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Orpheus und Euridike Nicolas Hunziker: nicolas ... - metamorphosen

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<strong>Orpheus</strong> <strong>und</strong> <strong>Euridike</strong> <strong>Nicolas</strong> <strong>Hunziker</strong>: <strong>nicolas</strong>.hunziker@stud.unibas.chVerse 26-77Legende: Nom. Gen. Dat. Akk. Abl. Prädikat/Partizip26Supera deus hic bene notus in ora est.Dieser Gott ist an der oberen Küste/Welt gut bekannt.An sit et hic, dubito; sed et hic tamen auguror esse,famaque si veteris non est mentita rapinae,vos quoque iunxit Amor.Ob das hier so sei, bezweifle ich; aber ich vermute dennoch,dass er es hier ist <strong>und</strong> wenn der Ruf des alten Raubes gelogenist, dann hat auch euch die Liebe verb<strong>und</strong>en.supera in ora = an der oberenKüste/Weltsit = 3. Sg. Praes. Konj. Akt.dubito = 1. Sg. Praes. Ind. Akt.auguror esse = NcImentita est = 3. Sg. Perf. Ind. Pass.iunxit = 3. Sg. Perf. Ind. Akt.3035Per ego haec loca plena timoris,per Chaos hoc ingens vastique silentia regni,Eurydices, oro, properata retexite fata.Ich bitte, bei diesen Orten voll von Trauer, bei diesemungeheurem Chaos <strong>und</strong> bei diesem Schweigen des riesigenReiches, macht das übereilte Schicksal der Eurydikerückgängig.Omnia debemur vobis, paulumque morati (sumus)serius aut citius sedem properamus ad unam.Wir, alles vergängliche, sind euch verfallen <strong>und</strong> nachdem wirein wenig verweilt haben, eilen wir früher oder später zudiesem einen Sitz.Tendimus huc omnes, haec est domus ultima, vosquehumani generis longissima regna tenetis.Wir alle streben hierher, dies ist die letzte Heimat, <strong>und</strong> ihrhaltet die längste Herrschaft über das menschlicheGeschlecht.Haec quoque, cum iustos matura peregerit annos,iuris erit vestri.Und ebenso diese (gemeint ist Euryidike), wenn sie dierechtmässigen Jahre bis ins hohe Alter (etwas freieÜbersetzung von „matura) vollendet haben wird, wird sie ineure Rechtshoheit gehören.Pro munere poscimus usum.Anstelle eines dauernden Geschenkes forderen wir einenzeitweiligen Gebrauch.oro = 1. Sg. Praes. Ind. Akt.retexite = Pl. Imperativ I. Praes. Akt.omnia debemur = wir, allesvergängliche, sind euch verfallendebemur = 1. Pl. Praes. Ind. Pass.morati (sumus) = 1. Pl. Perf. Ind. Pass.properamus = 1. Pl. Praes. Ind. Akt.tendimus = 1. Pl. Praes. Ind.Akt.huc = hierhertenetis = 2. Pl. Praes. Ind. Akt.peregerit = 3. Sg. Futur II Ind. Akt.iuris alicuius esse = in jds.Rechtshoheit gehören; erit = 3. Sg.Futur I Ind. Akt.pro = +Abl. Anstelle von / fürposcimus = 1. Pl. Praes. Ind. Akt.


40Quod si fata negant veniam pro coniuge, certum estnolle redire mihi.Wenn aber das Schicksal die Gunst für die Gattin verweigert,steht es für mich fest, dass ich nicht zurückkehren will.Leto gaudete duorum!“Freut euch am Tod von zweien!“Talia dicentem nervosque ad verba moventumexsangues flebant animae; nec Tantalus <strong>und</strong>amcaptavit refugam, stupuitque Ixionis orbis,nec carpsere iecur volucres, urnisque vacaruntBelides, inque tuo sedisti, Sisyphe, saxo.Den solches sagenden <strong>und</strong> den die Saiten zu den Wortenbewegenden beweinten die blutleeren Seelen; Tantalusschnappte nicht nach den zurückweichenden Wellen <strong>und</strong> dasRad des Ixion blieb stehen, die Vögel pflückten die Lebernicht, <strong>und</strong> die Beliden waren frei von den Urnen, <strong>und</strong> dusassest auf deinem Felsen, Sysiphus.Quod si = wenn abernegant = 3. Pl. Praes. Ind. Akt.venia = Gnade, Gunstcertum est mihi = es steht für michfestnolle redire = Inf. Akt. (AcI)gaudete = 2. Pl. Imperativ I. Akt.Praes.flebant = 3. Pl. Prase. Ind. Akt.captavit = 3. Sg. Perf. Ind. Akt.stupuit = 3. Sg. Perf. Ind. Akt.carpsere = 3. Pl. Perf. Ind. Akt.(Perfektindikator fehlt)vacarunt + Abl. = 3. Pl. Praes. Ind.Akt.sedisti = 2. Sg. Perf. Ind. Akt.4550Tunc primum lacrimis victarum carmine fama estEumenidum maduisse genas.Damals geht/ging die K<strong>und</strong>e, dass zum ersten Mal durch dasLied die Wangen der Eumeniden nass wurden durch Tränen.Nec regia coniunxsustinet oranti nec, qui regit ima, negareEurydicenque vocant.Weder die königliche Gattin hält es aus, noch der, der dieUnterwelt regiert den Singenden zu verneinen, sie rufen dieEurydike.- Umbras erat illa recentesinter et incessit passu de vulnera tardo. -Jene war unmittelbar zwischen den Schatten <strong>und</strong> ginglangsamen Schrittes, durch die W<strong>und</strong>e, einher.Hanc simul et legem Rhodopeius accipit heros,ne flectat retro sua lumina, donec Avernasexierit valles; aut inrita dona futura (esse).Der rhodopeische Held erhält diese zugleich mit derBedingung, dass er seine Augen nicht zurückwende, bis ernicht das Avernertal verlassen habe; dass das Geschenk sonstin Zukunft vergeblich sein werde.Tunc = damalslacrimis = (Abl. Instrumenti zuvictarum)fama est = es geht die K<strong>und</strong>e (+ AcIgenas maduisse)Eumeniden = „die Wohlgesinnten“,mitleidlose Rachegeistermaduisse = Inf. Perf. Akt.sustinet = 3. Sg. Praes. Ind. Akt.regit = 3. Sg. Praes. Ind. Akt.vocant = 3. Pl. Praes. Ind. Akt.erat = 1. Sg. Imp. Ind. Akt.Incessit = 3. Sg. Perf. Ind. Akt.simul et = zugleichRhodopeius = Adj. zu Rhodopeaccipit = 3. Sg. Praes. Ind. Akt.flectat = 3. Sg. Praes. Konj. Akt.retro = zurückdonec = bisAvernus = Kratersee bei Cumae(Kampanien); gilt als Eingang zurUnterweltexierit = 3. Sg. Futur II Ind. Akt.futura esse = AcI


55Carpitur adclivis per muta silentia trames,arduus, obscurus, caligine, densus opaca,nec procul afuerunt telluris margine summae.Der von dichter Dunkelheit ansteigende steile <strong>und</strong> dunkleWeg wird mit stummem Schweigen zurückgelegt, <strong>und</strong> siewaren nicht weit weg vom oberen Rand der Welt.carpitur = 3. Sg. Praes. Ind. Pass.adclivis = ansteigendarduus = steilcaligine = Dunkelheitopaca = schattig, dunkelprocul = weitafuerunt = 3. Pl. Perf. Ind. Akt.tellus summa = Erdoberfläche60Hic, ne deficeret, metuens avidusque videndiflexit – amans! - oculos – et protinus illa relapsa estbracchiaque intendens prendique et prendere certansnil nisi cedentes infelix arripit auras.Hier, befürchtend, dass sie ermüde, <strong>und</strong> begierig zu schauen,wandte er die Augen – liebend – <strong>und</strong> sofort glitt diese zurück,die Arme ausstreckend, sich bemühend gefasst zu werden,ergreift er, der Unglückliche, nichts ausser weichende Lüfte.Iamque iterum moriens non est de coniuge quiquamquesto suo.ne deficeret = Objekt zu metuensmetuens = Partizip Praesens Akt.videndi = Ger<strong>und</strong>iumflexit = 3. Sg. Perf. Ind. Akt.amans = Partizip Praesens Akt.relapsa est = 3. Sg. Perf. Ind. Pass.intendens = Ger<strong>und</strong>ivumprendi = Ger<strong>und</strong>iumcertans = Partizip Praes. Akt.nil = nichtscedentes = Partizip Praes. Akt.arripit = 3. Sg. Praes. Ind. Akt.est questa = 3. Sg. Perf. Ind. Pass.Und sogleich klagte sie ein zweites Mal sterbend, aber nichtetwa über den Gatten.Quid enim nisi se quereretur amatam (esse)?Was hätte sie denn klagen können ausser, dass sie geliebtworden sei?Supremumque „vale!“ - quod iam vix auribus illeacciperet – dixit revolutaque rursus eodem est.Und sie sagte ein letztes „Lebewohl“, das jener schon kaummit den Ohren aufnahm, <strong>und</strong> sank eben dorthin zurück.quereretur = 3. Sg. Imp. Konj. Pass.amatam (esse) = AcIsupremus = letzteracciperet = 3. Sg. Imp. Konj. Akt.dixit = 3. Sg. Perf. Ind. Akt.revoluta est = 3. Sg. Perf. Ind. Pass.eodem = ebendorthinZeilen 64-71 sind dem Buch zu entnehmen, es ist auch sehrunwahrscheinlich, dass diese an der Mündlichendrankommen, da der geschichtliche Hintergr<strong>und</strong> bzw. die hierbeschriebenen Sagen nicht gesichert sind.Orantem frustraque iterum transire volentemportitor arcuerat.portitor = Fährmann (Charon)arcuerat = 3. Sg. Plqp. Ind. Akt.75Den Bittenden <strong>und</strong> den vergeblichen Wunsch wiederum zuüberqueren (über den Styx), hatte der Fährmann abgewiesen.Septem tamen ille diebussqualidus in ripa Cereris sine munere sedit;cura dolorque animi lacrimaeque alimenta fuere.Dennoch sass jener sieben Tage schmutzig <strong>und</strong> ohneGeschenk der Ceres (ergo: Nahrung) am Ufer; die Sorge, dersedit = 3. Sg. Praes. Ind. Akt.fuere = eig. Fuerunt; 3. Pl. Perf. Ind.Akt.


Schmerz des Geistes <strong>und</strong> Tränen waren (seine) Nahrung.Esse deos Erebi crudeles questus, in altamse recipit Rhodopen pulsumque aquilonibus Haemum.questus esse = AcIrecipit = 3. Sg. Praes. Ind. Akt.pulsum = PPPEr klagte darüber, dass die Götter der Unterwelt grausamseien <strong>und</strong> zog sich <strong>und</strong> in das Rhodopengebirge <strong>und</strong> auf den,von Nordwinden geschlagenen, Haemus zurück.Notizen zum Text:• Die Rede des <strong>Orpheus</strong> gliedert sich in 4 Teile:◦ exordium: Einleitung (Zeilen 17-22)◦ narratio: Darlegung des Sachverhaltes (Zeilen 23-26)◦ argumentation: Beweisführung, argumentieren (Zeilen 27-31 od. 35)◦ peroratio: Schluss der Rede, Epilog (Zeilen 32 od. 36-39)• Die Einleitung dient dazu sanfte Affekte zu erwecken, d.h. für den Redner sollenSympathien erzeugt werden.• Die narratio <strong>und</strong> die argumentatio sind kurz, in einem sachlich <strong>und</strong> schlichtem Stilgeschrieben.• Im Gegensatz dazu ist der Schlussteil sehr emotional <strong>und</strong> voll von Pathos verfasst; dies siehtman beispielsweise beim starken Gebrauch von emotional angehauchten Adjektiven (locaplena timoris, silentia regni; Zeilen 29/30).• Die Rede des <strong>Orpheus</strong> ist gesungen; dies ist insofern wichtig, als dass <strong>Orpheus</strong> die Machtder Musik verkörpert.• Die Metamorphose des <strong>Orpheus</strong> findet erst nach unserem Textteil statt (siehe S.69 OvidBuch).

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