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DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE - vLw NRW eV

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8aktUeLLeSlich und offen zu fragen, wird die Person möglicherweiseinnehalten und nachsinnen, was mit ihr eigentlich los ist. ihrwird vielleicht bewusst, dass sie wahrgenommen wird unddass es nicht egal ist, wie sie wirkt. Sie fühlt sich bestenfallswertgeschätzt und kann ein alternatives Verhalten entstehenlassen. Wie aber kommen Sie selbst vom Ärger zur Offenheitund zum freundlichen Fragen?realisieren Sie, dass es ihre Gedankenkreise sind, die ihnenoft suggerieren, die Person wolle mit ihnen nichts zu tunhaben bzw. Sie geringschätzt. Solange Sie nicht gefragthaben, können Sie nicht wissen, ob die Gedanken bzw. dieUnterstellungen „wahr“ sind. Dann fühlen Sie, wie möglicherweisemit den Gedanken ihr adrenalinspiegel ansteigt. es istnicht die andere Person, die den adrenalinhahn in ihnenanstellt, sondern es gibt eine reizung in ihnen selbst, die diesbefördert. Die andere Person mag die reizung auslösen,entzündet hat sie sich aber in ihnen.Diese erkenntnis öffnet Sie zuerst für die Frage: Was braucheich selbst zum „runterkommen“? Und dann für die zweiteFrage: Was motiviert oder veranlasst die andere Person,reizungen auszulösen? ist sie sich dessen bewusst? Wie gehtes ihr eigentlich?Wenn Sie sich selbst zuerst beruhigen und wieder „Bodenhaftung“haben, wird ihr ton angemessen sein und ihnenwerden wie von selbst die passenden Worte einfallen, um diePerson anzusprechen.Sie haben ihren Ärger ernst genommen und anstatt sich vonihm beherrschen zu lassen, haben Sie zunächst auf sichgeschaut: Was brauche ich, um „runterzukommen“. Dannhaben Sie sich für das Handlungsmotiv des anderen interessiertund erleben können, dass zwischen ihnen eine konstruktiveinteraktion entstehen konnte.3. Ärger kann auf neue Wege führen!Natürlich ist es nicht immer möglich, mit dem reizauslösendenVerhalten von Menschen in ein erörterndes oder aufschließendesGespräch zu kommen. Stellen Sie sich vor, Sieärgern sich über das auftreten des Dezernenten, der nurgelegentlich in die Schule kommt (Sie haben keinen regelmäßigenoder unmittelbaren kontakt zu ihm).Wenn kein Miteinander realisierbar ist, haben Sie es bei dereigenen Ärgerreaktion immer noch zuerst damit zu tun, sichselbst zu beruhigen. erst danach können Sie entweder durchsystematisches reflektieren versuchen, das Handlungsmotivder anderen Person zu verstehen (ohne es zu rechtfertigenoder zu verurteilen) oder Sie erleben, dass Sie• eine andere Sicht der Dinge haben,• ein anderes Auftreten wählen würden,• einen anderen Weg einschlagen,• andere Methoden der Vermittlung wählen würden, usw.Diese eigene andersartigkeit können Sie nur registrieren aufdem Hintergrund des Verhaltens der anderen Person, welchesSie geärgert hat. insofern hat die reizung der Person und derÄrger, der in ihnen entstanden ist, dazu geführt, eigenesVerhalten, Denken, Fühlen und entscheiden neu zu entdeckenund vielleicht neu zu gewichten.Für die entdeckung neuer Wege, die auch kompetenzerweiterungensind, braucht es reibungen. Damit aber einneuer Weg entsteht, ist es unabdingbar, eine reflektierendeHaltung einzunehmen.4. Ärger hilft, für sich selbst zu sorgen und kreativzu bleiben!Wenn wir uns der Ärgerdynamik überlassen, verharren wir inder reibung des reizes und gehen schier in ihr unter. Dannhaben wir nicht den Ärger, sondern der Ärger hat uns undbeherrscht uns mit der Folge, dass wir gedanklich „auf derStelle treten“ und uns gefühlsmäßig immer weiter „versteinern“.Die Folge können physische erkrankung, Burn-outoder Vereinsamung sein.Deshalb hilft frühzeitig erkannter Ärger, dass wir• aufmerksam werden; wir sind Reizungen ausgesetzt, dieuns stören,• für uns selbst sorgen, indem wir durch „Runterkommen“ diereizung bannen bzw. uns aus dem Wirkfeld ziehen,• unsere Reizbarkeit reflektieren und uns nachhaltig schützenlernen,• mit der Person, von der aus wir Reizungen erleben, insGespräch kommen und dadurch evtl. ihr und uns einen tiefereneinblick in die innere Verfasstheit verschaffen,• alternative Gedanken, Gefühle und Verhalten entdecken,• bewusst wahrnehmen und lernen, wie wir immer mehr vonuns selbst und über Mitmenschen erfahren und dadurchlebenskompetenter werden.Haben Sie Fragen?Mechthild.Mertens@web.deDipl.-Sozialarbeiterin und selbstständige Supervisorin(DGSv), Mediatorin und Organisationsberaterin.*) Im Fließtext des Artikels wird der Einfachheit halber immer von Ärgergesprochen, darunter aber die anderen destruktiven oder eskalierendenReaktionen wie Unzufriedenheit, Abneigungen, Wut und Hass subsumiert. Esgeht primär darum, die Dynamik, die sich stets „gegen“ etwas richtet,verstehbar werden zu lassen. Der Grad der Eskalationsdynamik ist natürlichin einer Verfasstheit von Wut stärker als in der von Ärger. Je nach Erscheinungsformund Eskalationsgrad ist daher zwischen Ärger, Wut und Zorn zuunterscheiden. Den verschiedenen Formen liegen aber in der sozialen Interaktionhäufig gleiche Reaktionen und Wirkrichtungen zugrunde. Diese sindeinmal das Erleben, der andere verhalte sich „falsch“ (nicht den eigenenErwartungen entsprechend) und zum anderen das sukzessive Aussteigen ausdem gemeinsamen Kontakt, und auch Gedanken und Gefühle, die sich imKreis drehen und Körperreaktionen, die sich verhärten.<strong>DIE</strong> <strong>KAUFMÄNNISCHE</strong> <strong>SCHULE</strong> 03/13

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