10NeWCOMerGesamtstruktur des Vorbereitungsdiensteshinreichend entfaltenkönnen.eine weitere Frage, dielandesweit überaus kontroversdiskutiert wird,bezieht sich auf die rolleder kernseminarleitungen.Diese stehen vor derHerausforderung, überfachlicheausbildung,die sich an Standardsorientieren muss, und personenorientierte Beratung ineinklang zu bringen. Damit verbunden ist zudem das risikoeiner allzu dichotomen Wahrnehmung seitens der referendarinnenund referendare: Fachleiter im Fachseminar alsausbilder und Beurteiler (=> wichtig) und Fachleiter imkernseminar als ausbilder und Berater (=> ???)Beitragsreihe zu den erfahrungen imVorbereitungsdienst nach der OVP 2011Ziel der insgesamt dreiteiligen Beitragsreihe in der ‚kaufmännischenSchule‘ ist es, gelungene reformelemente unddie Umsetzungsanstrengungen aller Beteiligten zu würdigen,aber auch Schwierigkeiten zu benennen sowie impulsefür weitere reformanstrengungen zu geben. es sollen alleunmittelbar Betroffenen mit ihren erfahrungen zu Wortkommen: die referendarinnen und referendare im besonderenMaße, die Fachleiter und Fachleiterinnen im Fachseminarund im kernseminar, die ausbildungsbeauftragtenund ausbildungslehrkräfte sowie Schul- und Seminarleitungen,die die Verantwortung für die ausbildung tragen.Die Berichte erhebenausdrücklich nicht denanspruch, repräsentativzu sein, sondern „leben“durch ihre subjektiveneindrücke, Schlussfolgerungenund empfehlungen.Die Vorgabender OVP lassen den Seminarenund Schulen vieleGestaltungsräume, diedurch das Ministeriumfür Schule und Weiterbildung(MSW) bislang sehroffengelassen wurden, sodass die einzelnen ausbildungsformatevielfältig umgesetzt wurden. Systematische evaluationsvorhabensind daher dringend geboten und werdenvom MSW und auch vom Landesprüfungsamt für ZweiteStaatsprüfungen geplant und durchgeführt.Das erste Wort gebührt den referendarinnenund referendarenDie wichtigsten Personen, die referendarinnen und referendare,sollen mit ihren erfahrungen und anregungen dieseBeitragsreihe einleiten und abschließen. Zunächst wird vonden erfahrungen in den drei Phasen ihrer ausbildungberichtet:1. Drei Monate ohne selbstständigen Unterricht in demüberaus komplexen System ‚Berufskolleg‘ orientieren –reicht das?2. 12 Monate Lernen und Leisten mit 14 Stunden im ausbildungsunterricht4 , von denen neun Stunden im SelbstständigenUnterricht abgeleistetwerden. Was wird wie in den unterschiedlichenausbildungsformatengelernt?3. Drei Monate – wiederum ohne selbstständigenUnterricht –, in denen dieLangzeitbeurteilungen von Seminarund Schule erstellt und ausgehändigtwerden und in denen die Prüfungsvorbereitungund -durchführung das Handelndominieren. Wie wurden Langzeitbeurteilungund die neue Staatsprüfung5 erlebt?Quelle: Annas-Sieler, D., Gerdes, R., in Schule <strong>NRW</strong>, Sonderausgabe Lehrerausbildung 01/2013, S. 10Für die kompetenzentwicklung ist diezweite Phase die entscheidende. Diesändert sich m. e. auch nicht gravierend,wenn die referendarinnen und referendarezukünftig (i. d. r. ab Frühjahr2015) in ihrem Masterstudium ein<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 03/13
NeWCOMer11Praxissemester absolvieren. Dies hat sicher auswirkungenauf die Orientierung im System und die dadurch geringere„anlaufzeit“ für die eigene entwicklung. Dass die referendarinnenund referendare mit Praxissemester sich aber aufeinem völlig anderen kompetenzniveau befinden, wenn siein den Vorbereitungsdienst starten, ist fraglich.Fachleiterinnen und Fachleiter im Fachseminarund im kernseminar / ausbildungsbeauftragte undausbildungslehrkräfteDiese Personengruppe gestaltet die Lehrerausbildung inder Praxis. insbesondere das neue Profil von Fachleiterinnenund Fachleitern im kernseminar und die erhebliche aufgabenerweiterungdes ausbildungsbeauftragten müssenausgeformt werden.in den Seminaren werden unter anderem die Handlungsfeldorientierungmit der Verzahnung von kern- und Fachseminarinhaltenund die personenorientierte Beratung mitCoachingelementen umgesetzt. Darüber hinaus haben sichdie anforderungen an die kooperation zwischen Seminarund ausbildungsschulen erheblich erweitert. 6 Zahlreichekooperationstreffen, die sowohl die curriculare arbeit anden ausbildungsprogrammen in den Blick nahmen, aberauch einer abgestimmten Beratungs- und Beurteilungspraxiszuträglich sein sollen, wurden und werden durchgeführt.Zentral ist aber auch hier, wie die erfahrenen Lehrerausbilderinnenund Lehrerausbilder die referendarinnen undreferendare in deren ausbildungsphasen erlebt haben. Wieblicken sie auf den ausbildungsprozess und wie beurteilensie das ergebnis?Schulleitungen, referendarinnen und referendare,die das letzte Wort haben sollenin einem dritten teil der reihe werden zunächst die Schulleitungeneinen Beitrag leisten. als ausbildungsverantwortlicheund abnehmer der ausgebildeten Lehrkräfte haben sieein vitales interesse an einer ausbildung, die im ergebnismotivierte, fähige und in ihrer Berufspersönlichkeit gestärkteLehrerinnen und Lehrer hervorbringt. Wie beurteilen siedas Spannungsfeld von Lernen und Leisten im referendariat.Welche erfahrungen haben sie in den Prüfungengemacht? Das sind nur einige von vielen interessantenFragen. Zum Schluss sollen noch einmal die referendarinnenund referendare zu Wort kommen und mit etwasabstand zu ihrer ausbildungdie für sie zentralenempfehlungen für weiterereformen artikulieren.allen, die ihre erfahrungenund empfehlungen für dieweitere Diskussion zurVerfügung stellen, gebührtein herzlicher Dank!Ingo SchaubLeiter des Seminars für dasLehramt an Berufskollegsim ZfsL KölnIngo Schaub1) Oelkers, J., zitiert von Wehrhöfer, U., in Schule <strong>NRW</strong> Sonderausgabe Lehrerausbildung01/2013, S. 6.2) Lerntheoretisch ist es nicht denkbar, dass sich kompetenzorientierteEntwicklungsbemühungen nicht an der individuellen (Berufs-)Persönlichkeitorientieren.3) Vgl. König, E., in Schule <strong>NRW</strong>, Sonderausgabe Lehrerausbildung 01/2013,S. 14 ff.4) Dabei ist das Ausbildungsprogramm der jeweiligen Schule zu beachten5) Vgl. Brinkmann, H., Kropp, U., in Schule <strong>NRW</strong>, Sonderausgabe Lehrerausbildung01/2013, S. 20 ff.6) Vgl. Linnerz-Anselm, G., Morell, V. ebd. S. 23 ff.rEFErENDArIAT gEMÄSS DEr oVp 2011 – ErSTE ErFAHrUNgEN AUS KöLNHIEr: rEFErENDArINNEN UND rEFErENDArE18 Monate Vorbereitungsdienst für das Lehramt anberufskollegs – was hat das mit und aus mir gemacht?Meine erwartungen an das referendariat für das Lehramtan Berufskollegs waren groß. ich wollte etwas ändern,meiner beruflichen entwicklung eine neue Sinnhaftigkeitgeben, mit jungen Menschen an ihrer (vor-)beruflichenentwicklung arbeiten. endlich wieder selber etwas lernen,mich weiterentwickeln.Nachdem ich den entschluss gefasst hatte, dass ich injedem Fall den Vorbereitungsdienst antreten wollte, stelltesich mir ende 2010 die nächste Frage: Wann sollte ich denVorbereitungsdienst beginnen? Bereits im Februar 2011(24 Monate referendariat) oder erst im November 2011 (18Monate referendariat)? Für mich war damals ganz klar:natürlich im November 2011. ich dachte, so würde ichmehr „sparen“. Sparen an Zeit und sparen an geringereneinkünften, da ich schon nach anderthalb Jahren wiedervoll verdienen würde und im Vorfeld noch ein halbes Jahrvoll verdiente. Jetzt – am ende des ersten verkürzten Vorbereitungsdienstes– würde ich meine damalige entscheidungnoch mal genau überdenken.<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 03/13