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Modul für das letzte Jahr in elementaren Bildungs ... - Vorarlberg

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<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong><strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong><strong>in</strong> <strong>elementaren</strong><strong>Bildungs</strong> -e<strong>in</strong>richtungenVertiefende Ausführungenzum bundesländerübergreifenden<strong>Bildungs</strong>RahmenPlanwww.bmwfj.gv.at


I M P R E S S U MHerausgeber: Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Wirtschaft, Familie und Jugend, Stubenr<strong>in</strong>g 1, 1010 WienAutor: Charlotte Bühler Institut, Favoritenstraße 4–6/1/1, 1040 WienLektorat: onl<strong>in</strong>elektorat@aon.at, 1010 WienFotos: © iStockphoto (Seite 10, 12, 18, 23, 27, 32, 36, 40, 46, 52, 58)Layout: Mag. a Gisela Scheubmayr/subgrafik, WienDruck: Niederösterreichische Pressehaus, St. PöltenWien 2010


VorwortLiebe K<strong>in</strong>dergartenpädagog<strong>in</strong>nen und K<strong>in</strong>dergartenpädagogen!Ziel der E<strong>in</strong>führung des verpflichtenden K<strong>in</strong>dergartenjahres ist es, K<strong>in</strong>dern unabhängig von ihrer sozialenHerkunft bestmögliche Chancen <strong>für</strong> ihren <strong>Bildungs</strong>weg zu bieten und die Basis <strong>für</strong> erfolgreiches lebens -begleitendes Lernen aufzubereiten. Den ersten Lebensjahren kommt nämlich – wie Sie sicherlich wissen –große Bedeutung <strong>für</strong> die Lernprozesse von K<strong>in</strong>dern zu.Daher wurde aufbauend auf dem „Bundesländerübergreifenden <strong>Bildungs</strong>RahmenPlan 2009” e<strong>in</strong> zusätzliches<strong>in</strong>tegriertes <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen ausgearbeitet.Sie erhalten mit dem vorliegenden <strong>Modul</strong> vertiefende Ausführungen zum „Bundesländerübergreifenden<strong>Bildungs</strong>RahmenPlan”, der Sie <strong>in</strong> Ihrer professionellen Arbeit unterstützen soll. Das <strong>Modul</strong> ist ke<strong>in</strong> Leistungs -katalog, der Standards festlegt, die von den K<strong>in</strong>dern erreicht werden müssen, sondern e<strong>in</strong>e praxisnaheAnleitung <strong>für</strong> k<strong>in</strong>dgerechte <strong>Bildungs</strong>arbeit. Es gibt Anregungen, wie K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrer <strong>in</strong>dividuellen Entwicklungoptimal unterstützt und auf die Herausforderungen der bevorstehenden Lebensphase des Schulbesuchsvorbereitet werden können. Das <strong>Modul</strong> lässt aber auch Raum <strong>für</strong> <strong>in</strong>dividuelle <strong>Bildungs</strong>prozesse sowie <strong>für</strong>die Festlegung von Schwerpunkten.Für Ihre Arbeit mit den K<strong>in</strong>dern wünschen wir Ihnen viel Freude und Erfolg!Dr. Re<strong>in</strong>hold MitterlehnerBundesm<strong>in</strong>ister <strong>für</strong> Wirtschaft,Familie und Jugend


InhaltsverzeichnisE<strong>in</strong>leitung ..........................................................................61. Pädagogische Orientierung ...................................................102. Bildung und Kompetenzen ....................................................122.1 Kompetenzen ..................................................................122.1.1 Selbstkompetenz, Sozialkompetenz und Sachkompetenz ..........................132.1.2 Lernmethodische Kompetenz .................................................132.1.3 Metakompetenz ...........................................................142.2 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>für</strong> den Erwerb von lernmethodischer Kompetenzund Metakompetenz. ............................................................153. <strong>Bildungs</strong>bereiche ..............................................................183.1 Emotionen und soziale Beziehungen ............................................183.1.1 Wissenschaftliche Grundlagen ...............................................183.1.2 Entwicklung und Differenzierung von Kompetenzen ..............................203.1.3 Pädagogische Impulse: Anregungen und Beispiele ...............................203.2 Ethik und Gesellschaft ........................................................233.2.1 Wissenschaftliche Grundlagen ...............................................233.2.2 Entwicklung und Differenzierung von Kompetenzen ..............................243.2.3 Pädagogische Impulse: Anregungen und Beispiele ...............................253.3 Sprache und Kommunikation ..................................................273.3.1 Wissenschaftliche Grundlagen ...............................................273.3.2 Entwicklung und Differenzierung von Kompetenzen ..............................293.3.3 Pädagogische Impulse: Anregungen und Beispiele ...............................293.4 Bewegung und Gesundheit ....................................................323.4.1 Wissenschaftliche Grundlagen ...............................................323.4.2 Entwicklung und Differenzierung von Kompetenzen ..............................333.4.3 Pädagogische Impulse: Anregungen und Beispiele ...............................343.5 Ästhetik und Gestaltung. ......................................................363.5.1 Wissenschaftliche Grundlagen ...............................................363.5.2 Entwicklung und Differenzierung von Kompetenzen ..............................373.5.3 Pädagogische Impulse: Anregungen und Beispiele ...............................373.6 Natur und Technik ............................................................403.6.1 Wissenschaftliche Grundlagen ...............................................403.6.2 Entwicklung und Differenzierung von Kompetenzen ..............................413.6.3 Pädagogische Impulse: Anregungen und Beispiele ...............................42


4. Transitionen ...................................................................464.1 Transition von e<strong>in</strong>er <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> die Volksschule ..................464.2 Ressourcen und Kompetenzen zur Bewältigung von Transitionen .........................474.3 Die Rolle der Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen bei der Übergangsbegleitung .................474.4 <strong>Bildungs</strong>partnerschaften beim Übergang ............................................484.4.1 <strong>Bildungs</strong>partnerschaft mit Volksschulen und außerschulischen <strong>Bildungs</strong>- undBetreuungse<strong>in</strong>richtungen ....................................................484.4.2 <strong>Bildungs</strong>partnerschaft mit Eltern ..............................................494.4.3 <strong>Bildungs</strong>partnerschaft mit externen Fachkräften .................................495. Pädagogische QualitätReflexion als qualitätssichernde Maßnahme .................................525.1 Prozessqualität .................................................................525.2 Orientierungsqualität ............................................................535.3 Strukturqualität ................................................................545.4 Qualitätsmanagement ...........................................................55Literatur ..........................................................................58


E<strong>in</strong>leitungDie Bedeutung e<strong>in</strong>es qualitativ hochwertigen <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>- und Betreuungsangebotes wird durchdie E<strong>in</strong>führung des verpflichtenden <strong>letzte</strong>n K<strong>in</strong>dergartenjahres ab Herbst 2010 unterstrichen. Der Besuche<strong>in</strong>er <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtung im Ausmaß von m<strong>in</strong>destens 16 bis 20 Stunden an m<strong>in</strong>destens vierTagen pro Woche soll es allen K<strong>in</strong>dern ermöglichen, unabhängig von ihrer sozioökonomischen und kulturellenHerkunft e<strong>in</strong> stabiles Fundament und bestmögliche Chancen <strong>für</strong> ihre weitere <strong>Bildungs</strong>laufbahn zu erhalten.Ausgehend von e<strong>in</strong>em ganzheitlichen <strong>Bildungs</strong>verständnis kommt nicht nur dem <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt,sondern der gesamten Zeit <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen große Bedeutung <strong>für</strong> die Lernprozessevon Mädchen und Buben zu. Elementare Bildung stellt e<strong>in</strong>e unverzichtbare Grundlage lebenslangen Lernensdar.Im Rahmen e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>barung gemäß Art. 15a B-VG wurde beschlossen, e<strong>in</strong> zusätzliches <strong>in</strong>tegriertes<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> Fünfjährige zu erarbeiten, <strong>das</strong> unter anderem auf die Stärkung der grundlegenden Kompetenzender K<strong>in</strong>der abzielt und dabei <strong>in</strong>sbesondere den Übergang zur Volksschule beachtet. 1Das vorliegende <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen baut auf dem „Bundes-länderübergreifenden <strong>Bildungs</strong>RahmenPlan <strong>für</strong> elementare <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Österreich” 2 auf undist Grundlage <strong>für</strong> die pädagogische Arbeit im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt. Der <strong>Bildungs</strong>RahmenPlan wirdh<strong>in</strong>sichtlich der spezifischen <strong>Bildungs</strong>ansprüche und Lernbedürfnisse fünf- und sechsjähriger Buben undMädchen vertieft und ergänzt. Dadurch soll gewährleistet werden, <strong>das</strong>s Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen dieInhalte des <strong>Modul</strong>s <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt im Kontext mit dem bundesländerübergreifenden<strong>Bildungs</strong>RahmenPlan zur Anwendung br<strong>in</strong>gen können.Dieses „<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen” ist Basis <strong>für</strong> die Begleitung,Unterstützung und Dokumentation der <strong>in</strong>dividuellen k<strong>in</strong>dlichen Lernprozesse. Darüber h<strong>in</strong>aus bietet esGrundlagen zur Gestaltung entsprechender <strong>Bildungs</strong>anregungen, um Interessen und Begabungen zu fördernbzw. Benachteiligungen auszugleichen. Im S<strong>in</strong>ne der Individualisierung können daraus entwicklungs -fördernde Angebote <strong>für</strong> ganzheitliches Lernen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen <strong>Bildungs</strong>bereichen abgeleitet werden. DieseImpulse sowie längerfristige pädagogische Interventionen gehen von den Ideen und Interessen der K<strong>in</strong>deraus, nehmen Bezug auf ihre Entwicklungsschritte und Begabungen und bereiten auf die weitere <strong>Bildungs</strong>laufbahnvor, ohne spezielle Entwicklungsnormen oder e<strong>in</strong>e „Beurteilung” von Kompetenzen vorzusehen.Das <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen ist ke<strong>in</strong>esfalls e<strong>in</strong> vorgegebenerLeistungskatalog oder e<strong>in</strong> verpflichtender „Lehrplan”, der von jedem K<strong>in</strong>d mit derselben Geschw<strong>in</strong>digkeitzu durchlaufen ist. Vielmehr besteht der Anspruch, jedes e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong>d als eigene Persönlichkeit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>erGanzheit anzunehmen und se<strong>in</strong>e autonomen <strong>Bildungs</strong>prozesse <strong>in</strong>tensiv und nachhaltig zu unterstützen.Besondere Bedeutung kommt dabei der Lernform Spiel und der ko-konstruktiven Gestaltung von <strong>Bildungs</strong>prozessendurch K<strong>in</strong>der und Erwachsene zu. Lernarrangements, die K<strong>in</strong>der zum Reflektieren eigener Lernprozesseanregen, unterstützen die Entwicklung und Differenzierung der personalen, sozial-kommunikativenund lernmethodischen Kompetenz sowie der Sachkompetenz.Im <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen wird der Erwerb der lernmethodischenKompetenz und der Metakompetenz besonders berücksichtigt. Diese spezifischen Kompetenzen betreffenvor allem die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den eigenen Denk- und Lernprozessen und bilden e<strong>in</strong>e wichtigeVoraussetzung <strong>für</strong> lebenslanges, reflektiertes Lernen. 3 Darüber h<strong>in</strong>aus wird die Förderung der Transitionskompetenzvon K<strong>in</strong>dern und deren Familien <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf den bevorstehenden Schule<strong>in</strong>tritt dargestellt.6 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


Die Ausführungen zu den <strong>Bildungs</strong>bereichen und die exemplarisch angeführten pädagogischen Impulses<strong>in</strong>d so gestaltet, <strong>das</strong>s die im <strong>Bildungs</strong>RahmenPlan formulierten Pr<strong>in</strong>zipien berücksichtigt s<strong>in</strong>d: Ganzheitlichkeitund Lernen mit allen S<strong>in</strong>nen, Individualisierung und Differenzierung, Empowerment, Lebensweltorientierung,Inklusion, Sachrichtigkeit, Diversität, Geschlechtssensibilität, Partizipation, Transparenz und<strong>Bildungs</strong>partnerschaft. 4 Die angeführten Kompetenzen stellen e<strong>in</strong>en Orientierungsrahmen dar, sie erhebennicht den Anspruch auf Vollständigkeit und s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>esfalls als Standards zu verstehen, die erreicht werdenmüssen, um <strong>in</strong> der Schule erfolgreich zu se<strong>in</strong>. Je nach Lernerfahrungen und <strong>in</strong>dividuellen Dispositionen derK<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d die Kompetenzen unterschiedlich entwickelt und bedürfen sowohl <strong>in</strong> den <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong> -e<strong>in</strong>richtungen als auch <strong>in</strong> der Schule e<strong>in</strong>er differenzierten Förderung. Die Kont<strong>in</strong>uität und die Anschluss -fähigkeit von <strong>Bildungs</strong>prozessen an allen Lernorten s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong>e bewusste Gestaltung der Übergänge zusichern bzw. nachhaltig positiv zu bee<strong>in</strong>flussen.Weiterh<strong>in</strong> wird den spielerischen Formen der Weltaneignung sowie dem <strong>in</strong>formellen Lernen <strong>in</strong> lebensweltnahenKontexten 5 spezielle Bedeutung zugemessen. Der spezifische Vorteil elementarer <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungenliegt dar<strong>in</strong>, <strong>das</strong>s die Lernszenarien spielerisch, offen und situationsorientiert s<strong>in</strong>d und die Interessender Lernenden berücksichtigen. Dem freien Spiel als e<strong>in</strong>er selbstbestimmten und lustbetonten Form desLernens kommt im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt nach wie vor große Bedeutung zu. Aus diesem Grund ist <strong>das</strong>„Lernen im Spiel” auch an erster Stelle der empfohlenen Lernformen im Lehrplan der Volksschule 6 verankert.Spielen stellt somit e<strong>in</strong>en wichtigen Bauste<strong>in</strong> <strong>für</strong> die Anschlussfähigkeit von <strong>Bildungs</strong>prozessen im Übergangzum Schulsystem dar.Leitfragen zur Reflexion von Prozess-, Orientierungs- und Strukturqualität unterstützen die Weiterentwicklungvon pädagogischer Qualität. Gleichzeitig wird dadurch der nachhaltige Beitrag qualitativ hochwertigerelementarer <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen <strong>für</strong> die <strong>Bildungs</strong>biografie der K<strong>in</strong>der betont.1 Vere<strong>in</strong>barung gemäß Art. 15a B-VG über die E<strong>in</strong>führung der halbtägig kostenlosen und verpflichtenden frühen Förderung <strong>in</strong><strong>in</strong>stitutionellen K<strong>in</strong>derbetreuungse<strong>in</strong>richtungen (BGBl. I Nr. 99/2009)2 Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der StadtWien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009)3 We<strong>in</strong>ert (1999)4 Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der StadtWien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009, S. 3ff.)5 Rauschenbach (2009)6 Wolf (2009)<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 7


8 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


1. Pädagogische Orientierung2. Bildung und Kompetenzen3. <strong>Bildungs</strong>bereiche3.1 Emotionen und soziale Beziehungen3.2 Ethik und Gesellschaft3.3 Sprache und Kommunikation3.4 Bewegung und Gesundheit3.5 Ästhetik und Gestaltung3.6 Natur und Technik4. Transitionen5. Pädagogische QualitätReflexion als qualitätssichernde MaßnahmeLiteratur


1. Pädagogische OrientierungDas <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen basiert auf dem Bild vomK<strong>in</strong>d als kompetentem Individuum, <strong>das</strong> se<strong>in</strong>e <strong>Bildungs</strong>prozesse <strong>in</strong> ko-konstruktiver Weise mitgestaltet.Auch <strong>das</strong> Rollenverständnis der Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen, die die <strong>Bildungs</strong>arbeit mitFünf- und Sechsjährigen gestalten, entspricht jenem, <strong>das</strong> im bundesländerübergreifenden<strong>Bildungs</strong>RahmenPlan formuliert wird.Die Pr<strong>in</strong>zipien <strong>für</strong> <strong>Bildungs</strong>prozesse <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen, die im bundes -länderübergreifenden <strong>Bildungs</strong>RahmenPlan angeführt werden, s<strong>in</strong>d ebenso <strong>für</strong> die <strong>Bildungs</strong>arbeitmit K<strong>in</strong>dern im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt gültig. 77 Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der StadtWien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009, S. 2–4)10 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


1. Pädagogische Orientierung2. Bildung und Kompetenzen3. <strong>Bildungs</strong>bereiche3.1 Emotionen und soziale Beziehungen3.2 Ethik und Gesellschaft3.3 Sprache und Kommunikation3.4 Bewegung und Gesundheit3.5 Ästhetik und Gestaltung3.6 Natur und Technik4. Transitionen5. Pädagogische QualitätReflexion als qualitätssichernde MaßnahmeLiteratur


2. Bildung und KompetenzenDie Ausführungen über Bildung und Kompetenzenaus dem bundesländerüber greifenden<strong>Bildungs</strong>RahmenPlan werden im Folgendenum entwicklungs- und bildungspsychologischeAspekte <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor demSchul e<strong>in</strong>tritt ergänzt.„Bildung wird als lebenslanger Prozessder aktiven Ause<strong>in</strong>andersetzung desMen schen mit sich selbst und mit derWelt verstanden.” 8„<strong>Bildungs</strong>prozesse s<strong>in</strong>d dynamisch und befähigen Menschen zu selbstständigen, <strong>in</strong>dividuellen Handlungenim Kontext mit ihrer Lebensumwelt.” 9Elementare Bildung wird ermöglicht, <strong>in</strong>dem K<strong>in</strong>der zu selbstbestimmtem Handeln angeregt werden und dieMöglichkeit erhalten, am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilzunehmen sowie Verantwortung zuübernehmen. Auf diese Weise können K<strong>in</strong>der ihre Kompetenzen weiterentwickeln und zu ihrer <strong>Bildungs</strong>elbst beitragen. 10Vor dem H<strong>in</strong>tergrund des ganzheitlichen <strong>Bildungs</strong>auftrags <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen kommtim <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt der Förderung der lernmethodischen Kompetenz und der Metakompetenzbesondere Bedeutung zu. Diese Kompetenzen bilden wichtige Grundlagen <strong>für</strong> weitere Lernprozesse und <strong>für</strong>die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen. Lernmethodische Kompetenz und Metakompetenz setzen zudeme<strong>in</strong>e grundlegende Reflexionsfähigkeit voraus, die sich zwar schon früh im Laufe der k<strong>in</strong>dlichen Entwicklunganbahnt, aber erst allmählich bewusst e<strong>in</strong>gesetzt werden kann. 11 Im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt könnenK<strong>in</strong>der mit Unterstützung von Erwachsenen bereits ihre Lernprozesse und ihr Verhalten reflektieren.2.1 Kompetenzen„Unter Kompetenz wird e<strong>in</strong> Netzwerk von Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, Strategienund Rout<strong>in</strong>en verstanden, <strong>das</strong> jeder Mensch zusätzlich zur Lernmotivation benötigt, um <strong>in</strong>unter schiedlichen Situationen handlungsfähig zu se<strong>in</strong>.” 12Die Entwicklung und Differenzierung von Kompetenzen ermöglicht es K<strong>in</strong>dern, <strong>in</strong> variierenden Situationenflexibel und angemessen zu handeln. Gut entwickelte Kompetenzen können auch als „Mobilisierungsakt” 13der verfügbaren Ressourcen des K<strong>in</strong>des betrachtet werden. Das aktive und selbstgesteuerte Lernen derK<strong>in</strong>der bildet die Grundlage <strong>für</strong> den Kompetenzerwerb, so<strong>das</strong>s Autonomie und Selbstverantwortung derLernenden gefordert s<strong>in</strong>d.Für K<strong>in</strong>der ist die Kont<strong>in</strong>uität der kompetenzorientierten <strong>Bildungs</strong>arbeit über elementare <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungenh<strong>in</strong>aus wichtig: Kompetenzen werden im Laufe des Lebens weiterentwickelt, so<strong>das</strong>s <strong>in</strong> den jeweilsnachfolgenden <strong>Bildungs</strong><strong>in</strong>stitutionen auf bereits vorhandenen Kompetenzen aufgebaut werden kann. Eswird dabei von den Ressourcen der K<strong>in</strong>der ausgegangen und festgehalten, was e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d schon kann bzw.welche Potenziale gefördert werden können. 1412 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


„K<strong>in</strong>der entwickeln <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dynamischen wechselseitigen Beziehung mit ihrer Umwelt Kompetenzen imS<strong>in</strong>ne von Selbstkompetenz, Sozialkompetenz und Sachkompetenz 15 sowie lernmethodische Kompetenz.” 162.1.1 Selbstkompetenz, Sozialkompetenz und SachkompetenzIm <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt differenzieren K<strong>in</strong>der ihre Selbstkompetenz, Sozialkompetenz und Sach -kompetenz, die sie <strong>in</strong> den ersten Lebensjahren erworben haben, weiter aus.Selbstkompetenz oder personale Kompetenz 17Mit zunehmendem Alter werden K<strong>in</strong>der selbstständiger und s<strong>in</strong>d mehr und mehr dazu fähig, Verantwortung<strong>für</strong> ihre eigenen Handlungen zu übernehmen. K<strong>in</strong>der, die über e<strong>in</strong> positives Selbstwertgefühl und Selbstkonzeptverfügen, s<strong>in</strong>d optimistisch bei der Bewältigung neuer Aufgaben. Damit ist auch e<strong>in</strong>e ausgeprägteResilienz (Widerstandsfähigkeit) verbunden. Resiliente K<strong>in</strong>der vertrauen auf ihre Selbstwirksamkeit undsetzen ihre Kompetenzen optimal e<strong>in</strong>. 18 Die Motivation, etwas zu leisten, Probleme zu lösen und dieeigenen Kompetenzen weiterzuentwickeln, ist <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt e<strong>in</strong> wichtiger Antrieb.E<strong>in</strong>e gut entwickelte Selbstkompetenz ist e<strong>in</strong>e grundlegende Voraussetzung <strong>für</strong> die positive Bewältigungdes Übergangs <strong>in</strong> die Schule.Sozialkompetenz oder sozial-kommunikative Kompetenz 19Fünf- und sechsjährige K<strong>in</strong>der verfügen über e<strong>in</strong>e Vielfalt an Erfahrungen h<strong>in</strong>sichtlich des Verhaltens <strong>in</strong>unter schiedlichen sozialen und gesellschaftlichen Strukturen. Wesentliche Voraussetzungen <strong>für</strong> die Bewältigungder Transition <strong>in</strong> die Schule s<strong>in</strong>d die Fähigkeit zur Empathie, zur Kooperation und zur konstruktivenAuse<strong>in</strong>andersetzung mit Regeln. 20SachkompetenzIm <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt bauen K<strong>in</strong>der ihre Sachkompetenz durch den explorierenden, handlungsnahenUmgang mit Objekten und Materialien sowie durch den Austausch mit anderen Menschen weiter aus.Dabei wird <strong>das</strong> sprachlich-begriffliche Erfassen von Merkmalen und Zusammenhängen immer komplexer.Sachkompetenz wird auch <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf den Erwerb der Kulturtechniken weiter ausdifferenziert. Fantasieund Lust an gedanklichen Entwürfen sowie die Fähigkeit zum divergenten Denken bleiben <strong>für</strong> die Erweiterungder Sachkompetenz wichtig.2.1.2 Lernmethodische KompetenzUnter lernmethodischer Kompetenz wird die Entwicklung e<strong>in</strong>es Bewusstse<strong>in</strong>s der eigenen Lernprozessesowie förderlicher Lernstrategien verstanden 21 , <strong>das</strong> heißt <strong>das</strong> Bewusstse<strong>in</strong> „<strong>das</strong>s, wasund wie man lernt”. 22Dieses Bewusstse<strong>in</strong> erwerben K<strong>in</strong>der jedoch erst im Laufe ihrer Entwicklung durch die Reflexion deseigenen Lernens. 23 Durch lautes Denken während ihres Tuns, <strong>in</strong> Gesprächen mit Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogenvor, während und nach e<strong>in</strong>em <strong>Bildungs</strong>angebot oder anhand der Betrachtung ihrer Portfolios reflektierenK<strong>in</strong>der ihre Lernprozesse. Mit fünf <strong>Jahr</strong>en s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der bereits <strong>in</strong> der Lage, mit Unterstützung Erwachsenerihre Lernstrategien bewusst nachzuvollziehen. Jedoch ist zu beachten, <strong>das</strong>s sich lernmethodischeKompetenz <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen „erst allmählich und nur <strong>in</strong> Grundzügen” 24 anbahnt.Der Erwerb lernmethodischer Kompetenz wird angeregt, <strong>in</strong>dem K<strong>in</strong>der ihre Lernziele und Lernstrategienzunehmend selbstständig planen, reflektieren und bewerten. Durch <strong>das</strong> bewusste Nachdenken, auf welcheWeise sie ihre Ziele erreicht haben, werden die <strong>in</strong>dividuellen Lernwege deutlich, und es können effektive<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 13


von <strong>in</strong>effektiven Strategien unterschieden werden. Die Reflexion des Lernverhaltens erfolgt stets <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dungmit konkreten k<strong>in</strong>dlichen Lernprozessen und -<strong>in</strong>halten. 25 K<strong>in</strong>der bauen auf diese Weise e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong>über <strong>das</strong> eigene Lernen sowie Wissen über die eigenen Lernwege und -strategien auf.Ausgehend von e<strong>in</strong>er Def<strong>in</strong>ition des Lernens als e<strong>in</strong>em aktiven, selbstgesteuerten und sozialen Prozesskönnen drei zentrale Komponenten lernmethodischer Kompetenz unterschieden werden: Selbststeuerungskompetenz,Kooperationskompetenz und Medienkompetenz. 26Die Kompetenz, die eigenen Lernprozesse selbst zu steuern, umfasst zahlreiche (Lern-)Handlungen, diebewusst e<strong>in</strong>gesetzt werden, um Wissen und Kompetenzen zu erwerben und situationsgerecht an zuwenden.Im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt können K<strong>in</strong>der z.B. eigenständig (Lern-)Ziele setzen, die eigenen Lernstrategienkennen sowie beurteilen, ob <strong>das</strong> eigene Lernen zum Erfolg geführt hat. K<strong>in</strong>der, die ihre Lernprozesseselbst steuern, erweitern ihre Handlungsspielräume, <strong>in</strong>dem sie den Erwerb von Wissen und Kompetenzenselbstständig vorantreiben. 27Die Kompetenz, beim Lernen mit anderen zu kooperieren, <strong>das</strong> heißt <strong>in</strong> Gruppen mit und von anderen zulernen, wird durch häufige Gelegenheiten zum Lernen <strong>in</strong> wechselnden Gruppen erworben. Grundlegendesozial-kommunikative Kompetenzen, wie Empathie und Kommunikationsfähigkeit, unterstützen kooperativeLernprozesse. Fünf- und Sechsjährige können beispielsweise schon Rücksicht auf Lerntempi und Lernwegeanderer nehmen und eigenes Wissen, eigene Kompetenzen und persönliche Erfahrungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gruppee<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.Lernen, ob alle<strong>in</strong> oder <strong>in</strong> der Gruppe, wird häufig durch den E<strong>in</strong>satz von Medien begleitet. InsbesondereInformations- und Kommunikationstechnologien (digitale Medien) gew<strong>in</strong>nen <strong>für</strong> den Wissenserwerb zu -neh mend an Bedeutung. Daher bee<strong>in</strong>flusst die Kompetenz zum reflektierten Umgang mit Medien sowohl<strong>in</strong>dividuelle als auch kooperative Lernprozesse. Die Medienkompetenz bedarf daher im Zusammenhangmit dem Erwerb lernmethodischer Kompetenz ebenfalls gezielter Förderung. Medienkompetente K<strong>in</strong>derkönnen unter anderem Medien s<strong>in</strong>nvoll und zielführend zum Zweck des Lernens e<strong>in</strong>setzen.2.1.3 MetakompetenzMetakompetenz bezeichnet die Fähigkeit, den Entwicklungsstand der eigenen Kompetenzene<strong>in</strong>zuschätzen und diese situationsbezogen anzuwenden sowie erforderlichen Kompetenz -zuwachs selbstständig zu erkennen. 28Metakompetenz trägt dazu bei, Herausforderungen, wie z.B. den Übergang <strong>in</strong> die Schule, erfolgreich zubewältigen. Durch e<strong>in</strong>e realistische Selbste<strong>in</strong>schätzung wird deutlich, ob e<strong>in</strong>e Situation alle<strong>in</strong>, nur mitUnter stützung anderer oder nur nach weiterem Kompetenzzuwachs gemeistert werden kann. Da K<strong>in</strong>derauf diese Weise aus eigener Kraft zur Bewältigung e<strong>in</strong>er Herausforderung beitragen, erleben sie sich alskompetent. Das wiederum stärkt <strong>das</strong> k<strong>in</strong>dliche Selbstbewusstse<strong>in</strong> und trägt zum Aufbau e<strong>in</strong>es positivenSelbstkonzepts bei.Ebenso wie lernmethodische Kompetenz basiert Metakompetenz auf der Reflexion des eigenen Handelnsund Verhaltens. Der Erwerb von Metakompetenz kann durch begleitete Selbstreflexion angebahnt werden.Die Selbstreflexion ist jedoch immer an konkrete, reale Handlungssituationen gekoppelt.In <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen wird der Erwerb von Metakompetenz gefördert, <strong>in</strong>dem K<strong>in</strong>der ihreAktivitäten selbstständig planen und sich eigene Ziele setzen. Durch die Reflexion von Verlauf, Erfolg undMisserfolg ihrer Handlungen bauen K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e realistische E<strong>in</strong>schätzung der eigenen Kompetenzen auf.Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen bieten Unterstützung an, sobald K<strong>in</strong>der an ihre Grenzen stoßen, ohne jedochkonkrete Lösungen vorzugeben. 29 Dadurch wird auch <strong>in</strong> herausfordernden Situationen der Kompetenz -zuwachs jedes K<strong>in</strong>des gesichert.14 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


2.2 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>für</strong> den Erwerb vonlern methodischer Kompetenz und MetakompetenzGrundlegend <strong>für</strong> die Entwicklung von lernmethodischer Kompetenz sowie von Metakompetenz ist e<strong>in</strong>epositive Lernkultur <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen: K<strong>in</strong>der, Eltern und pädagogische Fachkräfte verstehensich als „Geme<strong>in</strong>schaft forschend Lernender”. 30 Die Lernprozesse aller Beteiligten erfahren Wertschätzung,Anerkennung und Ermutigung. Im Zentrum steht der Dialog mit den K<strong>in</strong>dern, der nachhaltigihre <strong>in</strong>tellektuellen und sozialen Lernerfolge fördert. 31 Die Reflexion des Lernens und der Kompetenzen derK<strong>in</strong>der ist <strong>in</strong>tegrativer Bestandteil des Alltags. 32 Beobachtung und Dokumentation der k<strong>in</strong>dlichen <strong>Bildungs</strong>prozessestellen die Basis der <strong>Bildungs</strong>arbeit dar und dienen auch als Grundlage <strong>für</strong> Entwicklungsgesprächemit Eltern. Pädagogische Fachkräfte und Eltern tauschen sich nicht nur über die Kompetenzen der K<strong>in</strong>deraus, sondern überlegen auch geme<strong>in</strong>sam weitere <strong>Bildungs</strong>schwerpunkte.8 Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der StadtWien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009, S. 5)9 ebd., S. 510 ebd., S. 511 Schäfer (2008)12 Reit<strong>in</strong>ger (2007); We<strong>in</strong>ert (1999); Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischenBundesländer, Magistrat der Stadt Wien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009, S. 6)13 Scholz (2006, S. 23)14 Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der StadtWien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009, S. 7)15 Roth (1968)16 Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der StadtWien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009, S. 6)17 STMAS & IFP (2006)18 Wustmann (2009)19 Erpenbeck & Heyse (2007)20 Griebel & Niesel (2004); Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer,Magistrat der Stadt Wien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009, S. 6)21 Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der StadtWien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009, S. 7)22 Gisbert (2002, S. 12)23 Schäfer (2008)24 Senatsverwaltung <strong>für</strong> Bildung, Jugend und Sport (2004, S. 26)25 Schäfer (2008)26 Tippelt, Mandl & Straka (2003)27 STMAS & IFP (2006)28 We<strong>in</strong>ert (2001)29 Coll<strong>in</strong>s (2004)30 Rietmann & Hensen (2008)31 Bargholz (2008)32 Schäfer (2008)<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 15


16 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


1. Pädagogische Orientierung2. Bildung und Kompetenzen3. <strong>Bildungs</strong>bereiche3.1 Emotionen und soziale Beziehungen3.2 Ethik und Gesellschaft3.3 Sprache und Kommunikation3.4 Bewegung und Gesundheit3.5 Ästhetik und Gestaltung3.6 Natur und Technik4. Transitionen5. Pädagogische QualitätReflexion als qualitätssichernde MaßnahmeLiteratur


3. <strong>Bildungs</strong>bereiche3.1 Emotionen und soziale Beziehungen3.1.1 Wissenschaftliche GrundlagenDie Leitgedanken zum <strong>Bildungs</strong>bereich „Emotionenund soziale Beziehungen” aus dembundesländer übergreifenden <strong>Bildungs</strong>RahmenPlanwerden im Folgenden um entwicklungs-und bildungspsychologische Aspekte<strong>für</strong> K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt ergänzt.Identität„Mit dem Begriff Identität wird die e<strong>in</strong>zigartige Persönlichkeitsstruktur e<strong>in</strong>es Menschen bezeichnet.” 33 DieEntwicklung von Identität ist als Ergebnis sozio-kultureller <strong>Bildungs</strong>prozesse zu sehen und bezieht sichdarauf, sich selbst als Individuum wahrzunehmen sowie über Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zuverfügen. Fünf- und sechsjährige K<strong>in</strong>der greifen bereits auf vielfältige persönliche und soziale Erfahrungenzurück und differenzieren dadurch ihr Bild von sich selbst. Sie s<strong>in</strong>d sich ihrer <strong>in</strong>dividuellen Stärken undSchwächen zunehmend bewusst und nutzen dieses Wissen <strong>für</strong> ihre persönliche Weiterentwicklung.18 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


E<strong>in</strong> wesentlicher Schritt der Identitätsentwicklung ist die Identifikation mit dem eigenen Geschlecht. DieAneignung von differenziertem Wissen über Geschlechterrollen und die Bildung e<strong>in</strong>er stabilen Geschlechtsidentitäts<strong>in</strong>d wichtige Entwicklungsaufgaben <strong>in</strong> der frühen K<strong>in</strong>dheit. 34 Für K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>trittgew<strong>in</strong>nt die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Sexualität zunehmend an Bedeutung. Die k<strong>in</strong>dliche sexuelleEntwicklung ist durch emotionale und soziale Erfahrungen sowie durch die ganzheitliche Wahrnehmungdes eigenen Körpers geprägt.Vertrauen und Wohlbef<strong>in</strong>denE<strong>in</strong>e entspannte Atmosphäre, <strong>in</strong> der sich K<strong>in</strong>der angenommen und verstanden fühlen, fördert die Entwicklungdes Vertrauens <strong>in</strong> sich selbst und <strong>in</strong> die Umwelt. Im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt erweitern K<strong>in</strong>der ihrenAktionsradius immer mehr und werden dadurch zunehmend autonomer und selbstständiger. Das Gefühlvon Sicherheit und Stabilität ermöglicht es K<strong>in</strong>dern, neue Herausforderungen anzunehmen und sich aufLernsituationen e<strong>in</strong>zulassen. Durch Erfahrungen der Selbstwirksamkeit können diese, auch wenn sie mitAnstrengung verbunden s<strong>in</strong>d, lustvoll erlebt werden.Von besonderer Bedeutung <strong>für</strong> <strong>das</strong> persönliche Wohlbef<strong>in</strong>den ist die Entwicklung emotionaler Kompetenz.Darunter wird die Fähigkeit verstanden, sich se<strong>in</strong>er eigenen Gefühle bewusst zu se<strong>in</strong>, diese sprachlich ausdrückenund situationsgemäß zeigen zu können sowie die Gefühle anderer zu erkennen und zu verstehen. 35Mit zunehmendem Alter erweitert sich <strong>das</strong> Spektrum an Emotionen um komplexere und teilweise widersprüchlicheGefühle wie Stolz, Dankbarkeit oder Eifersucht. Im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt verstehen esK<strong>in</strong>der immer besser, sich nicht nur ihren Emotionen h<strong>in</strong>zugeben, sondern diese auch angemessen auszudrücken.36 Die zunehmende Differenzierung ihrer kognitiven, sozialen und sprachlich-kommunikativenKompetenzen ermöglicht es K<strong>in</strong>dern, über eigene Gefühle nachzudenken und sich mit anderen darüberauszutauschen. Wichtig ist, <strong>das</strong>s sie von ihren Bezugspersonen <strong>für</strong> ihr gesamtes Gefühlsspektrum Verständniserfahren und bei der Bewältigung emotionaler Situationen begleitet und unterstützt werden.Wohlbef<strong>in</strong>den ist abhängig von der Erfüllung menschlicher Grundbedürfnisse und wird von sozioökonomischenLebensumständen bee<strong>in</strong>flusst. Die E<strong>in</strong>schätzung der eigenen Bef<strong>in</strong>dlichkeit ist <strong>in</strong>dividuell und unterliegtsubjektiver Bewertung. Resiliente K<strong>in</strong>der können mit belastenden Situationen und negativen Folgen vonStress konstruktiv umgehen, denn sie verfügen über psychische Widerstandsfähigkeit gegenüber biologischen,psychologischen und psychosozialen Entwicklungsrisiken. 37 Die Transition von <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong> -e<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> die Schule wird durch die Sensibilisierung der K<strong>in</strong>der <strong>für</strong> ihre physischen und psychischenBedürfnisse sowie die Förderung von Resilienz unterstützt.Kooperation und KonfliktkulturE<strong>in</strong>e entscheidende psychische Veränderung im Vorschulalter besteht dar<strong>in</strong>, <strong>das</strong>s K<strong>in</strong>der soziale Interaktionenals Teil e<strong>in</strong>es Systems stabiler Beziehungen betrachten, die über die unmittelbare Gegenwart h<strong>in</strong>aus andauern.Bei jüngeren K<strong>in</strong>dern s<strong>in</strong>d Interaktionen vorrangig durch Geselligkeit und geme<strong>in</strong>sames Spielengekennzeichnet. Freundschaften von K<strong>in</strong>dern im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt zeichnen sich darüber h<strong>in</strong>ausdurch geme<strong>in</strong>same Interessen, Anteilnahme an Problemen anderer und zunehmende Toleranz gegenüberMe<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten aus. 38 Kooperationsbereitschaft, Konfliktfähigkeit sowie die Entwicklung vonFrustrationstoleranz unterstützen die Aufrechterhaltung von tragfähigen und stabilen Beziehungen. Durchdie Förderung von Mitgefühl und Hilfsbereitschaft wird auch Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong> gestärkt.Für die Entwicklung emotionaler Kompetenzen stellt die Peergroup e<strong>in</strong> ideales Umfeld dar, da K<strong>in</strong>der im sozialenKontakt mite<strong>in</strong>ander qualitativ andere Erfahrungen machen als mit Erwachsenen. Als Peers werdenK<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>er Gruppe bezeichnet, die auf e<strong>in</strong>em ähnlichen Entwicklungsstand stehen und im Wesentlichengleichrangig und ebenbürtig s<strong>in</strong>d. 39 <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 19


Dem menschlichen Zusammenleben s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>terpersonale Konflikte <strong>in</strong>härent. Der konstruktive Umgang mitDifferenzen ist Teil der Beziehungsgestaltung und e<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung <strong>für</strong> Konfliktfähigkeit.Soziales Verhalten erfordert Empathie und Impulskontrolle, konstruktiven Umgang mit Wut und Ärgersowie die Entwicklung von Problemlösungs- und Selbstbehauptungsfähigkeit. 40 Personale und sozial-kommunikativeKompetenzen ermöglichen es K<strong>in</strong>dern, sich über Konfliktsituationen auszutauschen, diese zureflektieren und konstruktive Konfliktlösungsstrategien zu erproben.3.1.2 Entwicklung und Differenzierung von KompetenzenAufbauend auf bisherige Lernerfahrungen erweitern und differenzieren K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>trittihre bereits erworbenen Kompetenzen.Beispielsweise können K<strong>in</strong>der zunehmend:8 eigene Gefühle bewusst wahrnehmen und angemessen ausdrücken8 e<strong>in</strong> differenziertes Emotionsvokabular situationsbezogen e<strong>in</strong>setzen8 Gefühle und Reaktionen anderer wahrnehmen, <strong>in</strong>terpretieren und angemessen darauf reagieren8 erkennen, <strong>das</strong>s nonverbaler und verbaler Gefühlsausdruck kongruent (übere<strong>in</strong>stimmend) bzw.<strong>in</strong>kongruent (nicht übere<strong>in</strong>stimmend) se<strong>in</strong> können und dies entsprechend berücksichtigen8 eigene Stärken und Schwächen wahrnehmen, akzeptieren und konstruktiv damit umgehen8 Verantwortung <strong>für</strong> sich selbst und andere übernehmen sowie sich <strong>für</strong> andere e<strong>in</strong>setzen8 <strong>in</strong> unterschiedlichen Systemen verschiedene Rollen e<strong>in</strong>nehmen (Rollenflexibilität)8 über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum im Team zusammenarbeiten8 eigene Emotionen im Zusammenhang mit erfolgreichen Lernprozessen reflektieren und zurEntwicklung hilfreicher Strategien nützen8 Konflikte wahrnehmen, unterschiedliche Bewältigungsstrategien überlegen und e<strong>in</strong>en Kompromissbzw. Konsens f<strong>in</strong>den8 die Befriedigung eigener Bedürfnisse aufschieben, Handlungsimpulse kontrollieren und Frustrationenaushalten8 beim Ausdruck eigener Gefühle die psychischen und physischen Grenzen der anderen respektieren8 verschiedene Perspektiven e<strong>in</strong>nehmen und Empathie empf<strong>in</strong>den8 den Unterschied zwischen absichtlichen und zufälligen Handlungen als Auslöser <strong>für</strong> Konflikte berücksichtigen8 Versöhnungsstrategien anwenden3.1.3 Pädagogische Impulse: Anregungen und BeispieleE<strong>in</strong>e entwicklungsfördernde Lernumgebung, vielfältige Interaktionen mit Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogensowie spezifische <strong>Bildungs</strong>angebote dienen als Basis da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ko-konstruktiver Weise ihreeigenen Lernprozesse und ihr soziales und kulturelles Umfeld mitgestalten können. Die folgenden <strong>Bildungs</strong> -anregungen zeigen exemplarisch auf, wie K<strong>in</strong>der ihre Kompetenzen im Bereich „Emotionen und sozialeBeziehungen” entwickeln und differenzieren können.20 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


8 Visualisierung von Regeln, z.B. Symbole, Fotos, Plakate8 Spiele zur Stärkung gegenseitigen Vertrauens, z.B. mit geschlossenen Augen führen lassen8 Darstellung von Metaphern, z.B. über beide Ohren gr<strong>in</strong>sen, vor Aufregung wackelige Knie haben, ausder Haut fahren, <strong>in</strong>nerlich kochen8 Dokumentation und Reflexion der eigenen Entwicklung durch die K<strong>in</strong>der, z.B. Portfolios, Fotos8 Spiele zum Erproben friedlicher Konfliktlösungen, Projekte zur Gewaltprävention33 Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der StadtWien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009, S. 10)34 Viernickel (2006)35 Wiedebusch & Petermann (2004)36 Friedlmeier & Holodynski (1999)37 Wustmann (2009)38 Konecny & Leitner (2006)39 Viernickel (2006)40 Cierpka (2005)22 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


3.2 Ethik und Gesellschaft3.2.1 Wissenschaftliche GrundlagenDie Leitgedanken zum <strong>Bildungs</strong>bereich „Ethikund Gesellschaft” aus dem bundesländerübergreifenden<strong>Bildungs</strong>RahmenPlan werdenim Folgenden um entwicklungs- und bildungspsychologischeAspekte <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der im<strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt ergänzt.WerteEthik befasst sich mit Fragen nach dem Wertund der Würde des Menschen sowie nach gerechtemund ungerechtem Handeln. 41 Sie betrifft den gesamten Bereich menschlichen Handelns undumfasst die <strong>in</strong>ner halb e<strong>in</strong>er Gesellschaft gültigen Normen und Werte. Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er bestimmtenGruppe oder Ge sell schaftsschicht etabliert und gelten <strong>für</strong> deren Mitglieder. Elementare <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungenunterstützen K<strong>in</strong>der beim Aufbau e<strong>in</strong>es Wertesystems mit geme<strong>in</strong>schaftlich geteilten Grundwerten und beider Entwicklung partizipativer Fähigkeiten, um als Mitglieder e<strong>in</strong>er pluralistischen Gesellschaft Verantwortungübernehmen zu können.Wertvorstellungen und handlungsleitende Ziele werden durch die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der Umwelt undden Sichtweisen anderer Menschen ver<strong>in</strong>nerlicht. K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt beschäftigen sichzunehmend mit Gerechtigkeit und Moral und legen vermehrt Wert darauf, <strong>das</strong>s Regeln e<strong>in</strong>gehalten werden.Sie stellen auch fest, <strong>das</strong>s Regeln nicht nur von Erwachsenen bestimmt werden, sondern von ihnen un -abhängig gültig s<strong>in</strong>d bzw. h<strong>in</strong>terfragt und verhandelt werden können. Sie erkennen, <strong>das</strong>s ethische Bedenkenerst dann entstehen, wenn Werte und Normen e<strong>in</strong>e persönliche Verb<strong>in</strong>dlichkeit aufweisen und nicht nur alsFaktenwissen über richtiges und falsches Verhalten existieren.K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt können zunehmend Kriterien wie Entscheidungsfreiheit, Absicht unddie Vorhersehbarkeit von Folgen zur Beurteilung von Verhalten heranziehen. 42 Die Gleichrangigkeit <strong>in</strong> derPeergroup ermöglicht K<strong>in</strong>dern die Weiterentwicklung ihres Gerechtigkeitsverständnisses. 43Die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit s<strong>in</strong>nstiftenden Erfahrungen und philosophischen Fragen unterstützt K<strong>in</strong>der <strong>in</strong>der Ausbildung ihrer autonomen Urteils- und Bewertungsfähigkeit sowie <strong>in</strong> der Entwicklung ihrer religiösweltanschaulichenIdentität.DiversitätDas Zusammenleben <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dergruppe ist durch Vielfalt gekennzeichnet. Die Frage, wie diese Diversitätpädagogisch genutzt werden kann, stellt sich <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> kulturell vielfältig zusammengesetztenGruppen immer wieder neu. Unterschiede fordern die sprachliche, soziale und kognitive Entwicklung derK<strong>in</strong>der heraus. 44 Diese ist im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt so weit fortgeschritten, <strong>das</strong>s K<strong>in</strong>der unterschiedlicheStandpunkte mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Beziehung setzen und ihre Urteile verbalisieren können. Insbesondere dieÜberw<strong>in</strong>dung der ichbezogenen Haltung stellt e<strong>in</strong>en wichtigen Meilenste<strong>in</strong> dar. K<strong>in</strong>dern gel<strong>in</strong>gt es dadurch<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 23


immer besser, ihre Individualität, ihre Bedürfnisse und die Interessen der jeweiligen K<strong>in</strong>dergruppe aus -zubalancieren.InklusionInklusion geht von der grundlegenden Heterogenität von K<strong>in</strong>dergruppen aus und schließt alle K<strong>in</strong>der unabhängigvon ihrer Leistungsfähigkeit oder ihren besonderen Bedürfnissen mit e<strong>in</strong>. Gelebte Inklusion unterstütztK<strong>in</strong>der dabei zu erkennen, <strong>das</strong>s jeder Mensch mit se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnissen, Erfahrungen,Fähigkeiten und Begabungen Anerkennung f<strong>in</strong>det. 45 Mit zunehmender Entwicklung und Differenzierungihrer personalen und sozial-kommunikativen Kompetenzen wird dies K<strong>in</strong>dern immer bewusster.Partizipation und Demokratie„In partizipativen Prozessen werden K<strong>in</strong>der mit ihren Wünschen, Vorstellungen und Me<strong>in</strong>ungen ernstgenommen und <strong>in</strong> offene Dialoge e<strong>in</strong>gebunden.” 46 Dies ermöglicht ihnen, zunehmend <strong>für</strong> sich und andereVerantwortung zu übernehmen. Verantwortung bedeutet, „<strong>für</strong> die Folgen des eigenen Verhaltens e<strong>in</strong>zu -stehen, <strong>für</strong> die Belange der Anderen und die wechselseitige Anerkennung von Rechten und Pflichten e<strong>in</strong> -zutreten”. 47Die gelebte Demokratie <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen stellt e<strong>in</strong> geeignetes Lern- und Übungsfelddar. K<strong>in</strong>der erfahren, <strong>das</strong>s sie auf ihre Umgebung e<strong>in</strong>wirken und e<strong>in</strong>e Veränderung bewirken können. All mäh -lich eignen sie sich jene Gesprächstechniken an, die e<strong>in</strong>e konstruktive Kommunikations- und Kon fliktkulturermöglichen. K<strong>in</strong>der erwerben Frustrationstoleranz, <strong>in</strong>dem sie beispielsweise lernen, mit Enttäuschun genumzugehen oder es auszuhalten, wenn eigene Interessen und Me<strong>in</strong>ungen nicht berücksichtigt werden.3.2.2 Entwicklung und Differenzierung von KompetenzenAufbauend auf bisherige Lernerfahrungen erweitern und differenzieren K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>trittihre bereits erworbenen Kompetenzen.Beispielsweise können K<strong>in</strong>der zunehmend:8 Werte und Normen ihrer Umwelt erkennen, eigene Standpunkte dazu entwickeln, reflektieren undbegründen8 den Nutzen von Regeln <strong>für</strong> <strong>das</strong> Zusammenleben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>schaft erkennen und diese <strong>in</strong> konkretenSituationen berücksichtigen8 die eigene Biografie, Familiengeschichte und -tradition reflektieren8 Diversität als Bereicherung sehen und als Chance und Herausforderung nutzen8 Begabungen, Kompetenzen und Lernwege anderer wertschätzen und berücksichtigen8 demokratische Entscheidungsstrukturen verstehen und akzeptieren bzw. <strong>in</strong> der konkreten Ause<strong>in</strong>andersetzungVeränderungen bewirken und damit E<strong>in</strong>fluss auf <strong>das</strong> Zusammenleben nehmen8 durch den Austausch unterschiedlicher Erfahrungen und Me<strong>in</strong>ungen geme<strong>in</strong>sam und eigenverantwortlich− ohne Unterstützung durch Erwachsene − Lösungswege entwickeln und erproben8 <strong>in</strong> Konfliktsituationen nach Konsensmöglichkeiten suchen und diese umsetzen8 den Wert von Solidarität erkennen und sich solidarisch zeigen24 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


3.2.3 Pädagogische Impulse: Anregungen und BeispieleE<strong>in</strong>e entwicklungsfördernde Lernumgebung, vielfältige Interaktionen mit Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogensowie spezifische <strong>Bildungs</strong>angebote dienen als Basis da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ko-konstruktiver Weise ihreeige nen Lernprozesse und ihr soziales und kulturelles Umfeld mitgestalten können. Die folgenden <strong>Bildungs</strong> -anregungen zeigen exemplarisch auf, wie K<strong>in</strong>der ihre Kompetenzen im Bereich „Ethik und Gesellschaft”entwickeln und differenzieren können.Lernumgebung: Räume und Materialien8 Raumgestaltung und -ausstattung entsprechend den besonderen Bedürfnissen von K<strong>in</strong>dern, z.B. Rückzugsmöglichkeiten,Intimsphäre bei der Körperpflege, barrierefreie Zugänge, spezielle Fördermaterialien8 Gestaltung der Räume sowie Materialauswahl nach Aspekten des Gender Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g8 Accessoires und Requisiten <strong>für</strong> <strong>das</strong> Rollenspiel <strong>für</strong> beide Geschlechter sowie aus verschiedenen historischenund kulturellen Kontexten, z.B. Kleidungsstücke und Alltagsgegenstände aus früheren Zeiten8 Materialien, die Menschen verschiedener ethnischer Gruppen, Kulturen, verschiedenen Alters und Geschlechts,mit verschiedenen Fähigkeiten und <strong>in</strong> nichtstereotyper Weise zeigen, z.B. Bilder, Puzzles,Bücher, CDs, Videos <strong>in</strong> mehreren Sprachen 488 engagierte K<strong>in</strong>derliteratur, die unterschiedliche Werthaltungen thematisiert und auch zum H<strong>in</strong>terfragenanregt8 Medien, die speziellen Interessen und Begabungen der K<strong>in</strong>der entgegenkommen und deren Erfahrungshorizonterweitern, z.B. zu den Themen alternative Lebensweisen, Leben <strong>in</strong> anderen Kulturenund Gesellschaften, Diskrim<strong>in</strong>ierung<strong>Bildungs</strong>prozesse im Alltag8 K<strong>in</strong>der anregen, ihre eigene Me<strong>in</strong>ung darzustellen, zu begründen und zu reflektieren und die eigenenInteressen und Bedürfnisse geltend zu machen; Gelegenheiten nutzen, um die Standpunkte andererkennen zu lernen und abzuwägen8 e<strong>in</strong> „Ne<strong>in</strong>” der K<strong>in</strong>der oder e<strong>in</strong>e nonverbale Form der Ablehnung als deren deutlich gemachte Grenzeakzeptieren; die K<strong>in</strong>der dazu ermutigen, ihre Grenzen zu artikulieren8 K<strong>in</strong>der ermutigen und unterstützen, ihre Rechte e<strong>in</strong>zufordern sowie sich gegen Ausgrenzung undUn gerechtigkeit zu wehren8 Prozesse der Entscheidungsf<strong>in</strong>dung mit den K<strong>in</strong>dern reflektieren8 Spielregeln geme<strong>in</strong>sam festlegen, Fairness thematisieren und e<strong>in</strong>fordern8 K<strong>in</strong>dern Verantwortung zutrauen, z.B. Versorgung von Pflanzen und Tieren, Unterstützung jüngererK<strong>in</strong>der bei der Benutzung der Bibliothek, ressourcenschonender Umgang mit Materialien und Aus -stattungsgegenständen8 <strong>das</strong> k<strong>in</strong>dliche Bedürfnis nach Transzendenz wahrnehmen, S<strong>in</strong>n- und Bedeutungsfragen nach dem Woher,Woh<strong>in</strong> und Wozu des Lebens aufgreifen und die K<strong>in</strong>der bei der Suche nach Antworten unterstützen<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 25


Exemplarische <strong>Bildungs</strong>angebote und Projekte8 Beteiligungsrituale wie K<strong>in</strong>derkonferenz, K<strong>in</strong>derrat oder K<strong>in</strong>derparlament unter Berücksichtigung derInteressen und Bedürfnisse aller K<strong>in</strong>der bei Entscheidungen und Planungen; „jedes K<strong>in</strong>d hat e<strong>in</strong>eStimme” 498 regelmäßige geme<strong>in</strong>same Reflexion des K<strong>in</strong>dergartenalltags, der Angebote und Projekte durch dieK<strong>in</strong>der, die Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen8 Rollenspiele als Übungsmöglichkeit <strong>für</strong> demokratische Entscheidungsprozesse8 Projekt „Me<strong>in</strong>ungsvielfalt”, z.B. K<strong>in</strong>der erfassen die Me<strong>in</strong>ung anderer zu ausgewählten Themen mittelsTon- oder Videoaufnahmen8 Projekte zur Lebenssituation von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> anderen Ländern8 kritische Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Krieg, Gewalt und Kriegsspielzeug, Friedens symbolen8 Gespräche über geschlechterbezogene Normen, Werte, Traditionen und Ideologien, über <strong>das</strong> Verhältnisder Geschlechter, z.B. Frauen <strong>in</strong> Männerberufen, Männer <strong>in</strong> Frauenberufen8 generationenübergreifendes Arbeiten, z.B. Kooperationen mit Seniorenheimen8 Projekte, die Anlässe zum Staunen über „Wunder der Natur” als Ausgangspunkt <strong>für</strong> transzendentaleErfahrungen aufgreifen8 Gespräche mit K<strong>in</strong>dern über verschiedene Religionen, über Geburt, Leben und Tod, über kulturspezifischeRituale und Traditionen sowie über Möglichkeiten der Verarbeitung e<strong>in</strong>es Trauerfalls8 philosophische Gespräche über <strong>in</strong>dividuelle Vorstellungen von e<strong>in</strong>em „guten” Leben <strong>für</strong> sich selbstund andere sowie über alternative Lebensentwürfe, z.B. Wie wollen wir als Erwachsene se<strong>in</strong>?Wie sollen unsere K<strong>in</strong>der leben? 5041 Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der StadtWien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009)42 Wagner (2008)43 Liegle (2010)44 Kobelt Neuhaus (2008)45 Giener & Kapfer-Weixlbaumer (2009)46 Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der StadtWien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009)47 Liegle (2010, S. 14)48 Tietze, Schuster, Grenner & Roßbach (2005)49 Tietze & Viernickel (2003)50 Senatsverwaltung <strong>für</strong> Bildung, Jugend und Sport (2004)26 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


3.3 Sprache und Kommunikation3.3.1 Wissenschaftliche GrundlagenDie Leitgedanken zum <strong>Bildungs</strong>bereich „Spra-che und Kommunikation” aus dem bundesländerübergreifenden<strong>Bildungs</strong>RahmenPlanwerden im Folgenden um entwicklungs- undbildungspsychologische Aspekte <strong>für</strong> K<strong>in</strong>derim <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt ergänzt.Sprache und SprechenVielfältige und anregende sprachliche Erfahrungenund Interaktionsprozesse bilden dieBasis <strong>für</strong> den Erwerb sprachlich-kommunikativer Kompetenzen. Mit zunehmendem Alter und wachsenderAbstraktionsfähigkeit tritt die Wechselwirkung zwischen sprachlicher und kognitiver Entwicklung vermehrt<strong>in</strong> den Vordergrund: „Sprache wird immer mehr zum Steigbügel, um sich die Welt auch außerhalb der gegenwärtigkonkret erlebten Handlungsabfolgen denkend zu erschließen und zu ordnen.” 51 SprachlicheKompetenzen s<strong>in</strong>d daher e<strong>in</strong>e maßgebliche Voraussetzung <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en erfolgreichen <strong>Bildungs</strong>verlauf.Im Alter von fünf <strong>Jahr</strong>en verfügen die meisten K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ihrer Erstsprache über weitgehend differenziertesprachliche Kompetenzen h<strong>in</strong>sichtlich der Dimensionen Lautstruktur (Phonologie), Grammatik (Morphologieund Syntax), Wortschatz (Lexikon/Semantik) sowie sprachliches Handeln (Pragmatik/Diskurs). 52 Im Deutschenwird dies unter anderem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er überwiegend korrekten Verbstellung, <strong>in</strong> der Konstruktion von Nebensätzen,im E<strong>in</strong>satz des Perfekts beim Erzählen sowie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em reichhaltigen Wortschatz sichtbar.Der Aneignungsprozess von Deutsch als Zweitsprache wird durch mehrere Bed<strong>in</strong>gungsfaktoren bee<strong>in</strong>flusst,wie z.B. Lernmotivation, familiärer H<strong>in</strong>tergrund, sprachlicher Entwicklungsstand <strong>in</strong> der Erstsprache, Alterdes K<strong>in</strong>des zu Beg<strong>in</strong>n se<strong>in</strong>es regelmäßigen Kontakts mit der Zweitsprache sowie Lernumfeld und Lernbed<strong>in</strong>gungen.Unter günstigen Umständen, die sich unter anderem durch Reichhaltigkeit und Qualität desSprachangebots auszeichnen, s<strong>in</strong>d viele K<strong>in</strong>der nach etwa e<strong>in</strong>em <strong>Jahr</strong> Sprachaneignung <strong>in</strong> der ZweitspracheDeutsch <strong>in</strong> der Lage, e<strong>in</strong>fache Satzmuster zu bilden, <strong>in</strong> denen <strong>das</strong> gebeugte Verb korrekt platziert wird.Darüber h<strong>in</strong>aus ist e<strong>in</strong> erfolgreich verlaufender Spracherwerbsprozess durch e<strong>in</strong> stetiges Anwachsen undVerfe<strong>in</strong>ern des Wortschatzes sowie die zunehmende Verwendung von Artikeln und Präpositionen gekennzeichnet.Dies mündet schließlich <strong>in</strong> die Fähigkeit, <strong>in</strong>haltliche Zusammenhänge mittels komplexerer Satzgefügezu versprachlichen. 53Die durchgängige und aktive Ause<strong>in</strong>andersetzung mit mehreren Sprachen – dazu zählen auch regionaleDialekte, M<strong>in</strong>derheiten- oder Fremdsprachen – br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>n <strong>für</strong> alle K<strong>in</strong>der. Dies betrifft unteranderem die grundsätzliche Offenheit und <strong>das</strong> Interesse gegenüber anderen Sprachen sowie den Erwerbmetasprachlicher Kompetenzen, wie erste E<strong>in</strong>sichten <strong>in</strong> die Relativität der eigenen Sprache.E<strong>in</strong>e wichtige Entwicklungsaufgabe im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt betrifft die Differenzierung der phono -logischen Bewusstheit, die <strong>in</strong> engem Zusammenhang mit späteren Lese- und Rechtschreibleistungen derK<strong>in</strong>der steht. 54 Phonologische Bewusstheit bezieht sich auf die Beachtung formaler, lautlicher Aspekte derSprache und die Unterscheidung sprachlicher E<strong>in</strong>heiten unabhängig von der <strong>in</strong>haltlichen Bedeutung. Fähigkeitenwie Reime erkennen oder Silben segmentieren werden von den meisten K<strong>in</strong>dern im <strong>Jahr</strong> vor dem<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 27


Schule<strong>in</strong>tritt im Rahmen alltäglicher sprachlicher Erfahrungen ausgebildet (phonologische Bewusstheit imweiteren S<strong>in</strong>n). Phonologische Bewusstheit im engeren S<strong>in</strong>n, wie z.B. <strong>das</strong> Identifizieren und Vergleichene<strong>in</strong>zelner Laute, setzt h<strong>in</strong>gegen <strong>das</strong> bewusste Operieren mit formalen sprachlichen E<strong>in</strong>heiten voraus undwird zumeist erst im Rahmen des Schriftspracherwerbs ausdifferenziert. 55Verbale und nonverbale KommunikationKommunikation bedeutet mehr als mite<strong>in</strong>ander zu reden, sie bildet die Grundlage jeder Geme<strong>in</strong>schaft. <strong>Bildungs</strong>-und Lernprozesse s<strong>in</strong>d auf Kommunikation angewiesen. Dabei werden nur 7 bis 10 % e<strong>in</strong>er Informationverbal aufgenommen, während ca. 35 % aus Stimmlage, Lautstärke und Satzmodulation der Sprecher<strong>in</strong>/desSprechers (paraverbal) sowie über 50 % e<strong>in</strong>er Botschaft anhand der Körpersprache, also Mimikoder Gestik (nonverbal), dekodiert werden. 56 Auch Emotionen und Haltungen werden vorwiegend durchdie Körpersprache ausgedrückt. Diese spricht den Menschen direkt an und bewirkt unmittelbare Reak -tionen.Je älter K<strong>in</strong>der werden, umso mehr Bedeutung kommt sprachlichen Kompetenzen bei der Kommunikationzu. K<strong>in</strong>der werden allmählich dazu fähig, sich <strong>in</strong> Form von metakommunikativen Prozessen über Kommunikationauszutauschen: Sie können sich z.B. darüber unterhalten, wie Kommunikationsprozesse ablaufen,welche Regeln es dabei gibt oder welche Medien der Kommunikation dienen.E<strong>in</strong>e besondere Form von Austauschprozessen stellen philosophische Gespräche mit K<strong>in</strong>dern dar. Dabeieröffnen sich vielfältige Möglichkeiten, sich mit existenziellen Fragen argumentativ ause<strong>in</strong>anderzusetzenund dem Bedürfnis der K<strong>in</strong>der nach Transzendenz Ausdruck zu verleihen, wie z.B. <strong>in</strong> Gesprächen über denAnfang der Welt oder den Tod. Sobald K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, Wenn-dann-Beziehungen zu formulierenund sich über eigene Überlegungen oder Fragen mit anderen auszutauschen, s<strong>in</strong>d philosophische Gesprächemit und zwischen K<strong>in</strong>dern möglich. 57LiteracyDas Interesse an Symbolen, Zeichen und Schrift und die schriftsprachlichen Kompetenzen der fünf- undsechsjährigen K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell sehr unterschiedlich. Sie reichen von der Kenntnis e<strong>in</strong>zelner Buchstaben– etwa jenen des eigenen Namens – bis h<strong>in</strong> zum phonetischen Schreiben („schreibe, wie du sprichst”) oderfehlerfreien Vorlesen. Literacy-bezogene <strong>Bildungs</strong>angebote greifen diese Interessen auf. Die Aneignungvon Schriftkultur geht dabei weit über <strong>das</strong> re<strong>in</strong>e Lesen- und Schreibenlernen h<strong>in</strong>aus. Sie umfasst bei -spielsweise die Rezeption von Büchern, die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Piktogrammen und Bildern sowie <strong>das</strong>Kennen lernen unterschiedlicher Schriften und Schreibtechniken. Vielfältige Literacy-Erfahrungen verbesserndie Chancen der K<strong>in</strong>der beim Schriftspracherwerb 58 sowie h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er erfolgreich verlaufenden <strong>Bildungs</strong>biografie.Informations- und KommunikationstechnologienK<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt s<strong>in</strong>d bereits mit e<strong>in</strong>er Vielzahl von Informations- und Kommunikationstechnologien(digitale Medien) vertraut und können e<strong>in</strong>en Großteil gängiger Medien, wie z.B. CD-Playeroder Digitalkamera, weitgehend selbstständig nutzen. Unterstützung benötigen sie vor allem bei der Arbeitmit dem Internet, da dieses Medium zumeist an Lesekompetenzen gebunden ist. Aufgrund ihrer zunehmendenAufmerksamkeitsspanne und Abstraktionsfähigkeit s<strong>in</strong>d die meisten Fünf- und Sechsjährigen beientsprechender Anleitung auch <strong>in</strong> der Lage, komplexere Medienprodukte selbst zu gestalten. 59 Dabeistehen die Kooperation im Team und der sprachliche Austausch untere<strong>in</strong>ander im Vordergrund.28 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


Durch den aktiven Umgang mit unterschiedlichen Medien und die reflektierte Begleitung durch Erwachsenelernen K<strong>in</strong>der, Medienerfahrungen <strong>in</strong> ihren eigenen Lebenskontext e<strong>in</strong>zuordnen und Medien selbstbestimmtund kritisch e<strong>in</strong>zusetzen. Das wichtigste Anliegen e<strong>in</strong>er zeitgemäßen Medienbildung <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong> -e<strong>in</strong>richtungen ist es, <strong>für</strong> alle K<strong>in</strong>der Grundlagen e<strong>in</strong>er gleichberechtigen Teilhabe an der Wissens- und Informationsgesellschaftzu schaffen. 603.3.2 Entwicklung und Differenzierung von KompetenzenAufbauend auf bisherige Lernerfahrungen erweitern und differenzieren K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>trittihre bereits erworbenen Kompetenzen.Beispielsweise können K<strong>in</strong>der zunehmend:8 grundlegende Regeln der deutschen Sprache bzw. gegebenenfalls e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>derheitensprache an wenden8 <strong>das</strong> eigene Denken mittels Sprache strukturieren8 Erzähltes und Vorgelesenes verstehen und wiedergeben; Erlebtes und Beobachtetes <strong>in</strong> zusammen -hängenden E<strong>in</strong>heiten nacherzählen8 Reime erkennen und bilden, Wörter <strong>in</strong> Silben segmentieren (phonologische Bewusstheit)8 die eigene Mehrsprachigkeit als Ressource erkennen und situationsangemessen e<strong>in</strong>setzen8 eigene Gedanken, Ideen und Wünsche anderen verständlich und nachvollziehbar mitteilen; den eigenenStandpunkt vertreten8 eigene Anliegen und Interessen mittels Symbolen, Schrift sowie Informations- und Kommunikationstechnologienausdrücken8 nonverbale Kommunikation verstehen und e<strong>in</strong>setzen, Regeln und Bed<strong>in</strong>gungen <strong>für</strong> gel<strong>in</strong>gende Kommunikationbeachten8 unterschiedliche Medien selbstständig nutzen und als Möglichkeit zur Informationsbeschaffung e<strong>in</strong> -setzen8 den Unterschied zwischen Realität und Fiktion erkennen und adäquat darauf reagieren3.3.3 Pädagogische Impulse: Anregungen und BeispieleE<strong>in</strong>e entwicklungsfördernde Lernumgebung, vielfältige Interaktionen mit Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogensowie spezifische <strong>Bildungs</strong>angebote dienen als Basis da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ko-konstruktiver Weise ihreeige nen Lernprozesse und ihr soziales und kulturelles Umfeld mitgestalten können. Die folgenden <strong>Bildungs</strong>anregungenzeigen exemplarisch auf, wie K<strong>in</strong>der ihre Kompetenzen im Bereich „Sprache und Kommunikation”entwickeln und differenzieren können.Lernumgebung: Räume und Materialien8 Anreicherung der E<strong>in</strong>richtung mit Symbolen, Zahlen und Schrift(en), Sichtbarmachen der Sprachen -vielfalt8 spezieller Schreibplatz <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der mit vielfältigen Büromaterialien und Utensilien 618 Ausstattung <strong>für</strong> Rollenspiele <strong>in</strong> Zusammenhang mit Schrift und Sprache(n), z.B. Schule, Papierhandlung,Souvenirgeschäft, Buchhandlung, Computergeschäft<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 29


8 frei zugängliches, vielfältiges Angebot an K<strong>in</strong>derliteratur, z.B. Lyrik, Lexika, Sachbilderbücher, Bücherüber verschiedene Länder und Kulturen, Bücher und Hörmedien <strong>in</strong> verschiedenen Sprachen; K<strong>in</strong>der -gartenbibliothek8 phänomenale Materialien, Bücher und Bilder, die zum Staunen, Fragen und Philosophieren anregen8 Spiele und Materialien zur phonologischen Bewusstheit, z.B. Reimspiele, ABC-Bücher, Anlauttabellen 628 anspruchsvolle Materialien <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der, die bereits über Lese- und Schreibkenntnisse verfügen, Erstlesebücher,Computerprogramme zum Schreiben und Lesen8 Video- und Fotokamera, Computer mit Spiel- und Lernsoftware<strong>Bildungs</strong>prozesse im Alltag8 <strong>für</strong> e<strong>in</strong> sprachmotivierendes Klima sorgen: K<strong>in</strong>der zum Fragen ermutigen bzw. offene Fragen stellen,Gesprächsanlässe aufgreifen, z.B. Medienerfahrungen, philosophische Themen, bevorstehende Transitionen8 Rituale zum Erzählen und Erzählenlassen – auch <strong>in</strong> der Erstsprache – e<strong>in</strong>führen, Mußezeiten <strong>für</strong> Gesprächee<strong>in</strong>planen8 Kommunikation der K<strong>in</strong>der untere<strong>in</strong>ander fördern, z.B. Rollenspiele, Gespräche <strong>in</strong> der Erstsprache8 sich über Kommunikationsprozesse austauschen, Gesprächsregeln vere<strong>in</strong>baren8 Mehrsprachigkeit als selbstverständlichen Bestandteil des Alltags etablieren8 <strong>das</strong> Recht mehrsprachiger K<strong>in</strong>der auf freie Sprachenwahl berücksichtigen 638 als Sprachvorbild auf e<strong>in</strong>en differenzierten Sprachgebrauch achten, z.B. vielfältige Nomen und Verbensowie Haupt- und Nebensätze verwenden, W-Fragen stellen, Mimik und Gestik e<strong>in</strong>setzen, Betonungenbeachten, Pausen im Gespräch oder beim Erzählen e<strong>in</strong>legen, um Spannung zu erzeugen8 korrektives Feedback zur Unterstützung des Spracherwerbs8 Möglichkeiten aufgreifen, die Erstsprachen der K<strong>in</strong>der sowie regionale Dialekte e<strong>in</strong>zubeziehen, z.B.Begrüßung, (Volks-)Lieder, Reime, Zählen im mehreren Sprachen8 phonologische Förderung im Alltag, z.B. auf D<strong>in</strong>ge mit gleichem Anlaut h<strong>in</strong>weisen, Verse und Reimeanbieten und K<strong>in</strong>der zum Erf<strong>in</strong>den anregen8 mit Sprache(n) kreativ umgehen, z.B. Wortspielereien8 Möglichkeiten zum Lesen und Schreiben sowie zur Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologienim Alltag schaffen, z.B. mit den K<strong>in</strong>dern Anwesenheitslisten führen, jahreszeitliche Veränderungenmittels Fotos dokumentieren, mit anderen K<strong>in</strong>dergärten mittels neuer Medien kommunizierenExemplarische <strong>Bildungs</strong>angebote und Projekte8 Erzählen und Nacherzählen, z.B. selbst Erlebtes, Fantasiegeschichten, Märchen8 Leseangebote, z.B. Lesepatenschaften <strong>in</strong> Kooperation mit der Volksschule8 szenisches Darstellen, z.B. Schattentheater, Marionettentheater8 Rollenspiele mit dem Schwerpunkt auf anderen Sprachen, z.B. Urlaubsreisen, Restaurantbesuche oderE<strong>in</strong>kaufen <strong>in</strong> anderen Ländern30 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


8 Projekt „Entstehung e<strong>in</strong>es Buches”, z.B. Wörter- oder Sachbücher mit eigenen Texten, Bildern oderFotos der K<strong>in</strong>der – gegebenenfalls <strong>in</strong> mehreren Sprachen – selbst herstellen8 Sprachspielereien, z.B. Dichten, Geheimsprachen oder neue Wörter erf<strong>in</strong>den und aufschreiben8 Projekt „Schrift”, z.B. mit verschiedenen – auch historischen – Schreibgeräten schreiben, Kalligrafieoder Hieroglyphen kennen lernen, eigene Schriften kreieren8 Projekte zur Unterstützung der Medienkompetenz, z.B. Sensibilisierung <strong>für</strong> Werbebotschaften und ihreAbsichten8 Gestalten mit digitalen Medien, z.B. Interviews durchführen, verschiedene Sprachen aufnehmen, Filmedrehen, Fotocollagen erstellen, Bilderbuchk<strong>in</strong>o herstellen8 Dokumentieren von Entwicklungs- und <strong>Bildungs</strong>prozessen geme<strong>in</strong>sam mit den K<strong>in</strong>dern, z.B. Portfolios,Videos, Fotos8 philosophische Gespräche8 Exkursionen, z.B. zu Lesungen von Autor<strong>in</strong>nen und Autoren, Buchpräsentationen, Theatervorstellungen51 Rössl (2009)52 Rössl (2007)53 Schneider, Wanka & Rössl (2009)54 E<strong>in</strong>siedler & Kirschhock (2003)55 Martsch<strong>in</strong>ke, Kammermeyer, K<strong>in</strong>g & Forster (2005)56 Klaus (2007)57 Ebers & Melchers (2001)58 Ulich (2000)59 Fthenakis, Schmitt, Eitel, Gerlach, Wendell & Daut (2009)60 Jampert, Leuckefeld, Zehnbauer & Best (2006)61 Beispiele vgl. Hartmann, Hajszan, Pfohl-Chalaupek, Stoll & Hartel (2009, S. 83)62 Beispiele vgl. ebd. S. 7963 Verordnung des Kuratorium des Kärntner Volksgruppen-K<strong>in</strong>dergartenfonds (2002)<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 31


3.4 Bewegung und Gesundheit3.4.1 Wissenschaftliche GrundlagenDie Leitgedanken zum <strong>Bildungs</strong>bereich „Bewegungund Gesundheit” aus dem bundesländerübergreifenden<strong>Bildungs</strong>RahmenPlanwerden im Folgenden um entwicklungs- undbildungspsychologische Aspekte <strong>für</strong> K<strong>in</strong>derim <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt ergänzt.Körper und WahrnehmungDie körperliche Entwicklung im sechsten Lebensjahrist durch den so genannten erstenGestaltwandel geprägt: Arme und Be<strong>in</strong>e werden länger, der Rumpf streckt sich, der Anteil an Muskelgewebenimmt stark zu, und der Zahnwechsel beg<strong>in</strong>nt. Diese physischen Veränderungen gehen mit e<strong>in</strong>er zunehmendenmotorischen Geschicklichkeit e<strong>in</strong>her.K<strong>in</strong>der erschließen sich die Welt von Anfang an über ihre S<strong>in</strong>ne. S<strong>in</strong>nliche Wahrnehmung ist basal <strong>für</strong> alleLern- und Entwicklungsprozesse und damit auch Grundlage körperlicher Fähigkeiten sowie aller Bewegungsformen.Psychomotorische Angebote als Teil e<strong>in</strong>es ganzheitlichen Bewegungs- und Wahrnehmungskonzeptsbieten K<strong>in</strong>dern jeden Alters vielfältige Anregungen <strong>für</strong> selbstbestimmte Bewegungserfahrungenund -handlungen. In e<strong>in</strong>em fortwährenden Kreislauf unterstützen vielfältige Bewegungserfahrungen wiederumdie Ausdifferenzierung von Wahrnehmungsprozessen. Darüber h<strong>in</strong>aus ist Bewegung e<strong>in</strong>e wichtigeVoraussetzung <strong>für</strong> Gesundheit und Wohlbef<strong>in</strong>den.Die sensorische Integration, <strong>das</strong> heißt die Ordnung und Vernetzung unterschiedlicher S<strong>in</strong>nese<strong>in</strong>drücke, istbei K<strong>in</strong>dern im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt bereits weit fortgeschritten. 64 Dies wird <strong>in</strong> zunehmend differenziertengrob-, fe<strong>in</strong>- und grafomotorischen Fertigkeiten deutlich, welche die Grundlagen <strong>für</strong> Kompetenzenwie Radfahren, Schreiben und sachgerechten Werkzeuggebrauch bilden.BewegungAufbauend auf bereits sicher beherrschten grundlegenden Bewegungsformen werden im <strong>Jahr</strong> vor demSchule<strong>in</strong>tritt immer komplexere Bewegungsabläufe möglich.Der Auf- und Ausbau konditioneller und koord<strong>in</strong>ativer Fähigkeiten stellt e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung <strong>für</strong>körperliche Leistungsfähigkeit und Gesundheit dar: Der Erwerb von konditionellen Fähigkeiten wird durchAktivitäten, die Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit erfordern, wie z.B. Halten des eigenenKörpergewichts beim Klettern und Hangeln, selbstständiges Schaukeln oder Fußballspielen, unterstützt.Koord<strong>in</strong>ative Fähigkeiten beziehen sich auf Orientierungs-, Rhythmisierungs-, Differenzierungs-, Anpassungs-und Gleichgewichtsfähigkeit. 65Die Differenzierung der Fe<strong>in</strong>motorik zeigt sich unter anderem beim Bauen und Konstruieren sowie beimWerken und kreativen Gestalten. Auch die grafomotorischen Fertigkeiten der K<strong>in</strong>der werden komplexerund detailreicher.32 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


Ganzheitliche Bewegungserfahrungen stehen <strong>in</strong> engem Zusammenhang mit der Entwicklung personalersowie sozial-kommunikativer Kompetenzen. Selbstbewusstse<strong>in</strong>, die Erfahrung von Selbstwirksamkeit sowiedie Integration <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaft werden z.B. durch motorische Angebote, die allen K<strong>in</strong>dern die Chanceauf Erfolgserlebnisse bieten, sowie Gruppen- und Mannschaftsspiele unterstützt. 66Gesundheitsbewusstse<strong>in</strong>„Der Begriff ‚Gesundheit’ bezeichnet e<strong>in</strong>en momentanen Gleichgewichtszustand zwischen dem objektivenund subjektiven Wohlbef<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>er Person.” 67 In der Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Gesundheit werden jeneSchutzfaktoren betont, die beim Menschen zur Gesunderhaltung und zum erfolgreichen Umgang mitRisiken und Stress beitragen (Konzept der Salutogenese). 68 Dazu zählen unter anderem e<strong>in</strong> positivesSelbst konzept, sozial-kommunikative Kompetenzen sowie <strong>das</strong> Gefühl der Kohärenz. Kohärenz umfasst dieZuversicht, Anforderungen bewältigen zu können und über die da<strong>für</strong> notwendigen Voraussetzungen zuverfügen, sowie die Fähigkeit, e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n im eigenen Tun zu sehen. 69Dieser ressourcenorientierte Ansatz fördert die Entwicklung von Resilienz und entspricht dem ganzheitlichen<strong>Bildungs</strong>konzept <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen, <strong>das</strong> von den Stärken und Kompetenzen der K<strong>in</strong>derausgeht. Besonders während Transitionen, wie etwa dem Wechsel von e<strong>in</strong>er <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtung<strong>in</strong> die Schule, kommt den genannten Schutzfaktoren große Bedeutung zu.Im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der zunehmend <strong>in</strong> der Lage, Verantwortung <strong>für</strong> sich selbst, <strong>für</strong> ihreGesundheit und ihr Wohlbef<strong>in</strong>den zu übernehmen. Sie können z.B. mögliche Gefahren im Alltag antizipierenund e<strong>in</strong>schätzen und verfügen über e<strong>in</strong> Grundwissen über gesunde Ernährung. K<strong>in</strong>der, die schon früh mitpräventiven Maßnahmen vertraut gemacht werden, <strong>in</strong>tegrieren diese <strong>in</strong> ihr Wissen und ihr Verhalten.Voraus setzung da<strong>für</strong> s<strong>in</strong>d <strong>das</strong> Vorbild der Erwachsenen, die Vermittlung von Sachwissen sowie eigeneErfahrungsmöglichkeiten. 703.4.2 Entwicklung und Differenzierung von KompetenzenAufbauend auf bisherige Lernerfahrungen erweitern und differenzieren K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>trittihre bereits erworbenen Kompetenzen.Beispielsweise können K<strong>in</strong>der zunehmend:8 Signale des eigenen Körpers wahrnehmen, <strong>in</strong>terpretieren und angemessen darauf reagieren8 über e<strong>in</strong> differenziertes Bild von sich selbst verfügen und <strong>in</strong>dividuelle Merkmale des eigenen Körpersakzeptieren8 die eigene Intimsphäre und die der anderen wahrnehmen und achten8 komplexe Handlungs- und Bewegungsabläufe planen und steuern8 Bewegungsmöglichkeiten <strong>in</strong> unterschiedlichen Situationen erkennen und auf kreative und fantasievolleWeise nutzen8 die eigenen koord<strong>in</strong>ativen Fähigkeiten (Reaktion, Gleichgewicht, Gewandtheit etc.) sowie konditionelleFähigkeiten (Kraft, Ausdauer, Geschw<strong>in</strong>digkeit, Beweglichkeit) e<strong>in</strong>schätzen und situationsadäquat e<strong>in</strong>setzen8 mit anderen im Team kooperieren8 wissen, <strong>das</strong>s eigene motorische Fertigkeiten durch Üben und Tra<strong>in</strong>ieren erweitert werden können, undbereit se<strong>in</strong>, sich da<strong>für</strong> anzustrengen (Leistungsbereitschaft)8 Verantwortung <strong>für</strong> den eigenen Körper und die eigene Gesundheit übernehmen<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 33


8 Nahrungsmittel und Getränke nach ihren Auswirkungen auf Körper und Gesundheit auswählen8 Sicherheitsrisiken e<strong>in</strong>schätzen und verantwortungsbewusst damit umgehen8 sich im Straßenverkehr sicherheitsbewusst verhalten8 Strategien zum Umgang mit Stress und Belastung situationsangemessen e<strong>in</strong>setzen3.4.3 Pädagogische Impulse: Anregungen und BeispieleE<strong>in</strong>e entwicklungsfördernde Lernumgebung, vielfältige Interaktionen mit Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogensowie spezifische <strong>Bildungs</strong>angebote dienen als Basis da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ko-konstruktiver Weise ihreeige nen Lernprozesse und ihr soziales und kulturelles Umfeld mitgestalten können. Die folgenden <strong>Bildungs</strong> -anregungen zeigen exemplarisch auf, wie K<strong>in</strong>der ihre Kompetenzen im Bereich „Bewegung und Gesundheit”entwickeln und differenzieren können.Lernumgebung: Räume und Materialien8 anspruchsvolle fest <strong>in</strong>stallierte und bewegliche Materialien <strong>für</strong> Grobmotorik und S<strong>in</strong>neserfahrungen imInnen- und Außenraum, die e<strong>in</strong>e Vielzahl von Bewegungsformen und Fertigkeitsstufen stimulieren 71 ,z.B. Kletterseil, Strickleiter, Stelzen, Pedalo, Wackelbrett8 Ausstattung des Außengeländes mit Materialien zum Bauen und Gestalten, z.B. Bretter, Schachteln,Baumstämme8 Materialien zur Förderung der Geschicklichkeit und Konzentration, z.B. Diabolo, Jo-jo, Jonglierbälle8 vielfältige Werkmaterialien und Werkzeuge sowie Materialien zum Modellieren zur Förderung der Fe<strong>in</strong>motorik8 kle<strong>in</strong>teiliges und differenziertes Konstruktionsmaterial8 Requisiten <strong>für</strong> <strong>das</strong> Rollenspiel zu den Themen Körper, Bewegung und Gesundheit8 unterschiedliche Medien, z.B. Sachbücher, Lexika, CDs und DVDs zu den Themen Körper, Bewegungund Gesundheit, K<strong>in</strong>derkochbücher<strong>Bildungs</strong>prozesse im Alltag8 Wahrung der Intimsphäre im Alltag, z.B. bei Situationen der Körperpflege und persönlichen Hygieneexplizit darauf h<strong>in</strong>weisen, <strong>in</strong>dividuelle Schamgrenzen akzeptieren8 Rollenbilder, Schönheitsideale und den Stellenwert äußerlicher Ersche<strong>in</strong>ungsformen thematisieren undh<strong>in</strong>terfragen8 Fragen der K<strong>in</strong>der zu ihrem Körper und zur Sexualität aufgreifen, wertschätzend und sachrichtig beantwortensowie weiterführende Informationen anbieten, z.B. <strong>in</strong> Gesprächen, durch Materialien zur <strong>in</strong>dividuellenAuse<strong>in</strong>andersetzung8 K<strong>in</strong>der zum Erlernen und Automatisieren neuer Bewegungsabläufe motivieren, z.B. Seilspr<strong>in</strong>gen mitunterschiedlich langen Seilen, Balancieren, zielgerichtetes Werfen und Fangen8 Bewegungsvariationen im Alltag, z.B. Trippeln, Schreiten, Balancieren8 Tätigkeiten anregen, die Kraft und Koord<strong>in</strong>ation erfordern, sowie K<strong>in</strong>dern ermöglichen, die eigenenkörperlichen Grenzen kennen zu lernen, z.B. sich beim Schieben oder Ziehen anstrengen, H<strong>in</strong>dernisseüberw<strong>in</strong>den, <strong>das</strong> eigene Körpergewicht beim Seilklettern halten34 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


8 psychomotorische Impulse im Alltag, z.B. Bewegungen anderer spiegeln, verschiedene D<strong>in</strong>ge auf demKopf balancieren8 vielfältige Möglichkeiten <strong>für</strong> Bewegung im Alltag, z.B. Fußball spielen, Rollschuh fahren, Schnurspr<strong>in</strong>gen,Klettern und Hangeln, Bewegungserfahrungen <strong>in</strong> der Natur8 Auge-Hand-Koord<strong>in</strong>ation, Hand- und F<strong>in</strong>gergeschicklichkeit sowie Dosierung der Hand- und F<strong>in</strong>gerkraft 72fördern, z.B. durch Schneiden, Fädeln, Weben, Greifen mit der P<strong>in</strong>zette8 aktuelle sportliche Ereignisse aufgreifen, z.B. Bilder und Berichte sammeln, im Rollenspiel vertiefen8 Bewusstse<strong>in</strong> <strong>für</strong> Eigenverantwortung bezüglich Körperpflege, Hygiene und Gesundheit wecken, z.B.Hände waschen, eigene körperliche Belastbarkeit beachten8 Gelegenheiten zur Gesundheitsförderung, z.B. Entspannungs- und Rückzugsmöglichkeiten, Wasseroder Tee tr<strong>in</strong>ken, Bewegungsimpulse8 sicherheitsbewusstes Verhalten unterstützen, z.B. bei der Nutzung von Bewegungsmaterialien, beimUmgang mit technischen Geräten, im StraßenverkehrExemplarische <strong>Bildungs</strong>angebote und Projekte8 Entspannungsübungen, Fantasiereisen durch den Körper8 Bewegungslandschaften und H<strong>in</strong>dernisparcours mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad8 Bewegung zur Musik, z.B. Tanzimprovisationen, gebundene Tänze8 Rhythmik8 Projekte zum Thema Sport, z.B. unterschiedliche Sportarten kennen lernen und ausprobieren; sportlicheWettbewerbe mit Fokus auf den olympischen Gedanken „Dabei se<strong>in</strong> ist alles” und die geme<strong>in</strong>sameFreude an Bewegung veranstalten, gegebenenfalls <strong>in</strong> Kooperation mit Eltern und Schulk<strong>in</strong>dern8 Werken mit anspruchsvollen Materialien und Techniken, z.B. Laubsägearbeiten, textiles Gestalten,Falten8 Austausch mit Expert<strong>in</strong>nen und Experten bzw. Institutionen zu den Themen Gesundheit und Sicherheit(z.B. Geme<strong>in</strong>deärzt<strong>in</strong> bzw. -arzt, Apotheke, Hebamme, Feuerwehr, Rotes Kreuz, Polizei, Schülerlotsen)8 hauswirtschaftliche Tätigkeiten, Projekte zum Themenkreis Ernährung und Gesundheit, Kooperationenmit regionalen Lebensmittelproduzent<strong>in</strong>nen und -produzenten64 Ayres (1998)65 Koller, Kummetz & Pfohl-Chalaupek (2007)66 Zimmer (2004)67 Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der StadtWien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009, S. 16)68 Antonovsky (1997)69 ebd.70 Koller, Kummetz & Pfohl-Chalaupek (2007)71 Tietze, Schuster, Grenner & Roßbach (2005)72 Widmann-Rebay von Ehrenwiesen (2008)<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 35


3.5 Ästhetik und Gestaltung3.5.1 Wissenschaftliche GrundlagenDie Leitgedanken zum <strong>Bildungs</strong>bereich „Ästhetikund Gestaltung” aus dem bundesländerübergreifenden<strong>Bildungs</strong>RahmenPlan werdenim Folgenden um entwicklungs- undbildungspsychologische Aspekte <strong>für</strong> K<strong>in</strong>derim <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt ergänzt.Kultur und Kunst„Mit dem Begriff Kultur wird e<strong>in</strong> historischüberliefertes System von Bedeutungen bezeichnet,die sich <strong>in</strong> symbolischer Gestalt manifestieren,wie etwa <strong>in</strong> Form von Kunstgegenständen oder Literatur.” 73 Kunst ist daher als e<strong>in</strong>e Ausdrucksformvon Kultur zu verstehen. In der Ause<strong>in</strong>andersetzung mit künstlerischen Werken machen K<strong>in</strong>der dieErfahrung, <strong>das</strong>s S<strong>in</strong>nese<strong>in</strong>drücke <strong>in</strong>dividuell und kulturell unterschiedlich wahrgenommen, gedeutet undverarbeitet werden können. Die Vielfalt von Ästhetik und Kunst ist nicht nur <strong>in</strong> der Begegnung mit konkretenKunstwerken, sondern auch im Alltag <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der erlebbar. Ästhetische Bildung wird daher zu e<strong>in</strong>em wesentlichenTeil von e<strong>in</strong>em soziokulturellen Umfeld bee<strong>in</strong>flusst, <strong>das</strong> K<strong>in</strong>der <strong>für</strong> ästhetische Erfahrungen sensibilisiert.74Die zunehmende Fähigkeit der K<strong>in</strong>der zur Abstraktion sowie zur Perspektivenübernahme unterstützt dieAuse<strong>in</strong>andersetzung mit Kunst auf e<strong>in</strong>er Metaebene. Die Möglichkeit, verschiedene Kunstrichtungen, wiez.B. Impressionismus, Kubismus oder Dadaismus, kennen zu lernen, fördert die Offenheit <strong>für</strong> verschiedensteGestaltungsformen. Dies wird beispielsweise <strong>in</strong> der Diskussion der K<strong>in</strong>der über die Interpretationsmöglichkeitene<strong>in</strong>zelner Kunstwerke oder <strong>in</strong> der Frage nach dem Anliegen der Künstler<strong>in</strong> bzw. des Künstlers sicht -bar. Auch die <strong>in</strong>dividuell unterschiedliche Wirkung, die e<strong>in</strong> Werk auf Menschen ausübt, kann nun reflektiertund verbalisiert werden.Kreativer AusdruckIn schöpferischen Prozessen machen sich K<strong>in</strong>der die Welt auf selbstbestimmte und lustvolle Art und Weiseverfügbar. Kreatives Gestalten dient dazu, s<strong>in</strong>nliche Wahrnehmungen <strong>in</strong>dividuell zu verarbeiten, mit schonvorhandenen Wahrnehmungsmustern zu verb<strong>in</strong>den und <strong>in</strong> emotionale Zusammenhänge e<strong>in</strong>zubetten. 75Während <strong>das</strong> kreative Handeln jüngerer K<strong>in</strong>der vor allem von Spontaneität bestimmt ist, zeigen die Werkevon Fünf- und Sechsjährigen vermehrt Elemente gezielter Gestaltung. Dazu zählt z.B. die bewusste Aus -wahl der Farben, der Materialien oder der Techniken. Ihre Sachkompetenz h<strong>in</strong>sichtlich der Handhabungvon Materialien, Werkzeugen und Instrumenten sowie die zunehmenden fe<strong>in</strong>- und grafomotorischen Fertig -keiten erweitern die kreativen Ausdrucksmöglichkeiten der K<strong>in</strong>der.Musik als e<strong>in</strong> Aspekt des künstlerischen Ausdrucks ist e<strong>in</strong> wichtiges Element im Leben der K<strong>in</strong>der. Diemeisten Fünf- und Sechsjährigen s<strong>in</strong>d bereits dazu fähig, sich synchron zur Musik zu bewegen oder e<strong>in</strong>enTakt zu klatschen. Die Klangfarben verschiedener Instrumente können vone<strong>in</strong>ander unterschieden werden,und die K<strong>in</strong>der entwickeln e<strong>in</strong> Gefühl <strong>für</strong> Tonalität, wie z.B. Dur oder Moll. Es gel<strong>in</strong>gt ihnen immer besser,beim geme<strong>in</strong>samen S<strong>in</strong>gen und Musizieren Tonhöhen, Melodien und Rhythmen zu beachten. 7636 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


Tanz und Theater bieten jenen K<strong>in</strong>dern, die Freude an der Performance haben, die Möglichkeit, sich aus -zudrücken und vor anderen aufzutreten.Kunst kann auch als sprach- und kulturübergreifendes Kommunikationsmedium erlebt und kreativ genutztwerden. In der Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der Symbolsprache der Kunst – sowohl <strong>in</strong> der Rezeption als auch<strong>in</strong> der Produktion – machen K<strong>in</strong>der die Erfahrung, <strong>das</strong>s Symbole und Zeichen über Aussagekraft verfügenund stellvertretend <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e bestimmte Botschaft stehen können.3.5.2 Entwicklung und Differenzierung von KompetenzenAufbauend auf bisherige Lernerfahrungen erweitern und differenzieren K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>trittihre bereits erworbenen Kompetenzen.Beispielsweise können K<strong>in</strong>der zunehmend:8 Möglichkeiten zur ästhetischen Gestaltung der eigenen Umwelt f<strong>in</strong>den und umsetzen8 S<strong>in</strong>nese<strong>in</strong>drücke und Stimmungen <strong>in</strong> schöpferischen Prozessen wiedergeben8 Eigenschaften von Materialien, Werkzeugen und Musik<strong>in</strong>strumenten beim Entwurf und bei der Gestaltungeigener Werke berücksichtigen8 e<strong>in</strong> technisch und thematisch herausforderndes Werk nach eigenen Ideen und Vorstellungen planenund umsetzen8 eigene kreative Prozesse und Werke als Mittel der Kommunikation e<strong>in</strong>setzen8 im kreativen Prozess mit anderen kooperieren, geme<strong>in</strong>sam Werke planen und schaffen8 e<strong>in</strong>e eigene Me<strong>in</strong>ung zu Kunst und Ästhetik bilden und begründen, mit anderen darüber diskutieren8 die Wirkung von Kunstwerken auf die eigenen Emotionen wahrnehmen, formulieren und sich darüberaustauschen8 Kunst als Möglichkeit zur Kontemplation und Inspiration nutzen8 Kunst als bereichernd und glücksbr<strong>in</strong>gend erleben und <strong>in</strong> die eigene Lebensgestaltung e<strong>in</strong>beziehen3.5.3 Pädagogische Impulse: Anregungen und BeispieleE<strong>in</strong>e entwicklungsfördernde Lernumgebung, vielfältige Interaktionen mit Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogensowie spezifische <strong>Bildungs</strong>angebote dienen als Basis da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ko-konstruktiver Weise ihre eigenenLernprozesse und ihr soziales und kulturelles Umfeld mitgestalten können. Die folgenden <strong>Bildungs</strong>anregungenzeigen exemplarisch auf, wie K<strong>in</strong>der ihre Kompetenzen im Bereich „Ästhetik und Gestaltung”entwickeln und differenzieren können.Lernumgebung: Räume und Materialien8 Ausstellungsmöglichkeiten, z.B. Vitr<strong>in</strong>en <strong>für</strong> die <strong>in</strong>tensive und ungestörte Ause<strong>in</strong>andersetzung mitverschiedenen Kunstobjekten8 Räume, z.B. Atelier, Werkstatt, vielfältige Ausstattung <strong>für</strong> bildnerisches, plastisches und textiles Gestalten8 Ausstattung <strong>für</strong> Theater, z.B. Requisiten und Kulissen, Beleuchtung, Mikrofon, Marionetten8 Instrumente und anspruchsvolle Klangmaterialien zur freien Verfügung<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 37


8 Ausstattung zum Tanzen, z.B. Tücher, Schellenbänder, Wandspiegel, Tanzmusik aus verschiedenenEpochen und Kulturen8 Ausstattung zum Gestalten von Medienprodukten, z.B. Video- und Fotokamera, Computer, Drucker8 unterschiedliche Medien, z.B. Bildbände, Kunstdrucke, Ausstellungskataloge, Noten, Tonträger, Filme8 verschiedene differenzierte Bausätze <strong>für</strong> die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Architektur, z.B. Ste<strong>in</strong>baukasten<strong>Bildungs</strong>prozesse im Alltag8 Gegenstände und Situationen des Alltags geme<strong>in</strong>sam mit den K<strong>in</strong>dern ästhetisch gestalten, z.B. Tischdekoration,durchdachte Auswahl und Platzierung von Materialien, E<strong>in</strong>zelobjekten und Werken derK<strong>in</strong>der8 im Alltag auf besondere S<strong>in</strong>nese<strong>in</strong>drücke aufmerksam machen, z.B. Farbschattierungen, Alltagsgeräusche,Gerüche, Oberflächenstrukturen, Stille8 differenzierte Verwendung von Adjektiven zur Beschreibung von „schönen D<strong>in</strong>gen”, wie z.B. <strong>in</strong>teressant,anregend, fremd, geheimnisvoll8 auf Besonderheiten von Architektur und Design h<strong>in</strong>weisen, z.B. bei Ausgängen, bei Alltagsgegen -ständen8 Sprache und Stimme als Instrumente nutzen, z.B. Sprechgeschw<strong>in</strong>digkeit, Stimmlage, Klangfarbevariieren8 S<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> verschiedenen Sprachen8 verschiedene kreative Kommunikationsformen e<strong>in</strong>setzen, z.B. mittels Handpuppen kommunizieren,Gegenstände sprechen lassen8 Zeit und Raum schaffen, um zu improvisieren, (unvollendete) Werke der K<strong>in</strong>der stehen zu lassen, darübernachzudenken und weiterzuführenExemplarische <strong>Bildungs</strong>angebote und Projekte8 Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Kunst, z.B. Emotionen <strong>in</strong> den Werken von Künstler<strong>in</strong>nen und Künstlern ent -decken8 Sammlungen und Ausstellungen zu thematischen Schwerpunkten nach Ideen der K<strong>in</strong>der, z.B. D<strong>in</strong>ge,die mir wichtig s<strong>in</strong>d; Gegenstände des Alltags als Kunstobjekte8 Gestalten mit Musik, z.B. Gedichte oder Bilder vertonen, Klanggeschichten erf<strong>in</strong>den8 Performance, z.B. Pantomime, Jazzdance8 Ateliers zu bestimmten Schwerpunkten, z.B. Malen, Glasmalerei, Plastizieren, Arbeit mit Metall (Löten)oder Ste<strong>in</strong>, Papierschöpfen, textiles Gestalten, Drucken (L<strong>in</strong>olschnitt, Druck), digitale Gestaltungstechniken8 Sachbegegnung mit Kunst und Kommerz, z.B. Kunstwerke als Handelsware erfahren, Ausstellungenund Auktionen mit eigenen Werken veranstalten8 Begegnung mit Musik aus verschiedenen Genres, Epochen, Stilen und Kulturen8 Tanzen, z.B. regionale Tänze, Tänze aus den Herkunftsländern der K<strong>in</strong>der oder aus verschiedenen Epochen,selbst erfundene Tänze38 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


8 Herstellen von Marionetten und Handpuppen anhand von Beispielen aus verschiedenen Kulturen8 Projekt „Theater”, z.B. geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong> „Drehbuch” <strong>für</strong> e<strong>in</strong> Theaterstück schreiben, Kulissen, Kostümeund Requisiten anfertigen, Musik- und Geräuschkulisse gestalten, <strong>das</strong> Stück proben und vor Publikumaufführen8 Projekte zu Architektur und Design, z.B. Beispiele aus der Umgebung der E<strong>in</strong>richtung f<strong>in</strong>den, unterschiedlicheGestaltungsmöglichkeiten alltäglicher Gegenstände (z.B. Geschirr, Besteck, Möbel, Tore,Be leuchtungskörper) genau betrachten und mit Objekten aus Ausstellungen, Museen, Kunstkatalogenvergleichen8 Exkursionen, z.B. Besuch von Ateliers von Künstler<strong>in</strong>nen und Künstlern, Schreib-, Mal- und Musikwerkstätten,Galerien, Museen, Theater, Ausstellungen und musikalische Veranstaltungen73 Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der StadtWien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009, S. 18)74 Welsch (1993)75 Schäfer (2006)76 Kreutz (2006)<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 39


3.6 Natur und Technik3.6.1 Wissenschaftliche GrundlagenDie Leitgedanken zum <strong>Bildungs</strong>bereich „Naturund Technik” aus dem bundesländerübergreifenden<strong>Bildungs</strong> RahmenPlan werden imFolgenden um entwicklungs- und bildungspsychologischeAspekte <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong>vor dem Schule<strong>in</strong>tritt ergänzt.Natur und UmweltViele K<strong>in</strong>der zeigen große Begeisterung <strong>für</strong><strong>das</strong> Experimentieren und <strong>das</strong> Beobachten derbelebten und unbe lebten Natur. 77 Ausgehend von ihrer natürlichen Neugier werden sie durch handlungsorientierteBegegnungen zunehmend zum Klären und Deuten ihrer Umwelt fähig. Mit fortschreitender Entwicklungwird es K<strong>in</strong>dern möglich, komplexe Situationen kognitiv zu erfassen und daraus logische Schlüssezu ziehen.Die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Naturphänomenen ist <strong>für</strong> die Entwicklung von K<strong>in</strong>dern von großer Bedeutung.Die Beschäftigung mit biologischen, chemischen, physikalischen und geologischen Sachverhalten sowieökologischen Zusammenhängen ermöglicht e<strong>in</strong>e Erweiterung der Wissensstruktur und gleichzeitig e<strong>in</strong>eWeiterentwicklung des Denkens. 78 Darüber h<strong>in</strong>aus entwickeln K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e sorgsame und achtsame Haltunggegenüber ihrer Umwelt. Die Fasz<strong>in</strong>ation durch Technik und Mathematik sowie durch Phänomene der belebtenund unbelebten Natur geht mit hoher Konzentration und Ausdauer e<strong>in</strong>her. NaturwissenschaftlicheAktivitäten haben auch e<strong>in</strong>e nachhaltige Wirkung auf die Differenzierung von Arbeitshaltungen, wie Genau -igkeit, Sorgfalt, Gewissenhaftigkeit und Selbstkontrolle. Darüber h<strong>in</strong>aus tragen diese Erfahrungen wesentlichzur Entwicklung und Erweiterung lernmethodischer Kompetenzen bei.Durch e<strong>in</strong>e reflektierende Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Natur und Umwelt entwickeln K<strong>in</strong>der zunehmend Verständnis<strong>für</strong> die Beziehungen zwischen Mensch und Natur bzw. Umwelt. Sie gew<strong>in</strong>nen E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> ökologischeZusammenhänge und erkennen, <strong>das</strong>s Menschen ihre Umwelt bee<strong>in</strong>flussen.TechnikDas Interesse an technischen Sachverhalten und Errungenschaften steigt bei fünf- und sechsjährigen Mädchenund Buben. Sie stellen präzisere Fragen und wollen <strong>in</strong>sbesondere wissen, wie und warum etwas funktioniert.Sie verfügen über differenziertes und logisches Denken, Verständnis <strong>für</strong> Ursache-Wirkung-Zusammenhängesowie <strong>für</strong> Wenn-dann-Beziehungen. 79 Außerdem haben K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>trittentsprechendes bereichsspezifisches Wissen: Sie können z.B. zwischen Materiellem und Immateriellemoder verschiedenen Aggregatzuständen (fest, flüssig, gasförmig) unterscheiden.Technisches Wissen erlaubt K<strong>in</strong>dern, Vorhersagen über die Auswirkungen von Handlungen zu treffen undsteuernd auf die Umwelt e<strong>in</strong>zuwirken, <strong>in</strong>dem sie z.B. beim Bauen und Konstruieren statische Gesetzebeachten.Fragen und Forschen s<strong>in</strong>d die Basis <strong>für</strong> länger andauernde technische Interessen und die Entwicklung vonExpertenwissen auf diesem Gebiet.40 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


MathematikMathematische Kompetenzen gehören zu den wichtigsten Kulturtechniken und bilden die Grundlage <strong>für</strong>Erkenntnisse <strong>in</strong> Naturwissenschaft, Technik und Wirtschaft. Mathematische <strong>Bildungs</strong>angebote ermöglichenErfahrungen mit Formen, Größen, Gewichten, Mengen, Raum sowie Zeit und münden <strong>in</strong> <strong>das</strong> begrifflicheVorfeld der Mathematik e<strong>in</strong>. 80Fähigkeiten, vor allem aus dem Wahrnehmungsbereich, stellen e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> mathematischeOperationen dar: visuelle und auditive Wahrnehmung, Auge-Hand-Koord<strong>in</strong>ation, Figur-Grund-Differenzierung,Raum-Lage-Wahrnehmung sowie Speicherfähigkeit des Gedächtnisses. 81 K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vordem Schule<strong>in</strong>tritt können Objekte nach mehreren Kategorien ordnen und klassifizieren, Vorgänge gedanklichumkehren sowie Lage oder Form von Objekten <strong>in</strong> der Vorstellung verändern. Sie setzen kognitive Strategien,wie z.B. die Reversibilität, Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division oder <strong>das</strong> Bilden von Rangreihenund logischen Reihen zunehmend bewusst e<strong>in</strong>. Die Reversibilität wird dabei als die wichtigste Errungenschaftangesehen, auf der alle anderen aufbauen. Sie ist die Fähigkeit, Handlungen nicht nur konkret, sondernauch <strong>in</strong> der Vorstellung umkehren zu können. 82K<strong>in</strong>der kommen im Alltag ständig mit der Funktion von Zahlen zur Unterscheidung und Kodierung <strong>in</strong> Kon -takt (Telefonnummern, Preisschilder, Autokennzeichen). Der aktive Umgang mit Zahlen, konkreten Mengenund geometrischen Formen fördert die kognitive Entwicklung der K<strong>in</strong>der und <strong>das</strong> Verständnis <strong>für</strong> Symbole.Spiele mit mathematischen Inhalten, wie Spiele mit Formen, Mengen, Größen und Zahlen, Knobelaufgabenoder Rätsel wecken <strong>das</strong> Interesse <strong>für</strong> die weitere Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Mathematik. „Das Spiel alshandelnde Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der Umwelt schafft Möglichkeiten <strong>für</strong> entdeckendes Lernen, <strong>in</strong> demmathematische Sachzusammenhänge selbsttätig erfasst werden können. Spielformen wie Regelspiele,Begriffsspiele, Erkundungsspiele, Planspiele usw. s<strong>in</strong>d besonders geeignet.” 833.6.2 Entwicklung und Differenzierung von KompetenzenAufbauend auf bisherige Lernerfahrungen erweitern und differenzieren K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>trittihre bereits erworbenen Kompetenzen.Beispielsweise können K<strong>in</strong>der zunehmend:8 Beobachten, Beschreiben, Vergleichen, Klassifizieren und Messen als Grundlagen <strong>für</strong> wissenschaftlichesDenken und Handeln situationsgerecht anwenden 848 Forschungsmethoden, wie Zerlegen, Experimentieren, e<strong>in</strong> Modell bauen, Expert<strong>in</strong>nen und Expertenbefragen, gezielt e<strong>in</strong>setzen8 Hypothesen formulieren, <strong>in</strong> der Interaktion mit anderen überprüfen, annehmen, ergänzen oder revi -dieren8 Strategien <strong>für</strong> den bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen der Natur ent -wickeln und anwenden8 die durch Forschen erworbenen Erkenntnisse mittels Sprache oder durch Bilder strukturieren undpräsentieren8 technische und physikalische Pr<strong>in</strong>zipien etwa zur Kraft- und Energieübertragung (mittels Zahnrädern,Hebeln, Kurbeln und Flaschenzügen) durchschauen und <strong>für</strong> eigene Vorhaben nutzen8 e<strong>in</strong>fache mathematische Denkweisen wie Herstellen von Beziehungen, Vergleichen, Ordnen, Symbo -lisieren und Abstrahieren beherrschen und selbstständig bei unterschiedlichen Aufgaben anwenden8 mathematische Operationen zur Lösung von Aufgaben im Alltag e<strong>in</strong>setzen<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 41


8 Mengen simultan erfassen8 Zeit (e<strong>in</strong>e Sekunde, fünf M<strong>in</strong>uten etc.), Gewicht (Ste<strong>in</strong>, Holz, Wolle etc.) oder Entfernungen (den Zweigkann ich noch erreichen, über diesen Graben kann ich spr<strong>in</strong>gen) e<strong>in</strong>schätzen3.6.3 Pädagogische Impulse: Anregungen und BeispieleE<strong>in</strong>e entwicklungsfördernde Lernumgebung, vielfältige Interaktionen mit Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogensowie spezifische <strong>Bildungs</strong>angebote dienen als Basis da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> ko-konstruktiver Weise ihreeige nen Lernprozesse und ihr soziales und kulturelles Umfeld mitgestalten können. Die folgenden <strong>Bildungs</strong>anregungenzeigen exemplarisch auf, wie K<strong>in</strong>der ihre Kompetenzen im Bereich „Natur und Technik”entwickeln und differenzieren können.Lernumgebung: Räume und Materialien8 naturnahe, vielfältige Gestaltung des Außengeländes, z.B. Hügel, Klettermöglichkeiten, ungemähteWiese, verschiedene Bodenstrukturen, Ste<strong>in</strong>e, Sand und Wasser zum Erforschen8 Blumen- und Gemüsebeete zum Betreuen und Beobachten8 Entdeckerlabor <strong>für</strong> naturwissenschaftliche Phänomene 858 speziell e<strong>in</strong>gerichtete Plätze zur Beobachtung aus verschiedenen Perspektiven8 Vielzahl an natürlichen und künstlichen Materialien (Holz, Sägespäne, Ste<strong>in</strong>e, Sand, Kunststoff, Glas,Papier, Stoff, Wolle etc.), Objekte mit verschiedenen Eigenschaften (durchlässig, undurchlässig, durchsichtig,elastisch, magnetisch)8 Materialien zum Messen und Vergleichen von Länge, Breite, Höhe, Entfernung, Gewicht und Zeit <strong>in</strong> denAlltag <strong>in</strong>tegrieren, z.B. Maßband, Sanduhr, Balkenwaage8 didaktische Materialien zum Erwerb mathematischer Konzepte, z.B. homogenes Material (gleiche Form,Größe, Farbe, viele Exemplare, z.B. Würfel), teilstrukturiertes Material (unterschiedliche Form, Größe,Farbe jeweils mehrere Exemplare, z.B. Baukasten), strukturiertes Material (unterschiedliche Form,Größe, Farbe, jeweils e<strong>in</strong> Exemplar, z.B. logische Blöcke) 868 optische Geräte, wie unterschiedliche Lupen, Mikroskope, Ferngläser, Teleskope8 Bilder, Poster, digitale Medien, Landkarten, Globen, Bilderbücher und Sachbücher zu Naturphänomenen8 Eduta<strong>in</strong>ment-Programme am Computer<strong>Bildungs</strong>prozesse im Alltag8 im Alltag auf mathematische Aspekte achten, z.B. beim Tischdecken, beim Bilden von Kle<strong>in</strong>gruppen,Muster und Symmetrien auf Fassaden, Gehwegen, Stoffen und Blättern erkennen8 Möglichkeiten zum Zählen nutzen, z.B. bei Wettspielen den Start durch Vorwärtszählen (E<strong>in</strong>s, zweidrei, los!) oder durch e<strong>in</strong>en Countdown (Drei, zwei, e<strong>in</strong>s, los!) fixieren8 differenzierter Sprachgebrauch und korrekte Bezeichnungen, z.B. oval – rund, Rechteck – Quadrat,differenzierte Raum- und Zeitangaben8 Formulierungen wie „<strong>das</strong> Doppelte” oder „die Hälfte” verwenden8 Umgang mit Geld erproben42 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


8 e<strong>in</strong>fache Formen der Datenerfassung kennen lernen und e<strong>in</strong>setzen, z.B. die Anzahl der K<strong>in</strong>der mit Klebepunktenauf e<strong>in</strong>em Plakat festhalten8 Bewusstse<strong>in</strong> <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en ressourcenschonenden Umgang mit der Natur wecken, z.B. Müll trennen, Energiesparen8 tägliche Dokumentation von Naturphänomenen, z.B. Wetter, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Regenmenge8 Pflege und Beobachtung von Pflanzen und Tieren8 ko-konstruktive <strong>Bildungs</strong>prozesse ermöglichen, z.B. beim Forschen 87Exemplarische <strong>Bildungs</strong>angebote und Projekte8 Projekte zu Tieren und Pflanzen aus unterschiedlichen Lebensräumen, z.B. Tiere im Wasser, Anlegene<strong>in</strong>es Herbariums 888 Projekte zu Phänomenen der unbelebten Natur, z.B. Licht und Schatten, Wetter, Magnetismus8 Beobachten von Naturphänomenen, z.B. Wasseroberflächenspannung, Aufbau e<strong>in</strong>es Sp<strong>in</strong>nennetzes,Regenbogen8 Experimente, z.B. Untersuchung flüssiger und fester Stoffe h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Zusammensetzung sowieihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften (Aggregatzustände des Wassers, verschiedeneBodenarten)8 E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es „Techniklabors”, z.B. Schaltkreise <strong>für</strong> Kl<strong>in</strong>geln oder Lämpchen bauen, mechanischeund elektronische Spielmaterialien bezüglich ihrer Antriebsart vergleichen (Aufziehmechanismus,Batterie), technische Pr<strong>in</strong>zipien erkunden (Bremsen und Getriebe beim Fahrrad, Hebelwirkung bei derWippschaukel)8 Bauen und Konstruieren: Erstellen und Kopieren von Bauwerken, Zeichnen und Umsetzen von Bauplänen<strong>für</strong> eigene Werkstücke8 Besuch e<strong>in</strong>schlägiger (K<strong>in</strong>der-)Museen8 Projekt „Frauen und Männer <strong>in</strong> der Naturwissenschaft”, z.B. Marie Curie, Albert E<strong>in</strong>ste<strong>in</strong>8 mathematische Angebote, z.B. logische Reihen bilden, Muster legen und fortführen, e<strong>in</strong>fache Tabellen,Diagramme und Pläne erstellen8 Projekt „Zeit”, z.B. Zeitspannen erleben, Uhrzeit erfassen, Kalender führen77 Lück (2009)78 Fthenakis, Schmitt, Eitel, Gerlach & Daut (2009)79 STMAS & IFP (2006, S. 272)80 Wolf (2009)81 Gre<strong>in</strong>stetter (2004)82 Rossmann (2004)83 Wolf (2009)84 Fthenakis, Schmitt, Eitel, Gerlach & Daut (2009)85 Carle (2009)86 Wolf (2009)87 Fthenakis, Wendell, Eitel, Daut & Schmitt (2009).88 Elschenbroich (2001)<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 43


44 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


1. Pädagogische Orientierung2. Bildung und Kompetenzen3. <strong>Bildungs</strong>bereiche3.1 Emotionen und soziale Beziehungen3.2 Ethik und Gesellschaft3.3 Sprache und Kommunikation3.4 Bewegung und Gesundheit3.5 Ästhetik und Gestaltung3.6 Natur und Technik4. Transitionen5. Pädagogische QualitätReflexion als qualitätssichernde MaßnahmeLiteratur


4. TransitionenDie Ausführungen über Transitionen aus dembundesländerübergreifenden <strong>Bildungs</strong>RahmenPlanwerden im Folgenden h<strong>in</strong>sichtlichdes Übergangs <strong>in</strong> die Volksschule vertieft.Transitionen s<strong>in</strong>d tief greifende Umstrukturierungenim Leben e<strong>in</strong>es Menschen.„Sie s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Anstieg von Belastungsfaktorenverbunden, deren Bewältigung vomK<strong>in</strong>d und se<strong>in</strong>en Bezugspersonen e<strong>in</strong> hohesAusmaß an Transitionskompetenzen erfordert.[...] Die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit e<strong>in</strong>er Transition stimuliert die Weiterentwicklung des Individuums underhöht die Chance <strong>für</strong> die erfolgreiche Bewältigung künftiger Übergänge.” 894.1 Transition von e<strong>in</strong>er <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong> e<strong>in</strong>richtung<strong>in</strong> die VolksschuleJede Transition zeichnet sich durch Veränderungen auf der <strong>in</strong>dividuellen, der <strong>in</strong>teraktionalen sowie derkontextuellen Ebene aus. 90 E<strong>in</strong>e Transition wie der Schule<strong>in</strong>tritt erfordert daher e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>andersetzungmit den Anforderungen auf allen drei Ebenen.Auf der <strong>in</strong>dividuellen Ebene steht der Wandel der k<strong>in</strong>dlichen Identität im Mittelpunkt. Das K<strong>in</strong>d verändertse<strong>in</strong>e Rolle h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Schulk<strong>in</strong>d. Dieser Wandel und der gleichzeitige Wechsel der Lebenswelten werdenvon vielen, teils widersprüchlichen Emotionen begleitet. Vorfreude und Neugier, aber auch Unsicherheitund Ängste können e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d vor dem Schule<strong>in</strong>tritt bewegen.Anforderungen auf der <strong>in</strong>teraktionalen Ebene beziehen sich e<strong>in</strong>erseits auf die Ablösung von Peers sowievon Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen der <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtung. Andererseits müssen Beziehungen<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em neuen Umfeld e<strong>in</strong>gegangen werden. Auch die Interaktionen <strong>in</strong>nerhalb der Familie ändern sich, daEltern und K<strong>in</strong>der neue Rollen übernehmen. Anzeichen <strong>für</strong> die positive Bewältigung dieser Herausforderungens<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e vertrauensvolle Beziehung zur Lehrer<strong>in</strong> bzw. zum Lehrer, Freundschaften <strong>in</strong> der Schule sowie e<strong>in</strong>positives Erleben der veränderten Beziehungen <strong>in</strong>nerhalb der Familie.Auf kontextueller Ebene wird vom K<strong>in</strong>d verlangt, <strong>das</strong> Umfeld Schule <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Leben zu <strong>in</strong>tegrieren. Das bedeutetbeispielsweise, sich an e<strong>in</strong>e neue Umgebung, e<strong>in</strong>e andere Tagesstruktur und an den Wechsel desLernumfeldes zu gewöhnen. Durch die konstruktive Ause<strong>in</strong>andersetzung mit diesen Veränderungen erwerbenK<strong>in</strong>der neue Verhaltensweisen und Kompetenzen, die es ihnen ermöglichen, die veränderten Ansprüche zumeistern und ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln.Die Transition von e<strong>in</strong>er <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> die Volksschule ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuell unterschiedlichlang andauernder Prozess. Er beg<strong>in</strong>nt im K<strong>in</strong>dergarten und endet erst nach dem Schule<strong>in</strong>tritt, <strong>in</strong> der Regelim Laufe des ersten Schuljahres, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen auch erst im zweiten Schuljahr. 91 Die Begleitung der K<strong>in</strong>derbei der Transition durch Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen der <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtung bedarf dahere<strong>in</strong>er Fortführung durch die Lehrkräfte der Volksschule.46 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


4.2 Ressourcen und Kompetenzen zur Bewältigungvon TransitionenTransitionen erfordern differenzierte Kompetenzen, um die vielfältigen Entwicklungsherausforderungen aufder <strong>in</strong>dividuellen, der <strong>in</strong>teraktionalen und der kontextuellen Ebene zu bewältigen: Transitionskompetenzenumfassen z.B. sozial-kommunikative Kompetenzen, wie Kooperation und Kontakt<strong>in</strong>itiative, sowie personaleKompetenzen, wie Resilienz, Selbstkontrolle und der konstruktive Umgang mit Stress und starken Emotionen.Dazu zählen vor allem lösungsorientierte Bewältigungsstrategien, die auf die Veränderung e<strong>in</strong>erStress erzeugenden Situation zielen. Kurzfristig können auch vermeidende Strategien helfen, wie z.B. derRückzug aus e<strong>in</strong>er belastenden Situation. Kompetente K<strong>in</strong>der können diese Strategien je nach Anforderungenflexibel und situationsgerecht e<strong>in</strong>setzen.Auch soziale Beziehungen bieten Unterstützung bei der Übergangsbewältigung. Dazu zählen die sozialeE<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> die elementare <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtung, Freundschaften mit K<strong>in</strong>dern aus der künftigen Schuleund vertrauensvolle Beziehungen zu Erwachsenen. Soziale Beziehungen können sich im Zuge des Übergangsverändern, etwa wenn sich Freundschaften aufgrund des Schule<strong>in</strong>tritts auflösen oder die <strong>in</strong>stitutionellenBezugspersonen des K<strong>in</strong>des wechseln. Aus diesem Grund s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> frühes Kennenlernen der zukünftigenSchule und der Lehrkräfte sowie e<strong>in</strong>e beständige Begleitung des Transitionsprozesses durch die Familievon großer Bedeutung.Die Vermittlung sachrichtiger Informationen über die Schule hilft K<strong>in</strong>dern beim Aufbau realistischer Erwartungensowie e<strong>in</strong>er positiven E<strong>in</strong>stellung zum Schule<strong>in</strong>tritt. Die k<strong>in</strong>dlichen Vorstellungen von Schule könnendurch praktische Erfahrungen konkretisiert werden, wie z.B. durch die Exkursion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Schule, <strong>das</strong> Mit -erleben e<strong>in</strong>er Unterrichtsstunde, geme<strong>in</strong>same Projekte mit Volksschulk<strong>in</strong>dern sowie durch den Besuche<strong>in</strong>er Lehrer<strong>in</strong> oder e<strong>in</strong>es Lehrers <strong>in</strong> der <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtung.Breit gefächerte Sachkompetenzen sowie lernmethodische Kompetenzen unterstützen K<strong>in</strong>der am Beg<strong>in</strong>nihrer Schullaufbahn. Materialien, Lernformen und Methoden, die K<strong>in</strong>dern aus <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungenvertraut s<strong>in</strong>d, begünstigen anschlussfähige <strong>Bildungs</strong>prozesse <strong>in</strong> der Volksschule.4.3 Die Rolle der Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen beider ÜbergangsbegleitungPädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen gestalten den Übergang <strong>in</strong> die Schuleaktiv mit. Daher werden im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt <strong>Bildungs</strong>prozesse und <strong>Bildungs</strong>partnerschaften <strong>in</strong>H<strong>in</strong>blick auf die bevorstehende Transition um spezifische Aspekte erweitert.Die laufende Beobachtung und Dokumentation der k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung sowie regelmäßige Eltern -gespräche stellen e<strong>in</strong>en wichtigen Beitrag <strong>für</strong> die <strong>in</strong>dividuelle Übergangsbegleitung dar. Dies ermöglicht esPädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen, e<strong>in</strong>e eventuelle Überforderung durch den Übergang <strong>in</strong> die Schule früh zuerkennen und <strong>in</strong>dividuelle Unterstützungsangebote <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der und Eltern anzubieten. In ihrer Rolle alsModerator<strong>in</strong>nen und Moderatoren reflektieren sie mit K<strong>in</strong>dern deren Vorwissen über Schule und Unterrichtsowie die Erfahrungen und E<strong>in</strong>drücke, die K<strong>in</strong>der im Rahmen ihrer Besuche <strong>in</strong> der Schule sammeln.Die professionelle Begleitung des Transitionsprozesses bedarf e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen Reflexion der Päda -gog<strong>in</strong>nen und Pädagogen bezüglich der eigenen Haltung und E<strong>in</strong>stellung zur Schule.<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 47


4.4 <strong>Bildungs</strong>partnerschaften beim Übergang„Alle beteiligten Systeme, wie z.B. Familie, elementare <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtung oder Schule, übernehmenVerantwortung <strong>für</strong> <strong>das</strong> Gel<strong>in</strong>gen von Transitionen.” 92 Die Partizipation aller Beteiligten ander Gestaltung und Begleitung der Transition unterstreicht deren ko-konstruktiven Charakter. 93 Daherhängt die Bewältigung e<strong>in</strong>er Transition nicht nur von den Kompetenzen des e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>des ab, sondernauch von der Fähigkeit und Bereitschaft der beteiligten <strong>Bildungs</strong>partner<strong>in</strong>nen und -partner zu Kommunikationund Kooperation.In Bezug auf den Schule<strong>in</strong>tritt teilen Familie, elementare <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtung und Schule die Verantwortung<strong>für</strong> <strong>das</strong> Gel<strong>in</strong>gen des Übergangs. Außerschulische <strong>Bildungs</strong>- und Betreuungse<strong>in</strong>richtungen sowie externeFachkräfte erweitern gegebenenfalls die <strong>Bildungs</strong>partnerschaft. Die Vernetzung aller Beteiligten bildet dieGrundlage <strong>für</strong> gegenseitigen Vertrauensaufbau, fundierten Informationsaustausch und <strong>das</strong> Bemühen umanschlussfähige <strong>Bildungs</strong>- und Lernprozesse. Geme<strong>in</strong>sames Ziel ist es, „jedes K<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell so zu fördern,<strong>das</strong>s es unter den gegebenen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen erfolgreich an den schulischen Lernprozessen undsozialen Interaktionen teilnehmen kann”. 944.4.1 <strong>Bildungs</strong>partnerschaft mit Volksschulen und außerschulischen<strong>Bildungs</strong>- und Betreuungse<strong>in</strong>richtungenDie Vernetzung von elementarer <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtung, Schule und außerschulischen <strong>Bildungs</strong>- und Betreuungse<strong>in</strong>richtungenzielt darauf ab, die Kompetenzen der angehenden Schulk<strong>in</strong>der anzuerkennen und alsBasis <strong>für</strong> weitere <strong>Bildungs</strong>prozesse zu nützen. Wechselseitige Hospitationen der Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogenaus K<strong>in</strong>dergarten und Volksschule unterstützen diesen Prozess. Langfristige Kooperationen setzenkont<strong>in</strong>uierliche Treffen und e<strong>in</strong>e gut e<strong>in</strong>geführte Kommunikationskultur zwischen den Institutionen voraus.Dies kann beispielsweise durch die Ernennung von Ansprechpartner<strong>in</strong>nen und Ansprechpartnern <strong>für</strong> die<strong>Bildungs</strong>partnerschaft <strong>in</strong> jeder E<strong>in</strong>richtung gefördert werden.Verstehen sich elementare <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtung, Schule und außerschulische <strong>Bildungs</strong>- und Betreuungs -e<strong>in</strong>richtung als „lernende Organisationen”, führt die laufende Reflexion der Übergangsgestaltung dazu,<strong>das</strong>s die Kooperation kont<strong>in</strong>uierlich weiterentwickelt wird. 95Die Kooperation umfasst zunächst den gegenseitigen Austausch etwa über <strong>das</strong> jeweilige Verständnis vonBildung und über pädagogische Pr<strong>in</strong>zipien, wie z.B. Differenzierung und Individualisierung. Darauf aufbauendkönnen pädagogische Aktivitäten geme<strong>in</strong>sam geplant und durchgeführt werden. Dadurch erfahren K<strong>in</strong>derBerührungspunkte zwischen den Institutionen, und es bahnt sich Kont<strong>in</strong>uität <strong>in</strong> den <strong>Bildungs</strong>biografien derK<strong>in</strong>der an. Ziel ist es, die positiven Erwartungen und <strong>das</strong> Vertrauen der K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> die Schule zu stärkensowie Unsicherheiten und Ängste zu reduzieren.Ebenfalls von großer Bedeutung ist die Bereitschaft zur geme<strong>in</strong>samen <strong>Bildungs</strong>partnerschaft mit Eltern.Diese umfasst je nach Bedarf geme<strong>in</strong>sam veranstaltete Elternabende, Entwicklungs- und <strong>Bildungs</strong>gesprächemit Eltern, schriftliche Informationen über die Schule oder die Organisation von Veranstaltungen, die demAustausch der Eltern untere<strong>in</strong>ander dienen. 96Außerschulische <strong>Bildungs</strong>- und Betreuungse<strong>in</strong>richtungen bieten darüber h<strong>in</strong>aus am Schulanfang die Möglichkeit,K<strong>in</strong>der aus anderen Schulklassen und -stufen kennen zu lernen und tragen somit zu e<strong>in</strong>er breiterensozialen Verankerung der Schulanfänger<strong>in</strong>nen und Schulanfänger <strong>in</strong> der Schule bei.48 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


4.4.2 <strong>Bildungs</strong>partnerschaft mit ElternEltern gestalten den Übergang e<strong>in</strong>erseits aktiv mit, andererseits erleben sie selbst den Schule<strong>in</strong>tritt alsTran sition: 97 Sie s<strong>in</strong>d gefordert, sich mit ihrer neuen Rolle als Eltern e<strong>in</strong>es Schulk<strong>in</strong>des ause<strong>in</strong>anderzusetzen.Dies kann unter anderem zu e<strong>in</strong>er Veränderung ihres Selbstbildes sowie der Erwartungshaltung ihrem K<strong>in</strong>dgegenüber führen. Im Rahmen der <strong>Bildungs</strong>partnerschaft wird ihre Doppelrolle berücksichtigt.Eltern können bei der Bewältigung der Transition unterstützt werden, <strong>in</strong>dem ihre Anliegen <strong>in</strong> Entwicklungsbzw.Beratungsgesprächen oder bei Elternabenden thematisiert werden. Die Kooperation von K<strong>in</strong>dergartenund Schule bietet Eltern schon zu Beg<strong>in</strong>n der Transition die Gelegenheit, sich mit ihren eigenen Erwartungenan die Schule sowie möglichen Erwartungen der Schule an K<strong>in</strong>der und Eltern ause<strong>in</strong>anderzusetzen. AuchInformationen über den bevorstehenden Schule<strong>in</strong>tritt und Möglichkeiten der Mitgestaltung <strong>in</strong> der Schulestärken Eltern <strong>in</strong> ihrer aktiven Rolle beim Übergang. In Entwicklungs- bzw. <strong>Bildungs</strong>gesprächen wird geme<strong>in</strong>sammit den Eltern e<strong>in</strong> umfassendes Bild über die Kompetenzen und Entwicklung des K<strong>in</strong>des erstellt.4.4.3 <strong>Bildungs</strong>partnerschaft mit externen FachkräftenK<strong>in</strong>der mit besonderen Bedürfnissen benötigen häufig e<strong>in</strong>e sensible und <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Begleitung beimÜbergang <strong>in</strong> die Volksschule. Gegebenenfalls ist daher die Zusammenarbeit mit Fachkräften z.B. aus dempsychologischen, mediz<strong>in</strong>ischen, logopädischen oder ergotherapeutischen Bereich erforderlich. Im Fallehochbegabter K<strong>in</strong>der ist – <strong>in</strong>sbesondere wenn e<strong>in</strong>e vorzeitige E<strong>in</strong>schulung erwogen wird – die Beratungdurch externe Fachkräfte empfehlenswert. E<strong>in</strong>e Erweiterung der <strong>Bildungs</strong>partnerschaft um externe Fachkräftekann auch dann empfohlen werden, wenn K<strong>in</strong>der bei früheren Transitionen Probleme hatten oderzeitgleich e<strong>in</strong>e weitere Transition erleben, wie z.B. die Trennung der Eltern.Die Kooperation mit Eltern, Schule, außerschulischen <strong>Bildungs</strong>- und Betreuungse<strong>in</strong>richtungen und externenFachkräften zielt <strong>in</strong> der Regel auf e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Fortführung der begonnenen Fördermaßnahmen abund – sofern erforderlich – auf e<strong>in</strong>e zeitgerechte Anpassung der Infrastruktur <strong>in</strong> der Schule und <strong>in</strong> außerschulischen<strong>Bildungs</strong>- und Betreuungse<strong>in</strong>richtungen.89 Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der StadtWien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009, S. 22)90 Fthenakis (1999)91 Griebel & Niesel (2002)92 Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der StadtWien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009, S. 22)93 Griebel & Niesel (2004)94 H<strong>in</strong>z (2008, S. 68)95 Knauf & Schubert (2006)96 Griebel & Niesel (2004)97 Griebel & Niesel (2004); vgl. Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer,Magistrat der Stadt Wien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009, S. 22)<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 49


50 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


1. Pädagogische Orientierung2. Bildung und Kompetenzen3. <strong>Bildungs</strong>bereiche3.1 Emotionen und soziale Beziehungen3.2 Ethik und Gesellschaft3.3 Sprache und Kommunikation3.4 Bewegung und Gesundheit3.5 Ästhetik und Gestaltung3.6 Natur und Technik4. Transitionen5. Pädagogische QualitätReflexion als qualitätssichernde MaßnahmeLiteratur


5. Pädagogische QualitätReflexion als qualitätssichernde MaßnahmeDie Ausführungen zur pädagogischen Qualitätaus dem bundesländerübergreifenden <strong>Bildungs</strong>RahmenPlanwerden im Folgenden umLeitfragen zur Reflexion der Prozess-, Orientierungs-und Strukturqualität <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der im<strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt ergänzt.Pädagogische Qualität <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong><strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen bezieht sich aufdie Bedürfnisse und Interessen der K<strong>in</strong>derund ist Voraussetzung <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e umfassendeUnterstützung k<strong>in</strong>dlicher <strong>Bildungs</strong>prozesse. Pädagogische Qualität wird <strong>in</strong> den pädagogischenInteraktionen, den Werthaltungen und E<strong>in</strong>stellungen des Personals sowie <strong>in</strong> den Strukturbed<strong>in</strong>gungene<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung sichtbar. 98Die Reflexion der <strong>Bildungs</strong>prozesse sowie deren Rahmenbed<strong>in</strong>gungen durch die Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogenstellt e<strong>in</strong>e wichtige Maßnahme zur Qualitätsentwicklung und -sicherung dar.Im Folgenden werden ausgewählte Leitfragen zur Reflexion angeführt, die bei der Entwicklung bzw. Sicherungder Qualität <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt unterstützend se<strong>in</strong> können.5.1 ProzessqualitätProzessqualität wird <strong>in</strong> spezifischen <strong>Bildungs</strong>angeboten und Interaktionen sowie <strong>in</strong> der Entwicklungund Differenzierung von Kompetenzen der K<strong>in</strong>der sichtbar. Prozessqualität <strong>für</strong> fünf- undsechsjährige K<strong>in</strong>der bezieht sich unter anderem auf die Stärkung der k<strong>in</strong>dlichen Transitionskompetenz zurBewältigung des Übertritts von <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> die Volksschule. Die Vernetzung derInstitutionen und die Kooperation aller Beteiligten tragen maßgeblich zur Qualität des Übergangs bei.Anzustreben ist e<strong>in</strong>e Weiterentwicklung der Kooperationskultur sowie deren regelmäßige Evaluation.Reflexionsfragen zur Prozessqualität8 In welcher Weise werden K<strong>in</strong>der dabei unterstützt, sich erreichbare Ziele zu setzen? S<strong>in</strong>d die Erwartungenan die K<strong>in</strong>der realistisch und angemessen? Werden die K<strong>in</strong>der gefordert, aber nicht überfordert?8 Welche <strong>Bildungs</strong>impulse sorgen da<strong>für</strong>, <strong>das</strong>s die Spielfähigkeit der fünf- und sechsjährigen K<strong>in</strong>der erhaltenbleibt?8 Welche entwicklungsgemäßen Methoden werden bei der Planung von <strong>Bildungs</strong>angeboten <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der im<strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt berücksichtigt?52 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


8 Wie werden die Fünf- und Sechsjährigen zur Reflexion darüber angeregt, was und wie sie gelernthaben? Wodurch werden sie ermutigt, weiterzufragen, zu forschen und Wissen zu erwerben?8 Welche Möglichkeiten haben die K<strong>in</strong>der, ihre Ideen bei der Planung des Tagesgeschehens, der <strong>Bildungs</strong>angeboteund längerfristiger Projekte e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen?8 Inwieweit gel<strong>in</strong>gt es den Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen, sich zurückzunehmen, um K<strong>in</strong>dern Raum undZeit <strong>für</strong> eigene Überlegungen und Erkenntnisse zu bieten?8 Durch welche Angebote werden Fähigkeiten und Fertigkeiten, die <strong>für</strong> den Erwerb von KulturtechnikenVoraussetzung s<strong>in</strong>d, gefördert?8 Welche zusätzlichen herausfordernden <strong>Bildungs</strong>anregungen werden <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der mit besonderen Be ga -bun gen und Interessen ausgewählt?8 Welche Formen der Beobachtung und Dokumentation der Lern- und Entwicklungsprozesse der K<strong>in</strong>derwerden durchgeführt? Wie erfolgt der Austausch mit den Eltern über die Entwicklung der K<strong>in</strong>der?8 Wie werden die K<strong>in</strong>der angeregt, Transitionserfahrungen bzw. -situationen zu verbalisieren, zu diskutierenund zu reflektieren?8 In welcher Form werden K<strong>in</strong>der beim Erwerb von Strategien <strong>für</strong> die Transitionsbewältigung unterstützt?8 Inwieweit gel<strong>in</strong>gt es, die Passung zwischen den k<strong>in</strong>dlichen Kompetenzen und den Anforderungen desÜbergangs e<strong>in</strong>zuschätzen? Welche Fördermaßnahmen werden im Bedarfsfall angeboten bzw. welcheexterne Beratung wird zugezogen? 995.2 Orientierungsqualität„Orientierungsqualität bezieht sich auf jene professionellen Leitbilder, pädagogischen Vorstellungenund Überzeugungen der am pädagogischen Alltag unmittelbar beteiligten Erwachsenen,die <strong>in</strong> ihrem Handeln sichtbar werden”. 100Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen reflektieren kont<strong>in</strong>uierlich ihr Bild vom K<strong>in</strong>d, ihre eigene Rolle im Rahmender <strong>Bildungs</strong>arbeit sowie die Beachtung der Pr<strong>in</strong>zipien <strong>für</strong> <strong>Bildungs</strong>prozesse. Der Besuch spezifischer Fortbildungsangebotezur Arbeit mit Fünf- und Sechsjährigen und zum Übergang <strong>in</strong> die Volksschule trägt zurWeiterentwicklung der Orientierungsqualität bei. 101Reflexionsfragen zur Orientierungsqualität8 Inwieweit f<strong>in</strong>den Erkenntnisse der aktuellen <strong>Bildungs</strong>- und Kompetenzforschung <strong>für</strong> Fünf- und SechsjährigeE<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die Planung und Reflexion der pädagogischen Arbeit des Teams, <strong>in</strong>wieweit fließen sie<strong>in</strong> die Konzeption e<strong>in</strong>? Wie wird die Konzeption Eltern zugänglich gemacht und <strong>für</strong> die Öffentlichkeitsarbeitverwendet?8 Auf welche Weise wird die berufliche Professionalität von Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen h<strong>in</strong>sichtlichrelevanter Themen <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt erweitert?<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 53


8 Inwieweit tragen <strong>in</strong>stitutionenübergreifende Fortbildungen zur Sensibilisierung aller an der Transitionbeteiligten Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen bei? Ermöglichen sie den Abgleich der ane<strong>in</strong>ander gestelltenErwartungen von Seiten der Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen aus <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen,Volksschulen und außerschulischen <strong>Bildungs</strong>- und Betreuungse<strong>in</strong>richtungen? 1028 Wie reflektieren Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen ihre eigenen Erwartungen an K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor demSchule<strong>in</strong>tritt?8 Welche Beachtung f<strong>in</strong>det die Vielfalt der Gruppe (bezüglich Alter, Begabung, familiärem H<strong>in</strong>tergrund,Kultur und Geschlecht) bei der Auswahl und Planung der Angebote?8 Über welches Fachwissen verfügen Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen bezüglich des Spracherwerbs vonDeutsch als Erst- und Zweitsprache und möglicher Auffälligkeiten der Sprachentwicklung? S<strong>in</strong>d ihnengegebenenfalls sprachpädagogische Konzepte zur Vermittlung von Volksgruppensprachen bekannt? 1038 Inwieweit wird der Mehrsprachigkeit bzw. den unterschiedlichen Erstsprachen der K<strong>in</strong>der Wertschätzungentgegengebracht? Auf welche Weise wird die sprachliche Vielfalt der K<strong>in</strong>der, der Eltern sowie desTeams als Ressource <strong>für</strong> <strong>Bildungs</strong>prozesse genutzt?8 Wie gut gel<strong>in</strong>gt es, e<strong>in</strong> Transitionskonzept mit Zielen und Strategien <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e professionelle Übergangsgestaltungunter E<strong>in</strong>beziehung möglichst aller <strong>Bildungs</strong>partner<strong>in</strong>nen und <strong>Bildungs</strong>partner zu erstellenund umzusetzen? 1045.3 Strukturqualität„Strukturqualität bezieht sich auf die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen,wie etwa auf den Personal-K<strong>in</strong>d-Schlüssel, die räumlich-materiale Ausstattung <strong>für</strong> K<strong>in</strong>dersowie <strong>für</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter oder die Qualifikation des Personals.” 105 Struktur -bed<strong>in</strong>gungen haben E<strong>in</strong>fluss auf pädagogische Prozesse und werden im Wesentlichen durch politische,rechtliche und adm<strong>in</strong>istrative Regelungen festgelegt. In ihre kont<strong>in</strong>uierliche Weiterentwicklung fließengesellschaftspolitische Ansprüche, Erfahrungen aus der K<strong>in</strong>dergartenpraxis und der Fachberatung sowiewissenschaftliche Erkenntnisse e<strong>in</strong>.Für <strong>Bildungs</strong>prozesse im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt sowie <strong>für</strong> die erfolgreiche Bewältigung der Transitionvon <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> die Volksschule s<strong>in</strong>d anspruchsvolle Materialien bzw. Lern -arrangements von besonderer Bedeutung.Qualitätsvolle strukturelle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen stellen e<strong>in</strong>e wichtige Voraussetzung <strong>für</strong> die adäquateGestaltung von Kooperationsprozessen mit Eltern, Schule und außerschulischen E<strong>in</strong>richtungen sowieexternen Expert<strong>in</strong>nen und Experten dar. Dazu gehören räumliche, zeitliche und personelle Ressourcen, diee<strong>in</strong>e regelmäßige Zusammenarbeit mit Kooperationspartner<strong>in</strong>nen und -partnern bei der Begleitung derTransition ermöglichen. 106Reflexionsfragen zur Strukturqualität8 Wie reichhaltig ist die Lernumgebung an Materialien und Medien zur Aneignung von Sprache undSchriftkultur, die den Lernbedürfnissen von Fünf- und Sechsjährigen entsprechen?54 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen


8 Mit welchen Materialien zur Förderung der Grob- und Fe<strong>in</strong>motorik sowie zur grafomotorischen Betätigungvon Fünf- und Sechsjährigen s<strong>in</strong>d Innen- und Außenräume ausgestattet? Wie vielfältig und differenzierts<strong>in</strong>d die vorhandenen Materialien?8 Welche anspruchsvollen Materialien <strong>für</strong> kreative Prozesse und künstlerischen Ausdruck stehen zur Ver -fügung?8 Welche Erfahrungen <strong>in</strong> Bezug auf naturwissenschaftliche und mathematische Bildung der K<strong>in</strong>der im<strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt werden ermöglicht?5.4 Qualitätsmanagement„Qualitätsmanagement hat die Aufgabe, pädagogische Qualität zu sichern und weiterzuent -wickeln.” 107Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen treffen im Team Zielvere<strong>in</strong>barungen zur Qualitätsentwicklung <strong>in</strong> Über -e<strong>in</strong>stimmung mit ihrer pädagogischen Konzeption. Sie überlegen geeignete Maßnahmen zum Erreichendieser Ziele, setzen diese <strong>in</strong> die Praxis um, reflektieren und bewerten die Ergebnisse. Daraus werden <strong>in</strong>Form e<strong>in</strong>es Regelkreises zur Qualitätssicherung neue Ziele abgeleitet und verwirklicht.Für K<strong>in</strong>der im <strong>Jahr</strong> vor dem Schule<strong>in</strong>tritt evaluieren Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen aufgrund ihrer Beobachtungenund ihrer Dokumentation die Fördermaßnahmen zur Weiterentwicklung und Differenzierung derKompetenzen. Sie reflektieren regelmäßig ihre Arbeit <strong>in</strong> Bezug auf die Unterstützung der Transition <strong>in</strong> dieVolksschule. Die Reflexion umfasst auch die Kooperation mit allen <strong>Bildungs</strong>partner<strong>in</strong>nen und -partnern, diean der Transition beteiligt s<strong>in</strong>d.98 Charlotte Bühler Institut & PädQUIS (2007)99 Griebel & Niesel (2005)100 Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der StadtWien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009, S. 25)101 BMFSFJ (2003)102 Frewe<strong>in</strong> & Schmuck (2005); Höhne (2008)103 Verordnung des Kuratorium des Kärntner Volksgruppen-K<strong>in</strong>dergartenfonds (2002)104 Margetts (2002); Kiffmann-Duller (2005)105 Charlotte Bühler Institut im Auftrag der Ämter der Landesregierungen der österreichischen Bundesländer, Magistrat der StadtWien & Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Unterricht, Kunst und Kultur (2009, S. 25)106 Grotz (2005); Knauf & Schubert (2006); von der Gathen (2006)107 Bostelmann & F<strong>in</strong>k (2003)<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 55


56 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen zeile


1. Pädagogische Orientierung2. Bildung und Kompetenzen3. <strong>Bildungs</strong>bereiche3.1 Emotionen und soziale Beziehungen3.2 Ethik und Gesellschaft3.3 Sprache und Kommunikation3.4 Bewegung und Gesundheit3.5 Ästhetik und Gestaltung3.6 Natur und Technik4. Transitionen5. Pädagogische QualitätReflexion als qualitätssichernde MaßnahmeLiteratur


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Vere<strong>in</strong>barung gemäß Art. 15a B-VG über die E<strong>in</strong>führung der halbtägig kostenlosen und verpflichtendenfrühen Förderung <strong>in</strong> <strong>in</strong>stitutionellen K<strong>in</strong>derbetreuungse<strong>in</strong>richtungen (BGBl I Nr. 99/2009)Verordnung des Kuratoriums des Kärntner Volksgruppen-K<strong>in</strong>dergartenfonds vom 20. Juni 2002, Zahl: KG-13/10-2002, mit der Richtl<strong>in</strong>ien <strong>für</strong> die sprachpädagogischen Konzepte der Träger von zwei- odermehrsprachigen K<strong>in</strong>dergärten festgelegt werdenViernickel Susanne (2006), Zur Bedeutung der Peerkultur. In Fried Lilian, Roux Susanna (Hrsg.): Pädagogikder frühen K<strong>in</strong>dheit (S. 65–74). We<strong>in</strong>heim: Beltzvon der Gathen Jan (2006), „Sich von Zielen leiten lassen” – Schritte auf dem Weg zur Anschlussfähigkeit.In H<strong>in</strong>z Renate, Schumacher Bianca (Hrsg.): Auf den Anfang kommt es an: Kompetenzen entwickeln– Kompetenzen stärken (S. 227–232). Wiesbaden: VS Verlag <strong>für</strong> SozialwissenschaftenWagner Petra (2008), Handbuch K<strong>in</strong>derwelten. Vielfalt als Chance – Grundlagen e<strong>in</strong>er vorurteilsbewusstenBildung und Erziehung. Freiburg: HerderWe<strong>in</strong>ert Franz E. (1999), Konzepte der Kompetenz. Paris: OECDWe<strong>in</strong>ert Franz E. (2001), Leistungsmessung <strong>in</strong> Schulen. E<strong>in</strong>e umstrittene Selbstverständlichkeit. In We<strong>in</strong>ertFranz E. (Hrsg.): Leistungsmessung <strong>in</strong> Schulen. We<strong>in</strong>heim: BeltzWelsch Wolfgang (1993), Ästhetisches Denken. Stuttgart: ReclamWidmann-Rebay von Ehrenwiesen Birgit (2008), Vom Kritzeln zum Schreiben. Die Entwicklung der Handgeschicklichkeit.kle<strong>in</strong> & groß, 2–3, 43–46Wiedebusch Silvia, Petermann Franz (2004), Emotionale Kompetenz bei K<strong>in</strong>dern. k<strong>in</strong>dergarten heute, 5,6–13Wolf Wilhelm (Hrsg.) (2009), Lehrplan der Volksschule Graz: LeykamWustmann Cor<strong>in</strong>a (2009), Resilienz. Widerstandsfähigkeit von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong> Tagese<strong>in</strong>richtungen fördern.Berl<strong>in</strong>: CornelsenZimmer Renate (2004), Handbuch der Bewegungserziehung. Freiburg: Herder<strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen I 61


An der Entwicklung des „<strong>Modul</strong>s <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen. Vertiefende Ausführungenzum bundesländerübergreifenden <strong>Bildungs</strong>RahmenPlan” haben mitgewirkt:Wissenschaftliche Erarbeitung durch <strong>das</strong> Charlotte Bühler Institut:Wissenschaftliche Leitung:Dr. <strong>in</strong> Waltraut HartmannWissenschaftliche Mitarbeiter<strong>in</strong>nen:Mag. a Gabriele BäckMag. a Michaela HajszanMMag. a Birgit HartelMag. a Lisa Kneid<strong>in</strong>gerMag. a Doris MarekMart<strong>in</strong>a Pfohl-ChalaupekMag. a Mart<strong>in</strong>a StollKoord<strong>in</strong>ation durch <strong>das</strong> Bundesm<strong>in</strong>isterium <strong>für</strong> Wirtschaft, Familie und Jugend:Birgit SchmidMag. a Mart<strong>in</strong>a StaffeFachliche Rückmeldung durch Expert<strong>in</strong>nen und Experten der BundesländerKGI Andrea Bair, MMag. Gerald Kögl – BurgenlandKGI Iris Raunig, MMag. Dr. Gerald Salzmann – KärntenHR <strong>in</strong> Dr. <strong>in</strong> Renate Steger – NiederösterreichMag. a Eva Weißböck – OberösterreichKGI Monika Baumann, MAS – SalzburgIrmgard Kober-Murg, Mag. a Birgit Parz, Mag. Franz Schober – SteiermarkKGI Mag. a Michaela Hutz – TirolKGI Margot Thoma – <strong>Vorarlberg</strong>Mag. a Sylvia M<strong>in</strong>ich – Wien62 I <strong>Modul</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>letzte</strong> <strong>Jahr</strong> <strong>in</strong> <strong>elementaren</strong> <strong>Bildungs</strong>e<strong>in</strong>richtungen

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