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Husten, Schutzreflex des Körpers - Spital Netz Bern

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April 2013 | Ausgabe <strong>Bern</strong>medizinaktuellBrustkrebsFrühbehandlungdank Früherkennung<strong>Husten</strong><strong>Schutzreflex</strong><strong>des</strong> <strong>Körpers</strong>NackenschmerzenChiropraktikstatt PillenGeschlechtskrankheitenSyphilis und Co. sind auf dem Vormarschmedizinaktuell – das regionale GesundheitsmagazinEntstanden in Zusammenarbeit mit Gesundheits institutionen der Stadt und Region <strong>Bern</strong>


<strong>Husten</strong><strong>Schutzreflex</strong> <strong>des</strong> <strong>Körpers</strong><strong>Husten</strong> ist ein Symptom, für das es viele Ursachen gibt. Er kann etwa durch Reizstoffe aus derUmwelt, durch Grippe, eine Entzündung in den Bronchien oder durch eine normale Erkältungausgelöst werden.<strong>Husten</strong> ist ein häufiges Krankheitssymptom und einwichtiger <strong>Schutzreflex</strong> <strong>des</strong> <strong>Körpers</strong>. Er warnt uns,wenn die Atemwege bedroht sind (zum Beispiel beigrossen Mengen Schleim oder durch einen Fremdkörper).Und er warnt die Mitmenschen. Denn <strong>Husten</strong><strong>des</strong>ind eine mögliche Infektionsquelle. <strong>Husten</strong> ist aberauch ein Krankheitszeichen, für das es viele Ursachengibt und das bei unterschiedlichen Erkrankungen auftretenkann:• Erkältung beziehungsweise virale Infektion deroberen Atemwege (zu Beginn trockener <strong>Husten</strong>,im Verlauf zunehmende Schleimbildung und Auswurf);• Lungenentzündung (<strong>Husten</strong> tritt meist in Verbindungmit Fieber, Atemnot und Schmerzen beimLuftholen auf);• Kehlkopfentzündung (trockener <strong>Husten</strong> begleitetvon Fieber, Heiserkeit bis hin zum vorübergehendenVerlust der Stimme);• Bronchitis (zu Beginn trockener Reizhusten, später<strong>Husten</strong> mit Schleimbildung. Eventuell Fieber, KopfundGliederschmerzen);• Keuchhusten (bellender <strong>Husten</strong> mit Atemnot undauffälligem Geräusch beim Einatmen);• Grippe/Influenza (trockener <strong>Husten</strong>, meist begleitetvon Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie starkemKrankheitsgefühl);• Asthma bronchiale, das sich nur durch Reizhustenäussert (der <strong>Husten</strong> ist trocken und ohne Schleim).• Bösartige Erkrankung, zum Beispiel Lungentumor(der <strong>Husten</strong> zieht sich über mehrere Wochen, Monatehin und ist meist trocken. Je nach Ursache undStadium der Erkrankung kommt es auch zum Abhustenvon Schleim, dem Blut beigemischt ist).Reflexartig Bei jedem <strong>Husten</strong>stoss werden mit hoherGeschwindigkeit Fremdkörper, Staub oder Schleimaus den Atemwegen befördert. Gelangt beispielsweiseein Brotkrümel anstatt in die Speiseröhre in den Kehlkopfoder die tieferen Atemwege, dann legen sich dieStimmbänder unter starker Muskelanspannung sofortaufeinander und es kommt zu einem reflexartigen<strong>Husten</strong>reiz. Durch den Stoss beim Ausatmen wirddie Stimmritze explosionsartig aufgesprengt und derFremdkörper aus den unteren Atemwegen nach obenin den Rachen geschleudert.Die Reinigung der Atemwege wird durch die Flimmerhärchen(Epithelien, siehe Bild rechts) unterstützt,die wie ein Filter wirken. Leider können nichtalle Fremd- und Schadstoffe auf diese Weise aus derLunge in den Rachenraum zurücktransportiert werden.Tabakrauch sowie Partikel aus Abgasen, Feinstaubetc. sind so klein, dass sie sich auf der Oberflächefestsetzen und das Flimmerepithel in der Lungenachhaltig schädigen können.Akut oder chronisch Es ist von der zeitlichen Dauerabhängig, ob <strong>Husten</strong> als akut oder chronisch eingestuftwird. Akuter <strong>Husten</strong> dauert bis zu vier Wochen,die häufigsten Auslöser dafür sind Virusinfektionen,allergisch bedingter Schnupfen oder das Einatmenvon Fremdkörpern oder Reizgasen. Chronischer <strong>Husten</strong>dagegen hält länger als acht Wochen an. Häufigsteckt eine chronische Bronchitis, Bronchialasthmaoder COPD («Chronic Obstructive Pulmonary Disease»,zu Deutsch: Chronische, die Atemwege verengendeLungenerkrankung) dahinter. COPD wird häufig auchals «Raucherhusten» bezeichnet und stellt eine irreparableSchädigung der Atemwege durch eingeatmeteSchadstoffe dar. Die Erkrankung ist nicht heilbar,doch gibt es Therapien, die den Betroffenen Erleichterungverschaffen. Aber auch chronische Nasennebenhöhlenentzündungen,Nasenpolypen, Allergienoder Sodbrennen (Refluxkrankheit) können fürchronischen <strong>Husten</strong> verantwortlich sein. Nicht Dauert ein Huste nzuletzt muss bei chronischem <strong>Husten</strong> auch anlänger als achteine andere, möglicherweise bösartige Erkrankunggedacht werden. Nicht selten findet sich Wochen, sollte dieaber beim chronischen <strong>Husten</strong> trotz umfassenderAbklärungen keine eindeutige Ursache.Ursache abgeklärtwerden.<strong>Husten</strong>typen <strong>Husten</strong> selbst kann in verschiedenenArten auftreten. Trockener <strong>Husten</strong> ohneAuswurf wird als unproduktiver <strong>Husten</strong> oder Reizhustenbezeichnet. Dieser <strong>Husten</strong> entsteht aufgrund einerReizung der oberen und unteren Atemwege. Setzensich beispielsweise Erkältungsviren in den Atemwegenfest, führt dies zu einer Entzündung der Schleimhäute.Entzündungsbotenstoffe reizen dabei <strong>Husten</strong>rezeptorenmit der Folge, dass zuerst ein trockenerReizhusten ausgelöst wird. Gerade bei Erkältungsinfektengeht der trockene <strong>Husten</strong> nach zwei bis drei30 medizin aktuell


Kinderhusten PseudokruppDer Pseudokrupp ist eine für das Kleinkindaltertypische Sonderform der Kehlkopfentzündung. Unterhalbder Stimmbänder ist die Schleimhaut entzündetund so stark angeschwollen, dass der Luftwegeingeengt wird. Meist tritt der Pseudokruppim Rahmen eines vorbestehenden Virusinfektes deroberen Luftwege auf; entsprechend ist er im Herbstund Winter am häufigsten. Die Kinder wachen oftnachts mit bellendem, trockenem <strong>Husten</strong> auf, leidenunter Atemnot, und es ist ein Geräusch bei der Einatmunghörbar. In solchen Fällen ist es sinnvoll, dasKind in eine warme Decke zu hüllen, es zu beruhigenund mit ihm an die frische Luft zu gehen. Alternativkann man im Bad die Dusche heiss anstellen,auch der heisse Dampf beruhigt die Schleimhaut. Oftwerden beim Pseudokrupp entzündungshemmendeCortisonzäpfchen eingesetzt. Nur sehr selten mussein Kind zur Beobachtung, beispielsweise zur künstlichenBeatmung, ins <strong>Spital</strong> eingewiesen werden.Tagen in einen verschleimten (produktiven) <strong>Husten</strong>über. In den Atemwegen hat sich durch die Entzündungein zäher Schleim gebildet, der abgehustet werdensollte. Auf diese Weise übernimmt der <strong>Husten</strong> dieReinigungsfunktion, da die anderen Reinigungsmechanismendurch die Entzündung zum Erliegen gekommensind. Der produktive <strong>Husten</strong> verschwindet,sofern die Entzündung weg ist, meist nach circa einerWoche wieder. Der chronische <strong>Husten</strong> besteht auchdann, wenn keine Erkältung beziehungsweise Infektionvorliegt. Er zeichnet sich ebenfalls durch starkenmorgendlichen <strong>Husten</strong> mit Auswurf aus. Meistist beim Atmen zudem ein Pfeifen hörbar. <strong>Husten</strong> mitblutigem Auswurf kann verschiedene Ursachen (Tuberkulose,Lungenembolie, Lungenkrebs usw.) habenund sollte dringend vom Arzt abgeklärt werden.Auch Medikamente können <strong>Husten</strong> hervorrufen; dieEinnahme von sogenannten ACE-Hemmern, die fürdie Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt werden,kann beispielsweise trockenen <strong>Husten</strong> auslösen.Thorax-Röntgen Dauert ein <strong>Husten</strong> länger als achtWochen und ist keine abnehmende Tendenz feststellbar,sollte die Ursache abgeklärt werden. Der Wegführt dabei zuerst zum Hausarzt. Dieser wird nebender körperlichen Untersuchung auch ein Röntgenbild<strong>des</strong> Brustkorbes (Thorax) anfertigen. Ist dieses normal,so darf in der Regel mit weiteren Abklärungsschrittenetwas zugewartet werden. Zeigt das Röntgen hingegeneine krankhafte Veränderung oder verschwindetder <strong>Husten</strong> auch im weiteren Verlauf nicht, sindweiterführende Untersuchungen beim Lungenfacharztsinnvoll. Denn Ursache für den <strong>Husten</strong> könntenauch ernsthaftere Erkrankungen (Lungentumor, Lungenödem,Tuberkulose, Herzkrankheit, Krankheit derSpeiseröhre) sein. Eine Lungenfunktionsprüfung undallenfalls weitere Untersuchungen (Computertomografie<strong>des</strong> Thorax und Bronchienspiegelung) dürftendie <strong>Husten</strong>ursache dann klären. Die Bronchoskopie,besser bekannt als Lungenspiegelung, ist eine Untersuchungsmethode,bei der ein dünnes Instrumentdurch die Nase oder den Mund in die Luftröhre eingeführtwird. Auf diese Weise wird eine optische Untersuchungder Atemwege ermöglicht.<strong>Husten</strong>löser, -stiller Die Behandlung <strong>des</strong> <strong>Husten</strong>srichtet sich nach der Ursache. <strong>Husten</strong>löser (Expektorantien)werden in der Therapie <strong>des</strong> verschleimten<strong>Husten</strong>s eingesetzt. Sie helfen dem Körper, sich von<strong>Husten</strong>schleim zu befreien, indem sie diesen wenigerzähflüssig machen. Sogenannte <strong>Husten</strong>stiller (Antitussiva)dienen der Therapie <strong>des</strong> trockenen <strong>Husten</strong>s.Sie setzen die <strong>Husten</strong>bereitschaft <strong>des</strong> <strong>Körpers</strong> herab,dürfen das notwendige Abhusten von Schleim jedochnicht verhindern. Gelegentlich muss eine Behandlungmit Cortison oder mit einem sogenanntenProtonenpumpenblocker (Medikament gegen sauresAufstossen) durchgeführt werden. Antibiotika werdeneingesetzt, wenn eine bakterielle Infektion vorliegt(beispielsweise Lungenentzündung).Aber auch «Hausmittel» können den <strong>Husten</strong>reiz stillen.Bewährt hat sich dabei mit Honig gesüsster Teeoder warme Milch mit Honig. Aber auch Quarkwickeloder Brustwickel mit Öl (Thymian, Eukalyptus, Lavendel)können entzündungshemmend und schleimlösendwirken.Der AutorCarlo Mordasini, Dr. med.ChefarztKontakt:<strong>Spital</strong> Tiefenau<strong>Spital</strong> <strong>Netz</strong> <strong>Bern</strong>Medizinische Klinik, PneumologieTiefenaustrasse 112, 3004 <strong>Bern</strong>Tel. 031 308 87 11carlo.mordasini@spitalnetzbern.chmedizin aktuell 31

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