20UNSEREKIRCHENSOZIALESENGAGEMENT<strong>Vohburg</strong>er NachrichtenEine Woche unterwegs mit deutschenund polnischen Jugendlichen23 Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren waren eineWoche anlässlich der 12. Deutsch-Polnischen Jugendbegegnungswocheauf Einladung der katholischen Pfarrgemeindezu Gast in <strong>Vohburg</strong>. Gemeinsam haben sie mit deutschenJugendlichen die Umgebung erkundet, etwas über die leidvolleVergangenheit erfahren und sehr viel Spaß miteinandergehabt. Was vielleicht das Wichtigste ist: Sie sind Freundeüber Grenzen und Geschichte hinweg geworden! Zwei Personengebührt dieser Verdienst. Auf polnischer Seite PrälatPfarrer Jan Patykowski und auf deutscher Rainer Ott.Am Dienstag wurden die Gäste von 2. Bürgermeister ErnstMüller empfangen, bevor Maria Bachmeier durch die Sehenswürdigkeitenvon <strong>Vohburg</strong> führte. Am Nachmittag ging es nachWeltenburg und zur Befreiungshalle in Kelheim, erster Teileiner Geschichte, von der, in den Napoleonischen Kriegen,auch Polen hart getroffen worden war. Der Mittwoch führte indie Landeshauptstadt München, der Donnerstag nach Eichstättins Jura-Museum und zum Polizeipräsidium Ingolstadt.der Darstellung der Heilig-Geist-Sendungen, über ihn breitet.Daneben Bilder des Endes: Erfrorene in Stalingrad, Tote in einemKZ, zerbombte Häuser und aufgehängte Zivilisten. Religiöse Verbrämungauch später beim „Lichtdom“ mit Flak-Scheinwerfernauf dem Reichsparteitag in Nürnberg. Natürlich steht der Obersalzbergim Mittelpunkt der Dokumentation. Sie reicht von derBegeisterung und dem Führerkult mit Mütterchen und Blondschopfvom Dienst bis zum bitteren Ende zerbombter Städte.Sie ist stellenweise immer auch die leidvolle Geschichte Polens.Namen wie Auschwitz, Treblinka, Sobibor oder Maidanek sindauch jedem polnischen Jugendlichen Namen bitterster Erinnerung.Im Gespräch wird aber auch deutlich, dass dies alles fürsie Vergangenheit und Geschichte ist. Ihre Generation, derenEltern den Krieg schon nicht mehr miterlebt haben, will lieberauf eine europäische Zukunft blicken. (Vgl. auch das Interview)Betroffen verlässt dennoch jeder zum Schluss die Bunkeranlagen.Viele Jugendliche schütteln den Kopf. Sie können es,groß geworden in Freiheit und Wohlstand, nicht fassen, dassso etwas möglich war. Am Nachmittag gehört die Gruppe demSalzbergwerk Berchtesgaden.Auf dem ObersalzbergVielleicht der Höhepunkt des Aufenthalts war am Freitag dieFahrt zum Obersalzberg. Dort wird die verhängnisvolle GeschichteDeutschlands vor 80 Jahren dokumentiert. Betritt mandas Dokumentationszentrum, kommt einem ein jugendlichaussehender Adolf Hitler, kämpferisch und entschlossen dreinblickend,die Hakenkreuzfahne in der Rechten, entgegen. Überihm ein Adler, der einer Taube gleicht und Lichtstrahlen, ähnlichBetroffene Gesichter im Dokumentationszentrum auf demObersalzberg. Ania Aksamit (im gelben T-Shirt) übersetzt denpolnischen Jugendlichen die Ausführungen des deutschen Leiters.
<strong>Vohburg</strong>erN A C H R I C H T E N 10 / <strong>2013</strong> 21Bis 2014! - Do widzenia!Am Samstag stand noch die Bistumsstadt Regensburg auf demPlan, deren Sehenswürdigkeiten die Jugendlichen im Rahmeneiner Altstadtrallye auf eigene Faust erkunden konnten. AmSonntag zelebrierte Pfarrer Jan Patykowski einen deutsch-polnischenGottesdienst mit Lesung und Fürbitten zweisprachig.Am Ende, von Pastoralreferent Tobias Wechler am Keyboard begleitet,das Lied „Barka“, ein bekanntes Lied, das den Weg derFischer zu Menschenfischern besingt – das Lieblingslied vonPapst Johannes Paul II.Im katholischen Pfarrjugendheim <strong>Vohburg</strong> dann Abschiedsworte,der Dank für die freundliche Aufnahme und eine Gegeneinladungfür 2014. Ein besonderer Dank geht nach Düsseldorfan das dortige Jugendhaus, welches den Aufenthalt aus Mittelndes deutsch-polnischen Jugendwerks mitfinanziert hat und ohnedessen Unterstützung das Treffen nicht machbar gewesen wäre.Dann heißt es Abschied nehmen und es geht wieder zurücknach Polen. „Eine schöne Zeit. Schade, dass sie so schnell vorbeiist, aber spätestens nächstes Jahr sehen wir uns wieder.“sich zum Beispiel einen längerdauernden Austausch vorstellen.Piotrek kennt die Ausstellung schon. „Sie ist wichtig als Warnung.Für mich aber zählt die Gegenwart. Ich freue mich, dass wirJugendliche Deutschland in den Familien echt und hautnaherleben, nicht als geführte Touristen.“ Auch Markus pflichtet denWarnungen bei, er kann aber bei all den Verbrechen in denAusführungen zum Widerstand auch einen Trost finden: „Nichtalle Deutschen waren Nazis, es gab auch anständige Leute!“Alle vier sehen Nazideutschland als einen Abschnitt im Geschichtsbuch,der sicher noch „mahnt, um den Frieden inEuropa zu erhalten“. Aber viel wichtiger sind ihnen die Freundschaften,die jetzt entstehen. Markus regt sogar ein Dreiertreffenan. „Wir haben doch eine Städtepartnerschaft zu Clermont.Es wäre sicher sowohl für Polen als auch für Franzosen hochinteressant,sich einmal in <strong>Vohburg</strong> zu begegnen.“ Herr Bürgermeister!„Da sind wir schon weiter“, freut sich Alicja, „denn für2014 planen wir, zum Treffen auch ukrainische Nachbarn ausLwów (Lemberg) einzuladen!“Die Warnung vor dem,was gestern war, hilft für denFrieden in Europa“Was deutsche und polnische Jugendliche heute denkenVon Johann BauerDer 12. deutsch-polnische Jugendaustausch fand letzteWoche in <strong>Vohburg</strong> statt. Ich unterhielt mich auf dem Obersalzbergmit vier Jugendlichen darüber.Markus Troch (15 Jahre) nimmt zum zweiten Mal am Austauschteil, ebenso Janina Pflügl (12). Für Alicja Gron (17) istes der dritte Austausch und Piotrek Patykowski (19) gehörtmit neun Teilnahmen schon fast zum Stammpersonal. DerDeutschlehrer Zbigniew Dudek unterstützte als Übersetzer.„In Erzählungen habe ich schon manches darüber gehört, abervor Ort wirkt alles ganz anders, tiefgehender“, meint Janina nachdem Besuch auf dem Obersalzberg und Alicja ergänzt: „Und esist ein Wachhalten, eine Warnung, damit so etwas nicht wiederpassiert und der Friede uns erhalten bleibt.“ Was sie ganzsuper findet: „Hier haben Besiegte ihre eigene Geschichte geschrieben,nicht die Sieger.“ Die 17-Jährige macht nächstesJahr Abitur, lernt auch Deutsch. Sie kann sich sogar vorstellen,ein paar Jahre in Deutschland zu studieren. Auch Janina kannJohann Bauer im Gespräch mit Markus Troch, Janina Pflügl,Piotrek Patykowski und Alicja Groń auf dem Obersalzberg.Freundschaft ist vermutlich das Wort, das im Gespräch amhäufigsten fällt. Alicja kann sich sogar vorstellen, einmal einendeutschen Mann zu heiraten. „Wichtig ist doch, dass wir unslieben und zusammenpassen, nicht die Nation.“ Piotrek magzwar Deutschland sehr, aber „Heimat ist Heimat“ – und hinterihm lächelt zustimmend seine Freundin! Wenn er in zehn Jahreneinmal (mit Kindern?) wiederkommt, möchte auch er nochalte Freunde finden. Einig sind sich alle auch darüber, dass sichdie Teilnahme gelohnt hat und wenn es möglich ist, werdensie nächstes Jahr wieder dabei sein. Natürlich wollen alle dieKontakte weiter pflegen. In Zeiten des Internets sowieso keinProblem. Vielleicht kommt ja, ähnlich wie in der deutsch-französischenPartnerschaft sogar einmal eine Hochzeit raus!Fotos: BauerKalt ist’s!Wir haben was dagegen:Vogelfutter, Holzbriketts,Braunkohlebriketts, Holzpellets,Streusalz und StreusplittE R N S TM Ü L L E RLANDWIRTSCHAFTLICHESLAGERHAUSBAHNHOFSTRASSE 75 · 85088 VOHBURG TELEFON 08457 /1201 · FAX 08457 / 7361Anzeige