Dorfbrunnenleite 1608 - Gemeinde Schattdorf
Dorfbrunnenleite 1608 - Gemeinde Schattdorf
Dorfbrunnenleite 1608 - Gemeinde Schattdorf
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Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Ein Blick zurück auf 400 Jahre Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong> 3<br />
Die <strong>Dorfbrunnenleite</strong> <strong>1608</strong> – 1908 4<br />
Die <strong>Dorfbrunnenleite</strong> und deren Stifter 4-8<br />
Die sieben öffentlichen Brunnenstöcke 9-10<br />
Die Eisenröhren ersetzen die Holztüchel 11-12<br />
Die <strong>Dorfbrunnenleite</strong> war eine öffentl.-rechtl. Institution 12-15<br />
Plan <strong>Dorfbrunnenleite</strong> 16<br />
Wasserversorgung 1908 17<br />
Die Projektierung 17-19<br />
Die Schächenwald-Güter 19-20<br />
Baustelle wo man hinschaut 20-21<br />
Suche nach einem grossen Wasserbezüger 21-24<br />
Bauleitung und Aufsicht 24-27<br />
Das Schiedsgericht 27-28<br />
Die ersten Jahre 28-29<br />
Melioration und Riedter Wassergenossenschaft 30<br />
Das Schicksal der Dorfbrunnentröge 30-32<br />
Neuere Brunnen 33-34<br />
Die Zeit der grossen Veränderungen; 1950 bis heute 35<br />
Engpass in der Wasserversorgung 35<br />
Der Goldschatz vom Teiftal 36-37<br />
Kostbares Wasser in edlen Gefässen 37-39<br />
Die Industrie braucht dringend Wasser 40<br />
Quellwasser vor Grundwasser 41<br />
Wasserverbund unteres Reusstal WUR 41-42<br />
Wasser für Alle 42<br />
Auflösung alter Wasserbezugsrechte 43-45<br />
Quellenangaben 46<br />
Anhang 1 „Vergleich der Schüttung von Quelle 1 & 12“ 47<br />
Anhang 2 „Die Standorte der sieben Dorfbrunnen“ 48<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 2 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Ein Blick zurück auf 400 Jahre Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Wer heute den Wasserhahn aufdreht, macht sich wohl kaum Gedanken,<br />
wie mühsam das Wasserbeschaffen in den vergangenen Jahrhunderten<br />
war. Vor 100 Jahren wurde die heutige Wasserversorgung erstellt. Der<br />
Grundstein wurde aber vor rund 400 Jahren gelegt.<br />
Es war der Junker Andreas von Moos, der den Dorfgenossen von <strong>Schattdorf</strong> seine Quelle und sein<br />
Grundstück für die Wasserversorgung überliess. Drei Jahre später, <strong>1608</strong>, verfügte <strong>Schattdorf</strong> über<br />
insgesamt sieben Brunnenstöcke. Über Holzleitungen wurde so das Dorf mit Wasser versorgt.<br />
Natürlich gab es damals im Haus noch kein fliessendes Wasser. Gewaschen wurde immer noch<br />
am Bach. Das scheint heute unvorstellbar. Erst 1883 war es soweit: Die ersten beiden <strong>Schattdorf</strong>er<br />
Haushaltungen hatten fliessendes Wasser direkt im Haus. 1908 wurden alle übrigen Privatanschlüsse<br />
vorgenommen. Diese ersetzten nun endgültig die alte Dorfbrunnleite, die genau 300 Jahre<br />
in Betrieb war. Grund genug also, um zurückzublicken und zu feiern: 400 Jahre Wasser aus der<br />
Röhre.<br />
Walter Renggli hat sich in den Archiven umgesehen und die Geschichte der Wasserversorgung<br />
von <strong>Schattdorf</strong> unter die Lupe genommen. Herausgekommen ist ein spannender Rückblick in<br />
längst vergangenen Zeiten. Walter Renggli zeigt aber auch auf, wie wichtig die Zusammenarbeit<br />
zwischen den <strong>Gemeinde</strong>n in den vergangenen Jahrzehnten geworden ist. Den Text in seiner ganzen<br />
Länge finden Sie auf unserer Homepage, einen Auszug daraus auf unserem Flyer.<br />
An dieser Stelle danke ich Walter Renggli ganz herzlich für seine grosse Arbeit. Ein Dank geht<br />
aber auch an die Wasserkommission <strong>Schattdorf</strong> sowie an die Wasserkommission Haldi. Ihre Arbeit<br />
und ihr Einsatz kommen allen <strong>Schattdorf</strong>erinnen und <strong>Schattdorf</strong>ern zu Gute.<br />
Nun wünsche ich Ihnen viel Spass beim Lesen.<br />
<strong>Gemeinde</strong>präsident Beat Walker<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 3 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
<strong>Dorfbrunnenleite</strong> <strong>1608</strong> – 1908<br />
Die <strong>Dorfbrunnenleite</strong> und deren Stifter<br />
Ohne Wasser kein Leben. Diesem Naturgesetz unterworfen, haben die Menschen seit jeher den<br />
Standort ihrer Wohnstätte ausgewählt. Entweder man baute in der Nähe einer Quelle oder man<br />
holte sich das Wasser auf irgendeine Art zu den Häusern. Das Vieh führte man oft über beträchtliche<br />
Distanzen bis zu einer Tränkstelle an einen Bach. Für Gebrauchswasser errichteten die Leute<br />
Schöpfstellen an den Bächen oder leiteten einen Teil des Wassers in Gräblein oder Holzkänneln<br />
zu ihren Wohnstätten. In Gebieten mit hohem Grundwasserspiegel errichtete man Sodbrunnen.<br />
Vor 400 Jahren war <strong>Schattdorf</strong> eine fast reine Streusiedlung und es gab nur vereinzelt Häusergruppen,<br />
die sich vor allem an den alten Verkehrswegen befanden. Der alte Gotthardweg führte<br />
von der Schächenbrücke zum jetzigen Dorf, wo von Bürglen her die Landstrasse (Wyergasse) aus<br />
dem Schächental einmündet. Weiter führte der Gotthardweg über Halbenstein, Spielmatt Richtung<br />
Bötzlingen. Weilerartige Häusergruppen standen bei der Pfarrkirche auf der Spielmatt, beim Adlergarten<br />
und beim Restaurant Rössli. Diese Siedlungen lagen alle in der Nähe des Gang- oder Dorfbaches<br />
und bezogen ihr Wasser auch aus den benannten Bächen. Der Dorfbach, eine Ableitung<br />
aus dem Gangbach, wurde vor zirka 500 Jahren erstellt als Kraftlieferant für das Gewerbe, aber<br />
auch als Lieferant von Trinkwasser. Als die <strong>Dorfbrunnenleite</strong> mit den sieben öffentlichen Dorfbrunnen<br />
schon lange bestand, wurde der Dorfbach noch als Trinkwasserlieferant gebraucht. Das ganze<br />
Unterdorf hatte keinen Dorfbrunnen in unmittelbarer Nähe. So war der Dorfbach auch der<br />
Gebrauchswasser-Lieferant. Gemäss einer noch erhaltenen Holzliste vom Jahr 1853 wurde Franz<br />
Jakob Walker ein Stück Holz von 12 Schuh für einen Brunnen am Dorfbach an der Landstrasse<br />
fürs Tränken und zum Hausgebrauch bewilligt. Er musste den Brunnen aber immer mit Wasser<br />
versehen und auch den Nachbarn zum Gebrauch zur Verfügung stellen. Neun Jahre später (1862)<br />
erhielt er wieder ein Stück Holz, um diesen Brunnen zu erneuern.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 4 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Wasserrad am Dorfbach beim Tellen<br />
Aus dem Bachbrief von 1620 (Reglement für den Dorfbach)<br />
Zum 4ten. Wyl die Mülli und sagen nit ohne Wasser seyn kann, hand sich der Müller<br />
und sager gegen denen dem gangbach nach gesessenen, eingelassen, und versprochen,<br />
dass sy Ihnen winters zyts, so wenig Wasser ist, zur wuchen ein mahlen<br />
wellen aben lassen an einem Dinstag oder Mitwochen, damit welche Frauwen Wöschen<br />
haben, das sy das Wasser brauchen mögen, nach dem Sy dessen mangelbahr<br />
seynd, jedoch sollen sy das dem Müller und sager anzeigen, auf welchen Tag<br />
sy das Wasser begehren.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 5 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Die Situation betreffend Wasserleitungen ausserhalb des inneren Dorfgebietes ist nur vereinzelt in<br />
historischen Schriften fassbar. Die Bewohner der Streusiedlung Acherli nutzten verschiedene<br />
Quellen am Bergabhang. Mit der Zeit leiteten sie das Wasser mittels Kännel und Tüchel zu ihren<br />
Häusern und Ställen. Anders war die Situation im Gebiet Felder, in welchem keine Quellen vorhanden<br />
waren. Ein Tränkweg zum Schächen ist uns aus dem Marchbrief von 1576 bekannt, der<br />
nach der Abkurung <strong>Schattdorf</strong>s von der Mutterpfarrei Bürglen verfasst wurde. Danach steht der<br />
letzte Grenzstein „ob Walthert Trogers Feld, hinder dem Gaden bei dem Trenkweg, so in den<br />
Schechen hinab zeigt“. In einem Gerichtsurteil von 1543 wird ein weiterer Tränkweg zum Schächen<br />
über die Liegenschaft Feld bestätigt. Heute steht auf diesem Feld die Sportanlage Grundmatte.<br />
Den damaligen Besitzern Alois Gisler und Johann Gisler (Baschenhansis) war es erlaubt, 6<br />
Wochen lang in den 3 Wintermonaten von ihrem gemeinsam besitzenden alten Korngaden ihr Vieh<br />
durch das oben erwähnte Feld zum Schächen zur Tränke zu führen, jedoch nur, wenn das Vieh im<br />
Korngaden und nicht aus den Gädern an der Wyergasse gefüttert wurde. Später verlief die Felderleitung,<br />
die von Bürglen her kam, bis in dieses Feld. Alois Arnold (Feldmesser), Besitzer der Liegenschaften<br />
Grund und Feld, ersetzte 1883 seinen Anteil an dieser Leitung mit Tonröhren. Die<br />
Bewohner der Wyergasse nutzten, wenn möglich, das Wyergräbli, soweit sie nicht von Bürglen her<br />
mit einer Wasserleitung bedient wurden. Auch Anton Gamma und Companie im Wyer erneuerten<br />
1883 ihre alte bestehende Leitung, die von Bürglen her kam, mit Tonröhren.<br />
Die Verschmutzungsgefahr offener Bäche war gross. Aus diesem Grund haben die Dorfbewohner<br />
von damals im Dorfbüchlein von 1699 im Artikel 22 mit Busse verboten, Unrat oder gar Kadaver in<br />
die Bäche zu werfen.<br />
Artikel 22 aus dem Dorfbüchlein<br />
Weilen bisweilen die leüth auss den gärten und matten die schöneten in die bäch<br />
geworffen haben, so solle fürohin solche schöneten Niemandt mehr in die bäch werffen,<br />
es seye gleich in den dorff- old gangbach, wie auch in die gassen old andere<br />
bäch, und welcher disess Uberträttete, der solle von iedem mahl dem dorff<br />
g(Gulden) 1 zur buess Verfallen haben, die Jenigen aber, welche S.h. dotne hüener<br />
hünd katzen old andere dergleichen Uflätereyen in die bäch wurffen, die selbigen<br />
sollen von iedem mahl umb g (Gulden) 2 gestrafft werden, und der dorffvogt solle<br />
schuldig sein dise buoss von den fählbaren ohne alle gnad einzuziechen und solche<br />
dem dorff zuverrechnen.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 6 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Dazu kam, dass diese offenen Bäche im Winter vereisten. Um zum Wasser zu gelangen, musste<br />
man zuerst eine mehrere Zentimeter dicke Eisdecke durchschlagen. Bei so vielen Unannehmlichkeiten<br />
versteht es sich, dass der Wunsch, sauberes Wasser aus einem in der Nähe liegenden<br />
Dorfbrunnen beziehen zu können, sicher vorhanden war. Es fehlten nur noch der Initiant und das<br />
politische Durchsetzen zu einem tragbaren Preis. Im Historischen Neujahrsblatt von 1917 hat Spitalpfarrer<br />
Joseph Müller einen Beitrag über den „Ausgang des altadeligen Geschlechtes von Moos“<br />
veröffentlicht. Aus dieser Veröffentlichung sind uns der Brunnenstifter und der Inhalt des leider<br />
verloren gegangenen Stiftungsbriefes bekannt. In diesem Brief steht vereinfacht etwa Folgendes<br />
geschrieben: „Junker Andreas von Moos verspricht den Dorfgenossen von <strong>Schattdorf</strong>, den Brunnen<br />
(Quelle), welcher in seinem Grundstück Talacherli entspringt, zur Wasserversorgung zu geben<br />
und durch seine Güter Talacherli und Steinentrib zu leiten. Mit der Bedingung, dass die Dorfgenossen<br />
auf ihre Kosten das Wasser ableiten und diese Wasserleitung in alle Ewigkeit erhalten sollen.<br />
Ferner bestimmt Andreas von Moos, dass nach Absterben seiner Nachkommen beide Güter,<br />
Talacherli und Steinentrib, dem Brunnen eigentümlich verfallen sollen, damit diese Brunnenleitung<br />
in ihrer Existenz gesichert sei. Bis zum Absterben seiner Erben und Besitzer dieser beiden Güter<br />
dürfen seine Rechtsnachkommen, diese Güter weder verkaufen, verkümmern lassen noch verändern.“<br />
Dies alles war, mit Datum vom 22. August 1605, auf einem Pergamentpapier geschrieben<br />
und mit dem Urner Gerichtssiegel versehen. Später haben sich die Parteien in einem Vergleich<br />
gefunden, dass diese beiden Güter erst nach Absterben des jungen Andreas Töchter und auch<br />
des Felixen Töchter dem Brunnen verfallen solle. Diese Original-Urkunde und das Brunnenurbar<br />
waren im sogenannten Brunnenkistli (Brunnenlade) verwahrt.<br />
An das Tit. Landammannamt von Uri in Altdorf<br />
<strong>Schattdorf</strong>, den 1. Mai 1887<br />
Heute Vormittag halb acht Uhr wurde im Gangbach bei der Spitzrütti des Franz Josef<br />
Zurfluh, <strong>Schattdorf</strong>, die ca. eine halbe Stunde vorher beim Wasserholen aus benanntem<br />
Bach, ob <strong>Gemeinde</strong>schreiber Josef Zgraggens Mätteli daselbst dreingefallene<br />
Jungfrau Johanna Walker, des Kaspar Josef sel. von <strong>Schattdorf</strong>, geboren den<br />
27 Jänner 1873, als Leiche infolge erhaltener schwerer Kopfverletzung und ertrinken<br />
zugleich auf der ca. 12 Minuten langer Fahrt, von dem Johann Gisler, (Oberfelders)<br />
herausgezogen.<br />
Aus allen übereistimmenden und nicht zu bezweifelnden Umständen ist alle und jede<br />
absichtliche oder fahrlässige Schuld ausgeschlossen.<br />
So bezeugen:<br />
Ratsherr: (N N)<br />
<strong>Gemeinde</strong>schreiber: Jos. Zgraggen<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 7 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Wappen der Familie von Moos<br />
Zur Geschichte der Familie von Moos<br />
in Uri und Luzern<br />
Seit dem 13. Jahrhundert erscheint im urnerischen Reusstal<br />
und besonders um den St. Gotthard herum ein ritterliches<br />
Ministerialengeschlecht, welches in der mittelalterlichen<br />
Geschichte Uris und der Waldstätte zu hervorragender Bedeutung<br />
gelangte. Man nannte es - offenbar nach seinem<br />
Besitz-tume bei Wassen - von Moos. Sein Wappen ist ähnlich<br />
demjenigen der Talschaft Ursern. Ab Ende des 14.<br />
Jahrhunderts sind die Zentren dieser bedeutenden Familien<br />
aus dem Reusstal in die Stadt Luzern abgewandert. Der<br />
Luzerner Stadtschreiber Rennward Cysat (1545–1614)<br />
glaubte zu wissen, dass die Luzerner von Moos um 1519<br />
wieder nach Uri zurückgewandert und dort mit Junker Andreas<br />
ein Jahrhundert später ausgestorben seien. Cysat<br />
muss mehrmals nach Uri gekommen sein, um den letzten<br />
dieses altadeligen Geschlechts aufzusuchen. 1609 schreibt<br />
Cysat, er habe Andreas von Moos mehrmals gesehen, in<br />
schlechten Kleidern. „Ein grober unsubrer puwr“. Andreas<br />
von Moos habe zwar liegende Güter gehabt, seinen Adelstitel<br />
und das Wappen hatte er jedoch einem Sebastian Bäsmer<br />
verkauft. Im Sterbebuch von <strong>Schattdorf</strong> ist er unter dem<br />
Datum 1. Dezember 1619 als „Jungkherr Andreas von<br />
Moss“ in der Liste der verstorbenen <strong>Schattdorf</strong>er aufgeführt.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 8 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Die sieben öffentlichen Brunnenstöcke<br />
Aus den überlieferten Sätzen aus dem Quellenstiftungsbrief kann man entnehmen, dass die Dorfgenossen<br />
die Absicht hatten, eine Wasserversorgung zu erstellen. Mit der Schenkung der Quelle<br />
und dem Durchleitungsrecht durch Andreas von Moos’ Liegenschaften stand der Erstellung dieses<br />
Werkes nichts mehr im Wege. Bei der Schenkung handelte es sich um die ergiebige Quelle zuoberst<br />
im Talacherli, die heutige Quelle Nr. 12. Die Leitung aus Holztüchel verlief vom Talcherli<br />
zum Trip (Tüggruebe), Kahlenbiel zur Blewi, wo sich ein kleines „Brunnenstubli“ befand. Der weitere<br />
Verlauf lässt sich anhand des Brunnenbriefes, welcher als Handabschrift vorhanden ist, gut<br />
nachvollziehen. Von der Blewi verlief die Leitung zum ersten Brunnenstock beim Kirchplatz, dem<br />
so genannten Kirchenbrunnen. Dem Brunnenstock war ein Wasserteilkasten vorgelegt, dieser teilte<br />
das Wasser in zwei Stränge. Der eine Strang verlief zu Lang Johannes Zgraggens Haus, wo<br />
sich der zweite Brunnenstock befand. Später errichtete man dort das Armenhaus, weshalb man<br />
diesen Brunnen den Pflegbrunnen nannte. Weiter ging die Leite in die Nähe des Pfarrhauses neben<br />
Jakob Wältis Haus. Bezeichnenderweise nannte man diesen Brunnen den Pfarrhofbrunnen.<br />
Weiter verlief die Leite zum Spielmattbrunnen, welcher sich gegenüber dem Spielmattplätzchen in<br />
„Michi Wisis“ Land an der Gasse befand. Von dort verlief die Leite zur Grauwi bei Peter Käsens<br />
Haus. Dieser Brunnen stand neben Stadlers Haus (jetzt Haus Beltrametti) in der Gasse. Der andere<br />
Strang verlief der Kirchgasse entlang zum Platzbrunnen, gegenüber dem Rössli im Dorf. Weiter<br />
führte dieser Strang zum siebten und letzten Dorfbrunnen unter dem Güssengässli bei Sebastian<br />
Gislers Haus. Dieser befand sich beim Hof und war über den Dorfbach gelegt neben dem abgerissenen<br />
Haus Matte (jetzt Haus Magdalena), wo das Überlaufwasser in den Dorfbach floss. Man<br />
nannte diesen Brunnen auch Hofbrunnen.<br />
Brunnenvogt und Brunnenleiter, beide von der <strong>Gemeinde</strong> gewählte Beamtungen, waren für den<br />
Betrieb der Wasserleitung zuständig. Der Brunnenleiter war für die Leite zuständig. Er unterhielt<br />
die Brunnenstöcke, reparierte die Tüchel oder wechselte sie bei Bedarf aus. In diesem Fall musste<br />
er beim Dorfvogt anhalten, dass er ihm die nötigen Latten aus dem Bannwald anzeichnet. Wie<br />
sparsam man mit dem Holz umgegangen ist, zeigt folgender Eintrag im <strong>Gemeinde</strong>ratsprotokoll von<br />
1851. Der Brunnenvogt erhielt den Auftrag, einen mittleren „Brunnennepper“ zu besorgen, damit<br />
die Nebenleiten nicht mit dem grossen „Rasper“ gebohrt werden müssen und somit Holz gespart<br />
werde. Nebst Holz wurde mit dieser Massnahme sicher auch Wasser gespart. Der Brunnenvogt<br />
führte die Rechnung und musste vor den Abgeordneten der <strong>Gemeinde</strong> Rechenschaft ablegen. Er<br />
zahlte dem Brunnenleiter den Lohn und das Entgelt für seine Aufwendungen. Einnahmen waren<br />
die Zinsen aus ausgeliehenen Kapitalien (Gülten). Es scheint, dass die zwei Grundstücke Talacherli<br />
und Steinentripp, wie es im Quellenbrief erwähnt ist, tatsächlich dem Brunnen zu <strong>Schattdorf</strong><br />
zugefallen sind und die <strong>Gemeinde</strong> diese Liegenschaften noch vor 1724 wieder verkauft hat. Das<br />
Geld wurde in Gülten angelegt. Als Beispiel ein erhaltenes Zinsrodel.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 9 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Zinsrodel für den Brunnen in <strong>Schattdorf</strong><br />
1882 & 1883<br />
Kapital Zins ganz Zins 9 /10<br />
1. Bissig Johann Josef sel. ab Figstuhl, <strong>Schattdorf</strong> 369.23 18.46 16.61<br />
2. Gisler Witwe, ab Obertripp, <strong>Schattdorf</strong> 105.50 5.28 4.75<br />
3. Bomatter Karl ab Haus und Garten, <strong>Schattdorf</strong> 246.16 12.31 11.08<br />
4. Gisler Aloys, ab Teiftal, <strong>Schattdorf</strong> 351.65 17.58 15.82<br />
5. Baumann Joseph, ab Schulerrütti, <strong>Schattdorf</strong> 351.65 17.58 15.82<br />
6. Gisler Paul, ab Ey – Wyler, Spiringen 330.56 16.53 14.88<br />
Summa 1754.75 87.74 78.96<br />
Das Kapital der alten <strong>Dorfbrunnenleite</strong> ging 1909 zur neuen Wasserversorgung über. Es betraf<br />
sieben Gülten im Wert von Fr. 1’947.09 und ein Kassabuch im Wert von Fr. 633.80. Bis 1939 erschienen<br />
diese Gülten auch in der neuen Wasserrechnung, wurden dann aber vermutlich auf Bitten<br />
des Brunnenverwalters abgelöst.<br />
Das Leitungssystem der alten <strong>Dorfbrunnenleite</strong> war ziemlich einfach. Das Wasser floss durch die<br />
Tüchel in den Wasserverteilkasten. Dort teilte es sich in die verschiedenen Stränge. Gingen vom<br />
Wasserverteilkasten eine Hauptleite zu einem Dorfbrunnen und eine Privatleitung ab, war der<br />
Ausgang in die Privatleitung im Kasten etwas höher angesetzt. Somit hatten an erster Stelle der<br />
Dorfbrunnen Wasser und erst nachher die Privatleitung. In Notzeiten konnte sogar die Privatleitung<br />
verschlossen werden. Solche einfachen Wasserleitungen mit einem Wasserverteilkasten,<br />
Scheidtrögli genannt, sieht man noch hie und da in den Alpen. Der Brunnenbrief (Brunnenreglement)<br />
von <strong>1608</strong> erwähnt, dass Private, welche Wasser begehrten, um in ihr Eigen zu leiten, vor die<br />
Kirchgenossen treten sollen, um ihr Anliegen kundzutun. Die Kirchgenossen sollen nach Möglichkeit<br />
solchen Begehren auch stattgeben, aber immer mit der Auflage, dass vor allem die sieben<br />
Dorfbrunnen genügend Wasser haben. 1853 stellten Stubenvogt Niklaus Philipp und Leutnant Josef<br />
Baumann die Anfrage an den <strong>Gemeinde</strong>rat, das Wasser auf den Grund hinaus zu leiten. Weil<br />
das Gesuch zu wenig präzis war und nicht klar hervor ging, ob sie das Wasser aus dem Dorfbach<br />
oder von der <strong>Dorfbrunnenleite</strong> wünschten, wurde auf das Ansuchen nicht eingetreten. Zu dieser<br />
Zeit gab es noch sehr wenige Privatanschlüsse. Private Anschlüsse ab der <strong>Dorfbrunnenleite</strong> bestanden<br />
zum Gaden des Alois Bomatter und zum Haus des Franz Gisler Matte, dem jetzigen Haus<br />
von Frau Agnes Gisler, alt Hebamme, an der Dorfstrasse 12. Im Jahr 1876 erstellte Josef Bär eine<br />
Leitung vom Spielmattbrunnen zu seinem Mätteli, jedoch ohne Rechtsbeleg. Erst mit Datum vom<br />
25. Februar 1883 wurden Josef Bär, Spielmatt, und Josef Marie Gisler, Matte, als Nachfolger von<br />
Franz Gisler und Franz Stadler, Steinermatte, je eine schon früher benutzte Röhre Wasser in ihre<br />
Küchen von der Dorfgemeinde bewilligt. Namens der Dorfgemeinde wurde mit Datum 17. November<br />
1883 dafür ein Rechtsbeleg ausgestellt. Ab diesem Datum ist das Wasser im Haus, in <strong>Schattdorf</strong>,<br />
Wirklichkeit geworden.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 10 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Die Eisenröhren ersetzen die Holztüchel<br />
1871 erhielt die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Schattdorf</strong> vom Bezirksrat die Bewilligung zu einem Holzschlag im Wert<br />
von Fr. 2’500.-- für die Kirchenreparatur und zur Erstellung einer eisernen Wasserleitung vom Kirchenbrunnen<br />
bis zum Platzbrunnen. Kirchenvogt Alois Bomatter bat, dass er auch ab der neuen<br />
Leite eine Abzweigung in seinen Hofstatt-Gaden erhält, wie er sie schon bei der alten Leite besass.<br />
Er versprach, Fr. 50.—bar zu bezahlen. Die <strong>Gemeinde</strong> verlangte noch eine jährliche Konzession<br />
von Fr. 3.--. Ebenso ersuchten Ratsherr Bauhofer und <strong>Gemeinde</strong>weibel Zgraggen um einen<br />
Brunnenstock bei ihrem Sagenhaus. Auch dieser wurde probeweise gegen eine jährliche Taxe<br />
von Fr. 5.-- auf ein Jahr bewilligt. Bei all diesen Konzessionen wollte die <strong>Gemeinde</strong> keine Vorrechte<br />
schaffen und vor allem genügend Wasser für die sieben öffentlichen Brunnenstöcke sicherstellen.<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> hatte nie Tonröhren verwendet, sie hat von den Holztücheln ohne Umweg direkt<br />
zu den Eisenröhren gegriffen. Tonröhren wurden in <strong>Schattdorf</strong> vor allem von Privaten bevorzugt<br />
und zwar im Gebiet Wyergasse und Felder, diese bezogen das Wasser von Bürglen. Auch im<br />
Gebiet Acherli wurden Tonröhren verwendet z.B. Winterbergmatt – Achern und Rain - Triggli. In<br />
den Jahren 1880 bis 1884 wurden sämtliche noch aus Holztücheln bestehende Dorfbrunnen-<br />
Leiten mit Eisenröhren ersetzt. Das Urner Wochenblatt berichtet auch vom Erstellen von zwei Hydranten,<br />
einer beim Kirchbrunnen, der andere auf der Spielmatt. Diese Hydranten sind sonst nirgends<br />
erwähnt. Nebst dieser <strong>Dorfbrunnenleite</strong> wurden eine ganze Anzahl Privatanschlüsse getätigt.<br />
Die längste Privatleitung mit 754 Meter war die Leitung auf den Grund hinaus. Initianten waren<br />
alt Ratsherr Anton Bauhofer, Besitzer eines Hauses unter der Schächenkapelle, alt Dorfvogt Max<br />
Zgraggen, Hofstatt, Schreiner Josef Marie Brand, Alois Planzer, Alois Dittli und Johann Arnold.<br />
Das Wasser wurde beim Wasserkästchen beim Kirchenbrunnen abgeleitet und auf den Grund hinaus<br />
zu den einzelnen Wasserbezügern geleitet. Beim alten Schützenhaus wurde ein Brunnen erstellt.<br />
Dieser Brunnen gehörte nicht zu den öffentlichen Dorfbrunnen, es war ein Privatbrunnen auf<br />
öffentlichem Grund. Die Armenverwaltung machte von ihrem ausgehandelten Recht Gebrauch und<br />
leitete das Wasser ab dem Gasthaus „Grünen Wald“ zum Pfleggrundgaden. Zuvor war diese Liegenschaft,<br />
Pfleggrund, mit einer Wasserleitung aus dem Dorfbach durch Anton Bissigs Hofstatt mit<br />
Wasser versorgt gewesen. Wie im Brunnenbrief erwähnt ist, dass jene, welche Wasser auf ihr Eigen<br />
zu leiten begehrten, vor die Kirchgenossen treten sollen und ihr Begehren kund tun, wurde<br />
auch diese Leitung auf den Grund hinaus durch den Dorfgemeindebeschluss vom 30. April 1882<br />
bewilligt. Die Herren Inderbitzi, Gerbe, und Walker, Adlergarten, erstellten eine weitere Privatleitung<br />
ab dem Spielmattbrunnen 300 Meter in gerader Richtung bis in Valentin Scheibers Hofstatt.<br />
Dort verzweigte sich die Leitung, ein Strang führte zur Gerbe, der andere zum Adlergarten und von<br />
dort zu Ratsherrn Johann Walkers Rüttigaden. Dorfvogt Karl Planzer hat das Wasser beim Rüttigaden<br />
abgenommen und mit knapp 40 Meter Leitung in seine Langrütti geleitet. Ab dem siebten<br />
Dorfbrunnen beim Hof wurde eine Leitung in gerader Richtung 281 Meter durch die Matte an die<br />
Gotthardstrasse verlegt, zur Versorgung der Liegenschaften oberhalb des Rankes. Sie leiteten das<br />
Wasser vorerst nicht in die Häuser, sondern erstellten einen gemeinsamen Brunnentrog. Initianten<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 11 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
dieser Leitung waren Xaver Walker und Kompanie, Landstrasse. 1896 erstellten ab dem Dorfbrunnen<br />
bei Stadler<br />
Franzen in der Steinermatte die unterliegenden Güterbesitzer eine Leitung zum Stall des Josef<br />
Herger, Benziger, weiter zum Gasthaus Brückli des Ratsherrn Simmen und zum Weingarten des<br />
Augustin Schuler. Beim Neubau der Wasserversorgung war diese Leitung erst 12 Jahre alt. Es ist<br />
die einzige Privatleitung, welche in den Besitz der neuen Wasserversorgung überging. Das Wasser<br />
fliesst nun in umgekehrter Richtung von der Gotthardstrasse her zum Haus Stadler in der Steinermatte.<br />
Das Wasser der von Andreas von Moos geschenkten Quelle im unteren Talacherli reichte über<br />
200 Jahre. Es war ja auch die Quelle mit der grössten Schüttung. Erst 1827 lesen wir im <strong>Gemeinde</strong>ratsprotokoll,<br />
dem Andreas Lusser im Kahlenbiel wird ein Stöckli Holz im Bannwald bewilligt für<br />
die neu gegebene Quelle. Mit diesem Stöckli soll er bezahlt und zufrieden gestellt sein und weder<br />
von ihm noch von nachfolgenden Besitzern dieses Gutes (Kahlenbiel) mehr gefordert werden.<br />
1871 erscheint erneut ein Quellenkauf im GR Protokoll. Dem Schuster Franz Herger im Kahlenbiel<br />
wird für Fr. 30.-- eine weitere Quelle abgekauft. Herger handelt für sich jedoch das nötige Wasser<br />
zu seinem Gaden ein.<br />
Die <strong>Dorfbrunnenleite</strong> war eine<br />
öffentlich-rechtliche Institution<br />
Die Namen Brunnengenossen, Kirchgenossen oder Dorfgenossen wurden abwechselnd immer<br />
wieder gebraucht. Wenn es um eine Sache der Brunnenleite ging, nannte man die Dorfleute Brunnengenossen,<br />
im anderen Fall Kirchgenossen oder auch Dorfgenossen. Die Beamten, der Brunnenvogt<br />
und der Brunnenleiter wurden von der Dorfgemeinde gewählt und der <strong>Gemeinde</strong>rat, früher<br />
Dorfgericht genannt, hatte die Aufsicht über diese Beamten. Die vom Brunnenvogt vorgelegte<br />
Brunnenrechnung wurde von einem gemeinderätlichen Ausschuss kontrolliert. Zum Anzapfen der<br />
Leite für privaten Gebrauch war nur die Dorfgemeinde zuständig. Verbindliches Reglement war der<br />
Brunnenbrief von <strong>1608</strong>, in dem als oberste Instanz die „gemeine Kilchsgnossen“ genannt werden,<br />
also die gemeinsam versammelten Kirchgenossen in der Dorfgemeinde. Beim Übergang von der<br />
alten zur neuen Wasserversorgung gab es keine Auflösung einer Genossenschaft mit Abtretung<br />
an die neue Institution. Das Vermögen wie das noch brauchbare Material gingen gemäss Dorfgemeindebeschluss<br />
an die neue Wasserversorgung. Selbst die alten verliehenen Wasserrechte an<br />
Private, anerkannte die neue Wasserversorgung ohne Kommentar. Somit steht fest, die <strong>Dorfbrunnenleite</strong><br />
war eine öffentlich-rechtliche Institution der <strong>Gemeinde</strong> und die neue Wasserversorgung ist<br />
nur die Fortführung dieser alten Tradition. <strong>Schattdorf</strong> ist somit sicher eine der wenigen <strong>Gemeinde</strong>n<br />
des Kantons Uri, welche eine so alte <strong>Gemeinde</strong>wasserversorgung besitzt. Zum Vergleich: Altdorf<br />
hatte vor 1888 recht komplizierte Verhältnisse, da zum einen private Leitungen eigene Quellen<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 12 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
besassen und zum andern private Leitungen und öffentliche Leitungen von den gleichen Quellen<br />
gespiesen wurden. Mit der Errichtung der neuen Wasserversorgung 1888 schaffte die <strong>Gemeinde</strong><br />
Altdorf Klarheit in dieser Sache. In Bürglen und auch Silenen regeln heute noch zahlreiche private<br />
Genossenschaften die Wasserversorgung. Etwas speziell ist es im Dorf Isenthal. Dort war seit der<br />
Errichtung der Wasserversorgung fürs Dorfgebiet im Jahr 1798 bis 1860 die <strong>Gemeinde</strong> Besitzerin<br />
der <strong>Dorfbrunnenleite</strong> und ab 1860 bis heute ist es eine private Genossenschaft, die so genannte<br />
Dorfwassergenossenschaft Isenthal.<br />
Zu den Anlagen der <strong>Dorfbrunnenleite</strong>, die 300 Jahre bestand, gehörte die Quelle zuoberst im unteren<br />
Talacherli, welche von Andreas von Moos geschenkt wurde. Dann die später gekauften Quellen<br />
im Kahlenbiel sowie das Reservoir in der Blewi, Brunnenstubli genannt. Weiter gehörte dazu<br />
das gesamte Leitungsnetz mit den Verteilkästen zu den sieben öffentlichen Dorfbrunnen inklusive<br />
den Brunnenstöcken. Die Brunnentröge hingegen mussten von den Mitbenutzern unterhalten und<br />
wenn nötig ersetzt werden. Das nötige Holz wurde von der <strong>Gemeinde</strong> zur Verfügung gestellt.<br />
300 Jahre <strong>Dorfbrunnenleite</strong>, und 100 Jahre eine moderne flächendeckende Wasserversorgung<br />
ergibt 400 Jahre, in welcher Zeit das kostbare Nass den Bewohnern von <strong>Schattdorf</strong> schon zur Verfügung<br />
steht.<br />
Platzbrunnen um 1900<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 13 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Brunnenbrief von <strong>1608</strong> (Brunnenreglement)<br />
Wir der Landamman und Rath zu Ury thuond khund, bekänend hiemit offentlich in Kraft und Ansähen<br />
dis Briefs, wie dass uff hütt dato vor und in Rath erschienen sind, die frommen, Ehrsammen<br />
und Wysen, unsere besonders Liebe und getrüwe Landlit Petter Käs und Jackob Wälti als in Namen<br />
und verordnete von gmeinen Kilchgnossen zu <strong>Schattdorf</strong>, uns fürbringende, wie dass sie gemeintlich<br />
zu allgemeinen nutz und ganzen löblichen Kilchgang zu Guothem sich miteinander verglicht<br />
und übereinkommen, wägen ihres habenden Brunnenwasser und desselbigen Leitte, so sy<br />
mitt Verwillgung und tür ihrer hohen Oberkeit auch mitt Zulassung und gegebnen Gwald. Aller deren,<br />
durch welcher Güteren und Grund solche Brunnenleitte hinfüran gan wurde, dass sie allgemeintlich<br />
und sunderlich zu Erhaltung obgemeldter Brunnen nachfolgende Ordnung und Artikel<br />
zuhalten abgerathen, beschlossen, uff und angenommen habent.<br />
Namblichen und zu dem ersten, dass aller obgemeldt Brunnenwasser vorus und ab alein den siben<br />
uffgerichten Brunnenstöck dienen und zuhören und selbige darus in ihrem Gang glich, und<br />
alein sollent erhalten werden.<br />
Namblichen<br />
der erst Brunnenstock, so by der Pfarrkirchen ist,<br />
der ander so by Lang Johannes Zgraggen Hus,<br />
der dritte so by ihres Pfarrhern Hus näben Jackob Wältis Hus,<br />
der fiert so by der Spillmatt ist,<br />
der fünfte so in der Grauwi by Petter Käsen Hus,<br />
der sechst in dem Dorf wo die Landstrass von Bürglen kumt,<br />
der sibette und lezte unden dem Güsen Gässli by Sebastian Gislers Hus,<br />
und sollen jetzt gemeldte sieben Brunnenstöck in künftiger Zitt allwägen mit gemeiner Hilf und Stür<br />
an dem Ort, wo sie jetzt ufgericht sind, alda verbliben und erhalten werden.<br />
Zu dem andern syent sy übereinkommen und ufgesezt, dass wann in Künftigem ein Tünkel oder<br />
mehr zu gemeltem Brunnenstöck, in einsis oder mehr Personen Grund und Gütern erfulettent<br />
zerbrähent oder besserens mangletent, dass als dann gemeine Kilchsgnossen Gwalt haben sollent,<br />
selbigen uszugraben und zu erbesseren nach erheischender Noturft, jedoch mit gebührender<br />
Bescheidenheit, auch dass man dem Jnhaber dessälbigen Gut und Eigenschaft die Gräben wiederum<br />
zufüllen und vermachen, die Muren oder Heg widerum uffrichten und machen solle.<br />
Zu dem dritten, dass wann im künftigen einer oder mehr wärent, die dann auch begertent solches<br />
Brunnenwassers in ihr Eigen kosten mänchlichen ohne Schaden in andere Ort und änden uff und<br />
zu dem ihren zu leiten, und des Wassers zu obgemelten siben Brunnenstöck, sunsten genug vorhanden<br />
wäre, so möge einer alsdann gmeine Kilchgnossen begrützen welche ime in Bescheiden-<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 14 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
heit solches nit abschlagen werden, jedoch mitt Geding im Fall das gemelt Brunnenwasser abgann<br />
wurde, also das obgemeldte Brunnenstöck nitt genugsamm Wassers hätten dass alsdann alle andere<br />
Brunnenstöck still stahe und verschlagen werden, das Wasser alleine den ersten sieben gefolgen<br />
soll, ohne einige Wiederred solange, bis dass wiederum gnugsam Wasser vorhanden sye.<br />
Zu dem vierten, dass niemätsmehr wer doch der syn möchte weder Tages noch des Nachts zu<br />
keiner Zitt nitt sölle noch möge in denjenigen Brunnentrög so gemein sind und mit gemeiner Hilf<br />
und Stür zuher gethann worden oder nochgemacht würdet, einicher gstalt nützit, darin wäschen,<br />
unsubers darin thun noch auch nützit darin zu linden leggen, es sey dann glich woll was es wölle<br />
vorbehalten Krud, oder des glichen und welcher solches übersäche, jedesmal um ein Guldi zu Buoss<br />
solle abgestraft werden, davon dem Angeber der vierte Theil, das übrige den Kilchsgnossen<br />
verfallen sein solle, es möchte sich einer auch allso mit Gwand Geschiff und Geschirr darin zu wäschen,<br />
Kod und ander Unrath darin zu thun und zu leggen also unbescheidentlich verhalten und<br />
tragen, dass gemeine Kilchsgnossen zu Schatdorf nach Gestalt des Fählers Gwalt haben sollent,<br />
sy die fehlende umb gliche und grössere Buoss abzustraffen.<br />
Zu dem Fünften und lezten, so habent sie auch geordnet und beschlossen, dass keiner welcher<br />
auch der sye, vorbehalten der Brunnenvogt, weder Tags noch Nachts nitt sölle und mögen über<br />
die Tünkel gän, noch Brunnenstöck schliessen noch ufthun, nit usgräben das Wasser us old in den<br />
Tünklen schweinern noch mehren, ohne Erlaubnis des Brunnenvogts oder gmeiner Kilchgnossen<br />
zu Schatdorf, jedesmal by vier Guldi zu Buoss und Abtrag dessen, so einer möchte damit geschänt<br />
oder geschediget haben, alles ohne Jntrag und Wiederred.<br />
Und nach Erscheinung solcher gestellten Satzung und Ordnungen habent sy uns gantz flissig gebätten<br />
wir selbe also bestätigen und gutheissen, auch dessen ja um , Macht und Gwalt geben wellint.<br />
Dass menniglis darby bliben und die ungehorsammen dahin gehalten werden möged, daruf wir<br />
ihrem Begehren nitt unbillich sondern rechtmässig und in gemein nützlich und nodtwendig befunden<br />
und derwegen obgemeldte Artikel und Ordnung allendlichen bekräftiget und bestättiget, also<br />
dass sy selbigen nachzukommen und zu erhalten wohl befügt syn sollen ohne Jemands in und<br />
widerer, Jedoch einer hohen Oberkeit in allweg ohne Kosten und Schaden auch habenden Fryheiten<br />
und Gerechtigkeiten ohne Schweinerung und Nachtheil. Und solchem zu einem wahren festen<br />
Urkund, so habent wir ine diesem Brief mit unsers gmeinen Lands angehängten Sekret insigill öffentlich<br />
bewart und bekräftiget übergeben lassen.<br />
Beschähen den 14. Tag Meien Jm Jahr nach der heilsammen Geburth Jesu Christi unsers Seeligmachers<br />
gezelt, Einthusent Sechshundert und acht Jahr.<br />
Sign: Landschreiber Gisler<br />
Die dem Original gleichlautende Abschrift<br />
Altdorf den 8. Jenner 1841 Gisler Landschreiber<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 15 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Plan<br />
<strong>Dorfbrunnenleite</strong> mit den sieben Dorfbrunnen (blau)<br />
und den Privatanschlüssen bis 1896 (rot)<br />
Ø 21 mm<br />
L 745 m<br />
Grund<br />
Ø 21 mm<br />
L 87 m<br />
Belmimatte<br />
Oberes Wasserkästli<br />
Kahlenbiel<br />
Unteres Wasserkäsli<br />
Ø 40 mm<br />
L 38 m<br />
Platzbrunnä<br />
Ø 21 mm<br />
L 78 m<br />
Hofbrunnä<br />
Reservoir<br />
Blewi<br />
Ø 90 mm<br />
L 10.5 m<br />
Ø 75 mm<br />
L 249 m<br />
Chiläbrunnä<br />
Ø 45 mm<br />
L 297 m<br />
Ø 21 mm<br />
L 185 m<br />
Gräwibrunnä<br />
Herger, Baumgarten<br />
Simmen, Brückli<br />
Schuler, Weingarten<br />
L 281 m<br />
Kahlenbielgaden<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 16 von 48<br />
Ø 45 mm<br />
L 113.5 m<br />
Pfläggbrunnä<br />
Pfarrhofbrunnä<br />
Spielmattbrunnä<br />
Stadler,<br />
Steinermatte<br />
Ø 21 mm<br />
L 44 m<br />
Ø 30 mm<br />
L 300 m<br />
Rank Gotthardstrasse<br />
Bär Josef,<br />
Spielmatt<br />
bis zum Turm<br />
(Halbenstein)<br />
Ø 15 mm<br />
L 66.5 m<br />
Verzweigung<br />
Scheibersmatte<br />
Adlergarten<br />
Rüttigaden des Joh. Walker<br />
Langrütti des Karl Planzer<br />
Gerbe
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Wasserversorgung 1908<br />
Die Projektierung<br />
1903 wurde aus der damaligen Eidg. Laborierwerkstätte die Eidg. Munitionsfabrik Altdorf. Als der<br />
<strong>Gemeinde</strong>rat im März 1906 vernahm, dass die Munitionsfabrik beabsichtigt, den Schächenwald<br />
links des Schächens zu kaufen, um auf dem Gelände Fabrikgebäude zu erstellen, richtete er die<br />
Anfrage an die Direktion, ob sie geneigt wären, von der vorhabend zu erstellenden Wasserversorgung<br />
der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Schattdorf</strong> das benötigte Wasser zu beziehen. In <strong>Schattdorf</strong> war man schon<br />
seit geraumer Zeit mit dem Gedanken beschäftigt, die alte <strong>Dorfbrunnenleite</strong> durch eine neue Wasserversorgungsanlage<br />
zu ersetzen.<br />
Am Ostermontag 16. April 1906 tagte die <strong>Gemeinde</strong>versammlung und beschloss:<br />
1. Planung und Kostenberechnung zur Erstellung einer Wasserversorgung mit Hydranten. Als<br />
Vorlage diente der <strong>Gemeinde</strong>versammlung eine von Mechaniker Xaver Schmidig erstellte provisorische<br />
Kostenberechnung ohne Ankauf der Quellen von Fr. 28’862.--. Dieses Projekt enthielt<br />
ein Reservoir von nur 150 m 3 und 12 Hydranten.<br />
2. Ankauf und chemischer Untersuch der in Aussicht genommenen Quellen und ermitteln derer<br />
Quantität durch Fachmänner.<br />
3. Wahl einer Wasserversorgungskommission mit folgender Besetzung:<br />
Präsident Zgraggen Johann, <strong>Gemeinde</strong>präsident, zum Sternen<br />
Vizepräsident Inderbitzi Ludwig, alt Ratsherr, Villa Friedheim<br />
Mitglied Gerig Josef, Schmiedemeister<br />
Mitglied Walker Xaver, Landrat, Bötzlingen<br />
Mitglied Bomatter Josef, alt Dorfvogt, zum Rössli<br />
Die neu gewählte Kommission hielt ihre erste Sitzung bereits am 29. April 1906 und es folgten bis<br />
März 1912 weitere 56 Sitzungen.<br />
Nach dem Grundsatz, was nützt eine Wasserversorgung, wenn die Wasserquellen fehlen, galt das<br />
erste Interesse daher diesen Wasserquellen. 13 Quellen im Teiftal wurden auf ihre Schüttung und<br />
Qualität hin untersucht. Anfangs März 1907, bei kleinstem Wasserstand, wurden bei den nachfolgenden<br />
Quellen die Quantität gemessen und Proben für die chemische Analyse genommen.<br />
Im Talacherli und Kahlenbiel, 7 Quellen mit Total 412 Liter/Minute<br />
Im Talacherli die Quelle der alten <strong>Dorfbrunnenleite</strong> 178<br />
Im Obertalacherli des Josef Marie Gisler, Oberfeld, 1 Quelle 130<br />
Im Grossteiftal der Söhne des Alois Gisler sel., 2 Quellen 204<br />
Auf Allmend ennet dem Gangbach im Bächwald, 1 Quelle 156<br />
Total 1080 Liter/Minute<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 17 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Eine kleine Quelle in der Blewi wurde ebenfalls untersucht, deren Schüttung jedoch nicht notiert.<br />
Beim späteren Nachgraben zum Fassen der Quellen zeigten mehrere und vor allem die grossen<br />
Quellen doppelt so grosse Leistungen wie bei der ersten Messung. Deshalb entschloss man sich,<br />
vorderhand nur 7 Quellen einzuleiten, die andern jedoch für späteren Gebrauch zu erwerben. Der<br />
Untersuchungsbericht von Kantonschemiker Bürgi von Schwyz bezeichnete alle Quellen als gutes<br />
Trinkwasser.<br />
Eine grosse Hürde war der Ankauf der Quellen, da sich bis auf eine, alle auf Privatgrundstücken<br />
befanden. Nach langen Verhandlungen kam auch hier eine Einigung zustande ohne Einleitung<br />
einer Expropriation, mit welcher man sich seitens der Kommission schon befasste. Von Andreas<br />
Zgraggen, Trip, als Besitzer von Tueggruebe und unteres Talacherli, wurden zur alten <strong>Dorfbrunnenleite</strong>,<br />
welche schon im Besitze der <strong>Dorfbrunnenleite</strong> war, noch weitere fünf Quellen abgekauft.<br />
Die Quellen in der Blewi und die drei im Kahlenbiel waren schon im Besitze der <strong>Gemeinde</strong> und es<br />
wurden nur neue Verträge wegen dem Reservoir und dem Durchleitungsrecht ausgehandelt.<br />
Eine Umfrage von 1906, um die Wasserbezüger einer neuen Wasserversorgung zu ermitteln, ergab<br />
deren 60 Anmeldungen. Dem gegenüber standen 24 Haushalte mit Familien oder Einzelpersonen,<br />
welche ihr Wasser weiterhin aus den offenen Dorfbrunnen beziehen wollten. 15 Haushaltungen<br />
bezogen das Wasser über eine Privatleitung, welche von der <strong>Dorfbrunnenleite</strong> abgezapft<br />
war. Sie wollten vorderhand daran auch nichts ändern. Bei einer erneuten Umfrage vom Jahr 1908<br />
waren es bereits 120 Abonnenten. Das sind praktisch alle Haushaltungen innerhalb des projektierten<br />
Leitungsnetzes. Der Grund für die anfänglich geringe Anmeldezahl war, dass viele glaubten,<br />
sie seien doch Wasserrechtsbesitzer der alten <strong>Dorfbrunnenleite</strong> und können weiterhin ihr Wasser<br />
von dieser Leite zum Nulltarif beziehen, was natürlich ein Trugschluss war. Wie viele andere<br />
glaubte auch Franz Stadler in der Steinermatte an sein Recht und richtete am 6. September 1908<br />
ein Protestschreiben an den Präsidenten der Wasserkommission. Darin teilt er die Sorge um die<br />
Schmälerung seines alten Rechtes mit. Er wünschte nichts anderes von der neuen Leitung, als<br />
das, was er von der alten Leitung auch hatte, nämlich genügend Wasser in der Küche und im Trog<br />
unter dem Haus und das alles, ohne zusätzlich zu bezahlen. Ferner schreibt er: Wenn die <strong>Gemeinde</strong><br />
die alte Leitung beschädigt, wäre die <strong>Gemeinde</strong> gezwungen, diese zu ersetzen. Im Auftrag<br />
der Kommission schrieb der <strong>Gemeinde</strong>schreiber Josef Zgraggen an Franz Stadler. Am Anfang des<br />
Antwortschreibens erwähnte er die Pergamentakte vom 14. Mai <strong>1608</strong> (Brunnenbrief). Weiter<br />
schrieb er, auf den Brunnen, der zur Zeit wiederrechtlich unter ihrem Haus im Eigen steht, haben<br />
sie so wenig oder anders gesagt, nicht mehr und nicht weniger Anspruch, als jeder andere Einwohnerbürger<br />
von <strong>Schattdorf</strong>. Sobald die Privatanschlüsse an die neue Wasserversorgung vollendet<br />
bzw. angemeldet waren, wurden die bisherigen Leitungen abgeschlossen und der neuen zugeleitet.<br />
Selbst der Korrespondent vom Urner Wochenblatt schrieb, dass die im November 1907 abgehaltene<br />
<strong>Gemeinde</strong>versammlung einstimmig den Bau einer Wasserversorgung mit Hydranten mit<br />
einem Kostenaufwand von Fr. 60'000.-- beschloss.Das Werk sei zum Teil denen zu verdanken,<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 18 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
die uneigennützig auf bisher innegehabte Wasserrechte verzichteten, berichtete das Urner Wochenblatt.<br />
Bei diesen Wasserrechten handelte es sich um Ableitungsrechte von der <strong>Dorfbrunnenleite</strong>,<br />
die für die sieben öffentlichen Dorfbrunnen das Brunnenwasser lieferte und vor allen anderen<br />
das Recht auf das Brunnenwasser hatte. Mit der neuen Wasserversorgung konnten alle nur profitieren,<br />
wenn auch nicht zum Nulltarif. Die <strong>Dorfbrunnenleite</strong> war Eigentum der <strong>Gemeinde</strong>. Somit<br />
konnte die Dorfgemeinde mit Mehrheitsbeschluss diese Leite durch eine neue Wasserversorgungsanlage<br />
ersetzen lassen, damit möglichst alle Einwohner in den Genuss von fliessend Wasser<br />
im Haus kamen.<br />
Die Quellen waren gesichert und die Wasserbezüger vorhanden. Nun galt es, das Wasser zu den<br />
Benützern zu bringen, d.h. die Wasserversorgungsanlage zu erstellen. Mit klaren Vorgaben über<br />
den Verlauf der Hauptleitung und des Standortes des Reservoirs übertrug die Kommission das<br />
Vermessen und Erstellen eines definitiven Planes an den in Sachen Wasserversorgung bestens<br />
vertrauten Bauführer Carl Koch aus Zug. Der Dorfvogt erhielt den Auftrag, für die Vermessung 120<br />
Holzpfähle zu liefern. Kommissionsmitglied Xaver Walker und Bannwart Franz Gisler wurden als<br />
Messgehilfen dem Bauführer Koch zur Verfügung gestellt.<br />
Am 24. November 1907 versammelte sich die Dorfgemeinde, um der geplanten neuen Wasserversorgung<br />
grünes Licht zu geben.<br />
Dem geplanten Projekt mit den Hauptleitungen und 16 Hydranten, einem Reservoir mit 200 m 3<br />
Inhalt und mit errechneten Kosten von Fr. 55’000.-- zuzüglich einer Reserve von Fr. 5’000.-- (Total<br />
Fr. 60'000.--) wurde zugestimmt. Ebenfalls wurden die bisherigen Kommissionsmitglieder auch für<br />
die Ausführung des Projektes wieder gewählt. Das <strong>Gemeinde</strong>präsidium hat inzwischen vom Kommissionspräsidenten<br />
Johann Zgraggen zu Kommissionsmitglied Xaver Walker gewechselt.<br />
Die Schächenwald-Güter<br />
Im Sommer 1907 kam von der Munitionsfabrik Altdorf eine erste Anfrage an den <strong>Gemeinde</strong>rat um<br />
Wasserlieferung, jedoch nicht für Fabrikationszwecke, sondern für die Liegenschaften entlang dem<br />
projektierten Firmengelände. Es ging darum, an fünf an die Munitionsfabrik Altdorf, sprich Schächenwald,<br />
angrenzenden Güterbesitzer, Wasser zu liefern. Die Munitionsfabrik Altdorf gedachte<br />
nämlich, ihr aufgekauftes Areal einzuzäunen. Die fünf Güterbesitzer besassen aber am Schächen<br />
Tränkrechte, welche nun in ihrer Nutzung durch das Errichten eines Zauns verunmöglicht wurde.<br />
Die Munitionsfabrik Altdorf gedachte, den betreffenden Güterbesitzern von der in Planung befindlichen<br />
Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong> je eine Röhre Wasser bis zu ihren Häusern und Ställen zu<br />
leiten. Nach den notwendigen Verhandlungen konnte der Vertrag am 10. Juni 1908 zwischen der<br />
Direktion der eidg. Bauten in Bern und der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Schattdorf</strong> unterzeichnet werden. Die <strong>Gemeinde</strong><br />
<strong>Schattdorf</strong> verpflichtete sich damit, den fünf nachfolgend genannten Güterbesitzern von<br />
der neu zu erstellenden Wasserversorgungsanlage eine Leitung bis an ihre Eigentumsgrenze<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 19 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
zu erstellen.<br />
Philipp Franz, Kirchenvogt zum Gut „Grund“<br />
Walker Kaspar, Dorfvogt, zum Gut „Ey“<br />
Gisler Gebrüder, Baldigers, zur „Engelrütti“<br />
Stadler Josef, Bahnwärter, zur „Arnoldrütti“<br />
Gisler Gebrüder, Lehn, zur „unteren Kasteln“<br />
Die Direktion der eidg. Bauten zahlte für die Ablösung dieser Servitute der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Schattdorf</strong><br />
als einmalige Aversalsumme Fr. 6’300.--. Nach Auszahlung dieser Entschädigung war die Eidgenossenschaft<br />
berechtigt, die südliche Grenze ihres linksseitigen Schächenwald-Grundstückes voll<br />
und ganz abzuschliessen.<br />
Baustelle wo man hinschaut<br />
Am 11. April 1908 wurde der Bauvertrag zwischen der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Schattdorf</strong> und dem Unternehmer<br />
Xaver Schmidig unterzeichnet. Die gesamte Bauleitung lag in den Händen der Kommission.<br />
Um Kosten zu sparen und schnellstmöglich genügend Material fürs Reservoir zu haben, wurde die<br />
Korporation Uri angefragt um Sandentnahme aus einer alten Sandgrube im Wald unter dem Waldbruder<br />
und um Sand- und Kiesentnahme aus dem Unterlauf des Gangbaches beim unteren Schachen.<br />
Ebenso wurde das Kantonale Bauamt angefragt um Sand- und Kiesentnahme aus der<br />
Reuss beim Dimmerschachen. War im Frühjahr 1907 der Ankauf der Quellen die Hauptarbeit, war<br />
es im Frühsommer 1908 der Bau des Reservoirs. Erschwerend kam dazu, dass man kurz vor Vertragsabschluss<br />
die Grösse des Reservoirs von 200 m 3 auf 300 m 3 vergrösserte. Das hiess, das<br />
Reservoir wurde um 5 Meter länger und die Mittelwand 15 cm dicker, sonst waren keine anderweitigen<br />
Veränderungen nötig, schrieb Schmidig. Ausser Mehrkosten von rund Fr. 2’500.--. Es war<br />
auch hauptsächlich das Reservoir, welches die Kommission noch drei Jahre beschäftigte und zu<br />
einem langwierigen Schiedsgerichtsverfahren führte. Die Kommission hatte anfänglich die Absicht,<br />
die ganze Bauleitung und Aufsicht selber zu machen. Doch sie kam an ihre Grenzen. In dieser<br />
Situation musste schnell gehandelt werden. Die Kommission tat dies auch. Sie suchte einen zuverlässigen<br />
Mann zur Überwachung der Mörtelmischung und zur Aufsicht. Xaver Walker erhielt den<br />
Auftrag, einen geeigneten Mann zu suchen. Er wurde bald fündig in der Person von Josef Gamma,<br />
Eggeli. Josef Gamma wurde für Fr. 4.50 Taglohn zur ständigen Überwachung der Mörtelmischung<br />
und der Mauern eingestellt. Er wurde mit der gleichen Autorität wie ein Kommissionsmitglied versehen.<br />
Gamma machte scheinbar die Arbeit gut, man übertrug ihm später das Auffassen der Quelle<br />
im Obertalacherli und der Quelle im Bächwald ennet dem Gangbach. Gamma hat für total<br />
Fr. 803.70 Arbeit geleistet, was 178,6 Tagen entspricht. Somit konnte sich die Kommission vermehrt<br />
dem Leitungsnetz mit den vielen Wünschen und Abänderungen annehmen. Während der<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 20 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Bauzeit wurde das Leitungsnetz verlängert. Die Hauptleitung war ursprünglich nur bis zum Gasthaus<br />
Brückli vorgesehen. Diese wurde auf Wunsch des <strong>Gemeinde</strong>rats bis in die Ecke des Weingartens<br />
bei der Einfahrt der Landsgemeindestrasse und dieser entlang bis zur Liegenschaft Bötzlingen<br />
verlängert.<br />
Ein Blick auf das Leitungsnetz: Auf die Sammelleitung, welche das Quellwasser vom Talacherli<br />
über Tüeggrüebe, Kahlenbiel zur Blewi ins Reservoir brachte. Die Hauptleitung vom Reservoir zum<br />
Kirchplatz. Dort teilte sich die Leitung in zwei Hauptstränge. Der eine, kürzere, verlief Richtung<br />
Spielmatt und versorgte das Gebiet Oberdorf, Langgasse und Spielmatt. Der andere Hauptstrang<br />
verlief der Kirchgasse entlang zum Dorf und weiter der Dorfstrasse entlang auf den Grund bis zum<br />
Grünen Wald. Dort wurde vorsorglich ein Anschluss für die Munitionsfabrik gemacht. Dann verlief<br />
die Leitung westlich der Gotthardstrasse am Strassenrand bis Gasthaus Brückli. Dort wechselte<br />
die Leitung auf die östliche Seite der Gotthardstrasse und endete bei der Landsgemeindestrasse.<br />
Ein Beschrieb der Anlage folgt unten.<br />
Viel Arbeit musste die Kommission erledigen und fast alles zur selben Zeit, z.B. technische organisatorische<br />
Fragen vor Ort abklären und entscheiden, Bewilligung zum Unterfahren der Gotthardstrasse<br />
beim kantonalen Bauamt einholen. Mit dem kantonalen Bauamt musste wiederholt in Kontakt<br />
getreten werden. Das eine Mal reklamierte der Strassenmeister wegen ungenügender Baustellensicherung,<br />
das andere Mal war für eine Strassenquerung der Leitung die Bewilligung nicht<br />
eingeholt worden. Ferner erarbeitete die Kommission ein fünfseitiges Reglement mit 26 Artikeln,<br />
welches von der Dorfgemeinde am 30. August 1908 genehmigt wurde. Die Arbeit verlief planmässig.<br />
Am Sonntag, den 1. November 1908, wurde die neue Wasserversorgung in Betrieb genommen.<br />
Von einem Fest war keine Rede. Im Protokoll der Wasserkommission steht nur: Der Dorfvogt<br />
soll die Einleitung beim Kirchen- und Platzbrunnen unverzüglich besorgen. Morgen (Montag 2.11.,<br />
Allerseelentag) nach der Messe Besichtigung des Sammelkastens und des Reservoirs. An einem<br />
Samstag im Dezember machte auch die Feuerwehr ihre erste Übung mit der neuen Wasserversorgung.<br />
Suche nach einem grossen Wasserbezüger<br />
Das Werk war vollendet und funktionierte einwandfrei. Von den total 13 Quellen, deren Ableitungsrecht<br />
von der <strong>Gemeinde</strong> gewahrt war, waren sieben gefasst und flossen in das 300 m 3 fassende<br />
Reservoir. Die Hälfte dieses Wassers floss über die Überlaufleitung in den Dorfbach. Die ca. 120<br />
Abonnenten waren kleine Wasserbezüger für Häuser und Ställe. Es fehlte ein Grossbezüger, der<br />
die Wassertaxen senken würde. Der <strong>Gemeinde</strong>rat ergriff zum wiederholten Mal die Initiative und<br />
empfahl der Munitionsfabrik Altdorf, ihr Wasser aus der nun erstellten neuen Wasserversorgung zu<br />
beziehen. In einem mehrseitigen Brief, verfasst von <strong>Gemeinde</strong>schreiber Joseph Zgraggen, wurde<br />
die neue Anlage bis ins Detail genau beschrieben, wie man es besser nicht machen konnte. Der<br />
Brief ist angeschrieben:<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 21 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
An die Direction der eidg. Munitionsfabrik Altdorf<br />
zuhanden des eidg. Militär–Departement in Bern<br />
<strong>Schattdorf</strong>, 5. Oktober 1908<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Schattdorf</strong> ist nun im Besitze einer technisch und mit grosser Sorgfalt erstellten<br />
Wasserversorgung für Trink- und Löschzwecke, die nun mit Abschluss der alten Dorfbrunnenleitung<br />
am 1. November 1908 mit samt den Privatanschlüssen allgemein in Kraft tritt.<br />
Vorab ist hervorzuheben, dass bei der Auffassung der Quellen die grösste Sorgfalt verwendet<br />
wurde. Jede Quelle ist mehrmals vermessen worden, um den kleinsten Wasserstand festsetzen zu<br />
können. Diese Arbeit geschah jeweilen, wenn die der Umgebung den kleinsten Wasserlauf aufwiesen,<br />
entweder bei aufgefrorenem Boden im Winter oder nach lang anhaltender Trockenheit im<br />
Sommer. Diese Vermessungen ergaben, dass alle Quellen ein sehr umfangreiches Sammelgebiet<br />
haben müssen, indem das Wasserquantum ziemlich konstant blieb. Total lieferten die 13 zu fassen<br />
beabsichtigten Quellen rund, gut 1000 Liter pro Minute. Die Temperatur war überall 8° Celsius. Als<br />
dann wurde nach Anweisung des Kantonschemiker von Schwyz, von jeder Quelle separat ei<br />
Quantum Wasser entnommen und von Obbenanntem untersucht. Die Analyse über sämtliche<br />
Quellen fiel sehr gut aus, da alles Wasser für Trinkwasser als gut geeignet bezeichnet wurde. Erst<br />
als diese Vorbedingungen für Quellen einer guten Trinkwasserversorgung erfüllt waren, wurde mit<br />
der eigentlichen Fassung der Quellen begonnen, welche wieder unter Anwendung äussersten<br />
Vorsicht gemacht worden. Dem Wasser hat man jeweilen nachgegraben, bis es auf eine undurchlässige<br />
Erdschicht herabfiel und wenigstens 2 Meter unter der Erdoberfläche fachgerecht abgeleitet<br />
werden konnte. Drei Fassungen liegen sogar 4 Meter tief. Durch diese Nachgrabungen stellten<br />
sich sämtliche Quellen noch günstiger. Zwei derselben lieferten, durch den erleichterten Wasserausfluss<br />
angeregt, doppelt soviel Wasser als anfänglich vermessen wurde und zwar die einte davon<br />
und grösste der Quellen in Andreas Zgraggens Talacherli, die laut pergamentener Urkunde mit<br />
Gerichtssigel schon Anno 1605 zu der bis dato bestehenden sogenannten <strong>Dorfbrunnenleite</strong> mit<br />
sieben ununterbrochen laufenden Brunnenstöcken für allgemeinen Gebrauch aufgefasst worden<br />
war. Daher entschloss man sich, vorläufig nur sieben Quellen abzuleiten, jedoch ist das Ableitungsrecht<br />
für alle 13 Quellen gewahrt, und die Sammelleitung mit Einleitungsbrunnenstube derart<br />
erstellt, dass später auch das Wasser aller 13 Quellen dem Reservoir zugeführt werden können.<br />
Die sieben eingeleiteten Quellen lieferten in bis jetzt kleinstem beobachteten Wasserstand 750<br />
Liter pro Minute. Dieses Wasser läuft nun in ein doppelkammeriges Reservoir von 300 m 3 Inhalt<br />
und zwar so, dass es sich vorerst in einem kleinen Wassersammler beruhigt und entlüftet, von da<br />
über das Gewölbe hinweg durch Gussröhren in ein Mess- und Verteilkasten kommt, welcher in der<br />
am Reservoir angebauten Hahnenkammer leicht zugänglich gemacht ist, von der es entweder in<br />
die linke oder rechte Reservoirkammer läuft, beide Kammern durchzieht und erst dann in die Ortschaftsleitung<br />
gelangt. Auf diese Weise wird das Wasser stets frisch erhalten. Für alle Fälle ist<br />
jedoch eine direkte Leitung vom Verteilkasten in die Ortschaftsleitung ebenfalls erstellt. Die Schieber<br />
in der Hahnenkammer ermöglichen die Entleerung und Reinigung jeder Reservoirkammer separat<br />
ohne Störung des Betriebes. Die Ortschaftsleitung welche beim Reservoir beginnt, durchzieht<br />
das Gelände mit 150 mm l. W. Röhren bis in die Ortschaft am Fusse des Berges<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 22 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
ca. 540 Meter lang und hat auf diese Länge ein Gefälle von 60 Metern. Eine Abzweigung auf dem<br />
Kirchplatz mit 100 mm l. W. Röhren bedient die in der Richtung gegen die Spielmatt liegenden<br />
Häuser und zwei Hydranten. Ebenso zwei andere kurze Abzweigungen mit 75 mm l. W. Röhren.<br />
Fortlaufend an der 150 mm Leitung in der Ortschaft, führt der Leitungsstrang aus 125 mm l. W.<br />
Röhren in einer Länge von 220 Meter durch die Strasse gegen die Schächenbrücke reduziert auf<br />
120 mm l. W. bis in die Nähe der Brücke, schwenkt dann gegen die Gotthardstrasse (Grünwald)<br />
und dem Gebiet der eidg. Munitionsfabrik ab. Für einen eventuellen Bezug von Wasser für diese<br />
Letzten, sei es für Trink- oder Löschzwecken, ist ein T-Stück mit 120 mm Abzweigung eingeschaltet<br />
und einstweilen verschlossen. Diese Vorkehr ist sehr geeignet für den Anschluss einer Hydrantenleitung.<br />
Der Wasserdruck an dieser Stelle ist 7 Atm. Die Entfernung der Grenze vom eidg. Territorium<br />
kaum 20 Meter. Von hier geht die 120 mm Leitung der Gotthardstrasse entlang bis zur Einmündung<br />
obere Kastelngasse (Eygasse) ca. 550 Meter, wo sich die Leitung verzweigt. Der eine<br />
Strang leitet in gleicher Rohrdimension von 120 mm bis zur Abzweigung in die Rüttigass, ca 130<br />
Meter, zweigt ab in diese mit 100 mm und 75 mm Röhren, ca. 500 Meter, zur Bedienung eines<br />
Hydranten und verschiedenen Wasserabnehmer. In gerader Richtung vorgenannter 120 mm Leitung<br />
führt eine aus 75 mm Röhren durch die obere Kastelngasse oder Eygass, wiederum in die<br />
Nähe der eidg. Munitionsfabrik und wurde speziell zur eventuellen Wasserabgabe an diese vorgesehen.<br />
Der Wasserdruck an dieser Stelle beträgt 8Atm. Der andere Leitungsstrang an der Gotthardstrasse<br />
durchzieht diese in gerader Richtung vorwärts mit 100 mm und 75 mm Röhren, ca.<br />
350 Meter, zur Speisung zweier Hydranten und Abgabe von Wasser an Private. Zu bemerken ist<br />
noch, dass die Anfangs erwähnte Leitung gegen die Spielmatt mit 100 mm Röhren gemacht wurde,<br />
um später falls grössere Anforderungen an die Leitung der obern Kastelngasse (Eygasse) gestellt<br />
würden, eine Kreisleitung zu dieser erstellen zu können und sind die Anschlussstücke hiefür<br />
eingebaut.<br />
Alle diese so beschriebenen Leitungen wurden nach Vorschrift der Baukommission erstellt, unter<br />
Beisein dieser, sowie kantonaler Aufsichtsorgane, mit 10 Atm. Ueberdruck durch die Probierpumpe<br />
probiert und erst nach tadellosem Befund eingedeckt. Die Eindeckung ist sorgfälltig gemacht worden<br />
und die Ueberschüttung beträgt durchschnittlich 1,20 Meter.<br />
Nach Durchsicht dieser der Wirklichkeit entsprechenden Beschreibung der nun bestehenden Wasserversorgung<br />
von <strong>Schattdorf</strong>, kann wohl Jedermann dieselbe als vorzüglich geeignete Abgeberin<br />
von Wasser zu Trink- und Löschzwecken ansehen.<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Schattdorf</strong> anerbietet hiermit für die eidg. Munitionsfabrik Altdorf (linke Seite des<br />
Schächenbach) Lieferung eines zu bestimmenden Quantum Wasser für Trink- und Löschzwecke,<br />
nach zu vereinbarender Taxe.<br />
Gewärtigen gerne eine Rückantwort mit zu bestimmender Besprechung und eventuellen Besichtigung<br />
der Anlage, wobei an Hand der Pläne jede wünschbare Auskunft erteilt wird.<br />
Mit Hochachtung<br />
Namens des <strong>Gemeinde</strong>rates <strong>Schattdorf</strong><br />
Der Präsident: Xaver Walker<br />
Der <strong>Gemeinde</strong>schreiber: Jos. Zgraggen<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 23 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Trotz aller Mühe seitens des <strong>Gemeinde</strong>rates konnte mit der Munitionsfabrik Altdorf kein Wasserliefervertrag<br />
abgeschlossen werden, abgesehen von einer kleinen Leitung zur Handgranatenabteilung<br />
zur Speisung eines Handwaschbeckens. Die <strong>Gemeinde</strong> Attinghausen, welche in der gleichen<br />
Zeit wie <strong>Schattdorf</strong> ihre Wasserversorgung ausgebaut hat, konnte der Munitionsfabrik Altdorf das<br />
grosse Wasser liefern.<br />
Bauleitung und Aufsicht<br />
Die Wasserversorgungskommission, welche die Pläne samt Kostenberechnung der neuen Wasserversorgung<br />
am 24. November 1907 der Dorfgemeinde unterbreitete, wurde gleichzeitig auch als<br />
Baukommission gewählt. Es war die Elite unter den <strong>Schattdorf</strong>er Politikern, welche in dieser Kommission<br />
vertreten waren.<br />
Fotosammlung E. Zgraggen<br />
Der Kommissionspräsident Johann Zgraggen (1854 – 1914) war verheiratet<br />
mit Witwe Josefina Stadler, geborene Bauhofer. Im Militär bekleidete er den<br />
Grad eines Leutnants und als Schweizergardist diente er ein Jahr in Rom.<br />
Von 1880 bis 1914 war er Sektionschef. Er war in allen politischen Ämtern,<br />
welche eine <strong>Gemeinde</strong> zu vergeben hatte: Landrat von 1892 bis 1904, <strong>Gemeinde</strong>präsident<br />
von 1902 bis 1906 und von 1912 bis 1914. Beruflich war er<br />
Wirt, zuerst auf dem Tellen, später auf dem Sternen, den er selber erbaute<br />
und 1898 eröffnete.<br />
Kommissionsvizepräsident Ludwig Inderbitzi (1849-1910) war verheiratet mit Maria Schillig. Er war<br />
Landrat von 1882 bis 1906, Landratspräsident 1893/94, Obergerichtspräsident von 1899 bis 1906,<br />
<strong>Gemeinde</strong>präsident von 1888 bis 1892. Er war ein tüchtiger, weltoffener Geschäftsmann mit<br />
Fremdsprachenkenntnissen in französisch und italienisch und war Inhaber der Gerberei. Das Geschäft<br />
hatte er früh seinen Söhnen übergeben und wohnte in der neuerbauten Villa Friedheim.<br />
Ludwig Inderbitzi musste krankheitshalber öfters den Kommissionssitzungen fernbleiben und gab<br />
daher seine Demission bekannt. Sein Nachfolger als Vizepräsident wurde Xaver Walker und neu in<br />
die Kommission wurde Josef Gisler gewählt.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 24 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Mitglied und späterer Vizepräsident Xaver Walker (1852–1938) war verheiratet<br />
mit Johanna Gisler von Unterschächen. In jungen Jahren war Xaver<br />
Walker Zuchthausaufseher, später kaufte er das Heimwesen Bötzlingen<br />
und widmete sich ganz der Landwirtschaft. Er war Landrat von 1904 bis<br />
1912, <strong>Gemeinde</strong>präsident von 1906 bis 1910, Korporationsrat engerer Rat<br />
von 1900 bis 1912, Kriminalrichter von 1903 bis 1923. Als Landwirt bewirtschaftete<br />
er seine Güter Bötzlingen, das Rynächtried und ein Ried an der<br />
Reuss. Xaver Walker erreichte, wie seine Brüder, ein hohes Alter. Mit dem<br />
Vermerk „Ein seltenes Brüderkleeblatt von <strong>Schattdorf</strong>, zusammen 312 Jahre<br />
zählend“, ist er mit seinen Brüdern Johann, Josef Marie und Kaspar im<br />
Sonntagsblatt des Vaterlandes No 4/1922 abgebildet.<br />
Mitglied Josef Bomatter (1865–1911) war Briefträger und besorgte zudem den Postverkehr zwischen<br />
Altdorf und <strong>Schattdorf</strong>, d.h. er holte die Post in Altdorf ab und brachte die abgehende Post<br />
dort hin. Er war ledig und wohnte bei seinen Geschwistern im Gasthaus Rössli, wo sein Bruder<br />
Alois neben dem Lehrerberuf noch als Posthalter tätig war. Seine politischen Ämter waren von<br />
1902 bis 1904 Dorfvogt und von 1906 bis 1908 Waisenvogt. Die Fertigstellung der Wasserversorgung<br />
erlebte Josef Bomatter, jedoch nicht den Abschluss der Kommissionsarbeit, da diese noch<br />
bis März 1912 dauerte. An seine Stelle wurde sein Neffe mit gleichem Namen Josef Bomatter<br />
(1883-1962) gewählt.<br />
Mitglied Josef Gerig (1850–1918) war verheiratet mit Anna Zgraggen. Als Schmiedemeister betrieb<br />
er die Schmiede am Dorfbach beim Adlergarten. In den Jahren 1892 bis 1894 war er Kirchenvogt.<br />
Er war Offizier der 4. Kompanie des Landsturm-Pionier-Bataillons 87.<br />
Im Sommer 1908 haben innerhalb eines Monats der Vizepräsident Ludwig Inderbitzi und das Mitglied<br />
Josef Gerig ihre Demission eingereicht. Die Arbeiten waren in vollem Gange, deshalb handelte<br />
der <strong>Gemeinde</strong>rat sehr schnell und innert zwei Wochen war die Kommission wieder vollzählig.<br />
Ab Juni 1908 war Josef Gisler, Oberfelder (1853–1944) Mitglied. Er war verheiratet mit Helena<br />
Brand. Er war Landrat von 1904 bis 1912, Oberrichter von 1910 bis 1915. Als Landwirt bewirtschaftete<br />
er seine Güter Steinmatte und Pfleggrund.<br />
Ab Juli 1908 war Anton Gerig (1883-1936) Mitglied. Er war der Sohn von Schmiedemeister Josef<br />
Gerig. Als Nachfolger seines Vaters betrieb er die Schmiede. 1913 verheiratete er sich mit Emilia<br />
Fischer. Nach der Fertigstellung der Anlage versah er das Amt als Brunnenmeister und Verwalter<br />
in einer Person, wie es das Reglement vorschrieb. Das Jahresgehalt in den drei ersten Jahren<br />
betrug Fr. 250.-- als Brunnenmeister und Fr. 190.-- als Verwalter. Im Dezember 1911 beantragte<br />
Gerig eine Reduktion seines Gehaltes auf Fr. 200.--, resp. Fr. 150.--, was der <strong>Gemeinde</strong>rat auch<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 25 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
als verbindlich angenommen hat. Ab 1915 musste Gerig für das Amt als Brunnenmeister auch ein<br />
Tagebuch führen.<br />
Als geistiger Vater der neuen Wasserversorgung<br />
gilt allgemein der Kommissionspräsident<br />
Johann Zgraggen. Als 1884 und 1892 der Regierungsrat<br />
von den <strong>Gemeinde</strong>n Schutzmassnahmen<br />
gegen die Cholera verlangte, wählte<br />
der <strong>Gemeinde</strong>rat Johann Zgraggen als Präsidenten<br />
in die Gesundheitskommission. Von<br />
daher und als Wirt war Johann Zgraggen sicher<br />
sensibilisiert für die Forderung nach sauberem<br />
Trinkwasser. Sicher spielten viele Elemente mit.<br />
Zum einen war die Zeit reif für eine neue Wasserversorgung,<br />
denn in der weiten und näheren<br />
Nachbarschaft wurden neue Anlagen erstellt.<br />
Altdorf zum Beispiel hat 1888 eine neue Wasserversorgung<br />
mit 48 Hydranten erstellt. Auch der<br />
gestiegene Wohnkomfort mit fliessendem Was-<br />
Handgeschriebene Karte von Johann Zgraggen,<br />
ser im Haus, der Brandschutz mit Hydranten und<br />
Präsident der Wasserkommission<br />
Fotosammlung E. Zgraggen<br />
die Ansiedlung von Industrie drängten nach einer<br />
Verbesserung der Zustände. Als Wasserversorgungskommissionspräsident<br />
von 1906 bis 1912 hielt er 57 protokollierte Sitzungen, in denen er<br />
kein einziges Mal fehlte. Es ging um ein grosses Bauvorhaben, welches die <strong>Gemeinde</strong> finanziell<br />
und organisatorisch ziemlich stark forderte. Johann Zgraggen war bestrebt, die Kosten möglichst<br />
tief zu halten. Die ganze Bauführung hatte die Kommission in ihren Händen. Auch wenn Johann<br />
Zgraggen einige Erfahrung in Bauführung und Arbeitsvergabe hatte, kam die Kommission wie mir<br />
scheint, an ihre Grenzen. Deshalb zog sie für fachliche Abklärungen jeweils entsprechende Fachleute<br />
zu Hilfe. Zum ersten Mal war die Meinung von Kantonsingenieur Willi Epp zu den sieben eingegangenen<br />
Offerten gefragt.<br />
Bosshard & Cie, Näfels<br />
Quaderer, Epp & Cie, Altdorf<br />
Xaver Schmidig, Altdorf<br />
Romolo Rossi & Cie mit Cattaneo und Bernasconi, Erstfeld und Goldau<br />
Peter Baumann, Altdorf<br />
Gebr. Baumann und Stiefenhofer, Altdorf<br />
U. Bosshard Söhne, Zürich<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 26 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Ingenieur Willi Epp sprach sich zugunsten der Firma U. Bosshard Söhne Zürich aus, billigte aber<br />
auch Xaver Schmidig die nötige Fachkompetenz zu. Willi Epp hielt zwar nicht viel auf nachträgliches<br />
Abgebot. Auch bemängelte er den Bauvertrag als zu wenig präzis. Er empfahl, nicht mehr<br />
viel Zeit zu verlieren, damit rechtzeitig im Frühjahr mit der Arbeit begonnen werden konnte. Am<br />
Schluss des dreiseitigen Berichtes verlangte er aber absolute Diskretion gegenüber den Offerten<br />
und dass sein Name nicht nach aussen gehe.<br />
Die Kommission war Willens, den Auftrag an Xaver Schmidig zu erteilen, erbat sich jedoch von<br />
Schmidig eine Preisreduktion, weil er Fr. 4'000.-- teurer war als Bosshard. Bei der Schlusskontrolle<br />
und zum Verfassen der Klageschrift an das Schiedsgericht zog man Ingenieur Dominik Epp (den<br />
Bruder von Willi Epp und späterer Kantonsingenieur) bei. Ziemlich sicher hat man den von Kantonsingenieur<br />
Willi Epp bemängelten Bauvertrag nachträglich von dessen Bruder Ingenieur Dominik<br />
Epp neu verfassen lassen. Der Bauvertrag wurde nämlich auf Papier mit dem Briefkopf „Epp,<br />
Ing. Altdorf“ verfasst. Kommissionspräsident Johann Zgraggen hatte durch seine Polit- und Militärkarriere<br />
sicher einen erleichterten Zugang zu verschiedenen Leuten der Politik, des Bau- und<br />
Bankwesens. Die Bauleitung lag jedoch die ganze Zeit bei der Kommission und nur zur Unterstützung<br />
wurde Ingenieur Dominik Epp temporär zugezogen. Epp stellt im Dezember 1909 für seine<br />
Bemühungen Rechnung im Betrag von Fr. 417.50. Diese Summe entspricht nicht dem Honorar<br />
eines bauleitenden Ingenieurs. Die treibende und führende Kraft am ganzen Unternehmen war<br />
ohne Zweifel Johann Zgraggen.<br />
Das Schiedsgericht<br />
Im Urner Wochenblatt vom 17. Oktober 1908 schrieb ein Einsender von der neuen Trinkwasserversorgung<br />
in <strong>Schattdorf</strong> unter anderem, dass diese zur vollsten Zufriedenheit des Auftraggebers<br />
erstellt worden sei. Das mit der zur vollsten Zufriedenheit hatte noch einen Haken.<br />
Zur Bauabnahme am 18. Dezember 1908 zog die Wasserkommission auch Ingenieur Dominik Epp<br />
aus Altdorf bei. Dieser verfasste auch ein Protokoll über geleistete und noch auszuführende Arbeiten.<br />
Unter anderem war Epp der Ansicht, dass das Gewölbe beim Wasserreservoir zu stark berechnet<br />
sei, darum die Verstärkung des Gewölbes nicht bezahlt werden müsse. Zudem hielt die<br />
<strong>Gemeinde</strong> die Restzahlung von Fr. 3’000.-- als Garantie zurück.<br />
Auf dieses Schreiben reagierte Xaver Schmidig vehement. Er sprach von Unrichtigkeiten und<br />
Schikane und wollte die Sache vor ein Schiedsgericht bringen. Doch bis jede Partei die passenden<br />
Schiedsrichter gefunden hatte, verging viel Zeit.<br />
Der Kläger Xaver Schmidig wollte als Schiedsrichter Bauführer Karl Koch aus Zug.<br />
Die Beklagte, die Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong>, wollte den Ingenieur Dominik Epp aus Altdorf.<br />
Mit dieser Besetzung war Schmidig gar nicht einverstanden und lehnte Ingenieur Epp kategorisch<br />
ab. Im Gegenzug lehnte die Wasserversorgung den Bauführer Karl Koch ab, weil er im Auftrag von<br />
Schmidig das Projekt verfasste. Da bestimmte Schmidig H. Zgraggen, Bauführer bei der Firma<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 27 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Elmiger in Luzern, und erklärte nochmals, dass er Dominik Epp absolut nicht anerkenne. Auf den<br />
Rat von<br />
Epp bestimmte nun die Wasserkommission den Kantons-Kultur-Ingenieur Kaufmann aus Luzern.<br />
Diese Zusammensetzung war nun beiden Parteien genehm und somit konnte diese Angelegenheit<br />
erledigt werden.<br />
Mit Datum vom 1. November 1911 (3 Jahre nach Inbetriebnahme der Wasserversorgung) wurde<br />
das Schiedsgerichtsurteil den Parteien zugesandt. Die Schiedsgerichtskosten von Fr. 450.-- waren<br />
wie folgt zu bezahlen<br />
2<br />
/3 waren von der Beklagtschaft, d.h. von der Wasserversorgung und<br />
1<br />
/3 der Kosten von der Klägerschaft, d.h. von dem Unternehmer Schmidig.<br />
Im gleichen Verhältnis waren auch die übrigen strittigen Punkte geurteilt worden.<br />
Schmidig musste im Frühjahr 1912 noch einen Schacht beim Reservoir vergrössern und an Franz<br />
Zgraggen, Blewi, Fr. 50.-- bezahlen wegen ungenügendem Ansäen über dem Reservoir und der<br />
Böschung.<br />
Am 15. Dezember 1911 wurden die Herren Schmidig von der Wasserversorgung aufgefordert,<br />
innert 8 Tagen die Schlussabrechnung einzureichen. Mit Datum vom 24. Februar 1912 konnte der<br />
Kantons-Kultur-Ingenieur Alfred Bloch die Schlussabrechnung machen.<br />
Ausgaben Fr. 63’938.26<br />
Einnahmen Fr. 6’336.64 (Servitutablösung MFA und Altmaterial)<br />
Wirkliche Baukosten Fr. 57’601.62<br />
Mit Datum vom 28. März 1912 setzten die Rechnungsrevisoren Ludwig Walker und Josef Bomatter<br />
ihre Unterschrift unter die Schlussabrechnung, welche am Ostermontag der <strong>Gemeinde</strong>versammlung<br />
zur Genehmigung unterbreitet wurde.<br />
Die ersten Jahre<br />
Das leidige Schiedsgerichtsverfahren hatte seinen Abschluss gefunden. Die <strong>Schattdorf</strong>er waren<br />
stolz auf die gut funktionierende Wasserversorgung. Das Wasser war gut, das Reservoir hatte Überlauf.<br />
Die Wassertaxen waren jedoch hoch. Was der <strong>Gemeinde</strong> fehlte, war ein Grossabnehmer<br />
von Wasser. Mit der Munitionsfabrik Altdorf war vorderhand nicht zu rechnen, da diese ihr Wasser<br />
vorerst von Attinghausen bezogen. 1918 kam die Wende, als plötzlich die Draht- und Gummiwerke<br />
in Altdorf mit dem <strong>Gemeinde</strong>präsidenten Ludwig Walker Kontakt aufnahm, mit der Anfrage um<br />
Wasserlieferung in ihre Fabrikanlagen in Altdorf. Die Draht- und Gummiwerke hatten ein konkretes<br />
Projekt von einem Ingenieurbüro Guggenbühl, Müller & Co. Zürich sowie einen Vertragsentwurf<br />
vorbereitet. Nach diesem Projekt sollten die zwei Quellen westlich der Teiftalgasse (Nr. 13) und<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 28 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
des Gangbachs (Nr. 14), welche die <strong>Gemeinde</strong> vor 10 Jahren gesichert hatte, aber damals noch<br />
nicht eingeleitet hat, neugefasst und eingeleitet werden. Zudem sollte das bestehende Reservoir<br />
um 350 m 3 vergrössert werden,<br />
d.h. auf 650 m 3 ausgebaut werden. Auch das Finanzielle war in diesem Vertragsentwurf geregelt.<br />
Über den weiteren Verlauf dieses Projektes war im Archiv der Wasserversorgung nichts zu finden.<br />
Auch die <strong>Gemeinde</strong> Altdorf musste um Wasserlieferung nachgefragt haben, denn in einem Antwortschreiben<br />
des <strong>Gemeinde</strong>rates an den <strong>Gemeinde</strong>rat Altdorf ist zu lesen: „Leider können wir<br />
Ihnen kein Wasser abgeben, da unser Verbrauch zufolge eidg. Bauten stark zugenommen hat und<br />
wir das überflüssige Wasser bereits verbindlich offeriert haben.“ Denn zur gleichen Zeit war von<br />
den unterirdischen Munitionsmagazinen im Rynächt die Rede. Am 19. Mai 1920 konnte ein Wasserliefervertrag<br />
zwischen der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Schattdorf</strong> und der Schweizerischen Eidgenossenschaft<br />
unterzeichnet werden. Die Eidgenossenschaft erstellte auf ihre Kosten die Vergrösserung der Leitung<br />
vom Hydrant beim „Brückli“ bis zum Hydrant bei der Einfahrt Landsgemeindestrasse. Von dort<br />
wurde neu eine Leitung der Kantonsstrasse entlang bis zum Kistenmagazin im Rynächt verlegt.<br />
Die vergrösserte sowie die neu erstellte Leitung gingen unentgeltlich ins Eigentum der <strong>Gemeinde</strong><br />
<strong>Schattdorf</strong>. Nach dem zweiten Weltkrieg, im Jahr 1945, verlängerte der Bund die Leitung zum neu<br />
erbauten Festungsbau beim Scheidnössli an der <strong>Gemeinde</strong>grenze Erstfeld zu <strong>Schattdorf</strong>.<br />
Endlich meldete sich auch die Munitionsfabrik Altdorf. Sie gedachte, in der Kastelen ein Elektrolyseur-Gebäude<br />
zu erstellen. Ab dem Hydranten bei Nikolaus Zwyssigs Haus wurde eine neue Leitung<br />
zum Elektrolyseur-Gebäude gelegt. Am 22. Dezember 1922 konnte auch mit der Munitionsfabrik<br />
Altdorf ein Wasserliefervertrag abgeschlossen werden, zum Preis von pauschal Fr. 80.-- bis<br />
zu einem Verbrauch von 500 m 3 , für mehr Verbrauch 10 Rappen pro m 3 . Schon 1933 war der<br />
Verbrauch über 1500 m 3 , was die Wasserrechnung positiv beeinflusste.<br />
Diese zwei grossen Wasserbezüger verlangten auch genügend Wasser. Die Quellen, die man<br />
1908 schon gesichert hatte, wurden gefasst und eingeleitet. Es waren dies die Quellen westlich<br />
des Gangbachs im Bächwald, eine im Obertalacherli und zwei im Grossteiftal. Am Reservoir wurde<br />
nichts verändert.<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> Altdorf ersuchte 1921 erneut um einen Wasseranschluss, damit in Notzeiten Wasser<br />
in das Netz von Altdorf geleitet werden könnte. Die Antwort aus <strong>Schattdorf</strong> war, das Wasser sei<br />
schon verbindlich versprochen. 1927 ersuchte die <strong>Gemeinde</strong> Altdorf wiederum um Wasser. Diesmal<br />
war die Antwort aus <strong>Schattdorf</strong>, man hätte selber nicht genug Wasser.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 29 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Melioration und Riedter Wassergenossenschaft<br />
Fast gleichzeitig mit dem Bau der Felsenmagazine im Rynächt wurde der ganze Reussboden von<br />
Erstfeld bis zum Schächen melioriert. Dabei wurden der Walenbrunnen und die Stille Reuss begradigt<br />
und tiefer gelegt. Mit dieser Massnahme konnte das Gebiet über diese Kanäle entwässert<br />
werden. Nachteilig war, dass mit dieser Massnahme sämtliche Tränkstellen verloren gingen. Die<br />
Meliorationsbauherrschaft wollte als Ersatz für die verlorenen Tränkstellen Sodbrunnen erstellen.<br />
Doch dieser Vorschlag fand bei den Güterbesitzern und beim <strong>Gemeinde</strong>rat keine Akzeptanz. Man<br />
forderte, mit einer Wasserleitung das Gebiet mit Wasser zu versorgen. Der <strong>Gemeinde</strong>rat erlaubte,<br />
die Hauptleitung ab Stillreussbrücklein bis zum Kistenmagazin an drei Stellen anzuzapfen und in<br />
das Gebiet Ried und Schachen zu leiten. Ausgeführt wurde die Arbeit von der Meliorationsgenossenschaft<br />
Reussebene. Die Bewilligung für das dreimalige Unterfahren der SBB-Bahntrassen holte<br />
der <strong>Gemeinde</strong>rat als quasi Rechtsnachfolger der Wasserleitungen bei den zuständigen Stellen des<br />
Bundes ein. Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Schattdorf</strong> wollte jedoch die Wasserleitungen nicht übernehmen, deshalb<br />
gründeten die betroffenen Grundeigentümer die Riedter Wassergenossenschaft. Für jede<br />
verlorene Tränkstelle erhielten die Eigentümer Fr. 400.--, dafür mussten sie einen Teil der Kosten,<br />
das Leitungsnetz und dessen Unterhalt übernehmen. Die Leitung musste häufig repariert werden.<br />
Sie war viel zu klein dimensioniert und nach Ansicht der Schachenbewohner zu tief in den sauren<br />
Boden verlegt worden. Nach einem ersten Versuch 1952 seitens der Riedter Wassergenossenschaft,<br />
die Leitung der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong> abzutreten, wurde dieser Schritt 1956 vollzogen.<br />
Somit war die Wassergenossenschaft Riedter hinfällig geworden und wurde aufgelöst.<br />
Alter Standort des Kirchbrunnens<br />
Das Schicksal der Dorfbrunnentröge<br />
Die sieben <strong>Schattdorf</strong>er Dorfbrunnentröge waren keine<br />
Zierbrunnen, sondern reine Gebrauchsbrunnentröge.<br />
Der Trog selber bestand meistens aus einem ausgehöhlten<br />
Baumstamm, seltener aus dicken Brettern, bottichartig<br />
zusammen geküfert. Der Brunnenstock war aus<br />
einem Föhrenstamm und aus einer Röhre ohne Abstellhahn<br />
floss ununterbrochen Wasser in den Trog. Aus der<br />
Holzliste ist ersichtlich, dass die Tröge ungefähr alle 10<br />
Jahre ersetzt werden mussten und zwar durch die Benutzer.<br />
Das Holz wurde ihnen vom Dorfvogt zur Verfügung<br />
gestellt. Die Brunnenstöcke hingegen wurden vom<br />
Brunnenleiter unterhalten, der auch alle Leitungen unterhielt.<br />
Ab 1870 verschwanden allmählich die Holztröge.<br />
An deren Stelle wurden einfache Zementtröge errichtet.<br />
Einzig der Hofbrunnen war bis 1908 ein Holz-<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 30 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
trog. Bei den meisten Brunnentrögen floss der Überlauf in den Dorfbach. Es waren dies, der Kirchenbrunnen,<br />
der Platzbrunnen und der Brunnen unter dem Güssengässli, so genannte Hofbrunnen.<br />
Beim Brunnen in der Gräwi, vereinzelt auch Stadlerbrunnen genannt, floss der Überlauf in<br />
den Gangbach. Anders gestaltete sich dies beim Brunnen bei lang Johannes Zgraggens Haus,<br />
sogenannter Pflägbrunnen, dessen Abwasser öfters wieder zu Klagen des untenliegenden Mättelibesitzers<br />
Seiler Johann Josef Zgraggen Anlass gab. 1859 schaffte der <strong>Gemeinde</strong>rat Abhilfe, indem<br />
er im Mätteli ein Senkloch errichten liess. Beim Hausbau von Alois Herger und Walter Rubischung<br />
kam das Senkloch in der südwestlichen Ecke des Mättelis wieder zum Vorschein. Beim Pfarrhofbrunnen<br />
waren keine Klagen wegen dem Abwasser bekannt. Der Besitzer vom oberen Hof bezog<br />
das Wasser für sein Haus aus diesem Dorfbrunnen und leitete einen Teil, vermutlich den Überlauf,<br />
zu seinem Gaden zu unterst im Hof. Laut einer Urkunde von 1653 hatte der Hofbesitzer das Recht,<br />
das Wasser beim Pfarrhofbrunnen abzunehmen und durch seinen Hof bis zum Turm zu leiten.<br />
(Notiz von Lehrer Auderset ohne Quellenangabe im Nachlass von Karl Gisler-Müller). Seit letztem<br />
Jahr wissen wir nun genau, wo der Turm, Turm Habenstein genannt, stand. Der Stall stand ganz in<br />
der Nähe des Turms und wurde 2006 abgebrochen. Der Überlauf des Spielmattbrunnens wurde<br />
vermutlich über den Strassengraben Richtung Gräwibrunnen und von dort in den Gangbach abgeleitet.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 31 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Im Oktober 1908 schickte der <strong>Gemeinde</strong>schreiber das neue Reglement der neuen Wasserversorgung<br />
an den Regierungsrat, um die Bestätigung zu erhalten. Im Begleitbrief erwähnt er, im Auftrag<br />
der <strong>Gemeinde</strong>, dass der Pfarrhofbrunnen, der Spielmattbrunnen und der Brunnen beim Hof weiterhin<br />
auf Kosten von Privaten, der Kirchenbrunnen und der Platzbrunnen auf Kosten der <strong>Gemeinde</strong><br />
weiterhin bestehen bleiben. An den Pfarrhofbrunnen, Hofbrunnen und an den Platzbrunnen<br />
kann sich heute niemand mehr erinnern. An den einfachen Zementtrog gegenüber dem Spielmattplätzli<br />
in Michi Wisis Land hingegen können sich noch viele ältere Einwohner erinnern. Am<br />
längsten hatte der Kirchenbrunnen bestanden. Auch dieser war ein schmuckloser Zementtrog und<br />
stand inmitten des Kirchplatzes über dem Dorfbach. 1922 hatte die <strong>Gemeinde</strong>, sprich Waldverwaltung,<br />
den unteren Teil des Waldweges erstellt. Dabei wurde ein Teil des Pfrundmättelis zu einem<br />
Holzlager und Verladeplatz umgebaut. Dabei musste auch der Kirchenbrunnen weichen. Er wurde<br />
an die Gartenmauer des Pfrundmätteli versetzt. Bei der Kirchenrenovation 1959 mit der Umgestaltung<br />
des Kirchplatzes verschwand auch der letzte der ehemals sieben Dorfbrunnen.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008<br />
Standort des versetzen Kirchenbrunnen<br />
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Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Neuere Brunnen<br />
Im Hinblick auf die 750-Jahrfeier von <strong>Schattdorf</strong> im Jahre 1998 stimmten die Einwohner auf Antrag<br />
des <strong>Gemeinde</strong>rates der Errichtung eines Dorfplatzes mit einem Dorfbrunnen zu. Der Dorfbrunnen<br />
ist wohl etwas zu klein geraten. Der beherrschende Baustoff des Brunnens und der Umgebung des<br />
Dorfplatzes ist Beton in scharfkantiger Form. Die Vermutung liegt nahe, es handle sich hier um ein<br />
Spiegelbild von <strong>Schattdorf</strong> um 1998. Der einzige, künstlerisch gestaltete Brunnen in <strong>Schattdorf</strong> ist<br />
ein Privatbrunnen beim Adlergarten. Der in <strong>Schattdorf</strong> heimatberechtigte Künstler Eugen Püntener<br />
(1904-1952) hat diesen, Möwenbrunnen genannt, in den dreissiger Jahren vermutlich im Auftrag<br />
von Ständerat Ludwig Walker erstellt. Doch heute ist dieser Brunnen in einem verwahrlosten Zustand.<br />
Der Wasserstrahl ist versiegt, aus dem Brunnenbecken wachsen Blumen und Sträucher,<br />
links verziert ihn ein Briefeinwurfkasten der Post und rechts wurde ein grosses Fenster in die<br />
Wand gebrochen. Karl Iten schrieb 1993 in der Künstlermonographie „Der kleine aber erfreuliche<br />
Mövenbrunnen beim Gasthaus Adlergarten in <strong>Schattdorf</strong> ist durch den Zahn der Zeit arg verstümmelt,<br />
aber niemanden scheint dies nur im geringsten zu stören“.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 33 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Im Hof der Schulanlage Gräwimatt steht ein sechseckiger Brunnen aus Waschbeton.<br />
Ein siebeneckiger Brunnentrog mit unterschiedlich langen Seiten, gemauert mit Bruchsteinen, ziert<br />
die Freizeitanlage Grundmatte, ein Geschenk der ATAG Bau AG an die Jugend<br />
Ein aus einem natürlichen Stein gehauener Brunnentrog liegt etwas verborgen beim Reservoir<br />
Rissliweg.<br />
Der neuste Brunnen in <strong>Schattdorf</strong> befindet sich beim neuen Alters und Pflegeheim Rüttigarten und<br />
wurde vom EWA geschenkt<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 34 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Die Zeit der grossen Veränderungen<br />
1950 bis heute<br />
Engpass in der Wasserversorgung<br />
Die stetige Zunahme der Wohnbevölkerung, von 2217 Personen im Jahr 1950 auf 4516 im Jahr<br />
1980, spürte auch die Wasserversorgung. Wenn auch die Anlagen von 1908 grosszügig gebaut<br />
waren, zeichnete sich ab 1960 je länger desto mehr Handlungsbedarf ab. Das Schliessen von<br />
stets laufenden Brunnenhahnen und die beharrliche suche nach Lecks an den Leitungen genügten<br />
nicht mehr. Als erste Massnahme konnte 1960 von der Korporation Uri ein Nutzungsrecht einer<br />
zusätzlichen Quelle im Gartental erworben werden, das eine kleine Verbesserung der Versorgung<br />
brachte. Doch die Wohnbevölkerung von <strong>Schattdorf</strong> stieg rasant an. Es entstanden immer neue<br />
Wohngebiete.<br />
1967/68 wurde die Gütererschliessungsstrasse ins Acherli gebaut, in ein Gebiet, das bis anhin nur<br />
landwirtschaftlich genutzt und das Wasser von vielen Privatquellen bezogen wurde. Es war voraus<br />
zu sehen, dass hier in Kürze ein Wohngebiet entstehen könnte. Baumeister Alois Imholz erstellte<br />
in eigener Initiative die Wasserversorgung mit Pumpstation beim Haus Torelli und ein Reservoir<br />
mit 180 m 3 Inhalt beim Platti. Im Dezember 1995 sind diese Wasserversorgungsanlagen gemäss<br />
Abmachung ins Eigentum der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong> überführt worden.<br />
Die Schüttmenge der insgesamt 17 Quellfassungen im Teiftal konnte durch das geringe Speichervolumen<br />
des Reservoir Blewi nicht optimal genutzt werden. An Spitzentagen wurde der Speicherinhalt<br />
bis zu 10 Mal umgesetzt. Die nötigen Feuerlöschreserven für den Brandschutz waren unter<br />
diesen Umständen nicht mehr gewährleistet.<br />
Mit dem Bau des Reservoirs im Kahlenbiel 1985, mit 2000 m 3 Nenninhalt, konnte die Versorgungssicherheit<br />
wesentlich verbessert werden. Zusammen mit dem alten Reservoir (Baujahr 1908)<br />
erhöhte sich die gesamte Speicherkapazität auf 2320 m 3 . Ein Anteil davon, nämlich 450 m 3 , sind<br />
mittels spezieller Steuerung für Feuerlöschzwecke reserviert.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 35 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Der Goldschatz vom Teiftal<br />
Dieser Goldschatz im Teiftal sind unsere Wasserquellen, ja sie sind noch mehr wert als Gold, denn<br />
sie sind für uns unentbehrlich. Diese Quellen wurden schon seit längerer Zeit, eine sogar über 400<br />
Jahre, gehegt und gepflegt.<br />
Diese Quellen entspringen am Hangfuss, dem riesigen Sturzschutt, welcher den Hügel vom Haldi<br />
bildet. Sie werden der Kategorie der Schuttquellen zugeordnet. Die tiefst gelegene Quelle liegt auf<br />
540 Meter über Meer, die höchstgelegene ist ein Kilometer entfernt und liegt auf 840 Meter über<br />
Meer. Alle liefern einwandfreies Trinkwasser.<br />
Die Temperatur dieser Quellen beträgt 7,8 – 8,2 Grad Celsius<br />
Die Gesamthärte des Wassers ist mittelhart<br />
2006 betrug die Schüttmenge der insgesamt 17 Teiftalquellen total 1 397 700 m 3<br />
Dieses Wasser wurde an die folgenden Verbraucher - Zonen abgegeben:<br />
Hochzone 48 668 m 3<br />
Mittelzone 128 708 m 3<br />
Niederzone inkl. Abgabe an WUR 1 134 769 m 3<br />
Überlauf Reservoir Kahlenbiel 65 555 m 3<br />
Total 1 397 700 m 3<br />
Die grössten Wasserbezüger sind<br />
Dätwyler AG 1 200 000 m 3 pro Jahr (Richtwerte)<br />
RUAG 120 000 m 3 pro Jahr<br />
Gothardraststätte 49 000 m 3 pro Jahr<br />
Brand Automobile AG 5 500 m 3 pro Jahr<br />
Dorfmetzgerei Zurfluh 5 500 m 3 pro Jahr<br />
Stiftung SBU 5 000 m 3 pro Jahr<br />
Welti AG Waschanlagen 4 500 m 3 pro Jahr<br />
Die ertragsreichsten Quellen befinden sich in der Liegenschaft „Unteres Talacherli“ (Nr. 12, 13 und<br />
15) und westlich vom Gangbach (Nr.14).<br />
Mit den 17 Quellen besitzt die Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong> zwei Vorteile. Zum einen haben nie<br />
alle Quellen im gleichen Monat den Tiefststand und zum andern sind bei einem Verwurf infolge<br />
Trübung durch Gewitter nie alle Quellen betroffen.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 36 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Eine Quelle ist ein Wunder der Natur und wir können nur staunen. Ihre Schüttung ist natürlich sehr<br />
abhängig von den Niederschlägen. Aber auch andere Faktoren beeinflussen eine Quelle, denn es<br />
gibt Erscheinungen, die wir nicht einfach so erklären können.<br />
Über die automatisch gemessene Schüttmenge lassen sich sehr interessante Schwankungen feststellen,<br />
für die wir nicht gleich eine Erklärung haben.<br />
Ein Vergleich der seit <strong>1608</strong> genutzten Quelle Nr. 12 im Talacherli, mit der Quelle Nr. 1 welche nahe<br />
dem Reservoir in der Blewi entspringt, zeigt ein interessantes Bild (siehe Anhang).<br />
Den Quellen gebührt unsere grösste Sorgfalt und Aufmerksamkeit. Eine Verunreinigung muss unbedingt<br />
vermieden werden.<br />
Zum Schutz der Quellen musste laut Lebensmittelgesetzgebung eine Schutzzone ausgeschieden<br />
werden. Sie erstreckt sich vom Reservoir Teiftal entlang dem Gangbach bis zum Ursprung einzelner<br />
Wasservorkommen in den Siessbergen. Die Notwendigkeit der Schutzzone mit den Auflagen<br />
wie Düngeverbot ist von den Liegenschaftsbesitzern anerkannt und akzeptiert. Trotz allem Vertrauen<br />
an die Verantwortung der Betreffenden, muss mit periodischen Kontrollgängen im Schutzzonenareal<br />
die Einhaltung der Nutzungsbeschränkungen (Düngerverbot etc.) überwacht werden.<br />
Für den Nutzungsausfall leistet die Wasserversorgung den betreffenden Bewirtschaftern der Liegenschaften<br />
jährlich im Umfang der jeweiligen Flächen Ausfallbeiträge.<br />
Kostbares Wasser in edlen Gefässen<br />
Man kann sie wahrlich als edle Gefässe bezeichnen, die Anlagen der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong>.<br />
Quellenfassungen<br />
Brunnenstube<br />
Reservoire<br />
Pumpwerke<br />
Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Schattdorf</strong> war sich stets bewusst, was für ein Schatz sie mit diesen Quellen und<br />
deren Wasser besitzt. Sie hat die nötige Infrastruktur stets den Bedürfnissen der Bevölkerung und<br />
dem Stand der Technik entsprechend unterhalten und ausgebaut<br />
Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von <strong>Schattdorf</strong> zeigten sich immer sehr aufgeschlossen,<br />
wenn es um Kreditbegehren der Wasserversorgung ging. Es wurde nie ein Kredit abgelehnt oder<br />
zurückgewiesen.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 37 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Sanierung, Ausbau Hoch- und Mittelzone (1. Etappe)<br />
Bei einem Unwetter im Dezember 1991 sind neben den Einrichtungen im Teiftal auch die Acherliwasserversorgung<br />
in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Feuerwehr musste die Wasserversorgung<br />
im Acherli mittels Motorspritzen aufrechterhalten. Dieses Ereignis war der Auslöser für die 1.<br />
Ausbauetappe.<br />
Am 12. März 1995 haben die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger an der Urne für die 1. Etappe,<br />
Sanierung und Ausbau Hoch- und Mittelzone, einen Kredit von 2 Millionen Franken bewilligt. Folgende<br />
Arbeiten wurden damit ausgelöst:<br />
Reservoir, Pumpwerk und Schaltwarte „Rissliweg“<br />
Druckbrecher „Talacherli“<br />
Stufenpumpwerk „Teiftal“<br />
Pumpenleitung Teiftal nach Trippstrasse<br />
Aufhebung Pumpwerk Torelli<br />
Verlängerung der Pumpleitung bis zum Rissliweg<br />
Elektrische Kabelanlage und automatische Steuerung<br />
Sanierung Reservoir „Platti“<br />
Durch die Inbetriebnahme dieser Anlagen 1996 erhielt die Wasserversorgung „Acherli“ ein zweites<br />
Standbein und damit eine erhöhte Versorgungssicherheit.<br />
Sanierung und Ausbau der bestehenden Anlagen (2. Etappe)<br />
Die Lebensmittelgesetzgebung, die Lebensmittel- und Hygieneverordnung, erforderte die Sicherstellung<br />
der Qualitätssicherung. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden eine Sanierung sowie der<br />
Ausbau der bestehenden Anlagen in einer zweiten Etappe zwingend.<br />
Am 21. Mai 2000 haben die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger an der Urne ein Kreditbegehren<br />
im Umfang von 1.15 Millionen Franken mit grossem Mehr gutgeheissen. Zusätzliche Aufwändungen<br />
in der Grössenordnung von Fr. 180’000.-- für gebundene Ausgaben sind auf dem Budgetweg<br />
sichergestellt worden. Nachstehende Arbeiten wurden ausgeführt:<br />
Neubau Brunnenstube „Unteres Talacherli“<br />
Einleitung der Quellzuläufe<br />
Externe Brunnenstube für Quellen 13/14<br />
Wasserzähler und Trübungsmesser<br />
Automatische Überwachung mit Datenübermittlung<br />
Sanierung Quelleinlaufschächte<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 38 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Nach Abschluss dieser Arbeiten ist die Qualitätssicherung mit dem vorgeschriebenen Selbstkontrollkonzept<br />
ab 2001 sichergestellt, und durch das Laboratorium der Urkantone in Brunnen bestätigt<br />
worden. Laufende Wasserentnahmen werden durch das Laboratorium der Urkantone in Brunnen<br />
analysiert und dokumentieren eine einwandfreie Wasserqualität.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 39 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Die Industrie braucht dringend Wasser<br />
Die Ansiedlung der Dätwyler AG verursachte bei der Wasserversorgung einen Vollzugszwang. Der<br />
erhebliche Konsum von Prozesswasser im neuen Fabrikationsbetrieb hätte die Kapazität der Wasserversorgung<br />
sprengen können und damit eine sichere Versorgung der Industrie in Frage stellen.<br />
Demzufolge wurde im November 1972 im Schachen Gebiet mittels Grosspumpversuchen festgestellt,<br />
dass genügend Grundwasservorkommen in einwandfreier Trinkwasserqualität zur Verfügung<br />
steht. Damals schon war die Absicht der Wasserversorgungen von Altdorf, Flüelen, <strong>Schattdorf</strong> und<br />
Seedorf, zu einer regionalen Grundwasserversorgung zusammenzuschliessen. Bei den einzelnen<br />
<strong>Gemeinde</strong>n bestanden unterschiedliche Ansichten über den Zeitpunkt der Realisierung. <strong>Schattdorf</strong><br />
aber stand 1973 unter Zeitdruck und drängte auf eine rasche Realisierung der Anlagen. Nachdem<br />
die künftigen Partnergemeinden vorerst nicht bereit waren, sich finanziell an einer Gruppenanlage<br />
zu beteiligen, entschied die Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong> unter Mithilfe der Dätwyler AG, 1973 im<br />
Alleingang die erste Bauetappe, bestehend aus Filterbrunnen I, Förderleitung und Verteilschacht<br />
„Stille Reuss“ auszulösen.<br />
Die Dimension der Grundwasserförderleitungen und der Bau des Verteilschachtes „Stille Reuss“<br />
sind für den zukünftigen Bedarf der Grundwasserversorgung ausgelegt worden. Eine gemeindeeigene<br />
Anlage hätte kleiner, das heisst kostengünstiger erstellt werden können. Die Wasserversorgung<br />
<strong>Schattdorf</strong> hat demzufolge zu Gunsten des zukünftigen Zweckverbandes Vorinvestitionen<br />
von ca. Fr. 540’000.--. getätigt.<br />
Im Jahre 1982 gründeten die <strong>Gemeinde</strong>n Altdorf, <strong>Schattdorf</strong> und Seedorf den<br />
Zweckverband Grundwasserversorgung Unteres Reusstal ZVGR<br />
Die entsprechenden Kostenanteile an den Vorinvestitionen und Bauzinsen wurden der Wasserversorgung<br />
<strong>Schattdorf</strong> zurückerstattet.<br />
Im Jahre 1984 erstellte der Zweckverband<br />
Den Filterbrunnen II<br />
Das Hochdruckpumpwerk „Schachen“<br />
Die Zu- und Förderleitungen<br />
Die Fernwirkanlage mit Messstelle und Ausgleichssteuerung<br />
<strong>Schattdorf</strong> hat bei einer Beteiligung von 51.05 % und einem Bezugsrecht von 5688 m 3 /Tag für beide<br />
Etappen 1973/1984 rund 3 Millionen Franken beigesteuert.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 40 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Quellwasser vor Grundwasser<br />
Das ist und war der Grundsatz des Zwekverbandes, nicht wegen der Qualität des Wassers, sondern<br />
wegen den Kosten, die beim Pumpen von Grundwasser anfallen. Grundwasser sollte nur bei<br />
Bedarf gepumpt werden. Die Reservoirs Belmité in Altdorf und Kahlenbiel in <strong>Schattdorf</strong> liegen auf<br />
der gleichen Meereshöhe. Durch den Zusammenschluss der beiden Leitungssysteme ist nach dem<br />
Prinzip der kommunizierenden Röhre ein gegenseitiger Austausch von Quellwasser möglich. Dank<br />
diesen optimalen Bedingungen können Altdorf und <strong>Schattdorf</strong> einander Quellwasser liefern. Die<br />
<strong>Gemeinde</strong>n Flüelen und Seedorf sind ebenfalls in der Lage, mit Bezug und Abgabe von Trinkwasser<br />
an den Zweckverband ihre Bedürfnisse abzudecken. Der Bezug oder die Lieferung wird von<br />
der Messstelle registriert und die Differenz den betreffenden <strong>Gemeinde</strong>n in Rechnung gestellt.<br />
Die Ausgleichssteuerung unter den Verbundgemeinden erhöht die Versorgungssicherheit.<br />
Bei einem Verwurf von einer oder mehreren Quellen infolge Trübung, dieser Zustand kann bei erheblichen<br />
Niederschlägen eintreffen, haben wir mit dem Grundwasser oder mit dem überschüssigen<br />
Quellwasser von Partnergemeinden eine optimale Versorgungssicherheit.<br />
Mit dem Hochdruckpumpwerk „Schachen“ können wir unsere Reservoirs im Kahlenbiel speisen<br />
und mit unseren Stufenpumpwerken können wir das Reservoir „Rissliweg“ und das Reservoir<br />
„Platti“ unabhängig eines eigenen Quellenzulaufes mit Trinkwasser bedienen.<br />
Wasserverbund Unteres Reusstal WUR<br />
Die Qualitätssicherung verlangt, dass auch für die Filterbrunnen I & II entsprechende Schutzzonen<br />
ausgeschieden werden. Beim Filterbrunnen I (Nord) konnte diese Bedingung nicht erfüllt werden.<br />
Die Trinkwassergewinnung ist durch die Nebenanlagen der A2 (der Gotthardraststätte) gefährdet.<br />
Das kantonale Amt für Umweltschutz hat daher die Bewilligung für die Förderung von Trinkwasser<br />
verweigert. Das Bundesamt ASTRA hat die Stilllegung dieser Anlage finanziell entschädigt. Zwischenzeitlich<br />
wird dieses Wasser als Brauchwasser gefördert und an die Baustelle der Alp-Transit<br />
im Bereich Nord abgegeben und zu ihrem Reservoir im Stegwald hochgepumpt.<br />
Aus ähnlichen Gründen wie beim Filterbrunnen I mussten auch die Pumperke RUAG und Kreuzmatt<br />
in Altdorf stillgelegt werden.<br />
Das grosse Unwetter vom August 2005 hat die Grenzen der Grundwasserversorgung aufgezeigt.<br />
Der Filterbrunnen II Schachen Süd war überschwemmt. Mit den Quellerträgen allein war die<br />
Trinkwasserversorgung stark gefährdet.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 41 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Für die Ersatzbeschaffung der Fehlmengen musste ein neuer Standort gesucht werden. Grosspumpversuche<br />
in der Zwyermatte in Altdorf haben ergeben, dass dieser Standort für eine weitere<br />
Entnahme von Grundwasser bestens geeignet ist. Dieser Standort ist mit einem zweiten Standbein<br />
für den Wasserverbund zu bezeichnen. Der Brunnen befindet sich im Einzugsgebiet des Schächentales<br />
und wird von der Reuss nicht tangiert. Die Schutzzone und das Schutzareal sind festgelegt.<br />
Der Regierungsrat hat die Konzession für die Entnahme von Grundwasser bereits erteilt. Die<br />
Partnergemeinden haben ihre entsprechenden Kredite beschlossen. Mit dem Spatenstich am 14.<br />
August 2007 wurde der Baubeginn ausgelöst. Ab Frühjahr 2008 kann das Grundwasser Zwyermatte<br />
Altdorf genützt werden. Der Wasserverbund Unteres Reusstal nimmt sich allen Belangen zur<br />
Sicherstellung von Trinkwasser an. Nach der alten Bezeichnung, in welcher explizit nur das<br />
Grundwasser erwähnt wurde, ist die heutige Bezeichnung sinnvoll und nachvollziehbar.<br />
Wasser für Alle<br />
Die Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong> bedient alle Konsumenten in <strong>Schattdorf</strong> vom Acherli bis in den<br />
Schachen. Zudem die Gotthard Raststätte, die Liegenschaften Spannegg, Herrenschachen und<br />
Wytenlingerschachen auf Erstfelder Gebiet. Dagegen beziehen ein paar Haushalte an der Wyergasse<br />
ihr Wasser von Bürglen. Einzig im Gebiet Acherli sind ein paar Haushalte und Ställe, die<br />
eigene Quellen und Wasser haben. Die Bewohner auf Haldi, unabhängig der <strong>Gemeinde</strong>grenze<br />
Bürglen/<strong>Schattdorf</strong>, sind Mitglieder oder Wasserbezüger der Wassergenossenschaft Haldi. 1911<br />
gründeten einige Bergbewohner die „Wassergenossenschaft <strong>Schattdorf</strong>erberge“ und erstellten<br />
eine eigene Wasserversorgung. Es ist eine der ersten grösseren Wasserversorgungsanlage in<br />
einem Berggebiet. Vor Jahren wurde sie umbenennt in „Wassergenossenschaft Haldi“. Diese genossenschaftlich<br />
organisierte Wasserversorgung versorgt das ganze Gebiet vom Oberfeld, Haldi,<br />
bis Gammerschwand auf der Bürglerseite und Figstuhl auf der <strong>Schattdorf</strong>erseite.<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 42 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Auflösung alter Wasserbezugsrechte<br />
Bei der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong> bestanden bis 2002 total 21 alte Wasserbezugsrechte. Teilweise<br />
gehen diese Rechte im Ursprung bis ins 19. Jahrhundert zurück. Die Rechnungsführer<br />
mussten in all diesen Jahren jeweils bei der Rechnungsstellung Gutschriften in unterschiedlicher<br />
Höhe in Abzug bringen. Der erhöhte Verwaltungsaufwand für die Gutschrift dieser kleinen Beiträge<br />
war unverhältnismässig.<br />
Rechtliche Abklärungen haben ergeben, dass alle diese Rechte nicht auf ewige Zeiten Gültigkeit<br />
haben. Die jeweiligen Umschreibungen waren nach derzeitiger Situation unzutreffend und die Begründungen<br />
konnten nicht nachvollzogen werden. Neben finanziellen Abgeltungen wurden möglicherweise<br />
die Mithilfe beim Verlegen der einzelnen Leitungen, Grabarbeiten, Transporte, usw.<br />
damit abgegolten.<br />
Nach Rücksprache mit allen begünstigten Rechtsnachfolgern konnten auf dem Verhandlungswege<br />
in den Jahren 2002 bis 2007 insgesamt 17 Gratiswasserbezugsrechte gelöscht werden.<br />
Für vier Wasserbezugsrechte bestehen vertragliche Abmachungen im Zusammenhang mit bestehenden<br />
Quellnutzungsrechten. Diese Vereinbarungen sind nach wie vor begründet.<br />
Zur besseren Verständlichkeit über den Zusammenhang der Wasserbezugsrechte sind aus folgender<br />
Beilage ersichtlich.<br />
Kopie von einer Originalurkunde vom 17 November 1883 mit authentischer Abschrift vom<br />
23. April 2003<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 43 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Urkunde<br />
zu einem<br />
Brunnen - Wasserrecht<br />
Eine gesetzlich versammelte Dorfgemeinde den fünfundzwanzigsten Februar achtzehnhundert,<br />
achtzig & drei, hat in Ermangelung von Rechtsbelegen für die bisher benutzte Brunnenwasserleite,<br />
unter folgender Bedingungen an Herrn Joseph Bär bei der Spielmatt ein Brunnenwasserrecht für<br />
alle Zeiten gestattet:<br />
a. Hr. Bär, zahlt ausser den schon bereits geleisteten Franken dreissig & drei an den<br />
Wassertheilkasten auf der Spielmatt, der <strong>Gemeinde</strong> ein für allemal Franken zehn an<br />
Baar.<br />
b. Gegenüber erhält Joseph Bär das Recht, vom obbenannten Wassertheilkasten zu seinem<br />
Mättelihaus eine Röhre Wasser wie bisher, leiten zu mögen, welche Brunnenwasserleite<br />
er auf seine Kosten zu erstellen & zu unterhalten hat.<br />
c. Gilt dieses Recht für alle Rechtsnachfolger & Besitzer obbenannten Haus & Mätteli, mit<br />
der unter b. gestellten Bedingung.<br />
d. Bei allfälligem Wassermangel haben die gegenwärtig schon im Recht bestehenden<br />
Brunnen das Vorrecht.<br />
Zu Urkund dessen sind zwei gleichlautende Exemplar ausgefertigt, wovon eines dem Hr. Joseph<br />
Bär eine in die Brunnenlade deponiert wird.<br />
Ausgefertigt, <strong>Schattdorf</strong>, den 17. Nov. 1883<br />
Namens der Dorfgemeinde<br />
Der Gmdspräsident:<br />
Jos. Zwyssig<br />
Der <strong>Gemeinde</strong>schreiber:<br />
Jos. Zgraggen<br />
Authentische Abschrift<br />
28.04.2003<br />
Wasserkommission <strong>Schattdorf</strong><br />
Präsident: F. Zgraggen<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 44 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 45 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Quellen Angabe zur Geschichte<br />
der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Angaben zum Brunnen-Stiftungsbrief von 1605 und zum Stifter, Junker Andreas von Moos<br />
und der Familie von Moos sind den beiden Historischen Neujahrblätter von Uri Jahrgang<br />
1917 und 1925 von Josef Müller und Meinrad Schnellmann entnommen.<br />
Der Brunnenbrief (Brunnenreglement) von <strong>1608</strong> ist als beglaubigte Handabschrift erhalten<br />
und befindet sich im Dossier der Wasserversorgung im <strong>Gemeinde</strong>archiv.<br />
Auszug aus dem Bachbrief von 1620 ist als beglaubigte Handabschrift erhalten und befindet<br />
sich im Dossier der Wasserversorgung im <strong>Gemeinde</strong>archiv.<br />
Alle Anmerkungen und Hinweise betreffend den <strong>Gemeinde</strong>rat oder die Dorfgemeinde von<br />
1817 bis 1871, basieren auf deren Protokolle, welche mir Peter Moser zur Verfügung stellte.<br />
Ich weiss dies zu schätzen und verdanke Peter diese zuvorkommende Geste bestens.<br />
Alle Angaben und Hinweise der Wasserversorgungskommission von 1908 betreffend dem<br />
Bau der Wasserversorgung sind aus deren Protokollheft, Verträgen, Notizen, Protokoll über<br />
den Vergleich usw. im Dossier Wasserversorgung im <strong>Gemeinde</strong>archiv entnommen.<br />
Protokollauszüge der Dorfgemeinde nach 1876 sowie alle Korrespondenzen des <strong>Gemeinde</strong>schreibers<br />
bezüglich Wasserversorgung sind den Kopierbücher im Archiv der Korporationsbürgergemeinde<br />
<strong>Schattdorf</strong> entnommen.<br />
Angaben zu den Ausführungen in Eisenröhren sind den Kopierbücher im Archiv der Korporationsbürgergemeinde<br />
<strong>Schattdorf</strong> entnommen.<br />
Auszüge aus den Holzlisten 1848 bis 1870 sind im Archiv der Korporationsbürgergemeinde<br />
<strong>Schattdorf</strong>.<br />
Für den Zeitabschnitt von „1950 bis heute“ hat Franz Zgraggen, ehemaliger Präsident der<br />
Wasserkommission, seinen Entwurf zur Verfügung gestellt und mit seiner grossen Sachkenntnis<br />
mitgeholfen, dass die Reinschrift auch korrekt ausfällt. Franz Zgraggen möchte ich<br />
an dieser Stelle für sein Mitwirken bestens danken.<br />
<strong>Schattdorf</strong>, März 2008<br />
Der Verfasser: Walter Renggli<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 46 von 48
Geschichte der Wasserversorgung <strong>Schattdorf</strong><br />
Vergleich der Schüttung von Quelle 1 & 12<br />
Anhang Nr. 1<br />
Der Vergleich der Schwankungen der Schüttung von Quelle Nr. 1 und Nr. 12, pro Monat in den<br />
Jahren 2002, 2004 und 2006 zeigt folgendes Bild. Das Jahr 2004 entspricht so ziemlich unserer<br />
Vorstellung von einer Quelle, dass sie im Sommer die grösste Schüttung und im Winter die kleinste<br />
Schüttung aufweisen. Im Jahr 2002 verhielt sich die Quelle Nr. 1 nach dieser Vorstellung, doch<br />
die Quelle Nr. 12 hat die grösste Schüttung im Dezember. In dem Monat lieferte die Quelle Nr. 1<br />
am wenigsten Wasser. Doch im Jahr 2006 verhielten sich diese beiden Quelle gerade umgekehrt.<br />
In diesem Jahr hatte die Quelle Nr. 1 die grösste Schüttung im Winter, nämlich im Januar und die<br />
kleinste Schüttung im April, in dem Monat, in welchem die Quelle Nr. 12 die grösste Schüttung<br />
hatte.<br />
2002<br />
Jan. Feb. März April Mai Juni Juli Aug Sept. Okt. Nov. Dez.<br />
Jahres<br />
Total in<br />
m 3<br />
Quelle 1 9711 8754 4151 8358 9958 10172 10395 10436 10041 10340 9776 3981 106073<br />
Quelle 12 Keine<br />
Angabe<br />
2004<br />
Keine<br />
Angabe<br />
10364 10435 13846 18500 17500 17667 16681 16675 21907 22230 165805<br />
Quelle 1 9969 9428 9995 9690 10004 9739 10042 10017 9674 9987 9473 8799 116817<br />
Quelle 12 15696 13836 15401 18202 19199 20464 18066 16241 14418 14253 12444 11846 190066<br />
2006<br />
Quelle 1 9612 8613 9461 4101 6997 8581 8475 8772 8520 8892 8668 8736 99428<br />
Quelle 12 15693 14641 19121 20134 19950 18542 16929 18343 17153 16204 13816 13747 204273<br />
Walter Renggli, <strong>Schattdorf</strong>, 2008 47 von 48
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