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Schiffler_Fremdsprachen lernen - narr-shop.de

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1. Eine Fremdsprache effektiver <strong>lernen</strong>! Aber wie?Hierauf gibt es zwei einfache Antworten:1. Dem Lernen<strong>de</strong>n alle nur möglichen Lernhilfen geben.2. Mit mehr als einem „Sinn“ lehren und diese Sinne sinnvoll miteinan<strong>de</strong>r verknüpfen.Mit „allen Sinnen zu <strong>lernen</strong>“ ist nichts Neues, <strong>de</strong>nn seit geraumer Zeit weiß man, dassman so am besten die unterschiedlichen Lernertypen erreicht. Wenn man aber dieneuere Gehirnforschung berücksichtigt, so kann man mehr Sinne als bisher bekannt für<strong>de</strong>n <strong>Fremdsprachen</strong>unterricht nutzen bzw. bestimmte Sinne sinnvoll miteinan<strong>de</strong>r verknüpfen.Selbstverständlich sind beim Lernen bei<strong>de</strong> Gehirnhälften aktiviert, jedochkann man in vielen Fällen die rechte stärker aktivieren. Dies wird im Folgen<strong>de</strong>n skizziertund im zweiten Kapitel genauer aufgezeigt.Welche Lernhilfen soll die Lehrerin bzw. <strong>de</strong>r Lehrer* <strong>de</strong>n Lernen<strong>de</strong>n geben? Ist dieseFrage eigentlich nicht überflüssig? Ganz und gar nicht, weil die Geschichte <strong>de</strong>r <strong>Fremdsprachen</strong>didaktikzeigt, dass in vielen Fällen eine „Metho<strong>de</strong>“ speziell darin besteht, <strong>de</strong>nLernen<strong>de</strong>n bestimmte Lernhilfen vorzuenthalten, also Hür<strong>de</strong>n aufzubauen, um das<strong>Fremdsprachen</strong><strong>lernen</strong> angeblich effektiver zu gestalten. Solche Hür<strong>de</strong>n waren bzw. sindnoch die Vermeidung <strong>de</strong>r Schrift im Anfangsunterricht und die <strong>de</strong>s muttersprachigenÜbersetzungsäquivalents. Hür<strong>de</strong>n aufzubauen be<strong>de</strong>utet gleichzeitig eine Auswahl zutreffen, nämlich zwischen <strong>de</strong>n Lernern, die die Hür<strong>de</strong>n überwin<strong>de</strong>n und solchen, diedaran scheitern. Als Beweis für die Effektivität einer Metho<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n dann die Erfolge<strong>de</strong>rer angeführt, die die Hür<strong>de</strong>n überwun<strong>de</strong>n haben. Ferner be<strong>de</strong>uten die Hür<strong>de</strong>n, dassnicht nur eine Auswahl <strong>de</strong>r Sprachbegabteren getroffen wird, son<strong>de</strong>rn dass bestimmteLerntypen bevorzugt und an<strong>de</strong>re benachteiligt wer<strong>de</strong>n.Wenn z. B. ohne Schrift unterrichtet wird, dann wer<strong>de</strong>n die auditiv Lernen<strong>de</strong>n bzw.diejenigen mit einem auditiven Gedächtnis bevorzugt. Gleichzeitig wird aber auch dasauditive Gedächtnis <strong>de</strong>r visuellen Lerner trainiert, ohne ihnen jedoch visuelle Hilfen fürihre Ausspracheschwierigkeiten an die Hand zu geben. Von all diesen Rechtfertigungsstrategien<strong>de</strong>r einzelnen Metho<strong>de</strong>n wollen wir uns lösen, <strong>de</strong>nn es geht vor allem darum,einen Unterricht zu geben, <strong>de</strong>r es allen Lernern ermöglicht, ihren optimalen Weg selbst zufin<strong>de</strong>n und das selbstständige Lernen entsprechend zu för<strong>de</strong>rn.1.1 LernhilfenKommen wir nun auf die Eingangsfrage nach <strong>de</strong>n möglichen Lernhilfen zurück. Sieheißen:– Dem Lernen<strong>de</strong>n immer Klarheit hinsichtlich <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>ssen, was er lernt, zugeben. Das gelingt am leichtesten mit Hilfe <strong>de</strong>r Muttersprache. Um einem Miss-* Im vollen Bewusstsein, dass die Mehrzahl <strong>de</strong>r <strong>Fremdsprachen</strong>lehrer aus Lehrerinnen besteht,verzichte ich aus stilistischen Grün<strong>de</strong>n auf die Nennung <strong>de</strong>r weiblichen Form. Die Verwendung<strong>de</strong>r männlichen Form schließt die weibliche Form nicht aus.


8 1. Eine Fremdsprache effektiver <strong>lernen</strong>! Aber wie?verständnis vorzubeugen, soll damit nicht in Frage gestellt wer<strong>de</strong>n, dass das häufigeintensive Lehrer-Schülergespräch in <strong>de</strong>r Fremdsprache eine unverzichtbare un<strong>de</strong>ffektive Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Sprachen<strong>lernen</strong>s ist.– Eine weitere wichtige Lernhilfe ist es, <strong>de</strong>m Lerner Flexibilität im Umgang mit <strong>de</strong>mGelernten zu geben. Dies gelingt u. a. dadurch, dass er nicht nur isolierte Vokabelnlernt, son<strong>de</strong>rn diese auch in einem Kontext lernt und dass er diesen Kontext zu variierenlernt. Hierbei ist zu beachten, dass er sich auch über die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Kontextes undseiner Variationen im Klaren ist. Dies geschieht wie<strong>de</strong>rum mit Hilfe <strong>de</strong>r Muttersprache.– Dasselbe ist beim Er<strong>lernen</strong> <strong>de</strong>r Grammatik zu beachten. Statt langwieriger Regelerklärungenin <strong>de</strong>r Muttersprache soll die Grammatik immer mit kontextuellenbilingualen Beispielen in Verbindung mit signalartigen kognitiven und multisensorischenHilfen gelernt wer<strong>de</strong>n. Da die meisten Fehler durch das muttersprachigeGrammatiksystem verursacht wer<strong>de</strong>n, ist die Muttersprache in Form <strong>de</strong>r „Spiegelung“<strong>de</strong>r fremdsprachigen grammatikalischen Struktur eine wirksame Lernhilfe.Alle diese Lernhilfen sind schriftlicher Art und haben das Ziel, dass <strong>de</strong>r Lerner möglichstviel ohne ständigen Rückgriff auf die Muttersprache in <strong>de</strong>r Fremdsprache mündlich undschriftlich kommuniziert. Auf <strong>de</strong>m Weg dorthin ist <strong>de</strong>r gezielte Rückgriff auf dieMuttersprache eine wesentliche Lernhilfe.– Eine weitere große Lernhilfe ist das Lernen mit einem Partner. Hierbei ist aber einpartnerschaftliches Lernen Voraussetzung. Dies geschieht in Form von Partnerarbeito<strong>de</strong>r in „verantwortlichen Partnerschaften“. Hierzu wer<strong>de</strong>n im entsprechen<strong>de</strong>nKapitel Anregungen gegeben.– Die größte Lernhilfe ist selbstverständlich die, die <strong>de</strong>r Lehrer durch seine Lehrkompetenzund durch sein Verhalten im Umgang mit <strong>de</strong>n Lernern gibt. Diese kanndurch <strong>de</strong>n Placebo- und <strong>de</strong>n Hawthorne-Effekt verstärkt wer<strong>de</strong>n. Sie ist gleichzeitigdiejenige, die am schwierigsten zu realisieren ist, vor allem dann, wenn <strong>de</strong>r Lehren<strong>de</strong>eine größere Gruppe bzw. Klasse unterrichtet, in <strong>de</strong>r sich unmotivierte und undisziplinierteLernen<strong>de</strong> befin<strong>de</strong>n.1.2 Mit welchen Sinnen eine Fremdsprache <strong>lernen</strong>?Lernen wir nicht schon immer mit mehreren Sinnen? Wir <strong>lernen</strong> doch mit <strong>de</strong>r Schrift, alsomit <strong>de</strong>n Augen. Der Lehrer fragt uns in <strong>de</strong>r Fremdsprache und wir antworten, also <strong>lernen</strong>wir bereits hörend und sprechend. Welche Sinne sollen <strong>de</strong>nn noch dazu kommen?Dass wir lesend, schreibend, hörend und sprechend <strong>lernen</strong> ist richtig und gut. Dochkann beispielsweise das Schreiben unter Einbeziehung mehrerer Sinne viel effektivergestaltet wer<strong>de</strong>n, nämlich durch Visualisierung und Bewegung. Das Erkennen vonSchriftzeichen ist wie<strong>de</strong>rum nur eine <strong>de</strong>r vielfältigen Formen <strong>de</strong>r Visualisierung, die imFolgen<strong>de</strong>n dargestellt wer<strong>de</strong>n sollen. Eintöniges Vorlesen o<strong>de</strong>r gar mühevolles Aneinan<strong>de</strong>rreihenvon Buchstaben durch <strong>de</strong>n Schüler, wie es in <strong>de</strong>r Schule beim Vorlesen gangund gäbe ist, hat nichts „Mehrere-Sinne-Anregen<strong>de</strong>s“. Hingegen können unterschiedlicheArten <strong>de</strong>s Lesens und Sprechens die Sinne ganz an<strong>de</strong>rs anregen.Sprechen in Form <strong>de</strong>r mechanischen „Pingpong-Metho<strong>de</strong>“ (Lehrerfrage-Schülerantwort),z. B. Do you like ice-cream? Yes, I like ice-cream ist zwar besser, als wenn <strong>de</strong>r Lehrer


1.2 Mit welchen Sinnen eine Fremdsprache <strong>lernen</strong>? 9allein spricht, nutzt aber keineswegs „mehrere Sinne“ für das Lernen. Das ist <strong>de</strong>r Fall,wenn statt<strong>de</strong>ssen <strong>de</strong>r Lernen<strong>de</strong> mit Emphase, Mimik und Gestik und zusätzlich nochsprachlich richtig Oh yes, I do / Oh yes, I like it antwortet. Dasselbe trifft im Französischenfür <strong>de</strong>n stereotypen Lehrer-Schüler-Dialog zu: Tu aimes la glace? Oui, je l’aime. Effektiverund pragmatisch richtig ist die mit überzeugen<strong>de</strong>r Emphase gesprochene Antwortohne le: Bien sûr, j’aime. Wenn zur Emphase noch die entsprechen<strong>de</strong> Gestik und Mimikkommt, dann wer<strong>de</strong>n unsere Sinne angesprochen. Intonation, Emphase, Rhythmus,Gestik, Mimik und Körperbewegung gehören nicht nur zur natürlichen Sprache,son<strong>de</strong>rn regen die Sinne in ganz an<strong>de</strong>rer Weise an und bewirken dadurch eineneffektiven <strong>Fremdsprachen</strong>unterricht.Auch das Hören <strong>de</strong>r Stimme <strong>de</strong>s Lehrers spricht keineswegs mehrere Sinne an, ganzgleich ob er native speaker ist o<strong>de</strong>r nicht, wenn dieses Hören nicht in Szene gesetzt wird.Seit bald hun<strong>de</strong>rt Jahren kann nun das Hören <strong>de</strong>r Fremdsprache durch Tonträger miteinem native speaker geschult wer<strong>de</strong>n. Wenn <strong>de</strong>r Lehrer aber einen ohne natürlicheEmphase gesprochenen Lektionstext einmal o<strong>de</strong>r mehrmals auf Tonträger abspielt, umihn dann lesen zu lassen, dann hat <strong>de</strong>r Schüler im schlimmsten Fall nur unverständlicheLaute gehört o<strong>de</strong>r im besten Fall einige wesentliche Punkte verstan<strong>de</strong>n. Seine Sinne sindaber dadurch kaum angeregt wor<strong>de</strong>n.Eine an<strong>de</strong>re Möglichkeit, mit mehreren Sinnen zu <strong>lernen</strong>, ist das Sehen vor <strong>de</strong>mgeistigen Auge, das mentale Sehen, die Aktivierung <strong>de</strong>r Vorstellungskraft <strong>de</strong>s Lerners.Eine ebenso neue Möglichkeit, bisher ungenutzte Sinne zum Lernen zu nutzen, ist dasLernen in einem „entspannten“ Aufmerksamkeitszustand. Um <strong>de</strong>m Lerner dies zuermöglichen, gibt es vielfältige Möglichkeiten, die im Folgen<strong>de</strong>n aufgezeigt wer<strong>de</strong>n.


2. Folgerungen aus neuerer Gehirnforschung fürdas <strong>Fremdsprachen</strong><strong>lernen</strong>Seit über 30 Jahren ist es möglich, mit mo<strong>de</strong>rnen Geräten die Gehirnfunktionen noninvasivzu beobachten. Das geschieht mit fMRI (functional Magnetic Resonance Imaging),mit PET (Positron-Emission-Tomography) und in <strong>de</strong>n letzten Jahren mit fMRT (functionalMagnetic Resonance Tomography). Die damit durchgeführten Untersuchungen bestätigenin vielen Fällen das, was die Gehirnforschung bereits wusste. In zahlreichen Fällen sindaber präzisere Aussagen und in einigen Fällen auch neue Erkenntnisse möglich.Zuerst einige allgemeine Bemerkungen über die Sprachzentren im Gehirn. Bei <strong>de</strong>rMehrheit <strong>de</strong>r Menschen sind die bei<strong>de</strong>n für die Sprache zuständigen Zentren Broca undWernicke links angeordnet. Früher glaubte man, dass bei<strong>de</strong> getrennte Aufgaben hätten.Nun weiß man, dass bei<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Sprachproduktion und beim Sprachverstehen beteiligtsind, wobei das Broca-Areal mehr für die syntaktischen (Satzbildung) und das Wernicke-Areal mehr für die lexikalischen (Wortschatz) Funktionen <strong>de</strong>r Sprache zuständig ist.Hinsichtlich Phonologie (Lautunterscheidung), Morphologie (Wortbildung) und Semantik(Wortbe<strong>de</strong>utung) sind bei<strong>de</strong> involviert. Für <strong>de</strong>n Fremdspracherwerb ist beson<strong>de</strong>rs dasBroca-Areal wichtig, weil dort <strong>de</strong>r Sitz <strong>de</strong>r sogenannten Universalgrammatik ist, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mLernen<strong>de</strong>n Hilfestellung leistet (White 2003). Soweit die Sprachareale linkshemisphärischangeordnet sind, kann man sagen, dass die linke Gehirnhälfte mehr für Sprache undRhythmus zuständig ist, während die rechte Gehirnhälfte stärker für Prosodie (Sprachmelodie),Emotionen und räumliche Empfindung verantwortlich ist. Es gibt Dirigenten,die durch einen Schlaganfall in <strong>de</strong>r linken Gehirnhäfte so beeinträchtigt waren, dass siekaum noch sprechen konnten, jedoch ohne Behin<strong>de</strong>rung weiter dirigieren konnten.Obwohl, wie gesagt, bei<strong>de</strong> Sprachzentren beim Sprachverstehen und bei <strong>de</strong>r Sprachproduktionbeteiligt sind, kann man doch bei Läsionen <strong>de</strong>utliche Unterschie<strong>de</strong> feststellen.Wenn das Broca-Areal beeinträchtigt ist, ist das Verstehen noch gegeben, doch<strong>de</strong>r Betroffene reiht Inhaltswörter einfach aneinan<strong>de</strong>r. Man spricht von „Agrammatismus“.Ist das Wernicke-Areal betroffen, ist das Sprachverstehen beeinträchtigt, <strong>de</strong>rPatient spricht fließend, aber sinnlos. Man nennt dies „Paragrammatismus“ (vgl.Weskamp, S. 43 ff).Noch einige allgemeine Bemerkungen über die Lateralität <strong>de</strong>s Gehirns, also dieUnterteilung <strong>de</strong>s Gehirns in rechte und linke Hemisphäre. Auch wenn bei ca. 95 % <strong>de</strong>rMenschen, soweit sie Rechtshän<strong>de</strong>r sind, die Sprachzentren links sind, so ist dies beiLinkshän<strong>de</strong>rn keineswegs umgekehrt, <strong>de</strong>nn auch die Mehrheit <strong>de</strong>r Linkshän<strong>de</strong>r,nämlich ca. 70 %, hat die Sprachareale links.Hinsichtlich <strong>de</strong>r Sprache besteht also nicht automatisch eine Kreuzbeziehung, diedarin bestün<strong>de</strong>, dass Linkshän<strong>de</strong>r das Sprachzentrum rechts haben. Von „Kreuzbeziehungen“spricht man beim Hören, <strong>de</strong>nn hier aktiviert das durch das linke Ohr Gehörtedas in <strong>de</strong>r rechten Hemisphäre gelegene Hörzentrum und umgekehrt. Auch dieGliedmaßen <strong>de</strong>s Menschen wer<strong>de</strong>n kreuzweise vom Gehirn gesteuert. Das gleiche trifftaber nur teilweise auf das Sehen zu, nämlich insofern als nur eine Hälfte <strong>de</strong>s Sehfeldseines je<strong>de</strong>n Auges auf die gegenüberliegen<strong>de</strong> Hemisphäre projiziert wird.


2.1 Untersuchungen zu Sprache und Bewegung 11Bei <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>r Menschen entwickelt sich bis zum dritten Lebensjahr die rechte,also die nichtsprachliche Hemisphäre viel stärker als die linke, dann erst erfolgt eineSpezialisierung <strong>de</strong>r Hemisphären. Wahrscheinlich wiegen die Mütter aus diesem Grundmeistens ihre Kin<strong>de</strong>r in ihren Armen so, dass die linke Seite <strong>de</strong>s Kopfes <strong>de</strong>r Mutterzugewandt ist. Durch das linke Ohr erreicht die Sprache und vor allem die mit ihrverbun<strong>de</strong>nen Emotionen die rechte Gehirnhälfte (Sieratzki u. a. 1996).Wir Menschen sind übrigens von <strong>de</strong>r Natur im ersten Jahr nach unserer Geburtbeson<strong>de</strong>rs stiefmütterlich ausgestattet wor<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn wir verfügen nur über ca. 25 %unserer Gehirnkapazität, während Affen nach einem Jahr bereits ca. 70 % erreichenund viele an<strong>de</strong>re Tiere fast 100 %. In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n 4 – 5 Jahren vervierfacht sich aberdie Gehirnkapazität <strong>de</strong>s Menschen. Durch diese Retardierung hat das menschlicheGehirn viel mehr Zeit, sich an die unterschiedlichen und komplexen Bedingungen seinerspeziellen Lebensumwelt anzupassen. So kann <strong>de</strong>r Mensch in seinen ersten Lebensjahrennicht nur seine Muttersprache <strong>lernen</strong>, son<strong>de</strong>rn sogar mehrere Sprachen,zumin<strong>de</strong>st auf einem elementaren Kommunikationsniveau, falls sie in seiner Umweltdauernd gesprochen wer<strong>de</strong>n.Eine weitere allgemeine Aussage <strong>de</strong>r neueren Gehirnforschung ist für <strong>de</strong>n <strong>Fremdsprachen</strong>unterrichtinteressant. Wie Schlaepfer (1995) nämlich herausfand, ist daszweigeteilte Sprachzentrum bei Frauen in <strong>de</strong>r Regel ausgeprägter als bei Männern.Das Broca-Zentrum ist im Durchschnitt bei Frauen um ca. 20 % größer als bei Männern,das Wernicke-Zentrum sogar um fast 30 %. Diese Ent<strong>de</strong>ckung entspricht <strong>de</strong>r Beobachtung,dass Frauen im Allgemeinen im verbalen Ausdruck Männern überlegen sind. Imschulischen <strong>Fremdsprachen</strong>unterricht ist hierzu seit fast 50 Jahren zumin<strong>de</strong>st bis nach<strong>de</strong>r Pubertät ebenfalls immer wie<strong>de</strong>r eine Parallele festgestellt wor<strong>de</strong>n (Carrol 1965,1099).2.1 Untersuchungen zu Sprache und BewegungFür <strong>de</strong>n <strong>Fremdsprachen</strong>unterricht können eventuell die Untersuchungsergebnisse beiGehörlosen ganz neue Wege zeigen. So beweisen die PET-Untersuchungen von McGuire(1997), dass Gehörlose, wenn sie die Zeichensprache benutzen, nicht die rechtenGehirnzentren, die für visuelle und räumliche Vorstellungen verantwortlich sind,aktivieren, son<strong>de</strong>rn genau dieselben Zentren, die bei Hören<strong>de</strong>n zum Sprachzentrumgehören, d. h. <strong>de</strong>n unteren Frontalkortex, <strong>de</strong>r bei lautlosem Sprechen (inner speech)aktiviert wird.Dieses Ergebnis gestattet die Vermutung, dass bei hören<strong>de</strong>n Schülern sprachbegleiten<strong>de</strong>Bewegungen das Gehirnzentrum zusätzlich aktivieren, das u. a. für sprachlichesLernen verantwortlich ist. Diese Vermutung ist in eindrucksvoller Weise durch dieEnt<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r „Spiegelneuronen“, zuerst bei Menschenaffen und dann auch beimMenschen, durch Rizolatti u. a. (2003) bestätigt wor<strong>de</strong>n. Diese wer<strong>de</strong>n so genannt, weilsie dann aktiv sind, wenn <strong>de</strong>r Mensch die Bewegungen, Gestik und Mimik eines an<strong>de</strong>renbeobachtet o<strong>de</strong>r auch dann, wenn er sich die Bewegungen eines an<strong>de</strong>ren nur vorstellt.Das Überraschen<strong>de</strong> an dieser Ent<strong>de</strong>ckung ist, dass die Spiegelneuronen, die bei Bewegung,Gestik und Mimik aktiv sind, sich linkshemisphärisch im Broca-Zentrum befin<strong>de</strong>n.In <strong>de</strong>r neueren Gehirnforschung ist das Gehirn präzise in nummerierte Areale eingeteilt.Die Spiegelneuronen befin<strong>de</strong>n sich <strong>de</strong>mnach in Brodmann A 44 und A 45, die bei<strong>de</strong> zum


12 2. Folgerungen aus neuerer Gehirnforschung für das <strong>Fremdsprachen</strong><strong>lernen</strong>Broca-Zentrum gehören. Eine engere gehirnphysiologische Verbindung zwischen Sprechenund Bewegung ist kaum vorstellbar.Kuhl u. a. (2003) konnte nachweisen, dass Kin<strong>de</strong>r nur dann Sprache <strong>lernen</strong>, wenndies mit Mimik und Gestik durch eine leben<strong>de</strong> Person geschieht. Eine Frau sprach mitenglischsprachigen Kleinkin<strong>de</strong>rn Mandarin. Nach einiger Zeit konnten diese zwischenMandarin- und Englisch-Phonemen unterschei<strong>de</strong>n. Wenn jedoch <strong>de</strong>rselbe Input durchDVD erfolgte, war dies nicht <strong>de</strong>r Fall.Bereits 1908 hatten Untersuchungen von Yerkes u. a. gezeigt, dass bei Bewegungenmit mittlerer Kraftanstrengung die besten geistigen Leistungen erreicht wer<strong>de</strong>n. Inmehreren didaktischen Untersuchungen konnte dies für <strong>de</strong>n <strong>Fremdsprachen</strong>unterrichtbestätigt wer<strong>de</strong>n. Grzybek (1983) und Baur u. a. (1984) wiesen nach, dass die Einbeziehungvon ausdrucksvollen Gesten in <strong>de</strong>n <strong>Fremdsprachen</strong>unterricht behaltenssteigerndwirkt. <strong>Schiffler</strong> (1988) stellte fest, dass eine Gruppe von erwachsenen Lernernmit Bewegung im Vergleich zu einer an<strong>de</strong>ren suggestopädisch ohne Bewegung unterrichtetennach 3½ Stun<strong>de</strong>n im Durchschnitt die Be<strong>de</strong>utung von 270,5 Vokabeln erlernthatte. Das waren 45 Wörter (12,5 %) mehr als die Vergleichsgruppe ohne Bewegung.Der große Unterschied war aber nur auf <strong>de</strong>m 10 %-Niveau signifikant und konnte somitnur als Ten<strong>de</strong>nz, also als Hinweis auf ein wirksames Verfahren interpretiert wer<strong>de</strong>n.Dieser Weg wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>m zweiten Versuch (<strong>Schiffler</strong> 1992) mit fünf Klassen, dieFranzösisch als 3. Fremdsprache lernten, beschritten. Die Klassen lernten mit Bewegungin einer Schulstun<strong>de</strong> im Durchschnitt über 60 Vokabeln (genaue Beschreibung vgl.Kapitel 7.1).Beson<strong>de</strong>rs aufschlussreich ist die Untersuchung von Pillar (1996). Vier parallelisierteGruppen von 104 australischen Schülern <strong>de</strong>r Klasse 7 erhielten elf Wochen Unterricht inDeutsch als Fremdsprache nach <strong>de</strong>r bilingualen Metho<strong>de</strong> (Butzkamm 1980). Die erstehörte alle Dialoge auf Tonträger, die zweite ebenfalls, aber mit zusätzlichem Unterricht inszenischer Darstellung, die gezielt „theatralisch“ eingeübt wur<strong>de</strong>. In <strong>de</strong>rselben Weiseerhielt die dritte Gruppe <strong>de</strong>n zusätzlichen Unterricht in szenischer Darstellung, aber mit<strong>de</strong>n auf Vi<strong>de</strong>o dargestellten Dialogen. Die vierte Gruppe lernte nur mit <strong>de</strong>n Vi<strong>de</strong>obeispielenohne szenische Darstellung. Die dritte Gruppe, die mit Vi<strong>de</strong>o und zusätzlichemUnterricht in szenischer Darstellung, also auch mit entsprechen<strong>de</strong>r Bewegung, gearbeitethatte, übertraf signifikant die übrigen drei Gruppen in allen drei Endtests (Caldwellu. a. 1998, 89).Neurowissenschaftler haben sich daraufhin mit <strong>de</strong>r Frage befasst, ob unser begrifflichesWissen mit Handlungsaspekten im Zusammenhang steht. Zu diesem Zwecklernten die erwachsenen Proban<strong>de</strong>n 64 „nobjects“ (nicht existieren<strong>de</strong> Objekte mitKunstnamen) mit Hilfe einer Handlungspantomime, die Kontrollgruppe mit Bil<strong>de</strong>rnund mit Zeigen. Die Experimentalgruppe konnte anschließend mit <strong>de</strong>n „nobjects“signifikant schneller umgehen und zeigte eine größere Aktivität in <strong>de</strong>n frontalenmotorischen Arealen. (Kiefer u. a. 2007 und Spitzer 2010, 119 ff). Das Bewegungs<strong>lernen</strong>hatte offensichtlich einen günstigen Einfluss auf die Speicherung im Gehirn.In einer weiteren Gehirnstudie (Macedonia u. a. 2010) mit fMRT ging es um die Frage,welche Wirkung semantisch kongruente „symbolische“ Bewegungen bzw. Gesten beimEr<strong>lernen</strong> von Wörtern haben im Vergleich zum Er<strong>lernen</strong> mit zufälligen Bewegungen.Die ersteren hatten eine aktivieren<strong>de</strong> Wirkung auf die sprachproduzieren<strong>de</strong>n Zentren,während sich die zufälligen Bewegungen beim Wörter<strong>lernen</strong> hinsichtlich <strong>de</strong>r Zuord-


2.2 Untersuchungen zu Sprache und mentaler Visualisierung 13nung konfliktuell und damit hemmend auswirkten. Vorausgegangen war ein Versuchmit i<strong>de</strong>ntischer Zielsetzung. 33 Erwachsene hatten 46 Wörter mit einer die Be<strong>de</strong>utungverstärken<strong>de</strong>n Bewegung und ebenso viele Wörter mit zufälliger Bewegung zu <strong>lernen</strong>.Die Behaltensleistung <strong>de</strong>r ersteren war signifikant höher als bei <strong>de</strong>n Wörtern mitzufälliger Bewegung. Dieser Unterschied im Behalten war auch noch nach zweiMonaten nachweisbar.Diese bei Erwachsenen erzielten Ergebnisse sind durch Untersuchungen bei Grundschulkin<strong>de</strong>rnbestätigt wor<strong>de</strong>n. Diese müssen Bewegungsausführungen und Bewegungswahrnehmungenerst einmal <strong>lernen</strong> (Rampillon u. a. 2005, 4). NeurowissenschaftlicheStudien bei Kin<strong>de</strong>rn im Vorschulalter (Mandler u. a. 2006) haben gezeigt,dass eine signifikante Korrelation zwischen motorischen Leistungen und bestimmtensprachlichen Leistungen in <strong>de</strong>r Muttersprache besteht. Für <strong>de</strong>n <strong>Fremdsprachen</strong>unterrichtin <strong>de</strong>r Grundschule konnten diese Ergebnisse sowohl für <strong>de</strong>n Englisch- als auch für<strong>de</strong>n Französischunterricht u. a. durch Geschichten, die mit Bewegung erlernt undvorgetragen wur<strong>de</strong>n, bestätigt wer<strong>de</strong>n (Sambanis 2007, 196 ff und 231 ff).In einem weiteren Experiment wur<strong>de</strong> in zwei parallelisierten Französisch-Klassen <strong>de</strong>rStufe 4 <strong>de</strong>r Wortschatz in <strong>de</strong>r einen mit Bil<strong>de</strong>rn, in <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren mit Bewegungeingeführt. Dabei konnte die Wirksamkeit <strong>de</strong>s Bewegungs<strong>lernen</strong>s hinsichtlich <strong>de</strong>sLangzeitgedächtnisses bestätigt wer<strong>de</strong>n: Am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schuljahres konnten keinesignifikanten Unterschie<strong>de</strong> festgestellt wer<strong>de</strong>n, sehr wohl aber nach <strong>de</strong>n 14 TagenFerien. Die mit Bil<strong>de</strong>rn unterrichtete Klasse zeigte das erwartete Vergessen, die Klassemit Bewegung hingegen war <strong>de</strong>r Kontrollklasse nun signifikant überlegen (Sambanisu. a. 2010, 112 ff).In <strong>de</strong>r Sekundarstufe konnte das Bewegungs<strong>lernen</strong> auch im Lateinunterricht in <strong>de</strong>rKlassenstufe 9 im Vergleich zu einer Kontrollgruppe bestätigt wer<strong>de</strong>n (Hille u. a. 2010).Bei vier Messzeitpunkten war die Experimentalgruppe bei <strong>de</strong>n drei letzten signifikantüberlegen. Nach 13 Wochen konnten sich die mit Bewegung Lernen<strong>de</strong>n noch an 15 <strong>de</strong>r20 gelernten Vokabeln erinnern, während die Kontrollschüler sich im Durchschnitt nurnoch an 5,5 Vokabeln erinnern konnten.In Brasilien hat John (2009) in zwei Schulen in <strong>de</strong>r Primar- und in <strong>de</strong>r SekundarstufeDeutsch unterrichtet und beim Er<strong>lernen</strong> <strong>de</strong>r Wörter und <strong>de</strong>r Grammatik empirisch <strong>de</strong>nErfolg <strong>de</strong>s Bewegungs<strong>lernen</strong>s belegen können.2.2 Untersuchungen zu Sprache und mentaler VisualisierungDie bei<strong>de</strong>n für die Sprache zuständigen Regionen, das Broca’sche Zentrum und dasWernicke’sche Zentrum, sind oben (S. 10) hinsichtlich ihrer Funktion bereits beschriebenwor<strong>de</strong>n. In ihren Untersuchungen betonen Di Virgilio u. a. (1997) ein Forschungs<strong>de</strong>fizit,nämlich dass die Verbindungen zwischen Broca- und Wernicke-Zentrum nochkeineswegs geklärt seien. Ihre Forschungen waren also auf die Behebung dieses Defizitsausgerichtet. Mit Hilfe von anatomischen Untersuchungen an Gehirnen stellten sie fest,dass einige <strong>de</strong>r Verbindungen zwischen bei<strong>de</strong>n Zentren interhemisphärisch verlaufen,nämlich über <strong>de</strong>n Umweg in <strong>de</strong>n links gelegenen unteren Temporalkortex. Diese Regionist für das visuelle Erkennen verantwortlich. Eine solche Verbindung könnte für <strong>de</strong>n<strong>Fremdsprachen</strong>unterricht äußerst interessant sein.


14 2. Folgerungen aus neuerer Gehirnforschung für das <strong>Fremdsprachen</strong><strong>lernen</strong>Dieses Ergebnis wird von einer weiteren Untersuchung gestützt. Collins u. a. (1998)haben herausgefun<strong>de</strong>n, dass abstrakte wie auch konkrete Wörter in einem komplexenNetzwerk linkshemisphärisch verankert wer<strong>de</strong>n, dass aber die konkreten Wörter, dieeine bildhafte Assoziation auslösen, gleichzeitig auch rechts in einem „subsidiary wordprocessor“ verarbeitet wer<strong>de</strong>n. Faust u. a. (2000) fan<strong>de</strong>n ebenso heraus, dass metaphorischeWörter innerhalb von Sätzen bei<strong>de</strong> Hemisphären involvieren. Bereits 1979 hatPaivio seine Erfolge hinsichtlich <strong>de</strong>r Behaltenssteigerung bei gesun<strong>de</strong>n Proban<strong>de</strong>ndarauf zurückgeführt, dass die linke Gehirnhälfte <strong>de</strong>r Proban<strong>de</strong>n durch die zu memorieren<strong>de</strong>nWörter und gleichzeitig die rechte durch die bildhafte Vorstellung <strong>de</strong>r Wortinhalteaktiviert wird.Die Verknüpfung mehrerer Sinne zur Verbesserung <strong>de</strong>s Behaltens hat in <strong>de</strong>r Didaktikeine lange Tradition. Diese geht auf <strong>de</strong>n orbis sensualium pictus von Comenius zurück.Dieser hat sein über hun<strong>de</strong>rt Jahre lang in Europa verwen<strong>de</strong>tes Sprachenlehrbuch aufBil<strong>de</strong>rn aufgebaut. Alle Bildteile waren mit Nummern versehen, mit <strong>de</strong>ren Hilfe dieLerner über die Bezeichnung <strong>de</strong>r Bildteile in vier Sprachen informiert wur<strong>de</strong>n. Bereitsfrüher haben griechische Rhetoriker die Sprache mit mentalen Bil<strong>de</strong>rn verknüpft. DieseMnemotechnik bestand aus <strong>de</strong>r gedanklichen Vorstellung von <strong>de</strong>m Redner bekanntenÖrtlichkeiten (lateinisch: loci) und wird <strong>de</strong>shalb „Loci-Technik“ genannt. Sie ist bisher für<strong>de</strong>n <strong>Fremdsprachen</strong>unterricht noch nicht genutzt wor<strong>de</strong>n.Hingegen ist schon seit langem immer wie<strong>de</strong>r festgestellt wor<strong>de</strong>n, dass das mehrkanaligebzw. polymodale Lernen zu höheren Behaltensleistungen führt. Nach <strong>de</strong>rKonsolidierungshypothese (Sinz 1978) kann durch polymodale Kodierung über verschie<strong>de</strong>nesensorische Modalitäten (Aufnahme durch verschie<strong>de</strong>ne Sinne) und durcheine anschließen<strong>de</strong> Konsolidierungspause <strong>de</strong>r amnestische Gradient (das Vergessen)reduziert und <strong>de</strong>r Konsolidierungsgradient (das Behalten) gesteigert wer<strong>de</strong>n. Anscheinendbestätigen die dargelegten neurologischen Einsichten in die Gehirnfunktionendiese über 30 Jahre alten psychologischen Erkenntnisse ebenso wie die Mnemotechniken<strong>de</strong>r Antike.Hier sei aber darauf hingewiesen, dass die heutige Reizüberflutung mit visuellemMaterial, wie wir sie in <strong>de</strong>n neueren Lehrbüchern fin<strong>de</strong>n, keineswegs die richtigedidaktische Folgerung aus diesen Untersuchungen ist. Die visuelle Flut führt erfahrungsgemäßzu einer Abstumpfung <strong>de</strong>r Wahrnehmung. Eine aktive Visualisierung <strong>de</strong>sLernens, wie zum Beispiel die Einbeziehung mentaler visueller Vorstellungen beimEinprägen fremdsprachiger Informationen, ist wahrscheinlich wirksamer als eine Füllevon Bildmaterial. Deswegen sollte <strong>de</strong>r <strong>Fremdsprachen</strong>lehrer die Lernen<strong>de</strong>n mit behaltensför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>nVisualisierungstechniken vertraut machen (vgl. Kapitel 5). In eineähnliche Richtung geht die aktive Verknüpfung <strong>de</strong>s fremdsprachigen Lexems zu „Wortbil<strong>de</strong>rn“bzw. zu word icons (vgl. Kapitel 5.5).2.3 Untersuchungen zu Entspannung und SpracheEine Untersuchung von Jasiukaitis u. a. (1997) hinsichtlich Sprache und Entspannungwar auch für die Gehirnforscher selbst überraschend, <strong>de</strong>nn bisher galt es als gesichert,dass während <strong>de</strong>r Hypnose die linke Gehirnhälfte, in <strong>de</strong>r sich bei <strong>de</strong>r Mehrheit <strong>de</strong>rMenschen die Sprachzentren befin<strong>de</strong>n, durch die sprachliche Beeinflussung völliginaktiv sei, während die rechte Gehirnhälfte, die u. a. mehr für emotionale und


16 2. Folgerungen aus neuerer Gehirnforschung für das <strong>Fremdsprachen</strong><strong>lernen</strong>gung, Gestik und Mimik einsetzen und auch das Lernen mit mentalen Bildvorstellungenin einem entspannten Zustand praktizieren sollten. Damit soll keineswegs eine bestimmte„Metho<strong>de</strong>“ propagiert wer<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn die Lehrer sollten im Sinne einer reicherenMetho<strong>de</strong>nkompetenz solche Verfahren an geeigneten Stellen ihres Unterrichts einsetzen.Konzentrationsmangel ist ein immer stärker zu beobachten<strong>de</strong>s Phänomen inunseren Klassen. Entspannungsphasen lenken die Aufmerksamkeit in ganz an<strong>de</strong>rerWeise auf Lernschwierigkeiten. Schlüsselszenen bzw. Handlungsstrukturen von Lektionenkönnen in sogenannten mentalen Filmen (vgl. S. 129) o<strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>rn vor- o<strong>de</strong>rnachbereitet wer<strong>de</strong>n. Viele kontextuelle Vokabeln prägen sich mit Schlüsselwörterno<strong>de</strong>r Eselsbrücken besser ein. Die Wörter, die durch Bewegung veranschaulicht wer<strong>de</strong>nkönnen, wer<strong>de</strong>n besser behalten, wenn sie szenisch dargestellt wer<strong>de</strong>n. Doch kann diementale Veranschaulichung ebenso wirksam sein. Gera<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kontext kann dazubeitragen, sich die Situation, in <strong>de</strong>r das Wort verwen<strong>de</strong>t wird, anschaulicher vorzustellen.Diese Verfahren praxisnah darzustellen ist das Ziel <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Kapitel.Gleichzeitig soll im Folgen<strong>de</strong>n auf die eminent wichtige Rolle <strong>de</strong>s Lehrers im <strong>Fremdsprachen</strong>unterrichthingewiesen wer<strong>de</strong>n. Je mehr er von <strong>de</strong>r Effektivität seines Han<strong>de</strong>lnsüberzeugt ist, <strong>de</strong>sto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass seine Lehre auch zumErfolg führt.

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