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KORA Bericht 30 D Luchs & Co. Lernwerkstatt 2005

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<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong> September <strong>2005</strong>ISSN 1422-5123<strong>Luchs</strong> & <strong>Co</strong>.eine <strong>Lernwerkstatt</strong>Boutros Dominique<strong>KORA</strong>Koordinierte Forschungsprojekte zur Erhaltung und zum Management der Raubtiere in der Schweiz.<strong>Co</strong>ordinated research projects for the conservation and management of carnivores in Switzerland.Projets de recherches coordonnés pour la conservation et la gestion des carnivores en Suisse.<strong>KORA</strong>, Thunstrasse 31, CH-<strong>30</strong>74 Muri. Tel +41-31-951 70 40, Fax +41-31-951 90 40, Email: info@kora.ch, http://www.kora.unibe.ch


2 <strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong><strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong><strong>Luchs</strong> & <strong>Co</strong>. eine <strong>Lernwerkstatt</strong>AutorAuteurAuthorDominique BoutrosAegertenstrasse 69, <strong>30</strong>05 Berndominiqueboutros@hotmail.comBearbeitungAdaptationEditorialFridolin Zimmermann (Text)Adrian Siegenthaler (Layout)BezugsquelleSourceSource<strong>KORA</strong>, Thunstrasse 31, CH-<strong>30</strong>74 MuriT +41 31 951 70 40 / F +41 31 951 90 40info@kora.chals Pdf: http://www.kora.unibe.chTitelzeichnungDessin de la page de titreFront cover illustrationJacques Rime, EpagnyAnzahl Seiten/ Pages: 60ISSN 1422-5123© <strong>KORA</strong> September <strong>2005</strong>


September <strong>2005</strong> 3<strong>Luchs</strong> & <strong>Co</strong>. eine <strong>Lernwerkstatt</strong>eingereicht als Seminararbeit an der Universität Freiburg,Abteilung Lehrerinnen– und Lehrerausbildungfür die Sekundarstufe IIDominique Boutros


4 <strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>DankRudolf Arni, Lektor für Didaktik und Otto Kolly, Fachdidaktiker Biologie, Abteilung Lehrerinnen– und Lehrerausbildungfür die Sekundarstufe II, 1700 Freiburg.


September <strong>2005</strong> Inhalt5<strong>Luchs</strong> & <strong>Co</strong>.Inhalt1. Planung 61.1. Bildungstheoretische Überlegungen 61.2. Leitstruktur 71.3. Leitidee 81.4. Methodische und curriculare Überlegungen 81.5. Gesamtübersicht des Unterrichtsverlaufs 101.6. Taxonomie der Aufträge 112. Praxis: Werkstatt 122.1. Arbeitsanleitung und –regeln 122.2. Arbeitspass 132.3. Liste der 10 Posten zu „<strong>Luchs</strong> & <strong>Co</strong>.“ 142.4. Quellenangaben 14Posten 1: Kommunikation & Signale 15Posten 2: Ökologie – Zwischenartliche Beziehungen 19Posten 3: Raumnutzung & Sozialstruktur 22Posten 4: Fortpflanzung & Aufzucht 26Posten 5: <strong>Luchs</strong>forscher im Feld 31Posten 6: Mythen, Legenden & Geschichten 32Posten 7: Verhaltensbeobachtung 35Posten 8: Befragung zum <strong>Luchs</strong>konflikt 37Posten 9: Vergleich mit dem Ausland 42Posten 10: <strong>Luchs</strong>flugblatt 443. Evaluation 453.1. Zusammenfassende Bemerkungen zu Fragen der Kontrolle 453.2. Konzept zur Benotung 454. Anhang 47I Lösungsblätter 47II Zusammenfassung des Videoausschnittes „<strong>Luchs</strong>e – Lizenz zum Töten“ 55III Standorte der Zoos und Tierparks in der Schweiz 56


6 Planung<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>1. Planung1.1. Bildungstheoretische ÜberlegungenVor dreissig Jahren wurde der <strong>Luchs</strong> in den Alpen und im Jura wieder angesiedelt. Rasch breitete er sich über dieschweizerischen Zentral- und Westalpen sowie den südlichen Jura aus. Mitte der 1980er Jahre stagnierten die beidenPopulationen, obwohl noch längst nicht alle günstigen Gebiete besiedelt waren. In den schweizerischen Nordwestalpenerlebte die <strong>Luchs</strong>population in den 1990er Jahren lokal einen Aufschwung. Dadurch entbrannte die Diskussionum den <strong>Luchs</strong> neu. Die Tatsache, dass der <strong>Luchs</strong> nicht von selbst zurückkam, sondern ausgesetzt wurde,teilweise auch illegal, spielte dabei eine erhebliche Rolle. Nach zahlreichen Untersuchungen lässt sich heute sagen,dass der Lebensraum dem <strong>Luchs</strong> behagt und es genug Beute hat. Dennoch gilt die Art heute in der Schweiz noch zuRecht als bedroht. Für ihre Erhaltung im Alpenraum trägt die Schweiz eine spezielle Verantwortung.Der <strong>Luchs</strong> dient deshalb oft als Modell-Tierart für einheimische Grossraubtiere. Am Beispiel <strong>Luchs</strong> kann die Problematikder Grossraubtiere in der Schweiz verdeutlicht werden. Er steht damit stellvertretend für weitere Grossraubtierewie Fuchs, Wolf und Bär. Sein Verhalten ist andererseits auch repräsentativ für Raubkatzen allgemein. Esliegt somit nahe diese Tierart als Schlüsselorganismus einzusetzen, um das Verhalten von Raubkatzen in freierWildbahn darzustellen.Jedoch möchte ich meine Werkstatt nicht auf den <strong>Luchs</strong> beschränken, denn einige Themen können vorzugsweiseam Beispiel Wolf oder Bär dargestellt werden. Deshalb wurde die Werkstatt erweitert zu „<strong>Luchs</strong> & <strong>Co</strong>.“.Vor allem der <strong>Luchs</strong> eignet sich besonders für den Unterricht, da er durch seine hohe Medienpräsenz ein aktuellesThema ist. Ausserdem ist beispielsweise der <strong>Luchs</strong>, durch seine Verwandtschaft mit der Hauskatze, den Schülerinnenund Schülern wohl vertrauter als andere Tierarten. Das gleiche gilt sicherlich auch für den Wolf.Tell them and they’ll forgetDemonstrate them and they’ll rememberInvolve them and they’ll understand(Reusswig)


September <strong>2005</strong> Planung71.2. LeitstrukturEs gilt nun, die einzelnen Posten in ein überfachliches Ganzes zu integrieren. Dazu muss ein pädagogisch intendierterZusammenhang zwischen den Lernenden und den relevanten Elementen ihrer Lebenswelt geschaffen werden.Das Lernfeld wird deshalb bewusst begrenzt, d.h. die Inhalte werden angemessen reduziert, müssen aber repräsentativund wissenschaftlich korrekt sein.In dieser Werkstatt steht die Tätigkeit der Lernenden im Zentrum. Kennenlernen und Handeln sind die bevorzugtenTätigkeitskategorien im Umgang mit den verschiedenen Themen.Die folgende Leitstruktur bildet das Fundament dieser Werkstatt:


8 Planung<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>1.3. LeitideeLeitideeDie Schülerinnen und Schüler erarbeiten mit Hilfe einer Werkstatt das Thema „<strong>Luchs</strong> & <strong>Co</strong>.“.Ebenso können bei dieser Art von Unterricht nicht nur die Sachkompetenz, sondern auch die Sozial-und Selbstkompetenz individuell, in Gruppenarbeit oder im Plenum verbessert werden.GrobzielDie Schülerinnen und Schüler lernen am Beispiel der einheimischen Tierarten <strong>Luchs</strong> und Wolf dieProbleme kennen, die bei kontroversen und schadenverursachenden Wildtieren auftreten können.Sie sollen in der Lage sein, die Problematik der <strong>Luchs</strong>e sachgemäss einzuschätzen, die differierendenAnsichten kritisch zu prüfen und eine eigene Meinung bilden zu können. Die Erkenntnisse sollenKonsequenzen für das eigene Handeln und Denken haben. Die Schülerinnen und Schüler sollenzudem fähig sein ihr kritisches Denken auf andere Situationen zu übertragen.Ausserdem gewinnen sie Kenntnisse über verschiedene Bereiche der Biologie, wie Verhaltensforschung,Wildbiologie, Ökologie und Naturschutz. Sie erkennen beispielsweise die Wichtigkeit des<strong>Luchs</strong>es als Spitzenprädator im Ökosystem Wald bzw. seinen Einfluss auf die Beutetiere. Der<strong>Luchs</strong> dient also als Schlüsselorganismus bzw. ist stellvertretend für andere Raubkatzen oderWildtiere.Gefördert werden soll im Werkstattunterricht vor allem individualisiertes, selbst organisiertes,(interessegeleitetes) und fächerübergreifendes Lernen. In der Gruppenarbeit werden Sozialkompetenz,kooperatives Verhalten und Kommunikation begünstigt.TeilzieleSiehe die einzelnen Postenbeschriebe.1.4. Methodische und curriculare ÜberlegungenSachanalyseDie Schülerinnen und Schüler sollen wichtige Aspekte der Verhaltensbiologie, wie Kommunikation,Fortpflanzung und Aufzucht, Raumnutzung und Sozialstruktur, aber auch der Ökologie, derFeldforschung sowie Geschichtliches erarbeiten. Das Kennenlernen der einheimischen Fauna unddas Erkennen der Systemzusammenhänge und Wechselwirkungen sollte gemäss SchweizerischenLehrplänen Teil des Biologieunterrichtes sein. Am Beispiel <strong>Luchs</strong> erwerben die Schülerinnen undSchüler ausserdem Wissen über Konflikte im Naturschutzbereich und haben Einblick in das Managementvon Wildtieren in Nachbarsländern der Schweiz.Didaktische ReduktionAm Beispiel <strong>Luchs</strong> kann die Problematik der Grossraubtiere (Wolf, Bär und Fuchs) in der Schweizverdeutlicht werden. Sein Verhalten ist andererseits repräsentativ für Raubkatzen allgemein. Der<strong>Luchs</strong> ist exemplarisch für den gesamten Sachverhalt und steht auch für mehrere typische Fälle(stringentes Beispiel).DidaktischeWertanalyseDurch die Werkstatt erwerben die SchülerInnen elementare Arbeitstechniken zur Lebensvorbereitung(wie selbständige Informationsbeschaffung, eigenständiges Planen, etc.). Vor allem durch dengeschichtlichen Teil lernen sie aber auch einen Teil ihrer Kultur besser kennen (Stiftung kulturellerKohärenz). Überdies sind <strong>Luchs</strong> & <strong>Co</strong>. Bestandteil einer ursprünglichen Natur, die bedroht ist. Siestehen somit stellvertretend für ein epochaltypisches Schlüsselproblem – Ökologie vs. Ökonomie.Indem sich die SchülerInnen mit den Konflikten rund um diese Tierarten auseinandersetzen, lernensie den kritischen Vernunftsgebrauch und entfalten vermutlich, durch grösseres Wissen über <strong>Luchs</strong>& <strong>Co</strong>., eine erhöhte Verantwortungsbereitschaft, um die Natur zu schützen. Ferner dient das Arbeitenzu zweit oder in Gruppen, speziell aber der Posten „Befragung zum <strong>Luchs</strong>konflikt“, derEinübung von Verständigung und Kooperation. Ausserdem können die SchülerInnen u.a. durchdas eigenständige Arbeiten ihr Schüler-Ich stärken.Die Zukunftsbedeutung besteht schliesslich darin, dass die Schülerinnen und Schüler über ein fundiertesAllgemeinwissen verfügen und für kritisches Denken sensibilisiert werden. Das Gelerntesoll ihnen ermöglichen, interkulturelle Zusammenhänge besser zu verstehen.


September <strong>2005</strong> Planung9Pädagogisch–psychologischeÜberlegungenWissensrepräsentationAlle Repräsentationsformen werden angesprochen: Schülerinnen und Schüler gehen konkret mitdem Gegenstand um oder meistern eine bestimmte Situation, d.h. erfassen den Lerngegenstanddurch praktische Tätigkeit (= Enaktive Phase). Der Lerngegenstand wird anhand Videos, Bilderund Graphiken bildlich dargestellt oder umgesetzt (= Ikonische Phase). Ausserdem wird der Lerngegenstanddurch Zeichen, Wörter, etc. abstrakt dargeboten und verarbeitet (= Symbolische Phase).KompetenzbereicheEs werden Sozial-, Sach- und Selbstkompetenz gefördert.FunktionsrhythmusDer Funktionsrhythmus wird dadurch gewährleistet, dass sich die Schülerinnen und Schüler selberkontrollieren. Es gibt somit eine eigenverantwortliche Ergebnissicherung durch die Schüler anhanddes Portfolios. Ansonsten ist der Unterricht offen gegliedert.MotivationDer <strong>Luchs</strong> ist einerseits durch seine Verwandtschaft mit der Hauskatze, andererseits durch seinehohe Medienpräsenz, eine Raubkatze, die bei Schülerinnen und Schüler Interesse und Motivationanspricht. In bestimmten Regionen sind die Schülerinnen und Schüler unter Umständen direkt betroffen.Ferner ist dieses Thema interdisziplinär. Es spricht Bereiche der Biologie, wie Naturschutz,Verhaltensbiologie und Ökologie, ebenso an wie Bereiche der Geschichte, Politik, Ethikoder Konfliktbewältigung. Dies gilt durchwegs auch für die Grossraubtiere Wolf und Bär. DasThema ermöglicht ausserdem einen Ausgleich zwischen den Bildungsanforderungen der Schule(Lehrplan) und den subjektiven Interessen der Lernenden.TransferDer Wissenstransfer innerhalb der Biologie ist garantiert, da ähnliche Systeme auch bei anderenTierarten vorkommen. Durch zum Teil fächerübergreifend gestaltete Posten ist auch ein Transferauf andere Bereiche bzw. Fächer (Bsp. Politik, Ökologie, Ethik) möglich.Zeitpunkt des Einsatzes9./10./11. Schuljahr (je nach Klasse)MethodischdidaktischeVorplanungEine Werkstatt eignet sich besonders gut zur selbständigen Erarbeitung eines Themas. Das Themaerfordert keine streng logische Abfolge strukturierter Lernschritte. Die angemessene Verarbeitungstiefedes Themas ist das „Kennenlernen“. Es soll forschendes, experimentelles, entdeckendesund kreatives Lernen angeregt werden. Die Posten entsprechen verschiedenen Taxonomiestufennach BLUM.SozialformenDie Schülerinnen und Schüler arbeiten mehrheitlich in Partnerarbeit an den Materialien. Bei einzelnenPosten tun sie dies auch in Gruppen. Am Schluss des Werkstattunterrichtes werden die subjektivenEindrücke rückgemeldet und offene Fragen im Plenum besprochen. Die Lehrperson hilftauf Abruf oder wenn Motivations- oder Lernorganisationsprobleme auftauchen.Medien undMaterialienDie Materialien erlauben einen gestalterischen Umgang mit dem Thema. Sie werden in einemlernfördernd gestalteten Klassenraum bereitgestellt oder aber die Schülerinnen und Schüler tretendirekt in Kontakt mit dem Gegenstand (Befragung von Passanten, <strong>Luchs</strong>beobachtung). Die Lernangebotesind vielfältig (Bücher, Veröffentlichungen, Graphiken, Freilandbeobachtungen, etc.)bzw. es werden unterschiedliche Medien verwendet (Video, Bilder, Modelle, etc.). Es werden somitmehrere Sinneskanäle angesprochen.


10 Planung<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Planung derBeurteilungDie Schülerinnen und Schüler sollen sich während des Werkstattunterrichtes ein Portfolio bzw.eine Dokumentensammlung anlegen. Arbeits- und Lernergebnisse werden darin zu den einzelnenPosten gesammelt. Anhand des Portfolios kann die Lehrkraft den Schülerinnen und Schülern währendder Werkstatt ein mündliches Feedback geben. Die Beurteilungskriterien werden den Schülerinnenund Schüler vor Beginn der Werkstatt mitgeteilt. Sie sollen eingehend besprochen werden,damit sie verstanden werden. Ausserdem formuliert die Lehrperson zu Beginn der Werkstatt klareArbeitsregeln. Am Schluss der Werkstatt dient das Portfolio dann als Grundlage für die Beurteilung,da es qualitative Resultate liefert.1.5. Gesamtübersicht des Unterrichtverlaufs1Einführung ins Thema „<strong>Luchs</strong> & <strong>Co</strong>.“ und in den Werkstattunterricht durch die LehrpersonArbeit an den PostenStandortbestimmung innerhalb der KlasseArbeit an den PostenBefragung zum <strong>Luchs</strong>konfliktAuswertung und Zusammenfassung schreiben11Reflexion und Fragenbeantwortung im KlassenverbandAbgabe des PortfoliosLektionenBefindet sich in unmittelbarer Nähe des Schulhauses kein Zoo oder Tierpark (siehe Standorte im Anhang), hätte dieLehrperson für Posten 7 „Verhaltensbeobachtung“ folgende Möglichkeiten:1. Eine der beiden Werkstattsessionen findet im Zoo statt. Die Lehrperson sorgt für die nötigen Räumlichkeiten fürdie anderen Posten.2. Die Lehrperson organisiert zusätzlich zur Werkstatt eine Exkursion in den Zoo (kann mit anderen Themen oderFächern kombinieren werden, Bsp. Zeichnen).3. Die SchülerInnen bewältigen diesen Posten in einer Randstunde und in ihrer Freizeit (als Hausaufgabe).4. Als Alternative schauen sich die Schüler und Schülerinnen einen Film über Zootiere an.5. Gibt es in der Nähe einen Zoo oder Tierpark aber keinen <strong>Luchs</strong>, so könnte die Verhaltensbeobachtung an eineranderen Raubtierart durchgeführt werden.


September <strong>2005</strong> Planung111.6. Taxonomie der AufträgeDidakt. Prinzip Lerntätigkeit 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10Aufnehmendes Lernen Hören n n nLesen/Sehen n n n n n n n n nSprechen n nEinprägen n nNachmachennDarstellen n n n nWissens anwenden n n n n n n n nBeobachten n n nBearbeiten n n n n n n n n n nAusbauendes Lernen Experimentieren n nProblemlösen n n n n nDarstellen n n n n nEntdecken n n n nHerstellen n n n nInterpretieren n n n n n nKonstruierendes Lernen Entwerfen n n nDarstellen n n nInterpretieren n n n n n n nSich ausdenken n n nGestalten n n n nErfahrungen Direkt n n n nMedial vermittelt n n n n n nRepräsentationsformen Symbolisch n n n n n n n n nIkonisch n n n n n n n n n nEnaktiv n n n n n nLernkontrolle Selbstkontrolle n n n n n n n n n nFremdkontrollePräsentierennIn Portfolio ablegen n n n n n n n n n nSozialformEinzelarbeitPartnerarbeit n n n n n n n nGruppenarbeit n nNach WahlAffektiver Gehalt Aufmerksam werden n n n n n n n n n nEinfühlen n n n nGefühle äussern n nMaterial Text n n n n n n n n nSchema n n n n n n nBilder n n n n nFilmnInternetnSonstiges n n n


12 Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>2. Praxis: Werkstatt2.1. Arbeitsanleitung und –regelnAufbauDiese Werkstatt ist aus 10 Posten aufgebaut. Jeder Posten behandelt ein anderes Thema. Es gibt 6obligatorische Posten, die bearbeitet werden müssen. Aus den zusätzlichen 4 Posten können Siedie 2 Posten frei wählen, die Sie am meisten interessieren.ArbeitspassDer Arbeitspass zeigt Ihnen welche Themen angeboten werden und welche Posten obligatorischbzw. freiwillig sind. Ausserdem dient er zur Kontrolle welche Posten Sie schon besucht haben, wieviel Zeit Sie investiert haben und wie Sie die Posten einschätzen (Selbstkontrolle + Rückmeldungfür die Lehrperson).ReihenfolgeMit Ausnahme von Posten 10 können Sie die Reihenfolge der Posten selber bestimmen. Der Posten10 baut auf den anderen Posten auf und sollte deshalb erst nach dem Besuch von 3-4 anderenPosten durchgeführt werden.PostenblätterDie Postenblätter führen Sie ins Thema ein und liefern Ihnen klare Anleitungen darüber, was andiesem Posten zu tun ist.LösungsblätterDie Lösungen zu jedem Posten finden Sie jeweils im Lösungsordner auf dem Lehrerpult.RegelnVerlassen Sie bitte die Posten jeweils so, dass die nächsten sofort anfangen können (Bsp. Videozurückspulen, Platz aufräumen, alles Material vorhanden). Jede 2er-Gruppe entscheidet selber,wann sie eine kurze Pause macht.PortfolioWährend der ganzen Werkstatt führen Sie eine Dokumentensammlung bzw. ein Portfolio, in demSie ihre Arbeitsergebnisse festhalten. Dieses wird am Schluss von der Lehrperson nach folgendenqualitativen Kriterien bewertet und zählt zu 2/3 für die Schlussnote:• Titelblatt (Name, Datum, Titel)• Index• Vollständigkeit (enthält alles an den 8 Posten erarbeitete Material)• klare Formulierungen• Saubere und klare Präsentation (Struktur)• Ansprechende optische Gestaltung (mit Bildern, Graphiken veranschaulichen)


September <strong>2005</strong> Praxis: Werkstatt132.2. ArbeitspassArbeitspass "<strong>Luchs</strong> & <strong>Co</strong>."Name:Nr. Thema ! / (!) erledigt Zeit SchwierigkeitsgradBeurteilung1 Kommunikation & Signale (!)2 Zwischenartliche Beziehungen !3 Raumnutzung & Sozialstruktur (!)4 Fortpflanzung & Aufzucht !5 <strong>Luchs</strong>forscher im Feld (!)6 Mythen, Legenden & Geschichten !7 Verhaltensbeobachtung !8 Befragung zum <strong>Luchs</strong>konflikt !9 Vergleich mit dem Ausland (!)10 <strong>Luchs</strong>flugblatt* !Alle Posten mit einem Ausrufezeichen ! müssen gelöst werden. Die anderen sind freiwillig (!). Sie müssen jedoch gesamthaft8 Posten bearbeitet haben (d.h. 6 obligatorische und 2 freiwillige). Bei Rubrik erledigt machen Sie einKreuz, wenn der Posten abgeschlossen und korrigiert ist. In der Spalte Zeit schreiben Sie die von Ihnen dafür benötigteZeit ein. Bei Schwierigkeitsgrad und Beurteilung schreiben Sie je ein Stichwort zum Posten hin (Bsp. schwer und interessant).* Posten 10 erst nach 3-4 anderen Posten aufsuchen.Zeichenerklärung (siehe Postenblätter):Lesen SehenSchreibenInternetHören


14 Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>2.3. Liste der 10 Posten zu „<strong>Luchs</strong> & <strong>Co</strong>.“1. Kommunikation & Signale2. Ökologie: Zwischenartliche Beziehungen3. Raumnutzung & Sozialstruktur4. Fortpflanzung & Aufzucht5. <strong>Luchs</strong>forscher im Feld6. Mythen, Legenden & Geschichten7. Verhaltensbeobachtung8. Befragung zum <strong>Luchs</strong>konflikt9. Management: Vergleich mit dem Ausland10. <strong>Luchs</strong>flugblatt2.4. QuellenangabenLiteraturSkript zur „Allgemeinen Didaktik“ Abteilung Lehrerinnen– und Lehrerbildung für die Sekundarstufe I + II, UniversitätFreiburg.Seminarunterlagen zum Blockkurs „Werkstattunterricht“, Prof. Alois Niggli, Abteilung Lehrerinnen– und Lehrerbildungfür die Sekundarstufe I + II, Universität Freiburg.Breitenmoser, U., Breitenmoser, Ch. (1998). Der <strong>Luchs</strong>. Wildbiologie, Biologie Einheimischer Wildtiere 1/10a,Infodienst Wildbiologie & Ökologie, 2/98.Boutros, D. (2002). Characterisation and Assessment of Suitability of Eurasian Lynx (Lynx lynx) Den Sites. <strong>KORA</strong><strong>Bericht</strong> Nr. 12e.<strong>KORA</strong> (1999). Dokumentation <strong>Luchs</strong> – erstellt im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft(BUWAL).<strong>KORA</strong> (1999). Dokumentation Wolf – erstellt im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft(BUWAL).Internethttp://www.umwelt-schweiz.chhttp://www.kora.unibe.chhttp://www.wwf.athttp://www.geo.de/GEO/wissenschaft_natur/oekologie/2002_05_woelfe_angst/http://www.jan.schmidt.net/pdf/befragungen.pdfDokumentation <strong>Luchs</strong>, Wolf und Bärdiverse Dokumentationen und <strong>Bericht</strong>eDokumentation zu Wolf (Mythologie) und BärMythologie und Geschichte zum WolfStandardisierte und offene Interviews


September <strong>2005</strong> Praxis: Werkstatt15Posten 1Kommunikation & Signale (!) Lernziel• Sie können die verschiedenen Kommunikationsformen bei <strong>Luchs</strong>en aufzählen.• Sie kennen die Signale, die sie dazu einsetzen.• Sie können die Unterschiede zu einer Hauskatze aufzählen.Arbeitsform und Zeit 25 MinMaterialText „Kommunikation und Signale bei <strong>Luchs</strong>en“, Arbeitsblatt mit <strong>Luchs</strong>skizze (Vorlage).© Alexis NouailhatArbeitsschritte1. Lesen Sie den beiliegenden Text „Kommunikation und Signale bei <strong>Luchs</strong>en“ aufmerksam durch.2. Erarbeiten Sie alle Kommunikationsformen bzw. Signale, die der <strong>Luchs</strong> einsetzt. Beschriften Sie diese auch aufder Vorlage (Backenbart, usw.).3. Welche Merkmale unterscheiden den <strong>Luchs</strong> von einer normalen Hauskatze? Notieren Sie sich mindestens 3Merkmale.


16 Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Kommunikation und Signale bei <strong>Luchs</strong>enOlfaktorische Kommunikation (chemische Signale)Da <strong>Luchs</strong>e als Einzelgänger sich in der Regel aus dem Weg gehen, erfolgt die Kommunikationdurch olfaktorische Zeichen. Mittels Harnmarkierungen und Drüsenabsonderungenwird das Revier gekennzeichnet und den anderen <strong>Luchs</strong>en signalisiert "das istmein Gebiet und du hast hier nichts verloren!". Der für menschliche Nasen überausstrenge Geruch dieser Mischung haftet über Wochen auf der Unterlage, wird an strategischwichtigen Punkten aber immer wieder erneuert. Für vorüberziehende Artgenossenhaben diese Duftmarken im grossen und ganzen die Funktion einer Tageszeitung. Siekönnen daran erkennen, wer hier war und, sofern es sich um ein Weibchen handelt, ob esgerade brünstig ist, oder nicht. Diese chemische Sprache ermöglicht somit das Zusammenfindender Geschlechter in der Ranzzeit. Beim "Lesen" dieser Nachrichten machendie grossen Katzen ein ganz eigentümliches Gesicht. Sie rümpfen die Nase, öffnen dasMaul und lassen oft die Zunge weit heraushängen. In der zoologischen Fachsprache wirddiese Art der intensiven Geruchsprüfung als Flehmen bezeichnet.ab InternetOptische SignaleDer <strong>Luchs</strong> trägt ein perfektes Tarnkleid. Das rötlichbraune Fell mit denschwarzen Flecken im Sommer löst sich vor dem Hintergrund von Gebüschen,Bäumen und Waldboden vollkommen auf. Das flauschige Winterfell hingegenist gräulich und die schwarzen Flecken sind weniger intensiv. Die Tarnungdient dem <strong>Luchs</strong> weniger zum Schutz vor Feinden. Vielmehr benötigt er siefür das unbemerkte Heranpirschen an die Beute.Typisch für <strong>Luchs</strong>e und sehr ungewöhnlich für Katzen sind die Backenbärte.Während die meisten Katzen durch Haltung und Bewegung ihrer Schwänzekommunizieren, bedienen sich <strong>Luchs</strong>e hier ihrer haarigen Zusätze. Der Backenbartzum Beispiel kann weit abgespreizt aber auch eng zusammengezogen© Urs Breitenmoserwerden, je nach Laune des Trägers. Auch Körper-Haare können auf die aktuelleStimmungslage des Tieres hindeuten, denn ein gesträubtes Fell verheisstnichts Gutes.Die Spur bzw. Trittsiegel des <strong>Luchs</strong>es ist ungefähr 5 cm gross. Man erkennt den<strong>Luchs</strong> am Beispiel von Schnee-Spuren an den grossen dreieckigen Sohlenballen mitden vier hufeisenförmigen angeordneten gleich grossen Zehenballen. Bei der normalenGangart, dem Schreiten, hinterlässt der <strong>Luchs</strong> eine Spurenbahn aus Doppeltritten,weil er die Hinterpranken in die Vorderspuren setzt. Weil in der Erde derAbdruck der Krallen fehlt, unterscheidet sich die Spur klar von derjenigen einesHundes. Die <strong>Luchs</strong>e ziehen nämlich ihre Krallen beim Gehen in fellbedeckte Hauttaschenein. So bleiben die Krallen auch nadelscharf für den Einsatz beim Beute-© Ulrich Iffschlagen oder beim Klettern auf einen Baum. <strong>Luchs</strong>e hinterlassen aber auch Spurenin Form von z.B. einem Riss oder Kot.ab InternetAn den Pupillenformen lassen sich auch Verhaltensmuster erkennen, dennsind die Pupillen stark verengt, kann es bedeuten, dass das Tier gerade aggressivund kampfbereit ist. Sind sie weit geöffnet, spricht das eher für eineAbwehrhaltung oder zeigt die Angst des Tieres.Die Ohren werden auch zur Unterstützung für das mimische Ausdrucksverhalten verwendet, so dass angelegte Ohreneine aggressive und gereizte Stimmung signalisieren. Typisch für den <strong>Luchs</strong> sind auch seine haarigen Fortsätzeauf den Ohren. Die Pinselohren unterstützen antennenartig die Hörfähigkeit.


September <strong>2005</strong> Praxis: Werkstatt17Akustische SignaleIn der Paarungszeit kann man gelegentlich den Ruf des <strong>Luchs</strong>es hören – ein melodisches, weittragendes „ma-uu“.Sonst sind die <strong>Luchs</strong>e eher stille Tiere. Die Mutter und ihre Jungen verständigen sich allerdings auch mit Kontaktrufen.Wittert die Mutter beispielsweise Gefahr gibt sie Warnlaute von sich und die Jungen verstecken sich. Oderstossen gelegentlich zwei gegnerische <strong>Luchs</strong>männchen aufeinander, knurren und fauchen sie sich auch schon malan.Putzen und KöpfchenstossenWährend der Paarungszeit und beider Aufzucht finden wir auch bei<strong>Luchs</strong>en das Köpfchenstossen, einZeichen von Zuneigung. Auch leckensich die Tiere gegenseitig abund säubern sich. Vor allem wenndie Jungluchse noch klein sind,werden sie regelmässig von derMutter geputzt. © Michel Strobino, UMWELT 3/200


18 Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Kommunikationsformen und Signale beim <strong>Luchs</strong>?© http://www.pronatura.ch/tito/luchs/steckbrief.htmMerkmale, die den <strong>Luchs</strong> von der Hauskatze unterscheiden?•••


September <strong>2005</strong> Praxis: Werkstatt19Posten 2Ökologie: Zwischenartliche Beziehungen (!) Lernziel• Sie können die 5 Arten von zwischenartlichen Beziehungen nennen und umschreiben.• Sie können eine Räuber-Beute-System interpretieren und erklären welchen Einfluss Räuber auf ihre Beutepopulationhaben.Arbeitsform und Zeit 25 MinMaterialText „Ökologie: Zwischenartliche Beziehungen“, Arbeitsblatt mit Graphik.Arbeitsschritte1. Lesen Sie bitte den Text „Ökologie: Zwischenartliche Beziehungen“ aufmerksam durch.2. Überlegen Sie sich welche der fünf zwischenartlichen Beziehungen auf den <strong>Luchs</strong> zutreffen? Notieren Sie sichdazu jeweils Beispiele die Ihnen bekannt sind.3. Interpretieren Sie die folgende Graphik zur Räuber-Beute-Dynamik von Kanadischem <strong>Luchs</strong> und Schneeschuhhase.• Wie entstehen diese Populationszyklen und weshalb sind Hasen- und <strong>Luchs</strong>zyklus leicht verschoben?• Zwischen 1850 und 1860 war die <strong>Luchs</strong>population recht klein. Welche Auswirkungen hatte dies aufdie Hasenpopulation von 1865?• Wäre es möglich, dass die <strong>Luchs</strong>population gleich gross würde wie die Hasenpopulation? Was hättedies für Folgen?


20 Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Ökologie: Zwischenartliche BeziehungenKonkurrenzAngehörige unterschiedlicher Tierarten können miteinander in Konkurrenz um Nahrung oder Raum stehen. So zeigenverschiedene Vogelarten eine Vorliebe für ähnliche Nistplätze, was zu einer erheblichen Konkurrenz z. B. umNistkästen oder natürliche Bruthöhlen führen kann.Der Fall, dass zwei Arten an ihren gemeinsamen Lebensraum genau die gleichen Ansprüche stellen, kann nicht eintreten.Bei der geringsten Überlegenheit der einen Art müsste sonst nämlich die andere zwangsläufig verdrängtwerden (Konkurrenzausschlussprinzip). Konkurrenz wird also letztlich immer dazu führen, dass sich die Arten,um der Konkurrenz auszuweichen, anders verhalten, anders ernähren und andere Plätze beanspruchen als ihre Konkurrenten(Konkurrenzverminderung). Auch wenn die Unterschiede minimal sein mögen und die Überlappungsbereichesehr gross, sichert das doch jeder Art einen gewissen Spielraum, in welchem sie ihren Konkurrenten überlegenist: jede Art hält so ihre eigene «ökologische Nische» besetzt. Auf diese Weise wird letztlich sichergestellt,dass innerhalb eines Lebensraumes mehrere Arten nebeneinander existieren können (vgl. Abb.).Nahrungserwerb bei EntenvögelnDie Graugans (1) weidet vor allem Pflanzenwuchsan Land ab. Die Krickente (2) nimmtfeinste pflanzliche Nahrung von der Wasseroberflächeauf. Stockente (3), Spiessente (4)und Höckerschwan (5) suchen gründelnd nachWasserpflanzen und Kleintieren, erreichen aberwegen unterschiedlicher Größe und Halslängeverschiedene Wassertiefen. Die Reiherente (6)findet ihre hauptsächlich tierische Nahrung amGewässergrund in Tiefen von einigen Metern.Der Gänsesäger (7) macht in zwei bis vier MeternTiefe Jagd auf freischwimmende Beute.Räuber-Beute-BeziehungRaubtiere sind abhängig von der Zahl und der Erreichbarkeit ihrer Beutetiere. Der Bestand der Raubtiere wird alsodirekt durch die Menge der zur Verfügung stehenden Beutetiere reguliert.Starke Vermehrung der Rehbestände zieht zum Beispiel eine starke Vermehrung ihrer Feinde, der <strong>Luchs</strong>e, nachsich. In Jahren mit Massenvermehrungen der Feldmaus vermehren sich auch ihre Feinde wie Bussarde und Eulenbesonders stark. Die nordische Schnee-Eule, die sich zum überwiegenden Teil von den durch ihre periodischenMassenvermehrungen bekannten Lemmingen ernährt, kann in Jahren mit grossem Nahrungsangebot zehn odermehr Junge aufziehen, bei geringen Lemmingzahlen dagegen unter Umständen jahrelang überhaupt nicht zur Brutschreiten.Umgekehrt üben die Räuber auch einen Einfluss auf die Beutetiere aus, indem sie deren Zahl verringern. Das gehtallerdings nicht so weit, dass eine Vermehrung der Beutetiere, z. B. von Insekten oder Wühlmäusen, verhindertwerden könnte. Hingegen wird das Wachstum der Beutepopulationen gebremst. Die Beutetierarten profitieren aberebenfalls vom Eingreifen der Räuber. Die Bevölkerungszusammenbrüche, die wegen der Übernutzung des Lebensraumesund der daraus entstehenden Nahrungsknappheit, bisweilen auch durch Krankheiten auf eine Massenvermehrungfolgen, fallen bei Anwesenheit einer ausreichenden Anzahl von Räubern weniger drastisch aus. Es ist alsokeineswegs so, dass ein Räuber seine Beute ausrottet. Im Gegenteil kann das Raubtier durch den soeben gezeigtenMechanismus sowie durch den Umstand, dass ihm kranke oder sonstwie geschwächte Tiere bevorzugt zum Opferfallen, für die Erhaltung ausgewogener und gesunder Beutetierpopulationen sorgen.ParasitismusEng verbunden mit der Räuber-Beute-Beziehung ist das Schmarotzertum, bei dem zwei Organismen zusammenleben,wobei einer (Parasit) seine Nahrung auf Kosten des anderen (Wirt) bezieht Parasiten sind überwiegend kleinerals ihr Wirt. Normalerweise töten Parasiten ihren Wirt nicht, wie es Raubtiere tun, denn sonst würden sie ihre Nah-


September <strong>2005</strong> Praxis: Werkstatt21rungsquelle vernichte. Wirte und Parasiten entwickeln dagegen im Allgemeinen eine gewisse, gegenseitige Toleranz.Dennoch regulieren manche Parasiten die Grösse ihrer Wirtspopulation, senken deren Fortpflanzungsrate undkönnen ihre Verhaltensweisen ändern. Parasitisch lebende Tiere, die sich ausserhalb des Wirtskörpers aufhalten,werden als Ektoparasiten bezeichnet (Bsp. Stechmücke, Laus). Im Gegensatz zu den Ektoparasiten leben die Endoparasitennicht auf, sondern in ihrem Wirt (Bsp. Bandwurm, Viren, Bakterien).KommensalismusKommensalen oder «Tischgenossen» nennen wir solche Tiere, die sich anderen anschliessen, um sich ihren Nahrungserwerbzu erleichtern. Der Kommensale profitiert von der Verbindung zu seinem Partner, ohne diesem zuschaden oder ihm nützlich zu sein. Es handelt sich hier um eine einseitige, häufig sehr lockere Verbindung zwischenzwei Arten. Stare halten sich oft in der Nähe von Weidevieh auf, wo sie von diesen Tieren angelockte oderaufgescheuchte Insekten erbeuten. Die Anwesenheit des Viehs erleichtert dem Star die Nahrungssuche, umgekehrtist die Anwesenheit der Stare für das Vieh bedeutungslos. Die Übergänge vom Kommensalismus sowohl zur Symbioseals auch zum Parasitismus sind fliessend.SymbioseEine weitere Beziehung zwischen Organismen einer Lebensgemeinschaft ist die Symbiose (Mutualismus), bei derzwei oder mehr Arten mehr oder weniger vollständig voneinander abhängen und nicht ohne einander leben können(beidseitiger Nutzen). Interessant und vielfältig sind die sogenannten Putzersymbiosen, bei denen sich eine Tierartdarauf spezialisiert hat, andere Arten zu «putzen», das heisst von abgestorbenen Hautteilchen, vor allem aber vonlästigen Parasiten zu befreien. Die Madenhacker sind etwa sperlingsgrosse Vögel, die sich auf grossen Wild- oderHaustieren aufhalten und ihnen blutsaugende Parasiten ablesen.Literaturhttp://tecfa.unige.ch/perso/staf/notari/arbeitsbl_liestal/oekologie/zusammenleben_tiere_i.pdfRäuber-Beute-DynamikPopulationszyklen des Schneeschuhhasen und des Kanadischen <strong>Luchs</strong>es (Anzahl verkaufter Fälle an die Hudson Bay Gesellschaft).


22 Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Posten 3Raumnutzung & Sozialstruktur (!) Lernziel• Sie können eine Karte mit <strong>Luchs</strong>peilungen interpretieren.• Sie kennen die Raumnutzung und Sozialstruktur der <strong>Luchs</strong>e.• Sie wissen, wie die <strong>Luchs</strong>forscher die Reviere messen und die Populationsgrössen bestimmen.• Sie können die Unterschiede zwischen den Territorien von Männchen und Weibchen aufzeigen.Arbeitsform und Zeit <strong>30</strong> MinMaterialKarte mit <strong>Luchs</strong>peilungen vom Juli 2000, Text „Raumnutzung und Sozialstruktur“.ArbeitsschritteIm Jahre 2000 waren mehrere <strong>Luchs</strong>e in den Nordwestalpen mit einem Senderhalsband ausgestattet, welche regelmässigradiotelemetrischer überwacht bzw. gepeilt wurden. Beiliegend finden Sie die Karte mit den <strong>Luchs</strong>peilungenvom Juli 2000.1. Versuchen Sie nun in einem ersten Schritt nur anhand dieser Karte möglichst viele der folgenden Fragen zu beantworten.Sie dürfen dabei ruhig auch Vermutungen aufstellen.• Wie sieht die Sozialstruktur der <strong>Luchs</strong>e aus?• Wie unterscheiden sich die Reviere von Männchen und Weibchen?• Nach welchen Kriterien wählt ein <strong>Luchs</strong> sein Revier aus?• Wie messen die Wissenschaftler die Grösse einer <strong>Luchs</strong>population?• Wie gross ist ein <strong>Luchs</strong>revier?• Für die Messung der Grösse einer <strong>Luchs</strong>population zählen nicht nur die sesshaften Tiere. Was kommtnoch dazu?2. Haben Sie dies versucht, so nehmen Sie den Text „Raumnutzung und Sozialstruktur“ zu Hilfe, um die restlichenFragen zu beantworten.


September <strong>2005</strong> Praxis: Werkstatt23Monatsbericht <strong>Luchs</strong>projekt Nordwestalpen – Juli 2000Anmerkung: Halten sich zwei <strong>Luchs</strong>e an demselben Ort auf, überlagern sich die Punkte, folglich erscheint nur einer auf der Karte.© <strong>KORA</strong> GIS; Digitale Kartengrundlage: Vektor200 - 1996 Bundesamt für Landestopographie, Gewässer, Höhenmodell RIMINI - Bundesamt fürStatistik GEOSTAT / Bundesamt für LandestopographieRiss = erlegtes Beutetiere; Peilpunkt = Aufenthaltsort <strong>Luchs</strong> mit Senderhalsband; resident = sesshaft; Streifgebiet= Aufenthaltsgebiet; AURA, CASE, RAJA, SABA = Namen von <strong>Luchs</strong>weibchen; ARES, TELL, TITO, NERO, VINO,ZICO = Namen von <strong>Luchs</strong>männchen


24 Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Raumnutzung und SozialstrukturEin Tier wählt seinen Aufenthaltsort in der Landschaft aufgrund seiner Bedürfnisse, zum Beispiel der Nahrung,und der Anwesenheit von Artgenossen. So entsteht die charakteristische soziale Organisation und räumliche Struktureiner Art in einem bestimmten Lebensraum. Die Struktur einer <strong>Luchs</strong>population entspricht derjenigen andererwaldbewohnender Katzen, von der Wildkatze bis zum Tiger: <strong>Luchs</strong>e sind einzelgängerisch, jedes Individuum istfähig, seine Beutetiere alleine zu überwältigen. Die Weibchen brauchen für die Jungenaufzucht geschützte Wurfplätzeund genügend Nahrung, ohne von anderen <strong>Luchs</strong>en gestört zu werden. Sie verteilen sich daher gleichmässigim Raum. Die Männchen beteiligen sich nicht direkt an der Jungenaufzucht. Normalerweise überdecken sich dieReviere von Männchen und Weibchen, schliessen aber weitere erwachsene <strong>Luchs</strong>e aus. Bildlich gesprochen siehtdie Raumstruktur einer <strong>Luchs</strong>population aus wie eine Pfanne voller Spiegeleier: Die Eiweisse repräsentieren dabeidie Reviere der Männchen, die sich randlich zu etwa 10 % überlappen, die Eidotter die Gebiete der Weibchen, diezwar nicht immer zentral liegen, sich aber gegenseitig auch kaum berühren. Das Geschlechterverhältnis unter densesshaften <strong>Luchs</strong>en ist 1:1 oder leicht zugunsten der Weibchen verschoben; es kommt vor, dass ein Männchenmehrere Weibchen-Territorien kontrolliert.<strong>Luchs</strong>e sind Einzelgänger. Weibchen und Männchen teilen sich zwar das Gebiet und begegnen sich auch gelegentlich,sie leben aber getrennt. Die meisten Begegnungen finden während der Paarungszeit statt. In dieser Zeit kannes vorkommen, dass die beiden einmal gemeinsam ein Beutetier verzehren, wobei sich meistens das Männchen anden bereits gedeckten Tisch setzt. Die Wege von Männchen und Weibchen kreuzen sich auch ausserhalb der Ranzzeit,dann aber meist während der Nacht. Diese kurzen Begegnungen und der Austausch von Informationen durchDuftmarken genügen offenbar, dass ein <strong>Luchs</strong> immer weiss, wo sich seine Partnerin und allenfalls die Jungen aufhalten.Das Revier oder Wohngebiet eines <strong>Luchs</strong>es wird am einfachsten beschrieben, indem man die äussersten Aufenthaltspunkteeines sendermarkierten Tieres durch eine Linie miteinander verbindet. Einmalige Ausflüge – z.B. Exkursionenwährend der Ranzzeit – lässt man weg. So entsteht ein Polygon, das die regelmässig vom <strong>Luchs</strong> begangeneFläche umreisst. <strong>Luchs</strong>e zeichnen sich durch sehr grosse individuelle Reviere aus. Im Alpenraum bewohntendie von 1983-1988 mittels Halsbandsender überwachten <strong>Luchs</strong>weibchen im Schnitt 209 km 2 , die Männchen 365km 2 ; im Jura, beanspruchten die von 1988 bis 1998 sendermarkierten <strong>Luchs</strong>e 181 km 2 bzw. 287 km 2 . In der Hochstandsphaseder <strong>Luchs</strong>e in den Nordwestalpen zeichnet sich eine Verdichtung der Population ab: Die 1997 radiotelemetrischüberwachten 8 sesshaften Weibchen hatten durchschnittliche Wohngebiete von 73 km 2 , die 4 Männchenvon 170 km 2 .Die beiden Geschlechter nutzen ihre Wohngebiete sehr unterschiedlich. Die Weibchen halten sich vor allem imZentrum ihres Reviers auf, während die Männchen regelmässig die Peripherie abschreiten. Das Wohngebiet oderRevier repräsentiert die Fläche, die ein <strong>Luchs</strong> tatsächlich kontrolliert, d.h. gegen seine Nachbarn durch Duftmarkenabgrenzt. Die Grösse der Wohngebiete ist daher geeignet für eine Dichteschätzung. Drei benachbarte Männchenauf der ersten Jurakette in den Kantonen Waadt und Neuenburg besetzten zusammen 780 km 2 . Auf dieser Flächelebten 8 erwachsene <strong>Luchs</strong>e, also ein Individuum auf 100 km 2 . Diese Zahl stimmt gut mit anderen Beobachtungenaus dem Jura sowie mit früheren Daten aus den Nordalpen überein. Obwohl die beiden Gebirge einen recht unterschiedlichenLebensraum darstellen, fanden wir damals auch im Alpenraum eine Dichte von ungefähr einem sesshaften<strong>Luchs</strong> pro 100 km 2 Fläche. Dazu kommen die Jungtiere des Jahres und die subadulten <strong>Luchs</strong>e (Tiere imzweiten Lebensjahr), die noch nicht territorial sind. Der Anteil der subadulten Tiere, die sich auf der Suche nacheinem eigenen Revier befinden, betrug in den letzten Jahren im Jura etwa 25 % der Zahl der Sesshaften. Dieser Anteilkann schwanken. Als dritte Gruppe kommen schliesslich noch die Jungen hinzu, die während der ersten zehnMonate ihres Lebens mit der Mutter zusammenleben. Bei der Geburt sind das im Durchschnitt 2 Jungtiere proWurf.Selbst wenn man sämtliche Beobachtungen (auch Zufallsbeobachtungen), die je gemacht werden, sammeln könnte,wäre es nicht möglich, <strong>Luchs</strong>e zu zählen. Dank ihrer hohen Mobilität können <strong>Luchs</strong>e fast gleichzeitig in ganz verschiedenenTeilen ihres grossen Wohngebiets auftauchen. Der erste <strong>Luchs</strong>, der in der Schweiz mit einem Senderhalsbandausgerüstet wurde – das Männchen NENI – bestrich eine Gesamtfläche von 1860 km 2 , wenn man alle Ausflügemitberücksichtigt. Das gleiche Tier tauchte im Diemtigtal, in Kandersteg, am Sustenpass oder bei Alpnacham Vierwaldstättersee auf. Ein nicht repräsentatives Extrembeispiel aber es belegt die Unmöglichkeit, eine zufälligeBeobachtung einem bestimmten Individuum zuzuordnen. Das Sammeln von Beobachtungen erlaubt jedoch, dievom <strong>Luchs</strong> besiedelte Fläche anzugeben. Und wenn man weiss, dass <strong>Luchs</strong>e ein territoriales Sozialsystem haben,und die mittlere Grösse der Reviere dank radiotelemetrischer Überwachung kennt, lässt sich die Zahl der sesshaften


September <strong>2005</strong> Praxis: Werkstatt25<strong>Luchs</strong>e – und damit die Grösse der fortpflanzungsfähigen Population – recht genau schätzen. Natürlich ist dieGrösse der Reviere abhängig vom Gelände, vom Habitat (Lebensraum) und vom Nahrungsangebot. Anhand allerzur Verfügung stehender Informationen konnte der <strong>Luchs</strong>bestand für 1997 in den Schweizer Alpen auf etwa 50 undim Schweizer Jura auf 15 erwachsene, sesshafte Tiere geschätzt werden.LiteraturBreitenmoser, U., Breitenmoser, Ch. (1998). Der <strong>Luchs</strong>. Wildbiologie, Biologie Einheimischer Wildtiere 1/10a,Infodienst Wildbiologie & Ökologie, 2/98.


26 Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Posten 4Fortpflanzung & Aufzucht (!) Lernziel• Sie formulieren Hypothesen und kontrollieren (bestätigen / verwerfen) diese.• Sie lernen zentrale Aspekte der Aufzucht kennen.• Sie können die wesentlichen Eigenschaften eines idealen Wurfplatzes beschreiben.Arbeitsform und Zeit 25 MinMaterialText „Die ersten Wochen im Leben eines Jungluchses“, Wissenschaftliche Befunde und Fotos der Wurfplätze.Arbeitsschritte1. Lesen Sie den Text „Die ersten Wochen im Leben eines Jungluchses“ aufmerksam durch.2. Stellen Sie 5 Hypothesen auf, welche Anforderungen ein Wurfplatz erfüllen sollte und begründen Sie diese.(Bsp. der Wurfplatz sollte in nahrungsreichem Gebiet liegen, da die Mutter die Jungen nicht lange alleine lassenkann).3. Vergleichen Sie nun Ihre Hypothesen mit den wissenschaftlichen Befunden und den Fotos der Wurfplätze(finden Sie im Kontrollordner auf dem Lehrerpult).• Welche Ihrer Hypothesen waren richtig und welche mussten Sie verwerfen? Weshalb?• Notieren Sie sich die Aspekte, an die Sie nicht gedacht hatten.


September <strong>2005</strong> Praxis: Werkstatt27Die ersten Wochen im Leben eines JungluchsesDas erste Jahr im Dasein eines <strong>Luchs</strong>es ist gefährlich.Jeder zweite stirbt in dieser Zeit. Entsprechend wichtigsind bestmögliche Startbedingungen. Man darf annehmen,dass die Qualität der Wurfplätze*, in denen dieJungen ihre ersten Lebenswochen verbringen, ein kritischerFaktor ist, der die Überlebenschancen bzw. denFortpflanzungserfolg wesentlich beeinflussen.Von März bis April findet die Paarungszeit der <strong>Luchs</strong>estatt. Nach 70 Tagen gebärt die <strong>Luchs</strong>in im Mai/Aprilzwei bis vier Junge. Diese werden blind und hilflosgeboren, d.h. sie sind noch nicht in der Lage ihre Körpertemperaturkonstant zu halten. In den ersten Wochensind sie deshalb auf Mutterwärme angewiesen.Die <strong>Luchs</strong>in sorgt alleine für die Aufzucht der Jungen.Sie verlässt die Jungen nur für kurze Zeit, um zu jagen© Urs Breitenmoser und zu fressen. In den ersten Wochen ernährt sie ihreJungen ausschliesslich mit Milch. In dieser Phase lebendie Weibchen auf einem sehr kleinen Gebiet. Sie begehen nur 4-8 % der Fläche ihres Jahreswohngebietes. Sobalddie Jungen ihre Bewegungen einigermassen unter Kontrolle haben und ihre Sinne sich entwickeln, beginnensie ihre Umgebung zu erkunden. In den ersten Lebenswochen sind die Jungen somit potentielle Beutetiere, z.B. füreinen Adler oder einen dreisten Fuchs, der gemerkt hat, dass die <strong>Luchs</strong>in gerade abwesend ist. Nach ungefähr <strong>30</strong>Tagen erhalten die Jungluchse nebst der Muttermilch dann ihr erstes Fleisch. Etwa zur selben Zeit, d.h. nach dreibis vier Wochen am selben Ort, werden die Jungen schliesslich von der <strong>Luchs</strong>in mehrmals gezügelt – bis sie soweitgediehen sind, dass sie ihr von Riss zu Riss folgen können. Jungluchse haben bei der Geburt ein sandfarbenes Fell,welches mit zunehmendem Alter immer mehr die charakteristischen braunen Tupfen aufweist.* Der Wurfplatz eines <strong>Luchs</strong>es entspricht einem Fuchsbau oder einem Vogelnest.ArbeitsauftragWie sollte Ihrer Meinung nach ein idealer Wurfplatz aussehen?Welche Eigenschaften sind wesentlich?• Notieren Sie sich 5 Hypothesen welche Anforderungen ein Wurfplatz erfüllen sollte und begründen Siediese.• Vergleichen Sie bzw. ergänzen Sie Ihre Ergebnisse anschliessend mit den Fotos und den wissenschaftlichenBefunden.


28 Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Felshöhle (<strong>Luchs</strong>in FRAM, 1997)© Dominique Boutros© Dominique Boutros


<strong>30</strong> Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Erdhöhle (<strong>Luchs</strong>in <strong>KORA</strong>, 1997/99)© Dominique Boutros© Dominique Boutros


September <strong>2005</strong> Praxis: Werkstatt31Posten 5<strong>Luchs</strong>forscher im Feld (!) Lernziel• Sie erhalten einen Einblick in die Feldforschung.Arbeitsform und Zeit <strong>30</strong> MinMaterialVideoausschnitt „<strong>Luchs</strong>e – Lizenz zum töten“.Arbeitsschritte1. Schauen Sie sich den Videoausschnitt zur Arbeit der <strong>Luchs</strong>forscher im Feld an und machen Sie sich Notizen zufolgenden Fragen:• Woraus besteht die Arbeit der <strong>Luchs</strong>forscher? Welche Untersuchungen führen sie durch?• Wieviele Rehe und Gemsen tötet ein <strong>Luchs</strong> pro Jahr?• Wieviele Schafe rissen die <strong>Luchs</strong>e 1998 in den Alpen?• Wieviele hatte es zu dieser Zeit insgesamt?• Wie reagieren die Gemsen auf die Nähe von RAJA?• Was zeigt dieses Verhalten?• Welche Todesursache war für die Gemsen in den letzten 2 Jahren viel ausschlaggebender als <strong>Luchs</strong>e?


32 Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Posten 6Mythen, Legenden & Geschichten (!) Lernziel• Sie können erklären wie die verschiedenen Ängste gegenüber dem Wolf entstanden sind.• Sie entnehmen dem Text die wichtigsten Aspekte und gestalten ein Poster.Arbeitsform und Zeit <strong>30</strong> MinMaterialText „Wer hat Angst vor Wölfen?“, Packpapier.Arbeitsschritte1. Lesen Sie den Text „Wer hat Angst vor Wölfen?“ aufmerksam durch.2. Gestalten Sie nun ein Poster, auf dem Sie die Bedeutung des Wolfes in der Mythologie und Geschichte festhalten.(Vorschlag: Sie könnten eine Zeitachse mit den wichtigsten Aspekten erstellen).


September <strong>2005</strong> Praxis: Werkstatt33Wer hat Angst vor Wölfen?Am Ende der Eiszeit lebten Wolf und Mensch nebeneinander als Grosswildjäger in der Tundra. Sie waren Konkurrentenum die gleiche Beute, aber keine Feinde.Wie der Mensch auf den Wolf kamAls der Wolf in der Altsteinzeit domestiziert wurde, stand am Anfang wahrscheinlich eine symbiotische und natürlicheArbeitsteilung. Die Wölfe trieben die Huftiere in die Richtung, in der sie die Menschen erlegen konnten.Menschen und Wölfe hatten die gleiche Hauptbeute (grosse Huftiere) und die gleichen Feinde (Grosskatzen undBären). Nach der Jagd profitierten beide vom Fleisch der Beute. Archäologische Funde gestatten die Hypothese,dass die Wölfe wohl rasch lernten, dass die Abfallhaufen der prähistorischen Lager leckere Knochen und Fleischresteenthielten, wodurch sie in den engeren Kontakt mit Menschen kamen. Um ihre Frass-Plätze zu verteidigen,dürften die hundeartigen Fleischfresser andere Grossraubtiere wie Bären und Löwen von dem Aas (und damit denmenschlichen Lagern) vertrieben haben; eine Verteidigungshaltung, die man auch heute noch bei Wölfen beobachtenkann. Gut möglich, dass ein kluger Steinzeit-Mensch die Wölfe deshalb absichtsvoll angefüttert hat, um soSchutz vor den anderen Beutegreifern zu erlangen. Zwischen halb zahmen Wölfen und der gezielten Zucht vonHunden auf spezielle Eigenschaften folgten allerdings noch Jahrtausende.Wölfische Helden im AltertumDie Germanen verehrten den Wolf. In ihrer kriegsbestimmten Gesellschaft waren die Wölfe, die von den Kriegernbeobachtet wurden, wie sie die Leichen der Gefallenen frassen, Begleiter des höchsten Gottes, des KriegsgottesOdin. Die Namen der beiden Odinswölfe lauten übersetzt: Gierig und Gefrässig. Auf kriegerischen Wurzeln verweisennoch heute Namen wie Wolfgang (der Gang in die Schlacht), Adolf (der Edelwolf) oder Rudolf (der Ruhmwolf).Germanische Krieger, ulfhepnar (Wolfshäuter) genannt, kleideten sich in Wolfsfelle, um sich die Kraft vonWölfen anzueignen. "Den Wolfspelz anlegen" war gleichbedeutend mit der Anwendung von Gewalt. Das Wort"Wolf" stammt vom altgotischen Verb vilvan, was rauben bedeutet. In der germanischen Kriegergesellschaft galtder Raub als Heldentat.Um 753 v. Chr. wurden der Sage nach die Zwillinge Romulus und Remus ausgesetzt. Eine Wölfin erbarmte sichder Kleinkinder, säugte sie und zog sie auf wie ihre leiblichen Jungen. Ihr zu Ehren gründeten die beiden Brüder ander Stelle ihrer Rettung die Stadt Rom. Der Wolf galt damals als Symbol der mütterlichen Aufopferung und Fruchtbarkeit.Christliche VerdammungAls im 12. und 13. Jahrhundert n. Chr. die mitteleuropäischen Wälder weitgehend gerodet waren wurde der Wolfals Jagdkonkurrent und Räuber von Nutzviehherden gnadenlos verfolgt. In der abergläubischen Zeit des Mittelalterswurde er zum Symbol der dunklen Mächte und mit dem Teufel in Verbindung gebracht. An die Stelle der Verehrungder Natur trat der Versuch, die Natur zu unterwerfen. Der Adel drückte seine Macht über die Bezwingungder wilden Tiere aus - insbesondere durch die Jagd auf Wölfe. Das Wort Wargus bezeichnete noch im 16. Jahrhundertsowohl den Verbrecher als auch das Tier Wolf.Zwischen 1337 und 1453 fanden unzählige Menschen in Frankreich in Schlachten und Hungersnöten den Tod.Wölfe scharrten die oft nur oberflächlich begrabenen Leichen aus und frassen die Kadaver. Dadurch bekam derWolf sehr bald den Ruf des Menschenfressers.Sinnbild für SpukgeschichtenDie mittelalterliche Bevölkerung wusste wenig über die Biologie des Wolfes. Ohne Elektrizität waren die Nächtetiefdunkel, erfüllt vom Geheul der Wölfe, während die Bauern sich um kleine Feuer scharten und die Hunde ihrenwilden Verwandten mit Bellen antworteten. In den zeitgenössischen Beschreibungen vermischen sich reale Beobachtungenmit düsteren Phantasien. 1498 erschien der „Heckenhammer“, eine Anleitung, um Hexen und Werwölfezu erkennen. Unzählige Menschen mussten in der abergläubischen Zeit des Mittelalters und der Inquisition einengrausamen Tod als vermeintliche Werwölfe sterben.


34 Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Guter Hund, böser WolfAls die Wölfe in Frankreich im 18. Jh. n.Chr.noch zahlreich waren, lautete der Name imVolksmund für die Abenddämmerung "dieZeit zwischen Hund und Wolf": Licht undDunkelheit, Gut und Böse, zwischen demHund als Beschützer und dem Wolf als Feindder Menschheit. Der Wolf wurde im europäischenZivilisationsprozess Sinnbild der bedrohlichenund wilden Natur, der Hund hingegenSymbol der gezähmten und beherrschtenNatur. Zu dieser Zeit entstand auch die berühmteMärchensammlung der GebrüderGrimm. Das bekannteste ihrer Märchen ist sicherlich„Rotkäppchen“, in dem ein Mädchenmit roter Kappe vom bösen Wolf gefressenund schliesslich vom guten Jäger befreit wird.„Über das Nachtgewand der Grossmutter erschrak Rotkäppchen sehr".Holzstich, 1862, nach Zeichnung von Gustave DoreTotaler Krieg und AusrottungIm Deutschland des 19. Jahrhundert wurde der totale Krieg gegen den Wolf weitergeführt. Je mehr sich die industrialisierteAgrarbewirtschaftung ausbreitete, desto vehementer wurde der Wolf bekämpft, als ob es nicht um einTier, sondern um die Vertilgung des leibhaftigen Bösen ginge. Ob mit Wolfshunden, Gas oder Giftködern, inBaumgabeln aufgehängten Wolfsangeln, mit Kugel, Strick, Treibjagden, Mistforken und Fallgruben - die Wolfspopulationenwurden so rücksichtslos bekämpft, dass die Spezies Ende des 19. Jahrhunderts in der Schweiz ausgerottetwurde.Der WandelUm 19<strong>30</strong> schrieb R. Kipling das bekannte Dschungelbuch. Sein Held Mogli wird von Wölfen aufgezogen. Mogliist damit ein weiteres Beispiel für den Mythos der „Wolfskinder“.Von 1939-1941 bewohnte der Wildtierforscher Adolph Murie eine winzige Blockhütte im Denali Nationalpark inAlaska und führte dort die erste wissenschaftliche Studie an Wölfen durch. Sein Buch „The Wolves of Mount Mc-Kinley“ ist auch heute noch ein Klassiker der Wildbiologie.Zu Beginn der 90er Jahre dreht Kevin <strong>Co</strong>stner die Geschichte eines Soldaten auf einem einsamen Vorposten im Indianerland,der Freundschaft mit einem Wolf schliesst. Dieser oscargekrönte Film ist eines jener Beispiele, die zueiner positiven, romantischen Verklärung des Wolfbildes beitragen hat.


September <strong>2005</strong> Praxis: Werkstatt35Posten 7Verhaltensbeobachtung (!) Lernziel• Sie erforschen das Verhalten des <strong>Luchs</strong>es in Gefangenschaft.• Sie erkennen die Unterschiede von Zootieren zu Tieren in freier Wildbahn.• Sie hinterfragen die Haltungsbedingungen kritisch und machen Verbesserungsvorschläge.Arbeitsform und Zeit 40 MinMaterialLebende <strong>Luchs</strong>e im Zoo, Beobachtungsauftrag.Arbeitsschritte1. Lesen Sie in einem ersten Schritt den Beobachtungsauftrag genau durch.2. Beobachten Sie anschliessend das Verhalten des <strong>Luchs</strong>es/der <strong>Luchs</strong>e während <strong>30</strong> min.3. Beantworten Sie die Fragen zur Gehegegestaltung und überlegen Sie sich mindestens zwei Verbesserungsvorschläge.


36 Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Beobachtungsauftrag im ZooA. Verhalten <strong>30</strong> MinDa man oft erst nach sehr langem Beobachten Verhaltensabläufe genauer erkennt und klassifizieren kann und diesin der kurzen Zeit, die Ihnen zur Verfügung steht nicht möglich ist, werden Ihnen 6 Verhaltenskategorien vorgegeben,auf die Sie genauer achten sollten:Inaktivität: Der <strong>Luchs</strong> steht, sitzt, liegt oder ruht, d.h. er tritt in keine Interaktion mit der Umwelt.Nahrungserwerbsverhalten: Er beschäftigt sich in irgendeiner Weise mit der Aufnahme oder dem Erwerb vonNahrung (oder Flüssigkeit).Exploration: Er erkundigt gerade seine Umgebung.Manipulation: Die Raubkatze beschäftigt sich mit irgendeinem Gegenstand (Bsp. nagt an einem Seil oder wetztseine Krallen an einem Baumstamm).Kommunikation: Der <strong>Luchs</strong> kommuniziert akustisch, mimisch oder physisch (Bsp. putzen der Partnerin) mit Artgenossenoder der Umwelt.Verhaltensauffälligkeiten: Läuft der <strong>Luchs</strong> beispielsweise immer dem Zaun entlang hin und her, ist diese einemotorische Stereotypie. Dieses Verhalten würde er in der freien Wildbahn nicht zeigen.• Notieren Sie sich das Verhalten des <strong>Luchs</strong>es über eine Zeit von mindestens <strong>30</strong> min.• Beschreiben Sie diese Verhaltensweisen möglichst genau (Verhaltenskategorien).• Halten Sie die Häufigkeit ausgewählter Verhaltensweisen des <strong>Luchs</strong>es in diesen <strong>30</strong> Minuten tabellarischfest.• Konnten Sie eine bestimmte Reihenfolge der verschiedenen Verhaltensweisen feststellen?B. Gehege 10 MinWie ist das Gehege des <strong>Luchs</strong>es gestaltet?• Ist das Gehege Ihrer Meinung nach gross genug?Begründen Sie ihre Antwort• Enthält es verschiedene Landschaftselemente? Welche?(Bsp. Sonnenschutz oder Ruheplatz)• Wie könnte man die Verhältnisse für den <strong>Luchs</strong> in diesem Zoo verbessern?Notieren Sie sich 2 Vorschläge


September <strong>2005</strong> Praxis: Werkstatt37Posten 8Befragung zum <strong>Luchs</strong>konflikt (!) Lernziel• Sie erstellen selbständig einen Fragebogen und führen eine Befragung durch.• Sie erforschen die Einstellung der Bevölkerung dem <strong>Luchs</strong> gegenüber und lernen so verschiedene Ansichtenkennen.Arbeitsform und Zeit 25 Min (Fragebogen) / 2 Lektionen (Befragung und Auswertung)MaterialHinweise zur Interviewtechnik, Umfrage des BUWAL (Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft).ArbeitsschritteDas Ziel ist eine Befragung zum <strong>Luchs</strong>konflikt durchzuführen. An diesem Posten geht es nun darum den Fragebogenvorzubereiten. Zu einem späteren Zeitpunkt werden Sie dann die Gelegenheit haben, diesen Fragebogen anzuwenden.1. Überlegen Sie sich in einem ersten Schritt, anhand welcher Fragen Sie am besten herausfinden können, wie dieEinstellung der Bevölkerung zum <strong>Luchs</strong> ist. Achten Sie aber stets darauf möglichst neutral zu bleiben bzw. keinebeeinflussenden Fragen zu stellen.2. Stellen Sie nun einen Fragebogen mit 5 Fragen zusammen und vergessen Sie dabei die Personalien nicht (HilfenZu einem späteren Zeitpunktund Anregungen: BUWAL-Umfrage und Hinweise zur Interviewtechnik).3. Sie sollten mindestens 10 Personen auf der Strasse nach ihrer Meinung zum <strong>Luchs</strong> befragen. Am besten ist es,wenn Sie von Anfang an festlegen, wer die Interviews führt und wer Notizen macht. (Zeitrahmen: ~50 min fürdie Befragung und 40 min für die Auswertung).4. Anschliessend werten Sie Ihre Ergebnisse aus:• Welche Stimmungen haben Sie wahrgenommen? Wie sind die Kenntnisse der Bevölkerung?• Gibt es beispielsweise Unterschiede bezüglich Geschlecht, Alter oder Wohnort?• Bsp.: Vergleich mit den Ergebnissen des BUWAL, eigene Ideen, etc.5. Erstellen Sie von Ihren Ergebnissen und Erkenntnissen eine Zusammenfassung (2-3 A4 Seiten) für Ihre MitschülerInnen.[Alternative: 15 min. Vortrag und anschliessende Diskussion im Plenum].Bewertung: Die Zusammenfassung oder der Vortrag werden benotet (1/3 der Schlussnote). Bewertungskriterien:Aufbau und Gliederung, Inhalt, Methodisches Vorgehen und Formales.


38 Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Standardisierte InterviewsFormulierungskriterien für Fragen1. Verstehbarkeit: Fragebogen sollte weitgehend Charakter eines Alltagsgesprächs besitzen; wenig Fremdwörterund Fachausdrücke benutzen.2. Bedeutungsäquivalenz: Formulierungen sollten von allen Befragten in gleicher Weise verstanden werden.3. unzutreffende Voraussetzungen: u.a. Wissen, Erinnerung, Meinungsbildung bei der Formulierung beachtenund möglichst vermeiden.4. Suggestivformulierungen: Frage darf nicht durch Formulierung die Wahl einer Antwortkategorie nahelegen.5. Eindimensionalität: Immer nur nach einer Sache fragen/immer nur eine Antwort darf in Frage kommen.6. Antwortvorgaben: Vollständigkeit und Überlappungsfreiheit gewährleisten "Weiss nicht" / "Sonstiges" einfügen!7. Vermeidung von Verfälschungstendenzen: v.a. Problem der sozialen Erwünschtheit beachten. Formulierungsfehler führen zu empirisch unbegründeten Elementarsätzen!!!Gesichtspunkte der Reihenfolge1. Spannungskurve: Aufmerksamkeit steigt an und flacht später wieder ab; 'spannende Fragen' – 'Schwierige Fragen'–'leichte Fragen' + abwechslungsreiche Anordnung.2. Beeinflussung: Antwort auf Reiz A beeinflusst evtl. Antwortverhalten bei B Umgruppierung.3. Konsistenzeffekte: Befragte wollen Antworten in Einklang bringen Umgruppierung/Trennung.4. Thematische Hinführung: inhaltlich zusammenhängende Fragen bereiten auf bestimmtes Thema vor.5. Filterung: Aussortieren von Teilmengen der Stichprobe.Schritte beim Fragebogendesign1. Ausgehend von Erkenntnisinteresse / Forschungsfragen Liste der zu erhebenden Merkmale erstellen.2. Entwurf der Einleitung + Formulierungen + Reihenfolge + Filterführung + Überleitungstexte erstellen.3. graphisches Design festlegen.4. Probeinterviews (Pre-Test) durchführen:• Auffinden von standardisierten Antwortkategorien aus offenen Fragen• Rückmeldungen einarbeiten• Antworthemmungen finden und beseitigen• Analyse der Antwortverteilungen, um redundante Informationen zu eliminieren• Ggfs. Skalen entwickeln und testen5. Auf Basis von Feedback Endfassung erstellen.


September <strong>2005</strong> Praxis: Werkstatt39Offene InterviewsInterview-Leitfaden und Protokollierung• im Interview-Leitfaden werden die zu behandelnden Themen aufgeführt• gute logische Gliederung und prägnante Stichworte nötig, um Gespräch leiten zu können• nach Möglichkeit sollte Tonband-Aufzeichnung mit späterer lückenloser Abschrift erfolgenGesichtspunkte zur Durchführung des Interviews1. Eingangsphase: lockere Gesprächsatmosphäre schaffen und mit der Situation vertraut machen2. Handhabung des Leitfadens: keine starre Fixierung auf Leitfaden, da sonst wieder 'standardisierte Situation' entstünde3. Grundhaltung des Interviewers: interessiert und anteilnehmend, sich aller Wertungen enthaltend4. Abwarten können: Spielraum zur sprachlichen Entfaltung lassen, Pausen akzeptieren5. Zusammenfassung und Interpretationen: Dient der Verständnissicherung, Bekundung des Interesses und derDurchbrechung des Frage-Antwort-Schemas6. Handhabung von Exkursen: Erst bei massiven Abschweifung wieder zum Thema zurückführen7. Nachfragen:• chronologische Nachfragen• detaillierende Nachfragen• Verständnisfragen• kausale Nachfragen8. Spezielle Aktivierungstechniken: z.B. provozierende Fragen; hypothetische Fragen; Vergleich Realität- Ideal;Narrative Stimulation9. Suggestivfragen: vertretbar falls Interviewer hohen Informationsstand besitzt (spart Zeit), Antworthemmungenvorliegen oder <strong>Bericht</strong>igungen provoziert werden sollen10.Standardinformationen: sollten am Ende erfragt werden


40 Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Akzeptiert die Bevölkerung <strong>Luchs</strong>, Wolf und Bär?Von den drei mitteleuropäischen Grossraubtieren hat der <strong>Luchs</strong> eine klare Mehrheit der Schweizer Bevölkerunghinter sich. Aber auch Bär und Wolf werden als Mitglieder der einheimischen Fauna akzeptiert.Eine repräsentative Meinungsumfrage des BUWAL, bei der die Raubtierakzeptanz erhoben wurde, ergab -neben der klaren Zustimmung zum <strong>Luchs</strong> - eine knappe Mehrheit für die Duldung einwandernder Wölfeund Bären auf Schweizer Gebiet, doch ist die Bevölkerung gespalten: Unter den Jüngeren findet sich einedeutliche Mehrheit von Befürwortern, die über 60-jährigen Befragten sind hingegen klar dagegen. Bei denStadtbewohnern ist die Raubtierakzeptanz leicht höher als bei der Landbevölkerung.Im Rahmen des Projekts Wald-Monitoring soziokulturell (WaMos) der Eidg. Forstdirektion/BUWAL führten dasInstitut für Soziologie der Universität Bern und die Professur Forstpolitik und Forstökonomie der ETH Zürich 1997eine repräsentative Umfrage über die Einstellung der Schweizer Bevölkerung zu Umwelt, Wald und Natur durch.Eine der über hundert Fragen betraf die Duldung von Grossraubtieren. Die insgesamt 2018 telefonisch interviewtenPersonen wurden befragt, ob die natürliche Einwanderung von Wolf und Bär bzw. die Präsenz des <strong>Luchs</strong>es in derSchweiz geduldet werden solle oder nicht. Die möglichen Antworten waren vorgegeben («für Duldung», «gegenDuldung», «keine Meinung»), differenzierte Aussagen somit nicht möglich. Eine Einschränkung der Antwortpalettehat dabei den Vorteil, dass sich die Befragten zwischen wenigen, dafür klar verständlichen und abgrenzbaren Positionenentscheiden müssen.<strong>Luchs</strong> vor Wolf vor BärDas Ergebnis zeigt zunächst einmal, dass die drei Grossraubtierarten bei der Schweizer Bevölkerung auf unterschiedlicheAkzeptanz stossen. Am höchsten ist diese beim <strong>Luchs</strong>, den 74 % der Befragten weiterhin in derSchweiz dulden wollen (nur 17 % sind dagegen). Beim Wolf und beim Bär fielen die Mehrheiten für die Duldungmit 57 zu 35 % bzw. 52 zu 39 % dagegen eher knapp aus.Die Analyse der Einstellung nach Bevölkerungsgruppen zeigt ein differenziertes Bild:• Die italienischsprachige Bevölkerung ist Wolf und Bär gegenüber deutlich positiver gesinnt als die französischunddeutschsprachigen Landsleute. Andererseits stösst der <strong>Luchs</strong> im deutschsprachigen Teil der Schweiz aufhöhere Akzeptanz als in den beiden anderen Sprachgruppen.Auswertung nach Sprachregionen<strong>Luchs</strong>BärWolfn + - = n + - = n + - =Deutsch 1‘408 76,6 15,6 7,8 1‘410 51,8 40,4 7,7 1‘407 56,4 37,4 7,5Französisch 410 66,3 25,1 8,5 409 50,1 42,3 7,6 409 55,7 36,1 6,8Italienisch 183 66,1 18,6 15,3 183 63,9 25,1 10,9 183 65,6 24,0 10,4• Männer sind allgemein raubtierfreundlicher eingestellt als Frauen.Auswertung nach Geschlecht<strong>Luchs</strong> Bär Wolfn + - = n + - = n + - =Frauen 1‘020 69,5 20,4 10,2 1‘019 46,8 43,5 9,7 1‘017 52,2 39,3 8,4Männer 950 78,7 14,9 6,4 952 57,7 36,3 6,0 951 61,8 31,7 6,6• Bei den Stadtbewohnerinnen und -bewohnern ist die Raubtierakzeptanz leicht höher als bei der Landbevölkerung.• Die ausländische Wohnbevölkerung scheint raubtierfreundlicher zu sein als die schweizerische. Beim <strong>Luchs</strong>sind die Verhältnisse allerdings gerade umgekehrt.


September <strong>2005</strong> Praxis: Werkstatt41Lebensalter prägt das UrteilDer wichtigste Faktor für die Einstellung zu <strong>Luchs</strong>, Wolf und Bär ist das Alter der Befragten: Bei den mehr als 50-Jährigen nimmt die Toleranz gegenüber Grossraubtieren mit zunehmendem Alter markant ab. Dies gilt für alle dreiArten. Von den über 70-Jährigen spricht sich nur noch ein Drittel der Befragten für die Duldung von Wolf und Bäraus.Auswertung nach Alter<strong>Luchs</strong>Bärn + - = n + - = n + - =18 bis 29 Jahre 375 76,0 16,9 7,1 375 57,9 36,4 5,7 375 64.2 <strong>30</strong>,4 5,5<strong>30</strong> bis 39 Jahre 459 82,1 9,5 8,4 458 59,3 32,5 8,2 457 64,7 26,4 8,940 bis 49 Jahre 404 79,4 13,4 7,2 405 60,5 <strong>30</strong>,8 8,6 405 65,0 28,2 6,750 bis 59 Jahre 332 74,3 18,1 7,6 332 49,3 40,9 9,8 331 52,8 37,7 9,560 bis 69 Jahre 214 61,2 27,6 11,2 214 34,9 56,0 9,0 213 39,8 53,1 7,1ab 70 Jahren 202 54,5 35,4 10,1 203 31,2 64,4 4,4 203 33,5 60,5 5,9WolfVon Interesse ist die Auswertung der Ergebnisse nach den vier Wohnregionen Alpen, Voralpen, Jura und Mittelland.Die potenziellen Habitate von Wolf und Bär befinden sich hauptsächlich im Alpenraum, der <strong>Luchs</strong> besiedeltGebiete der Alpen, der Voralpen und des Juras. Ist in den direkt betroffenen Regionen die Bereitschaft zur Duldungdieser Arten anders als in den übrigen Landesteilen?Beim <strong>Luchs</strong> ist im Alpenraum die Zustimmung mit rund 63 % signifikant geringer als in den drei anderen Regionen(73 bis 77 %). Im Jura scheint die Präsenz der Art die Einstellung der Bevölkerung andererseits nicht negativzu beeinflussen. Beim jetzigen Stand der Umfrage-Auswertung kann leider noch nichts zu den Ansichten der Bewohnerjener Gebiete ausgesagt werden, in denen die Grosskatze momentan für Konflikte sorgt: Das Verbreitungszentrumdes <strong>Luchs</strong>es in der Schweiz erstreckt sich gegenwärtig über das Berner Oberland sowie die Freiburger undWaadtländer Voralpen und Alpen. Für das Erfassen der Bewohnerinnen und Bewohner dieser Gebiete ist eine regionaleoder gemeindeweise Auswertung erforderlich. Diese ist bisher aus Zeitgründen unterblieben, kann aber imRahmen von themen- oder regionsspezifischen Vertiefungsstudien nachgeholt werden.In der Beurteilung von Wolf und Bär sind die regionalen Differenzen minimal. Die grössten Unterschiede bestehenbei der Bereitschaft zur Duldung des Wolfes. Die beiden Extreme bilden hier aber nicht etwa die Bevölkerung derAlpen bzw. des Mittellandes, sondern diejenigen der Voralpen (rund 52 % Zustimmung) und des Jura (rund 59 %Zustimmung). Insgesamt kann hier nicht von einem signifikanten Unterschied zwischen der Berg- und der Mittellandbevölkerunggesprochen werden.Auswertung nach WohnregionLegende:n Anzahl befragter Personen+ Anteil für Duldung (in %)- Anteil gegen Duldung (in %)= indifferent (in %)<strong>Luchs</strong> Bär Wolfn + - = n + - = n + - =Alpen 247 63,4 25,5 11,1 247 49,0 41,0 10,0 247 54,5 37,6 7,8Voralpen <strong>30</strong>9 73,0 21,9 5,1 310 49,8 45,1 5,1 310 52,4 42,1 5,4Jura 256 74,2 16,2 9,6 256 52,7 41,6 5,7 255 57,8 36,8 5,3Mittelland 672 77,0 15,4 7,6 672 50,8 40,8 8,4 670 57,2 35,3 7,5LiteraturBUWAL Bulletin 2/99, Artikel 11


42 Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Posten 9Management: Vergleich mit dem Ausland (!) Lernziel• Sie vergleichen das Management der Grossraubtiere von verschiedenen Ländern.Arbeitsform und Zeit <strong>30</strong> MinMaterialTabelle mit Angaben zu Rumänien,Internetadressen:Schweiz und der <strong>Luchs</strong>• http://www.umwelt-schweiz.ch/buwal/de/fachgebiete/fg_wild/facts_figures/wildinfos/luchsprojekte/index.html• http://www.kora.unibe.ch/main.htm?ge/proj/lynx/index.htmlÖsterreich und der Bär• http://www.nzz.ch/dossiers/dossiers2000/wildtiere/2000.11.22-vm-article6UV2O.html• http://www.wwf.at/Projekte/artenschutz/bearlife/index.html/s=4/a=5• http://www.wwf.at/downloads/Baerenbrosch02.pdfRumänien und der Wolf• http://www.clcp.ro/repo/reports.htmArbeitsschritte1. Wie sieht das Management der drei Grossraubtiere <strong>Luchs</strong>, Wolf und Bär in anderen Ländern aus?2. Finden Sie anhand einer gezielten Internetrecherche heraus wie das Bärenmanagement in Österreich und das<strong>Luchs</strong>management in der Schweiz aussehen:• Managementplan• Entschädigung• Öffentlichkeits- und Informationsarbeit• Einbezug der Betroffenen• Schutzmassnahmen• Forschung• SpeziellesTragen Sie Ihre Ergebnisse stichwortartig in beiliegende Tabelle ein (Bsp. Rumänien schon vorgegeben).3. Welche Unterschiede können Sie zwischen den drei Ländern feststellen? Welche Ansätze sollte/könnte dieSchweiz übernehmen?


September <strong>2005</strong> Praxis: Werkstatt43Schweiz und der <strong>Luchs</strong> Rumänien und der Wolf Österreich und der Bär• Seit 1993 existiert das Carpathian Large Carnivore- Projekt• Forschung (Verhalten, präventive Massnahmen,etc.)• 1997 Ökotourismus (Bildungs- und Wanderreisen)-> Einbezug der Einheimischen(Einnahmequelle)• Öffentlichkeitsarbeit (Schulbesuche, Malwettbewerbe,Kindermagazin)• Medienarbeit• Schutzmassnahmen (Elektrozäune, Herdenschutzhunde,Hirten)• In Planung: Large Carnivore Zentrum(Ausstellungen, Bibliothek, etc.), Managementplan,Wolf Treck Transsylvanien


44 Praxis: Werkstatt<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Posten 10<strong>Luchs</strong>flugblatt (!) Lernziel• Sie planen und erstellen eine Aufklärungsflugblatt.• Sie lernen aus bisher Erfahrenem eine Synthese zu ziehen.• Sie entscheiden selbständig welche Aspekte berücksichtigst werden müssen.Arbeitsform und Zeit 25 MinMaterialvorherige Posten (diesen Posten erst nach dem Erledigen von 3-4 anderen Posten machen).Arbeitsschritte1. Stellen Sie sich vor Sie müssten ein Flugblatt erstellen, um Bsp. Wanderer über das Thema <strong>Luchs</strong> aufzuklären.2. Planen Sie hierfür einen Entwurf: Überlegen Sie sich genau...• wen Sie mit diesem Flugblatt ansprechen möchten.• was Sie vermitteln wollen (welche Themen enthalten sein sollten).• wie Sie dies tun wollen (Aufbau des Flugblattes).• wozu Sie dieses Flugblatt machen (Begründung, Zielsetzung).und gestalten Sie dieses Flugblatt (Umfang: ~1 A4 Seite)


September <strong>2005</strong> Evaluation453. Evaluation3.1. Zusammenfassende Bemerkungen zu Fragen der KontrolleEinerseits kontrollieren sich die Schülerinnen und Schüler selber, in dem sie den Kontrollordner mit den Lösungen(bei geschlossenen Aufgaben) oder Referenzbeispielen (bei halboffenen Aufgaben) auf dem Lehrerpult einsehen.Andererseits unterliegt ihre Arbeit auch der Fremdkontrolle durch die Lehrperson. Die Schülerinnen und Schülersammeln nämlich sämtliches an den Posten erarbeitetes Material im Portfolio. Die Evaluation und Benotung diesesPortfolios (inkl. Poster und Präsentation) kann dementsprechend systematisch durchgeführt werden und entsprichtfolgenden Kriterien, welche die SchülerInnen zu Beginn der Werkstatt auf einem Blatt erhalten:• Titelblatt (Name, Datum, Titel)• Index• Vollständigkeit (enthält alles an den 8 Posten erarbeitete Material)• klare Formulierungen• Saubere und klare Präsentation (Struktur)• Ansprechende optische Gestaltung (mit Bildern, Graphiken veranschaulichen)3.2. Konzept zur Benotung3.2.1. Benotung und Rückmeldung zum PortfolioDas folgende Schema zeigt auf, wie die Note für das Portfolio ausgewertet und berechnet werden kann. Für jedesder sechs Kriterien setzt die Lehrperson eine Note und berechnet schliesslich den Durchschnitt:nicht vorhanden oder mangelhaft 2 3 4 5 6Titelblatt enthält wesentliche Angaben und istansprechend gestaltetnicht vorhanden, unvollständig 2 3 4 5 6 Index ist vollständigunvollständig, nachlässig 2 3 4 5 6Portfolio enthält alles bearbeitete Material bzw.Posten wurde erwartungsgemäss bearbeitetFormulierungen sind unklar 2 3 4 5 6 klare Formulierungenflüchtige Präsentation, unordentlich 2 3 4 5 6 saubere und klare Präsentationeintönig, nicht ansprechend 2 3 4 5 6 ansprechende GestaltungIndividuelle Rückmeldung:Die individuelle Rückmeldung sollte auch Verbesserungsvorschläge und Anregungen für zukünftige Arbeiten enthalten.


46 Evaluation<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>3.2.2. Befragung zum <strong>Luchs</strong>konflikt: <strong>Bericht</strong> oder VortragFolgendes Schema kann für die Bewertung des <strong>Bericht</strong>es oder des Vortrages angewendet werden:wirr, keine Gliederung erkenntlich 2 3 4 5 6einseitig, relevante Angaben fehlen 2 3 4 5 6Aufbau und Gliederung klar und der SacheangepasstInhalt vielseitig, interessante Aspekte, relevanteAngaben enthaltennachlässig, irgendwie durchgeführt 2 3 4 5 6 Methodisches Vorgehen korrektFormulierungen sind unklar, wenig sorgfältiggestaltetIndividuelle Rückmeldung:2 3 4 5 6klare Formulierungen + ansprechende GestaltungAuch zu diesem Teil sollte die Lehrperson noch eine Rückmeldung liefern und nicht nur die Noten bekannt geben.3.2.3. SchlussnoteDie Schlussnote setzt sich aus der Bewertung des Portfolios und dem <strong>Bericht</strong> oder Vortrag zur <strong>Luchs</strong>befragung zusammen.Schlussnote = Portfolio + Portfolio + <strong>Bericht</strong> / 3


September <strong>2005</strong> Anhang47I. LösungsblätterPosten 1:Posten 2:Posten 3:Posten 4:Posten 5:Posten 6:Posten 7:Posten 8:Posten 9:Posten 10:Kommunikation & SignaleÖkologie: Zwischenartliches VerhaltenRaumnutzung & SozialstrukturFortpflanzung & Aufzucht<strong>Luchs</strong>forscher im FeldMythen, Legenden & Geschichten(keine Lösung)(keine Lösung)Management: Situation im Ausland(keine Lösung)


48 Anhang<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Lösung Posten 1:Kommunikation und SignaleTarnung: durch das rötlichbraune Fell mit den schwarzenFlecken ist der <strong>Luchs</strong> sehr gut getarnt. Die Tarnung dientbeim <strong>Luchs</strong> aber eher der Jagd (unbemerktes Anpirschen)als dem Schutz vor Feinden.Backenbart und Pinselohren: Der Backenbartzeigt die Stimmung des <strong>Luchs</strong>es,bei Hauskatzen tut dies der Schwanz. DiePinselohren unterstützen die Hörfähigkeit.Olfaktorische Kommunikation:durch Harnmarkierungen und Drüsenabsonderungenwird das Revieran strategisch wichtigen Punktenmarkiert. Ausserdem lässt sich soauch der sexuelle Status des Weibchensfeststellen. Die intensive Geruchsprüfungwird auch ‚Flehmen‘genannt.Pupillenöffnung: Sind die Pupillenverengt, kann es bedeuten,dass das Tier gerade aggressivund kampfbereit ist.Sind sie weit geöffnet, ist dieseher eine Abwehrhaltung oderzeigt Angst.Fellhaare: zeigen die aktuelle Stimmungslagedes <strong>Luchs</strong>es.Trittsiegel: eine grosse dreieckige Sohlenballe mit vier hufeisenförmigangeordneten Zehenballen. Bei normaler Gangart setzt der<strong>Luchs</strong> die Hinterpranken in die Vorderspuren. Ausserdem fehlt derAbdruck der Krallen, da diese eingezogen werden (Unterschied zuHund). Andere Spuren: Riss, Kot.Akustische Signale: Mit Ausnahme der Rufe in der Paarungszeitsind die <strong>Luchs</strong>e eher stille Tiere. Gelegentlichhört man aber auch Kontaktrufe bzw. Warnrufe zwischenMutter und Jungen oder das Fauchen und Knurren zwischenzwei Gegnern.Merkmale, die den <strong>Luchs</strong> von der Hauskatze unterscheiden?Backenbart (dient anstelle des Schwanzes der Kommunikation), Pinselohren, Fellmusterung, Trittsiegel (grösser), besser entwickelte Sinnesorgane(Abstumpfen bei Hauskatze), längere Beine (rasches Fortbewegen im Schnee), kurzer Schwanz.


September <strong>2005</strong> Anhang49Lösung Posten 2:Ökologie: Zwischenartliche BeziehungenWelche der fünf zwischenartlichen Beziehungen betreffen den <strong>Luchs</strong>?KonkurrenzDer <strong>Luchs</strong> konkurriert beispielsweise mit Fuchs, Wolf und Steinadler um bestimmteNahrungsquellen.Räuber-Beute-Beziehung Eine solche ist der <strong>Luchs</strong> und die Rehe oder Gemsen.Parasitismus<strong>Luchs</strong>e werden wie alle Lebewesen auch von Parasiten befallen (Bsp. Zeckenbefall)Graphik zur Räuber-Beute-Dynamik des Kanadischen <strong>Luchs</strong>es:Wie entstehen diese Populationszyklen und weshalb sind Hasen- und <strong>Luchs</strong>zyklus leicht verschoben?Die <strong>Luchs</strong>e sind abhängig von der Zahl und der Erreichbarkeit ihrer Beutetiere. Der Bestand der Raubtiere wird direktdurch die Menge der verfügbaren Beutetiere reguliert. Ein hoher Hasenbestand ermöglicht eine hohe <strong>Luchs</strong>dichte.Die vielen <strong>Luchs</strong>e fressen die Hasen, worauf die Raubtierpopulation aus Nahrungsmangel ebenfallsschrumpft. Und schliesslich wenn die Hasenpopulation aufgrund weniger Feinde wieder anwächst, beginnt dasGanze von neuem. So lassen sich die regelmässigen Bestandesschwankungen erklären.Zwischen 1850 und 1860 war die <strong>Luchs</strong>population recht klein. Welche Auswirkungen hatte dies auf die Hasenpopulationvon 1865?Dadurch das der natürliche Raubfeind nur spärlich vorhanden war, entwickelte sich die Hasenpopulation explosionsartig.Wäre es möglich, dass die <strong>Luchs</strong>population gleich gross würde wie die Hasenpopulation? Was hätte dies fürFolgen?Ja, theoretisch wäre dies schon möglich. Die <strong>Luchs</strong>population würde aber anschliessend zusammenbrechen, dennsie ist von den Schneeschuhhasen abhängig und hätte somit keine Nahrungsgrundlage mehr.


50 Anhang<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Lösung Posten 3:Raumnutzung und SozialstrukturWie sieht die Sozialstruktur der <strong>Luchs</strong>e aus?<strong>Luchs</strong>e sind Einzelgänger und haben ein territoriales Sozialsystem. Weibchen brauchen für die Aufzucht ihrer Jungengeschützte Wurfplätze und genügend Raum. Sie leben getrennt von den Männchen, auch wenn sie sich dasgleiche Gebiet teilen und sich gelegentlich begegnen.Wie unterscheiden sich die Reviere von Männchen und Weibchen?Die Reviere der Männchen sind meist grösser als die der Weibchen. Es kommt vor, dass ein Männchen mehrereWeibchen-Territorien kontrolliert. Ausserdem nutzen die Geschlechter ihre Wohngebiete sehr unterschiedlich: DieWeibchen halten sich vor allem im Zentrum ihres Reviers auf, während die Männchen regelmässig die Peripherieabschreiten.Nach welchen Kriterien wählt ein <strong>Luchs</strong> sein Revier aus?Ein <strong>Luchs</strong> wählt seinen Aufenthaltsort in der Landschaft aufgrund seiner Bedürfnisse, zum Beispiel der Nahrungund der Anwesenheit der Artgenossen. Natürlich ist die Grösse der Reviere aber auch abhängig vom Gelände undvom Habitat.Wie messen die Wissenschaftler die Grösse einer <strong>Luchs</strong>population?<strong>Luchs</strong>e lassen sich nicht durch z.B. Beobachtungen zählen, denn sie sind sehr mobil und können weite Streckenzurücklegen. Das Sammeln von Beobachtungen erlaubt jedoch, die vom <strong>Luchs</strong> besiedelte Fläche anzugeben. DieseFläche bzw. das Revier eines <strong>Luchs</strong>es wird am einfachsten beschreiben, indem man die äussersten Aufenthaltspunkteeines sendermarkierten Tieres (radiotelemetrische Überwachung) durch eine Linie miteinander verbindet.So entsteht ein Polygon, das die regelmässig vom <strong>Luchs</strong> begangene Fläche umreisst.Wie gross ist ein <strong>Luchs</strong>revier?Sowohl im Jura als auch im Alpenraum (unterschiedliche Lebensräume) wurde eine Dichte von ungefähr einemsesshaften <strong>Luchs</strong> pro 100 km 2 gemessen.Für die Messung der Grösse einer <strong>Luchs</strong>population zählen nicht nur die sesshaften Tiere. Was kommt nochdazu?Dazu kommen die Jungtiere des Jahres und die subadulten <strong>Luchs</strong>e (Tiere im zweiten Lebensjahr), die noch nichtterritorial sind.


September <strong>2005</strong> Anhang51Lösung Posten 4:Fortpflanzung und AufzuchtMögliche Hypothesen:Stabile Temperaturen: Da die Jungluchse in den ersten Wochen ihre Körpertemperaturen noch nicht selber regulierenkönnen, sollte die Temperatur am Geburtsort sowohl Kälteeinbrüchen wie auch bei sommerlicher Hitzeinnerhalb einer erträglichen Bandbreite bleiben.Schutz vor Witterung: Am Wurfplatz sollten die Jungen vor Regen oder zu starker Sonne geschützt sein und auftrockenem Boden liegen.Sicherheit vor Prädatoren (Räubern): In den ersten Lebenswochen sind auch <strong>Luchs</strong>e potentielle Beutetiere. DerWurfplatz sollte die Jungen also möglichst verstecken (Deckung) oder tarnen (gl. Farbe wie Fell).Nähe zu Futterquelle: Die <strong>Luchs</strong>in sollte in den ersten Lebenswochen der Jungen möglichst nicht zu lange abwesendsein. Bei einem üppigen Beuteangebot in der Nähe erübrigen sich längere Pirschgänge.Ruhe: Man darf annehmen, dass <strong>Luchs</strong>innen Wurfplätze auswählen, die von Menschen unbehelligt bleiben, mithinschlecht zugänglich sind und möglichst abseits von Strassen und Siedlungen liegen.Versteckmöglichkeiten: Sobald die Jungen beginnen ihre nähere Umgebung zu erkunden und herumzutollen,braucht es in der Nähe des Wurfplatzes Versteckmöglichkeiten, in die sie sich bei Gefahr rasch verkriechenkönnen.Wissenschaftliche Befunde (z.T. auf den Fotos nicht ersichtlich): Nahezu 2/3 der Wurfplätze finden sich in felsigem Gelände: in Felshöhlen und –spalten oder inmitten vonSteinblöcken. Seltener bezieht die <strong>Luchs</strong>in eine Erdhöhle oder bringt ihren Wurf im Wurzelraum stehenderoder umgestürzter Bäume unter. Bevorzugt werden möglichst geschlossene, etwa 1 m 2 grosse Höhlen mit bloss einem oder wenigen Eingängen.Die Aussentemperatur wird durch den Wurfplatz also häufig gemässigt. Die Wurfplätze sind im Allgemeinen trocken, wettergeschützt und gut gedeckt. Ausserdem ist die Unterlagemeist von brauner Farbe. Wurfplätze liegen typischerweise in (recht gefährlichen) Steilhängen aller Expositionen (Himmelsrichtungen).Dabei fällt auf, dass die Wurfplätze in steilerem Gebiet liegen als das mütterliche Revier durchschnittlichist. Der Standort ist locker bewaldet, die Sichtweite beträgt 10 bis 20 Meter. Oft befindet sich vor dem Wurfplatz eine Terrasse, von wo aus die <strong>Luchs</strong>in die nähere Umgebung im Augebehalten kann. Die durchschnittliche Distanz zur nächsten Siedlung liegt zwischen 400 und 600 m, zum nächsten Weg 200-<strong>30</strong>0 m. In der Nähe der Wurfplätze von älteren Jungluchsen findet man viele Versteckmöglichkeiten. Ausserdem hält sich im Aufenthaltsgebiet der Mutter genug Wild auf.


52 Anhang<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Lösung Posten 5:<strong>Luchs</strong>forscher im FeldWoraus besteht die Arbeit der <strong>Luchs</strong>forscher? Welche Untersuchungen führen sie durch?• Beutespektrum und -menge: Beutetiere werden gemessen und gewogen• Radiotelemetrische Überwachung der sendermarkierten <strong>Luchs</strong>e (Raumnutzung, Aufenthaltsort)• Jungluchse werden untersucht:- Gewicht- Geschlechtsbestimmung- Blutentnahme (für genetische Bestimmungen)- Röntgenaufnahmen, um die Knochen zu untersuchen (vermehrte krumme Knochen könnten Anzeichenvon Inzucht sein)- Ohrmarkierung (dient der lebenslangen Identifikation)• Einfang von <strong>Luchs</strong>en, um Senderhalsband anzulegen, gleichzeitig wird am adulten Tier noch untersucht:- Blutentnahme (um Verwandtschaftsbeziehungen zu überwachen – Inzucht)- Foto des Fleckenmusters des Fells (dient zur Wiedererkennung und für Verwandtschaftsbeziehungen)• Gerissene Schafe darauf untersuchen ob es ein <strong>Luchs</strong>riss war (Entschädigung des Bauern)• Zusammen mit den Schafhaltern Schutzmassnahmen testen:- Halsbänder (gegen Biss in den Hals)- Blinklichter- Hirten- Schutzhunde- in der Nacht reinnehmenUnd noch ein paar kurze Fragen:Wie viele Rehe und Gemsen tötet ein <strong>Luchs</strong> pro Jahr?Wie viele Schafe rissen die <strong>Luchs</strong>e 1998 in den Alpen?Wie viele hatte es zu dieser Zeit insgesamt?Wie reagieren die Gemsen auf die Nähe von RAJA?50-70 Rehe oder Gemsen70 Schafe25'000-<strong>30</strong>‘000 Schafeeine Gemse geht auf sie zu, behält sie im AugeWas zeigt dieses Verhalten?Gemsen haben gelernt mit dem natürlichen Feindumzugehen, sind aufmerksamer gewordenWelche Todesursache war für die Gemsen in den letzten2 Jahren viel ausschlaggebender als <strong>Luchs</strong>e? Gemsblindheit (400 Gemsen starben)


September <strong>2005</strong> Anhang53Lösung Posten 6:Mythen, Geschichten & Legenden


54 Anhang<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>Lösung Posten 9:Management: Vergleich mit dem AuslandSchweiz und der <strong>Luchs</strong> Rumänien und der Wolf Österreich und der Bär• Projekt <strong>Luchs</strong> Schweiz• Radiotelemetrische Untersuchung• Erforschung der Ursachen der Übergriffe von<strong>Luchs</strong>en auf Nutztiere• Testen von Präventionsmassnahmen(Blinklampen, Herdenschutzhunde, Elektrozäune,Esel, Behirtung, Schutzhalsband)• Abschätzen der Auswirkungen der <strong>Luchs</strong>präsenzin den NW-Alpen auf die wichtigsten Beutetierpopulationen(Reh und Gemse)• Breite Informationsarbeit (auch in Schulen)• Zusammenarbeit mit den betroffenen Bevölkerungsgruppen(Einbezug ins <strong>Luchs</strong>-Management)• Plan zur Umsiedlung von <strong>Luchs</strong>en in die Ost-Schweiz• Vernetzung der Lebensräume• Arbeitsgruppe Grossraubtiere(Expertengremium)• Entschädigung (durch Bund und Kanton)• Konzept <strong>Luchs</strong> Schweiz (regelt Schutz, Abschussoder Einfang, Beurteilung von Schäden,Anwendung und Vergütung von präventiverMassnahmen)• Seit 1993 existiert das Carpathian Large Carnivore- Projekt• Forschung (Verhalten, präventive Massnahmen,etc.)• 1997 Ökotourismus (Bildungs- und Wanderreisen)-> Einbezug der Einheimischen (Einnahmequelle)• Öffentlichkeitsarbeit (Schulbesuche, Malwettbewerbe,Kindermagazin)• Medienarbeit• Schutzmassnahmen (Elektrozäune, Herdenschutzhunde,Hirten)• In Planung: Large Carnivore Zentrum(Ausstellungen, Bibliothek, etc.), Managementplan,Wolf Treck Transsylvanien• 1996 Leitfaden zum Schutz der Bären; erstellt inZusammenarbeit von Behörden, Interessensgruppenund WWF.• breite Informationskampagne (Vorträge, usw.)• Verhinderung von Schäden (Bsp. Elektrozäuneum Bienenstock, Warnschüsse, etc.)• Entschädigung (finanzielle Abgeltung durch Jägerschaft)• Forschung (kontinuierliche Beobachtung undDokumentation -> Schutz des Bestandes + Erforschungdes Verhaltens)• Bärenanwälte: ihre Aufgaben bestehen in ersterLinie darin, Landwirten und Jägern Hilfestellungbei Schäden zu geben und den persönlichenKontakt zu den Menschen in den Bärenregionensicherzustellen (Ombudsmann der zw. den Interessend. Menschen + d. Tieres vermitteln soll).• Bären-Eingreiftruppe: Um rascher auf(werdende) Problembären reagieren zu könnenformiert sich 1995 diese Expertengruppe ausWildbiologen, Jägern, Tierärzten und Mitarbeiterder Österreichischen Bundesforste.• Bärenratgeber• Einbindung der lokalen BevölkerungUnterschiede zwischen den Ländern


September <strong>2005</strong> Anhang55II. Zusammenfassung Videoausschnitt „ <strong>Luchs</strong>e – Lizenz zum Töten“23‘ • <strong>Luchs</strong>forscher auf der Suche nach dem Riss des <strong>Luchs</strong>männchen TARO<strong>30</strong>‘• Der Rehbock wird gemessen und gewogen Studie, um Beutespektrum und Nahrungsmengen zu bestimmen pro Jahr werden 50-70 Rehe oder Gemsen vom <strong>Luchs</strong> gefressen• Zahnspuren am Hals deuten auf die typische rasche Tötungsweise eines <strong>Luchs</strong>es hin• 1997 Der Standort des Weibchens AMBA wird genau angepeilt Ihre Jungen (im Alter von 4 Wochen) werden untersucht:- gewogen, Geschlechtbestimmung, Ohrmarkierung (lebenslange Identifikation), Blutentnahme(für genetische Bestimmungen), Röntgenaufnahme (Knochenanalyse – krumme Knochen sind ev.Hinweis auf Inzucht -> Problem bei kleinen Beständen)- <strong>Luchs</strong>weibchen reagieren nicht auf Menschengeruch bzw. verstossen ihre Jungen nicht und greifenden Menschen nicht an• Wildhüter melden plötzlich eine deutliche Zunahme der <strong>Luchs</strong>bestände Grund: hohe Reh- und Gemsbestände sind eine ideale Nahrungsgrundlage für <strong>Luchs</strong>e• Seit 1997 neues <strong>Luchs</strong>projekt in den N-W-Alpen• 1997 Alp im Gantrischgebiet: Überreste eines <strong>Luchs</strong>es, der durch Lawine gestorben ist (Natur reguliertauch den <strong>Luchs</strong>)• Neue Probleme bei der Jägerschaft (polit. Druck) -> Grund: Untersuchungen zeigen dass 40-60 <strong>Luchs</strong>eungefähr gleich viele Rehe und Gemsen fressen wie Jäger schiessen• Das Weibchen TINA wird mit einem Senderhalsband versehen und untersucht: Blutentnahme (Verwandtschaftsbeziehungen), Fleckenmuster• RAJA auf der Jagd. RAJA hält sich in der Nähe von Gemsen auf. Diese haben sie aber entdeckt. Wenneinmal der <strong>Luchs</strong> entdeckt worden ist, hat er keine Chance die Gemse zu erbeuten weil er ein Überraschungsjägerist.• Gemsblindheit. Diese Augenkrankheit wird durch die Schafe übertragen. In den letzten 2 Jahren sind imGrenzgebiet Bern- Freiburg 400 Gemsen durch diese Krankheit umgekommen.35‘ • Beobachtung von TANA und ihren 3 Jungen sie halten sich in einer Felswand auf das Schmusen ist für die Jungen sehr wichtig, die innige Beziehung zur Mutter ist sehr wichtig (sieist alleinerziehend) Für die Jagd lässt die Mutter die Jungen zurück und holt sie später zum Fressen an den Riss in sehr seltenen Fällen ernähren sich die <strong>Luchs</strong>e auch von Aas (Gemskadaver) Die <strong>Luchs</strong>e nutzten die Beutetiere jeweils vollständig – deshalb bleibt TANA 5 Tage an dieser Felswand41‘ • Alp im Freiburgischen – ein gerissenes Schaf wird vom Wildhüter auf <strong>Luchs</strong>spuren untersucht 1998 wurden 70 Schafe durch <strong>Luchs</strong>e gerissen bei total 25‘000-<strong>30</strong>'000 Schafen in den Alpen vonVD, FR, BE44‘ • Schutzmassnahmen: Halsbänder (gegen Biss in den Hals), Warnlampen, Hirten und Hirtenhunde, überNacht nicht draussen lassen, seit 1997 Abschluss von schaden-stiftenden <strong>Luchs</strong>en (> 17 Schafe getötet)Videobezug unter:http://www.sfdrs.ch/system/frames/shop/index.php?Foberkatid=3&Fkatid=19oder bei SF DRS Shop, Schweizer Versandzentrum 6161 Entlebuch, Telefon: 0848822 922 , Telefax: 0848 878 865


56 <strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong>III. Standorte der Zoos und Tierparks in der Schweiz532 1987412116101 Tierpark Peter und Paul, Kirchlistrasse 92, 9010 St. Gallen, Tel. Tel. 071/ 244 51 132 Wildpark Bruderhaus, Bruderhausstr. 1, 8400 Winterthur, Tel. 052/ 232 75 133 Wildpark Langenberg, Albisstr. 4, 8135 Langnau a.A., Tel. 01/ 713 22 804 Tierpark Goldau, Postfach 166, 6410 Goldau, Tel. 041/ 855 15 105 Zoo Hasel, Friedli Willi , 5235 Rüfenach, Tel. 056/ 284 25 756 Tierpark Riegelsee, Bernhard Reichen, 3716 Kandergrund, Tel. 033/671 16 407 Tierpark Dählhölzli, Tierparkweg 1, <strong>30</strong>05 Bern, Tel. 031/ 357 15 158 Tierpark Biel, Zollhausstr. 103, 2504 Biel, Tel. 032/ 342 59 179 Bois du Petit Château, Parc zoologique, Rue des Electrices 32, 2<strong>30</strong>0 La Chaux-de-Fonds, Tel. 032/ 968 52 6210 Zoo et piscine des Marécottes, Marylène Meyer, 1923 Les Marécottes (VS), Tel. 027/ 761 15 6211 Zoo de Servion SA, Le Pralet, 1077 Servion, Tel. 021/ 903 16 7112 Zoo la Garenne, 1261 Le Vaud, Tel. 022/ 366 11 14Literaturhttp://www.wild.unizh.ch/lynx/d/d_zo.htm


Bisher erschienene <strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong>e / Rapports <strong>KORA</strong> parus / Published <strong>KORA</strong> reports<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. <strong>30</strong> Boutros, D., <strong>2005</strong>. <strong>Luchs</strong> & <strong>Co</strong>. eine <strong>Lernwerkstatt</strong>.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 29 f, d Zimmermann, F., Molinari-Jobin, A., Weber J.-M., Capt, S., Ryser, A., Angst, Ch., Breitenmoser-Würsten, Ch. & Breitenmoser, U., <strong>2005</strong>. Monitoring der Raubtiere in der Schweiz 2004.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 28 Zajec, P., Zimmermann, F., Roth, H.U. & Breitenmoser, U., <strong>2005</strong>. Die Rückkehr des Bären in dieSchweiz – Potentielle Verbreitung, Einwanderungsrouten und mögliche Konflikte.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 28 e Zajec, P., Zimmermann, F., Roth, H.U. & Breitenmoser, U., <strong>2005</strong>. The return of the Brown bear toSwitzerland – Suitable habitat distribution, corridors and potential conflicts.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 27 f Weber, J.-M., 2004. Monitoring Loup 1999-2003.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 26 Zimmermann, F., Molinari-Jobin, A., Capt, S., Ryser, A., Angst, Ch., von Wattenwyl, K., Burri,A., Breitenmoser-Würsten, Ch. & Breitenmoser, U., 2004. Monitoring <strong>Luchs</strong> Schweiz 2003.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 25 f, d Burri, A., Kläy E.-M., Landry, J.-M., Maddalena, T., Oggier, P., Solari, C., Torriani, D.,Weber, J.-M., 2004: Rapport final Projet Loup Suisse – Prévention 1999-2003.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 24 d Capt, S., Lüps, P., Nigg, H. & Fivaz, F., <strong>2005</strong>: Relikt oder geordneter Rückzug ins Réduit – Faktenzur Ausrottungsgeschichte des Braunbären Ursus arctos in der Schweiz.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 24 f Capt, S., Lüps, P., Nigg, H. & Fivaz, F., <strong>2005</strong>: Reliquat ou retrait coordonné dans le réduit suisse -Récit historique de l'éradication de l'ours brun Ursus arctos en Suisse (en préparation).<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 23 Ryser, A. et al., 2004: Der <strong>Luchs</strong> und seine Beutetiere in den schweizerischen Nordwestalpen1997-2000 (in Vorbereitung).<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 22 Ryser, A., von Wattenwyl, K., Ryser-Degiorgis, M.-P., Willisch, Ch., Zimmermann, F. &Breitenmoser, U., 2004: <strong>Luchs</strong>umsiedlung Nordostschweiz 2001-2003, Schlussbericht Modul<strong>Luchs</strong> des Projektes LUNO.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 21 f Doutaz, J. & Koenig A., 2004: Le retour du Loup (Canis lupus L.) en Suisse: Analyse des donnéesdisponibles en vue de la réalisation d‘un modèle de distribution potentielle.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 20 Boutros, D. & Baumgartner, HJ., 2004: Erfahrungen der Kontaktgruppe <strong>Luchs</strong> Simmental undSaanenland: Auswertung einer Umfrage unter den Mitgliedern.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 19 e von Arx, M., Breitenmoser-Würsten, Ch., Zimmermann, F. & Breitenmoser, U., 2004. Status andconservation of the Eurasian Lynx (Lynx lynx) in Europe in 2001.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 18 e Weber, J.-M. (ed.), 2003. Wolf monitoring in the Alps.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 17 f Waeber, P., 2003. Evaluation de l'estivage ovin en fonction du retour du loup.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 17 d Waeber, P., 2003. Evaluation der Schafsömmerung im Hinblick auf die Rückkehr des Wolfes.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 16 f Zimmermann, F., von Wattenwyl, K., Ryser, A., Molinari-Jobin, A., Capt, S., Burri, A., Breitenmoser,U., Breitenmoser-Würsten, Ch. & Angst, Ch., 2003. Monitoring Lynx Suisse 2002.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 16 Zimmermann, F., von Wattenwyl, K., Ryser, A., Molinari-Jobin, A., Capt, S., Burri, A., Breitenmoser,U., Breitenmoser-Würsten, Ch. & Angst, Ch., 2003. Monitoring <strong>Luchs</strong> Schweiz 2002.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 15 f Zimmermann, F., von Wattenwyl, K., Ryser, A., Molinari-Jobin, A., Capt, S., Burri, A., Breitenmoser,U., Breitenmoser-Würsten, Ch. & Angst, Ch., 2002. Monitoring Lynx Suisse 2001.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 15 Zimmermann, F., von Wattenwyl, K., Ryser, A., Molinari-Jobin, A., Capt, S., Burri, A., Breitenmoser,U., Breitenmoser-Würsten, Ch. & Angst, Ch., 2002. Monitoring <strong>Luchs</strong> Schweiz 2001.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 14 Laass, J., 2002. Fotofallen-Monitoring im westlichen Berner Oberland 2001. Fotofallen-Extensiv-Einsatz 2001. Fotofallen-Intensiv-Einsatz Winter 2001/2002.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 13 e Thüler, K., 2002. Spatial and Temporal Distribution of <strong>Co</strong>at Patterns of Eurasian Lynx (Lynx lynx)in two reintroduced Populations in Switzerland.BezugsquelleSourceSourceKora, Thunstrasse 31, CH-<strong>30</strong>74 MuriT +41 31 951 70 40 / F +41 31 951 90 40info@kora.ch / www.kora.unibe.ch


Bisher erschienene <strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong>e / Rapports <strong>KORA</strong> parus / Published <strong>KORA</strong> reports<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 12 e<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 11 f<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 11 dBoutros, D., 2002. Characterisation and Assessment of Suitability of Eurasian Lynx (Lynx lynx)Den Sites.Breitenmoser, U., Capt, S., Breitenmoser-Würsten, Ch., Angst, Ch., Zimmermann, F., & Molinari-Jobin, A., 2002. Le Lynx dans le Jura – Aperçu de l‘état actuel des connaissances.Breitenmoser, U., Capt, S., Breitenmoser-Würsten, Ch., Angst, Ch., Zimmermann, F. & Molinari-Jobin, A,, 2002. Der <strong>Luchs</strong> im Jura – Eine Übersicht zum aktuellen Kenntnisstand.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 10 d Angst, Ch., Haagen, S. & Breitenmoser, U., 2002. Übergriffe von <strong>Luchs</strong>en auf Kleinvieh undGehegetiere in der Schweiz. Teil II: Massnahmen zum Schutz von Nutztieren.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 9 Breitenmoser-Würsten, Ch., Zimmermann, F., Ryser, A., Capt, S., Lass, J. & Breitenmoser, U.,2001. Untersuchungen zur <strong>Luchs</strong>population in den Nordwestalpen der Schweiz 1997-2000.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 8 Ryser-Degiorgis M.-P., 2001. Todesursachen und Krankheiten beim <strong>Luchs</strong> – eine Übersicht.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 7 e Breitenmoser-Würsten, Ch., Breitenmoser, U., (Eds), 2001. The Balkan Lynx Population –History, Recent Knowledge on its Status and <strong>Co</strong>nservation Needs.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 6 Laass, J., 2001. Zustand der <strong>Luchs</strong>population im westlichen Berner Oberland im Winter 2000.Fotofallen-Einsatz Nov./Dez. 2000.<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 5 d<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 4<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 3<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 2 e<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 2 d<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 2<strong>KORA</strong> <strong>Bericht</strong> Nr. 1Angst, Ch., Olsson, P. & Breitenmoser, U., 2000. Übergriffe von <strong>Luchs</strong>en auf Kleinvieh undGehegetiere in der Schweiz. Teil I: Entwicklung und Verteilung der Schäden.Zimmermann, F., 1998. Dispersion et survie des Lynx (Lynx lynx) subadultes d'une populationréintroduite dans la chaîne du Jura.Workshop on Human Dimension in Large Carnivore <strong>Co</strong>nservation. <strong>Co</strong>ntributions to the Workshop26.11.97 at Landshut, Switzerland, with Prof. Dr. Alistair J. Bath. 1998.Landry, J.M., 1999. The use of guard dogs in the Swiss Alps: A first analysis.Landry, J.-M., 1999. Der Einsatz von Herdenschutzhunden in den Schweizer Alpen:erste Erfahrungen.Landry, J.-M., 1998. L'utilisation du chien de protection dans les Alpes suisses:une première analyse.Landry, J.-M., 1997. La bête du Val Ferret.BezugsquelleSourceSourceKora, Thunstrasse 31, CH-<strong>30</strong>74 MuriT +41 31 951 70 40 / F +41 31 951 90 40info@kora.ch / www.kora.unibe.ch

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