OlseN BaNDe - Vorpommersche Landesbühne GmbH

Rauskommen - Reinkommen. Die Angelegenheit ist
dialektisch. Egon kommt raus aus dem Knast, hat einen
Plan - mächtig gewaltig - der Plan funktioniert
- Mensch Egon! - aber das große Ganze geht schief.
Egon kommt wieder rein. Wäre es bei einem Film
geblieben, hätten wir die Freiheit, uns Vorgeschichte
und Nachspiel selbst vorzustellen. Aber die Serie
hat eigene Gesetze. Egon muss einfahren, weil
er sonst nicht wieder rauskommen kann. Wenn der
Plan gelingt, ist die Serie zu Ende. Das Drinnen ist
die Bedingung für das Draußen, das klingt philosophisch,
ist aber auch
ganz praktisch, denn
drinnen reift der neue
Plan, werden wichtige
Zellengenossen ausgeforscht,
neue Projekte
ausbaldowert.
Warum eigentlich? Die
Mitglieder von Egons
Bande = Team = Kollektiv
beweisen, dass
die kleinbürgerlich genügsame
Existenz möglich ist. Yvonne ist jederzeit
bereit, den großen Coup für ein paar frisch gewaschene
Gardinen sausen zu lassen. Es geht also nicht
darum, dass mit dem Einkommen kein Auskommen
ist. Es geht um den Plan. Und es geht um das Kollektiv.
Trotz aller Unzulänglichkeiten und Widerborstigkeiten
der Partner sind es immer dieselben, die am
großen Scheitern teilnehmen. Kein Gedanke, sich
richtige Profis, ausgebuffte Könner zu besorgen - Privat
geht vor Katastrophe. Probieren und Scheitern,
neu probieren und besser scheitern, das Hamsterrad
als perpetuum mobile des Glücks. Die Hilfsmittel!
Wir brauchen einen Kasten Bier, einen Gabelstapler,
25 Meter Hanfseil, eine ausgestopfte Kröte, ein
sichelförmiges Metallstück, 3 Liter abgekochte Milch
und sonstwelchen Mist, der scheinbar unscheinbar,
aber für das Gelingen des Plans, das immer auf das
Nichtgelingen der Mission ausgerichtet ist, unabdingbar
ist. Ein großer Plan, der ohne ein abgebranntes
Streichholz nicht durchführbar ist - toll! Aussteigen,
einfach aussteigen, Mallorca vielleicht, ausgerechnet
Mallorca. Aber zum Aussteigen muss man erstmal
einsteigen, das Ding drehen. Und was für Dinger, in
14 Filmen fließt weniger Blut als in einer gewöhnlichen
Vorabendserie. Niemand wird ausgeschaltet,
keiner muss sterben, damit es weitergeht. Es bleibt
alles beim alten und geht doch irgendwie weiter. Am
liebsten in einem 59er Chevrolet. James Bond fährt
den neusten BMW, die Olsenbande einen betagten
Straßenkreuzer, James Bonds Auto hat Raketenwerfer,
die Olsenbande freut sich, wenn genügend Benzin
im Tank ist. Aber das ist ja auch nicht so wichtig,
denn im Gegensatz zum Doppelnullagenten fährt die
Olsenbande nicht auf die Bahamas, sondern nach
Jütland. Und rettet trotzdem das Vaterland. Wenn
auch nicht vor der Zerstörung mit Atomraketen, so
doch vor dem Butterberg und davor, zu einem Ferienparadies
umgestaltet zu werden. Wobei man nicht
sagen kann, dass es den Gegenspielern der Bande an
Format mangelt. Mafiaboss Motzarella oder „König“
Victor Emmanuel Jensen sind keinesfalls kriminelle
Leichtgewichte, wenn auch keine Superschurken.
Und Hallandsen, Holm Hansen oder Bang Johansen
nur scheinbar ehrbare Geschäftmanner, die unter
dem Mantel harmloser Geschäfte Waffen verschieben,
Steuern hinterziehen
und “das dumme
Schwein” auf Egon ansetzen
- natürlich auch
das vergebens. Man
sieht und lernt: In der
Welt der Großen und
Reichen hat auch mancher
Dreck am Stecken.
Bleibt die Polizei,
die Staatsmacht. Aber
diese Dialektik ist bekannt:
Der Gesetzesbrecher begründet das Gesetz.
Keine Regel ohne Ausnahme, Gauner und Polizist
bedingen sich gegenseitig. Der ebenso überambitionierte
wie unfähige Mortensen und das Duo Jensen/
Holm passen zu Egon und seinen Freunden wie die
eine Seite der Medaille zur anderen. Und so dreht
die Geschichte ihre kleinen Kreise. Drinnen - Plan -
Draußen - Scheitern - Drinnen - Plan ... Aber Dänemark
ist ja auch ein kleines Land. Und da wundere
sich noch einer, dass die Olsenbande in diesem Teil
unseres Landes so populär war und ist.