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Brotverschwendung: zu viel landet im Müll - WDR.de

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Servicezeit vom 1. SeptemberRedaktion Jörg GaenselDie Themen <strong>de</strong>r Sendung:<strong>Brotverschwendung</strong>: <strong>zu</strong> <strong>viel</strong> <strong>lan<strong>de</strong>t</strong> <strong>im</strong> <strong>Müll</strong> Seite 1Servicetipp: Leckeres aus altem Brot Seite 3Ärger be<strong>im</strong> Stromwechsel Seite 5Handwerker-Stichprobe: Schlüsseldienste Seite 5Druckerpatronen: Nepp mit Tinte Seite 8URL: http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2011/kw35/0901/uebersicht.jsp<strong>Brotverschwendung</strong>: <strong>zu</strong> <strong>viel</strong> <strong>lan<strong>de</strong>t</strong> <strong>im</strong> <strong>Müll</strong>Von Rainer PraetoriusMit seinem großen Angebot an Brot- und Backwaren belegt Deutschland in Europa eine Spitzenposition.Die Schattenseite: Unser Brotparadies produziert gigantische Überschüsse. Mit <strong>de</strong>rVielfalt ist auch die Verschwendung größer gewor<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>n Tag fällt in Backstuben und <strong>im</strong>Lebensmittelhan<strong>de</strong>l tonnenweise unverkauftes Brot an. Und auch in <strong>de</strong>n Haushalten ver<strong>de</strong>rben<strong>viel</strong>e Backwaren aufgrund falscher Lagerung und schlecht geplanter Einkäufe.Brot als Brennstoff: Verschwendung o<strong>de</strong>r Sparmaßnahme?In <strong>de</strong>n 15 Filialen <strong>de</strong>r Hil<strong>de</strong>ner „Bäckerei Schüren“ bleiben je<strong>de</strong>n Monat bis <strong>zu</strong> zwölf Tonnenunverkaufte Backwaren in <strong>de</strong>n Regalen liegen. Mithilfe von speziellen Biomassebrennern wirddort nun seit einiger Zeit ein großer Teil <strong>de</strong>s Altbrotes in Energie umgewan<strong>de</strong>lt. Etwa ein Drittel<strong>de</strong>r Biobrennmasse besteht aus altem Brot, <strong>de</strong>r Rest sind Holzpellets. Mit dieser Mischung lassensich nicht nur die zwölf Backöfen <strong>de</strong>s Unternehmens betreiben. Auch die Räume <strong>de</strong>s Betriebeskönnen mit <strong>de</strong>m Altbrot beheizt wer<strong>de</strong>n. Das Unternehmen spart auf diese Weise runddie Hälfte <strong>de</strong>r jährlichen Energiekosten ein.Brot <strong>zu</strong> verbrennen, ist für <strong>viel</strong>e Menschen ein Tabu. Und so war Bäckereiinhaber Roland Schürenauch <strong>zu</strong>nächst heftiger Kritik ausgesetzt: „Wir spen<strong>de</strong>n an fünf Tafeln, die bei uns abholen.Wir verkaufen am nächsten Tag <strong>zu</strong>m günstigeren Preis. Wenn trotz<strong>de</strong>m noch etwas übrigbleibt, dann ist es doch die sinnvollste Alternative, das Günstigste für die Umwelt daraus <strong>zu</strong>machen, nämlich die Energie, die <strong>im</strong> Altbrot steckt, für <strong>de</strong>n Backprozess <strong>zu</strong> nutzen und darausneues Brot <strong>zu</strong> backen. Das ist aber erklärungsbedürftig, und das haben nicht alle sofort verstan<strong>de</strong>n.“Großes Angebot – <strong>viel</strong> AusschussEnergiesparen ist natürlich grundsätzlich sinnvoll. Weitaus vernünftiger wäre es allerdings,Überschüsse bei Brot- und Backwaren erst gar nicht entstehen <strong>zu</strong> lassen. Denn diese wer<strong>de</strong>nja <strong>zu</strong>nächst einmal mit <strong>viel</strong> Energie hergestellt. Experten schätzen, dass täglich etwa 10 bis20 Prozent <strong>de</strong>r in Deutschland produzierten Backwaren nicht verkauft wer<strong>de</strong>n. Nach La<strong>de</strong>nschlusswer<strong>de</strong>n sie nur noch als Abfall angesehen.Lange Öffnungszeiten haben diese Entwicklung verschärft, meint auch Roland Schüren: „VieleKun<strong>de</strong>n wünschen sich eine große Auswahl bis La<strong>de</strong>nschluss. Die versuchen wir <strong>zu</strong> erfüllen,können es aber nicht <strong>im</strong>mer. Die Kun<strong>de</strong>n gehen dann schon mal <strong>zu</strong>r Konkurrenz. Das Problemhaben alle Bäcker in Deutschland. Und <strong>de</strong>swegen n<strong>im</strong>mt man in Kauf, dass man dann mehrAusschuss hat.“© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 1 von 9


Auch ein best<strong>im</strong>mtes Kun<strong>de</strong>nverhalten trägt <strong>zu</strong>r Verschwendung bei. „Unsere Verkäuferinnenerleben es tagtäglich, dass die Kun<strong>de</strong>n nicht son<strong>de</strong>rlich flexibel sind, wenn sie ihre Lieblingssortenicht bekommen“, berichtet Schüren. „Es wäre sehr hilfreich, wenn die Kun<strong>de</strong>n dann <strong>de</strong>nVorschlag <strong>de</strong>r Verkäuferin annehmen wür<strong>de</strong>n, eine an<strong>de</strong>re frische Sorte <strong>zu</strong> nehmen. Das wür<strong>de</strong>uns sehr helfen, das Altbrot <strong>zu</strong> reduzieren.“<strong>Brotverschwendung</strong> – darüber re<strong>de</strong>t man nicht gernDie hohen Überschüsse sind in <strong>de</strong>r Backwarenbranche ein heikles Thema. Die meisten Bäckereienhaben die verschwen<strong>de</strong>rische Überproduktion längst fest einkalkuliert. Einige versuchen,übrig gebliebene Frischwaren preisreduziert an<strong>zu</strong>bieten. Wer bei <strong>de</strong>r Geschäftsführung diesesThema anspricht, bekommt oft nur zögerliche Antworten. Auch die Bäckerei-Filialkette „Merzenich“in Köln verkaufte jahrelang eine halbe Stun<strong>de</strong> vor La<strong>de</strong>nschluss die Ware <strong>zu</strong>m halbenPreis. Doch <strong>de</strong>r Umgang mit <strong>de</strong>rart aufgeweichten Preisen wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Unternehmen <strong>zu</strong>nehmendunangenehm. En<strong>de</strong> letzten Jahres stellte Merzenich <strong>de</strong>n Rabattverkauf in allen Filialenabrupt ein. Noch vor kurzer Zeit bil<strong>de</strong>ten sich allabendlich vor <strong>viel</strong>en Merzenich-Filialen langeKun<strong>de</strong>nschlangen. Das ist nun Vergangenheit. Doch das Problem <strong>de</strong>r Produktionsüberschüssein <strong>de</strong>n Bäckereien bleibt.Tipps für <strong>de</strong>n richtigen Umgang mit BrotDoch nicht nur <strong>im</strong> Han<strong>de</strong>l wird Lebensmittelverschwendung betrieben. Auch in <strong>de</strong>n Haushalten<strong>lan<strong>de</strong>t</strong> <strong>viel</strong> <strong>zu</strong> <strong>viel</strong> Brot <strong>im</strong> <strong>Müll</strong>e<strong>im</strong>er. Das muss nicht sein. Wer einige <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Tipps indie Tat umsetzt, kann die Verschwendung <strong>de</strong>utlich reduzieren.Brotaufbewahrung:• Sollen helle Weizenbrötchen länger als einen Tag genießbar bleiben, dürfen sie nicht <strong>zu</strong>schnell austrocknen. Ein vollständig luftdichter Aufbewahrungsbehälter wäre allerdingsauch falsch. Denn dann wür<strong>de</strong>n die Brötchen weniger knusprig wer<strong>de</strong>n. Die einfachsteMöglichkeit: Die Brötchen in <strong>de</strong>r Papiertüte lassen, in <strong>de</strong>r sie gekauft wur<strong>de</strong>n.• Besser <strong>zu</strong>r Aufbewahrung geeignet sind Brot- und Brötchenbeutel aus dichtem Baumwollgewebe.Zusätzlicher Vorteil: Solche Stoffbeutel können Sie mit <strong>zu</strong>m Bäcker nehmen undgleich befüllen lassen. Dadurch wird unnötiger Verpackungsmüll eingespart. Baumwollbeutelkönnen natürlich auch gut für ganze Brote benutzt wer<strong>de</strong>n.• Brot, das lange gelagert wer<strong>de</strong>n soll, muss stärker vor <strong>de</strong>m Austrocknen geschützt wer<strong>de</strong>n.Bewährt haben sich spezielle Töpfe aus Steingut o<strong>de</strong>r Keramik. Wenn <strong>de</strong>r Behälterkeine Luftlöcher hat, sollte <strong>de</strong>r Deckel etwas offen stehen. Dadurch wird Sch<strong>im</strong>mel vermie<strong>de</strong>n.Wegen <strong>de</strong>r Sch<strong>im</strong>melgefahr müssen auch die Brotkrümel alle zwei bis drei Tage aus<strong>de</strong>m Topf entfernt wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m ist es erfor<strong>de</strong>rlich, nach ein bis zwei Wochen <strong>de</strong>nBrottopf mit Essigessenz <strong>zu</strong> reinigen.• In <strong>de</strong>n meisten Bäckereien und Backshops kann man auch fertig geschnittenes Brot kaufen.Das hat allerdings zwei Nachteile: mehr sch<strong>im</strong>melför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Krümel und eine insgesamtgrößere Brotoberfläche, die dann die Scheiben schneller austrocknen lässt.Brotsorten:• Entschei<strong>de</strong>nd in Sachen Haltbarkeit ist allerdings die Wahl <strong>de</strong>r richtigen Brotsorte. An <strong>de</strong>nWeißbrotsorten hat man nur kurz Freu<strong>de</strong>. Länger als zwei bis drei Tage bleibt solches Brotnicht frisch. Roggenmischbrote bringen es da schon auf fünf bis sieben Tage.• Generell gilt: Je mehr Roggen in <strong>de</strong>n Teig gegeben wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>sto haltbarer ist das Brot.Grober Schrot steigert <strong>zu</strong>sätzlich die Haltbarkeit. Aus diesem Grund sind Roggenvollkornbroteeine vorzügliche Wahl. Richtig gelagert lassen sie sich sogar zehn bis zwölf Tage aufheben.Roggenvollkornbrote sind außer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>utlich gesün<strong>de</strong>r als die hellen Brotsorten.Weiterer Beitrag <strong>zu</strong>m Thema:• http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2011/kw35/0901/01_leckeres_aus_altem_brot.jspServicetipp: Leckeres aus altem Brot(Servicezeit am 1. September 2011)© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 2 von 9


kumblätter vermengt. Mit frisch gemahlenem Pfeffer und Salz abschmecken. Nicht <strong>zu</strong> vergessen:einen Schuss Olivenöl hin<strong>zu</strong>geben.Die Tomatenmischung wird dann auf die gerösteten Brotscheiben verteilt und – je nach Geschmack– mit Olivenöl beträufelt. Fertig ist <strong>de</strong>r Appetithappen für circa vier Personen.Tipp: Geröstete Brotscheiben schmecken auch solo, einfach mit einer Knoblauchzehe eingerieben.Tipp 3: Fenchel-Brot-Suppe kochen„Brotsuppe“ klingt <strong>zu</strong>nächst einmal nach „Arme-Leute-Essen“. Völlig <strong>zu</strong> Unrecht, wie Sie andieser feinen Variante feststellen können:Für vier bis sechs Personen zwei Handvoll altes Brot mit einem Esslöffel Butter, einer gehacktenKnoblauchzehe und einer gehackten Zwiebel anrösten. Zwei bis drei Fenchelknollen putzen,in grobe Stücke zerteilen und ebenfalls kurz anschwitzen. Mit einem Dreiviertelliter Wassero<strong>de</strong>r Brühe ablöschen. Köcheln lassen.Wenn <strong>de</strong>r Fenchel weich ist, alles pürieren und Milch beziehungsweise Sahne hin<strong>zu</strong>geben, bisdie gewünschte Sämigkeit erreicht ist. Nach Geschmack mit Salz, frisch gemahlenem Pfefferund Muskat sowie mit Schnittlauch, Zitrone o<strong>de</strong>r Weißwein abschmecken.Tipp 4: Gebackene Semmelknö<strong>de</strong>l ausprobierenEine empfehlenswerte Alternative <strong>zu</strong> Knö<strong>de</strong>ln, die <strong>im</strong> sie<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Wasser garen, sind diese gebackenenSemmelknö<strong>de</strong>l:Für vier bis sechs Knö<strong>de</strong>l drei Handvoll Brot (<strong>zu</strong>m Beispiel Laugensemmeln, Weiß- und Graubrotgemischt) mit zwei Eigelben, etwa 50 Gramm flüssiger Butter (in <strong>de</strong>r eine gehackte Zwiebelangedünstet wur<strong>de</strong>), einem halben Bund gehackter Petersilie sowie einem kleinen Glaswarmer Milch vermengen. Die zwei übrig gebliebenen Eiweiße <strong>zu</strong> Schnee schlagen und <strong>zu</strong>sammenmit Salz, Pfeffer und geriebenem Muskat unter die Knö<strong>de</strong>lmasse heben und einigeMinuten ziehen lassen.Dann <strong>de</strong>n Knö<strong>de</strong>lteig in kleine gebutterte, ofenfeste Formen geben (<strong>zu</strong>m Beispiel Tassen o<strong>de</strong>rMuffinformen) und bei 180 Grad Celsius <strong>im</strong> vorgeheizten Ofen circa 20 Minuten backen. DieKnö<strong>de</strong>l gehen <strong>im</strong> Ofen auf, wer<strong>de</strong>n luftig und bekommen eine leckere Kruste! Da<strong>zu</strong> passen<strong>zu</strong>m Beispiel Pilze in Rahmsoße und Blattsalat.Tipp 5: Wie<strong>de</strong>r einmal „Arme Ritter“ servierenFür <strong>de</strong>n Klassiker <strong>de</strong>r Resteverwertung <strong>zu</strong>erst zwei Eier mit 200 Millilitern Milch vermengen undmit einer Prise Salz würzen. Dann vier bis sechs Brotscheiben kurz in <strong>de</strong>r Ei-Milch-Mischungba<strong>de</strong>n und mit Butter o<strong>de</strong>r Pflanzenöl in <strong>de</strong>r Pfanne ausbacken.Die süße Variante schmeckt lecker mit Z<strong>im</strong>t und Zucker o<strong>de</strong>r Kompott. Herzhaft wer<strong>de</strong>n dieArmen Ritter durch frische Kräuter, Paprika- o<strong>de</strong>r Tomatenwürfelchen und einen Salat.Im Handumdrehen lassen sich so aus Brotresten vollwertige Mahlzeiten zaubern.Buchtipp:• Claudia Boss-TeichmannKreative Resteküche:Einfach – schnell – günstigStiftung Warentest, 2010ISBN 9783940580443Preis: 9,90 EuroWeiterer Beitrag <strong>zu</strong>m Thema:• http://www.wdr.<strong>de</strong>/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2011/kw35/0901/00_brotverschwendung.jsp<strong>Brotverschwendung</strong>: <strong>zu</strong> <strong>viel</strong> <strong>lan<strong>de</strong>t</strong> <strong>im</strong> <strong>Müll</strong>(Servicezeit am 1. September 2011)© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 4 von 9


Diesmal: Wenn <strong>de</strong>r Schlüssel verloren gehtWer hat das noch nicht erlebt: in aller Eile die Wohnung verlassen und die Tür <strong>zu</strong>gezogen,ohne <strong>de</strong>n Schlüssel eingesteckt <strong>zu</strong> haben. O<strong>de</strong>r noch schl<strong>im</strong>mer: <strong>de</strong>n Schlüssel bei abgeschlossenerHaustür verloren <strong>zu</strong> haben. Diesen zweiten Fall haben wir s<strong>im</strong>uliert und verschie<strong>de</strong>neSchlüsseldienste um schnelle Hilfe gebeten.Für <strong>de</strong>n Test hat die Servicezeit einen Fachmann verpflichtet: Diplom-Elektrotechniker StefanWolf. Er wird die Handwerker stichprobenartig auf ihre seriöse und kompetente Arbeitsweiseüberprüfen. Und zwar so, dass sie es gar nicht bemerken – aus einem Versteck heraus.Da<strong>zu</strong> haben wir ein Einfamilienhaus bei Bonn mit kleinen, gut versteckten Kameras ausgerüstet,die die Arbeit unserer Handwerker aufzeichnen, ohne dass diese es mitbekommen. UnsereServicezeit-Testerin Angela Lingens hat willkürlich eine best<strong>im</strong>mte Anzahl Schlossereibetriebeund Schlüsselnotdienste angerufen und um eine zeitnahe Öffnung <strong>de</strong>r verschlossenen Haustürgebeten.An die einbestellten Fachleute hat Stefan Wolf konkrete Erwartungen: Vor Ort sollten sie nichtlänger als 30 Minuten benötigen – für das Öffnen <strong>de</strong>r Tür und <strong>de</strong>n Einbau eines neuen Schlosses.Dafür sollten sie, inklusive Materialkosten und Mehrwertsteuer, nicht mehr als 120 Euroberechnen.Unser Testteam hat bei <strong>de</strong>r Handwerker-Stichprobe wie<strong>de</strong>r einmal sehr unterschiedliche Erfahrungengemacht, was Preise, Kompetenz und Kun<strong>de</strong>nservice angehen.Da es uns nicht um das Anprangern einzelner Personen geht, haben wir die Handwerker <strong>im</strong>Film anonymisiert. Die dargestellten Ereignisse sind verkürzt, aber authentisch dargestellt.Stichprobe Nummer eins:Während Angela Lingens per Telefon um fachkundige Hilfe bittet, hat Stefan Wolf seine „Beobachtungszentrale“in <strong>de</strong>r Küche eingerichtet. Durch die von uns versteckten Kameras un<strong>de</strong>inen Monitor wird er das Vorgehen <strong>de</strong>r einbestellten Handwerker genau verfolgen.Das haben wir rund um die <strong>zu</strong>r Hilfe gerufenen Schlüsseldienste beobachtet: Der erste Handwerkererscheint nach 30 Minuten. Der Schlossere<strong>im</strong>itarbeiter besteht <strong>zu</strong>erst auf einer wichtigenFormalität, bevor er mit <strong>de</strong>r Arbeit beginnt: Er fragt die Kundin nach <strong>de</strong>m Personalausweis.Das muss er auch, <strong>de</strong>nn er wür<strong>de</strong> sich mitschuldig machen, falls sich jemand unberechtigterweiseZugang <strong>zu</strong> Haus o<strong>de</strong>r Wohnung verschaffen wür<strong>de</strong>. „Sehr positiv“, stellt StefanWolf in seinem Versteck <strong>zu</strong>frie<strong>de</strong>n fest.Dann macht sich Handwerker Nummer eins an die Arbeit: Mit Bohrmaschine und Hammerrückt er <strong>de</strong>m Türschloss <strong>zu</strong> Leibe. Etwas rustikal, fin<strong>de</strong>t Stefan Wolf, aber <strong>im</strong>merhin ohneSchä<strong>de</strong>n an Tür o<strong>de</strong>r Rahmen <strong>zu</strong> hinterlassen. Nach knapp zehn Minuten ist das Schloss geknacktund die Tür geöffnet. Nun folgt <strong>de</strong>r Einbau eines neuen Türschlosses. Auch diesen Teilseiner Arbeit erledigt <strong>de</strong>r Handwerker zügig und kompetent. Für seine Dienste berechnet ernach knapp 30 Minuten insgesamt 114 Euro.Dass <strong>de</strong>r Preis <strong>im</strong> Rahmen blieb, liege auch daran, dass es sich bei <strong>de</strong>m Betrieb um eineSchlosserei han<strong>de</strong>le, erläutert Stefan Wolf: Denn diese Betriebe arbeiteten, so Wolf, <strong>im</strong> Gegensatz<strong>zu</strong> reinen Schlüsselnotdiensten meist <strong>zu</strong> wesentlich günstigeren Konditionen. Dafür stehenihre Dienste aber <strong>zu</strong>meist nur während <strong>de</strong>r regulären Arbeitszeiten <strong>zu</strong>r Verfügung. BietenSchlossereien auch einen Notdienst an, kostet dieser an Feiertagen und Wochenen<strong>de</strong>n natürlich<strong>de</strong>utlich mehr. Trotz<strong>de</strong>m bleibt man hier oft <strong>im</strong>mer noch unter <strong>de</strong>m Preisniveau reiner Notdienstbetriebe.Stichprobe Nummer zwei:Wir bestellen als Nächstes einen Notdienstbetrieb. Es wird <strong>zu</strong>gesichert, einen Handwerker vorbei<strong>zu</strong>schickenund sich telefonisch zügig <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>mel<strong>de</strong>n, um durch<strong>zu</strong>geben, wann AngelaLingens mit <strong>de</strong>m Erscheinen <strong>de</strong>s Handwerkers rechnen darf. Dann passiert lange Zeit garnichts. Handwerker zwei taucht nicht auf, sein Betrieb verzichtet auf <strong>de</strong>n versprochenen Rückruf.Nach einer Stun<strong>de</strong> will unser Testteam wissen, was los ist, und fragt bei <strong>de</strong>r Firma nach.Angela Lingens hat nun einen an<strong>de</strong>ren Gesprächspartner und wird erneut aufgefor<strong>de</strong>rt, Namen,Postleitzahl und Anschrift durch<strong>zu</strong>geben – und wie<strong>de</strong>r verspricht man einen schnellen© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 6 von 9


Rückruf. Doch wie<strong>de</strong>r passiert nichts. Nach knapp zwei Stun<strong>de</strong>n bestellt unsere Testkundin <strong>de</strong>nHandwerker schließlich ab.Unser Experte vermutet hinter <strong>de</strong>m angeblich ortsnahen Betrieb ein Unternehmen, das dieeingehen<strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>nanfragen über ein Callcenter in <strong>de</strong>r Ferne verwaltet. Dafür spreche auch,dass <strong>im</strong> Branchenbuchinserat <strong>de</strong>s betreffen<strong>de</strong>n Betriebes gleich unter <strong>de</strong>r ortsnahen Nummereine „Servicenummer“ angegeben wird. Stefan Wolf erklärt, dass <strong>de</strong>m Kun<strong>de</strong>n hier durch dieortsnahe Nummer suggeriert wer<strong>de</strong>n soll, dass sich <strong>de</strong>r Betrieb in <strong>de</strong>r Nähe befin<strong>de</strong>t und nurgeringe Anfahrtskosten anfallen. Tatsächlich hat das Unternehmen seinen Sitz aber weiterentfernt, was für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> hohen Kosten führen kann.Stichprobe Nummer drei:Nach dieser enttäuschen<strong>de</strong>n Erfahrung testen wir einen zweiten Notdienst. Er schafft nach25 Minuten die „Tages-Anreise-Bestzeit“. Entschlossen widmet sich Handwerker Nummer dreisofort <strong>de</strong>m Türschloss. Bei allem Diensteifer vergisst er dabei aber, Angela Lingens nach <strong>de</strong>mPersonalausweis <strong>zu</strong> fragen. Ein schwerer Fauxpas! Dieser Handwerker hätte Angela Lingensoffensichtlich <strong>zu</strong> einem Einbruch in je<strong>de</strong>s beliebige Haus verholfen.Auf handwerklicher Seite hinterlässt <strong>de</strong>r Notdienstmitarbeiter dagegen einen guten ersten Eindruck,da er zielstrebig arbeitet und trotz<strong>de</strong>m sehr schonend mit <strong>de</strong>m Material umgeht. DieseSorgfalt geht zwar ein bisschen auf Kosten <strong>de</strong>r Zeit, doch nach 20 Minuten hat auch er dieHaustür erfolgreich geöffnet. Der anschließen<strong>de</strong> Einbau <strong>de</strong>s neuen Türschlosses dauert dagegensehr lange. Erst nach 55 Minuten ist <strong>de</strong>r Job erledigt. Und auch für die Rechnung lässt sich<strong>de</strong>r Mann übermäßig <strong>viel</strong> Zeit. Bis die Rechnung geschrieben ist und sich Handwerker drei von<strong>de</strong>r Kundin verabschie<strong>de</strong>t, sind stolze 70 Minuten vergangen. Und auch <strong>de</strong>r Preis ist nicht vonPappe: Für seine Dienste veranschlagt <strong>de</strong>r Handwerker 175 Euro. „Über <strong>de</strong>n Rechnungsbetragwar ich ganz schön erschrocken“, berichtet Angela Lingens, doch Stefan Wolf relativiert: „Dasgeht für einen Notdienst in Ordnung. Da gibt es ganz an<strong>de</strong>re Betriebe, die 300 Euro und mehrverlangen.“Sollte ein Schlüsseldienst übrigens mehr als das Doppelte <strong>de</strong>s ortsüblichen Preises verlangen,ist dies Wucher und kann vom Kun<strong>de</strong>n gerichtlich angefochten wer<strong>de</strong>n. In unserem Fall wäredas ein Betrag über 210 Euro gewesen. So <strong>viel</strong> hat heute <strong>zu</strong>m Glück keiner verlangt. Trotz<strong>de</strong>m:Zwe<strong>im</strong>al haben wir <strong>de</strong>utlich über 100 Euro bezahlen müssen.Was kann man tun, um solch teuren Notfällen vor<strong>zu</strong>beugen? Stefan Wolf empfiehlt, Ersatzschlüsselbei Verwandten o<strong>de</strong>r Freun<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> hinterlegen. In Mehrfamilienhäusern haben oftVermieter o<strong>de</strong>r Hausmeister einen Ersatzschlüssel. Unbedingt ab<strong>zu</strong>raten sei dagegen von althergebrachtenMetho<strong>de</strong>n wie <strong>de</strong>m Zweitschlüssel unter <strong>de</strong>r Fußmatte o<strong>de</strong>r <strong>im</strong> Blumenkübel.Servicezeit-Experte Stefan Wolf: „Diese Tricks kennt je<strong>de</strong>r Einbrecher.“Sollte ein Schlüsseldienst übrigens starke Beschädigungen an Tür, Rahmen o<strong>de</strong>r Scharnierhinterlassen, ohne dass er da<strong>zu</strong> vorher das Einverständnis <strong>de</strong>s Kun<strong>de</strong>n eingeholt hat, weil erdies <strong>im</strong> Rahmen seiner Arbeit tun musste, muss <strong>de</strong>r Betrieb <strong>de</strong>n entstan<strong>de</strong>nen Scha<strong>de</strong>n beseitigen.Aber auch hier ist es für <strong>de</strong>n Kun<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>rzeit möglich, solch einen angekündigten Brachialeinsatz<strong>im</strong> Vorfeld ab<strong>zu</strong>brechen, um gegebenenfalls mit einem neuen Handwerkerbetriebalternative Metho<strong>de</strong>n <strong>zu</strong> versuchen.Unser FazitUnter <strong>de</strong>m Strich ist es eigentlich ein guter Tag gewesen, hätte nicht ein Betrieb durch seinNichterscheinen <strong>de</strong>n Auftritt <strong>de</strong>r Schlüsseldienste und Schlossereibetriebe getrübt. Hin<strong>zu</strong>kommt, dass ein Mann vergessen hat, <strong>de</strong>n Personalausweis ein<strong>zu</strong>for<strong>de</strong>rn, was einem Handwerkerniemals passieren darf. Rein handwerklich gab es an <strong>de</strong>r Vorgehensweise <strong>de</strong>r Schlüsselprofisjedoch nichts Nennenswertes <strong>zu</strong> beanstan<strong>de</strong>n.Buchtipp:• Franz Klein, Manfred SteinritzDer Handwerker kommt!Praxisorientierte Informationen für Verbraucher und Handwerkerrund um Auftrag und RechnungHolzmann, 2007ISBN 9783778306567Preis: 9,90 Euro© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 7 von 9


cher hat.“ Und weiter: „Im Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>lns steht bei Kodak (...), Transparenz ineinem sehr undurchsichtigen Markt <strong>zu</strong> schaffen.“Kampf um je<strong>de</strong> Seite, je<strong>de</strong>n Tropfen Tinte, je<strong>de</strong>n Löffel Toner. Für <strong>de</strong>n Verbraucher bleibt esda schwierig, <strong>de</strong>n Überblick <strong>zu</strong> behalten.© <strong>WDR</strong> Köln 2011© <strong>WDR</strong> Köln 2011 Seite 9 von 9

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