum und Verbraucherschutz(Hmulv). Wiesbaden.KontaktDipl.-Geograph Bernhard MendePhysische Geographie und UmweltforschungUniversität des SaarlandesAm Markt / Zeile 266125 Saarbrücken-DudweilerTel.: (0681) 302-64222E-Mail: bernhard.mende@geo.uni-saarland.de40<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


TERMINE und VERANSTALTUNGEN / AuennewsRohr-Glanzgras (Phalaris arundinaceae L.)4113.-17.05.<strong>2013</strong>DWA Kurs GewässerunterhaltungVeranstaltungsort: RegenstaufVeranstalter: DWA-Landesverband BayernInfo: www.dwa-bayern.de08.06.<strong>2013</strong>Die Ökologie der Flussperlmuschel –ein komplizierter LebenslaufVeranstaltungsort: Ökologische BildungsstätteBurg Hohenberg, WunsiedelVeranstalter: Bayerische Akademie für Naturschutzund LandschaftspflegeInfo: www.anl.bayern.deDie Informationsveranstaltung (mit Exkursion)richtet sich an die interessierte Öffentlichkeit.09.06.<strong>2013</strong>Lebensraum Bergbach – Interessantes zuBachflohkrebs, Fischotter, Biber und PerlmuschelVeranstaltungsort: Haus am Strom, ObernzellVeranstalter: Bayerische Akademie für Naturschutzund LandschaftspflegeInfo: www.anl.bayern.de26.-29.06.<strong>2013</strong>Weiterentwicklung von Instrumentenzum Auenschutz(Reihe Vilmer Expertentagungen)Veranstaltungsort: JenaVeranstalter: Bundesamt für NaturschutzInfo: www.bfn.de11.-12.07.<strong>2013</strong>Gewässer in der StadtVeranstaltungsort: Salzburg (Ö)Veranstalter: Bayerische Akademie fürNaturschutz und LandschaftspflegeInfo: www.anl.bayern.deAugust <strong>2013</strong>4. BNA-TreffenVeranstaltungsort: IsarmündungVeranstalter: Landkreis Deggendorf18.-19.09.<strong>2013</strong>Wilder Fluss! Alpine Fließgewässerin der PlanungVeranstaltungsort: Bad TölzVeranstalter: Bayerische Akademie fürNaturschutz und LandschaftspflegeInfo: www.anl.bayern.de28.09.<strong>2013</strong>Dritter Jahrestag der Beweidung in BayernVeranstaltungsort: KronachVeranstalter: Bayerische Akademie für Naturschutzund LandschaftspflegeInfo: www.anl.bayern.deDie Helme - Flusslandschaft des Jahres 2012/<strong>2013</strong>Als gemeinsame Kampagne der Natur-Freunde Deutschlands und des DeutschenAnglerverbandes wird seit dem Jahr 2000alle zwei Jahre eine Flusslandschaft desJahres proklamiert. Damit sollen „herausragendeSchönheit sowie bisherige Leistungenim Naturschutz“ gewürdigt werden. DieHelme mit ihrem ca. 1.316 km 2 großen Einzugsgebietin Thüringen und Sachsen-Anhaltist demnach bereits die siebte Flusslandschaft,der dieser „Titel“ verliehenwurde. Durch die Verbesserung der Wasserqualitätkonnte sich die Fischartenzahlzwar erhöhen, weitere Anstrengungen sindjedoch notwendig, um die Lebensräume derFische zu verbessern und damit ihre Anzahlzu erhöhen. Mit dem Titel „Flusslandschaftdes Jahres“ sollen weitere Verbesserungsimpulsegesetzt werden. Weitere Informationensind unter www.flusslandschaft.naturfreunde.dezu finden.Neues Informationszentrum Kühkopf/KnoblochsaueNachdem das Naturschutzinformationszentruman Hessens größtem Naturschutzgebiet,der Kühkopf/Knoblochsaue, etwas indie Jahre gekommen ist, werden derzeitdie Gebäude zu einem Besucher- und Informationszentrumfür rund 3,5 MillionenEuro umgebaut. In dem Hofgut sollen dieNaturschätze des Kühkopfes eindrucksvollpräsentiert werden. Daneben wird esausreichend Platz für Wanderausstellungenund für Seminar-, Werkstatt- und Vortragsräumegeben. Neben den Schätzen derKühkopfinsel werden die Ausstellungsmacherdas Thema Fließgewässer und Auelandschaftin den Räumen im Erdgeschossherausstellen, ein Schülerlabor im Obergeschosssoll zudem zeitgleich mit der Inbetriebnahmeals Experimentierwerkstattausgestattet werden. Vom Hofgut aus startengeführte Wanderungen und Exkursionenin das Naturschutzgebiet. Im Rahmeneines kleinen Festakts zeigte sich HessensUmweltministerin Puttrich beeindruckt vomStand der denkmalgerechten Sanierung imNordflügel des Hofguts Guntershausen unddankte den mitwirkenden Kooperationspartnernfür deren Engagement.<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 41


LITERATURHINweiseRohr-Glanzgras (Phalaris arundinaceae L.)42NuL-heft „Gewässer und Auen“ 4/2012Das Schwerpunktheft der Zeitschrift „Naturund Landschaft“ gibt einen bundesweitenÜberblick über den Zustand der Gewässerund Auen in Deutschland. Vertiefendwerden die Themen Gefährdung und Bestandstrendsder gewässer- und auentypischenArten und Lebensräume, Zustand undSchutz der Auen, Stand der Umsetzung derWasserrahmenrichtlinie, gemeinsame Umsetzungvon Wasserrahmenrichtlinie undNatura 2000 und Durchgängigkeit an Bundeswasserstraßenbehandelt. Die Beiträgemachen deutlich, dass trotz der Erfolgebei der Verbesserung der Wasserqualitätund der Rückkehr einzelner Arten, wie demLachs, weiterhin ein dringender Handlungsbedarfbesteht, den Flüssen wieder mehrRaum zu geben und den ökologischen Zustandder Gewässer und Auen zu verbessern.Bezug:Einzelexemplare können beim Verlag W.Kohlhammer GmbH, Zeitschriftenauslieferung,70549 Stuttgart, telefonisch 0711/7863 - 72 80, per Fax 0711/78 63 - 84 30 oderunter www.natur-und-landschaft.de (Einzelheft)zu einem Preis von 7,60 € zzgl. Versandkostenbestellt werden.NaBiV-Heft 124: Ökosystemfunktionen von FlussauenAuen bieten dem Menschen eine bemerkenswerteVielfalt von Funktionen und Leistungen.In dieser Veröffentlichung wird derBeitrag von Flussauen zur Hochwasserretention,zum Rückhalt von Nährstoffen undTreibhausgasen sowie ihre Bedeutung fürdie biologische Vielfalt erfasst und in Wertgesetzt. Die Untersuchung bezieht sich aufdie Auen von 79 Flüssen mit einer Flächevon 15.000 km² und erlaubt eine überregionaleEinschätzung, welchen Nutzen Auenfür unsere Gesellschaft erbringen.Bezug:Scholz, M.; Mehl, D.; Schulz-Zunkel, Ch., Kasperidus,H. D.; Born, W. & Henle, K. (2012):Ökosystemfunktionen von Flussauen. Analyseund Bewertung von Hochwasserretention,Nährstoffrückhalt, Kohlenstoffvorrat, Treibhausgasemissionenund Habitatfunktion.(= Naturschutz und Biologische Vielfalt,Heft 124), 258 S.ISBN 978-3-7843-4024-1www.bfn.de/neuerscheinungen.html oderwww.buchweltshop.de/bfnPreis: 22,- € zzgl. VersandNatur und Land-Heft „Auenschutz mit Strategie“ 3/2012Die zahlreichen Beiträge lassen den Lesertief in die „Auenstrategie“ und das „Aueninventar“Österreichs eintauchen. Nebenallgemeinen Auenfunktionen, rechtlichenRahmenbedingungen und dem methodischenAufbau, werden nationale undinternationale Vorzeigeprojekte präsentiert.Expertenkommentare und eine schöne Bebilderungbereichern die Erläuterungen zurSchutzstrategie. Ein lesenswertes Heft zumEinstieg in die Auenlandschaft Österreichs.Bezug:Naturschutzbund Österreich,Zeitschrift Natur und Land,Museumsplatz 2,A-5020 Salzburgnatur-land@naturschutzbund.atwww.naturschutzbund.at(->Service->Shop)Preis: 5,- € zzgl. Versand(Inland: 3,50, Ausland: 5,-)DVD: Renaturierung einer Flusslandschaft – Nachhaltiges UmweltmanagementEinst wurden die Flüsse Mitteleuropas vonnatürlichen Auenlandschaften gesäumt.Der Mensch hat die Flüsse und Auen durchFlussregulierungen und Staudammprojektemassiv verändert – mit erheblichen Folgenfür die Artenvielfalt und die Vielfalt derLebensräume. Renaturierungsmaßnahmendienen heute der Wiederherstellung naturnaherFlusslandschaften. Die Produktionbegleitet die Redynamisierung einerFlusslandschaft an der Donau und dokumentiertdamit ein Beispiel für ein gelungenesund nachhaltiges Umweltschutzprojekt.Im Arbeitsmaterial stehen zusätzlichArbeitsblätter, didaktische Hinweise undweitere ergänzende Unterrichtsmaterialienzur Verfügung.Bezug:FWU – Medieninstitut der Länder(www.fwu-shop.de)42<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong>


Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinaceae L.)Zweckverband Müllverwertungsanlage IngolstadtUMWELTSCHONUNG unser SelbstverständnisENTSORGUNGSQUALITÄT unsere tägliche AufgabeENERGIE FÜR DEN BÜRGER mit Sicherheit<strong>Auenmagazin</strong> <strong>04</strong>/<strong>2013</strong> 43Am Mailinger Bach, 85055 Ingolstadt, Tel 08 41 / 3 78 -0, Fax 3 78 -48 49, info@mva-ingolstadt.de, www.mva-ingolstadt.de


Heft <strong>04</strong>/<strong>2013</strong><strong>Auenmagazin</strong>Magazin des <strong>Auenzentrum</strong>s Neuburg a.d. Donauwww.auenzentrum-neuburg-ingolstadt.deImpressumHerausgeber:<strong>Auenzentrum</strong> Neuburg/IngolstadtSchloss Grünau86633 Neuburg a.d. DonauFörderverein <strong>Auenzentrum</strong> Neuburg e.V.Geschäftsführer: Siegfried GeißlerTel.: 08431 57-3<strong>04</strong>e-Mail: siegfried.geissler@auenmagazin.deRedaktion:Siegfried Geißler, Förderverein <strong>Auenzentrum</strong>Dr. Ulrich Honecker, Universität des SaarlandesProf. Dr. Bernd Cyffka, Aueninstitut, Katholische Universität Eichstätt-IngolstadtDr. Francis Foeckler, ÖKON GmbH, KallmünzDr. Christine Margraf, Bund Naturschutz BayernDr. Thomas Henschel, Bayerisches Landesamt für UmweltKorrektorin:Evelyn Kreutzer, Universität des SaarlandesLayout:Thomas Hlauschek, Bayerisches Landesamt für UmweltDruck:Satz & Druck Edler, KarlshuldISSN: 2190-7234Bild der Titelseite: Luftbild der Vils – Detailansicht mit Altwässern und Nebenarmen(Foto: W. Englmüller, Wasserwirtschaftsamt Deggendorf)Die in diesem Magazin veröffentlichten Beiträge, einschließlich der Abbildungen,dürfen nur mit Genehmigung der genannten Autorinnen und Autoren bzw. dergenannten Bildautorinnen und Bildautoren weiter verwendet werden.Bayerisches Landesamt fürUmwelt

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