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Basisdaten_Nationalpark.pdf157.36 KB - Hohe Tauern

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<strong>Basisdaten</strong> zum <strong>Nationalpark</strong> <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong>(Gesamt, Kärnten, Salzburg, Tirol)Stand 20111. Größe:Kernzone (km²) Außenzone (km²) Gesamt (km²)Salzburg 538 267 805Kärnten 327 113 440Tirol 347 264 611Gesamt 1.198 638 1.856Kärnten: inkl. Erweiterungsgebiet Fleiß 2011Mit 1.856 km² größtes Schutzgebiet in den europäischen Alpen:– Die größte noch weitgehend unberührte, geschützte Naturlandschaft im Alpenraum imHerzen Europas in Verbindung mit einer landschaftsästhetisch herausragendenKulturlandschaft (Außenzone)– Der NPHT umfasst, in einer West-Ost-Erstreckung von über 100 km und in einer Nord-Süd-Erstreckung von 40 km, Höhenlagen zwischen 1000 m in den Tälern und 3798 m amGipfel des Großglockners, dem höchsten Berg Österreichs und der Ostalpen.– Repräsentativer Ausschnitt der Ostalpen mit 266 Berggipfel über 3.000 Metern darunterGroßvenediger, <strong>Hohe</strong>r Sonnblick und Ankogel.2. Besucherzahlen:<strong>Nationalpark</strong>besucherSommer 2003 (Mai bis Oktober)Salzburg 1.130.000Kärnten 170.000Tirol 450.000Gesamt 1.750.000Salzburg: ohne Großglockner Hochalpenstraße (ca. 1 Mio. Besucher)Kärnten: ohne Großglockner Hochalpenstraße (ca. 1 Mio. Besucher), ohne Mautstraße Maltatal und ohneBIOS-Mallnitz3. Teilnahme an Aktivitäten– Netzwerk alpiner Schutzgebiete– Partnerschaft mit den <strong>Nationalpark</strong>s Triglav (SLO) und Les Ecrins (F)– Mitglied Europarc Federation- Motor der wirtschaftlichen Entwicklung in der Region (Kooperationen und Partnerschaften)– Schulpartnerschaften mit Volks- und Hauptschulen, sowie AHS und BHS in der<strong>Nationalpark</strong>region– Partnerschaft mit dem Österreichischen Alpenverein- 1 -


– Weberknechte: Nemastoma triste, Paranemastoma bicuspidatum, Ischyropsalis kollari:Endemiten der Ostalpen– Käfer: Amaria alpicola, Chrysolina latecincta, Phyllotreta ziegleri: Endemiten der Ostalpen– Schmetterlinge: Weißpunktierter Mohrenfalter Erebia claudina (RLÖ 4) : ÖsterreichischerEndemit, am Rande des östlichen Teils des NP <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> vorkommend. Crocotaniveata, Cauchas chrysopterella, Coleophora derasofasciella: Endemiten der Ostalpen6. Erhaltung bzw. Schaffung von LebensräumenNatur und KulturEnge Verzahnung von ungestörter Natur (Kernzone) mit nachhaltig und traditionellgenutzter und gepflegter Kulturlandschaft (Außenzone), insbesondere der Almen undBergmähder. In Jahrhunderte langer bergbäuerlicher Arbeit entwickelte sich hier einespezifische, artenreiche Kulturlandschaft mit traditionellen Bauformen (Almhütten,Holzzäunen, Lesesteinmauern) und angepassten Haustierrassen (Pinzgauer Rind,Noriker, gamsfärbige Pinzgauer Ziege, <strong>Tauern</strong>scheckenziege)Viele Schmetterlinge sind von extensiven Bewirtschaftungsmethoden stark abhängig(extensive Almweide, extensive Nutzung von Bergmähdern). In diesen blumenreichenoffenen Lebensräumen finden sie als wärmebedürftige Tierarten die für ihre Entwicklunggeeigneten mikroklimatischen Bedingungen und eine große Vielfalt an Nährpflanzen für ihreRaupen sowie Nektarquellen für die Imagines vor. Bei extensiver Bewirtschaftung (größereAbstände zwischen den Mahdzeitpunkten) haben die Raupen auch meistens genug Zeit, umihre Entwicklung zu vollziehen. Ohne traditionelle extensive Bewirtschaftung kommt es zumZuwachsen insbesondere der mittleren Hanglagen, wo ein Großteil der Schmetterlingsartenvorkommt, was zu einem drastischen Rückgang der entsprechenden Bestände führt.7. Intakte Populationen, LebensräumeRaum für ungestörte Evolution – landschaftsformende DynamikDurch die Größe und Ungestörtheit des Gebiets wird ein repräsentativer Ausschnitt derAlpenflora und –fauna geschützt und dadurch sind bei diesem alpinen Genpoolökologisch/evolutive Prozesse möglich, die langfristig das Überleben und dieWeiterentwicklung alpiner Arten sichern.Die Größe des Gebiets lässt dynamische, landschaftsformende Prozesse wie Lawinen,Bergstürze, Gletscherstürze und die damit verbundenen Sukzessionsprozesse zu.Im Tiroler Anteil gibt es insgesamt 65 Vegetationsgesellschaften mit zahlreichenUntergesellschaften und Assoziationen.Für Wirbeltiere und Wirbellose gilt, dass im <strong>Nationalpark</strong> die charakteristischenArten noch durchwegs in vitalen Populationen vorliegen.Arten, die anderswo bereits als hochgradig gefährdet gelten, finden hier oft nochentsprechende Habitate und sind noch zahlreich vorhanden. Dies trifft zum Beispiel bei denLibellen auf die Alpen-Mosaikjungfer Aeshna caerulea zu.Der NP <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> trägt auch eine große Verantwortung für die Erhaltung zahlreicherSchmetterlingsarten. Dabei handelt es sich meist nicht um ausschließlich alpine Arten, diezumeist noch wenig gefährdet sind, sondern um Arten, die ursprünglich viel weiter verbreitetwaren, in außeralpinen Teilen Europas heute jedoch stark gefährdet sind. Im NP <strong>Hohe</strong><strong>Tauern</strong> finden sie lokal noch geeignete Bedingungen und bilden dort z. T. größerePopulationen. Beispiele dafür sind die folgenden „plakativen“ Arten:– Hochmoorgelbling Colias palaeno (RLÖ 3) und Hochmoor-Bläuling Plebeius optilete(RLÖ 3): In Hochmooren des Voralpenlandes stark gefährdet bis ausgestorben, inZwergstrauchheiden der Zentralalpen noch gut vertreten.- 4 -


– Thymian-Ameisen-Bläuling Maculinea arion (RLÖ 4, FFH IV): Im Voralpenland starkgefährdet bis ausgestorben, in extensiv bewirtschafteten Almweiden und Bergmähdern derZentralalpen noch gut vertreten.– Skabiosen-Scheckenfalter Euphydryas aurinia (RLÖ 4, FFH II): Im Voralpenland starkgefährdet bis ausgestorben, in extensiv bewirtschafteten Almweiden, Bergmähdern undalpine Rasen der Zentralalpen (Unterart debilis) noch gut vertreten.– Schwarzer Apollo Parnassius mnemosyne (RLÖ 3, FFH IV): Im Voralpenland starkgefährdet bis ausgestorben, in eher frischen, extensiv bewirtschafteten Almweiden undoffen gehaltenen Hochstaudenfluren (z. B. durch regelmäßige Lawinenaktivität) derZentralalpen lokal vertreten.– Apollo Parnassius apollo (RLÖ 4, FFH IV): Im Voralpenland stark gefährdet bisausgestorben, in eher trockenen, extensiv bewirtschafteten Almweiden, Bergmähdern und„Lawinarrasen“ auf kalkreichem Untergrund der Zentralalpen noch gut vertreten.8. Anzahl PressemeldungenZahlreich: TV, Radio, Kooperation mit ORF-Radio Salzburg, Kooperation mit Radio Osttirol,Online-Medien, Internetauftritt unter www.hohetauern.at, Printmedien, hauseigenes Magazin"<strong>Tauern</strong>blicke" drei mal jährlich mit Sonderausgaben zu bestimmten Anlässen,Kulturmagazin "Tauriska"9. Bekanntheitsgrad (Resultate von getätigten Umfragen):Meinungsumfrage 2002: der <strong>Nationalpark</strong> <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> ist der bekannteste <strong>Nationalpark</strong> inÖsterreich. Spontan konnten 63 % der Österreicher und Österreicherinnen den <strong>Nationalpark</strong><strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> nennen; an zweiter Stelle folgen mit jeweils 18 % der <strong>Nationalpark</strong> Donauauenund der <strong>Nationalpark</strong> Neusiedlersee.10. Ökonomische EffekteNach einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstitutes 1998 für die <strong>Nationalpark</strong>region inSalzburg ist der ausgelöste Gesamteffekt der NP-Ausgaben doppelt so hoch wie dieursprünglichen. Der Multiplikator beträgt 1,94, im Vergleich jener beim Straßenbau u.Baubranche nur 1,51.Besonders stark profitieren das Bauwesen, Dienstleistungen, Forschung und Entwicklung.Durch das Engagement des <strong>Nationalpark</strong>s eröffnet sich der Zugang zu neuenFörderungsmöglichkeiten für die NP-Region wie z.B. Leader +, Life, Interreg.Für den Tiroler Anteil ergab eine Studie aus dem Jahr 2003 eine direkte regionaleBruttowertschöpfung von rd. 2,65 Mio. EURO und eine indirekte Wertschöpfung von 1,38Mio. EURO.11. Kilometer Wanderwege, LehrpfadeWanderwege (km)Lehrpfade/LehrwegeSalzburg 2.080 29Kärnten 878 17Tirol 450 1612. Infozentren und andere Einrichtungen zur BesucherbetreuungKärnten: 1 <strong>Nationalpark</strong>haus (Großkirchheim), 4 Infostellen (Wilhelm-Swarovski-Beobachtungswarte, <strong>Nationalpark</strong>-Informationen Heiligenblut und Malta, BIOS Mallnitz)Salzburg: 1 <strong>Nationalpark</strong>zentrum Mittersill, <strong>Nationalpark</strong>-Werkstatt in Hollersbach,Hochalpine Forschungsstation Wilfried Haslauer-Haus, 10 InfostellenTirol: 1 <strong>Nationalpark</strong>haus, 4 Infostellen, 2 Häuser der Kultur und Begegnung- 5 -


13. Besucher ZufriedenheitZahlreiche Besucherbefragungen ergaben ein besonders erfreuliches Bild mit einer sehrhohen Zufriedenheit. Nach einer Gallup-Umfrage im Jahr 2003 wurden Qualität undErlebniswert der angebotenen Programme auf der Schulnotenskala von 1 – 5 mitdurchschnittlich 1,4 beurteilt.14. Größe des Wasser-EinzugsbereichesPark der stürzenden Wasser und Seen – „Wasser <strong>Nationalpark</strong>“Die Landschaft wird von Wasser in Form von Gletschern, Gletscherbächen, Wasserfällen oderGebirgsseen geprägt. Der <strong>Nationalpark</strong> umfasst 279 Bäche, davon 57 Gletscherbäche, 26bedeutende Wasserfälle (die weltberühmten Krimmler Wasserfälle stürzen in drei Stufenüber 400 m in die Tiefe), 10 Klammen.Im <strong>Nationalpark</strong> <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> gibt es 551 Seen mit einer Größe zwischen 27,03 ha und 35m² Meter (Amtliche Karte 1:50.000 und Orthophotos Befliegung 2003). Davon sind 131 miteinem (amtlichen) Namen versehen.Seen in der Kernzone Seen in der Außenzone GesamtSalzburg 140 60 200Kärnten 123 15 138Tirol 122 91 213Gesamt 385 166 551– Größter See: Kratzenbergsee im Hollersbachtal mit 27 ha– Tiefster See: Schwarzsee, Lungau mit 56,8 m– Höchstgelegener Seen: Eissee im Stubachtal am Hochfürlegg in 2943 m– Periodische Seen: Schödersee, 1450 m im Großarltal– Sandersee: im Vorfeld der Pasterze mit weitverzweigtem Rinnensystem und Deltabildung.Rezente GletscherEtwa 130 km² des NPHT sind derzeit vergletschert. Die 342 Gletscher sind mit allenGletschertypen vertreten und allgegenwärtige, visuell herausragende Landschaftselemente.Der tiefstherabreichende Gletscher ist das Boggeneikees, der vom Teufelsmühlkees gespeistwird. Er reicht bis auf 1750 m herab. Eine Besonderheit sind die 126 Blockgletscher, davon67 aktive in der Schobergruppe, eine auffallende Erscheinung des alpinen Permafrostes.Auch heute kann die landschaftsformende Wirkung der Gletscher beobachtet werden.Größter Gletscher der OstalpenDie Pasterze ist mit ihrer einer Länge von 7,5 km und einer Fläche von 18,5 km² (Zahlen2002) der größte Gletscher der Ostalpen. Sie ist ein herausragendes Beispiel für einenalpinen Talgletscher in dessen Umgebung eiszeitliche Landschaftsformen und allebiologischen Sukzessionsstufen der Wiederbesiedelung des Gletschervorfeldes zubeobachten sind. Von besonderer Bedeutung ist die riesige, in ihrem Vorfeld durchFrostverwitterung und Kalklösung aus Kalkglimmerschiefern entstandene periglazialeSanderfläche.- 6 -


15. sonstige relevante Informationen<strong>Tauern</strong>fensterDieses einzigartige tektonische Fenster, gibt Einblick in das tiefste tektonische Stockwerkder Alpen, das Penninikum, und ist in seiner Größe und Form einmalig auf der Welt. DieEntdeckung des <strong>Tauern</strong>fensters 1903 war der Schlüssel für das Verständnis desgeologischen Baus der Ostalpen.Großer Mineralienreichtum – abwechslungsreiche GesteineBisher wurden im Bereich der <strong>Hohe</strong>n <strong>Tauern</strong> mehr als 200 Mineralien nachgewiesen.Besonders bedeutsam für die Entstehung verschiedener Mineralien sind die zahlreichen„Alpinen Klüfte“, sog. Zerrklüfte die im Zuge der Hebung in der Spätphase derGebirgsbildung vor 20 bis 5 Millionen Jahren entstanden sind. Spektakuläre und internationalbedeutende Stufen, z.B. die bekannten Riesenbergkristalle im Haus der Natur! <strong>Tauern</strong>gold:zu den alpinen Klüften zählen auch die „Goldquarzgänge“, die v.a. im Bereich der SonnblickundGoldberggruppe auftreten.Auch die Gesteine sind durch einen Wechsel von Silikat- und basischen Gesteinen sehrabwechslungsreich. Der Prasinit des Großglockners z.B. ist aus einem Basalt desOzeanbodens entstanden.Vollständiges Inventar glazialer LandschaftsformenDas Relief der <strong>Hohe</strong>n <strong>Tauern</strong> wurde während der Eiszeit von riesigen Gletschern geformt undgeprägt, deren Spuren allgegenwärtig sind: Kare, Karseen, Karlinge, Rundhöcker,Gletscherschliffe, Trogtäler und Hängetäler. Infolge des geringeren Niveaus gegenüber denWestalpen kam es zu mehrmaliger Ver- und Entgletscherung und damit verbunden durchstärkere Erosion zu ausgeprägterer Formenbildung.16. Historischer Rückblick - EntstehungSchon seit Beginn unseres Jahrhunderts hat es Bemühungen gegeben, in den <strong>Hohe</strong>n <strong>Tauern</strong>einen <strong>Nationalpark</strong> zu schaffen. Bereits 1909 und 1910 wurde erstmals von mehrerenNaturschutzorganisationen die Errichtung eines „Naturschutzparkes“ im Alpenraumgefordert. Kurz darauf wurde in Stuttgart der „Verein Naturschutzpark“ mit dem Zielgebildet, großflächige Naturlandschaften zu einem <strong>Nationalpark</strong> zu erklären.War es dem „Verein Naturschutzpark“ vorbehalten, Flächen auf der Salzburger <strong>Tauern</strong>seitezu erwerben, so gelang es dem Oesterreichischen Alpenverein, im Jahre 1918 etwa 4.000 haGrundflächen im kärntnerischen Glocknergebiet und rund 20 Jahre später 28.000 ha aufTiroler Seite des Glockner- und Venedigergebietes zu erwerben. Bereits 1939 wurde in Lienzund in Spittal ein Entwurf für die Errichtung eines „Naturschutzgebietes <strong>Nationalpark</strong> <strong>Hohe</strong><strong>Tauern</strong>“ ausgearbeitet und aufgelegt.Ende der 50er Jahre und in den 60er Jahren verstärkten sich die Initiativen zur Schaffungdes <strong>Nationalpark</strong>es <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> und fanden auf breiter Basis statt.Im Naturschutzjahr 1970 wurden erstmals gemeinsame Schritte zur Errichtung des<strong>Nationalpark</strong>es <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> durch die Bundesländer Kärnten, Salzburg und Tirol eingeleitet.Diese Bemühungen gipfelten schließlich in der Vereinbarung von Heiligenblut vom 21.Oktober 1971. Durch die sogenannte „Heiligenbluter Vereinbarung“ war die Errichtung eines<strong>Nationalpark</strong>es in den <strong>Hohe</strong>n <strong>Tauern</strong> nicht bloß mehr eine Wunschvorstellung verschiedenerprivater Organisationen und einzelner Verwaltungsorgane, sondern hob sich damit auch zueiner offiziellen politischen Zielvorgabe.- 7 -


Während sich die Länder Kärnten und Salzburg bedingungslos zur Einrichtung des<strong>Nationalpark</strong>es <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> bekannt haben, machte das Bundesland Tirol dies von einergleichzeitigen Installierung eines regionalen Entwicklungsprogrammes abhängig. Weitersdurfte aus Tiroler Sicht die Wasserkraftnutzung für energiewirtschaftliche Zwecke undinsbesondere der Ausbau des Projektes „Dorfertal“ nicht behindert werden.Diese Vorbehalte waren Ausdruck großer Bedenken der berührten Osttiroler Gemeinden undder jeweiligen Tourismusverbände gegen die Schaffung eines <strong>Nationalpark</strong>es <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong>.Energiewirtschaftliche Interessen, geplante schitouristische Erschließungsmaßnahmen undder Widerstand einzelner Gemeinden und Grundbesitzer verhinderten so lange Zeit dieVerwirklichung eines großen, weit in die Zukunft weisenden raumpolitischen Vorhabens.Durch intensive Aufklärungsarbeit über zwei Jahrzehnte hinweg und unter Berücksichtigungder Wünsche der örtlichen Bevölkerung konnte allmählich eine positive Stimmung für den<strong>Nationalpark</strong> <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> erreicht werden.Während Kärnten 1981 und Salzburg 1983 Teilgebiete zum <strong>Nationalpark</strong> erklärten, war inTirol der Widerstreit zwischen Großkraftwerk und <strong>Nationalpark</strong>, also zwischen Ökonomie undÖkologie, noch voll im Gange. Erst als 1987 die Bewohner der vom KraftwerksprojektDorfertal hauptbetroffenen Gemeinde Kals am Großglockner, hier insbesondere die KalserFrauen, gegen die Pläne der Energiewirtschaft votierten, nahm die über mehrere Jahrzehnteandauernde Diskussion „<strong>Nationalpark</strong> oder Kraftwerk“ eine zugunsten des <strong>Nationalpark</strong>esglückliche Wende. Die maßgebliche Meinungsbildung der Frauen soll sogar unter anderenLandeshauptmann Eduard Wallnöfer zum Ausspruch „Mit den Weiberleuten möchte ich michnicht anlegen“ verleitet haben.Durch die Erklärung von Wirtschaftsminister Robert Graf vom 30. März 1989, wonachseitens des Bundes an der Verwirklichung des Kraftwerkbaues „Dorfertal“ nicht mehrfestgehalten werde, hat das Land Tirol auf diese geänderte Situation rasch reagiert und dieWeichen für den <strong>Nationalpark</strong>anteil Tirol gestellt.So beauftragte der Tiroler Landtag in seiner Sitzung vom 5. Juli 1989 die Landesregierung,ein entsprechendes <strong>Nationalpark</strong>gesetz auszuarbeiten und dem Landtag zurBeschlußfassung vorzulegen. Gleichzeitig erging auch der Auftrag des Tiroler Landtages andie Landesregierung, ein „Regionales Entwicklungsprogramm“ für die vom <strong>Nationalpark</strong>berührten Gemeinden auszuarbeiten.Mit dieser Entschließung war der Weg frei für die Errichtung einesdreiländerüberschreitenden <strong>Nationalpark</strong>es <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong>.Die Schaffung von Gesetzen spiegelt auch die Kultur eines Volkes wider. Basisdemokratie istein besonders wertvolles Zeichen für Konfliktfähigkeit, Toleranz und gegenseitige Achtung.So kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die Gesetzeswerdung für den <strong>Nationalpark</strong><strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> von einer äußerst basisdemokratischen Vorgangsweise geprägt war. Inzahlreichen Diskussionen und in einem eigens durchgeführtenBürgerbegutachtungsverfahren konnte die „betroffene“ Bevölkerung aktiv an derGesetzeswerdung mitarbeiten.- 8 -


Diese praktizierte Basisdemokratie spiegelt auch eine gewisse Grundeinstellung zurSchaffung von Schutzgebieten wider. Denn dem <strong>Nationalpark</strong> <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> ist langfristig nurein Fortbestand gesichert, wenn dieser auch von der Bevölkerung vor Ort „mitgetragen“ wirdund dadurch volle Akzeptanz genießt.Am 9. Oktober 1991 wurde, getragen von einer breiten politischen Basis, das Tiroler<strong>Nationalpark</strong>gesetz <strong>Hohe</strong> <strong>Tauern</strong> durch den Landtag beschlossen und trat mit 1. Jänner 1992in Kraft.Zwanzig Jahre nach der Unterzeichnung der „Heiligenbluter Vereinbarung“ ist eine IdeeWirklichkeit geworden. Die Länder Kärnten, Salzburg und Tirol haben in den <strong>Hohe</strong>n <strong>Tauern</strong>somit den größten <strong>Nationalpark</strong> Mitteleuropas geschaffen.- 9 -

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