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HALLE (SA ALE) - BI Hochstrasse Halle an der Saale eV

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<strong>Halle</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saale</strong>, bevölkerungsreichste und vielleicht sp<strong>an</strong>nungsvollste Stadt in Sachsen-Anhalt, trägt viele Titel, die ihre über 1.200-jährige Geschichte<br />

spiegeln: Salz-, H<strong>an</strong>se-, Residenz- und Universitätsstadt, Händelstadt und inoffiziell „Kulturhauptstadt“ des L<strong>an</strong>des. 1990 wurde sie zur<br />

Doppelstadt, als sie sich mit dem bis dahin selbstständigen <strong>Halle</strong>-Neustadt zusammenschloss.<br />

Ambivalent scheinen sich in <strong>Halle</strong> zwei Pole – Tradition und Mo<strong>der</strong>ne – gegenüberzustehen. Konfrontiert mit den Folgen des demografischen<br />

W<strong>an</strong>dels unternimmt die Stadt im Rahmen <strong>der</strong> IBA Stadtumbau 2010 den Versuch, das Verhältnis dieser zwei Pole neu zu bestimmen. Entl<strong>an</strong>g <strong>der</strong><br />

Magistrale, die Altstadt und Neustadt mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verbindet, reihen sich die IBA-Projekte in diesem Kontext wie Perlen einer Kette <strong>an</strong>ein<strong>an</strong><strong>der</strong>.<br />

Sie erzählen vom engagierten Bemühen, die Potenziale <strong>der</strong> städtebaulichen Mo<strong>der</strong>ne für Zukünftiges zu erschließen und für einen respektvollen<br />

Umg<strong>an</strong>g mit ihnen zu sensibilisieren …<br />

Europäische Kommission<br />

Europäischer Fonds<br />

für regionale Entwicklung<br />

INVESTITION IN IHRE ZUKUNFT<br />

<strong>HALLE</strong> (<strong>SA</strong><strong>ALE</strong>)<br />

INTERNATION<strong>ALE</strong> BAUAUSSTELLUNG STADTUMBAU <strong>SA</strong>CHSEN-ANHALT 2010<br />

Internationale Bauausstellung<br />

Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010<br />

Europäische Kommission<br />

Europäischer Fonds<br />

für regionale Entwicklung<br />

INVESTITION IN IHRE ZUKUNFT<br />

<strong>HALLE</strong> (<strong>SA</strong><strong>ALE</strong>)<br />

www.iba-stadtumbau.de


<strong>Halle</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saale</strong>, bevölkerungsreichste und vielleicht sp<strong>an</strong>nungsvollste Stadt in Sachsen-Anhalt, trägt viele Titel, die ihre über 1.200-jährige Geschichte<br />

spiegeln: Salz-, H<strong>an</strong>se-, Residenz- und Universitätsstadt, Händelstadt und inoffiziell „Kulturhauptstadt“ des L<strong>an</strong>des. 1990 wurde sie zur<br />

Doppelstadt, als sie sich mit dem bis dahin selbstständigen <strong>Halle</strong>-Neustadt zusammenschloss.<br />

Ambivalent scheinen sich in <strong>Halle</strong> zwei Pole – Tradition und Mo<strong>der</strong>ne – gegenüberzustehen. Konfrontiert mit den Folgen des demografischen<br />

W<strong>an</strong>dels unternimmt die Stadt im Rahmen <strong>der</strong> IBA Stadtumbau 2010 den Versuch, das Verhältnis dieser zwei Pole neu zu bestimmen. Entl<strong>an</strong>g <strong>der</strong><br />

Magistrale, die Altstadt und Neustadt mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verbindet, reihen sich die IBA-Projekte in diesem Kontext wie Perlen einer Kette <strong>an</strong>ein<strong>an</strong><strong>der</strong>.<br />

Sie erzählen vom engagierten Bemühen, die Potenziale <strong>der</strong> städtebaulichen Mo<strong>der</strong>ne für Zukünftiges zu erschließen und für einen respektvollen<br />

Umg<strong>an</strong>g mit ihnen zu sensibilisieren …<br />

Europäische Kommission<br />

Europäischer Fonds<br />

für regionale Entwicklung<br />

INVESTITION IN IHRE ZUKUNFT<br />

<strong>HALLE</strong> (<strong>SA</strong><strong>ALE</strong>)<br />

Europäische Kommission<br />

Europäischer Fonds<br />

für regionale Entwicklung<br />

INVESTITION IN IHRE ZUKUNFT<br />

<strong>HALLE</strong> (<strong>SA</strong><strong>ALE</strong>)<br />

BALANCEAKT DOPPELSTADT


DIE IBA-STÄDTE<br />

IN <strong>SA</strong>CHSEN-ANHALT<br />

WANZLEBEN<br />

STASSFURT<br />

ASCHERSLEBEN<br />

HALBERSTADT T<br />

QUEDLINBURG<br />

BERNBURG<br />

<strong>SA</strong>NGERHAUSEN<br />

LUTHERSTADT EISLEBEN<br />

<strong>HALLE</strong> (<strong>SA</strong><strong>ALE</strong>) NAUMBURG<br />

HANSESTADT STENDAL<br />

MAGDEBURG<br />

SCHÖNEBECK<br />

KÖTHEN<br />

DES<strong>SA</strong>U-ROSSLAU<br />

LUTHERSTADT WITTENBERG<br />

<strong>BI</strong>TTERFELD-WOLFEN<br />

MERSEBURG<br />

WEISSENFELS<br />

<strong>SA</strong>CHSEN-ANHALT


DEUTSCHLAND<br />

BALANCEAKT DOPPELSTADT<br />

<strong>HALLE</strong> (<strong>SA</strong><strong>ALE</strong>)<br />

PROLOG Die europäische Struktur- und För<strong>der</strong>politik – Städte bilden Europa<br />

AM<strong>BI</strong>TION Ein Interview mit Fr<strong>an</strong>k Sänger, Stadtrat, Vorsitzen<strong>der</strong> des Pl<strong>an</strong>ungsausschusses<br />

<strong>HALLE</strong> (<strong>SA</strong><strong>ALE</strong>) Eine Stadt mit zwei Gesichtern<br />

TRANSFORMATION Ankunft im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

INTERVENTION Bal<strong>an</strong>ceakt Doppelstadt<br />

Methode – IBA-Tische<br />

Was sind uns die Hochhäuser wert? – Hochhäuser am Riebeckplatz<br />

Unter Nachbarn – Fr<strong>an</strong>ckesche Gärten<br />

Unter Nachbarn – Die Zukunft <strong>der</strong> Hochstraße<br />

Die soziale Dimension des Stadtumbaus – Sozialraum Glaucha<br />

AM<strong>BI</strong>TION Ein Interview mit Gernot Lindem<strong>an</strong>n, Quartiersmo<strong>der</strong>ator und Dr. Steffen Fliegner,<br />

Projektleiter für Glaucha im Stadtpl<strong>an</strong>ungsamt<br />

Brückenschlag – Saline-Insel<br />

Aufwertung <strong>der</strong> Neustadt – Vom Wohnkomplex zum Stadtquartier<br />

Belebung des Zentrums – Stadtteilzentrum Neustadt<br />

AM<strong>BI</strong>TION Ein Interview mit Annegret Hahn, Intend<strong>an</strong>tin des Thalia Theaters, und Christi<strong>an</strong> Andrae,<br />

EPILOG Ausblick 2010+<br />

Vorst<strong>an</strong>dsvorsitzen<strong>der</strong> congrav new sports e.V.<br />

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4<br />

DIE EUROPÄISCHE STRUKTUR- UND FÖRDERPOLITIK<br />

STÄDTE <strong>BI</strong>LDEN EUROPA<br />

Auf dem Weg in ein gemeinsames Europa ist es wichtig, die Unter-<br />

schiede zwischen prosperierenden und benachteiligten Regionen abzu-<br />

bauen. Dabei rücken Städte – als <strong>der</strong> Puls <strong>der</strong> Regionen – ins Blickfeld<br />

<strong>der</strong> europäischen Struktur- und För<strong>der</strong>politik. Gerade in Regionen, die<br />

von Arbeitslosigkeit und Abw<strong>an</strong><strong>der</strong>ung betroffen sind, müssen Städte<br />

als vitale Zentren belebt und geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Für alle 19 IBA-Städte wurden aus den Operationellen Programmen in<br />

Sachsen-Anhalt bisher von 2000 bis 2009 insgesamt EU-Strukturfondsmittel<br />

in Höhe von 1.958.409.397,05 Euro ausgezahlt.<br />

In Sachsen-Anhalt stellt <strong>der</strong> Strukturfonds EFRE zwischen 2007 und<br />

2013 1.181,2 Millionen Euro bereit, um wirtschaftliche, ökologische und<br />

soziale Probleme in Städten abzubauen. Die Kommunen, die <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

IBA Stadtumbau 2010 beteiligt sind, profitieren dabei in erheblichem<br />

Maße von <strong>der</strong> europäischen Strukturfondsför<strong>der</strong>ung.<br />

Mit <strong>der</strong> IBA Stadtumbau 2010 hat sich das L<strong>an</strong>d das Ziel gesetzt, in<br />

19 ausgewählten IBA-Städten zum Abbau des Erneuerungsbedarfs<br />

beizutragen, soziale und ökologische Probleme zu lösen und die<br />

ökonomische Entwicklung und Beschäftigungssituation zu verbessern.<br />

Dazu werden in ausgewählten Problemgebieten partizipative und integrierte<br />

Strategien und Projekte entwickelt. Zu den Zielen gehören<br />

ebenso Maßnahmen zur Revitalisierung <strong>der</strong> Innenstädte, die Erneuerung<br />

industrieller St<strong>an</strong>dorte und die S<strong>an</strong>ierung von Brachen.


EU-STRUKTURFONDSMITTEL FÜR DIE STADT <strong>HALLE</strong> (<strong>SA</strong><strong>ALE</strong>)<br />

För<strong>der</strong>ung 2000–2006 EU-Mittel: OP ESF 105.042.264,69, OP EFRE 227.048.222,65 davon Städtebau, -umbau 20.317.580,38, gesamt<br />

332.090.487,34 | För<strong>der</strong>ung 2000–2006 nat. Öffentlich OP ESF 58.025.907,00, OP EFRE 211.307.536,95 davon Städtebau, -umbau 12.021.424,30,<br />

gesamt 269.333.443,95 | För<strong>der</strong>ung 2000–2006 Private OP ESF 16.595.622,39, OP EFRE 173.982.400,01 davon Städtebau, -umbau 0,00, gesamt<br />

190.578.022,40 | För<strong>der</strong>ung 2000–2006 gesamtes Investitionsvolumen OP ESF 179.663.794,08, OP EFRE 612.338.159,61 davon Städtebau,<br />

-umbau 32.339.004,68, gesamt 792.001.953,69<br />

För<strong>der</strong>ung 2007–2013 EU-Mittel: OP ESF 12.604.658,24, OP EFRE 86.534.583,68 davon Städtebau, -umbau 1.041.188,75, gesamt 99.139.241,92 |<br />

För<strong>der</strong>ung 2007–2013 nat. Öffentlich OP ESF 6.944.693,37, OP EFRE 29.299.930,50 davon Städtebau, -umbau 753.964,26, gesamt 36.244.623,87 |<br />

För<strong>der</strong>ung 2007–2013 Private OP ESF 664.347,69, OP EFRE 9.032.905,64 davon Städtebau, -umbau 0,00, gesamt 9.697.253,33 | För<strong>der</strong>ung<br />

2007–2013 gesamtes Investitionsvolumen OP ESF 20.213.699,30, OP EFRE 124.867.419,82 davon Städtebau, -umbau 1.795.153,01, gesamt<br />

145.081.119,12<br />

För<strong>der</strong>ung 2000–2006 und 2007–2013 EU-Mittel: OP ESF 117.646.922,93, OP EFRE 313.582.806,33 davon Städtebau, -umbau 21.358.769,13, gesamt<br />

431.229.729,26 | För<strong>der</strong>ung 2000–2006 und 2007–2013 gesamtes Investitionsvolumen OP ESF 199.877.493,38, OP EFRE 737.205.579,43<br />

davon Städtebau, -umbau 34.134.157,69<br />

Gesamtsumme: 937.083.072,81<br />

OP ESF – Operationelles Programm Europäischer Sozialfonds<br />

OP EFRE – Operationelles Programm Europäischer Fonds für regionale Entwicklung<br />

Angaben in Euro<br />

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6<br />

AM<strong>BI</strong>TION – EIN INTERVIEW MIT FRANK SÄNGER, STADTRAT, VORSITZENDER DES PLANUNG<strong>SA</strong>USSCHUSSES<br />

DIE EINST ZWEI STÄDTE WACHSEN ZU<strong>SA</strong>MMEN<br />

Mit welcher Intention ist <strong>Halle</strong> in die IBA gestartet?<br />

Fr<strong>an</strong>k Sänger: Wir wollten beim Stadtumbau schnell weiterkommen und<br />

sahen die IBA dabei als Ch<strong>an</strong>ce. Im Pl<strong>an</strong>ungsausschuss haben die Stadträte<br />

die IBA-Teilnahme besprochen und die Fraktionen bestätigten<br />

diesen Weg einhellig. Das Thema <strong>der</strong> Doppelstadt und <strong>der</strong> Bal<strong>an</strong>ce<br />

zwischen Altstadt und Neustadt ist seit <strong>der</strong> Wende ja beständig präsent.<br />

Es waren nun einmal zwei eigenständige Städte, die sich nun gemein-<br />

sam positiv entwickelt haben. Mit dem Neubau <strong>der</strong> Straßenbahnlinie<br />

von <strong>der</strong> Neustadt zum Bahnhof sind die Entfernungen nicht mehr so<br />

groß. Das Mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> funktioniert nicht schlecht; die Städte wachsen<br />

zusammen.<br />

Haben sich die Weichenstellungen im Stadtumbauprozess als richtig<br />

erwiesen?<br />

Fr<strong>an</strong>k Sänger: Die elf Genossenschaften und zwei städtischen Wohnungsgesellschaften<br />

haben auf ihrer wohnungspolitischen Plattform den Abriss<br />

in Silberhöhe, Heide-Nord, Südstadt und Neustadt gepl<strong>an</strong>t. Ich hatte<br />

mir, als <strong>der</strong> Abriss dauerhaft leerstehen<strong>der</strong> Wohnungen beg<strong>an</strong>n, ge-<br />

wünscht, dass vor allem in Neustadt und dort von den Rän<strong>der</strong>n her<br />

abgebrochen würde – und musste erkennen, dass das sehr schwierig<br />

wäre, da es unterschiedliche Eigentümer gibt, die d<strong>an</strong>n sehr unterschiedliche<br />

Lasten zu tragen hätten.<br />

Als damaliger Aufsichtsratsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Halle</strong>schen Wohnungsgesellschaft,<br />

die nur in <strong>der</strong> Altstadt Bestände hat, konnten Sie wohl<br />

auch ein wenig leichter über Abriss in Neustadt reden. Aber die HWG<br />

setzte dafür <strong>an</strong> prominenter Stelle früh auf Abriss – bei den beiden Hochhäusern<br />

auf dem Riebeckplatz.<br />

Fr<strong>an</strong>k Sänger: Der Aufsichtsrat hatte mit seinem Abrissbeschluss in <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit für Aufsehen und Ärger gesorgt. Aber Leerst<strong>an</strong>d kostet<br />

Geld. Trotzdem war es d<strong>an</strong>n noch ein l<strong>an</strong>ger Prozess mit Architekturund<br />

Gestaltungswettbewerben, die aber keine wirtschaftlich umsetzbare<br />

Lösung brachten. Beim IBA-Hochhaustisch mit Fachleuten aus g<strong>an</strong>z<br />

Deutschl<strong>an</strong>d zu Br<strong>an</strong>dschutz, Haustechnik und vielem mehr fiel d<strong>an</strong>n<br />

endgültig die Abrissentscheidung, die 2010 verwirklicht werden soll.


Es geht nicht alles und nicht alles zur selben Zeit.“<br />

Stadtumbau heißt aber mehr als abzureißen. Was kommt d<strong>an</strong>ach?<br />

Fr<strong>an</strong>k Sänger: Die HWG arbeitet <strong>an</strong> einem Nutzungskonzept für einen<br />

Neubau <strong>an</strong> <strong>der</strong> Leipziger Straße. Ein Neubau, <strong>der</strong> für heutige Bedürfnisse<br />

und für konkrete Interessenten errichtet wird, lässt sich vermarkten,<br />

im Gegensatz zu den alten Hochhäusern. Außerdem mahne ich immer<br />

wie<strong>der</strong> ein Gesamtkonzept für den Riebeckplatz <strong>an</strong>. Als Verkehrsknoten<br />

wurde er neu gestaltet. Aber was passiert mit den Gebäuden ringsum?<br />

Die Hochhäuser sind nicht das einzige Problem.<br />

Die IBA wird mit verschiedenen Projekten zwischen Alt- und Neustadt<br />

sichtbar …<br />

Fr<strong>an</strong>k Sänger: … die das Stadtbild deutlich aufwerten. Die Reson<strong>an</strong>z bei<br />

den <strong>Halle</strong>nsern ist gut. Ich freue mich beson<strong>der</strong>s auf den neuen Eing<strong>an</strong>g<br />

zum Salinebad und die Brücke zur Salineinsel. Diese öffentlichen Vorhaben<br />

zogen privates Engagement nach sich: Der Sophienhafen gleich<br />

hinter <strong>der</strong> Saline wird mit Neubauten aufgewertet, die vorh<strong>an</strong>denen<br />

Gebäude werden s<strong>an</strong>iert. Es entstehen Loftwohnungen, ein Pflegeheim,<br />

Einfamilienhäuser, ein Anlegeplatz für Boote. Es bewahrheitet sich<br />

immer wie<strong>der</strong>, dass <strong>an</strong><strong>der</strong>e nachziehen, wenn sich durch die öffentliche<br />

H<strong>an</strong>d etwas tut. Die IBA ist eine Erfolgsgeschichte.<br />

Bei allem, was durch die IBA <strong>an</strong> Vorzeigbarem für das Zusammenwachsen<br />

<strong>der</strong> Doppelstadt entst<strong>an</strong>d, bleibt noch Raum für heiße Diskussionen.<br />

An erster Stelle steht da wohl die Zukunft <strong>der</strong> Hochstraße.<br />

Fr<strong>an</strong>k Sänger: Den Abbruch <strong>der</strong> Hochstraße k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> ja mal pl<strong>an</strong>erisch<br />

durchspielen. Aber um dafür eine Zeitschiene festzulegen, ist es einfach<br />

noch zu früh. Es sind Alternativen für die Straße nötig, vielleicht ein<br />

Tunnel, die nicht bezahlbar sind. Es wäre zwar wünschenswert, wenn<br />

auf die Hochstraße verzichtet werden könnte, vor allem, weil die<br />

Fr<strong>an</strong>ckeschen Stiftungen als wichtiger und integrierter Best<strong>an</strong>dteil von<br />

<strong>Halle</strong> doch sehr dahinter verschwinden. Aber es geht nicht alles und<br />

nicht alles zur selben Zeit. Ich glaube, dass <strong>der</strong> Hochstraßendiskussion<br />

zu viel Gewicht beigemessen wird.<br />

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8<br />

<strong>HALLE</strong> (<strong>SA</strong><strong>ALE</strong>)<br />

EINE STADT MIT ZWEI GESICHTERN<br />

<strong>Halle</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saale</strong>, die bevölkerungsreichste Stadt des L<strong>an</strong>des und Teil<br />

<strong>der</strong> Metropolregion „Sachsendreieck“, ist die vielleicht sp<strong>an</strong>nungsvollste<br />

Stadt in Sachsen-Anhalt, stolz auf ihre 1.200 Jahre währende Geschichte<br />

als Salz-, H<strong>an</strong>se-, Residenz- und Universitätsstadt, selbstbewusst als<br />

Händelstadt und inoffizielle „Kulturhauptstadt“ des L<strong>an</strong>des. Nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg wurde <strong>Halle</strong> das politisch-administrative Zentrum des<br />

gleichnamigen Chemiebezirkes. Als Sitz <strong>der</strong> SED-Bezirksleitung und <strong>der</strong><br />

staatlichen Verwaltung sollte sie eine sozialistische Stadt werden und<br />

erfuhr gewaltige städtebauliche Verän<strong>der</strong>ungen.<br />

1964 wurde westlich von <strong>Halle</strong> <strong>der</strong> Grundstein für eine neue „Stadt <strong>der</strong><br />

Chemiearbeiter“ gelegt, die einmal als eigenständige Stadt <strong>Halle</strong>-<br />

Neustadt 100.000 Einwohner beherbergen sollte. Über eine vierspurige<br />

Magistrale erhielt sie Anschluss <strong>an</strong> <strong>Halle</strong>. Hochhäuser <strong>an</strong> <strong>der</strong> Magistrale<br />

sollten auch in <strong>der</strong> alten Stadt vom Einzug einer neuen Zeit<br />

künden. 1979 wurde südlich <strong>der</strong> Stadt mit dem Bau von <strong>Halle</strong>-Silberhöhe,<br />

einer weiteren Großwohnsiedlung, begonnen. Und während sich<br />

in <strong>Halle</strong>-Neustadt und Silberhöhe die Kräne drehten und Taktstraßen<br />

des Wohnungsbaukombinates Plattenbauwohnungen überein<strong>an</strong><strong>der</strong><br />

stapelten, verfielen die Häuser in <strong>der</strong> Altstadt und den Grün<strong>der</strong>zeitquartieren.<br />

Um die Lücken zu füllen, st<strong>an</strong>d auch hier nur die Plattenbauweise<br />

zur Verfügung. Nicht nur städtebaulich hatte <strong>Halle</strong> von nun<br />

<strong>an</strong> zwei Gesichter: die alte, gewachsene Stadt und die Stadt <strong>der</strong> Nachkriegsmo<strong>der</strong>ne.<br />

<strong>Halle</strong>s eigenwilliger Charakter ist durch dieses Doppelgesicht<br />

geprägt.<br />

Konfrontiert mit den Folgen des demografischen W<strong>an</strong>dels unternimmt<br />

die <strong>Saale</strong>stadt heute den Versuch, das Verhältnis <strong>der</strong> zwei Pole neu zu<br />

bestimmen und dabei ihr Stadtprofil zu schärfen. Ihr IBA-Motto dafür<br />

ist „Bal<strong>an</strong>ceakt Doppelstadt“.<br />

Die Geschichte <strong>Halle</strong>s war bis ins 18. Jahrhun<strong>der</strong>t vor allem eine Geschichte<br />

des Salzes. Das aus dem Keltischen stammende „Halla“ bedeutet<br />

Stätte <strong>der</strong> Salzbereitung. Erstmals urkundlich erwähnt wurde<br />

<strong>Halle</strong> im Jahr 806, als Kaiser Karl <strong>der</strong> Große ein „castellum“ bauen ließ.<br />

Ob es sich dabei um die Burg Giebichenstein h<strong>an</strong>delte, ist ungewiss.


Die erste Erwähnung des „Giuic<strong>an</strong>sten“ findet sich 961 in einer Schen-<br />

kungsurkunde Kaiser Ottos I. <strong>an</strong> das Moritzkloster in Magdeburg. Bald<br />

darauf wurde das Gebiet Eigentum des 968 gegründeten Erzbistums<br />

Magdeburg und die Burg Residenz <strong>der</strong> Geistlichkeit. Diese vergab die<br />

Solequellen als Lehen.<br />

Um die Salzbereitungsstätten ließen sich bald H<strong>an</strong>dwerker und Kaufleute<br />

nie<strong>der</strong>. Ort ihrer Geschäfte war zunächst <strong>der</strong> Alte Markt. Da <strong>der</strong> H<strong>an</strong>delsplatz<br />

jedoch schon im 12. Jahrhun<strong>der</strong>t zu klein geworden war, wurde er<br />

<strong>an</strong> den heutigen Markt verlegt. Das allmählich wachsende <strong>Halle</strong> stieg<br />

zu einer bedeutenden H<strong>an</strong>delsstadt im Reich auf. Ab Mitte des 12. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

baute sich die Stadt eine impos<strong>an</strong>te Verteidigungs<strong>an</strong>lage mit<br />

vierzig Mauertürmen und sechs gewaltigen Torburgen. Den Verlauf <strong>der</strong><br />

Anlage und Reste von ihr k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> bis heute im Ringstraßensystem<br />

mühelos finden.<br />

1276 schlossen sich die Pächter <strong>der</strong> Saline zur Innung <strong>der</strong> Pfänner zusammen,<br />

die über Jahrhun<strong>der</strong>te die Geschicke <strong>der</strong> Stadt bestimmen<br />

sollte. 1281 wurde <strong>Halle</strong> Mitglied <strong>der</strong> H<strong>an</strong>se. Wachsen<strong>der</strong> Wohlst<strong>an</strong>d<br />

und gestiegenes Selbstbewusstsein <strong>der</strong> Bürgerschaft führten wie <strong>an</strong><strong>der</strong>swo<br />

auch zu Konflikten mit <strong>der</strong> regierenden Geistlichkeit und den<br />

prunksüchtigen L<strong>an</strong>desherren.<br />

Eine innerstädtische Fehde bot den Magdeburger Erzbischöfen rund 200<br />

Jahre später die Möglichkeit, <strong>der</strong> städtischen Unabhängigkeit ein Ende<br />

zu setzen. 1478 nahmen erzbischöfliche Truppen die Stadt ein und Ernst<br />

von Sachsen ließ mitten in <strong>der</strong> Stadt eine Zwingburg errichten, um die<br />

Stadt zu „Gehorsam, Unterwürfigkeit und Ruhe“ zu zwingen. Anstelle<br />

<strong>der</strong> Burg Giebichenstein wurde ab 1503 die Moritzburg Residenz <strong>der</strong><br />

Erzbischöfe. Die aufwendige Hofhaltung des Erzbischofs Albrecht brachte<br />

ab 1514 auch bauliche Verän<strong>der</strong>ungen für die Stadt mit sich. Albrechts<br />

Prunksucht und <strong>der</strong> von ihm maßgeblich geför<strong>der</strong>te Ablassh<strong>an</strong>del waren<br />

Anlässe für Martin Luther, seine 95 Thesen zu verfassen. Albrecht unterlag<br />

im Kampf mit den Anhängern <strong>der</strong> Reformation und verließ 1541<br />

die Stadt.<br />

9


10<br />

Im Dreißigjährigen Krieg erlebte auch <strong>Halle</strong> Zerstörung und Besetzung.<br />

Nach dem Tod des letzten erzbischöflichen Administrators 1680 fiel die<br />

Stadt <strong>an</strong> das Kurfürstentum Br<strong>an</strong>denburg, unter dessen Herrschaft 1694<br />

die Universität gegründet wurde. Mit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Fr<strong>an</strong>ckeschen<br />

Stiftungen 1695 wurde <strong>Halle</strong> ein bedeutendes Zentrum <strong>der</strong> Frühaufklä-<br />

rung und des Pietismus.<br />

Unter dem preußischen König Friedrich I. erfolgte <strong>der</strong> weitere Ausbau <strong>der</strong><br />

Salzproduktion. 1722 wurde die königliche Saline auf <strong>der</strong> <strong>Saale</strong>insel in<br />

Betrieb genommen. Diese zweite Salzproduktionsstätte war mo<strong>der</strong>ner<br />

und effizienter als die <strong>der</strong> Pfännerschaft auf dem Hallmarkt. Zudem verpflichtete<br />

die „Allgemeine Salzkonskription“ von 1726 die Untert<strong>an</strong>en<br />

dazu, in festgelegten Abständen eine bestimmte Menge preußisches Salz<br />

zu kaufen. <strong>Halle</strong> wurde als preußische Grenzstadt im Verlauf des Siebenjährigen<br />

Krieges mehrfach von kaiserlichen Truppen des Hauses Habsburg<br />

besetzt. Als vermeintlich reiche Stadt baten die Besatzer <strong>Halle</strong> kräftig zur<br />

Kasse. Nach dem Ende <strong>der</strong> napoleonischen Besetzung 1813 stellte <strong>Halle</strong><br />

mit ersten Eingemeindungen und dem Abriss <strong>der</strong> Stadtbefestigung die<br />

Weichen für die Entwicklung zur Großstadt. Die erste Dampfmaschine<br />

kam ab 1831 bei <strong>der</strong> Salzgewinnung zum Einsatz. Sie kündigte auch in<br />

<strong>Halle</strong> den Beginn <strong>der</strong> Industrialisierung <strong>an</strong>. Der frühe Anschluss <strong>an</strong> das<br />

Eisenbahnnetz, Braunkohlevorkommen im Umfeld und eine auf industrielle<br />

Verarbeitung ausgerichtete L<strong>an</strong>dwirtschaft waren dafür günstige<br />

Ausg<strong>an</strong>gsbedingungen. Neben Maschinenbau und Eisengießerei, Armaturen-<br />

und Dampfkesselbau, siedelten sich Firmen <strong>der</strong> Leichtindustrie<br />

<strong>an</strong>, die zum Beispiel Kaffee, Kakao, Soda, Seife, Parfüm o<strong>der</strong> Papier<br />

produzierten. Beson<strong>der</strong>s eindrucksvoll war <strong>der</strong> rasche Aufbau <strong>der</strong> städtischen<br />

Infrastruktur. 1834 bezog die Universität ein neues Hauptgebäude<br />

am Schulberg. 1878 nahm die Deutsche Akademie <strong>der</strong> Naturforscher<br />

Leopoldina ihren Sitz in <strong>Halle</strong>. 1840 erreichte <strong>der</strong> erste Eisenbahnzug<br />

auf <strong>der</strong> Strecke Magdeburg-Leipzig die Stadt, 1846 erl<strong>an</strong>gte<br />

sie Anschluss <strong>an</strong> die Thüringer Eisenbahn. Im Jahre 1890 wurde <strong>der</strong><br />

neue Hauptbahnhof eröffnet. Straßenbau und K<strong>an</strong>alisation, Gas- und<br />

Wasserwerke, die Pfer<strong>der</strong>ennbahn, die erste elektrische Straßenbahn,<br />

ein Telegrafenamt, ein neues Gefängnis, eine Irren<strong>an</strong>stalt und Begräbnisplätze,<br />

Schauspielhaus und städtische Kunstsammlung, aber auch


eine mo<strong>der</strong>ne Feuerordnung, die neue Hausnummereinteilung o<strong>der</strong> die<br />

Zulassung <strong>der</strong> ersten Lebensversicherungsgesellschaft verän<strong>der</strong>ten nicht<br />

nur das Stadtbild, son<strong>der</strong>n auch das städtische Leben massiv. Den<br />

Aufbruch in eine neue Zeit machte auch das Ende des Siedebetriebs<br />

auf <strong>der</strong> jahrhun<strong>der</strong>tealten Thalsaline im Herzen <strong>der</strong> Stadt deutlich.<br />

Fort<strong>an</strong> wurde die Salzproduktion nur noch in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>neren Saline<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saale</strong> aufrechterhalten.<br />

Innerhalb weniger Jahrzehnte stieg die Einwohnerzahl von ca. 28.000<br />

(1840) auf 150.000 (1900). Weitere Eingemeindungen ermöglichten die<br />

Erschließung von Stadterweiterungsgebieten und för<strong>der</strong>ten den Wohnungsbau<br />

für die wachsende Bevölkerung. So wurden im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

alle Voraussetzungen für den Aufstieg <strong>Halle</strong>s zu einer mo<strong>der</strong>nen Großstadt<br />

geschaffen. Als städtisches Zentrum inmitten des aufstrebenden<br />

mitteldeutschen Industriebezirkes gew<strong>an</strong>n die Stadt in <strong>der</strong> ersten Hälfte<br />

des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts weiter <strong>an</strong> Bedeutung und hatte zu Beginn des<br />

Zweiten Weltkrieges rund 220.000 Einwohner.<br />

Am Ende des Krieges galt das wenig zerstörte <strong>Halle</strong> als eine <strong>der</strong> besterhaltenen<br />

deutschen Großstädte. Die Sowjetische Militäradministration<br />

bestimmte <strong>Halle</strong> zunächst zur Hauptstadt <strong>der</strong> Provinz Sachsen. Mit <strong>der</strong><br />

Auflösung <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> auf dem Gebiet <strong>der</strong> DDR wurde <strong>Halle</strong> 1952 Bezirksstadt.<br />

1958 f<strong>an</strong>d in den Leunawerken nahe <strong>Halle</strong> eine zentrale Chemiekonferenz<br />

unter Leitung <strong>der</strong> SED statt. Diese verabschiedete ein Chemieprogramm,<br />

welches die Verdoppelung <strong>der</strong> chemischen Produktion bis zum Jahr 1965<br />

vorsah. Damit einher ging eine Stärkung <strong>der</strong> Bezirksstadt als politischadministratives<br />

Zentrum des Chemiebezirks <strong>Halle</strong>. Der jeweilige 1. Sekretär<br />

<strong>der</strong> SED-Bezirksleitung <strong>Halle</strong> gehörte deshalb immer auch zu den<br />

mächtigsten und einflussreichsten „Bezirksfürsten“ <strong>der</strong> DDR und nahm<br />

oft g<strong>an</strong>z persönlich Einfluss auf die bauliche Entwicklung <strong>der</strong> Bezirksstadt.<br />

Auf besagter Chemiekonferenz wurde auch die Ansiedlung von Arbeitskräften<br />

für die Chemieindustrie beschlossen. Nach umf<strong>an</strong>greichen St<strong>an</strong>dortuntersuchungen<br />

wurde 1963 im SED-Politbüro <strong>der</strong> Neubau einer „Chemiearbeiterstadt“<br />

westlich von <strong>Halle</strong> beschlossen. Im Februar 1964 beg<strong>an</strong>n<br />

11


12<br />

das erste Plattenwerk mit <strong>der</strong> Produktion von Betonfertigteilen, im Juli<br />

1964 wurde <strong>der</strong> Grundstein für die neue Stadt gelegt. Zum Chefarchitek-<br />

ten berief m<strong>an</strong> Richard Paulick, <strong>der</strong> seine berufliche Karriere als Büro-<br />

leiter von Walter Gropius in Dessau begonnen hatte und nach seiner<br />

Rückkehr aus dem Exil ab 1950 zu den einflussreichsten Architekten <strong>der</strong><br />

DDR gehörte. Nach Hoyerswerda und Schwedt war <strong>Halle</strong>-West seine<br />

dritte Neubaustadt als Chefarchitekt. Wie<strong>der</strong> versammelte er ein Kollek-<br />

tiv junger Architekten und Ingenieure um sich, die die Entwürfe für die<br />

neue Stadt erarbeiteten und sich dabei <strong>an</strong> den neuesten Entwicklungen<br />

<strong>der</strong> Stadtpl<strong>an</strong>ung, Sozialwissenschaft und Bautechnik in Ost- und West-<br />

europa orientierten. So entst<strong>an</strong>d bis 1966 <strong>der</strong> Pl<strong>an</strong> für eine neue Groß-<br />

stadt für 100.000 Menschen, die europaweit Aufmerksamkeit f<strong>an</strong>d und<br />

den Ruf <strong>der</strong> Neustadt als „Ikone des mo<strong>der</strong>nen Städtebaus <strong>der</strong> DDR“<br />

begründete. Die „Stadt <strong>der</strong> Chemiearbeiter“ wurde 1967 zur eigenstän-<br />

digen kreisfreien Stadt <strong>Halle</strong>-Neustadt erhoben. Anf<strong>an</strong>g <strong>der</strong> 1980er-Jahre<br />

zählte sie mehr als 93.000 Einwohner. 1971 erhielt die neue Stadt eine<br />

leistungsfähige Verkehrsverbindung nach <strong>Halle</strong>. Dafür wurde ihre Haupt-<br />

verkehrsachse, die Magistrale, über eine vierspurige Hochstraße durch<br />

die Altstadt bis zum neuen Verkehrsknoten am Riebeckplatz verlängert.<br />

Neben die Hochstraße stellte m<strong>an</strong> wie am Steg o<strong>der</strong> am Riebeckplatz<br />

Hochhäuser als bauliche Symbole einer neuen Zeit. Um dafür Platz zu<br />

schaffen, wurden entl<strong>an</strong>g des Waisenhausrings gewachsene Stadtstruk-<br />

turen nie<strong>der</strong>gelegt.<br />

1979 beg<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Bau von <strong>Halle</strong>-Silberhöhe, einer weiteren Großwohnsiedlung.<br />

Die einseitige Ausrichtung <strong>der</strong> Bauwirtschaft auf die Plattenbauweise<br />

zerstörte Strukturen in <strong>der</strong> Bauwirtschaft, die für die Erhaltung<br />

und Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> vorh<strong>an</strong>denen Bausubst<strong>an</strong>z notwendig gewesen<br />

wären. So verfielen in <strong>der</strong> Altstadt und den Grün<strong>der</strong>zeitquartieren viele<br />

Häuser. M<strong>an</strong>che <strong>der</strong> Lücken und sogar g<strong>an</strong>ze Baublöcke bebaute m<strong>an</strong><br />

mit Plattenbauten. Die „Altstadtplatte“ wird in Wohngebieten wie Brunos<br />

Warte heute durchaus geschätzt und ist gut belegt. <strong>Halle</strong> erl<strong>an</strong>gte in<br />

den 1980er-Jahren aufgrund des desolaten Bauzust<strong>an</strong>des vieler Altbauten<br />

traurige Berühmtheit als „Diva in Grau“. Bürgerinitiativen wie <strong>der</strong><br />

„Arbeitskreis Innenstadt“ bemühten sich um die Rettung <strong>der</strong> historischen<br />

Bausubst<strong>an</strong>z.


TRANSFORMATION<br />

ANKUNFT IM 21. JAHRHUNDERT<br />

Seit 1990 hat sich <strong>Halle</strong>s Stadtbild grundlegend gew<strong>an</strong>delt. Behutsam<br />

wurden große Teile <strong>der</strong> Innenstadt und Grün<strong>der</strong>zeitgebiete s<strong>an</strong>iert, wert-<br />

volle Bausubst<strong>an</strong>z gerettet und qualitätvolle Architektur, wie zum Bei-<br />

spiel das Händelhaus-Karree, das Juridicum, das Audimax, das Mittel-<br />

deutsche Multimediazentrum o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> neue Ausstellungsflügel <strong>der</strong><br />

Moritzburg eingefügt. Beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit erfuhren die Fr<strong>an</strong>cke-<br />

schen Stiftungen, für <strong>der</strong>en S<strong>an</strong>ierung <strong>der</strong> in <strong>Halle</strong> geborene Bundesau-<br />

ßenminister a.D. H<strong>an</strong>s-Dietrich Genscher die Schirmherrschaft übernahm.<br />

Das half auch, die öffentliche Aufmerksamkeit verstärkt auf die denk-<br />

malgerechte S<strong>an</strong>ierung <strong>der</strong> Altstadt zu lenken. D<strong>an</strong>eben ist in Heide-Süd<br />

ein neuer Stadtteil mit Technologiepark und neuem Campus <strong>der</strong> Martin-<br />

Luther-Universität <strong>Halle</strong>-Wittenberg gewachsen.<br />

Nach 23 Jahren Eigenständigkeit wurde 1990 die Neustadt, die „Stadt<br />

<strong>der</strong> Chemiearbeiter“, wie<strong>der</strong> ein Stadtteil von <strong>Halle</strong>. Beson<strong>der</strong>s hart<br />

traf sie <strong>der</strong> Strukturw<strong>an</strong>del in <strong>der</strong> chemischen Industrie. Für viele Bewohner<br />

bedeutete er den Verlust des Arbeitplatzes. Gut ausgebildete,<br />

aktive Einwohner und junge Familien mit gutem Einkommen verließen<br />

die Neustadt. Viele Stadtteile östlich <strong>der</strong> <strong>Saale</strong> erlebten dagegen ein<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>es Szenario: Vor allem die zu DDR-Zeiten so schwer vom bau-<br />

lichen Verfall gekennzeichnete Altstadt sowie die bürgerlichen Grün<strong>der</strong>-<br />

zeit- und Villenviertel nördlich <strong>der</strong> Innenstadt av<strong>an</strong>cierten nach S<strong>an</strong>ie-<br />

rung zu begehrten Wohngebieten.<br />

Der Zusammenschluss von <strong>Halle</strong> und <strong>Halle</strong>-Neustadt ließ die Einwohnerzahl<br />

<strong>Halle</strong>s zunächst auf 309.406 wachsen. Bis 2005 s<strong>an</strong>k die Einwohnerzahl<br />

um ca. 80.000 Menschen infolge massiver Suburb<strong>an</strong>isierungstendenzen,<br />

und weil viele auf <strong>der</strong> Suche nach Arbeit abw<strong>an</strong><strong>der</strong>ten.<br />

Zusätzlich dazu verzeichnet auch <strong>Halle</strong> eine niedrige Geburtenrate. 2007<br />

wohnten noch 234.000 Menschen in <strong>Halle</strong>, für 2020 werden knapp<br />

215.000 prognostiziert.<br />

Waren in den frühen 1990er-Jahren beson<strong>der</strong>s die Altstadt und die Grün<strong>der</strong>zeitgebiete<br />

von hohen Wohnungsleerst<strong>an</strong>dsraten betroffen, stiegen<br />

diese ab 1997 in den Plattenbausiedlungen, entsprechend dem allgemeinen<br />

Trend in den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n, rasch <strong>an</strong>. Der Stadtteil 13


14<br />

Silberhöhe verlor bis 2005 rund 60 Prozent seiner Einwohner, <strong>Halle</strong>-<br />

Neustadt etwa 44 Prozent. Lag <strong>der</strong> Wohnungsleerst<strong>an</strong>d 1995 in Silber-<br />

höhe bei 2 Prozent, waren es zehn Jahre später mehr als 20 Prozent.<br />

2004 st<strong>an</strong>den in <strong>Halle</strong> 26.000 von rund 152.000 Wohnungen leer, davon<br />

11.000 in <strong>der</strong> Innenstadt und 11.000 in den Großwohnsiedlungen. Ein<br />

Szenario unterstellt für 2015 folgende Entwicklung: „Die Wohnungsnach-<br />

frage wird weiter sinken und sich auf ca. 122.000 Haushalte einpendeln;<br />

das Wohnungs<strong>an</strong>gebot wird durch Rückbau nicht wesentlich verringert,<br />

weil durch Neubau und S<strong>an</strong>ierung Wohnungen hinzukommen; damit<br />

bleibt es auf dem St<strong>an</strong>d von 2005 (152.000 Wohnungen); bei weiteren<br />

Einwohnerverlusten wird <strong>der</strong> Leerst<strong>an</strong>d bis 2015 und darüber hinaus<br />

weiter wachsen, wenn nicht massiv Wohnungen abgerissen werden; soll<br />

<strong>der</strong> Leerst<strong>an</strong>d in <strong>der</strong> Innenstadt deutlich reduziert werden, muss er sich<br />

allein deswegen in den Großwohnsiedlungen weiter erhöhen.“ (Quelle:<br />

Ausstellungskatalog „W<strong>an</strong>del<strong>Halle</strong>“, 2006)<br />

In den 1990er-Jahren versuchte m<strong>an</strong> auch in <strong>Halle</strong>, Großwohnsiedlungen<br />

durch Wohnungsmo<strong>der</strong>nisierung und Aufwertung des Wohnumfeldes<br />

attraktiver zu gestalten. In <strong>Halle</strong>-Neustadt wurde dafür immerhin über<br />

eine Milliarde Euro aufgew<strong>an</strong>dt. 1999 erhielt das Zentrum <strong>der</strong> Neustadt<br />

Anschluss <strong>an</strong> das städtische Straßenbahnnetz. In <strong>der</strong> Mitte wurden ein<br />

Einkaufszentrum mit Multiplexkino sowie ein Hotel neu gebaut und die<br />

Fußgängerzone umgestaltet. Die Wohnungsunternehmen investierten in<br />

die Mo<strong>der</strong>nisierung ihrer Wohnungsbestände. Das Jahr 2000 markiert<br />

d<strong>an</strong>n auch für <strong>Halle</strong> einen Strategiewechsel. Die Empfehlungen <strong>der</strong> Expertenkommission<br />

„Wohnungswirtschaftlicher Strukturw<strong>an</strong>del in den<br />

neuen Bundeslän<strong>der</strong>n“ bildeten die Grundlage für das Bund-Län<strong>der</strong>-<br />

Programm „Stadtumbau Ost“. 2001 erarbeitete <strong>Halle</strong> sein erstes Stadtentwicklungskonzept<br />

sowie Stadtteilkonzepte für <strong>Halle</strong>-Neustadt und<br />

Silberhöhe. 2007 lag das Integrierte Stadtentwicklungskonzept vor.<br />

Städtebauliches Leitziel ist die Entwicklung einer nachhaltigen Stadtstruktur<br />

mit Prioritätensetzung auf die Innenstadt. Der Rückbau des Wohnungsbest<strong>an</strong>des<br />

soll von außen nach innen und vorr<strong>an</strong>gig in den Großwohnsiedlungen<br />

erfolgen. Auch für den Innenstadtbereich sind Rückbaumaßnahmen<br />

zugunsten <strong>der</strong> Reparatur von Stadtstrukturen und <strong>der</strong><br />

Schaffung attraktiver wohnungsnaher Freiräume gepl<strong>an</strong>t.


Stadtumbau heißt so auch in <strong>Halle</strong>: Abriss von Wohnungen. Das betraf<br />

bisher beson<strong>der</strong>s den Stadtteil Silberhöhe. Aber auch in <strong>Halle</strong>-Neustadt<br />

und in Glaucha wurden Plattenbauten und Hochhäuser abgerissen. Im<br />

Sinne des Programms „Stadtumbau Ost“ erfolgt dies jedoch immer im<br />

Zusammenspiel mit <strong>der</strong> städtebaulichen Aufwertung <strong>an</strong><strong>der</strong>er Quartiere.<br />

<strong>Halle</strong> ist heute eine Stadt <strong>der</strong> Wissenschaft, Kultur und Medien. Die Uni-<br />

versitätsstadt ist Sitz <strong>der</strong> 2008 zur Nationalen Akademie <strong>der</strong> Wissen-<br />

schaften ern<strong>an</strong>nten Leopoldina. In den verg<strong>an</strong>genen 20 Jahren hat sich<br />

in <strong>der</strong> Stadt eine kreative und vitale Kunst- und Kulturszene etabliert,<br />

die <strong>Halle</strong> zur „heimlichen“ Kulturhauptstadt Sachsen-Anhalts macht. Auch<br />

die Medienbr<strong>an</strong>che hat die <strong>Saale</strong>stadt inzwischen für sich entdeckt.<br />

<strong>Halle</strong>, die alte neue Stadt mit ihren zwei Gesichtern, ist im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

<strong>an</strong>gekommen.<br />

<strong>Halle</strong> (<strong>Saale</strong>) in Zahlen:<br />

Durch den Zusammenschluss <strong>der</strong> Städte <strong>Halle</strong> und <strong>Halle</strong>-Neustadt im<br />

Jahr 1990 erhöhte sich die Einwohnerzahl auf 309.406.<br />

Im Stadtentwicklungskonzept aus dem Jahr 2007 wurde für das Jahr<br />

2010 eine Einwohnerzahl von 223.500 prognostiziert. Dem gegenüber<br />

stehen 233.338 tatsächliche Einwohner im Jahr 2008.<br />

Im gesamten Stadtgebiet wurden zwischen 2002 und 2009 insgesamt<br />

11.746 Wohneinheiten abgerissen.<br />

Quellen für die statistischen Angaben auf dieser und den folgenden Seiten:<br />

Raumbeobachtungssystem Sachsen-Anhalt (RABE)<br />

Ministerium für L<strong>an</strong>desentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt<br />

Statistisches L<strong>an</strong>desamt Sachsen-Anhalt<br />

Stadtentwicklungskonzept <strong>Halle</strong> (<strong>Saale</strong>) 2007<br />

Statistik <strong>der</strong> DDR von 1989<br />

www.iba-monitor.de<br />

www.halle.de<br />

St<strong>an</strong>d 11/2009<br />

15


18<br />

INTERVENTION<br />

BALANCEAKT DOPPELSTADT<br />

IBA-STECKBRIEF: BALANCEAKT DOPPELSTADT<br />

Die traditionsreiche Universitätsstadt <strong>Halle</strong>, die 2006 ihr 1.200-jähriges<br />

Jubiläum beging, und <strong>Halle</strong>-Neustadt, das 2004 auf den 40. Jahrestag<br />

<strong>der</strong> Grundsteinlegung für die „Chemiearbeiterstadt <strong>Halle</strong>-West“ zurückblickte,<br />

schlossen sich 1990 zur größten Stadt von Sachsen-Anhalt zusammen.<br />

Beide Teile prägen maßgeblich das „Doppelgesicht“ und bestimmen<br />

den unverwechselbaren Charakter <strong>der</strong> Stadt <strong>Halle</strong> (<strong>Saale</strong>) mit.<br />

Die städtebauliche Mo<strong>der</strong>ne <strong>der</strong> Neustadt hat auch die historisch ge-<br />

wachsene Stadt verän<strong>der</strong>t. Vor allem entl<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Hauptverkehrsachse<br />

„Magistrale“ sind die stadträumlichen, sozialen und kulturellen Brüche<br />

und Konflikte beson<strong>der</strong>s augenscheinlich. Deshalb sollen hier neben<br />

Bauprojekten, die <strong>der</strong> städtebaulichen und ökonomischen Aufwertung<br />

benachteiligter Stadtquartiere in <strong>Halle</strong>-Neustadt, auf <strong>der</strong> Saline-Insel und<br />

im Stadtteil Glaucha dienen, auch Prozesse <strong>der</strong> öffentlichen Ausein<strong>an</strong>-<br />

<strong>der</strong>setzung und Kommunikation zum Verhältnis von alter Stadt und Neu-<br />

stadt in G<strong>an</strong>g gesetzt werden. Ziel ist es dabei, nicht nur die Probleme,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Potenziale <strong>der</strong> städtebaulichen Mo<strong>der</strong>ne für die künf-<br />

tige Entwicklung <strong>der</strong> „Doppelstadt“ zu erschließen und den respektvol-<br />

len Umg<strong>an</strong>g mit den Zeugnissen dieser Mo<strong>der</strong>ne zu thematisieren.<br />

<strong>HALLE</strong> (<strong>SA</strong><strong>ALE</strong>)


STADTTEILZENTRUM NEUSTADT<br />

MIT SKATEPARK<br />

ZUKUNFT DER<br />

HOCHSTRASSE<br />

SOZIALRAUM GLAUCHA<br />

QUARTIER<br />

AM TULPENBRUNNEN<br />

<strong>SA</strong>LINE-INSEL<br />

STADTINFORMATION<br />

RATHAUS<br />

HOCHHÄUSER AM RIEBECKPLATZ<br />

BAHNHOF<br />

FRANCKESCHE GÄRTEN<br />

19


20<br />

METHODE<br />

IBA-TISCHE<br />

Den Auftakt des IBA-Prozesses in <strong>Halle</strong> bildeten die „IBA-Tische“, zu<br />

denen die Oberbürgermeisterin Vertreter des Stadtrates, <strong>der</strong> Wohnungs-<br />

wirtschaft und städtischer Kulturinstitutionen, aus Bürgerinitiativen und<br />

<strong>der</strong> Stadtverwaltung eingeladen hatte. Unter <strong>der</strong> Ausg<strong>an</strong>gsthese des<br />

IBA-Büros, dass sich die Alt- und die Neustadt nur als zwei gleich starke<br />

Pole ausbal<strong>an</strong>cieren und ein stabiles Nebenein<strong>an</strong><strong>der</strong> erreichen können,<br />

wurde <strong>an</strong> den ersten „IBA-Tischen“ zunächst die Frage erörtert, wie ein<br />

Gleichgewicht zwischen den zwei Polen <strong>der</strong> Doppelstadt erreicht werden<br />

k<strong>an</strong>n. D<strong>an</strong>eben gab es Ver<strong>an</strong>staltungen des IBA-Büros mit Partnern aus<br />

<strong>der</strong> Stadt, wie zum Beispiel die Internationale Sommerschule, <strong>der</strong> inter-<br />

nationale Kongress „Stadt und Erbe“ o<strong>der</strong> ein Workshop auf dem UIA-<br />

Kongress 2005 in Ist<strong>an</strong>bul, auf denen Ideen für eine mentale, ökono-<br />

mische und kulturelle „Inwertsetzung“ <strong>der</strong> Neustadt entwickelt wurden.<br />

Dazu gehörten auch die Einrichtung eines neuen Zentrums für zeitge-<br />

nössische Kultur o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Denkmalschutz für die Neustadt.<br />

Die These von den zwei gleich starken Polen st<strong>an</strong>d im Wi<strong>der</strong>spruch zum<br />

abgestimmten Stadtentwicklungskonzept, das <strong>Halle</strong> weniger als bipolare<br />

Stadt definiert, son<strong>der</strong>n vielmehr als Stadt mit mehreren unterschiedlich<br />

starken Stadtteilen.<br />

In <strong>der</strong> zweiten Phase f<strong>an</strong>den die „IBA-Tische“ mit Foren zu städtebaulichen<br />

und wohnungswirtschaftlichen Problemstellungen ihre Fortsetzung,<br />

so zur Weiterentwicklung des Neustädter Zentrums, zum Umg<strong>an</strong>g mit<br />

den leerstehenden Hochhäusern am Riebeckplatz, zur Zukunft <strong>der</strong> Hochstraße<br />

am Waisenhausring o<strong>der</strong> zum Verhältnis und den Kooperationsmöglichkeiten<br />

zwischen den Fr<strong>an</strong>ckeschen Stiftungen und ihren Nachbarn.<br />

D<strong>an</strong>eben wurden konkrete Projekte zur Aufwertung <strong>der</strong> Neustadt sowie<br />

für benachteiligte Stadtquartiere in Glaucha und auf <strong>der</strong> Saline-Insel<br />

konzipiert und umgesetzt. Sowohl die Orte, die Anlass für Kommunikationsprozesse<br />

waren, als auch jene, <strong>an</strong> denen bauliche Projekte realisiert<br />

werden konnten, reihen sich entl<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Magistrale <strong>an</strong>ein<strong>an</strong><strong>der</strong>, die den<br />

Stadtteil <strong>Halle</strong>-Neustadt mit <strong>Halle</strong> verbindet.


WAS SIND UNS DIE HOCHHÄUSER WERT?<br />

HOCHHÄUSER AM RIEBECKPLATZ<br />

Am Riebeckplatz in <strong>Halle</strong> stehen zwei Hochhäuser, die signalisieren<br />

sollen: Hier beginnt die Magistrale zur Neustadt. Der Traum von einer<br />

schnellen, mo<strong>der</strong>nen Stadt wurde 1971 mit <strong>der</strong> Magistrale gebaute Rea-<br />

lität und durchschnitt <strong>Halle</strong>s gewachsene historische Altstadt empfind-<br />

lich. Die beiden zum Ende <strong>der</strong> 1960er-Jahre gebauten 22-geschossigen<br />

Wohnhochhäuser waren Best<strong>an</strong>dteil des von Richard Paulick gepl<strong>an</strong>ten<br />

Gesamtensembles am Riebeckplatz.<br />

Heute passieren bis zu 85.000 Fahrzeuge pro Tag, tausende Pass<strong>an</strong>ten<br />

und Radfahrer das Areal. Straßenbahnen queren es im Minutentakt. Der<br />

Riebeckplatz wurde 2006 komplett umgestaltet und dabei ein neues<br />

Verkehrskonzept umgesetzt. Nur eine Erwartung erfüllte sich nicht: Die<br />

beiden Wohnhochhäuser, die weithin sichtbaren L<strong>an</strong>dmarken <strong>der</strong> Stadt,<br />

seit Jahren ungenutzt, blieben leer.<br />

Seit 2004 erwägt die <strong>Halle</strong>sche Wohnungsgesellschaft mbH (HWG) als<br />

Eigentümerin den Abriss <strong>der</strong> Häuser. Ein erster Abriss<strong>an</strong>trag wurde bereits<br />

2006 genehmigt. Von einem Abriss ging auch die preisgekrönte<br />

„grüne Vision“ aus dem Architektenwettbewerb EUROPAN 8 aus. Und<br />

dennoch ist <strong>der</strong> gepl<strong>an</strong>te Rückbau <strong>der</strong> zwei L<strong>an</strong>dmarken umstritten, das<br />

Für und Wi<strong>der</strong> werden in <strong>der</strong> Stadt kontrovers diskutiert.<br />

Trotz vorliegen<strong>der</strong> Abrissgenehmigung zeigte sich die HWG 2007 offen<br />

und kooperationsbereit, noch einmal Alternativen zum Rückbau, aber<br />

auch mögliche Perspektiven nach einem Abriss <strong>der</strong> Hochhäuser zu untersuchen<br />

und öffentlich zu diskutieren. Im Rahmen <strong>der</strong> IBA traf sich<br />

<strong>der</strong> „Hochhaustisch Riebeckplatz“ in zwei Sitzungen. Dabei ging es<br />

nicht nur um Konsens zwischen Eigentümern, Stadtpl<strong>an</strong>ern, Denkmalpflegern<br />

und Bürgerinitiativen, son<strong>der</strong>n vor allem auch um belastbare<br />

Grundlagen für eine endgültige Entscheidung über Abriss o<strong>der</strong> Erhalt<br />

<strong>der</strong> Hochhäuser.<br />

Das Ergebnis eines Architektenwettbewerbes, vertiefende Untersuchungen<br />

zu S<strong>an</strong>ierung und Umbau <strong>der</strong> Hochhäuser durch den 1. Preisträger,<br />

das Büro Max Dudler Architekten, detaillierte Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />

und Stellungnahmen von Experten für Haustechnik, Wärme- und 21


22<br />

Br<strong>an</strong>dschutz sowie Überlegungen für einen Hochhausneubau nach Abriss<br />

des nördlichen Hochhauses waren die Grundlagen <strong>der</strong> Diskussion.<br />

Als wohnungswirtschaftlich nicht tragbar wurde beim ersten „Hochhaus-<br />

tisch“ 2008 eine S<strong>an</strong>ierung <strong>der</strong> Hochhäuser für Wohnzwecke eingeschätzt.<br />

Daraufhin schlug die Oberbürgermeisterin vor, die S<strong>an</strong>ierung und den<br />

Umbau zumindest eines Hochhauses für eine Büronutzung zu untersu-<br />

chen. Denkbar sei, erklärte sie damals, dass die Stadtverwaltung als<br />

„Ankermieter“ in das s<strong>an</strong>ierte nördliche Hochhaus einzieht. Beim zweiten<br />

„Hochhaustisch“ Anf<strong>an</strong>g 2009 wurden Möglichkeiten zum Umbau <strong>der</strong><br />

Hochhäuser für Büronutzungen vorgestellt und bewertet. Im Ergebnis fiel<br />

schließlich die Entscheidung, die Hochhäuser schnellstmöglich abzurei-<br />

ßen. Interess<strong>an</strong>t schien vielen Teilnehmern <strong>der</strong> Vorschlag eines halleschen<br />

Architekturbüros, am St<strong>an</strong>dort des nördlichen Hochhauses einen Hoch-<br />

hausneubau zu errichten. Wie realistisch <strong>der</strong> Vorschlag für einen neuen<br />

Solitär ist, wird sich erst in Zukunft zeigen. Zumindest dürfen Zweifel<br />

<strong>an</strong>gemeldet werden, dass es in <strong>Halle</strong> genügend Nachfrage <strong>an</strong> Büro- und<br />

Wohnflächen in einem neuen Hochhaus am Riebeckplatz gibt.


UNTER NACHBARN<br />

FRANCKESCHE GÄRTEN<br />

Die Fr<strong>an</strong>ckeschen Stiftungen, 1695 als Waisenhaus und Armenschule<br />

von August Herm<strong>an</strong>n Fr<strong>an</strong>cke gegründet und seither ständig erweitert,<br />

sind bis heute eine lebendige Kultur- und Wissenschaftseinrichtung von<br />

europäischem R<strong>an</strong>g. Auf ihrem 14 Hektar großen Areal versammeln sich<br />

mitten in <strong>der</strong> Stadt pädagogische, wissenschaftliche, soziale und kultu-<br />

relle Einrichtungen. Früher gehörten auch Stiftungsgärten zur Anlage.<br />

Diese wurden jedoch in den 1970er-Jahren mit elfgeschossigen Platten-<br />

bauten bebaut. Diese Wohnblöcke und die 1971 errichtete Hochstraße<br />

prägen das städtebauliche Umfeld <strong>der</strong> Stiftungen, die inzwischen auf<br />

<strong>der</strong> Vorschlagsliste für das UNESCO-Welterbe stehen.<br />

Ein Vorschlag des Stadtpl<strong>an</strong>ungsamtes, entl<strong>an</strong>g des sogen<strong>an</strong>nten Roten<br />

Weges, <strong>der</strong> das heutige Stiftungsgelände im Osten t<strong>an</strong>giert, Freiräume<br />

neu zu gestalten und dabei teilweise zu öffnen, stieß eine kontroverse<br />

Diskussion zu <strong>der</strong> Frage <strong>an</strong>: Wie weit soll sich <strong>der</strong> Campus nach außen<br />

und nach innen öffnen ? Welche Rolle soll er zukünftig im innerstädti-<br />

schen Raumgefüge spielen? M<strong>an</strong> verständigte sich auf die Realisierung<br />

eines Teilprojektes, des „Feldes <strong>der</strong> Begegnung“.<br />

Zwei Wohnungsbaugenossenschaften und eine Schule haben dafür ihre<br />

Gelände bei<strong>der</strong>seits des Roten Weges teilweise geöffnet, wurden Wege<br />

und Treppen<strong>an</strong>lagen erneuert und mit Spiel- und Sitzmöglichkeiten aus-<br />

gestattet. Ergänzend dazu hat die Stadt den Fußgängertunnel unter <strong>der</strong><br />

Hochstraße, <strong>der</strong> für Fußgänger und Radfahrer die kürzeste Verbindung<br />

zur Altstadt sichert, umgestaltet. L<strong>an</strong>ge war dieser Tunnel nur eine<br />

dunkle, gekrümmte Röhre, <strong>der</strong>en Ausg<strong>an</strong>g m<strong>an</strong> beim Betreten nicht<br />

sehen konnte. Heute ist <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> Unterführung begradigt – ein<br />

wichtiger Beitrag für das Sicherheitsempfinden <strong>der</strong> Nutzer. Nach dem<br />

Konzept des Büros SpielRaumPl<strong>an</strong>ung aus Leipzig wurde sie zudem als<br />

„Lichtg<strong>an</strong>g“ mit vertikalen Lichtbän<strong>der</strong>n auf dunklem Blau gestaltet.<br />

Mit <strong>der</strong> Realisierung dieser zwei kleinen Projekte ist die Diskussion<br />

„Unter Nachbarn“ jedoch noch l<strong>an</strong>ge nicht abgeschlossen. Sie wird auch<br />

nach 2010 weitergehen.<br />

23


24<br />

Eine Postkarte von 1894 zeigt die frühere städtebauliche Situation: ein<br />

von Bäumen eingefasster Fr<strong>an</strong>ckeplatz und eine grüne Promenade mit<br />

elektrischer Straßenbahn auf dem Waisenhausring. Die Hochstraße, die<br />

seit 1971 die Alt- und Neustadt verbindet, hält heute nur wenige Meter<br />

Abst<strong>an</strong>d zum längsten Fachwerkhaus Europas, welches zu den Fr<strong>an</strong>cke-<br />

schen Stiftungen gehört.<br />

UNTER NACHBARN<br />

DIE ZUKUNFT DER HOCHSTRASSE<br />

Von ihren Kritikern wird die Hochstraße als „baukultureller Sündenfall<br />

ersten R<strong>an</strong>ges“ bezeichnet. Bereits die Autoren <strong>der</strong> Ausstellung „W<strong>an</strong>del<br />

<strong>Halle</strong>“ zum 1.200-jährigen Stadtjubiläum 2006 fragten nach <strong>der</strong> Zukunft<br />

<strong>der</strong> Hochstraße. Eine Fotomontage zeigte den Fr<strong>an</strong>ckeplatz wie<strong>der</strong> ohne<br />

Hochstraße und provozierte das Nachdenken über Alternativen. Im<br />

selben Jahr wurde die Bürgerinitiative <strong>BI</strong> Hochstraße e.V. gegründet,<br />

die seitdem auf den schnellstmöglichen Abriss <strong>der</strong> Trasse drängt. Der<br />

IBA-Prozess för<strong>der</strong>te die Kommunikation zwischen den Befürwortern<br />

eines möglichst raschen Rückbaus sowie den Stadt- und Verkehrs-<br />

pl<strong>an</strong>ern. Diese sehen nicht nur die aktuellen Verkehrsbelastungen <strong>der</strong><br />

Hochstraße, son<strong>der</strong>n auch die Komplexität des halleschen Straßen-<br />

verkehrssystems als Ergebnis einer l<strong>an</strong>gen Entwicklung. Aus ihrer Sicht<br />

scheint ein rascher Rückbau schwer vorstellbar.<br />

Oberbürgermeisterin und Bürgerinitiative luden im November 2009 gemeinsam<br />

zu einer öffentlichen Diskussion, bei <strong>der</strong> die unterschiedlichen<br />

Positionen zur Sprache kamen. Vertreter <strong>der</strong> Bürgerinitiative erk<strong>an</strong>nten<br />

noch einmal, dass die hohe Verkehrsbelastung <strong>der</strong> Hochstraße überwiegend<br />

durch den innerörtlichen Verkehr verursacht wird und ein<br />

Rückbau <strong>der</strong> Hochstraße die Verlagerung <strong>der</strong> Verkehrsströme innerhalb<br />

<strong>der</strong> Stadt sowie eine Neuorg<strong>an</strong>isation des gesamten halleschen<br />

Straßennetzes zur Voraussetzung hat. Dabei müssen Verkehrspl<strong>an</strong>er<br />

darauf achten, dass ein eventueller Abriss <strong>der</strong> Hochstraße nicht <strong>an</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Orten zur Verschlechterung von Wohn- und Umweltbedingungen<br />

führt. Die Schaffung einer ähnlich leistungsstarken Verkehrsstraße innerhalb<br />

des Stadtgebietes als Alternative zur Hochstraße erscheint<br />

deshalb nahezu aussichtslos. Dennoch: Neue Erkenntnisse zu einem<br />

möglicherweise hohen S<strong>an</strong>ierungsbedarf <strong>der</strong> Sp<strong>an</strong>nbetonkonstruktion<br />

ver<strong>an</strong>lassen jetzt die Stadt, einen Teilrückbau untersuchen zu lassen.


Der ist aber nur realistisch, wenn sich durch Verän<strong>der</strong>ungen im Ver-<br />

kehrsverhalten auch die Verkehrsbelastung <strong>der</strong> Hochstraße verringert.<br />

Dafür gibt es auch in <strong>Halle</strong> erste Anzeichen, selbst wenn m<strong>an</strong> noch<br />

nicht sicher von einer Trendwende sprechen k<strong>an</strong>n.<br />

Bestätigen sich diese aktuellen Entwicklungen, d<strong>an</strong>n könnte sich die<br />

Stadt einen Teilrückbau <strong>der</strong> Hochstraßentrasse im Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />

turnusmäßigen Inst<strong>an</strong>dhaltungsmaßnahmen für die Brückenbauwerke<br />

vorstellen. Der Zeithorizont dafür liegt bei 10 bis 15 Jahren.<br />

Im Jahr 2010 feiern <strong>Halle</strong> und <strong>Halle</strong>-Neustadt ihren 20. „Hochzeitstag“.<br />

Am 20. Mai dieses Jahres pl<strong>an</strong>t die Stadt die Sperrung <strong>der</strong> Hochstraße<br />

für eine „Hoch-Zeit auf <strong>der</strong> Magistrale“ mit Theater, Musik, Sport und<br />

Spiel. Die Aktion ist ein Symbol für die weitere Annäherung von <strong>Halle</strong><br />

und seinem jungen Stadtteil Neustadt und soll ungewöhnliche Aussichten<br />

auf die Stadt ermöglichen.<br />

25


26<br />

DIE SOZI<strong>ALE</strong> DIMENSION DES STADTUMBAUS<br />

SOZIALRAUM GLAUCHA<br />

Südlich <strong>der</strong> Hochstraße liegt <strong>der</strong> Stadtteil Glaucha, errichtet als Wohn-<br />

gebiet für Arbeiter in <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit. Etwa 4.000 <strong>Halle</strong>nser leben hier.<br />

Glaucha ist ein sogen<strong>an</strong>nter benachteiligter Stadtteil, <strong>an</strong> dem die städte-<br />

baulichen und immobilienwirtschaftlichen Aufwertungen, wie m<strong>an</strong> sie<br />

aus bürgerlichen Grün<strong>der</strong>zeit- und Villenvierteln <strong>Halle</strong>s kennt, bisl<strong>an</strong>g<br />

vorbeigeg<strong>an</strong>gen sind. Rund 30 Prozent <strong>der</strong> Wohnungen stehen leer,<br />

viele Gebäude weisen einen hohen S<strong>an</strong>ierungsbedarf auf. Doch das sind<br />

nur die äußeren Zeichen. In Glaucha leben überdurchschnittlich viele<br />

Menschen mit niedrigem Einkommen und l<strong>an</strong>ger Arbeitslosigkeit. Hier<br />

zögern aber auch Hauseigentümer bei notwendigen Investitionen zur<br />

Sicherung und S<strong>an</strong>ierung leer stehen<strong>der</strong> Gebäude aufgrund niedriger<br />

Renditeerwartungen.<br />

Als Ergebnis einer sozial- und stadträumlichen Untersuchung hat sich<br />

die Stadt 2007 entschlossen, Projekte zur Stabilisierung und Stärkung<br />

des Sozialraumes Glaucha zu entwickeln und „Graswurzelprojekten“<br />

Vorr<strong>an</strong>g vor umfassenden und somit nicht fin<strong>an</strong>zierbaren städtebaulichen<br />

Aufwertungsmaßnahmen zu geben.<br />

Initialprojekt war die gezielte Ansiedlung des Mehrgenerationenhauses.<br />

Vor seinem Umzug in die Schwetschkestraße lag das Haus mit seinem<br />

St<strong>an</strong>dort Steg eher abseits vom Quartier. Jetzt entwickelte es sich schnell<br />

zum kommunikativen und kulturellen Zentrum für alle Generationen.<br />

In einem zweiten Schritt beauftragte die Stadt einen Bausachverständigen<br />

als „Eigentümermo<strong>der</strong>ator“, <strong>der</strong> auf die zumeist privaten Eigentümer<br />

leer stehen<strong>der</strong> und s<strong>an</strong>ierungsbedürftiger Gebäude zugeht und<br />

diese individuell über Sicherungs- und Inst<strong>an</strong>dsetzungsmaßnahmen <strong>an</strong><br />

ihren Gebäuden berät. Dafür stehen erstmals beson<strong>der</strong>e Stadtumbauför<strong>der</strong>mittel<br />

bereit. Mithilfe <strong>der</strong> Eigentümermo<strong>der</strong>ation konnte bereits<br />

eine Reihe von Hauseigentümern interessiert und mobilisiert werden,<br />

ihre Gebäude zu sichern und unbewohnte Häuser herzurichten. In<br />

Glaucha wird wie<strong>der</strong> investiert. Hierbei hilft auch <strong>der</strong> Verein HausHalten<br />

<strong>Halle</strong>, <strong>der</strong> interessierte Eigentümer mit Zwischennutzern zusammenbringen<br />

will. In einem ersten „Wächterhaus“ wurden Arbeitsräume für<br />

Studierende <strong>der</strong> Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein<br />

<strong>an</strong>geboten. D<strong>an</strong>eben hat sich <strong>der</strong> Postkult e.V., ein von Studierenden


<strong>der</strong> Martin-Luther-Universität gegründeter Kulturverein, in Glaucha <strong>an</strong>ge-<br />

siedelt. Postkult e.V. entwickelt temporäre kulturelle Nutzungen in leer<br />

stehenden Geschäften und im öffentlichen Straßenraum. Im Oktober 2008<br />

f<strong>an</strong>d unter dem Motto „Offenes Glaucha“ ein „Entdeckertag“ statt, <strong>an</strong><br />

dem viele Eigentümer und Einrichtungen ihre Häuser und Höfe öffneten<br />

und über ihre Initiativen und Ideen informierten. Auf Entdeckertour gingen<br />

nicht nur Bewohner des Stadtteils, son<strong>der</strong>n auch viele aus <strong>an</strong><strong>der</strong>en Stadt-<br />

teilen. „Auf einmal war Glaucha in aller Munde, ohne dass auch nur ein<br />

Euro geflossen ist“, konstatierte ein Akteur seine Überraschung.<br />

Im Juni 2009 f<strong>an</strong>d zusammen mit einer „Fête de la Musique“ des Postkult<br />

e.V. ein „Grün<strong>der</strong>tag“ statt. Unter dem Motto „In Glaucha spielt die<br />

Musik“ gab es nicht nur Straßenmusik und Konzerte. Zugleich stellte<br />

sich die St<strong>an</strong>dortgemeinschaft Glaucha e.V. vor. Die Gründungsmitglie<strong>der</strong><br />

sind Immobilieneigentümer und Geschäftsleute des Glauchaviertels<br />

sowie die Vereine Postkult und Kulturtresor, die <strong>Saale</strong>sparkasse<br />

und die <strong>Halle</strong>sche Wohnungsgesellschaft. Das lokale Netzwerk öffentlicher<br />

und privater Akteure sieht seine Aufgabe in <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von<br />

Stadtteilprojekten, die bauliche, soziale, stadt- und freiraumpl<strong>an</strong>erische,<br />

ökologische, kulturelle und das Image för<strong>der</strong>nde Maßnahmen umfassen.<br />

Das Projekt „Sozialraum Glaucha“ wird in einem Forschungsprojekt des<br />

Bundes im Rahmen des Programms „Experimenteller Wohnungsbau und<br />

Stadtentwicklung“ (ExWoSt) begleitet und nach <strong>der</strong> IBA Stadtumbau<br />

2010 als Modellprojekt fortgesetzt.<br />

„Glaucha ist g<strong>an</strong>z schön gebeutelt und mit dem Bau <strong>der</strong> Hochstraße zur<br />

R<strong>an</strong>dzone geworden. Wir versuchen, hier wie<strong>der</strong> Leben reinzubringen“,<br />

so die Worte des IBA-Koordinators <strong>der</strong> Stadt Dr. Friedrich Busm<strong>an</strong>n beim<br />

„Entdeckertag“ in Glaucha. Dieser Ansatz ist zweifelsohne gelungen.<br />

27


28<br />

AM<strong>BI</strong>TION – EIN INTERVIEW MIT GERNOT LINDEMANN UND DR. STEFFEN FLIEGNER<br />

EIN NETZWERK VERÄNDERT GLAUCHA<br />

Mit Glaucha hat <strong>Halle</strong> ein klassisches Grün<strong>der</strong>zeitquartier für den<br />

Stadtumbau.<br />

Dr. Steffen Fliegner: Abriss und Neugestaltung <strong>der</strong> sogen<strong>an</strong>nten Steg-<br />

Fläche <strong>an</strong> <strong>der</strong> Hochstraße wurden zum Ausg<strong>an</strong>gspunkt, um auf das<br />

einstige Arbeiterviertel als G<strong>an</strong>zes zu schauen. Trotz <strong>der</strong> zentrumsnahen<br />

Lage hatte <strong>der</strong> S<strong>an</strong>ierungsboom <strong>der</strong> 1990er-Jahre das Quartier kaum<br />

erreicht. Die Folge waren baulicher Verfall, Bevölkerungsverlust und zunehmende<br />

soziale Probleme. Insgesamt hatte das Quartier einen sehr<br />

schlechten Ruf. Inzwischen w<strong>an</strong>delt sich das Image aber.<br />

Wie haben Sie das geschafft?<br />

Dr. Steffen Fliegner: Da greifen städtebauliche, kulturelle und soziale<br />

Dimensionen inein<strong>an</strong><strong>der</strong> und die IBA hat einen Aktivierungsprozess in<br />

G<strong>an</strong>g gesetzt. Es gibt kreative junge Leute, die das sp<strong>an</strong>nend finden<br />

und mit innovativen Angeboten die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Stadtöffentlichkeit<br />

auf Glaucha lenken.<br />

Gernot Lindem<strong>an</strong>n: M<strong>an</strong> musste die Menschen neugierig machen und<br />

ins Viertel holen, um ihnen die Potenziale im Quartier zu zeigen. Mit<br />

einem „Entdeckertag“ im Herbst 2008 gel<strong>an</strong>g dies. Der studentische<br />

Verein Postkult f<strong>an</strong>d dabei beispielsweise zwei leere Läden, die <strong>an</strong> diesem<br />

Tag „bespielt“ wurden. Postkult richtete hier ein Kulturlabor und einen<br />

„Kiosk Pinguin“ als Kommunikationsort ein. Mit <strong>der</strong> „Fête de la Musique“<br />

– kostenloser Straßenmusik <strong>an</strong> 19 St<strong>an</strong>dorten zur Sommersonnenwende<br />

– org<strong>an</strong>isierten IBA, Verein und Akteure vor Ort gemeinsam acht Monate<br />

später d<strong>an</strong>n in Glaucha ein Kulturereignis für die g<strong>an</strong>ze Stadt.<br />

Was sagen die Bewohner zu <strong>der</strong> Aufmerksamkeit, die ihrem Viertel nun<br />

zuteil wird?<br />

Gernot Lindem<strong>an</strong>n: Wir haben die Gespräche mit den Glauchaern gesucht.<br />

Gerade die sozial Schwachen und die Migr<strong>an</strong>ten reagierten sehr<br />

positiv, weil sie sich ernst genommen fühlen. Aber auch die Eigentümer<br />

von leer stehenden Immobilien haben erk<strong>an</strong>nt, dass sie eine Mitver<strong>an</strong>twortung<br />

auch über ihre Immobilie hinaus haben.<br />

Damit ist aber noch kein Haus s<strong>an</strong>iert und keine leere Wohnung<br />

vermietet.


M<strong>an</strong> muss die Menschen neugierig<br />

machen und ins Viertel holen.“<br />

Gernot Lindem<strong>an</strong>n<br />

Quartiersmo<strong>der</strong>ator<br />

(links)<br />

Gernot Lindem<strong>an</strong>n: Ich habe mit fast allen Eigentümern von leer stehen-<br />

den Häusern Kontakt aufnehmen können und mit ihnen gemeinsam<br />

versucht, individuelle Lösungen für ihre Immobilie zu finden. Das hat<br />

zu ersten sichtbaren Erfolgen geführt. Parallel dazu ist <strong>der</strong> Stadtteil in<br />

die städtische Aufmerksamkeit zurückgekehrt. Die Akteure vor Ort sind<br />

heute gut vernetzt und Hauseigentümer bemerken, dass sich l<strong>an</strong>gsam<br />

wie<strong>der</strong> ein Mietmarkt entwickelt.<br />

Dr. Steffen Fliegner: Die Vernetzung, die durch Herrn Lindem<strong>an</strong>n gel<strong>an</strong>g,<br />

ist zwingend notwendig, da <strong>der</strong> Einzelne nicht die Kraft hat, den Ruf<br />

eines Viertels zu än<strong>der</strong>n. Und die S<strong>an</strong>ierung eines Hauses bringt wenig,<br />

wenn ein g<strong>an</strong>zer Straßenzug leer steht.<br />

… <strong>der</strong> aber nicht auf einen Schlag hergerichtet werden k<strong>an</strong>n.<br />

Gernot Lindem<strong>an</strong>n: Ich werbe auch für Zwischenlösungen, beispielsweise<br />

als Arbeitsräume für Studenten. Es gibt inzwischen eine Liste von Leuten,<br />

die in Glaucha etwas bewegen wollen und für die wir im Augenblick gar<br />

nicht genug Räume haben.<br />

Der hier entwickelte Ansatz lässt<br />

sich auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Stadtteile übertragen.“<br />

Dr. Steffen Fliegner<br />

Projektleiter für Glaucha im Stadtpl<strong>an</strong>ungsamt<br />

(rechts)<br />

Was wird Glaucha konkret im IBA-Jahr vorzuweisen haben?<br />

Gernot Lindem<strong>an</strong>n: Die ersten Gebäude sind gesichert o<strong>der</strong> sogar komplett<br />

s<strong>an</strong>iert, <strong>an</strong> weiteren Gebäuden wird m<strong>an</strong> Baugerüste sehen. Mit<br />

<strong>der</strong> Glauchaer Woche im Juni 2010 setzen wir erneut ein Zeichen zur<br />

Belebung des Quartiers. Wir bespielen d<strong>an</strong>n mit <strong>der</strong> Albert-Schmidt-<br />

Straße eine g<strong>an</strong>ze, von weitgehend leeren Häusern gesäumte Straße<br />

– die Fassaden, die Wohnungen, den Straßenraum. Damit wollen wir<br />

weiter für Zwischenlösungen werben, aber auch Visionen für private<br />

Investitionen entwickeln.<br />

Dr. Steffen Fliegner: Der Prozess geht ja nach <strong>der</strong> IBA weiter. Der hier<br />

entwickelte Ansatz lässt sich auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Stadtteile übertragen. Glaucha<br />

ist Teil eines Forschungsprojekts des Bundesbauministeriums geworden,<br />

welches den Zusammenschluss von Hauseigentümern und örtlichen Akteuren<br />

zum Ziel hat. Aus dem IBA-Netzwerk hat sich 2009 die St<strong>an</strong>dortgemeinschaft<br />

Glaucha e.V. entwickelt, die das Quartier über die IBA-Zeit<br />

hinaus positiv verän<strong>der</strong>n wird.<br />

29


30<br />

BRÜCKENSCHLAG<br />

<strong>SA</strong>LINE-INSEL<br />

Wie ein Trittstein zwischen <strong>Halle</strong> und <strong>Halle</strong>-Neustadt liegt die Saline-<br />

Insel in <strong>der</strong> <strong>Saale</strong>. Vor <strong>der</strong> Fertigstellung <strong>der</strong> Hochstraße 1971 war die<br />

M<strong>an</strong>sfel<strong>der</strong> Straße und mit ihr die Insel in <strong>der</strong> <strong>Saale</strong> die wichtigste Ver-<br />

bindung zwischen <strong>Halle</strong> und <strong>Halle</strong>-Neustadt. 1981 eröffnete gegenüber<br />

<strong>der</strong> alten Saline das Centrum-Warenhaus für beide Städte. Auch die<br />

Straßenbahn fährt über die M<strong>an</strong>sfel<strong>der</strong> Straße von <strong>der</strong> Altstadt zur Neu-<br />

stadt und zurück.<br />

L<strong>an</strong>ge Zeit dominierten gewerbliche Nutzungen die Insel. 1722 wurde<br />

hier die Königlich Preußische Saline in Betrieb genommen, die erst 1964<br />

endgültig geschlossen wurde. Heute beherbergen die Salinegebäude<br />

das Halloren- und Salinemuseum und ein klinkerroter Schornstein verortet<br />

sie im Stadtbild. 1889 beg<strong>an</strong>n auf <strong>der</strong> Insel <strong>der</strong> Bau <strong>der</strong> Städtischen<br />

Gas<strong>an</strong>stalt, die bis 1972 südlich <strong>der</strong> M<strong>an</strong>sfel<strong>der</strong> Straße in Betrieb war.<br />

Der 1895 erbaute Sophienhafen auf dem nördlichen Teil <strong>der</strong> Insel wurde<br />

recht bald zu klein, sodass die Stadt ab 1923 im Norden einen neuen<br />

Hafen bauen musste, doch die gewerbliche Nutzung des Hafengeländes<br />

ging erst nach 1990 kontinuierlich zurück.<br />

Heute liegt die Insel für viele <strong>Halle</strong>nser abseits, sie ist weitgehend frei<br />

von gewerblichen Nutzungen und bietet nun Ch<strong>an</strong>cen für neue städtebauliche<br />

Entwicklungen und Nutzungen. Im Rahmen <strong>der</strong> IBA Stadtumbau<br />

2010 hat die Stadt dafür unter dem Motto „Brückenschlag“ drei Initialprojekte<br />

entwickelt: Mit dem Bau einer neuen Fußgängerbrücke von <strong>der</strong><br />

Altstadt zur Saline-Insel soll die Insel besser erschlossen werden. Vor<br />

allem in den Sommermonaten kommen viele <strong>Halle</strong>nser in das Freibad<br />

auf <strong>der</strong> Insel. Die Neugestaltung <strong>der</strong> Eing<strong>an</strong>gszone zum Freibad wird ein<br />

zweites Zeichen setzen, dass eine neue Entwicklungsphase für die Saline-<br />

Insel begonnen hat. Das dritte Projekt ist <strong>der</strong> Bau eines kleinen Stadthafens<br />

für Wassersportler <strong>an</strong> <strong>der</strong> Elisabethsaale. Auch nach 2010 soll die<br />

Funktion <strong>der</strong> Insel als Bindeglied <strong>der</strong> Doppelstadt weiter gestärkt werden.<br />

In den historischen Gebäuden <strong>der</strong> alten Saline werden neben dem Halloren-<br />

und Salinemuseum die 2008 im Rahmen eines Ideenwettbewerbs<br />

erarbeiteten Vorschläge für ein „Science-Center“ weiterentwickelt werden.<br />

Und am ehemaligen Sophienhafen pl<strong>an</strong>t ein privater Investor den Neubau<br />

von Wohnungen. Darüber hinaus soll <strong>der</strong> alte Gasometer weiter als ein<br />

beson<strong>der</strong>er Ver<strong>an</strong>staltungsort in <strong>Halle</strong> profiliert werden.


32<br />

AUFWERTUNG DER NEUSTADT<br />

VOM WOHNKOMPLEX ZUM STADTQUARTIER<br />

Der Wohnkomplex III gehört zum erhaltenswerten Kern von <strong>Halle</strong>-Neu-<br />

stadt. Ein beson<strong>der</strong>es Qualitätsmerkmal ist die künstlerische Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Freiräume. Bis heute identifizieren sich die Bewohner damit. Hier<br />

ist das städtebauliche Konzept eines „sozialistischen Wohnkomplexes“<br />

<strong>der</strong> 1960er-Jahre noch gut ablesbar. Die „Deutsche Bauenzyklopädie“<br />

definierte 1959 einen Wohnkomplex „als eine Einheit <strong>der</strong> materiellen<br />

und kulturellen Versorgung seiner Bewohner. Er umfasst deshalb neben<br />

den Wohnungen auch alle von den Bewohnern täglich benutzten Ein-<br />

richtungen und Bauten, die <strong>der</strong> materiellen Versorgung, <strong>der</strong> kulturellen<br />

Betätigung, <strong>der</strong> Erziehung und Erholung dienen.“<br />

Die in den 1960er-Jahren vorwiegend in fünfgeschossiger Bauweise kon-<br />

zipierten Wohnkomplexe gingen zumeist vom Einzugsbereich einer<br />

Schule und Wohndichten von 200 bis 440 Einwohnern je Hektar aus.<br />

Das städtebauliche Konzept eines Wohnkomplexes ist jedoch seit L<strong>an</strong>gem<br />

obsolet, weil es auf <strong>der</strong> Annahme basierte, dass seine Bewohner relativ<br />

gleiche materielle und kulturelle Bedürfnisse haben, die auf <strong>der</strong> Ebene<br />

eines Wohnkomplexes befriedigt bzw. versorgt werden können.<br />

Der Begriff Stadtquartier meint dagegen keine städtebauliche Versor-<br />

gungseinheit, son<strong>der</strong>n nimmt vor allem die Vielfalt, Dichte und Dynamik<br />

<strong>der</strong> sozialen Interaktionen von Bewohnern und Nutzern in den Blick.<br />

Diese können zwar nicht gepl<strong>an</strong>t werden, aber die Gestaltung von<br />

Räumen in <strong>der</strong> Stadt k<strong>an</strong>n ihre Entfaltung för<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> behin<strong>der</strong>n.<br />

Der Schwerpunkt <strong>der</strong> IBA Stadtumbau 2010 lag im ehemaligen Wohnkomplex<br />

III auf <strong>der</strong> Erneuerung des öffentlichen Raumes, das Motto war:<br />

Die Stärken stärken! Der Zust<strong>an</strong>d des Freiraumes wurde als vernachlässigt<br />

empfunden und st<strong>an</strong>d größtenteils im starken Gegensatz zu dem<br />

vergleichsweise guten S<strong>an</strong>ierungsst<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Wohngebäude. Vor allem<br />

die in die Jahre gekommene Quartiersmitte am Tulpenbrunnen schien<br />

Vermietern, Bewohnern und Geschäftsleuten das größte Hin<strong>der</strong>nis auf<br />

dem Weg vom Wohnkomplex zum attraktiven Stadtquartier.<br />

Mithilfe <strong>der</strong> Quartiersm<strong>an</strong>agerin sowie einer Künstlerin und den beauftragten<br />

L<strong>an</strong>dschaftsarchitekten wurden die Pl<strong>an</strong>ungs- und Umbauprozesse<br />

für die Quartiersmitte mit Bürgeraktivitäten verknüpft und damit


J<strong>an</strong>a Kirsch<br />

Quartiersm<strong>an</strong>agerin<br />

<strong>Halle</strong>-Neustadt<br />

zur Sache vieler. Hervorzuheben ist dabei ein Workshop im Jahr 2008.<br />

Die Vereinigung Kommunale Kultur <strong>Halle</strong> hatte Bürgerinnen und Bürger<br />

eingeladen, Keramikfliesen zu gestalten, die heute in den erneuerten<br />

Tulpenbrunnen eingebaut sind. Darüber hinaus zeichneten Kin<strong>der</strong> Hun-<br />

<strong>der</strong>te Tulpenblüten, die m<strong>an</strong> nun in Beton gegossen <strong>an</strong> <strong>der</strong> Begrenzung<br />

des Quartiersplatzes wie<strong>der</strong>findet. 2009 konnte <strong>der</strong> Platz mit neuem<br />

Belag, neuen Spiel- und Sitzmöglichkeiten und dem wie<strong>der</strong> hergestell-<br />

ten Tulpenbrunnen eingeweiht werden. Auch die Platzflächen vor den<br />

Geschäften und Wegeführungen wurden in diesem Zusammenh<strong>an</strong>g<br />

verbessert.<br />

An die S<strong>an</strong>ierung des Platzes schlossen sich Erneuerungsmaßnahmen<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> sogen<strong>an</strong>nten Galerie im Grünen <strong>an</strong>. Dieser Freiraum verbindet<br />

die Quartiersmitte mit dem Stadtteilzentrum <strong>der</strong> Neustadt und enthält<br />

seit den 1970er-Jahren eine Dauerausstellung verschiedener Skulpturen.<br />

Im Rahmen eines Kunstprojektes wollen Künstler gemeinsam mit Anwohnern<br />

2010 ein neues Kunstwerk schaffen, das d<strong>an</strong>n ebenfalls einen<br />

Platz in dieser Galerie finden soll.<br />

An die Galerie im Grünen grenzt ein fünfgeschossiger Wohnblock <strong>der</strong><br />

Gesellschaft für Wohn- und Gewerbeimmobilien <strong>Halle</strong>-Neustadt mbH<br />

(GWG). Die GWG hat das Gebäude unter dem Motto „Weg von <strong>der</strong> Norm,<br />

hin zur Vielfalt“ umgebaut und will damit g<strong>an</strong>z neue Wohnungs<strong>an</strong>gebote<br />

in <strong>Halle</strong>-Neustadt schaffen. Das Wohnungs<strong>an</strong>gebot wird mithilfe einer<br />

abwechslungsreichen Typologie aus Reihenhaus- und Maisonettewohnungen<br />

unterschiedlicher Größe „individualisiert“. Aus 125 nahezu gleichen<br />

Wohnungen werden dadurch 81 Wohnungen mit 18 unterschiedlichen<br />

Grundrisslösungen, einige auch mit einem privaten Garten. Das<br />

neue Angebot wird sehr gut <strong>an</strong>genommen.<br />

33


34<br />

BELEBUNG DES ZENTRUMS<br />

STADTTEILZENTRUM NEUSTADT<br />

Die Anfänge <strong>der</strong> Geschichte liegen im Jahr 2003: Auf die Initiative des<br />

Thalia Theaters <strong>Halle</strong> beg<strong>an</strong>nen Jugendliche, in einem <strong>der</strong> vier leer<br />

stehenden Hochhäuser im Zentrum von <strong>Halle</strong>-Neustadt ein temporäres<br />

Hotel einzurichten. In diesem „Hotel Neustadt“ f<strong>an</strong>d d<strong>an</strong>n ein inter-<br />

nationales Festival mit 18 Künstler- und Theatergruppen statt, das<br />

Bezug auf das Leben im Plattenbau, auf die Geschichte von <strong>Halle</strong>-<br />

Neustadt und auf den Leerst<strong>an</strong>d vieler Wohnungen nahm. Ein Team<br />

um das hallesche Architekturbüro Complizen entwickelte dabei für<br />

<strong>Halle</strong>-Neustadt die Idee „sportification“ und nutzte die Ressource Hoch-<br />

haus vor allem sportlich.<br />

Ein Jahr später lud <strong>der</strong> Fachbereich Stadtentwicklung <strong>der</strong> Stadt <strong>Halle</strong><br />

Studierende von verschiedenen Universitäten im Zusammenh<strong>an</strong>g mit<br />

dem 40. Jubiläum <strong>der</strong> Grundsteinlegung für <strong>Halle</strong>-Neustadt zu einer<br />

„Akademie auf Zeit“ ein. 2005 folgte die Internationale Sommerschule<br />

in <strong>der</strong> leerstehenden <strong>Halle</strong> des Bahnhofs Neustadt, ein gemeinsames<br />

Projekt des Thalia-Theaters mit <strong>der</strong> Stiftung Bauhaus, <strong>an</strong> dem auch die<br />

hallesche Skaterszene mit einer Skatebar beteiligt war.<br />

Andreas Haase,<br />

Tore Dobberstein<br />

Mitinitiatoren<br />

des Zentrums für<br />

zeitgenössische<br />

Kultur<br />

Die Initiativen machten den Architekten vom Büro Complizen aus <strong>Halle</strong><br />

Mut, eine zweite Idee für ein Zentrum für zeitgenössischer Kultur (ZfzK)<br />

in <strong>der</strong> leeren <strong>Halle</strong> des Bahnhofs Neustadt weiter zu verfolgen. 2006<br />

war das ZfzK in <strong>Halle</strong>-Neustadt Gastgeber für einen Teil <strong>der</strong> Ausstellung<br />

„Shrinking Cities“. Lei<strong>der</strong> konnte das Projekt ZfzK im Bahnhof Neustadt<br />

nicht weitergeführt werden, weil die Verh<strong>an</strong>dlungen mit <strong>der</strong> Deutschen<br />

Bahn letztendlich scheiterten. Doch <strong>der</strong> Ged<strong>an</strong>ke blieb, in <strong>Halle</strong>-Neustadt<br />

einen Ort für junge und kreative Milieus zu schaffen und damit einen<br />

außergewöhnlichen Beitrag zur Belebung des Zentrums zu leisten.<br />

2007 konfrontierten L<strong>an</strong>dschaftsarchitekten und Skater die Stadt mit<br />

<strong>der</strong> abenteuerlichen Idee, im Zentrum <strong>der</strong> Neustadt einen 1.200 Quadratmeter<br />

großen Skatepark gemeinsam zu pl<strong>an</strong>en und zu bauen, <strong>der</strong><br />

auch die international vernetzte Skaterszene <strong>an</strong>ziehen könnte. Dass m<strong>an</strong><br />

sich tatsächlich gemeinsam auf dieses Projekt eingelassen hat, wurde<br />

bereits 2009 mit <strong>der</strong> Auszeichnung als einer von „365 Orten Deutschl<strong>an</strong>ds<br />

im L<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Ideen“ gewürdigt. Die im September 2009 eröffnete<br />

Anlage erfüllt tatsächlich höchste Ansprüche. Sie zieht nicht nur Kin<strong>der</strong>


und Jugendliche aus <strong>Halle</strong>, son<strong>der</strong>n auch überregional Indiviualsportler<br />

<strong>an</strong>. Zur Eröffnung sagte Christi<strong>an</strong> Andrae vom Verein congrav e.V.: „Der<br />

Park ist für uns ein großes Geschenk. Dafür wollen wir etwas zurück-<br />

geben.“ Congrav e.V. ist Partner <strong>der</strong> Stadt für Betrieb, Pflege und über-<br />

regionale Vermarktung <strong>der</strong> Anlage. Dazu gibt es einen Kooperationsver-<br />

trag. Der Verein zur För<strong>der</strong>ung von Individualsportarten ist zugleich<br />

Träger <strong>der</strong> freien Jugendhilfe und nutzt die Anlage für soziale Projekte<br />

mit Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen aus <strong>der</strong> g<strong>an</strong>zen Stadt <strong>Halle</strong>.<br />

Hoffnung gab es bis 2009 für ein weiteres Projekt zur Aufwertung des<br />

Zentrums <strong>der</strong> Neustadt. Das Vorhaben, die Hochhausscheibe C als neuen<br />

St<strong>an</strong>dort für die Fin<strong>an</strong>zbehörde des L<strong>an</strong>des in <strong>Halle</strong> umzubauen, wird<br />

aber wahrscheinlich nicht umgesetzt.<br />

Simone Trittin<br />

Freiraumpl<strong>an</strong>erin<br />

35


36<br />

Theater sollte zu neuen<br />

Ideen <strong>an</strong>stiften.“<br />

Annegret Hahn<br />

Intend<strong>an</strong>tin des Thalia Theaters<br />

AM<strong>BI</strong>TION – EIN INTERVIEW MIT ANNEGRET HAHN UND CHRISTIAN ANDRAE<br />

KONTAKTE ZWISCHEN DEN GENERATIONEN<br />

Wie kommen ein Kin<strong>der</strong>- und Jugendtheater und ein Verein, <strong>der</strong> sich den<br />

bei Jugendlichen beliebten Individualsportarten wie Skaten widmet,<br />

zur IBA Stadtumbau 2010?<br />

Annegret Hahn: Unsere Ideen für Kunst im Stadtraum, Plätze zu bespielen<br />

und dadurch neu zu entdecken, aber auch unsere Unternehmungen<br />

wie die Kin<strong>der</strong>stadt sorgen für Bürgerbeteiligung und machten<br />

Stadtpl<strong>an</strong>er auf das Thalia Theater aufmerksam. So kam ich <strong>an</strong> den<br />

„IBA-Tisch“.<br />

Christi<strong>an</strong> Andrae: Als die Idee für einen Skatepark im Zentrum von<br />

<strong>Halle</strong>-Neustadt geboren wurde, wurde unser Verein mit seinem Knowhow<br />

einbezogen. Nicht nur, um baulich mitzuwirken, son<strong>der</strong>n auch inhaltlich.<br />

Durch die IBA hat die Skaterszene erstmals ein offenes Ohr<br />

gefunden und k<strong>an</strong>n beweisen, dass junge Leute etwas zu bieten haben<br />

– auch wenn sie tätowiert sind o<strong>der</strong> Piercings tragen.<br />

Das Thalia Theater entdeckte das Zentrum von <strong>Halle</strong>-Neustadt mit dem<br />

Projekt „Hotel Neustadt“ im Jahr 2003 und mit <strong>der</strong> Internationalen<br />

Sommerschule 2005 als Spielort. Was steckte dahinter?<br />

Annegret Hahn: Die Projekte f<strong>an</strong>den in einer sp<strong>an</strong>nenden Zeit statt, in<br />

<strong>der</strong> wir uns fragten: Ist die Pl<strong>an</strong>stadt nur missliche Verg<strong>an</strong>genheit o<strong>der</strong><br />

k<strong>an</strong>n sie Hülle für Neues sein? K<strong>an</strong>n Neustadt ein Aushängeschild für<br />

<strong>Halle</strong> werden? Theater sollte zu neuen Ideen <strong>an</strong>stiften. Und so war „Hotel<br />

Neustadt“ die Einladung <strong>an</strong> Künstler, über den Stadtteil nachzudenken.<br />

Und die Sommerschule, während <strong>der</strong> wir übrigens eine Skaterbahn im<br />

Bahnhof Neustadt einrichteten, befasste sich mit Lernen am ungewohnten<br />

Ort. Wir sehen die Stadt als Bühne, erobern zeitweise Räume,<br />

die nicht mehr genutzt werden. Am „IBA-Tisch“ wurde auch heftig darüber<br />

diskutiert, wie l<strong>an</strong>ge eine Zwischennutzung funktioniert und w<strong>an</strong>n<br />

Bleibendes entstehen muss.<br />

Mit dem Skatepark hat die IBA etwas Bleibendes geschaffen, aber<br />

beileibe keinen herkömmlichen Stadtteilpark. Wie reagieren die Neustädter<br />

darauf und wie die Skater selbst?<br />

Christi<strong>an</strong> Andrae: Nach <strong>an</strong>fänglicher Ablehnung sehen die Neustädter<br />

die Anlage überwiegend positiv, wobei viele skeptisch bleiben. Durch<br />

die Diskussionen über den Skatepark hat sich in <strong>Halle</strong> insgesamt die


Haltung zu dieser Szene um 180 Grad gedreht, m<strong>an</strong> ist aufgeschlossen<br />

geworden. Mit dem Skatepark hat die Jugend endlich einmal Raum im<br />

Zentrum und wird nicht <strong>an</strong> den R<strong>an</strong>d gedrängt. Uns als Verein war<br />

während des g<strong>an</strong>zen Prozesses wichtig, dass nicht nur eine gut be-<br />

fahrbare Bahn gebaut, son<strong>der</strong>n auch das D<strong>an</strong>ach org<strong>an</strong>isiert wird. Seit<br />

September ist <strong>der</strong> Park offen und wird intensiv genutzt; die Fahrer<br />

kommen von weit her.<br />

Mit dem Skatepark hat die Jugend<br />

endlich einmal Raum im Zentrum.“<br />

Christi<strong>an</strong> Andrae<br />

Vorst<strong>an</strong>dsvorsitzen<strong>der</strong> congrav new sports e.V.<br />

Mit welchen Vorstellungen für das D<strong>an</strong>ach haben Sie die Betreiberrolle<br />

übernommen?<br />

Christi<strong>an</strong> Andrae: Wir wollen nicht nur die Anlage in Ordnung halten,<br />

son<strong>der</strong>n dafür sorgen, dass die Fahrer und Zuschauer Regeln einhalten,<br />

praktische Hinweise geben, Kurse <strong>an</strong>bieten, Wettkämpfe org<strong>an</strong>isieren.<br />

Da congrav e.V. in <strong>der</strong> Stadt gut vernetzt ist, können wir mehr bieten.<br />

Beispielsweise haben wir zur Skatepark-Eröffnung im September 2009<br />

eine Familienmesse org<strong>an</strong>isiert: Vereine präsentierten ihre Angebote für<br />

kleine und große Kin<strong>der</strong>, Jugendliche, Familien. Damit ergänzten wir das<br />

traditionelle Neustadt-Fest; die Messe wollen wir jährlich wie<strong>der</strong>holen.<br />

Und da die Grün<strong>an</strong>lage mit Skatepark das Entrée zum Neustädter Zentrum<br />

ist, hoffen wir auf buntes Treiben und Kontakte zwischen den Generationen.<br />

Es ist Platz genug, um es sich auf den Wiesen gemütlich zu<br />

machen, Ball o<strong>der</strong> Frisbee zu spielen.<br />

Das IBA-Abschlussjahr ist für Sie also ein Auftakt …<br />

Christi<strong>an</strong> Andrae: Eher eine Zwischenstation. Wir haben ja von Anf<strong>an</strong>g<br />

<strong>an</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> Revitalisierung des Zentrums von Neustadt mitgewirkt und<br />

die g<strong>an</strong>ze Szene einbezogen. Junge Leute wollen selbst mitwirken.<br />

Annegret Hahn: Das wollen sie unbedingt. In unserem Kin<strong>der</strong>stadt-<br />

Projekt im Sommer auf <strong>der</strong> Peißnitz können Kin<strong>der</strong> im Sp<strong>an</strong>nungsfeld<br />

von realer und „ihrer“ Stadt Lösungen probieren, Häuser bauen und<br />

einreißen, das Mit- und Gegenein<strong>an</strong><strong>der</strong> einüben. Es wird bereits die<br />

fünfte Kin<strong>der</strong>stadt sein und ich hoffe, dass sich die IBA-Ideen und unser<br />

Ansatz verbinden und befruchten.<br />

37


38<br />

EPILOG<br />

AUSBLICK 2010+<br />

Das IBA-Thema <strong>der</strong> Stadt <strong>Halle</strong> „Bal<strong>an</strong>ceakt Doppelstadt“ zielt auf ein<br />

Kernthema hallescher Stadtentwicklung. Vor 40 Jahren wurde <strong>Halle</strong> in<br />

einem Umf<strong>an</strong>g und einem Tempo umgebaut, wie nie zuvor in seiner<br />

1.200-jährigen Geschichte. Auf <strong>der</strong> westlichen Seite <strong>der</strong> <strong>Saale</strong> wuchs<br />

eine neue Stadt als Gegenmodell zur alten. Der Aufbau <strong>der</strong> Neustadt<br />

machte <strong>Halle</strong> zur Doppelstadt, die über eine Magistrale samt Hochstraße<br />

verbunden wurde. Vor allem entl<strong>an</strong>g dieser Magistrale erfuhr auch die<br />

alte Stadt tief greifende Verän<strong>der</strong>ungen.<br />

Sol<strong>an</strong>ge die Neustadt als „Stadt <strong>der</strong> Chemiearbeiter“ Wachstum ver-<br />

zeichnen konnte, schien das ideologisch geprägte Konzept <strong>der</strong> 1960er-<br />

Jahre von einer eigenständigen Neustadt machbar. Doch seit 1990 ver-<br />

liert die Doppelstadt und mit ihr vor allem die Neustadt infolge des<br />

wirtschaftlichen und demografischen W<strong>an</strong>dels Einwohner. Dagegen ist<br />

die alte Stadt wie<strong>der</strong> stabilisiert und hat „Zukunft“. Stadtumbau in <strong>Halle</strong><br />

dient deshalb auch dem Ziel, das Verhältnis <strong>der</strong> beiden Pole <strong>der</strong> Doppel-<br />

stadt neu auszubal<strong>an</strong>cieren.<br />

Nachdem die Neustadt 1990 wie<strong>der</strong> ein Stadtteil von <strong>Halle</strong> geworden<br />

war, flossen umf<strong>an</strong>greiche öffentliche Investitions- und För<strong>der</strong>mittel in<br />

die Neustadt – vor allem zur Aufwertung des Zentrums, für den Ausbau<br />

des Straßenbahnnetzes sowie für die Mo<strong>der</strong>nisierung von Wohnungen.<br />

Trotz sinken<strong>der</strong> Nachfrage und hohem Leerst<strong>an</strong>d sollen das Neustädter<br />

Zentrum und die <strong>an</strong>grenzenden Stadtquartiere in den nächsten Jahren<br />

weiter gestärkt werden, während <strong>an</strong> <strong>der</strong> Peripherie eine weitere Reduzierung<br />

<strong>der</strong> Wohnungsbestände erfolgt.<br />

Zu dem erfolgreichen Bal<strong>an</strong>ceakt gehört aber auch die Bearbeitung<br />

jener stadträumlichen Brüche und sozialräumlichen Konflikte, die sich<br />

vor allem entl<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Magistrale zeigen. <strong>Halle</strong> hat im Rahmen <strong>der</strong> IBA<br />

Stadtumbau 2010 Kommunikationsprozesse zu den unterschiedlichen<br />

Facetten dieses Bal<strong>an</strong>ceaktes in G<strong>an</strong>g gesetzt und Positionen zum<br />

Umg<strong>an</strong>g mit den Zeugnissen <strong>der</strong> städtebaulichen Mo<strong>der</strong>ne entwickelt.<br />

Mit relativ geringen fin<strong>an</strong>ziellen Mitteln konnten Initialprojekte umgesetzt<br />

werden, die ähnlich den gezielten Nadelstichen bei einer Akupunktur,<br />

weitere Entwicklungen vor allem im Zentrum <strong>der</strong> Neustadt,<br />

auf <strong>der</strong> Saline-Insel, im Umfeld <strong>der</strong> Fr<strong>an</strong>ckeschen Stiftungen und in<br />

Glaucha <strong>an</strong>stoßen können.


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IMPRESSUM<br />

Herausgeber: Ministerium für L<strong>an</strong>desentwicklung und Verkehr des L<strong>an</strong>des Sachsen-Anhalt<br />

Produktion: Jo Schulz, Günter Graviat<br />

Redaktion und Text: Cornelia Heller<br />

Fachlektorat: Dr. Friedrich Busm<strong>an</strong>n, Martin Stein, IBA-Ver<strong>an</strong>twortliche für die Stadt <strong>Halle</strong> (<strong>Saale</strong>)<br />

Lektorat: Ingrid Reuter<br />

Abbildungen: Michael Uhlm<strong>an</strong>n, Tore Dobberstein, KARO architekten, Jo Schaller, Anja Schlam<strong>an</strong>n, Stadtpl<strong>an</strong>ungsamt <strong>Halle</strong> (<strong>Saale</strong>), Thomas Ziegler<br />

Gestaltung: Jo Schaller, Angela Schubert<br />

Druck: Grafisches Centrum Cuno GmbH und Co. KG<br />

Redaktionsschluss: Februar 2010<br />

© 2010, alle Rechte beim Herausgeber.<br />

Nachdruck und Wie<strong>der</strong>gabe, auch auszugsweise, sind nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet.<br />

Diese Publikation wird im Rahmen <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit <strong>der</strong> L<strong>an</strong>desregierung von Sachsen-Anhalt kostenlos herausgegeben und wurde aus Mitteln <strong>der</strong> Technischen Hilfe<br />

<strong>der</strong> Europäischen Strukturfonds fin<strong>an</strong>ziert.<br />

Die verwendeten Personen- und Funktionsbezeichnungen gelten sowohl in männlicher wie in weiblicher Form.<br />

Quellen: Sachst<strong>an</strong>dsberichte aus den IBA-Städten 2008 und 2009; Homepage <strong>der</strong> IBA Stadtumbau 2010 www.iba-stadtumbau.de; Edition Bauhaus: Die <strong>an</strong><strong>der</strong>en Städte, Bd. 1 bis 9, Jovis Verlag, Berlin 2005 ff.; Homepages<br />

<strong>der</strong> 19 IBA-Städte mit ihren Links; diverse Publikationen und Veröffentlichungen <strong>der</strong> beteiligten Städte; Stadtentwicklungskonzepte <strong>der</strong> 19 IBA-Städte; Homepage des L<strong>an</strong>des Sachsen-Anhalt www.sachsen-<strong>an</strong>halt.de; www.<br />

zeitstrahl.bildung-lsa.de; diverse Internetpräsenzen <strong>der</strong> Regionen des L<strong>an</strong>des; Pressemitteilungen des Ministeriums für L<strong>an</strong>desentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt; www.wikipedia.de; Sachsen-Anhalt, Eisold, Norbert/<br />

Lautsch, Edeltraud, DuMont Buchverlag, 1997/2000; Gesichter eines W<strong>an</strong>dels, Stadtgeschichten, Cornelia Heller, An<strong>der</strong>beck-Verlag, 2008; W<strong>an</strong>del<strong>Halle</strong>, Stadt <strong>Halle</strong>, 2006; Conversations-Lexikon, Brockhaus Verlag, Leipzig<br />

1824 ff.; Brockhaus’ Konversations-Lexikon, Brockhaus Verlag, Leipzig 1908 ff.; Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Bibliografisches Institut M<strong>an</strong>nheim, Wien, Zürich 1980 ff.; Chronik H<strong>an</strong>dbuch, Personen <strong>der</strong> Weltgeschichte,<br />

Chronik Verlag im Bertelsm<strong>an</strong>n Lexikon Verlag, Gütersloh/München 1995; Chronik H<strong>an</strong>dbuch, Daten <strong>der</strong> Weltgeschichte, Chronik Verlag im Bertelsm<strong>an</strong>n Lexikon Verlag, Gütersloh/München 1995; Kursbuch Weltgeschichte,<br />

Der synchronoptische Überblick, Chronik Verlag im Bertelsm<strong>an</strong>n Lexikon Verlag, Gütersloh/München 1997; diverse online-Lexika

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