Johannes De Monte-Snyder - Metamorphosis Planetarum

Johannes De Monte-Snyder - Metamorphosis Planetarum Johannes De Monte-Snyder - Metamorphosis Planetarum

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13.07.2015 Aufrufe

Jo. <strong>De</strong> <strong>Monte</strong>–<strong>Snyder</strong>s<strong>Metamorphosis</strong><strong>Planetarum</strong>.Das ist:Eine wunderbarlicheVeränderung<strong>De</strong>rPlanetenUndMetallischen GestaltenIn ihr erstes Wesen, mit beijgefügtem Proceß undEntdeckung der dreijen Schlüssel,so zu Erlangung der dreij Principien gehörig,und wie dasUniversale GeneralissimumZu erlangen. 2


Joh. <strong>De</strong> <strong>Monte</strong>–<strong>Snyder</strong>sVorrede,Günstiger Leser:Nachdem es Gott dem Allmächtigen nunmehro in diesen letztenZeiten, seine Gnade sowohl über die Unfrommen als über dieGerechten regnen zu lassen, gefällig, und seine geheimeverborgene Weißheit in alle Welt auszubreiten entschlossen, undzu dem Ende seinen heiligen Engel ausgesandt, um durch einenPosaunenschall aller wahren Philosophen Geist, so da bißherogleichfalls in einem tieffen Schlaff verstrickt geruhet, und in dasinnerste dieser Welt verborgen gewesen, zu erwecken, mit demausdrücklichen Befehl, selbigen Geist auf andere zu regen: Als istdie Zeit nunmehro kommen, nicht daß die verstorbenePhilosophi mit ihren Leibern sichtbarlich auferstehen sollen,sondern daß nur dero Geist erweckt, und aus Gnaden auf anderegelegt würde, damit die Güte des Allerhöchsten in aller Weltbekannt, und die Weißheit allen denjenigen, welche dieselbeacceptiren wollen, ohne Unterschied, non prævisis meritis,bekannt würde.Weil nun vor dißmahl das Lob auf mich den allerunwürdigstengefallen: So werde ich angetrieben, ohne Verzug den Willen desAllerhöchsten in rechter Warheit zu vollbringen, zu dem Ende 3


ich dann im Namen meines Gottes als ein Säemann denUniversal-Samen, so mir der philosophische Geist mitgetheilt, inaller Welt auf steinichten, sandichten, hecklichten, Frucht- undunfruchtbaren Felderen zu säen gesonnen bin, auf daß sich derFromme und Unfromme keines weges hoc tempore gratiæ widerGott beklagen möge. Und damit ich nun meinen Beruff vor allerWelt beweise, und bekannt mache, daß aus Geheiß GOttes allerPhilosophen Geist durch mich redet, und daß mir durch denGeist Gottes die Schlüssel des Himmels und der Höllenanvertraut sind, demonstrire: Als ist es hochnötig, daß ich diemateriam selbst, den auf- und zuschliessenden Schlüssel an Tagbringe, wodurch die Geheimnüß dieser Welt, die Gebährmütteraller Naturen eröffnet, alle Ding beschwängert, und zu der Geburtbefördert werden.Ehe ich aber meine Vocation durch aller Planeten Zeugnüßdemonstrire, so werde ich zuvor zu Erleuterung meines <strong>De</strong>Elementis Magicis ausgelassenen Büchleins von den dreijenElementalischen, Irrationalischen, Mineralischen Welten einehochwichtige Sache entdecken, darinne ich die materiam debitamin veritate veritatis eigentlich und deutlich abbilden werde, mitBitte, der geneigte Leser wolle sich das Ansehen und Wenigkeitmeiner Person von der Lection dieses Büchleins nichtabschrecken lassen, sondern mit allen Sinnen aufmercken auf dieFigur, und nicht auf das figurirte Ding: dann ich statuire allhierDreij Irrationalische Welten, in welchen alles beruhet, deren einedie Zweij anderen gebohren hat. Ich setze meinen linken Fuß aufdie eine Geburt der grossen Welt, und stelle meinen rechten Fußauf die andere Hermaphroditische Welt und dero Figur tanquamMicrocosmum universalem irrationalem ac mineralem, und ichsitze mit meinem Hindern auf dieser beider Mutter, qui est 4


Globus terræ, und also sitzend strecke ich meine Arme aus gegenMittag und Mitternacht, und rühre mit meinen Händen descrijstallinischen gläntzenden Himmels beide grosse Lichter, undich schwere beij dem allerhöchsten Schöpffer aller Dinge, daß ichdie Wahrheit vor diesem in meinem Tractatu geschrieben, auchjetzo in dieser Beschreibung weiters an Tag bringen werde, denEckstein, daran sich so viel Tausend gestossen, und geärgert,worauf alle wahre Philosophi gedeutet ; ich sage wahrePhilosophi, weil auch vieler falschen Leute Schrifften vorwahrhafftig oder doch vor klar gehalten und ästimiret werden, dadoch der mehrere Theil gar nichts gewust, oder doch gar weniggeschrieben, welches den suchenden oder irrenden Liebhaberenersprießlich seijn möchte. Und obwohl mir nicht verboten, diesezu benennen, so will ich dannoch zu Verhütung grösserAergernüß solches fahren lassen, und mich nur bemühen, dirnicht alleine durch die dreij Welten die wahre Materiam, sondernauch nachgehends durch die Abwechselung der Planeten, undsonsten den ganzen Verfolg, wie ich denselbigen wahr befunden,(darob ich mich jetzo nicht rühmen soll), vorbilden ; <strong>De</strong>rohalbenwende dich zu der Wahrheit, und stelle die Vielheit deinerBücher auf seite, dann die wahren Philosophischen Bücher sinddurch viel tausend Proceß-Krämer, Glossanten, undCacophilsophos verfälscht, und so man alle fleissig examinirensollte, so würde man keine Materiam finden, welche nicht vonihnen verbotten oder verworffen wird: <strong>De</strong>rohalben willst dusicher und unbetrogen bleiben, so richte dein Gemüth auf mich,und schau mich an in meiner Form und Figur, glaube meinenWorten, so ich mit diesem ohnerhörtem Eide bekräfftiget: Dannda ich mit meinen Armen also ausgestreckt auf dem circuloMundi sasse, und mit meinen Händen oder Fingern die Sonne 5


und den Mond wiese, ist mir und dir der rechte geheimehimmlische und mundanische Schlüssel überantwortet, aucherlaubt, nach Belieben und Gefallen die Solarische undLunarische Pforten zu eröffnen, dieselbe von ihrem Amt, Ehr,und Würde zu entsetzen, ja wunderbarlich zu ecliptisiren: Da ichaber mit meinen beijden Füssen die beijden irrationalischenKinder der grossen Welt berührete, da verstunde ich, daß dasunterste war wie das oberste, welches ich mit meinen Fingerenanzeigete, und das oberste war gleich dem untersten. Die Erde,darauf ich also mit ausgestreckten Armen sasse, war die Mutterund Gebährerin des zeitlichen Heils, welche mir ihre beijdeKinder unterworffen, und dienstbahr gemacht hatte, deren einsLunarisch, das andere Hermaphroditisch, nempe eine Solarischeund Lunarische Geburt war, diese beijde werden durch einkleines Ströhmlein, so per latus heraus fleust, von einanderunterschieden: Und eben gleich wie die Sonne von dem Mond zuerkennen ist, eben also sind auch diese beijde leichtlich eins vordas ander zu erkennen, sonderlich so man beobachten will, daßdie Philosophi das signum aquæ als einen Lunarischen Charcterder einen Geburt zugeeignet, dann die Luna regieret das Wasser,und wo die Weisen ein wässeriches signum beijgefügt haben,dasselbige ist Lunarisch zu halten. Von diesen dreij Welten, velpotius zweijen Welten habe ich mir vorgenommen zuförderst,und darnach zu Beweisung meiner Vocation von derVeränderung der Planetischen Gestalten, Corruption,Generation, und Melioration des ganzen Wesens auf dasallerkurtzeste zu tractiren, wer Ohren hat der höre, und werAugen hat der sehe und suche, so wird er allhier an diesem Ortdasjenige finden, welches von viel Tausend anderwertlich istgesucht, und doch nicht gefunden worden. 6


<strong>Metamorphosis</strong>Planetarvm.Caput I.Von den dreijen Welten.Gleichwie alle Elementa in dreij Reiche ausgetheilt sind, eben alsosind auch dreij Mundi irrationales Philosophice zu confideriren,illud, quod est superius, est sicut illud, quod est inferius, dieseskommt daher, weil der Allmächtige anfänglich dendurchleuchtenden Himmel in eine runde vollkommenecircularische Form erschaffen, und selbiger Himmel gleichfalls istgeartet gewesen, seines gleichen herfür zu bringen, und solchesnach dem Geheiß GOttes mit mehrer Vollkommenheit, daheronun sind entstanden, und an dem Himmel hervorkommen zweijLichter, welche die Figuram und Characterem des circularischenCrijstallinischen Himmels zu Tag und zu Nacht uns vor Augenstellen, welche gleichsam ihren Urheber verkündigen undbekannt machen. Und gleich wie der Allmächtige Schöpffer sichin Mundo cœlesti abgebildet beij Erschaffung des Himmels, unddieselbe gleichfalls durch zweij andere Lichter das Bildnüß seines 7


Schöpffers herfür gebracht, sic quoque in Mundo Elementaliinferiori se <strong>De</strong>us depinxit, welche grobe Welt in einercircularischen Form gleichfalls der obern Welt durch das verbumFIAT ist geurstendet worden ; Und damit diese in allem sich derobern Welt conformiren möchten, so hat die grobeelementalische untere Welt in zweij kleine Welten sich auchabgemahlt, und ihres gleichen herfür gebracht, dieses productumist Masculinum und Fœmininum ; eben wie auch in Mundocœlesti die beijde grossen Lichter, so aus dem Geheiß desAllmächtigen herfür kommen sind. Die Sonne ist männlich unddiurnalisch, so ist die Luna weiblich und nocturnalisch. Gleichwienun alle corpora Cœlestia von diesen beijden luminibusparticipiren, und scheinen, eben also partipiciren die Elementa inhoc Mundo inferiori von dem männlichen und weiblichenSaamen, sonderlich die Metallen, welche durch das ProductumMasculinum & Fœmininum formiret sind in officinis suis, welcheich in meinem libello die generirten beijden irrationalische kleineWelten nenne, weil dieselbigen mit dem Character und Figurihrer Mutter der grossen Welt bezeichnet, welche sie aus GeheißGottes gebohren hat. Die Erde hat nicht alleine eine lebendigeSeele, welche ist ihr Saamen, mit welchem die Erde beschwängertist, und beweget wird ihres gleichen zu gebähren ; Je ebener nuneine Geburt an Form, Figur, Kraft und Eigenschafft mit seinerMutter überein stimmet, je herrlicher selbige zu halten ist, danndie Eltern pflegen per excessum singularis amoris ihre eigeneKinder eins vor das andere zu fassoniren, und sich in ihnengleichsam ein und ab zu bilden, so daß man auch die Eltern,sonderlich die Mutter unter etlichen Kindern nicht unterscheidenkann. Alles was via ordinaria gebohren ist, selbiges ist ex Mare &Fœmina herkommen, sonderlich in Animalibus. Ab uno <strong>De</strong>o 8


ein Strömlein per latus Diametri daraus fliesset, die Strömleinsind Wasser, und das Wasser wird durch eine Diametrallinea vonden Philosophis gezeichnet wie die Strömlein. Das signum aquæbedeutet den Mercurium, welcher ist der Metallen Primordial-Wasser, so das ganze Corpus eingenommen hat: Und ob wohldasselbige ausserhalb mit schöner Röthe gezieret, so ist dannochselbiges mit wenigem Solarischen Sulphur begabet, dahero ist dieMateria Lunarisch-Phlegmatisch, wird einer Königin verglichen,welche ohnerachtet ihres monatlichen rothen Flusses biß zu derverordneten Zeit in ihrem Geschlecht verharren muß, hæc est filiaprimogenita mundi, welche in Klüfften und Höhlen verborgen,und durch einen sonderlichen Zufall von den Brüsten ihrerMutter ist geschieden worden ; Die grosse Welt ist, ohnerachtetdieselbe diese Tochter gebohren hat, dannoch schwangerverblieben, und hat eine Solarische männliche Geburt an dasLicht gebracht, welche tanquam Hermaphrodites vor einedoppelte Natur zu schätzen ist, weil von und aus ihr alle beijdeGeschlecht als Luna und Sol können gebohren werden: DieseGeburt ist also das primum ens requisitum Lunæ & Solis, inwelcher die Restauration aller Mineralien, Vegetabilien, undAnimalien vollkommentlich beschlossen ist. Wer nun die beijdenKinder oder Welten zu unterscheiden weiß, und eine jedesecundam prædestinationem suam gebrauchen kann, derselbigekennet nicht allein das Metallisch Wasser, sondern ihme istoffenbaret das rechte Lac Virginis, wie auch der SulphurSulphuris: Das fixe Sal terræ wird ihme auch nicht entgehenkönnen und er wird den Sulphur und Salz mit dem lebendigenMetallischen Wasser also vermischen, daß sie nimmer voneinander können geschieden werden, &c. 12


Ein jedes Ding liebet und gebähret aus Anordnung GOttes einDing, so ihm gleich ist ; Dieses beweise ich erstlich mitArchetypo, welcher, nachdem er die Erde in einer perfectencircularischen Figur geschaffen, um dadurch seineVollkommenheit und Unendlichkeit ab zu bilden, darneben auchder Welt befohlen, zweij andere kleine Welten als ihres gleichenzu gebähren, wie alles weitläufftiger oben erzählt ist. <strong>De</strong>r Himmel,nachdem derselbige nach Gottes willen ihme gleich erschaffenworden, hat auch zweij Lichter an seinem Circul, deren einsLunarisch, und das andere Solarisch ist, herfür gebracht: Undgleich wie GOtt der Allmächtige an ihm selber ein Licht ist, alsohat derselbige diesen seinen Glanz durch ob gemittelte Lichter, indenen er sich abgebildet, uns offenbahret.Caput III.Von der doppelten und Universal-Natur<strong>De</strong>r Hermaphroditischen kleinen Welt.Vielen wird diese meine Lehre anfänglich gar wunderlichvorkommen, wann sie aber recht Achtung auf mein Schreibengeben, so wird es ihnen nicht so gar seltzam dünken, ohnerachtetdaß dieses ratione der Lunarischen Geburt meinem erstenTractatu der Elementis Magicis zu widerstreben scheinet: Dannich habe damahls vermeldet, daß der irrdische Saturnus oderPlumbum des Silbers Saamen und das Quecksilber beschleustund gebieret, dahero findet man in den Bleijbergen in demallertieffesten viel unzeitiges Silber, &c. Dieses ist wahr, und wirdvon mir jetzo nicht widerredet, sondern dienet allhier zuErläuterung des vorigen, daß der gemeine greise Saturnus als einBankart des rechten Saturni als solche Natur von dem weiblichen 13


der gebe nur acht auf die Materia, welche er am wenigsten inseinen Processen gefunden, darvon ich in allen foliis geredet,dann diese ist, sage ich beij meiner Treu, die rechte Materia, unddie gedoppelte Natur, quoad Spiritum, nach der Seelen aber istdieselbige Solarisch: Die Philosophi haben diese Materiam einemdreij köpffigen Drachen verglichen, aus zweijen Ursachen ;Erstlich weil mediante hac materia alle Metallische Leiber inprimam materiam können, und auch müssen gebracht werden,nempe in Mercurium, Sulphur und Salz. Zum andern, weil beijder Bereitung und Kochung des Lapidis dreij Hauptfarben, alsSchwarz, Weiß, und Roth gefunden werden, mit diesen Farben,sage ich, haben sie die Dreijköpffe des kriechenden Drachensgezieret, er ist die Universal-Materia, welche in aller Welt zufinden ist, dann die Welt gebühret ohn Unterlaß ein solchesprimum ens, oder doppelte Natur, wodurch die PhilosophiGesundheit und Reichthum erlanget haben.Caput IV.Wie die doppelte Natur, oder jungeHermaphroditische Welt um die VenerischeEigenschafft buhlet, und wie derselbige mit der Venereüberein stimmet, &c. und er von ihr verlassen.Die Hermaphroditische neue Welt ist allen Liebhabern derChijmischen Kunst also deutlich und klar vor Augen abgemahlt,daß es klärer nicht geschehen mag. O du ehrwürdige, astralische,irrdische, salzige, feuchtige, truckene, leichte, schwähre Minera,Electrum eligendum: wie hast du dich an der Edlen Venusversündiget ! daß dieselbige ihre Hülffe dir also lange entzogen, 15


du liebest, bulest Tag und Nacht um die alabasterne undelephantenbeinerne Füsse der Cijprischen Königinn, duunterstehest dich mit deinen feurigen Augen die inbrünstigeLiebe und Begierde deines Herzens per modum fascinationis derVeneri ein zu drucken, und dieselbe nach deinem Willen dirgleichformlich zu machen: Die edle Venus aber fliehet undverachtet dich wegen deiner abscheulichen Gestalt undunfreundlichen wiederwärtigen Figur, du offenbahrest deinKreutz, und entdeckest dein feuriges Anliegen ; Venus aber thutdas Widerspiel, sie entblöst ihr Haupt bedeckt ihre Schande undLeib mit ihrem grünen Kleide. O du unglücklicher General-Buhler ! wie hat dich die trostlose Liebe zugericht ! Wie ist deineGestalt verblichen ! Du bist mit ohnheilbarer, tödlicher, bittererohnannehmlicher Traurigkeit angelegt ! Du bist beladen mit demallergrössesten Kreutz, so auf dieser Welt zu finden ist ! Duverwundest deine Brüste und trachtest mit deinem Blute dieDürstigen zu laben, wie ein Pelican seine Jungen. Ist es nichtgenug, wann ein Monarch oder König ein kleines Königlein oderRegulus wird: Du aber entblössest dich deiner königlichen Zier,und des purpuren Diadematis begibst du dich williglich, undbekleidest darmit die Nackigen, setzest sie in dein Reich. Allebedörffen deiner, und dannoch hassen sie dich, und thun Bösesvor Gutes: Aber der König aller Planeten, welcher ist aus deinemLeibe gebohren, der liebet dich, sammt dessen gereinigte Erde,nempe Sal, stärket deine Seele und doppelten Geist. DieAussätzigen eilen dir nach, und begehren zu trinken aus deinemBecher. Du reinigest und heilest deren Aussatz. Du rüttest dieKrankheiten von Grund aus, und pflanzest die beständigeGesundheit ein. Du verbannest das Armuth, und bringestReichthum und alle verborgene Schätze an das Licht. Du bist der, 16


der kommen ist, und kommen wird. Du bist derjenige, durchwelchen alle kommen sind, durch welchen auch alle zurück undwieder für sich in ihre höchste Ehr und Dignität müssen gebrachtwerden: in Summa, du bist der rechte und kein ander, derhalbenist es billig, daß dich die deinigen erkennen.Caput V.Wie alle Planeten ihren Dienst dem Monarchendieser Welt anerbieten, auch nach dem gemeinenWeltlauf Vetterschafft allegieren, in Hoffnunggrosse Gnade zu erlangen, und wieMercurius und Jupiter darüber inStreit gerathen, &c..Dieses erschallete in alle Welt: Schau jetzo will jeder der Nächsteseijn, jeder hält die Hände auf, &c. Mars und Venus kommen mitihrem Stamm und Wappenbuch, und wollen dich überzeugen,daß sie aus deinem Geblüt und Herkommen seijn, dann sieführen einen Theil aus deinem Wappen, und beijder Schild istinnerlich mit deinen güldischen Farben bezieret ; Mercurius trittohne Zier seines Haupts mit blossen Füssen hinein, neigt seinHaupt auf der Erden, verdemüthiget sich über alle massen, inHoffnung erhöhet zu werden, dieser wird acceptirt, dann derGroßmächtige, welcher in seinen Händen führet das geistlicheund weltliche Recht, ist vor diesem durch die Flügel des Mercuriiin das Reich auf den Ehrenstuhl, welcher niemand als diesem zubesitzen erlaubet war, getragen worden. Nam portavit illumMercurius Essensificatus tanquam ventus in ventre suo, &c. 17


Durch den Wind wird allezeit die Luft, und durch die Luft derMercurius verstanden. &c.<strong>De</strong>r greise Jupiter hatte aus einem Comet, und sonderlichSignatstern verstanden, daß die doppelte Natur als ein Monarchadieser Welt sein Reich mit Hülffe des Mercurii in Friedenregieret und daß von allen Orten der Welt Botschafftenankommen waren, den Allergroßmächtigsten Unüberwindlichstenzu congratuliren, und zu complimentiren, derohalben setzet sichder gütige Jupiter auf die Flügel seines geschwinden Adlers, eiletzum Pallast, bekömmt Audienz, tritt hinein, macht seinegebührliche Reverenz mit seinem Scepter, beuget seine Knie,küsset die Füsse des Monarchen, präsentiret seinen Adler zudessen Diensten, bittet, wie alle andere auch, um ein Erb, undewiges Königreich ihm mit zu theilen, in Betrachtung, daß ihrerköniglichen Majestät Vater der alte Drach mit seinem Vater demgewaltigen Adler, nempe cum Jove Electo, mit Rath undGutachten der sämmtlichen Stände des philosophischen Reichsund Ritterschafft ein unzertrennliche Freundschafft aufgerichtet,begehrte derohalben, weil solche Freundschafft zwischen demalten Drachen, und dem gewaltigen Adler, so man auchBismutum zu nennen pflag, damahl gewesen, daß auch anjetzoder Mercurius seine Gnade ihm weiter nicht entziehen wollte,sonderlich weil er, uti putabat, dem Monarchen am allerdienstlichsten, auch aus dessen Geblüt entsprossen. Dieses zubeweisen, verletzete er seine Brüste, und zeigete seinen blutigensolarischen Sulphur, welchen er von dem alten Drachen geerbet,&c. Da dieses geschehen, bate er zu der Rechten des Monarchenzu sitzen: Indem stunde der Mercurius alsobald auf, tratte inseinen Circul, sprach: lieber Bruder, du redest unweißlich,verstehest auch nicht, was du begehrest, und der Grund, worauf 18


du dich fundirest, ist zu deiner eigenen Präjuditz und zu meinemVortheil: Die Philosophi, welche diese Monarchiam aufgerichtetdurch Zuthun des Adlers, welcher durch die VenerischeEigenschafft ist erhöhet worden, verstehen zumahlen deinenAdler nicht, wann dieselben etwann von einem Adler reden ;Sondern sie sprechen von einem Mercurio, so gebohren ist auseiner edleren Art, ehe er zu einem Adler ward: Ich bin, sprach er,der rechte Adler, habe Federn an Händen, Haupt, und Füssen,bin leicht und über alle Massen schwehr, trage nunmehro allequalitates, ich bin dem Allerhöchsten gleich worden an Gestalt,dann da ich mich erhöhen liesse, beförderte ich dieseMonarchiam, und da ich mich demüthigte, bin ich durchErhöhung meines Kreutzes zu dieser Ehr und Dignität erhabenworden, damit lasse dich lieber Bruder vor dißmahl begnügen.Caput VI.Wie der Jupiter, und der verwandelte Mercuriusmit einander in Ansehen des Monarchen streiten,und wie Mercurius den Jupiter überzeugt.<strong>De</strong>r Jupiter konnte sich länger nicht enthalten, knirschete mitseinen Zähnen, wollte mit Donner und Blitz hinein schlagen, aberder Regent dieser Welt befahl Frieden und Stillstand, erlaubetedem Mercurio seine Nothdurfft völlig zu prosequiren, derhalbensprach Mercurius: Lieber Jupiter, zürne nicht über mich deinenBruder, gedenke doch zurück, daß die Philosophi sagen, daßwann ein einziges Quintlein ex natura sua geschmeidiges Leibesin unserer Materia befindlich, daß dieselbige untüchtig, und vordie wahre Materia nicht zu halten seij: Nun aber erinnere ich 19


mich, und stehet mir noch im frischem Gedächtnüß, daß du beijdem ersten Eintritt und gehabter Audienz deine Knie und denganzen Leib also gekrümmet und gebogen, daß ich dazumahlenkeine Ungeschmeidigkeit an dir gespühret, wie wirst du nun dichhier auswickelen ? Du bist porös und leicht, bist meines Geisteswenig gebessert, solches bedeuten die Philosophi durch denAdler, auf welchen du sitzest, und hin und her getragen wirst. Ichaber und meine Adlers-Flügel seijn eins. Da konnte der Jupitersich länger nicht enthalten, bulderte grausam, und berieff sich aufseine Possession, sagte, daß er allzeit genannt werde, und daß zuBeweisung seiner Hochheit ihm der Adler seij zugeeignet worden:Dann gleichwie der Adler unter allen Volatilien am allerhöchstenfliegen, und mit seinen Jungen der Sonnen am nächsten kommendarf, auch dahero ein König unter allen Vögeln genannt wird, daßer auch also allzeit der Oberste unter seinen sechs Brüdern zuhalten seij, gestalt er auch allzeit in Sessionibus <strong>De</strong>orum &tanquam supremus in consiliis die justitiam allen administrirt, &c.Mercurius konnte sich des Lachens länger nicht enthalten, trat ausseinem Circul auf seinen Stuhl, und es ward ihm eine KaijserlicheKrone aufgesetzt, darnach redete selbiger auf seine UngarischeSprache: Lieber Bruder, du thust jetzo wie alle Rechtsverkehrteauch, du allegirest wohl, aber du verkehrest den Sinn desGesetzes, lieber examinire doch deine Natur, du bist lufftig undleicht, ich aber bin wie der Drach in einer Ponderosität, wir liebenuns auf eine sonderbahre Weise, haben beijde metallische,Leiber ; wir seijn aus einer Mutter anfänglich nempe aus dergrossen Welt, gebohren, ich bin der irrdische schwarze Adler,ward vor diesem durch das corrosivum Neptuni gewaschen, auchbeneficio der Venerischen Eigenschafft in ein gar schönescrijstallinisches schwehres Wesen erhöhet, damahls halff ich den 20


Drachen erhöhen zu diesem Ehrenthron, allwo ihn alle seineBrüder anbeten. Hiermit machte Mercurius ein Ende, undbedankte dem gebeugsamen geschmeidigen Jupiter, daß er widerseinen eigenen Willen seine Geburts lineam und qualitates alsogenau ausgerechnet hatte. Unter dessen kam auch der alte greiserMonipes, der bresthaffte alte Saturnus hinein gedrungen, undhüpffete eilends nach dem Circul, und in dem Aufsteigen fiel erübern Hauffen, darob war ein groß Gelächter unter allenPlaneten, und Venus sonderlich nach der jungen Weiber Brauchlachte, und frolockte über das Unheil des Alten, dann derzappelte mit seinen Händen und mit seinem Stumpffuß, konntesich alleine nicht eleviren, hatte sich also abgearbeitet im circuloMercurii, daß er kaum Athem holen konnte, dem ohnerachtetwollte er gleichwohl seine Nothdurft vorbringen, begunte alsositzend auf der Erden mit heissiger Stimme zu reden, straffete allePlaneten, daß sie ohne seine Gegenwart den Monarchencongratulirt, und congratulando quasi bestättiget hatten, allegirteviel vermeinte præjudicia, um den Actum zu retardiren, und völligzu annulliren: Dann er wollte behaupten, daß er als ein Probiererihrer aller, auch was in consiliis <strong>De</strong>orum beschlossen würde,approbiren müste, &c. Aber indem er also redete, fiel dererzürnete Jupiter in seine Rede, und sprach mit einem hellenDonnerknall, daß der Saturnus erstummen muste, weil er ohnedem heiserisch und matt war, und Jupiter sprach zu demMonarchen, es wäre ihm genug, daß er also lange in solcherruhigen possession gewesen, begehrte dabeij gemainteniret zuseijn, sagende, daß der Mercurius selbst nach seinem eigenenBekänntnüß ratione seiner irrdischen Kälte und allegirtenPonderosität billig vor den Alleruntersten, und nicht vor denAllerhöchsten sollte erkannt werden, ich aber, sprach er auf seine 21


mütterliche Englische Sprache, bin geistlich, englisch, und gargöttlich, kann mit meiner eigenen Kraft samt meinen jungenCircul erreichen, bin solarisch und feurig, dahero ist mir Donnerund Blitz zu führen ewiglich erlaubet, ich soll, sprach er, und willmeinen Sitz beij und neben dem König haben, dann ich kann denKönig beschützen, und deshalber nennet man mich Jupiterelectus, daß ich als ein Regent des Donners und Blitzes demAllerhöchsten beijwohnen und beschützen kann, und deswegenstehet geschrieben, Ignis in conspectu altissimi ; wie willst du nunLandläuffer und Fuchsschwänzer dir diese Würde zueignenkönnen ? Da antwortete der Mercurius als ein geschwinder Geistauf seine mütterliche Ungarische Sprache, und sagte: LieberBruder, du hast mit deinem Donner und Blitz treflich wohlgeschossen, aber gar übel getroffen, du sollst wissen, daß ob ichwohl kalt, irrdisch, und schwehr bin, daß ich dem ohnerachtetgleichwohl geistlich, cölestisch, und ein immer brennendeslebendiges Feuer bin, deshalber heisse ich Mercurius vivus, daßich andere Ding, so da todt seijn, gleichsam auferwecke, bewege,und lebendig mache, wegen dieser meiner löblichen Qualitätenwerde ich gebraucht als ein rechter Mittler zwischen demHöchsten und Niedrigsten, zwischen dem Himmlischen undIrrdischen, ich halte es mit dem Obersten, und stehe beij demUntersten, verbinde sie beijde mit einem unauflößlichen Bandder Liebe, bin als eine doppelte Natur ihnen beijden verwandt,bin kein Fuchsschwänzer, sondern ein Friedenstiffter. Indemerhöhete Mercurius seine Stimme, und sagte: Lieber Jupiter, dubist solarisch, gleichwie der höllische Lucifer göttlich ist ; Undgleichwie das Feuer sich gegen dem Wasser verhält, eben alsoaccordirest du mit der Sonnen: Und damit du erkennest dieUrsach deines Donnerens, so wisse, daß das Feuer, welches in 22


secunda qualitate der Luft ist, deiner ersten nassen Qualitätwiderstrebet und fliehet, dahero knallet das verschlossene Feuer,wann du mit deiner nassen ersten eigenen Qualität der anderenfeurigen Qualität, quæ qualitatis conveniens dicitur, zu nahekömmest: Und wann das Feuer, als Donner und Blitz, in dirwäre, so müstes du, als ein Herr der aerischen Triplicität, vordeiner Zeit absterben, dann zweij Contraria können absquemedio in uno subjecto nicht bestehen. Das materialische Feuercalciniret und verbrennet deine Residenz, daß dieselbe durch keinMittel als durch mich den reformirten Mercurium kann lebendigwerden, dahero darfst du dir die philosophischen Sprüche nichtzueignen, dann die berühren mich alleine, ich bin der Adler, ichbin die philosophische Luft, bin auch der rechte Salarmoniac, ichhabe den König der Ehren durch meine Flügel auf seinen Throngebracht, und durch Hülffe des rechten fixen metallischen Salzesbestättiget, und ein ewig Königreich angeordnet, welches vonkeinen irrdischen Feinden hinführo soll erstritten werden. Ichhabe meine Prädestination erwiesen, wie mir deshalber Mars,Venus, Luna, und Sol bezeugen müssen, begehre derohalber, eswolle der höchste Gebieter diesen Streit entscheiden. 23


Caput VII.Wie dem Jupiter per interlocutorium quasianbefohlen, sich zu seinem Bruder dem Saturno zugesellen ; und wie Saturnus durch diese Gesellschafftund Conjunction aufgemustert, und zum Regimentgelanget, &c.Alsobald nun, wie oben erzählt ist, der Mercurius zu redenaufgehört, verfügte er sich wieder an seine Stelle, und es wardeine Stille im Himmel und auf Erden, und siehe ein Geist giengaus der Erden, der bliesse einen schwehren dicken Nebel gegenden königlichen güldenen Stuhl, und eine Finsternuß umfiengdenselben, und derjenige so auf dem Stuhl saß, redete aus derFinsternüß, seine Wort waren schwere feurige Strahlen, die sahenwie ein blutiges Opfer, welches per Martem & Venerem auf denAltar gelegt, und durch Vulcanum ist entzündet worden ; DieBedeutung dieser Wörter konnte man durch die Orientalische,Ungarische, und Schwedische Sprache gar wohl merken, dannder Geist der doppelten Ungarischen Natur war ohne Seele gegeneinen solchen mächtigen schwären Geist zu rechnen, deshalberforderte er animam Martis & Veneris tanquam holocaustumconveniens, der Bescheid aber, welcher dem Jovi zu nahe gangen,war dieser: Quis est sicut altissimus, du hast dich mit List undUnfug erhöhen wollen, deßhalber sollst du herunter zu deinemBruder Saturno, und sollst dich zu seiner rechten hinkendenSeiten verfügen, ihme gefällige Dienste zu leisten, auch seinconcavum cum concavo tuo also lange beschliessen, bißderselbige seine Nothdurft auch wird hören lassen, und damitverschwand der Jupiter, und der alte Saturnus stund in und auf 24


seinem eigenen Circul ohne Stelzen und ohne Füsse, hatte seineArme ausgestreckt, wie ein Gekreutzigter, schauete mit seinenfeurigen Augen dann auf die Venus, dann wieder auf die Luna,letztlich aber beschauete er sich selbsten, erstarrete, und kanntesich selber nicht, dann seine veränderte Gestalt war perconjunctionem Jovis, da er schlieff, geschehen, deshalben sagte er,siehe ich bin gleich worden dem Allerhöchsten, wie ihr dann allewohl merket, und ist an mir erfüllet die Wahrheit aller Weisen,die das hohe Werk mit dem Saturno zugeschrieben haben, da siesagen, Coagulatio Mercurii findet man in Saturno, deswegen thustdu dir, o lieber Mercuri, selber schaden, dann so du mir allsolche Assistenz geleistet, als du deme beijgebracht, welcheranjetzo auf den Stuhl sitzet, und jetzo von allen Planeten adoriretwird, wollte ich dich warlich viel besser und reichlicher begabethaben, als dir dein Monarch gethan hat ; Und schau, ich schwöredir beij meiner Figur, und neuer überkommenen Gestalt, daß iches darbeij nimmer will beruhen lassen, sondern ich werdedermahleins meinen Mund eröffenen, und dir, der du durchHülffe der Venerischen Eigenschafft, und des evaporirtenNeptuni zu einem Adler worden bist, deine Fittigen abbrennen,endlich dich ganz und gar verschlingen, und zu seiner Zeit, wieder Wallfisch den Jonam, wieder an den Tag bringen, alsdannwirst du in einen weissen Schwanen verändert werden. Du hastden Drachen aus seiner Höhle herfür geruffen, und selbigen überalle astra exaltirt, mich aber deinen Bruder Saturnum, der ich derOberste aller Planeten bin, hast du verlassen, ja unterdruckt. Ichbin der rechte Saturnus, das A und das O, ich bin ein Probirerund Justificator aller Planeten, ich leide nichts unreines beij derKönigin, noch beij dem Könige, ich bin die oberste Zier allerköniglichen Kronen, und der goldreiche Apfel, um welches 25


Willen der Krieg zwischen den Griechen und Trojanern istentstanden. Ich will, sprach er weiter, Sonn und Mondverfinsteren, die Sterne von ihrem Stand und Sitz herunterreissen,die Winde mit ihrem Namen ruffen, die Erde eröffnen, dieTodten herfür bringen, den abgestorbenen wahren Philosophiseinen lebendigen Athem durch meinen Wind einblasen, undalsbald von ihnen erfahren, von welchem Saturno sie so vielBücher geschrieben. Ich bin ein rechtmäßiger Eiferer meinerEhren, gönne meine Ehre keinem anderen Fremden, die Zeit istnunmehr verlauffen, und die Tage sind herbeij kommen, daß ichsoll erkläret werden unter allen Völkeren auf dieser Welt. Ich willder Erden gebieten, und dieselbe wird mich durch den Geist ihrerersten weiblichen Lunarischen Geburt in die Höhe führen, und ineinen heilsamen Brunnen verwandeln, in welchem Mars seinblutiges Kleid waschen, auch Venus ihren Nachtrock verlierensoll, &c. Mit diesem werde ich mich bekleiden, und mich auf denRegenbogen sehen lassen, von dannen will ich die Seele derErden zu mir ruffen, auf daß Seele und Geist beij einanderkommen. Die Erde will ich verbrennen, und einen clarificirtenüberfixen Leib daraus laugen, mit diesem Leibe werde ich michverheijrathen, und mit dem zu einem versalzenen Meer werden,und dadurch wird das Meer verlanden, und das Land zu einemdurchscheinenden schweren leichtflüssigen Stein werden, &c. Dader Saturnus dieses geredet, kehrete er sich gegen Mitternacht,und es gieng ein schwehrer Dunst aus seinen Ohren, auch ausseiner Nasen und Mund ein schwarzer übel stinkender Nebel,darob ward eine grosse Finsternüß auf der Welt, auch war keinLeben in der Welt mehr zu spüren, biß daß er seine Augenaufthate, daraus giengen grausame feurige Flammen mit selzamenabentheuerlichen Farben vermischt, darob ward die ganze Welt 26


mit sammt allen ihren Schätzen offenbahret, auch hörete ich einBrausen vieler Stimmen, die ich nicht unterscheiden konnte, somich dauchte, hatte Vulcanus das Innerste Saturni nostri cumanima Martis & Veneris mit sammt dem überfixen Leibe ex Solevereiniget: Indeme ich also zuhörete, und schauete, unterdessenvergieng die Finsternüß, und ich sahe durch einen Mondscheinvon weitem den Saturnum sitzen mit einem langen weissen Bart,blauem Kleide, und rothen Unterrock: Je länger ich ihnanschauete, je fremder und wunderbarlicher er mir vorkam, danner bliebe nimmer in einer Gestalt, biß endlich die Sonne aufgiengunter seinen Füssen, und Luna zu oberst auf dem kahlen Hauptdes Saturni verharrete, auch Mars und Venus zu beijden Seitensich geselleten: Jupiter und Mercurius waren retrogradi, stundenin locis vacuis, dann das Final-Urtheil war noch nicht ergangen ;Unterdessen ward Saturnus, so zuvor auf den Regenbogengesessen, jetzo aber per Vulcanum cum anima & Sale suovereiniget, mit der Sonnen bekleidet, so daß alle umstehendenPlaneten von dessen Glanz verblendet, biß sie letzlich durch einsonderliches Mittel des Glanzes zu participiren fählig gemachtwurden. 27


Caput VIII.Wie die Philosophi aus ihrem Schlaff erwecket,und sich selbst expliciren, auch wie der gebeugsameJupiter condemnirt wird.Nachdem der Saturnus, jedoch nicht ohne Hülffe des Jovis, wieoben erzählet, per singularem conjunctionem in SaturnumPhilosophorum, und nachgehends in den Höchsten dieser Welt,und aller Planeten Heil verwandelt worden, ist ihm also sitzendauf seinem Thron das Schwerdt und der Scepter zugestellt:Darauf ward alsobald Mercurius und Jupiter als in der letztenInstanz citirt, diese bemüheten sich beijde meisterlich, jedervermeinte vinum sententiæ zu trinken mit seinen Zeugen, dannihre Acta waren präsentirt, auch die Sportulen wie bräuchlichbeijgelegt, und ein jeder war sub spe & metu: Indem kam eingroße Menge vieler vornehmer und ansehnlicher Männer, diesegaben einen Glanz von weitem, und da ich sie recht besahe, wardich gewahr, daß es die Turba Philosophorum ward, diese giengengar zierlich und ordentlich daher.In dem ersten Gliede war Hermes und Geber, Hermes hatteeinen Phœnicem in seinem Wappen, darbeij stunde geschrieben:Illud, quod est superius, est sicut illud, quod est inferius, & viceversa.Geber führete einen Pelicanum, mit dieser Umschrifft, undgüldenen Buchstaben gezieret: In Sole & Sale naturæ sunt omnia.Morienes mit seinen beijden Schlangen, da jede des andernSchwanze ergriffe, und also einen Circul formirten, trate garbedachtsam herfür, und redete mit einer hellen durchdringendenStimme: Occultum fiat manifestum, ut nos manifestemur, &c. 28


Neben diesem gienge einer mit einem Basilisco bezeichnet, undso mich dauchte, war es der Rogerius Baco, der hatte diesesSymbolum: per Elementorum conversionem ternarius purificatusfiat monas.Lullius mit seinen dreijen Riesen, Löwen, und Drachen sagtedieses: Cum igne tandem in gratiam redit aqua.Paracelsus hatte an beijden Seiten das Signum Solis & Lunæ,hatte seine linke Hand an dem Knopffe seines <strong>De</strong>gens, undsprach mit stolzen hoffärtigen Geberden: Separate & admaturitatem perducite.Diesen allen folgte ein verhaster Mann, jedoch ein wahrerPhilosophus, dieser hatte die Welt in seinem Herzen, dann derUniversal-Character leuchtete aus seinen Augen, er gab sichselbsten vor einen Benedictiner Münch aus, hatte zu einer Seiteneinen dreijköpffigen Drachen, zu der anderen einen starkenAdler, zu oberst auf seinem Haupte ruhete der Spiritus Mercurii,und in seinem Munde verwahrete er die animam Solis, erzertratte den Sulphur Saturni Sophistarum incipientium mitseinen beijden Füssen, aber den Sulphur Martis und Veneris mitdem Drachenblut vermischt, hielt er mit beijden Händen, das SalSolis nach seiner Proportion war nicht vergessen, und da ichdiesen Philosophum mit sonderlicher Begierde betrachtete,hörete ich eine Stimme ruffen: Basili, quia te humiliasti, igiturexaltaberis præ omnibus. Aus diesen Worten erkannte ich, daß esBasilius Valentinus war, welcher bißher so wenig considerirtworden. Diesem ehrlichen löblichen Philosopho folgete eingrosser Hauffen, die ich nicht alle zählen konnte, ein jeder redetedurch einen sonderlichen Geist, jedoch einer vollkommenerdann der andere, dahero viel Tausend seijn betrogen worden,und die, so betrogen worden, erschienen auch mit ihren 29


Klagschrifften, aber sie konnten nicht admittirt werden, biß daßzuförderst die Sache mit dem Mercurio und dem knirschendenJove ausgetragen. Als nun diese Philosophi zugegen waren,erfreueten sich beijde Parteijen, dann sie waren beijderseits alsZeugen eingeführt, und auf dero Erklärung beruhete der ganzeHandel. <strong>De</strong>r Basilius aber stund von weitem, und es war keiner,der ihn allegirte, und in testimonium beruffte: Da befahle derGebieter und Universal-Herrscher, daß die sechs ernanntePhilosophi über ihre eigenen Schrifften eine VerständlicheExplication jeder unter seinem eigenen Namen dem Basilio alseinem unpartheischen Philosopho zustellen sollte, darüber dasUrtheil zu verfassen. Basilius bedankte sich dieser Ehren,colligirte darauf ihrer aller schrifftlichen Bericht, verfassete darausdiese Sentenz, und sprach: Daß durch den Salarmoniac die Luft,durch die Luft der Adler, durch diesen aber der MercuriusEssentificatus solle und müsse verstanden werden, und setzethinzu, Vitriolum ist Sulphur, Antimonium ist Sulphur undMercurius, hujus sudor aqua Saturni vocari debet propterhumiditatem & siccitatem convenientem, &c. <strong>De</strong>r rotheOrientalische Löw ist Gold ; Sol aber ist die fixe Erde, darinnender fixe Tartarus nempe Sal fixum ruhet. Venus ist der grüneLöw, welcher mit seinem hitzigen feurigen volatilischen Salzgeistdem kalten Drachen einen feurigen Mercurialischen Geist durchHülffe der kleinen Lunarischen Welt abjaget. 30


Caput IX.Wie jedermänniglich, nachdem diese Sentenz anden Baum des Lebens affigirt, die Augen eröffnetwürden, und wie der Baum des Lebens an seinendreijen ausstehenden Enden, so diametraliter &perpendiculariter formirt waren, erkannt worden,und wie sich die, so in vanum laborirt, beklagen,und auch an den Philosophis revangirenwollen, &c..Nachdem diese Sentenz, wie oben vermeldet, von fratre Basilioformirt, befahl der Universal-Gebieter, so auf dem Regenbogensaß, diese Sentenz mit heller Stimme zu publiciren, dieselbe mitgüldenen Buchstaben an den Baum des Lebens und Zeichen desHeils zu affigiren, und da dieses geschehen, sahen die Würdigenund Unwürdigen das Mittel, wodurch sie à peccato originaliabluirt, dann dieser Baum war ein saftiger gestumpfter Blader,aber nicht fruchtloser Baum, mit dreijen Aesten bezeichnet,deren ein Ast gegen Orient, der andere aber gegen Occidentweiset, diese beijde Aeste bedecken latitudinem mundi, dertruncus hujus arboris ist aus der sphæra Solis, & ex globo fortunæmajoris schnur strack über sich ausgewachsen, die Kraft diesesBaums ist in seiner Wurzel, &c. Nach dieser Offenbahrung ist einallgemeiner Aufruhr entstanden, dann diejenige welche nach dembuchstablichen Verstande ihr Geld verlaborirt, begehrtenreparationem damni, besprachen die Philosophos ratione fraudis& doli mali, &c. legten ihre Hände an dieselben, wollten sich mitguten Worten mehr nicht befriedigen lassen, sondern beklagtenohne Unterlaß ihre grosse Mühe, die verlohrne Zeit, und ihren 31


verderblichen Schaden, alle schreijend, wir sind verdorben, undvermögen nicht so viel, daß wir Lebensmittel haben: Was Hülfftuns jetzo die Wissenschafft, da wir alle durch eure verführlicheWort seijn zu dem äussersten Verderben gebracht, so daß wir anstatt der Materialien kaum das liebe Brod erkauffen können ? &c.Darüber, weil der Tumult je länger je grausamer ward, siehe, daerhube sich ein dicker Nebel von der Erden, und umgabe dieTurbam ; Etliche vermeinte Philosophi, so sich mit unter denHauffen der wahren Philosophen vermischt hatten, wurdenexcludirt, und mit den Wolken der Unschuld nicht bekleidet,sondern blieben nackicht und bloß zu Spott aller Welt stehen,warlich diese musten das Gelag bezahlen.Unter andern war ein ansehnlicher weitberühmter, aber einhoffärtiger spitzfindiger listiger Mann, ein Anti Elias Artista, dieserwar der kleinste an positur unter allen Cacophilosophis, aber überalle Massen weitberühmt wegen der Vielheit seiner falschenSchrifften, so er aus unterschiedenen Scribenten und Büchernzusammen getragen, und für seine eigene Invention ausgegeben,dieser ward durch die Wolken von den wahren Philosophis ausdem sonderlichen Willen GOttes abgesondert, und so seine Zeitnicht wäre verkürzt worden, hätte derselbige auch dieauserlesenen von dem Wege der Wahrheit abgeführt: Dann erkonnte die Sprüche des alten Testaments auf sein vermeintesphilosophisches Werk also drehen und beugen, daß der gemeinePöbel und die geldsüchtige Laboranten ihm alle Beijfall gebenmusten. Dieser hat gelebt um das Jahr, da alle Götter undRegenten der oberen und der unteren Welt in domo nonareligionis den adventum futuri ultimi & aurei seculi, uns allenbedeuteten. Dieser und viel andere sind, da sie retrogradi waren,ohne daß ihre Seele von ihren Leibern gewichen ist, vor aller 32


Welt gestorben, und müssen jetzo zu ihrer eigenen Confusion dieCacochymici mit den veris Philosophis zu diesen letzten Zeitenerscheinen, und dero anwesender Leib über alle Massen von demverarmten Hauffen gepeiniget werden. Es kam aber einSturmwind aus dem Meer, der trug die Verzweiffelten in alleLänder, und blieben ihrer nur etliche beij den vermeintenPhilosophis stehen, selbige wollten ex lege doli mali die Betrügerbesprechen: Diese aber entschuldigten sich, daß sie selbst an denVerstand der wahren Philosophen, betrogen, versprachenrestitutionem damni, auf diese Weise seijn die Creditores durchgute Hoffnung zur Geduld verwiesen worden, dann derUniversal-Gebieter, so zu Gericht saße, hatte allbereits ihnensalvum conductum erlaubt.Caput X.Wie der Mercurius, nachdem er triumphirt,sich selbsten in Mercurium Philosophorum verwandelt.Nachdeme dieses sich also zugetragen, daß erstlich der Jupitercondemnirt, und der Mercurius triumphirt, auch die Sentenzpublicirt, und wie die philosophischen Schrifften hinführo zuverstehen decidirt, ist der Mercurius also stolz worden, daß er sichunterstunde pro Mercurio Philosophorum auszuruffen, er ließseine Haar und Bart rein abscheren, salbte sein Haupt mit Eßig,und der Eßig war eine Zier seines Haupts, er zog seine Füsse zusich, so daß man die nicht sehen konnte, dann er traurete wie einPfau, wann der auf seine Füsse siehet, darob ist er erstarret underhartet wie eine minera veri Saturni, dann er hat einensolarischen Sulphur, und einen Martialischen Geist mit einerdoppelten Natur begabet, ja die Kraft des Allerhöchsten ist in 33


ihme, und das signum Christianum bezeuget die Universalitätseiner Monarchiä, er bedarf keiner fremden Hülffe, er liebet nurdas gemeine und vitriolische Salz, darinnen löset er sich auf, undwird zu einem klaren Brunnen, ja zu einem überköstlichenköniglichen Bade, auch ohne Hülffe des salis armoniaci nostri.Nachdeme dieses also passirt, hörete ich eine Stimme von weiten,die rieff: weh, weh dir Mercuri, wie willst du nun thun, duhoffärtiger Geist ? du must unter dich, und deine Füsse müssendurch dein Leib und Leben über dich steigen, du must deinenLunarischen Schein verliehren, wo das nicht geschicht, bist duvon der Göttin Venus ausgemustert: Dann schaue, alle Gutthat, sodu vor diesem dem Cerbero bewiesen, hast du mehrentheils vonder Venere, und sonsten von dem Neptuno entliehen. O duarmseeliger Mercuri, was hast du beij deiner Sentenz erhalten ?Da man jetzo der Sachen also nahe gekommen, daß manzumahlen deiner nicht bedarff, eben so wenig als auch desgebeugsamen Jovis: Wann du aber deine Haut also ablegest, wieich allbereits gesehen, so wird endlich Himmel und Erde vollMateria prima werden, dann in allen Planeten ist eineVeränderung der Gestalt vorgelauffen, und dieses alles istgeschehen, theils per conjunctionem aliorum <strong>Planetarum</strong>, vel perpræcipitationem aut sublimationem des überköstlichenunterdruckten Zeichens in die exaltationis crucis Domini, welchesder Günstige Leser mit grosser Bedachtsamkeit fornen, undweiters in Veränderungen lesen und nachsinnen solle: Dannmeine Intention ist, daß du die debitam materiam recht erkennenlernest, die Präparation ist auch hierinnen beschrieben, so daßder geneigte Leser in andern Büchern selbiges nicht bedarff zusuchen, es muß aber durch öfftere Wiederlesung der rechteVerstand meines Buchs erobert werden, und so du einen passum 34


egreiffest, so observire diesen modum in explicando beij allenfoliis, so wird dich deine Mühe nimmer gereuen, darüber du Gottalleine zu danken, von deme die Erleuchtung aller Geheimnüßherfliesset.Caput XI.Wie der Mars aus Zorn seine Speer zerbrochen,und endlich ex vehementia passionis in die Gestaltseines Königs, dem er zu einer Seiten stunde,verwandelt ward, und was sich weitersmit ihm zugetragen.Mars und Venus halten sich annoch beij dem König, aber diejalousie kriechet herfür, dann Mars gesehen, daß auch aus demniedrigsten, ja aus dem aller grössesten Unglückstifter Saturnocommuni ein solcher mächtiger Monarch worden ist, diesesverwirret den Großmächtigen Kriegsfürsten, von dem derMonarch selbsten seine Stärcke und Zier entliehen hat, daß ihmandere fürgezogen werden, und er aber dem Schwachenunterthänig seijn sollte, deßhalber tobet und wütet derselbe überalle Massen, würfft den <strong>De</strong>ckel oder Helm seines Haupts unterseine Füsse, leget seinen Spieß auf seinen grimmigen Kopf, undstellet sich, ob wollte er denselbigen allda zerbrechen, aber dieedle Venus griff ins Mittel, darüber erstarrete der wütende Mars,und ward zu einem steinigen königlichen Mineral: Nam passiovehemens alteravit corpus ejus per modum imitationis proptervirtutem, quam habuit similitudo rei ad transmutandam rem, circaquam vehemens movebatur imaginatio ejus. Also kräftig war dasSijmbolum zwischen dem Marte und dem König, daß er alsobald 35


in dessen Gestalt ist verändert worden: Und gleichwie die Dianadem Actæon oben Hörner aufsatzte, also war Venus geneigt demMarti ihr eigenes Fundamentum und Ministerium ihrer signaturoben aufzusetzen. Jetzo ist ein Aufruhr unter allen Planeten, Marshatte die Nebenherrschung wegen seines hitzigen Geblüts, jetzoaber ist er der Allerhöchste worden, er hat das aller köstlichsteKleinod von der kaijserlichen Krone herunter gerissen, und anstatt seines Schilds sich darmit beziert. Was wird der gefederteMercurius wider die Martialische siebende Monarchie vermögen,da diese Monarchie alle die Tugenden, Figur, Kraft, undEigenschafft des alten Saturni in Wahrheit angenommen: Er darfnunmehr nicht anderer Gnade leben, wie beij dem Basilio, da erspricht: Obwohl der eiserne Haupmann mit seinem Spieß demMercurio viel zu schaffen gibt, kann er ihn dannoch nicht garüberwältigen, wann ihm nicht der alte Saturnus zu Hülffe komme:In summa, der Mars ist wie alles in allem ; Er hat dem König dasbeste sichtbarlichste Kleinod von der Krone entfremdet, undstellet selbiges seinen wohl verdienten Helden zu Händen, welcheselbiges mit grosser Reverenz ihm stetig zu Ehren in ihrenWappen führen, und ihm fürtragen, pro pompa ejus.Das Kleinod dieses Monarchen, so in seiner Krone versetzt, istein aufrichtiger Carbunculus: Das andere Kleinod, so er seinenmächtigen Heroibus zuvertraut, ist ein Crijstal, und jedoch auchein Sulphur, mit welchem die Luna ihren Nachtrock gebordirethat. Und siehe, sobald sich der Mars in solcher Gestalt, Gewalt,und Dignität befunden, da wollte derselbige eine neue Weltaufrichten, deshalber erweckete er Feindschafft unter denElementen, er gebietet dem Feuer das Meer zu vertrockenen, undbefiehlt der Erde ihren Schlund aufzuthun, um alles zuverschlingen: Sobald das FIAT ausgesprochen, da entstand ein 36


grausames Donnern und Blitzen, und es stiege gegen Himmel eindicker weisser Nebel, und in diesem Nebel war der Geist desHerrn, der auf den Stuhl saß, verborgen ; Da dieser Geistausgieng, konnte ihn niemand halten, sondern er flohe, undkehrete nicht wieder, entwiche dem Feuer, und gieng ad suumlocum prædestinatum, und es war ein confuses finsteres Wesen,und das gute Ding wahr gar wenig, und also weit unter demfeuchtigen Untüchtigen ausgetheilt, daß man es nicht nutzenkonnte: <strong>De</strong>ßhalber rieff der höchste Gebieter, daß sich dasTruckene von dem Feuchten scheiden solle, auf daß die Seeleund Erde mit dem gemelden schwehren Geist des verwandeltenMartis per solutionem in igne zu einem klaren durchsichtigenliquore, und dieser eodem igne zu einer fixen truckenen Härtewerden möchten. Auf diese Weise ist aus sonderlicher Providenzdes Allerhöchsten aus dem transmutirten Marte, und dessenGeheisch eine neue Welt erschaffen, welcher den Reichen undauch den Armen allenthalben zu Diensten stehet: Aber leider !Keiner ist also beherzt, daß er den Cerberum, welcher in dieserWelt seine Wohnung hat, bestreiten darf, weil derselbige vielerRitter Speer zerbrochen, so daß viel Helden, so mit diesemDrachen gestritten, erlegt, auch viele mit Spott abweichen müssen,und keiner darzu nahen dörffen, deswegen bliebe die Welt wüstund ungebauet, darüber zürnete der Gebieter, und er erwecktedem Drachen einen angenehmen Feind, wie folget. 37


Caput XII.Wie der Drach, so in dieser neuen MartialischenWelt seine Wohnung gehabt, durch schickung Gottesvon einem gewaltigen Adler ergriffen, gefangen, undeingesperrt, auch letzlich die Bereitung des wahrenWerks aus ihm befördert wird.Nachdem der Gebieter sahe, daß es nöthig war, befahlederselbige einem gewaltigen fliegenden Drachen, dieMaterialische reformirte Welt zu bekriegen, derselbige streckteseine weise Flügel weit aus, und bedeckte mit seinen Fittigen dieganze Welt, starrete mit seinen feurigen Venerischen Augen ohneUnterlaß stetig nach der Erden und Wohnung des gifftigenhöllischen Drachens, er war ausgesand, die Welt zu erretten, unddas unschuldig vergossene Blut von den Klauen des Drachens zurächen und abzufordern: <strong>De</strong>rohalben ergrieff dieser weise Adlerden grausamen Drachen mit seinen Klauen, führete ihn auf diehohe Gebürge Armeniæ, vermaurete sich und den selbigen alldain einen runden durchscheinenden gläsernen Thurn, der hatte zueiner Seiten ein tieffes Gewölb von Crijstall, darein war demDrachen erlaubt und befohlen zu gehen, aber selbiger wollte demBefehl nicht pariren, sondern bliebe halsstarrig im Grunde desGlases liegen, deshalber ward Vulcanus beruffen, ihn mit Feueralso lange zu peinigen, biß er durch eine kleine Erhöhung in dasNebenzimmer sich zu begeben vordemüthigen würde: SobaldVulcanus sein Amt zu vertretten angefangen, siehe, da gieng ausdem Adler und auch aus dem Drachen ein grausamer schwarzerDunst, gar schwehr anzusehen, ja es war die Gestalt einereiterigen Materie, so mit was wenig Blut vermischt, welche 38


Materia von den Dünsten war entstanden, und vor dem engenEintritt des Nebenzimmers erstarret, dann der Vulcanus hatteselbiges aus Befehl seines Principalen nicht berühret, sondernfreij sicher gelassen, damit der Drach sich desto lieber dareinbegeben solte, wie auch geschehen.Nachdem dieses vollzogen, war es gar sicher in der Welt zuwohnen, dann der Drach thäte nunmehr weder den Animalibus,Mineralibus, noch Vegetabilibus schaden, sondern befördertevielmehr jedes nach seines Reichs Art und Gewohnheit, daskommt daher, weil selbiger sich so lange in den Höhlen der Weltaufgehalten, und von der Erden, wie auch die Animalia undVegetabilia, ist gespeiset worden: Seine Speise aber ist die grüneErde, und das allernöthigste Gewürz, so uns der Neptunuscommunicirt.Als nun Vulcanus in hoc passu seinen Befehl vollzogen hatte,befahl der Gebieter, daß man den Drachen seines Gefängnüßeserledigen sollte: Dieses hörete der Drach, schauete um sich nachder Stimme des Königs, und da er den König nicht sehen konnte,fragte er den Vulcanum nach dem Weibsbild, so vor wenigem zuseiner Seiten gestanden, begehrte, daß er ihme dieselbige nocheinmahl wollte sehen lassen: Und da Vulcanus dieses willfahrete,da verliebte sich der Drach in diese edle Königin, daß er ausAntrieb der feurigen Liebe dieselbe alsobald ergrieff, und sich mitihr vereinigte: Und sobald dieses Geschehen, begab er sich zuseinem Gläsernen Thurm in seinem sichern Ort, dann so michdauchte, war er nicht gesinnet, den Raub der Liebe zu quitiren,sondern er buhlete immerfort in Beijseijn Martis & Vulcani, ja imAnsehen aller Planeten, und das triebe er so lange, biß daß dienatürliche Venus alle ihre Schönheit und Zier gänzlich verlohren,und er sich ihres hitzigen Geblüts ersättiget, darnach dimittirte er 39


dieselbe, nachdem er sie aller ihrer königlichen Zier beraubet.Die natürliche unverwandelte Venus hatte ratione Sulphuris dieallergrösseste Gemeinschafft mit dem Drachen, hingegen hatteder Drach das Untertheil Veneris das Obertheil cerebri Cerberiunter ihrem circul ligirt, in Summa, das Fundamentum Veneris,und das Frontispicium sive coronamentum Draconis stehen infigura analysi. Hæc tendit capite sursum, at ille deorsum.Caput XIII.Wie die rechte natürliche Venus aus <strong>De</strong>sperationsich in ein tieffes Wasser gestürzt, und wie dieselbe vondem Adler seij errettet, auch zu dem höchsten Characterverwandelt worden und was sich weiters zugetragen.Nachdem es sich, wie oben erzählt, mit der Venus zugetragen,gieng die bleiche trostlose Venus an einen öden wüsten Ort, alldawar ein stillstehendes tieffes Wasser, darinne beschauete sich dietraurige Venus lange Zeit, und nachdem sie eine Veränderungihrer Gestalt in dem Wasser spührete, ist dieselbige per inversamrepræsentationem figuræ, sich per præcipitationem ihremSchatten zu confirmiren, wunderbarlich angetrieben worden:Aber der fliegende Adler, welcher vor diesem seine vornehmsteTugend von der Venere erlanget, der spührete wohl, daß derDrach die Venus betrübet hatte, deshalber reichte er eilendsherab, und ergriff die Venus beij ihren beijden Füssen, hieltedieselbe also, und flohe ad residentiam Vulcani: Da aber derVulcanus sie also mißstalt, mit dem Haupt zu der Erden henkendin den Klauen des Adlers führen sahe, vermeinte er seine Venuswäre gestorben, wüste nicht, daß der Drach das Haupt Veneris 40


deßhalber unter sich hielte, damit das eingesoffene Wasser vonihrem Herzen ablaufen möchte, wollte deshalber dieselbe nichtkennen noch acceptiren. Da das der Adler sahe, erzünete erhefftig, und flohe mit der Venere schnur stracks gegen Himmelnach der Sonnen zu, und in dem Fliegen ward dieselbe durch dienatürliche Wärme der Sonnen erquickt, und ist nunmehr dassubjectum omnis mirabilitatis, &c.Darüber erfreuete sich der Adler, begehrete beij demAllerhöchsten, daß diese invertirte Venus zu einem ewigenGedächtnüß in all solcher Form, wie er dieselbe dem Vulcanoihrem Ehemann präsentirt, vor aller Welt zu oberst des Himmelsmöchte gesehen werden, auf daß alle Welt innen würde, daß dasNiedrige beij der Venere seij wie das Höchste worden beij demrechten Saturno, den ich allhier den Monarchen oder Gebietergenannt habe. Dieses begehrte der Adler deswegen, damit dieMenschen die erhöhete Venus modo materia nostra ansichtigwurden, dieselbe alsdann des Vulcani Thorheit verspotten sollten,er der Adler aber beij allen ein Dankopffer verdienen möchte.Dieses begehren des Adlers ward acceptirt, dann der Gebietersprach, es geschehe also, und sobald das FIAT ausgesprochenwar, sahe man die Venus sitzen zu oberst aller Planeten, hatte dieoberste Stelle des alten Saturni eingenommen, hatte auch dessenFigur und Gestalt angenommen: Diese Figur aber war nicht wiedie Figur dessen, so jedermann pro Saturno erkennet, sondern eswar ein perfecter Character, so zu allen Seiten fest verschlossen,und das Zeichen: In hoc signo vinces, stunde oben darauf, daszierete den Universal-Characterem über alle massen wohl. Dieseshatte der heroische Mars mit beij sich habender Ritterschafft garwohl gesehen, nahete sich, und buhlete auf das allerbest um dasüberköstliche königliche Kleinod, diese aber, so sich mit der 41


Stand in dem Brünlein gar wohl observirt, und die Vision istverificirt: Weil aber die Figur nicht lauter Schatten, sondern auchWasser war, so besorge ich, sprach die Allerhöchste transformirteKönigin, annoch eines grösseren Wunders. Indem die Venusdieses redete, da hörte ich eine Stimme aus der Luft, die sagte:Du bist vor der Erschaffung der Welt gewesen, darum sollst dudiese deine Gestalt auch verliehren, und durch Hülffe des Adlers,so dich aus dem Brunnen errettet hat, wiederum zu einem klarenWasser werden, dieses Wasser heisset Mercurius vivus, &c.Caput XIV.Wie der Mars diese verwandelte Venus durchHülffe seines Pegasi rauben wollte, und wie Phœbusselbiges verhinderte.Mars sahe von seinem hohen Felsen die edele überschöneneugebohrne Königin, hatte den Geschmack der altenBuhlschafft annoch in frischem Gedächtnüß, er hatte einenWohlgefallen an seinen eigenen Gedanken, und war dannochnicht getrost, dann es dauchte ihm, daß die Edele großmächtigeKönigin viel tausendmahl lieblicher und annehmlicher wäre alsvor diesem, da er mit ihr das adulterium begangen, darüber fienger an zu weissagen, und sprach: Schau, die geile Venus ist jetzoeine reine Jungfrau, welche den Saamen ihrer eigenenBeschwängerung beij ihr selbst hat. Dieses und dergleichen redeteer mit sich selbsten, griff ein Herz, stieg auf den Pegasum undmeinete die edele Königin, ehe sie es innen würde, zu erreichen,und zu rauben, aber das neidige Glück war ihm zuwider: Dann daer also durch die Luft eilete, war sein Schatten vorhin auf der 43


Erden, deswegen sahe die edele Königin über sich, und wardgewahr, daß es eine martialische List war, begab sich derohalbenin eine tieffe finstere Höle: Und obwohl der Mars derselbengerne nachgeeilet hätte, so vermochte er es wegen seinesbeharnischsten Leibes doch nicht zuwege zu bringen, deshalbeneilete er halb desperat in den nächsten Wald, sein Vortheil alldaabzulauren. Die Königin aber, welche das Reich von demMonarchen durch diese Verwandlung zu sich gezogen hatte,fürchtete den Martem hac vice, und verharrete deshalber in derHöle. Selbiges hatte der Phœbus von oben her gar wohl observirt,und wann der Mars in der Luft schwebete, so schiene und straleteer dem Marti und seinem Pegaso von hinten zu auf den Rücken,so daß darvon ein Schatten auf der Erden vorher gehen muste.Auf diese Weise entdeckte der Phœbus, aber sich zum besten,die Anschläge Martis, dann er war selbsten innerlich mit heisserLiebe inflammirt: Und da diese seine Geliebte, vielleicht aussonderlicher Providenz, länger als es ihm gefiele, in ihrer Höleverbliebe, da begab er sich in die Höhe, und stiege durch seinegüldenen Strahlen von oben in ihre tieffe finstere Höle, underleuchtete dieselbe, er umhalsete diese liebreiche Fungfrau seinerechte Mutter, und erfüllete seine Begierde, darvon ward sie ihmhold, und versponsirten sich beijde, und waren zweij in einemLeibe. 44


Caput XV.Wie der Mars sich an Phœbo revangirt, denVulcanum wider selbigen angereitzt, wie Vulcanus denPhœbum samt der Königin mit Feuer verbrennt, undwie deren beijder Seele dem Marti erschienen, auch wieMars mit dieser Seele procedirt, um selbige körperlichzu machen.Dieses alles muste der Mars mit gedultigen Augen von weitemansehen, konnte es auch nicht verhindern, gedachte jedoch aufMittel und Wege sich zu rächen, eilete derhalben mit seinemfliegenden Pferd zu dem Vulcano der Veneris Ehemann, brachteihm die Zeitung, wie daß seine Haußfrau noch lebte, auchtausendmahl schöner wäre als vor diesem, wie daß dieselbe mitPhœbo in einer tieffen Höhle eine geraume Zeit in Buhlschafftgelegen. Vulcanus schämte sich, und sagte, die Ursach diesesUnheils bin ich selbsten, weil ich meine Hausfrau zuvor nichtacceptiren wollen, da der gebenedeite Adler mir dieselbigepräsentirte, &c. Indeme ergrimmete er, und sprach: LieberSchwager, führe mich an die Höhle, das thate der Mars willig,nahm ihn derhalben vor sich auf sein Pferd, brachte ihn zu denEingang der Höhle, Vulcanus legte seine Ohren auf dasMundloch der Höhlen, lausterte, und konnte doch nichterfahren, ob die beijde Geliebten, nemlich die erste und letzteMateria annoch vorhanden, oder nicht, begehrte deshalber, weilsein Herz aus starkem Eiffer ihm also im Leibe hüpfete, daß ernicht hören konnte, der Mars möchte einmahl laustern, ob siebeijde annoch vorhanden wären oder nicht. Mars merkte wohl,daß sie wegen ihrer innerlichen Liebe also tieff mit einander 45


verliebt gleichfalls entzuckt ja lebendig tod wären, gab demVulcano diese Freundschafft zu verstehen. Da bereitete derVulcanus ein künstlich Feuerwerk, welches war gemacht auseinem unangezündetem Feuer, aus einer feurigen Luft, und auseinem vegetabilischen Salz. Dieses vermischte er gar wohl,zündete darmit die ganze Höhle in Brand: Es wurden aber diesebeijde Geliebte solches nicht gewahr, und da sie es innen wurden,achteten sie es noch weniger, sondern blieben zusammen, bißzuletzt der Vulcanus sein zugerichtetes Pulver oben durch denEingang gar häuffig eintruge, und mit der allerstärkesten Hitze siebeijde zu Staub und Aschen machte, diese nahm er heraus, thäteselbige in seinen Getrank, welches war gemein Brunnenwasser, esgewan darvon einen gar selzamen Geschmack, so daß der Marsdarvon nicht trinken konnte, sondern muste es mit Weinvermischen, und alsobald er den weissen Wein darzu geschüttethatte, siehe da veränderte sich das klare Wasser, und daraus wardein dickes hochschönes rothes Wesen in den Händen desverliebten Martis, welcher diese Asche pro reliquiis, reservirt, undzu einem ewigen Gedächtnüß wie ein Heiligthum aufgehaben hat.Sobald aber dieses sich also in den Händen Martis zugetragen,rieff der Mars aus heller Stimme: O Venus, meine Venus ! deineSchönheit geziemet niemanden als mir allein, o glückseeligesomen, welches mir einen solchen köstlichen Schatz zugestellt, &c.Und da er dieses mit grossen Freuden geredet, begehrte er vondem Vulcano, er möchte deshalber nicht zürnen, sondern dasBlut seiner Venus ihm vergönnen, weil die Venus in seinen desMartis Händen sich selbsten von dem Wasser geschieden, unddardurch zu verstehen gegeben, wie daß sie mit diesem gemeinenWasser keine Gemeinschafft haben wolle, ja auch auf dießmahlvon der Wassersnoth errettet werden solle. 46


Da Vulcanus, der sonst grobe Gesell, diese Abentheuer gesehen,nemlich, daß aus Wasser Feuer, oder die hochrothe SeeleVeneris sich dem Marti erzeiget hatte, da verwilligte er es gern,derohalben nahm der Mars die übrige Asche, laugete durchgemein Wasser verborgene lebendige Seel aus, filteirte dasWasser, und liberirte die Seele von dem Wasser durchZugiessung des aceti, wormit er die Seele so lange labete, biß siesich augenscheinlich erzeigte, so daß er sie gar füglich errettenkonnte, &c.Caput XVI.Wie der Mars aus Rath eines Philosophi mit derAnima seiner Veneris transformatæ, worbeij die animaSolis vereiniget, eine neue Venus erwecken wollte, undworinnen er gefehlet, auch wie er dem Vulcano dastodte corpus, darinnen der clarificirte Leib verborgen,mit Gewalt abgenommen, &c.Nachdem nun Mars die feurige truckene Seele, wie oben erzähltist, erobert hatte, fragte er einen hochgelahrten Philosophum, wieer sich mit diesem Schatz verhalten sollte, der gab ihme diesenwahren Bescheid: <strong>De</strong>ine vorige Venus wirst du in ihrer altenForm und Gestalt nicht mehr sehen, dann dieselbe ist nunzweijmahl verändert, erstlich in die Materiam Lapidis, postea aberist dieselbe durch Vulcanum cum Phœbo ad tria principia zuextrahiren aptificirt worden: Du wirst aber dieselbige in einerhunderfältigen schöneren Gestalt zu seiner Zeit wohl sehenkönnen, derohalben nimm du ihrer Seelen ein Theil, ihresGeistes eben so viel, der Aschen aber vergiß nicht, thue es in ein 47


verschlossenes Zimmer, gib anfänglich linde Wärme, und thue inallem, wie du weist, so wirst du ohne Fehler zu deinem Intentgelangen.Mars thate wie ihm befohlen war, aber er konnte dieses alles nochnicht aller Dings begreiffen, daß der Philosophus ihm befohlen,das Blut mit seinem eigenen Geiste zu vermischen: Zumallerletzten gedachte er, wie daß sie beijde aus einer Materia, auseinem Geist, und Vitriolischen Erde gebohren worden, ja derMars gedachte auch, wie daß er selbst vor diesem in Materiamprimam war verwandelt worden, da ihm die Venus in seinerVerzweiffelung in die Arme griff, und ihm darüber die Figur einessteinigen blinckenden Saturnalischen Minerals ist mitgetheiletworden, wie in den vorgehenden Capitulis zu lesen: Und da derMars diese Erleuchtung bekommen, gedachte er an die Aschen,so er liegen lassen, eilete zurück, um dieselbe zu hohlen,Vulcanus aber war in der Vorbahn gewesen, hatte dieselbigeaufgehoben, und mit sich weggetragen, dann es reuete ihm, daß erdem Marti diesen hochtheuren Schatz erlaubet hatte, sonderlichda er sich erinnerte, was er beij vielen Philosophis gehört undgesehen, beij allen deren laboribus er auch gewesen: Und obwohlderselbige sein Tage ein grober Gesell gewesen, so hätte erdannoch so viel behalten, daß ohne Aschen in diesem hohenWerk nichts auszurichten: Auch hatte er einsmahls in einem altenBuche gelesen, daß der Phönix seine Jungen aus der Aschenwieder herfür bringe, aus diesen Ursachen hatte er die Ascheausgelaugt, das Wasser evaporirt, das Salz der Herrlichkeit ineinem absonderlichem Geschirr verschlossen, gab ihm gelindFeuer, meinete seine Venus wieder auszubrüten undaufzuwecken, gieng weder Tag noch Nacht von dem Glasse,vergaß seines Essens und Trinkens: Inmittelst kommt der Mars 48


ins Laboratorium, fand den Vulcanum also geschäfftig antefurnum stehen, dem erzählte er sein Begehren, sagte ihm, wie erdie Seele alsobald mit dem rechten Geist vereiniget, und daßseiner Sachen mehr nicht, dann nur das Salz, so in der Aschenverborgen, mangelte, begehrte, Vulcanus möchte ihm das Salzauch zukommen lassen, sonderlich weil keine Erhartung nochBeständigkeit ohne das Salz zu erwarten, bewiese dem Vulcano,daß ihm das Salz ohne die beijden anderen Theil nichts nutzenkönnte, dann ein Leib ohne Seel und Geist ist nur eine todteErde, &c. Aus diesen Reden ward der Vulcanus der alte Laborantnoch kluger dann zu vor, begehrte seines Weibes Geist und Seelewieder zu haben, und sprach: Die Seele gehört zu ihrem eigenenLeib, nun hab ich den Leib, gib du mir die Seele sammt deroSitz, so in meinem Weibe gewohnet. Mars wollte es durchausnicht thun, sondern sagte: <strong>De</strong>r Geist, darinnen die Seele jetzoruhet, welcher sonsten der Seelen ihren rechten Leib zustellt undbeständig figiret, derselbe ist mein eigener Geist, dann gedenke,sagte er, lieber Vulcane, daß allhier nicht mein MartialischerGeist, sondern mein Geist, der aus meinem veränderten Leibe,wie vormahls gemeldet, gezogen ist, diese Sache alleinebeförderen muß, dahero ist der meiste Theil aus meinem Leibe,&c. Und indem er dieses redete, nahm er das Glaß mit Gewaltaus dem Hauß, flohe mit seinem Pegaso nach seiner Residenz,verfügte nachgehends seine reservirte Seele durch seinen Geistmit dem gestohlenen Salz, und stalte selbiges gar wohlverschlossen in digestionem: Und da dieses ein geraume Zeitgestanden, wollte Mars einsmahls hineinschauen, da sahe er, daßalles in seinem Glase verfaulet und pechschwarz war, dieseserschreckte den Martem über alle Massen, so daß er darüber inOhnmacht fiel. Unterdessen kam Vulcanus ohngefähr darzu, 49


derselbe ermunterte ihn, und sagte, es muste die Fäulungfürgehen, wann die finstere Nacht fürüber ist, so folget das weisseund güldene Licht.Caput XVII.Wie der Mars den Vulcanum beschwöhret, daßer möge die Sachen befördern helffen, und wieVulcanus ihn unstruirt wegen der selzsamen Farben,welche dem Marti ein Argwohn gemacht, &c.Dieses alles glaubte der Mars, dann er befand in seinem Gemüth,daß es anders nicht geschehen könnte, sprach, Lieber Schwager,ich verstehe wohl, daß du der Sachen besser erfahren bist dennich, in Ansehung, daß du der Philosophen ihre hochtheureMedicin alleine gezeitiget, und zum Ende gebracht hast, bittederowegen, wollest dich meines Negotii annehmen, dann ichverspreche dir hiemit, daß ich hinführo brüderlich mit dir lebenwill, ja was mehr ist, wann die Königin des Heils dich an statt desPhœbi erwehlen würde, so verspreche ich dir, alle brüderlicheAssistenz wider denselben zu leisten, mit dem Beding, daß ich dasallerköstlichste Kleinod, welches mit ihr auf die Welt kommen,woraus dieselbige gebohren, welches klarer leuchtet als dieSonne, worab die Sonne ihren Schein und Farb bekommen, alseine wohlverdiente Krone zu oberst meines Helms setzen möge&c.Dieses alles war der Vulcanus zu frieden, wie er mit Worten zuverstehen gab, gedachte aber die Beute selbsten zu erhalten, weilalles durch seine Hände gehen muste: Aus diesen Ursachenbrauchte er sein wohlerfahrenes Amt, tegierte das Feuer 50


meisterlich. Mars konnte wegen seiner inbrünstigen Begierdekeinen einzigen Tritt aus dem Laboratorio weichen, sondernstarrete mit seinen feurigen Augen auf das gläserne Zimmer,darinne seine Liebste von den Todten de novo wiederauferstehen sollte: Unterdessen sahe er eine Wolke, so sich vonoben herabgelassen, daraus schiene ein kleines Lichtlein auf dieErde, darvon begunte die grausame finstere Nacht gemachsam zuweichen, und zu vergehen, ja man konnte spühren, daß der Taganbrechen muste: Und da der Mars dieses alles sahe, merkte erferner, daß die Juno Jovis Haußfrau (wuste aber nicht qua decausa) sich in dieser Wolke verkrochen, die er alsobald an ihremPfauenschwanz erkannte, besorgte sich eines grossen Betrugs,sonderlich weil Vulcanus vor dem Zimmer lage, und sich stellete,als ob er geschlaffen, welches der argwöhnliche Mars wohl notirt:Dann sobald er sich umgekehrt, sahe Vulcanus nach seinemFeuer, deswegen zuckte Mars seinen Säbel, hielt selbigen bloß inseinen Händen, schloß seinen Helm, fassete seinen Schild, undblieb also ohnverruckt wie eine Statua stehen: Vulcanus warunterdessen sehr still, konnte sich aber länger nicht verbergen,sondern stellte sich, als wann er aus einem tieffen Schlaff erwachtwäre, fragete, was bedeutet das, lieber Schwager, daß du also zumKampff gerüstet vor mir, da ich eingeschlaffen war, gestandenbist ? Da ergrimmete der Mars, und sprach mit eijferigemGemüth, wie ich sehe, so bist du ein falscher alter Verräther,dann schau, da ich mich vielleicht einsmahls umgewandt, hast dudas Zimmer eröffnet, und die Juno mit ihrem Pfauenhineingelassen, diese hat das Zimmer mit allerhandfarbigenTeppichen bekleidet, auch mit dem Regenbogen bezieret, und daich das Wunder anschauete ist ihr Mann der Jupiter, sobald dieJuno gewichen, in das königliche Salet kommen, mich zu 51


etrüben, und die Allerschönste dieser Welt zu rauben, selbigetamquam judex dem Phœbo wieder zu zustellen.Vulcanus hatte grosse Mühe, konnte den Martem schwehrlichbefriedigen wegen des gefasten Argwohns, biß daß er ihm denganzen Grund entdeckte, deswegen sprach er, höre mich, lieberBruder, und traue meinem Wort: Die Juno ist die Tapetzerindieser alleredelsten Königinnen, eine Vorbedeuterin, so daverkündiget, daß die Königin ihr Reich bald antretten undbesitzen wird, deswegen ist dieselbige kommen, wie du gesehen,den königlichen Salet mit allerhand zierlichen Gemälden undTeppichen wie es beij den königlichen Höfen bräuchlich ist, zuzurüsten und zu accommodiren: Und damit du es noch besserbegreiffen mögest, sprach er, so merke mit Fleiß auf das Beijspiel,so ich dir erzählen werde.Im Winter ist alles auf der Erden ungestalt, ja gleichsam als todterfroren: Wann aber der Frühling herbeij nahet, so wird die Erdewiederum lebendig mit allerhand Gewächs, grünen Blättern, mitvielfärbigen Blumen bekleidet und gezieret. Und wann dieseZeichen vorhergegangen, so erfolgt darauf die erwünschte Fruchtnach jedes Dinges Natur und Eigenschafft seines Saamens. Alsoist es auch mit dem philosophischen Werk beschaffen, dannwann die Fäule, das ist, der schwarze Tod in unserm Werk nichtgespühret wird, so erfolget keine Blüte, Aernte, noch Herbst. DieFinsternüß, so du gesehen, ist die Fäulung, davon die Philosophiso viel geschrieben: Die Juno aber mit ihrem Pavone hat erstlichdurch ihre Grüne den Frühling ; durch die Farben aber die Blüteverkündiget, &c. <strong>De</strong>shalben sollest du dich nicht erzürnen,sondern zum höchsten erfreuen.Mars schwiege eine lange Weile still, fragte tandem, was dann derJupiter dort in dem Zimmer und königlichen Saal zuschaffen 52


gehabt ? Darauf antwortete Vulcanus, und sagte: <strong>De</strong>r Jupiter wäreum den Scepter und Kron der Königin des Heijls zu präsentirenherunter gestiegen, und folgends um das Amt des Marschalksanzuhalten: Dann aus dieser Materia, daraus diese Gebieteringebohren ist, seijn alle Metallen gebohren worden ; daheromüssen auch aller Metallen Farben im Glasse erscheinen, und einPlanet die andern von ihrem Amt und Tugend entsetzen undvertreiben, biß daß der beständigste unter allen durch dieSchönheit Veneris und blutreiche Tapfrigkeit Martis das Reichmit Ruhe besitzen. Das gefiel dem Marti über alle Massen wohl,wollte auch mit Gewalt in den königlichen Saal eindringen, umalle sein Vermögen, Gewalt und Ansehen der Königin zupräsentiren. Aber der wohlgeübte Laborant Vulcanus wollte esnicht gestatten ; sprach: Hüte dich, lieber Bruder, daß du dasZimmer nicht berührest, sonsten würden wir beijde unsererHoffnung beraubet: Dann gedenke, wann man die Blüte von denBäumen abbricht, daß alsdann keine Frucht daraus werden kann.Indem er nun den Martem mit diesem Bericht befriediget, daeröffnete er eine andere Pforte, und erwärmete den königlichenSaal nach seiner Weißheit ; und siehe eine grosse Veränderungwar vor Augen, und sonderlich in dem königlichem Zimmer:Dann die Göttin Diana war über das gläserne Meer gekommen,und heimlich auf den Thron gestiegen, hatte sich mit silbernenStück bekleidet, und ihre Jungfrauen stunden hinten, durftenwegen der Klarheit Dianæ ihr Angesicht nicht anschauen,rühreten und hielten mit ihren Händen an den königlichen Stuhl.<strong>De</strong>r Stuhl aber war von lauterem Golde, und die Königin diedarauf sasse ; mit güldenen Füssen, hatte ein silberweisesAnsehen ; Also daß man die Güldigkeit, so darinnen verborgen,nicht wohl erkennen konnte. 53


Caput XVIII.Wie Vulcanus die letzte Pforte eröffnet, und wieMars von dem König erleget, und was sonsten fürselzame abentheurliche Farben erschienen, &c.Mars hatte dieses alles gar wohl observiret, durffte aber denVulcanum weiter nichts fragen ; dann er sahe ihn beschäftiget mitEröffnung der letzten Pforten. Als dieselbe aufgegangen, bestrittendie feurigen Flammen oder Gluth das Palatium Regis an allenOrten, und es erschienen viel tausend feurige Spiegel, und jederSpiegel repräsentirte die Schönheit dessen, der da regieren sollteohne Ende. Mars schauete um sich her, und konnte seineKönigin, welche die Gestalt Dianæ an sich genommen, nichtersehen, sondern fand an dessen statt den allerklügesten KönigSalomon, sitzend in seiner Herrlichkeit, begehrte derhalben vondem Vulcano, er mögte ihm beförderlich seijn und erlauben indas durchscheinende Zimmer zu gehen, damit er verhinderenmöchte, daß nicht der gemeldete König Salomon seineVielgeliebte zum Weibe nehme.Da der Mars dieses kaum ausgeredt, spührete er an der rothenKleidung, daß seine alte Venus mit ihrem hitzigen Geblüt annochvorhanden, welche sich mit güldenen Stück jetzo bekleidete:Diese blieb nicht lang in einer Gestalt, bald war sie in männlicher,bald aber in weiblicher Gestalt ihm für Augen. Vulcanus sahewohl, daß der Mars auch mit Gewalt in den königlichen Thronhinein dringen wollte ; da führete er den Martem beij der Hand,wusch ihn von Haupt zu Fuß, säuberte und salbete ihn derGebühr, und verschaffte, daß er hinein kam: Und sobald er in dasZimmer gekommen, darinnen die abentheuerlichen und 54


selzamen Veränderungen erschienen waren, ward Mars ergriffen,also daß er ohne einige Gegenwähr unvermerkt verschwand vorden Augen des wohl geübten Vulcani. Nachdem nun dergroßmächtige Held Mars aus Liebe seiner Venus sein Lebenverlohren, und von des Drachen Geist, mit welchem derkönigliche Saal zum vierdten Theil angefüllet, erleget ; daoffenbahrete sich der König Salomon in sua gloria, sasse aufseinem Curru triumphali, regierte in Friede über alle Welt, dasrothe und beleberte Meer war dem König unterthänig, gab seinenReichthum willig zu rechter Zeit, &c. In summa der König wardmächtig in Frieden ; Dann er als der letzte Monarch hatte dieSchönheit Veneris, und die glorieuse Tapfrigkeit Martis durchHülff des alten Drachen erobert ; dann der Drache war gezähmet,und nicht mehr mit Neijd und Feindschafft, wie vor diesem,angefüllt, sondern war den habitatoribus hujus mundi über alleMassen hold, verkündigte denselben Heijl, Reichthum undGesundheit, &c. 55


Caput XIX.Wie Mars, nachdem er dem König unterthänig,auch seines purpuren Kleids beraubt worden,Gelegenheit gesucht und gefunden, sich an dem Phœbozu rächen, welcher ihn vor diesen verhinderte, daß erseine liebe Venus nicht zu seinem Willen bringenmogte, und zu seinem Unheil, Dienstbarkeit, Captivität,und Verlust seines purpuren Kleids Ursach gegeben.Obwohl der Drach der ganzen Welt Frieden und Reichthumverkündigte, auch allenthalben alles sich in Ruhe begeben wollte,so währete dennoch selbiges nicht lange ; denn es war noch einesonderliche Feindschafft zwischen dem Marte und dem Phœbo,welchen Vulcanus zuvor durch Anweisung Martis in adulteriocum Venere ergriffen, auch durch ein sonderliches fulmen undFeuerwerk tödlich verletzet und zerstöret, also, daß Mars, inwelches Beijwesen dieses vorgegangen, vermeinte, es würde nurden Phœbum allein und nicht die Venus getroffen haben,verhoffend, dieselbe würde bald, als aus einem tieffen Schlaff,stark und gesund aufstehen, und das Regiment der Welt alleinbesitzen. Er war aber in dieser Meijnung gewaltig betrogen: Dannsobald er durch den Vulcanum in den königlichen Saal, darinnsich die Venus dem König ergeben, eingegangen, mit demVorsatz die Königin zu erretten, siehe, da ward er alsobaldergriffen von der transformirten Venus, (welche ich allhier denKönig nenne) und er ward ihm unterthänig. Mars, da er sahe, daßes anders nicht seijn konnte, hielte sich fest beij dem König,welcher ein sonderliches Wohlgefallen an seinen feurigen Augenund an dem purperfärbigen Unterkleid truge, welches er ihme 56


auszoge, umb sich selbst damit zierete. Dieses alles achtete derMars gar wenig, gedachte nur, wie er sich an dem Phœbo, undhernach an dem betrüglichen Laboranten Vulcano, der ihn hineingebracht, rächen möchte. <strong>De</strong>rhalben sprach er zu dem König:Allergroßmächtigster und Unüberwindlichster König, es ist wahrund uns allen bekannt, daß du seijst das Herz, Leben, und Gloriader Welt, du bist erfüllet mit dem Geist der doppelten Natur ; duleuchtest wie ein Carbunkel in der Nacht und Finsternüß, die vonAnfang die Welt bedecket haben. Phœbus aber, sagte er, welcherdas pallium Auroræ auf seinen Schultern träget, derselbeerleuchtet den Tag selbsten, also daß der Tag durch Oppositioneines groben intransparanten Leibs an dem Ort, wo des PhœbiGlanz die Erde nicht berühren kann, als eine Finsternüß zurechnen ist, auf diese Weise kann man seinen Glanz von demLicht des Tages gar eben unterscheiden. <strong>De</strong>rhalben, sprach er,rathe ich ihrer Majestät, sie wollen auf Mittel und Wege bedachtseijn, wie sie sich des Pallii Auroræ bemächtigen mögen ; fürmeine Person trauete ich selbiges ohne grosse Mühe zu erlangen,und ihrer Majestät, wann sie mir deshalber Commission auftragenwürden, in geringer Zeit in ihre Hände zu lieffern. DieserAnschlag gefiel dem Könige sehr wohl, befahl deswegen demMarti, zu thun, wie er gesagt, &c.Mars wuste wohl, daß Phœbus den lieblichen Geschmack derFrüchte, so in dem Baumgarten Veneris gewachsen und erneulich gekostet hatte, alsobald nicht würde vergessen können:Dann er kannte die hitzige Natur des Phœbi gar wohl, sonderlichaber damahls, da der Phœbus in Gestalt Apollinis die überschöneDaphnis zu ereilen vermeinte, und ihm mißlungen, hatte er seineNatur wohl eben ausgelauret. 57


Nun hatte der arglistige und rachgierige Mars observiret, und ausseinem Gebürge, worinnen er vor diesem logiret, gesehen, daßdie liebreiche Heliotropia bißweilen zu unterst an dem Bergeofftermahls allein spatziret, und unter andern etliche Stunden mitAnschauung ihrer eigenen Gestalt sich erlustigte, spiegelte sich indem crijstallinen Brünnlein, verliebete sich in ihre eigeneSchönheit ; also daß sie aus Liebe den Tod leiden muste ; dannsie brannte durch ihr eigenes Feuer, welches der Cupidoentzündet hat, indem er das Zeichen der Liebe, nemlich denCharacterum Veneris in das Herz der allerschönsten Heliotropiæalso hell und klar und augenscheinlich eingedrückt, daß selbigerwie ein hellscheinender Stern zwischen ihren alabasteren Brüstenherfür leuchtete, in ihre eigene Gestalt und rechte Figur. SelbigenStern und Figur hatte die Heliotropia vor diesem nicht rechtobserviret ; jetzo aber da dieselbe vor den Brunnen stunde, wardsie den Character ansichtig, dann das Wasser, darinnen sie sichspiegelte, repräsentierte denselben viel schöner und herrlicher alser an ihm selbsten war.<strong>De</strong>rhalben dann die verliebte Heliotropia den Stern ergreiffenund küssen wollte, alsobald entglitte ihr die Fuß, und siehe, derBrunnen gieng über ihrem Haupt zusammen, und dieHeliotropia verlohr sich darinnen: Dieses hatte der Mars wohlnotiret, und gedachte sich dessen jetzo auch zu bedienen widerseine Feinde, wie hernacher folgen wird. 58


Caput XX.Wie Mars sich an dem Phœbo durch List, undErzählung eines wunderlichen Abentheurs von derHeliotropia, worinnen das mysterium Chymicumdeutlich und augenscheinlich abgebildet wird, revangiret,und wie Phœbus in dem Brunn ertrinkt, und zu einemFerment wird des letzten Monarchen.Auf einem frühen Morgen, als Phœbus über Meer mit seinenindefessis equis kam aufgezogen, und seine güldene Strahlen aufdas Martialische Gebürge gerichtet hatte, und von demcrijstallinen Brünnlein, worinnen der Geist und das Leben dermetamorphirten Heliotropiæ verborgen, den farbenreichenDunst zu schöpffen, mit welchem er den Regenbogen mitallerhand Farben zu zieren pflegte ; da nahete sich der Mars zuihm, und sprach mit seiner heiseren Stimme: O du allerklarsterPhœbe, wann du wüstest, was allhier in dieser Gegend sichzugetragen hat, du würdest dich nicht allein darüber entsetzen,sondern würdest auch mit ganzer Macht das verübte Unrecht andem Thäter rächen und abstraffen: Dann da die in sich selbstveramorierte Heliotropia in diesem Thal ihrem Brauch nach beijdem crijstallinen Bronnen, welchen Vulcanus durch AnstifftungCupidinis, aus etlichen salzigen Materien, die in diesem Bergegeneriret, durch Kunst zugerichtet hatte, spatzierete, und letztlichda dieselbe sich niedergesetzt eingeschlaffen war, alsbald hatte derlose Cupido ex instinctu Veneris dieselbe mit dem Pfeil der Liebegegen ihren eigenen Schatten also verwundet und eingenommen,daß sie immer fort und fort sich in diesem Bronnen beschauenmuste, und dasselbe trieb sie so lange, biß sie endlich ein 59


schwärer Schlaff überfiel. In diesem tieffen Schlaff übereileteCupido die allerschöneste Heliotropiam, und wollte dieselbe desgeliebten Schattens wegen belohnen, da sie noch schlieffe.<strong>De</strong>rhalben nach verrichtetem Amte, gab er ihr ein smaragdineKette, daran hieng unten das Bildnüß oder die Figur Venerisseiner Mutter gar künstlich abgebildet. Dieß Bildnüß nun war eineUrsach des unglücklichen Falles Heliotropiæ. Dann da sieerwachte, kehrete sie alsbald nach ihrem alten Brauch dasAngesicht zu dem Bronnen, und da sie die fremd freundlicheGestalt des Bildnüß zwischen ihren alabasten Brüsten spührete,da neigete sie sich zu dem Bronnen, fiel hinein, zergieng wie Salzim Wasser. Und über eine kleine Weile sahe ich den Cupido beijdiesem Bronnen, und so viel ich spühren konnte, hatte er dasAbentheuer also zugericht, und die Heliotropia in diesemBronnen bezaubert, auf daß er seines Gefallens ihre Schönheithinführo einzig und allein geniessen konnte: Dann an dem Ort,wo die Heliotropia am letzten gesessen, allda entstunde, sobalddieselbe ertrunken, eine wunderbarliche Blume, wie einePassions Blume. An diesem Merkzeichen weiß der Cupido, wo erseiner Geliebten beijkommen mag.Von diesen Reden entfärbete sich der Phœbus in seinem Gesicht,und sein ganzer Leib ward wie ein Feuer entzündet, stund alsverzückt, konnte nicht reden. <strong>De</strong>rohalben sprach Mars weiter,und sagte: Seij getrost, lieber Phœbe, hör zu was ich dir rathenwerde: Ich sehe wohl, du bist inflammiret, innerlich undäusserlich entzündet. <strong>De</strong>rhalben wann du dich also in deinerfeurigen Gestalt in diesen Brunnen stürzen wolltest, so müste derBrunnen gar austrucknen, und alsdann könnte die schöneHeliotropia dir nicht länger verborgen bleiben, sondern sie müstedir dißmahl zu Theil werden ; dann bist du so kräfftig, daß du 60


durch deine Strahlen von weitem grosse Wasser austruckenenkanst, was sollte alsdann deine Gegenwart nicht ausrichtenkönnen.Phœbus konnte sich nicht länger enthalten, gläubete alles wasMars ihm hatte fürgebracht, stürzete sich eilends ohne einigesNachdencken in den Brunnen, welcher hatte eine Natur, wiekönigliches Wasser, in welchem alle rothfärbende astra zergehenmüssen, derhalben ward auch Phœbus überwältiget von der Kraftdieses Wassers, daß er zu Wasser werden muste, jedoch ohneseinem Nachtheil. Dieses wuste der vindicativische Mars rechtwohl, er hatte den Effectum an seiner Venus vorlängst erfahren,deswegen hatte er, um den Phœbum zu betrügen, diesen Funderdacht und gedichtet, in Betrachtung daß Phœbus seinetransmutirte Venus vor diesem in einem Felsen ereilet, unddieselbe, wie oben vermelt, zu seinem Willen gebracht, auch mitihr gebuhlet nach seinem Gefallen.Allhier soll der günstige Leser und Liebhaber sonderlichaufmerken, wie wunderbarlich der Mars, nachdem er aus Liebeseiner vermeinten Veneris (ich sage vermeinten, dann sie warmetamorphosiret) durch List des alten Vulcani, mit dessen Weiber vor diesem gebuhlet, und annoch gegen derselben mit Liebeverhafftet ist, angestraffet, und in Dienstbarkeit gebracht worden,sich erstlich an den Phœbum rächet, daß er ihm, da er ihm dieVenus rauben wollte, den Raub verhinderte, und die Beute derLiebe selber davon getragen. Auch ist allhier zu beobachten, wieder Monarcha Philosophorum durch die Tincturam, id est,animam Veneris & Martis zu einem Universali generalissimo,auch hernach durch das Pallium auroræ und Gegenwart descörperlichen solarischen Phœbi seij fermentiret worden, so daßder sonst spiritualische fixe Monarcha ultimus eine irrdische 61


Qualität und Affinität gegen die geringen Metallen, perfermentationem überkommen. Dieses Fermentum ist dasMedium zwischen dem Metall, so da tingiret werden, und derTinctur, so da tingiren soll. Auf diese Weise habe ich beij allenPlaneten gehandelt, um die materiam proximam also zuoffenbahren, dann es hat meinem Schöpffer nicht anders gefallen;An allen Orten aber ist eine sonderliche <strong>Metamorphosis</strong> astrorumbefindlich, wie die geringen, mittelmäßigen, würdigen und dieallerwürdigsten Planeten durch sonderliche Handgriffe Glück undUnglücke und sonsten aus göttlicher Schickung in materiamprimam nobis proximam sind verwandelt worden. Dieseproximitas muß von dem Metallo, als wann das hinter sich gehensollte, gerechnet werden. Tali modo ist diese die nächste.Darnach kommt man zu dem lauffenden Mercurio ; letztlich zueinem dicken nebelichtigen Dunst, der bißweilen in den Bergenund Gruben der Erden wittert, de quibus alibi, &c.Es ist jetzo kein Unterscheid zwischen dem Herrn und demKnechte, zwischen dem Niedrigsten und Höchsten, zwischenFinsternüß und Licht. Dann ich habe allhier in dieser Welt alleuntersten Planeten zu einem einzigen Dinge gemacht, so daßihrer aller Natur und Eigenschafft mit und durch ein einzigesZeichen, allein und veraciter kann bedeutet werden. DiePlaneten, darvon ich jetzo rede, seijn die edelen und unedelenMetallen, welche in mundo nostro Elementali, tanquam in suamatrice verschlossen, dico, nostro mundo.Die materia prima nun, davon ich so viel geredet und tractiret, hatihren Sitz und Wohnung auch hierinnen: Durch diese Materia,wann dieselbige von ihrem irrdischen mole oder Wohnungliberiret, haben die Philosophi ihren hoch gebenedeijten Lapidemgemacht. Hæc materia, de qua hic agitur, ist eine metallische 62


Form, auch als eine metallische Gestalt anzusehen ; Daß es aberpro Minerali gehalten wird, ist, weil die materia debita derFormen mangelt. Materia debita præparata appetit hanc formamnon minus, uti mulier maritum, diese beijde werden in ihremmetallischen Wasser solviret, coagulirt, und figirt, uti vidi, &c.Das Ding aber, darinne unser metallisches Wasser verborgen, hatein Symbolum majoris & minoris Mundi, ist aus einfältigenSignatur und vorgemahlten Verwandelung alleine zu erkennen.Die Signaturen und Characteres aber, ohnerachtet ich in Tractatumeo de Elementis Magicis und angehängtem A.B. Chymico einesatsame Erklärung gethan ; Wie dieselbigen zu erkennen, in undbeij allen Planeten vor Augen, und zu rechter bequemer Zeit ansLicht gebracht, werde ich hernacher, geliebts Gott, tractiren, unddie Sache auf eine andere Weise abmahlen, auch durch denphilosophischen Passer also in seine gebührliche Form bringendurch ein einziges Wörtlein, Complica, daß es auch denjenigen,so etwas nachsinnen können, nicht fehlen kann, ja wider ihreneigenen Willen verstehen müssen, gleichwie ich an etlichenOertern wider meinen Willen allzuklar zu schreiben durch denphilosophischen Geist bin angetrieben worden. Gott gebe, daßunser Seelen Heijl hierbeij jederzeit beobachtet werde. Amen.Nunc pergam ad Lunam, quæ nullam Metamorphosin suscipit. 63


Caput XXI.Wie die Diana durch Cupidinem betrogen,beschwängert, und wie dieselbe von ihren Jungfrauenverlassen worden, weilen sie die jungfräuliche Gestaltoder Kron verlohren, &c. Und wie durch Conjunctionder obersten Luna mit der untersten Luna, welcheDiana auf ihrem Haupte hatte, dieselbe in SaturnumPhilosophorum seij verwandelt worden, &c.Es war mir bald entfallen, daß ich nemlich von den geringenMetallen, als da ist, Saturnus, Jupiter, Mars und Venus, demmißstalten gemeinen Mercurio so gar seltzame ungewöhnlicheDinge herfür gebracht, dabeij aber der Luna gar nicht gedachthabe: <strong>De</strong>rhalben ist es billig, daß ich jetzo die hochkeuscheDiana, welche mehrentheils nackicht und unbekleidet abgebildetwird, auch mit einführe. <strong>De</strong>r günstige Leser wolle dieses allemalobserviren, daß allzeit durch eine sonderliche Wiederwärtigkeit,Liebe oder Neid die Planeten ihren Stand verringert, verhöhet,und verbessert haben: Dann auf diese Weise seijn dieselben zudem allerbesten Metall, nempe in materiam primam gebrachtworden, wessen Tugend und unansehnliche Figur oder Gestaltich höher als das allerbeste Gold auf Erden zu schätzen pflege:Dann in diesem Dinge stecket die Saamlichkeit des Goldes,worvon ich allhier nicht weiter reden darff. Nun schaue, dieNacht nahet sich, und Luna kommt von Aufgang, hat ihre Hörnerunter sich, dräuet darmit mein linkes Auge, (dann Luna regieretdas linke Auge, gleichwie die Sonne das rechte Auge regieret) umselbiges nun zu bewahren, muß ich aus dem Busch mich in dasflache Feld begeben, und schauen, wie mir die Luna erscheinen 64


werde, und in welcher Figur dieselbe solle und möge abgebildetwerden.Da ich nun auf dem flachen Felde stund, hörete ich hinter mireine Bewegung eines Wassers, und ich merkte, daß es diekeusche Diana war, welche in diesem Brunnen nach ihremjungfräulichen Brauch sich zu baden niedergelassen hatte. Diesesahe mit sonderlichem Wohlgefallen gar eben an, und wargewahr, daß ihre Jungfrauen alle durch ein sonderlichesAbentheuer in einen gar tiefen Schlaff verfielen. Letztlich erfuhrich die Ursach dieses plötzlichen Schlaffens: Dann ich höre vonweitem die Stimme eines verliebten Jünglings, ich verkrochemich, theils aus Furcht, theils aus Begierde der Sachen ein Endezu wissen. Unterdessen da auch die keusche Königin aus Vorwitzdie überaus liebliche Stimme mit einem sonderlichen Geschmackund Begierde anhörete, wurden ihre Augen darvon trübe, und jelänger, je dunkeler, so daß dieselbe mit ihren Jungfrauen durcheinen anmuthigen Schlaff übereilet ward. Und da ich meineAugen gegen der Diana über nach dem Rieth zugekehret, ersaheich einen schönen weissen Schwanen, welcher also lieblichintonirte: Dieser hatte den Köcher und Pfeil Cupidinis, <strong>De</strong>iamoris & conservationis humani generis, &c. an seinem Halsehenken, daraus muthmassete ich, daß es der Cupido selbst seijnmüste, welcher seine Tücke über alles Fleisch geübet ; der Dianæaber hat er niemahls etwas abgewinnen oder beijbringen mögen.<strong>De</strong>r Gott Cupido hatte aus Antrieb Veneris seiner Mutter,nachdem er aus Liebe gegen Diana ohn Unterlaß brannte, sich ineinen Schwanen verwandelt: Dann nachdem die Music zum Endegekommen, sahe ich den Verliebten in seiner rechten Gestalt undWesen. Seine Mutter Venus hatte sich aus einer trüben finsterenWolken auf die Erde niedergelassen, stund an dem Ufer des 65


Wassers, rieff ihren Sohn zu sich, und befahl ihm zu trinken ausihren beijden Brüsten: Dieses nannte sie Lac Virginis, dann siewar per metamorphosin zu einer Jungfrau geworden.Nachgehends reichete sie ihm abermahl einen gar schwährenTrank, welcher mit ihrem jungfräulichem Blut, und auch mitihrem mütterlichen, da sie in ihrer alten unveränderten Gestaltstunde, vermischet war: Sobald diesen ausgetrunken, verhielte ersich wunderbarlich, und nach einer kleinen Weile bekam erallerhand Farben, brannte in dem Wasser wie ein Feuer, indemzergiengen die Wolken mit sammt der Venus. <strong>De</strong>r Cupidospannete seinen Bogen, brachte seine Pfeile beij, daß es Diananicht vermerkte: <strong>De</strong>rhalben wiederholete der lose Bube abermahlseinen Schuß, und in dem Treffen kam er der Diana zu nahe, diezückte, als ob sie hätte erwachen wollen: Cupido aber fürchtetesich sehr, wann er seinen Bogen abermahl spannen und lösenwürde, daß der Dianæ darab Schaden widerfahren, und sie allzuviel entzündet werden mochte, &c. Eijlete wieder nach demdicken Rieth, und sobald er darein gekommen, da fieng erabermahl auf eine andere Weise an zu singen, darvon erwachteDiana mit samt ihren Jungfrauen: Und da die Jungfrauenaufgewachet, kannten sie Dianam nicht mehr, welche vor ihrenAugen stunde, dann der hitzige Cupido hatte in dem Treffen ihrdie jungfräuliche lunarische Kron verrücket und zerbrochen, auchhatte Diana von dem Schrecken und Schmerzen des feurigenPfeils Cupidinis ihr Angesicht röthlich entfärbet, dahero blieb sievon den Jungfrauen unerkannt, welche nachgehends in demWalde herum giengen, und ihre Göttin suchten. Diana gedachte,und sahe wohl, daß ihr ein Possen wiederfahren war, wüste abernicht, wie ihr geschehen, biß sie letztlich ihren Schaden in demWasser gesehen, deßwegen weinete und lamentirte dieselbe ohne 66


Unterlaß, verfluchte den Brunnen, in welchem ihr dieseswiederfahren. Es war aber der Brunn ein Brunn allesanfänglichen Unheils, durch welchen auch die Venus und anderemehr vor diesem betrogen worden. Und obwohl Diana sehrbetrübt an dem Wasser stunde, und aller Freunde beraubt aufMittel und Wege dachte, sich zu erretten, war dieses ihr höchsterTrost, daß sie von den ihrigen unerkannt an demselbigen Ortnoch eine geraume Zeit sich aufhalten konnte. Unterdessenvermerkte sie den überschönen Schwanen, gedachte beij sichselbst, dieser muß wohl ein Gott seijn, der mich meinerJungfrauschafft beraubet, und mich beschwängert hat: <strong>De</strong>rowegenthate sie, als wann sie etwann ein Schlaff überfallen, legte sich anden Ort, allwo sie vor diesem gelegen, stellete sich, als wann sieeingeschlaffen wäre. <strong>De</strong>r Schwan merkte nicht, was Diana inihrem Herzen hatte, nahete sich zu ihr, wie vor diesem, indemergrief Diana den Schwanen: Er aber bedeckete ihre Augen mitseinen Flügeln, wollte sein Angesicht nicht sehen lassen. Da aberDiana ihn also fest hielte, daß er nicht entkommen konnte, &c. daverwandelte sich der Schwan in seiner rechten Gestalt, undsprach: Meine liebe Königin, ich bin nicht gekommen, um dichzu betrüben oder zu schänden, sondern dich zu verehren und zuverherrlichen, daß du sollst solarische Kinder gebähren: Danndeine Prädestination stehet also, daß der hoffärtige hitzige Soldurch die kalte irrdische Luna verschimpffet, gedemüthiget, undverstossen werden soll. Du und deine Kinder werdet hellerleuchten als die Sonne selbst, da sie in ihrem höchsten Scheingestanden. Die Sonne hat das närrische petitum Phaëtontisplacidiret: Da der Phaëton mit derselben umfuhre, kamen sie derWelt zu nahe, und verbrannte die Welt mit allem was darinnenwohnete, und ich bin auch ein Kind der Welt und nunmehro 67


durch Hülffe meiner verwandelten Jungfrau-Mutter ein Ursachdes allerhöchsten Wunders und dessen Multiplication, &c. Undschaue, sprach er weiter, die Welt ist annoch ohn Ansehen undäußerliche Zierde, du aber und deine Kinder, welche aus meinemhitzigen Geblüte, so ich auch von meiner Mutter empfangen,gebohren werden, sollen einen himmlischen Schein undirrdischen Glanz, auch einen sonderlichen schweren Geist haben,den Himmel erfüllen, und die Zierde der Welt anlegen, zu demEnde soll dein Haupt hinführo mit einer kaijserlichen Kronegezieret bleiben, und die Welt soll dir in deine Hände gegebenwerden: Wann nun du und deine Kinder auf dem solarischenTriumphwagen sitzest, und fährest um die ganze Welt, dieselbedurch eine Temperation zu allerhand Geburt geschickt machest,und beförderst, so sollst du dich allemahl erinneren beij demZeichen der Welt, welches du zu dem Ende in deinen Händenhast, daß du die Welt verschonen sollest: Die Sonne, so du aufdeinem Wagen führest, soll durch dich leuchten, und du sollstdein scheinendes Feuer der Welt derselbigen Sonnen mittheilen.Und da er dieses geredet, gab er seiner Braut einen neuen Kuß,darüber vergaß sie ihrer selbsten, ließ ihre beijde Hände, so vondem steiffen Anhalten ohne dem ermüdet, loß gehen, und derCupido flohe über sich in die Höhe, liesse Dianæ sein verliebtesfeuriges Herz zu Pfande. Jetzo wuste Diana sicherlich, von wemsie beschwängert, dubitirte aber annoch an der VerheissungCupidinis, dann sie wuste wohl, daß die Verliebte bißweilensolche Dingen verheissen, welche ihnen unmöglich zu vollziehen,&c. Mit solchen und dergleichen wiederwärtigen Gedankenpeinigte sie sich selbsten, schlug ihre Augen dann über sich, dannaber wandte sie dieselbigen wieder zu dem Brunnen: Und da sieihren Schein darinne ansichtig worden, sahe sie, daß der Mond, 68


so vor diesem auf ihrem Haupt gestanden, wieder an seinem Ortestunde, er war aber ganz vergüldet, und der Mond, der an demHimmel leuchtete, schiene von oben herab in das Wasser, undmachten beijde Monden jeder mit seinen beijden Hörnern eineangenehme wohl proportionirte Conjuction in Gestalt einerrunden feurigen Kugel, daraus wuchs der Baum, so die Fruchtdes ewigen Lebens getragen, und ich hörete eine Stimme vomHimmel, die sprach zu mir: Dieser Baum heisset Arbor salutis,Arbor recuperationis æternæ vitæ, das geistliche Wasser, sodaraus gebracht wird, heisset Spiritus & Aqua Vitæ, Fons vivus,&c. Dahero hüte dich, daß du weder diesen Baum, noch derErden nicht zu nahe kommest noch sie verletzest: Da ich diesesgar wohl verstanden, kehrete ich mein Angesicht zu dem Circul,woraus dieser Baum in meinem Beijseijn so eilfertig gewachsen:Und ich sahe, daß er mit einer güldenen Krone umgeben, darinnallerhand köstliche solarische Steine versetzt waren, unterwelchen der martialische Rubin, und der venerische Smaragd denVorzug hatten, dann aus deren Kraft muste Diana solarischeKinder gebähren, und ihre Prädestination verrichten, wie hernachzu lesen ist. 69


XXII.Wie die Diana, nachdeme sie, wie obenvermeldet, in materiam primam verwandelt, à Cupidinebeschwängert, eine solarische Geburt zur Welt gebracht.Da Diana vermerkte, daß die Stunde ihrer Geburt herzu nahete,gab dieselbige einen hellen Kriesch, und es gieng ein feuriger Blitzaus ihrem Munde, sie selbst verlohre sich, also daß ich mehr nichtals obgemeldte feurige Kugel, darauf das Signum Salutisgewachsen, welches mit einer güldenen Krone an statt einesZauns umgeben war, sehen konnte, bis letztlich der Himmel garhell und klar wurde von dem Glanze, so Cupido aus dem Cabinetund Kramkammer seiner Mutter Veneris mit sich brachte,hiermit bezierte derselbige seine liebe Göttin, truge dieselbige aufden Wagen Phaëtontis, allda gebahr sie eine neue solarischeGeburt, die war der Mutter also ähnlich, daß man eine vor dieandere nicht wohl erkennen konnte: Dieser neuen Geburt warddie Sonne in die rechte und der Mond in die linke Handgegeben, dann er hatte Macht die Welt zu verbrennen, zulöschen, und wiederum fruchtbar zu machen, aus diesenUrsachen hatte er die kalte feuchte Lunam, und die warmetrockene Sonn, tanquam duas adversas qualitates in seinenbeijden Händen, darmit an zu deuten, daß Gold und Silber vonihm herkommen. Diese Geburt war an Gestalt, Grösse, Figur,Schwere, und Leichte, der ganzen Welt zu vergleichen, dann keingrössere und herrlichere Geburt jemahls auf Erden gefundenworden. Zu diesem Regenten des himmlischen Lichts undirrdischen Heijls verfügte sich die Herrlichkeit Mercurii, brachtemit sich überaus grosse Flügel, welche durch die venerische 70


Eigenschafft, und die harte Lauge des versalzenen Oceani in einegar schöne weisse Farbe erhöhet war, blinkete klarer als das Lichtselbst, welches in der linken Hand des neu gebohrnen Heijlandsleuchtete, ein solches hochtheures Opffer brachte Mercurius ausGeheis Jovis und aller Planeten, begehrte in ihrer aller NamenHülffe und Beijstand, dann sie würden von den irrdischenFeinden hart beleidiget, und der Corruption unterworffen: DieUrsache aber ihrer Sterblichkeit war ihre eigene wiederwärtigeQualität und Discordanz der dreij anfangenden Dingen, daherokonnte sie in ihrem statu nimmer sicher seijn, es wäre dann Sach,daß der Höchste, welcher die Welt und alles was darinn ist mitFeuer und Kälte, &c. nach seinem Willen verändert, erhält, undzu allerhand Geburt geschickt macht, sich ihrer annehmen, undeine rechte Harmonie in ihnen aufrichtete, tali modo könnten sieihren Feinden widerstehen. Diese Flügel, so Mercurius als einOpffer herbeij gebracht hatte, passeten dem Nothhelffer derPlaneten gar wohl, er konnte sich mit selbigen, unerachtet seinerübergrossen und mächtigen Ponderosität, wie ein Geist in dieHöhe über sich schwingen per Vulcanum, in dem Aufsteigenspührete man in seinem Munde einen wunderbarlichen Balsam,so ihm durch die Schweißlöcher heraus gienge in Gestalt einesOels, selbiges ward von den Weisen und Verständigen derArzneij mit grosser Reverenz wie ein Heiligthum aufgesammelt.Dieses Olei benedicti, coagulati, essentificati, purificati & inceratibrachte Mercurius, nachdem er seine Commission abgelegt, vorjedem Planeten, so viel ihm von Nöthen war, mit sich: Und dadieselbigen das oleum prædictum vermöge des verordnetenRecepts, welches an jedem Gläßlein angehefftet war, brauchten,empfunden sie ihre eigene melioration opportuno tempore: Sieaber vermeineten, daß sie alsobald in ihren vorigen völligen Stand 71


der Unschuld und Vollkommenheit ohn einige vorhergangeneAbwaschung des Erbfluches und Unvollkommenheit, so in dieinnerste Tieffe ihres Centri quasi ihnen allen anklebete, erstehenund erscheinen sollten, deswegen ward ihnen verkündiget, und,weiß nicht von wem, also zugeredet: Die Zeit ist noch nichtvorhanden, daß durch den Allerhöchsten der schwacheunvollkommene in continenti in seine höchste Perfection gehenmag, sondern der Geist unterstehet sich nur, in Kraft seinermagnetischen Art, sich mit den corporalischen Planeten zuvermischen, und dieselben, vermöge ihrer eigenen Seelen,gradatim biß letztlich zu dem allerhöchsten Grad und Ebene zuführen, in welcher Ebene alle Planeten ihren Lauf vollenden,nempe in dem puncto cordis Leonis, wo selbst die Natur einengüldenen Pfeiler aufgerichtet hat, darauf diese Wörtergeschrieben stehen in Arabischer, Hebräischer, und vielenanderen Sprachen: Non plus ultra, hic ipsa Natura in RegnoMinerali quiescit, hic siste Viator, sestina Artista, &c. Indem ichdiesen Pfeiler mit sonderlichem Nachsinnen beschauete, tratMercurius herzu, schriebe diese Wörter auf zartemjungfräulichen Zeug, explicirte dieselbigen allen Planeten, tröstetedarnach sie alle sämmtlich, und sagte: Vor dißmahl müsset ihr alledurch grosse Sorge, Angst, und Mühe in euer Glück undVollkommenheit gehen ; Aber wann der Nothhelffer mit derStärke und Röthe des blutdürstigen Martis und der schönenVeneris in seiner Zier erscheinen wird, welcher durch dengeübten Vulcanum also abgerichtet ist, daß er dem höllischenPluto mit diesen Furien widerstehen und ihn erlegen kann, auchden Cerberum infernalem mitigiren, und zu seinem Erbeaufnehmen darff, alsdann sollet ihr durch ihn in einem einzigenBlick von euren sterblichen Schwachheiten erlediget werden, 72


welches nicht geschehen kann, es habe dann die Sonne ihreSchuld abgebüsset, weil dieselbe durch des ungeübten,ungelährten Phaëtontis Regieren die Welt angezündet, wodurchdie Einwohner und Riesen mit den Göttern in Feindschafft undStreit gerathen, also daß die Gewaltigen dieser Welt den Himmelzu bestürmen, und die Götter von ihrem Thron herabzustürzensich bemühet haben, deswegen hatten die Planeten, wie obengehört, den Mercurium um Hülffe und Assistenz zu demneugebohrnen Heijland abgefertiget, und selbigem die auf dasköstlichste zugerüstete weisse Flügel präsentiren lassen, um durchsolch köstliches Geschenk selbigen ad compassionem zubewegen, &c. wie auch geschehen, dann Mercurius brachte desheiligen Oels vor jedem so viel, daß ein jeder dardurch merklichgestärket worden.XXIII.Wie Phœbus von dem Wagen hinter sichhinunter gestürzt, wie ihm Pluto mit seinem höllischenGifft zugesetzt, und wie er in einen dreijköpffigen Wurmverwandelt worden, auch wie seine Brüder ihn verlassen,dem Vulcano überantwortet, &c.Nachdem Diana durch Cupidinis Anschlag, und Beförderung dermartialischen Veneris zu solcher hohen Würde gestiegen, höreteich diese Wörter von den vier Oertern der Welt verkündigenallen vernünftigen Creaturen, wie mich dauchte, war es dieStimme der Göttin Dianæ puerperæ secularis salutis, diese redetealso: Perirem, nisi periissem, es geschicht nichts böses, durchwelches nicht der allerhöchste Schöpffer aller Dingen was gutes 73


würken kann: Dann siehe, ich war ein schwaches Gefäß, einezarte wankelmüthige Jungfrau, liebte die Keuschheit, straffte allediejenigen, die sich an meiner und der meinigen Ehr vergreiffenwollten, dem Actæon gab ich, um daß er mich nackicht in demBade erblickt, von meinen Lunarischen Hörnern, und er wardunerkannt von seinen treuesten Hunden zerrissen, deßhalber binich auf eine andere mir widerwillige Weise betrogen worden:Dann da ich die Keuschheit am höchsten liebte, und die Unzuchtan anderen straffete, da fiel ich aus meinem eigenen Fürwitz,indem ich alle meine Sinnen mit dem lieblichen Gesang desgöttlichen Schwanen, welcher Cupido selbst war, occupirt hatte,und nach dem Fall kannten mich meine Jungfrauen auch nicht,und ich sorgte, daß es mir mit ihnen, wie dem unschuldigenActæon mit seinen lieben Hunden, auch geschehen würde: Abermeine Unschuld und eigene Prädestination erhöhete mich andiesen Ort, allwo hinführo kein Unheil mich berühren wird.Nachdem ich dieses alles angehört, da erhub sich eine gargrausame Stimme aus der Mitte des Himmels, und die Stimmewar wie eine Stimme eines der da richtet und Recht spricht, dieBedeutung aber war also: <strong>De</strong>us superbis resistit, vix justussalvabitur, peccator ubi parebit. Hierüber ward die Sonneverfinstert, und fiel hinter sich von dem Wagen in einen tieffenBrunnen, dem kein Feuer entbricht, und Pluto überfiele ihn,brachte das Gifft des höllischen Cerberi mit sich, hatte einenledernen Sack mit allerhand tödlich stinkenden Pulfer angefülletin seiner linken Hand, darauf war geschrieben: Drachen- undSteinschlangen-Pulfer, vermisch es und laß fliessen, &c. Mitobgemeldtem Pulfer ward Phœbus in exilio suo gespeist, und dieSpeise gieng ihm in seine Seele, sein lebendiger Geist wiche vonihm ab, und seine vorige schöne Gestalt war nicht mehr 74


vorhanden, er war also durch gemeldte Speise und feurigenTrank verändert, daß ihn sein Brüder nicht kennen mochten,stunden von weitem, sahen ihn als einen verachteten Wurm aufder Erden liegen, und der Wurm, den sie sahen, hatte forne undam Ende auch mitten ein Haupt, dieselbigen Häupter waren einander nach dem äußerlichen Ansehen nicht gleich: Dann dasvorderste war von Schweffel, das letzte von Vitriol, und dasmittelste aus Mercurio geurstendet, dieser mittelste Kopff hatteforn und hinten Augen, merkte mit sonderlichem Fleiß auf dasforderste und hinterste Haupt, und aus seinen Ohren giengenzweij Hände, welche den hintersten und ersten Kopff zu einanderzu bringen sich bemüheten: Es kam aber ein Engel, heist Uriel,der schüttete eine feurige Schale auf dem Mittel-Kopff desWurms, verbrannte ihm beijde Hände, so daß er den forderstenund hintersten Kopff verlassen, und in die Luft fliegen muste:Dann es wuschen Flügel aus dem Ort, da die Hände gestanden,welche den Sulphur und das Salz nicht verlassen wollten, dieseFlügel trugen den Mittel-Theil in sein eigen Mercurialisch Reich,von dannen wird er wiederkommen über das Mare Vitreum seinAmt zu betretten, und alsdann wird der Allerhöchste seinen Geistaussenden, und die verlassenen beijden solarischen Theile alsSulphur und Salz, so in einen Wurm verwandelt worden, mit sichin den allersubtilesten Theilen vereinigen. Die zehen aussätzigeMänner werden von seinen Händen das göttliche Nectarbekommen, und alle dadurch genesen, und seine Brüder, so ihnnicht erkannt, werden niederfallen, und ihn anbeten. DieseStimme hörten seine Brüder aus einem tieffen Brunnenaufsteigen, sagten derohalben: Weh unser, so unser Bruder überuns herrschen sollte, er würde alles gedenken, weil wir ihn inseinen höchsten Nöthen verlassen, und keine brüderliche Hülffe 75


erzeiget, da ihn Diana durch Hülffe Cupidinis aus seinem Reichvertrieben, &c. seine Hand wird allzeit hart wider uns seijn:<strong>De</strong>rhalben wäre mein Rath, sprach der blutgierige Mars, wirbrächten Phœbum unseren Bruder gar ums Leben, so seijn wirseiner sicher: Jupiter aber sagte, wir sollen unsere Hände an ihnnicht beschmitzen, es ist besser, daß wir ihn seinem ältestenBruder dem doppelt armirtem Saturno lieffern, der hat Macht ihnloß zu lassen, und auch zu behalten. Darauf ward er dem Saturnoüberliefert, welcher ihn durch Eingebung Vulcani hart peinigte,wollte ihm das Purpur-Gewand abziehen, aber es wollte nichtabgehen, deswegen ergrimmete der hungerige Saturnus, gab sichabermahl an den Phœbum, und sprach: Du sollst und mustmeinen Willen nolens volens vollbringen, es ist billig, daß du vorallem ohne einige Excusation mir mein Schließgeld undHenkerslohn zahlest, du sterbest dann, oder lebest, das gilt mirgleich, ich muß deiner in beijden Fällen gebessert seijn: IndemSaturnus also mit dem arme Sole umgieng, da hat ihn derAllerhöchste mit gnädigen Augen angesehen, und ist die Sentenzgelindert worden, also daß Phœbus nicht sterben, sondern desLandes verwiesen, und weil er die Welt verbrannt, zu ewigerGedächtnüß ein Brandmahl empfangen sollte, deshalben brachteVulcanus das Brandeisen dero Stadt, darinn die Executiongeschahe, welche das Kreutz führte, selbiges druckte er also heißauf den gedultigen Solem, befahl selbigem, daß er des Reichsterminos meiden, und sich allzeit mit einem grauen Rockbekleiden sollte, dann er wuste nunmehr von keinem Hochmuth,war durch <strong>De</strong>muth quasi in nihilum redigirt ; weil er aus nichtserschaffen, so hat er die Gestalt der materiæ primæ an sichgenommen, da er sonsten die letzte Materia aller Planeten war: Insumma der letzte ist der erste worden, gleichwie der erste ultimus 76


worden ist, weil sie beijde von einem herkommen, und auchbeijde ad unum eilen und zielen, dahero kann auch leichtlich einsin das andere verwandelt werden.XXIV.Wie Phœbus in Aegijpten kommen, und zumKönig erwählet, und seine Brüder, wie ihnenprophezeihet ist, sich vor ihm demüthigen, und wiePhœbus seinen Namen verändert, und sich Cruciferredivivus nennete, &c.Nachdem Phœbus seine Sünde der Gebühr nach gebüsset, mustedas neidige Glück seine böse Tücke einhalten, und welchersonsten leichtlich hätte verzweiffeln können, gedachte stätig an diegute Verheissung seine Person betreffend, gieng also wohl beherztvor sich immerfort gegen Niedergang der Sonnen, und kam ineine Wildnüß, darinnen wohneten viel gelährte fromme Solitarii,welche ihr Gemüth allzeit in Erforschung der Natur Heimlichkeitoccupirten, um also durch Erkänntnüß des zeitlichen das ewigeUnzergängliche desto besser zu erkennen, und inbrünstiger zulieben, &c. Diese warteten auf die Sendung des heiligen Geistes,welcher ihnen die Erkänntnüß mittheilen möchte: Und da sieeinsmahls in Einigkeit versammlet waren, sahen sie den Phœbumin seiner jetzigen Gestalt von weitem kommen, der trug dasKreutz aufrichtig über sich supra frontem seines Angesichts, dasie diesen also sahen, gedachten dieselbigen, dieser müste wohlein heiliger Gottliebender Mann seijn, welcher um den NamenChristi also gemartert, und das Zeichen seines Erlösers die Tageseines Lebens öffentlich zu tragen sich selbsten imponirt, 77


deshalben eilten sie alle zu dem Phœbo, und nachdeme sie ihnwohl unterfraget, verstunden sie, daß ein groß Geheimnüß unterdiesem Verlauff begriffen seijn muste, baten den Phœbum, ermöchte doch die Zeit seines Lebens beij ihnen verbleiben, auchihnen, wie es droben beschaffen, gründlich unterrichten. Dasversprach er gerne, thäte, wie sie begehrten, unterrichtete unddocirte dieselbigen die Geheimniß der Natur, und was in derSchatzkammer der Natur, so in centro Mundi bestehet, eröffneteer ihnen treulich, sie alle aber musten ihm beij ihrer Seelen Heijlangeloben, diese communicirten Geheimniß niemand zuoffenbahren.Allhier änderte sich das Glücke, und Phœbus veränderte seinenNamen, nennete sich Crucifer redivivus. Da nun Cruciferredivivus in dieser Welt und Gegend beij den Weisen eingekehrt,wurden dieselbigen von Tage zu Tage kluger und mächtiger, sodaß die Fürsten und alle Könige auf Erden sie fürchten musten:Und damit sie alle auch ein Haupt und Herren hätten, eligirtensie Cruciferum redivivum zu ihrem erblichen König, behütetenihn so wohl, daß kein Fremder selbigen sehen möchte, es wäredann mit ihrem Vorwissen und Willen, dann sie besorgten, esmöchte ein solcher mächtiger Monarch ihnen durch Listentführet, oder sonsten beschädiget werden.Zu der Zeit als Crucifer redivivus König war in Egijpten, erhubsich eine grausame Erdbebung, so daß die ganze Welt sich davonentsatzte, ja alle Bergwerk und Gruben der Erden fielenzusammen, und die Catharactæ der Welt verstopfften, nahmeneinen andern Ausgang, darob entstunde grosse Noth, undBekümmernüß unter Berg-Göttern, und ein jämmerliches Klagenhörete man unter den Planeten, dann die Hoffhaltung Saturni warmit einer unerschöpfflichen Menge des Wassers angefüllt, das 78


Palatium Martis und Veneris war also verwüstet, daß man dieStätte, wo selbiges gewesen, nicht finden konnte. Die Spelunken,Grotten, sammt dem Bade, darinne Diana aufgehalten, warenzugefallen, und die Quelle verseigert. Mercurius gegen Mittag,und Jupiter gegen Occident, hatten den meisten Schaden erlitten,verstunden wohl, daß sie solche Straffe an ihrem Bruder Phœboverdienet, kamen allda zur Erkänntnüß, und sagten einhellig,hätten wir unserem Bruder die Sonne, da ihn der Cupido perDianam alias infortunatam von seinem Thron vertrieben, Hülffund Beijstand gethan, und nicht wegen eines geringen Fehlersalsobald verdammet, so könnte er jetzo mit Macht und Geldeunsere Palatia aufbauen, und unsere zerschmetterten Gliedercuriren lassen. Unter dem Lamentiren stund Mercurius aufrichtigauf seinen Füssen in der Höhe, und sprach: Lieben Brüder, es istein großmächtiger König in Egijpten erwählet, welches Reichthumund Verstand in aller Welt berühmt, selbiger ist über alle Massenfreijgebig und nachbarlich, derohalben rathe ich, sprach er, daßihr mich mit meinem Bruder dem alten Saturno dahin abfertiget:Dann ich weiß, wann er den Alten also jämmerlich hinkend sehenwird, er alsdann wird fragen, wer ist dieser ehrliche alteansehnliche Mann ? <strong>De</strong>m werde ich alsdann also antworten:Unüberwindlichster, allerverständigster, mildreichester König,dieser Alter ist mein rechter Bruder, es seijnd noch zweij Brüderund eine Schwester übrig, so mit grosser Traurigkeit umgeben,hintergeblieben, welche dein Angesicht noch nicht vertragenkönnen, &c. Alles was Mercurius erzehltermassen seinen Brüdernvorgebracht, gefiele ihnen sämtlich gar wohl, deshalber musteMercurius mit dem Saturno auf die Reise, und da selbige inEgijpten kamen, wollten die Weisen des Landes sie nicht zu demKönig lassen, biß letzlich der König aus seinem Zimmer des 79


Mercurii Gestalt gesehen, auch fragen lassen, was die beijden beijHoffe zu schaffen ? Und da der König verstanden, daß sie beijdevon weitem ihn zu sprechen ankommen, deswegen ward denbeijden Abgefertigten alsobald Audienz erlaubt. Mercurius hatteseinen Scepter mit den Schlangen geziert in seiner rechten Hand,trat zu vorderst hinein, machte seine gebührliche Reverenz mitgebogenen Knien, und sprach: Allermächtigster, weissester HerrKönig, unser seijn fünf Brüder und zweij Schwestern, so alle voneiner gar mächtigen königlichen Mutter, welche die ganze Weltvor Zeiten in ihrer Gewalt gehabt, gebohren sind, dahero wir auchein Zeichen der Welt in unserem Wappen führen, &c. UnsereMutter aber hat es also verordnet, daß der Allerschönste unteruns die Herrlichkeit und Pracht des Reichs besitzen solle, mitdem Vorbehalt, daß Diana nach ihrem Belieben in den vierEcken des Königreichs ihr einen königlichen Sitz erwählen möge:Wir anderen aber haben in den Thälern und Gruben der Bergeunter der Erden unser Erbtheil bekommen.Nun ist dir, Allerfreijgebigster ! bewust, daß durch die allgemeineErdbebung in aller Welt viel Schaden geschehen ist, unter andernhat das Unglück uns fünf Jahr hart getroffen, so daß alle meineBrüder, neben dem Verlust aller ihrer Güter, da sie in ihrenGruben waren, gar jämmerlich in corpore seijn verletzt worden:<strong>De</strong>rohalben haben wir deine Diener dich bitten sollen, du wollestvermöge deiner löblichen Gewohnheit uns nicht unbegnadigtabweisen. <strong>De</strong>r König gebote Mercurio mit seinem alten BruderSaturno nieder zu sitzen, fragte den Alten, wie er hiesse, ob eralso lahm gebohren ? Wollte auch haben, Mercurius sollte allerseiner Brüder Verlauf und Stand umständlich erzählen:<strong>De</strong>rohalben antwortete Mercurius: Mein Bruder Saturnus istpresthafft auf die Welt kommen, wird von uns allen gehasset, 80


dann so er erhitzt wird, und unser einer ihm zu nahe kommt,verdirbt er selbigen, &c. Er frist uns und unsere Kinder in seinemGrimm aus Hunger und unersättlicher Begierde: Wir aber ehrenund respectiren ihn, dann die Medea hat uns eine Verheissungzugeschickt, daß durch den Saturnum wir alle Könige werdensollen, deswegen dörffen wir ihn in seiner Boßheit nicht straffen.<strong>De</strong>ß lachte der König, und sahe Saturnum stark unter Augen, inMeijnung der Alte würde ihn erkennen, und sich dessenerinneren, wie er ihn vor diesem gepeiniget, da er Phœbusgenannt ward, und durch Cupidinis Anstellung von demsolarischen Triumphwagen gestossen, aus seinem eigenen Reichvertrieben, auch letztlich diesem Saturno überlieffert ward, wieweiter oben vermeldet ist.Da aber der alte Saturnus den König nicht ansehen dörffte,conscientia mala urgente, befahl der König, er sollte seinenSchaden entdecken. Da fiele Saturnus hinter sich, und sagte: Ichbin ein Mann des Todes, dieser mächtige König ist mein eigenerBruder, und ich war vor diesem sein Henker, ich kenne ihn andem Zeichen des Kreutzes und Brandmahl, jetzo ist erfüllet, daßwir ihn alle anbeten sollen: Da er also schrie, erkannte derMercurius seinen Bruder gleichfalls aus der Röthe ; Dann obwohler äusserlich eine andere Gestalt angenommen, so ist er inwendigim Centro ratione sanguinis dennoch derselbige, denn was er vorseinem Fall gewesen, kann wieder aus ihm werden, &c. Mercuriusfiel auf sein Angesicht nieder, bat um Gnade vor sich und seineBrüder und Schwester: Darauf befahl der König, daß er seineübrige fünff hintergebliebene Brüder auf ein Postkalesch zu Hofebringen sollte, immittelst muste Saturnus zu Pfande bleiben.Sobald Mercurius zu seinen Brüdern kommen, erzehlte er ihnensämtlich den ganzen Verlauff, sie aber zitterten, und bebeten, 81


durfften nicht vor dem König erscheinen, besorgten auch, wannsie ausblieben, daß der König, aus Zorn angetrieben, denSaturnum möchte tödten lassen, und sie sämtlich ihrer herrlichenHoffnung, so sie auf die Weissagung Medeæ gesetzt, zumahlenberauben, wollten lieber sterben, als ohne Hoffnung leben,machten sich derhalben auf, und kamen in einer kurzen Zeit vorden König, und da der König sie alle beijsammen wohlangesehen, fragte er, wo ihre Schwester Diana und Sol verbliebenwären ? Da antwortete der Justus Jupiter, und sagte: (dann er unddie hinterbliebenen kannten den König noch allerdings nicht, wieMercurius und Saturnus thäten) Allergnädigster Herr König,Phœbus ist wegen eines Fehlers und Unglücks, so von ihmeherkommen, durch die Providenz des Allerhöchsten SchöpffersHimmels und Erden zum Feuer condemnirt: Vulcanus aberkonnte ihn auch durch Hülffe des Saturni der Gebühr nichtüberwältigen ohne des Plutonis Recipe, plagten und martirisirtendenselben Phœbum, daß sie letzlich selbst darob ermüdet,derohalben ist das Urtheil gelindert, und ist derjenige, so zumTod verutheilt war, aus seinem Reich verstossen undgebrandmarkt worden, und wie wir verstanden, ist er gegen derSonnen Untergang über Meer gefahren, und durch einenSturmwind an einen Felsen zerschmettert, und die Wilden habenihn gefangen, auch lebendig durch das Feuer, welches aus demBerg Aetna gehet, verbrannt. Diana die irrdische Luna unsereliebe Schwester ist von dem Cupidine im Schlaff beschwängert,und gegen Himmel aufgeführt, und mit ihrem Geschlechtunsterblich worden, hat der Sonnen Stell eingenommen: Nunhatten wir vermeint, das irrdische Reich zu erben per huncSaturnum fratrem nostrum, aber es will uns nicht gelingen, unserGlück bestehet in unserem höchsten Unglück, Saturnus est 82


infortunium majus, durch diesen müssen wir in unsereVerbesserung und Glückseeligkeit gehen.<strong>De</strong>m König gefielen die Reden und Weißheit Jovis vor allen, undsagte, das Böse, so ihr an eurem Bruder Phœbo verübt, ist auseuerer aller Hoffahrt entsprungen, dann ihr habt die VorsehungGOttes, und die Verheissung euers Bruders verhindern undvernichtigen wollen, und dannoch ist durch euere verübte Actiondie Prädestination euers Bruders befördert worden ; Dannschauet alle, ich euer Bruder Phœbus bin jetzo durch meineneigenen hinterrücklichen Fall und aus göttlicher Providenz inveram materiam primam und Saturnum Philosophorum, quemhactenus non novistis, zu euer aller Nutzen verwandelt worden:Was dünket euch nun, meinet ihr, daß eure Boßheit mögeungestraft bleiben ? Nein mit nichten, ich habe geschworen, ichwollte von meines Bruders und Schwesters Blut trinken, und derGerechtigkeit ein Genügen thun: Dann meine Schwester Venusist die vornehmste Schuld und Ursach, daß Diana erstlichbeschwängert, und nachgehends qualificirt worden, auf meinenWagen einen solarischen Erben zu gebähren, welcher michvertrieben, und von meinem Reich verstossen, da ich nochPhœbus war: Jetzo aber bin ich ein Wunder über alle Wunder,und indem er sich expliciren wollte, ward er vor ihren Augenverändert, wie im nachgehenden Capitel zu lesen ist. 83


XXV.Wie Crucifer redivivus sich in der vorigen Gestaltda ihn Pluto mit dem höllischen Gift zu einemdreijköpffigen Wurm verwandelte, erzeigte, und wieVulcanus selbigen von seinem Fluch und Erbschuldliberirte, auch mit dem oleo benedicto, welchesMercurius zur Gesundheit seiner Brüder mitgebracht,gesalbet und entzündet durch des Martis und VenerisBlut, so daß er in veram medicinam universalemgeneralissimam gebracht worden, &c.Sobald Crucifer redivivus der Gerechtigkeit ein Genügen thunwollte, ergrimmete er in sich selbsten, und siehe, er stund in eineranderen Gestalt, nemlich in der Gestalt des Wurms mit dreijenKöpffen, welche die dreij anfangenden Dinge, wie obenvermeldet, in sich begreiffen, und durch die Handgriffe Vulcanioffenbahret würden. Dann sobald er Crucifer redivivus dieseGestalt an sich genommen, erschiene auch der wohlerfahrneVulcanus, offenbahrete durch seine Scienz primo den solarischenSulphur, secundo dessen vitriolisch Salz, wie auch dessen eigenenMercurium, labem autem vel maledictionem peccati separirte erals ein höchstes Gift von denen dreijen anfangenden Dingen, undda das erste und letzte nempe Sulphur & Sal gereiniget, solvirte erbeijde, jedes in einem absonderlichen Geschirr in ihrem eigenenMercurio, und da sie zu einem liquore worden, vereinigte er siebeijde, und sie vermischten sich wie ein Wasser in das andereWasser, und wurden ein Mercurial-Wasser, nachgehends aberwurde der Sulphur mit dem Leibe eines, und begunte die 84


Nebenherrschung anzufangen, und den Geist zu corporalisirenmit bequemen Feuer, auch tandem auf das allerbeständigste zufigiren in die allerbeste Medicin, worbeij viel seltzameabentheuerliche unglaubliche schöne Farben erschienen.Nachdem nun alle Farben vergangen, und eine braunrothe Massaohnveränderlich alleine zu unterst des Glases verharrete, daerschiene Crucifer redivivus in seiner verbannisirten Gestalt, ereröffnete des Martis und Veneris Median-Ader, selbiges Bluttrank er, und sein Zorn ward gelindert.Vulcanus erfreuete sich dessen, ergrief den Cruciferumredivivum, reinigte seine feurige dreijfachige Seele, vermischteselbige cum oleo benedicto Philosophorum und gab demdreijköpffigen Thier, welches nunmehr wieder zu einem Dingeworden, darvon zu trinken, so viel ihm von Nöthen war, undwann der Trank verzehret, repetirte er selbigen potum biß zumsiebendenmahl, und da diese Trunke alle ausgedorret, &c. warddas dreijköpffige Thier erlediget aus seinem Gefängnüß, und dercorporalische gereinigte Sol nahm selbiges Thier alsobald auf undan, dann es war keiner unter allen Planeten seiner besser würdigals Sol ; Da es nun eine Zeitlang beij dem Golde im Logementgelegen, ward es in aller Welt entdeckt, daß der GroßmächtigeNothhelffer aller Planeten seine Regierung angetretten, dann erlegte seine Finger auf die geile Venus, und siehe alsobald ward ihrHerz bewegt, und ist verändert in continenti durch die Kraft desallerhöchsten Erlösers, und blinket wie die Sonne.<strong>De</strong>r blutdürstige Mars empfindet die Gnade seines Bruders, undanstatt, daß er Mars vor diesem dem Feuer allzeit wiederstrebete,und mit seinen feurigen Funken den Vulcanum, so ihnhämmerte, bestritte, gibt er sich nunmehr so demüthig und mildunter den Hammer, wie der geschmolzene gemeine Saturnus, er 85


ist innen und aussen durch und durch mit güldenen Stückbekleidet. Jupiter, Saturnus, und Mercurius geniessen alle von dergüldenen Speise, welche ihre Brüder ihnen aufgetragen, vergessendarob alle ausgestandene Müheseeligkeiten ihres vorigen Lebens,seijnd von der obgemeldten Speise unsterblich worden, in so weitdieselbigen sich hüten vor den unzeitigen Trauben, und denenwahren Magischen Elementen, &c. darvon suo loco in tractatu deElementis Magicis weiters zu lesen ist.XXVI.Wie Saturnus, da er probiren wollte, ob seineBrüder in veritate verbessert, und in Solem verwandeltwären, durch Geheiß des Gebieters gesalbt worden, undwegen der überflüßigen Medicin den Jovem seinenBruder in Solem tingirte &c.Da der Saturnus vulgi dieses alles vor seinen Augen sahe, dabrannte sein kaltes verfrorenes Herz aus lauter Neid wie einFeuer, fuhr aus, und straffte seine Brüder der Thorheit, daß sie soleichtlich glaubeten, sagte, es wäre eine Sophistereij, bat denVulcanum, er möchte ihm die Wahrheit zu erfahren seinerBrüder einen, welcher die Transmutation in seinem eigenen Leiberfahren zu haben vorgab, ad examinandum zustellen: Indem erdieses mit Ungeduld bate, hörete ich eine Stimme reden aus derSpitze der Kronen des Gebieters, die sprach: FIAT, FIAT:Darauf trat Vulcanus herfür, ergriefe den Saturnum, stelleteselbigen auf den höllischen Stuhl Plutonis in diluvio ignis, und daer entzündet, wollte Vulcanus diejenigen, daran Saturnus rationetransmutationis dubitirt, auch herbeij bringen, um zu erfahren, ob 86


sie mit Wahrheit in seinem Examine, bestehen möchten: Aberderjenige, so Marti und Veneri allbereits Gnad erwiesen, gab demVulcano einen Tropffen seines Bluts, mit dem Befehl, daß er denSaturnum, welcher seinen Bruder in der Mitte des Feuerserwartete, heimlich berühren und salben sollte. Dieses vollbrachteVulcanus befohlener massen, und sobald er es dem Saturnobeijgebracht berührete und bewegete der Balsam das Herz desalten Saturni, und er ward verwandelt nicht allein in das allerbesteGold, sondern er hat auch von der überflüssigen Medicin einetingirende Eigenschafft und Kraft beij sich behalten, Kraft dessenauch andere unvollkommene Metalla zur Perfection könnengelangen und gebracht werden, wie hernach zu lesen.Unterdessen erschiene Mars in seinem Martialischen Habit,sprach zu dem Saturno, Nosce te ipsum, ein jeder probiere sichselbst, demnach urtheile du von der Wahrheit derTransmutation. Saturnus merkte wohl, daß Mars seiner spottete,dannoch gedachte er, wie er die Kinder Martis, Veneris, Jovis,Mercurii, & Lunæ probieren möchte, ob sie auch etwas von demköniglichen Geblüte ihrer Eltern geerbet hätten oder nicht, ausdiesen Ursachen redete er mit seiner Schwester und Brüdern: ichsehe und bekenne an euer Gestalt, daß ich der SaturnusPhilosophorum vielleicht nicht bin, dann ich vor meine Person,wie ich in meiner hinkigen Form umher gewandert, und vielengrosse Hoffnung gemacht, noch zur Zeit keinem nützlichgewesen, &c. Aber dem seij wie ihm wolle, so möchte ich gernwissen, sprach er, ob die Gutthat, so euch von dem NothhelfferCrucifero redivivo wiederfahren, euch und den eurigen anklebeoder nicht. Das petitum Saturni placidirte die Venus zumallerersten, aber der Jupiter war in der Vorbahn, und stiege in denfeurigen Fluß zu dem alten Saturno, in dem Eingang seiner 87


witterten sie beijde, und es ward der Jupiter durch überflüssigeMedicin, welche Vulcanus dem Saturno heimlich beijgebracht,berührt, daß er erstarrete cum examinatore suo in igne. Solchesersahe Vulcanus, lachte herzlich in Beijseijn aller Planeten,sprechend: Wie ich sehe, hat die Medea nicht allerdings gefehlet,da sie so viel und grosse Hoffnung den sämtlichen Astris wegendes Saturni gemacht hat, dann er hat auch den Jovem selbsten indas allerbeste Gold tingirt. Diese Tugend hat ihm derAllerhöchste per Vulcanum, da er seine Brüder examiniren sollte,im Fluß beijbringen lassen, darvon ist er in eine Medicinverändert worden, dann er hatte des unverbrennlichen Oelsmehr, als zu seiner Gesundheit von nöthen, zu sich genommen,solches ist dem Jovi zu gut kommen, deshalber bedankte sich derJupiter gegen seinen Bruder den Saturnum, welcher præterintentionem & fortuito ihm solche Gnade erwiesen, welche nichtwar aus Kraft des gemeinen Saturni, sondern aus Kraft derTinctur selbsten, welches beneficium andere Metallen mitmehrerem Nutzen von dem Crucifero redivivo geniessen können. 88


XXVII.Wie die zweij Welten gegen einander streiten,und aus ihnen als aus zweijen wiederwärtigen Materiender Spiritus Mercurii gemacht wird, und wie dieLunarische Welt zum Streit per Neptunum, und sonstenangereitzt, und also zum Streit qualificirt, &c.Nachdem alle solche Veränderungen, wie der günstige Leserverstanden, sich zugetragen, begab ich mich etwann an einen garstillen Ort, dem Verlauff und Bedeutung dessen nach zu denken,und da ich mit den allertieffesten Gedanken umgeben, siehe,indem ward ein grosses überschönes Gemählde vom Himmelherab gelassen, darinn war alles, was sich erzählter massen mit derMetamorphosi <strong>Planetarum</strong> zugetragen, compendiose undkünstlich abgemahlt, und ein König mit einer kaijserlichen Kronehielte das Gemählde mit beijden Händen. Dieser König hatteseine Gewalt in seiner Stimme, dann er redete aus der Spitzeseiner Krone, und befahl mir ernstlich, daß ich das Gemählde,welches er mir zeigte, abbilden sollte, um zu seiner Zeit an eineSäule, welche er mir dann zeigen wollte, zu affigiren. Da er daskaum ausgeredet, ward es also finster, daß mich darob grausete,meinete anders nicht, als daß der Jüngste Tag herbeij kommenwar: Und da ich mit grosser Angst umgeben umschauen wollte,wie ich hinaus kommen möchte aus der Finsterniß, da sahe ich zumeiner rechten Seiten eine Machinam admirabilem & terribilemoben am Himmel, die hatte eine Gestalt wie die Welt: Da ich nunnach meiner linken Seiten sahe, merkete ich gleichfalls eineandere Machinam, so der vorigen in allem gleich worden,ausserhalb daß eine etwas geschwinder dann die andere sich 89


ansehen ließ. Diese beijden Welten wurden durch einensonderlichen Wind gegen einander getrieben, als wann eineFeindschafft zwischen ihnen an Tag kommen muste, eingrausamer tieffer Abgrund war zwischen ihnem beijden, und einAbgrund rief den anderen zum Streit, dann ihre beijden Geister,welche jedoch eines Herkommens waren, musten aus demWillen Gottes mit einander streiten biß zu der verordneten Zeit.<strong>De</strong>r Streit war entstanden ratione præferentiæ & juris primogeniti,&c. <strong>De</strong>shalber giengen die beijden Welten vermöge ihrerPrädestination hart gegen einander, verlohren sich aber beijdewegen der Finsterniß, deshalber rieff die Welt zu der rechtenHand die Klarheit und Stärke ihres Sohns, nempe Solis, undbefahl ihrem Sohn, daß er ihr als seiner natürlichen Mutter zuDiensten leuchten, auch fix unverruckt am Himmel verharren,und allen nothwendigen Beijstand leisten sollte, damit ihrGegentheil die linke opponirte Welt nicht etwan durch HülffeReginæ nocturnæ obliege, oder ohne Schaden entfliehen möchte.Wie es die rechte Welt befohlen hatte, also geschahe es auch,dann die Sonne ließ sich durch eine güldene Kette von obenherab auf die Welt seine liebe Mutter ; Die Mutter obobedientiam vero filii ejus summe gavisus umhälsete ihren Sohn:Indem eröffnete sich der Abgrund, und verschlang die KlarheitSolis mit allem herrlichen Ansehen, deswegen erfreuete sich dielinke Welt, welche ihre Tochter Lunam zu Hülffe angeruffen, dieauch ihrer Mutter zu helffen sich an einer silbernen Ketten vonoben herab gelassen, und der Mutter beijstehen wollte. Luna hattegesehen, wie die solarische Mutter ihren lieben eingebohrnenSohn selbsten ins äusserste Verderben, und in Abgrund des centriverführet hatte, deswegen unterstunde dieselbe sich unter eineWolken zu verbergen: Die Gebährmutter der Natur aber, die 90


edete aus dem Abgrunde: fürchte dich nicht Diana filia derlinken Welt, dann GOtt hat dir Gnade gegeben: Indem der Geistalso redete, eröffnete sich der Abyssus der Lunarischen Welt perdescensum in einen Brunnen voller Wasser, und da ich ihnerlediget hatte aus dem kalten Wasser, sahe ich, daß der Geistoder Dunst zu einem schwähren beweglichen Wasser per aquamwar verwandelt worden, dieses Wasser war dunkel, und nichtdurchsichtig wie das Eiß, so in der solarischen Welt, allwo dieSonne am hitzigsten ist, gefunden wird, sondern blinkete nurwegen seiner hohen Präparation, & factæ ablutionis wie ein klarerSpiegel: In diesen Spiegel verliebte sich die grünbeziertedurchläuchtige Venus: Neptunus vermerkte die heimlicheBuhlschaft der Lunarischen blinkenden Welt, deswegen sandte erder grünen Venus einen durchsichtigen Crijstall, welchen er perevaporationem humidi superflui also formirt, und in marevitreum gebracht hatte, dessen signatur war, wie die signatur desallernöthigsten Gewürzes: <strong>De</strong>n geschmack hatte er ex palatioNeptuni beij sich behalten, &c. Dieser Neptunialische Crijstall,und grüner Venerischer Smaragdus seijnd dem Plutoüberantwortet mit einem geschriebenen alten Proceß, wie selbigezu gebrauchen, der Titul dieses Processes war: Volatile sursum,bis terve, &c. Aus einem Spiegel-klaren Brunnen wird der Nebel,aus dem Nebel wird aber der Schnee generirt in altiori regione. 91


XXVIII.Wie das Lunarische blinkende Licht erhöhetund clarificirt wird, und wie selbiges zu einer Hydra undAdeler worden, auch wie dardurch die Welt ihren Geistaufgegeben, welcher sich in die Gestalt eines garschweren Nebels oder Wolken sehen läst.Pluto hatte diesen Proceß lange unterhanden, konnte sich darinnnicht richten, rieff den Vulcanum, fragte selbigen um Rath,welcher sagte: Was Gott durch ein solches wunderlichesAbentheuer zu einander gesellet, selbiges soll kein Menschscheiden, sondern vielmehr Beförderung thun: <strong>De</strong>shalber wurdensie eins, daß obgemeldter smaragdinischer Crijstall, und dasblinkende Licht, welches aus dem Abgrunde der linkenLunarischen Welt durch Hülffe des Vulcani gebohren ist, sollte ineinem königlichen durchleuchtigen Saal versperret werden, allwodieselben also lange verharren sollten, biß man erfahren hat, wasdie Götter durch solche Abentheuer zu wirken gesinnet.Nachdem es also beschlossen war, redeten die dreij obgemeldtenspecies ; Fiat pulvis: Fiat ignis: Fiat exaltatio: Und da alles still war,gab Vulcanus Feuer unter dem Zimmer, und siehe, ein weißzweijhörniges Thier erhöhete sich von der Erden gegen Himmel,dessen Flügel waren zweij Wolken, eine war aus dem Meer, dieandere aus einem sauren Bergschwaden herfür kommen,dieneten dem hörnigen Thier durch ihr innerstes Vermögen. DieWolken waren Speise dieses Thiers, von welchen das Thier solange gegessen, biß daß es zu einer gar gifftigen weissen Hydraworden: Und da Vulcanus die Hydram mit dem Opffer Neptuniund Veneris von neuen und zum drittenmahl speisete, da 92


verwandelte sich der Wurm, und er ward ein Vogel, welcher mitseinen Flügeln die ganze Welt bedecken konnte, hatte seineKlauen wie ein Adler weit von einander, biese mit seinemSchnabel in den Erdboden, grife mit seinen Klauen die Welt vonAuf- und Niedergang an, und die Welt mit samt diesemfliegenden gifftigen Thier verbarg sich vor meinem Augen, so daßich mehr nicht sehen konnte, dann nur einen schweren dickenDunst, dieser bewegte sich beneficio Vulcani nach der Höhe zuklimmen, aber der Himmel verhinderte solches, also daß sienothhalber zur Seiten abweichen müsten in die Neben-Höle,welche keinen Ausgang hatte, aber der Eingang dienete ihnenzum Ausgang, &c.XXIX.Wie aus obgemeldten Wolken diephilosophische Jungfrau gebohren, und wie sie ihreMilch und Blut zum Trost der Dürfftigen hergibt, auchwie die Seele in den Metallischen Leib, nempe Sal zubringen, &c.Da nun diese Wolken vergangen, sahe ich eine schöne weisseJungfrau von der Erden aufsteigen, die preste ihre Brüste, undmachte aus ihrer Jungfrauen-Milch eine heilsame Butter, darmitwollte sie die Todten lebendig machen, dann sie rief mit hellerStimme: Moriemini vivi, surgite mortui, &c. Nachdem ichobgemeldte Jungfrau gar genau anschauete, sahe ich, daß nachihrem harten Pressen, weil sie nicht nachlassen wollte, ein dickesrothes Blut aus ihren Brüsten flosse, dann es war keine Milchmehr vorhanden. Dieses Blut verunreinigte die Butter: derhalben 93


sich unterstunde Vulcanus, die Butter weg zu nehmen, aber dieJungfrau schrie, und sagte: Die Milch, die Butter, und das Blut,sind alle gut, aber jedes hat seine sonderliche Wirkung, welcheskeinem Menschen offenbahret werden soll, biß daß er erfahrenwird, woraus ich gebohren worden, und wer mein Vater undMutter gewesen.Da ich dieses hörete, erschrack ich, und ward betrübt, gedachte,vielleicht ist keinem erlaubt, dieses zu erfahren: Da aber diejungfrau merkte, daß ich sehr bekümmert war, sagte dieselbe zumir mit lachendem Munde: <strong>De</strong>r graue Drach ist mein Vater, undder weisse Vogel ist meine Großmutter, und diese seijn beijdeSchwester und Bruder Kinder, das Blut hab ich von meinemVater, die Milch ist aus meiner Mutter der HermaphroditischenWelt entsprossen: <strong>De</strong>rhalben muß diese Milch auch Blut werdendurch die hinterlassene Kraft der Sulphurischen Seelen. Indemwiese die Jungfrau auf ihren Nacken, allda war die Seele in eingreiffliches Wesen erhartet, dieses nannte dieselbe den rothenJuden, welcher seine Hände in dem Blut unsers Erlösers gefärbet:Die Farbe war wie ein Cinnabaris artificialis, aber schwerer undbrauner an Gestalt, derhalben war dieses Dinges Präparation mirunbekandt. Ich gehorchte dem Gebot dieser heilsamen Jungfrau,und schüttete die jungfräuliche flüssige Milch auf das erhartetegreiffliche animirte Wesen, und die weisse Milch veränderte sichin Blut, und das Blut war voll Leben, dann die nutrirendeMetallische Milch war wie der Geist des Lebens eins worden, derthate auch seinen Mund auf, und sprach: Duo sufficiunt um einlebendiges Corpus zu erwecken, tertium autem conservat.Nachdem ich dieses verstanden, gab ich der Metallischen Seelen,einen Metallischen Leib, und ich verband die Seele mit diesemLeibe, Kraft ihres eigenen Geistes, welcher mit ihnen gleichfalls 94


Metallisch worden. Diese Vereinigung verursachte, daß die vorigeJungfrau, durch welche uns das Heil herkommen, aus lauter Reuund Leid, sich von oben biß auf die Füsse in schwarzem Gewandbekleiden muste, und so mich dauchte, reuete es ihr höchlich,daß sie sich selbsten also emungirt, und daß ihr alleredelstesafftige Weisse und Röthe also vor den Unwürdigen kommen,dann sie sprach: Weh meiner, weh der Welt, weh der Mutter, somich gebohren hat, und über dem daß sie also schriee, verändertesich ihre Schöne in die Gestalt eines grausamen Wolffs, behieltejedoch ihre jungfräuliche zarte weisse Brüste, lag wie alle Wölffein einem tieffen heckigen Thal, von dannen laurete dasvielfrässige Thier auf Speis und Nahrung, so seiner Natur ähnlich,&c.XXX.Wie die Mutter der Natur der Jungfrauen ihreKinder befohlen, und wie der Löw und seine Schwesternicht zu überwinden als alleine durch das fulmeninfernale duplex, &c.Da nun das Thier ersättiget, kam ein verständiges altes Weibsbildmit langen Kleidern und vielerhands Ansehens, hatte zweijSöhne, und befahle der Wölffin ihre beijden Söhne zu erziehenbiß zu ihrer Wiederkehr, und da sie die Kinder an ihre Brüstegelegt, verwandelte sich das alte Weib in einen Dampff, so inallen umstehenden Geheck, Berg und Stein eindrung, darausmerkte ich, daß es die Mutter der Natur war, welche ihre zweijMetallischen Geburten von dieser Wölffin als von einerMetallischen Säugammen wollte erziehen lassen, dann diese 95


Mutter der Natur kannte obgemeldte Jungfrau, ohnerachtet daßsie in eine Wölffin verändert, gar wohl, sie redete auch mit mir,und sagte: Nicht aus- sondern inwendig ist dasjenige, welches dieArtisten suchen sollen: Weiters sagte dieselbe dieses wohl zubeobachten: Meine Jungfrauen seijn reissende Wölffe, Drachenund Schlangen, &c. und mein Sohn ist ein brüllender Löw, dieserhat die Brüste seiner Schwester gesogen, und ist dahero so feurigund streitbar, daß ihm kein Thier auf Erden etwas abgewinnenkann, es wäre dann Sach, daß das fulmen infernale duplex cumsubsistentia & durabilitate Bachi ihm zu nahe käme, darvonwürde dieser mein Sohn und Tochter alle ihre Kräfte verliehren,und zu mir als zu ihrer Mutter ihre Zuflucht nehmen &c. Damitwar alles still, und ich gedachte an das fulmen infernale duplexcum subsistentia Bachi, konnte es aber nicht ergründen, riefderohalben mit lauter Stimm: O Jupiter der du Donner und Blitzin deinen Händen führest, zeige mir die Geheimnüsse, worausDonner und Blitz entspringen, damit ich die Wölffe, Löwen,Drachen, und andere ungeheuere Thier abschrecken undzwingen möge.Nachdem ich dieses gebeten, witterte der Himmel, und Jupiterredete von weitem: Gustu & Olfactu kennet man zweijwiederwärtige Dinge, wann zweij wiederwärtige Geister miteinander streiten, so gibts einen grossen Tumult in derumliegenden Luft. Dieses verstund ich auch nicht, deshalber riefich aus Mißmuth den Gott Plutonem auch an, ich gedachte, weildas fulmen infernalisch, so muste dem Plutoni selbiges zuoffenbahren alleine erlaubt seijn: Da ward ich erhöret, dann ererlaubete mir alsobald zweij feurige Geister, der eine war bleichund mager wie der Tod, jedoch über alle massen lang undgeschwind ; der ander aber war schwähr, dick, trunken und feist, 96


sahe an seinem ganzen Leibe wie ein gelbsüchtiger Mann, ausseinem Halse gieng ein gar gifftiger Dampff, welche die Animaliaersticket, und Bachum erquicket. <strong>De</strong>rer Geist war dem zweijtenmit zweijfachiger Stärke überlegen, allwo diese Geister mit mireinkehreten, allda ward ich als verdächtig gehalten, und ich stundmit ihnen in grosser Gefahr, derohalben wollte ich selbige nichtmehr beij mir haben, sondern machte ihnen ein Quartier untereinem Schuppen ausserhalb dem Hause, daß sie niemand gewahrwürde.Nur war an diesem Hause ein verfallener Keller, darinnenwohnete ein alter greisser Wolff, dem muste man alle Tag miteinem rothen Fuchsen und gelben Hahnen speisen, das klagtemir der Haußvater, versprach mir etliche tausend, so ich ihmhelffen konnte, daß der geflügelte Wolff entweder sterben, odersonsten den Keller verlassen möchte, und da ich alles wohlangehört, fragte ich meine Geister zu Rath, welche sagten, es wäreein königlicher Schatz in diesem Keller verborgen, auch hätte derWolff viel reiche Passagiers, welche in Kriegs-Zeiten des Nachtsim Keller zu ruhen eingestiegen, mit ihrem Gelde eingefressen:Und weil Gold und Silber in dem Magen dieses Thiers sich nichtverzehren können, so wäre der Schatz annoch vorhanden.Diese obgemeldte Geister erbotten sich, und sagten ; wann du unshineinlassen willst, so wollen wir dir allen Schatz liefern, ich sagtealsobald, gehet hin, und bringt mir den Schatz. 97


XXXI.Wie Bachus und Vulcanus den Laborantenverspotten, wie die Natur selbigen unterweiset demBacho zu opfferen, und wie der Löw dreijmahlvictorisirt, letztlich mit seinem Vater streitendsuccumbirt, &c.Sobald ich die Geister ausgelassen, hörete ich ein groß Gelächterhinter meinem Rucken, und da ich mich umgekehret, sahe ich,daß Vulcanus und Bachus neben mir stunden, lachten, undspotteten meiner Thorheit, sagten, mit Schaden sollst du weisewerden, der du dich, uns anzubeten, wie dem Jupiter und Pluto,geschämet hast, es ist ja besser fragen, als Schand und Schadenhaben: <strong>De</strong>r Geist thut es nicht allein, sondern es muß ein Schutzzugegen seijn, welcher die Geister beschützen muß. DieserBeschützer soll auch mit Vulcano in guter Concordanz stehen,&c. Wann du dieses, sagte Bachus, aus deinem eigenen Kopfftreffen kannst, so gehe hin zu deinen Geistern, und zu demKeller. Dieses betrübete mein Gemüthe, dann ich hatte meineGeister ohne Nutzen im Keller abgelassen, und dieselben lagen,als wären sie da erstorben, und der Wolff hatte eine Löwenhautangelegt: Und die Natur erschiene mir in einem Nebel, und sagtemir, wie ich gesündiget wider Bachum und Vulcanum, wie ichvon diesem Ort in den Wald gegen Mittag gehen sollte, alldawollte sie mich gänzlich unterrichten, wie ich den Gott Bachumdurch ein Opffer zu meiner Assistenz bewegen sollte: <strong>De</strong>rohalbeneijlete ich von dem Ort, und begab mich zum Wald ; Sobald ichnun im Wald kommen, da sahe ich einen Löwen, der stritteoffensive wider einen Drachen, so man ein Lindwurm zu nennen 98


pflegt, da gedachte ich beij mir selbsten, was thut es dem Löwennoth, wider diesen Drachen zu streiten, da doch alle Löwen vondem alten Drachen herkommen, und auch kein Löw niemahlseinen Drachen alleine hat überwältigen mögen, das muß einegrosse Vermessenheit seijn, welcher diesen darzu angetrieben:Immittelst da ich mit solchen Gedanken umgeben, ward der Streitan beijden Seiten so hefftig, daß es das Ansehen hatte, ob sollteder Löw die Niederlag haben: Mich daurete aber des Löwens,und durffte mich nicht hinzu nahen um ihm zu helffen, biß dieMutter der Natur aus der Luft mir befohlen, den Löwen zuerretten, deshalber hieb ich mit meinem Säbel dem Lindwurmden Schwanz ab, mit welchem er sich um den Baum hielte, sodaß er dardurch von dem Löwen zerrissen, und sein Blutausgesauget worden, darvon ward der Löw also schön undfreundlich als kein Mensch in dieser Welt: Indem stunde dieNatur zwischen mir und dem Löwen, sagte, dieser Löw mußdreijmal mit dem Drachen seinem Vater kämpffen, und allemahlobsiegen ; Aber zum vierdtenmahl wird er nicht in der Luft, nichtin dem Wasser, noch in der Erden, sondern im Feuer einenohnüberwindlichen Streit gegen seinen Vater anfangen müssen,und in diesem Streit wird so wohl der Vater als der Sohn sich alsoverwunden, daß das Pflaster umher voll Blut fliessen wird,welches sie mir befahl aufzuheben, mit ausdrücklichem Befehl,daß, wann sie beijde durch den Vulcanum zum Streit angetrieben,ich allemahl mit dem Pingues adole verbenas die verwundetenKämpfer stärken, und zum Streit animiren sollte. Ich fragte, wasdas wäre, Pingues adole verbenas, und mir ward gesagt, Aquamagnanimitatis, ist ein trunkenes Getränk des Löwens undDrachens, von diesem Trank wird ihrer beijder Seele angezündet,so daß sie es nicht innen werden, wann sie verbluten, und wann 99


kein Blut mehr vorhanden, auch weder Vater noch Sohn zusehen ist, alsdann Recipe abermahl, vermischs, und laß fliessen,so ist alles offen, scheide die extrema, und gib acht, daß du dasLeben des Dritten conservirest, dann zweij haben den Dritten garsubtil beij sich, quod tertium per spiritum Mercurii corporalisatur,& tandem in sua anterioris & posterioris extrema agit, illaquefirmissime conjungit, & ipsum conjungitur conjungendis, &c.Da die verständige langsame Natur dieses ausgeredet, fragte ich,wie ich den Bachum durch ein Opffer versöhnen sollte ? Daempfieng ich diesen Bescheid: Bachus liebet die starkenGetränke, kannst du selbige von ihrem cubo, so über dasternarium dominirt, wohl scheiden, und die dreij Principia ineinem güldenen Gefäß durch den Vulcanum ihm überantwortenlassen, so wirst du selber sehen, was ihm annehmlich, oder nichtgefällig, dasselbige nun sollst du dir zu Nutzen machen: Dann waser zu sich nimmt, gebühret ihm, und was er liegen läst, das hebeauf, &c. so wirst du dein Intent erreichen.Allhier in diesen Capitulis ist mehr begriffen, als der günstigeLeser vermeinen wird, gestalt unter anderen der wahre Saturnusallenthalben befindlich, und wie ein Gemähld aller Welt vorAugen stehet. Ich habe in diesem Tractatu auf eine sonderlicheManier von dem gemeinen Saturno und allen irrdischen Planetengeschrieben, und dieselbigen so lange hin und wieder gedrehet,gekrümmet, und gebogen, daß eines in das andere, das höchste indas niedrigste, und das niedrigste in das allerhöchste, das erste indas letzte, & vice versa, ist verwandelt worden: Dann in dieserMetallorum Metamorphosi ist die rechte materia Philosophorumso hell und klar beij allen Veränderungen der Planeten an dasLicht gebracht, daß auch ein Vernünfftiger nolens volens die 100


Materiam samt aller Nothdurfft daraus erkennen muß, sonderlichwann derselbige die Geburt der Welt, die Conjunction etlicherPlaneten, wie auch den abentheuerlichen Brunnen, dessenRepräsentation und Gegenschein, &c. wird in acht genommenhaben, welches alles ich als einen Visions-Spiegel zurVerwandlung der Metallischen Gestalten ex jussu & impulsuDivino dieser undankbahren Welt geoffenbahrt. Ich weiß, daßviel Philosophi, ich sage, viel titulirte Philosophi, ChijmischeScribenten, und Proceß-Collectanten aus Neid gernwidersprechen sollten, sonderlich diejenigen, so von denMiraculen, welche allbereits in den Chijmischen laboribus per megeschehen, gar nichts vernommen haben: Die Ursach aber diesesMiraculi ist nicht, daß ich mich etwann groß zu machen getrachtet,sondern deßwegen geschehen, damit ich meine Experienz undVocation offenbahre, und dadurch die Irrgehenden auf denrechten Weg bringen möge. Man soll den fragen, der aus eigenerErfahrenheit geschrieben, und von dem empfangen, der da selbstvon GOtt Gnade bekommen hat: Aus diesen Ursachen habe sichin diversis Regionibus mit einem Theil etliche hundert TheilSaturni in purum Aurum tingirt: Hæc tinctura est obstaculum,quo minus ab invidis impugnabor, und ist auch eine Warnung vorder ganzen Welt, &c. <strong>De</strong>rohalben wolle sich der günstigeLiebhaber von den fremden falschen Laboranten,Proceßkrämeren, und Particularisten nicht verführen lassen,sondern allzeit gedenken, wie er das Fundament, worauf dasganze Gebäu beruhet, ergründen möge, alsdann werden ihmseine Augen eröffnet werden, und er wird die guten Processe vonden falschen Processen unterscheiden können. 101


Wer die materiam primam aus diesem meinem treuherzigenBericht erfährt, derselbe seij hiermit versichert, so wahr ich durchGOtt lebe, daß er auch dessen Präparation, das MenstrumUniversale, die wahre unreducirliche reduction in materiamprimam per materiam primam, die Conjunction und Fixation ineine hochtheure Medicin, neben der Augmentation undFermentation in diesem compendiolo gar eigentlicherfahren und erlernen wird. 102


Erinnerung.Günstiger Leser !Nicht ohne bedenkliche Ursachen habe ich allhier in diesemTractatn von dem philosophischen concentrirten Ente, &c. permodum <strong>Metamorphosis</strong> gehandelt: indem ich (in Ansehung daßalle Philosophi obscur geschrieben, und ihr Stylus der Weltunbekannt ist,) gesinnet bin, durch diesen meinen modumscribendi allen Liebhaberen der Wahrheit die Augen derVernunft zu eröffnen, damit dieselben nicht alleine mich, sondernauch alle wahre Philosophos verstehen mögen: Welcher nun allerDinge Signatur, und nicht das Ding selbst, vorziehen underwählen kann, demselbigen ist nöthig, mein Ephippium Nasualezu brauchen, noch aus meinem Complica meinen Schlüssel zusuchen: Diejenigen aber, welche mit einem gröberen Verstandebegabet, verweise ich ad Alphabetum Chymicum, welches, weil esin meinem Tractatu de Elementis Magicis nicht allerding mit denrechten Characteren gedruckt, ich de novo in Lateinisch übersetztwerde drucken lassen, worbeij ich auch die rechte Figur allerPlaneten, die allerverborgensten philosophischen Characteres,das Ephippium Nasuale durch das heijlsame Imperativum,Complica, adjungirt, alsdann werden die Ignoranten sehen, wielange sie das primum Ens mit Füssen getretten. 103


Die Concentranten auch, so animo maligno die wahre Tincturfälschlich zu beschreijen sich unterstehen, sagend, die Tincturwäre ein concentrirtes Wesen ex Auro, könnte auch höher nichttingiren, als das Pondus Solis gewogen, woraus die Tincturgezogen worden. Diese grobe Ignoranten urtheilen wie der Blindevon der Farbe, sie haben die Tage ihres Lebens keineconcentrationem Solis gesehen, viel weniger selbsten gemacht,woher können selbige dann solches wissen, und wie können siesolches wahr machen. Du aber, du Liebhaber der Scienz, hütedich für dem Satan, welcher, indem du ruhest, und secundummeam instructionem fort zu fahren tardirest, ein solches gifftigestödliches Unkraut auf den besammten Acker einwirfft, wodurchder gute Saame unterdrucket wird, und zu keiner Perfectionkommen kann.Ich hatte mir fürgenommen beij dieser Edition ein überaus kurzeExplication aller Capitulen hier beijzufügen: Weil aber dieBoßheit der Welt mir stetig vor Augen und Ohren lieget, so ist eshohe Zeit, daß ich einhalte und Rasch abbreche, auf daß sie nicht,nachdem sie von dem Baum der Erkänntnüß gessen, in die ewigeFinsternüß gerathen, &c.Die Frommen aber, deren gar wenig seijn, welche diese meinetreugemeinte Ermahnung zu Herzen fassen, und dannoch zumTheil wankelen, und von dem einen biß zu dem andern Authorehüpffen, denen werde ich mein Ephippium Nasuale aufsetzen,und also compliciren, daß selbige dardurch, wie mit einemKapezaum, regieret, und der Wahrheit Beijfall geben müssen.Diese aber seijn diejenigen, welchen nicht ex malitia sed exdefectu gratiæ häsitiren: Und weil ihre Zeit nunmehro kommenund vorhanden ist, daß selbige vermöge ihrer Prädestination zurErkänntnüß, der Wahrheit kommen müssen, dahero muß ich mit 104


meinem neuen Instrument, nempe cum Ephippio Nasuali selbigezu mir ziehen, und zwingen, wie geschrieben stehet: (Compelleintrare.) Die Gottlosen aber, welche vor der Welt gern geachtetseijn wollen, und der Wahrheit, welche ihnen doch unbekandt ist,wiederstreben, können ein solch Ephippium Nasuale auf ihrerNaßweisen Spitze nicht erdulden, verstehen auch das verbumComplica gar nicht, wie wollen dann selbige das figuratum vonder Figur unterscheiden, und das signum pro significato erwählenkönnen ? Diese, ohnerachtet ihres bösen Wandels, will ichgleichfalls, wie auch alle Thomisten, gewarnet haben, daß sie sichwohl fürsehen, damit sie nicht etwann durch den starken Atlaserschlagen werden, welcher ihnen dräuet, ob wollte er sie mit derWelt an den Hals werffen, und darmit zerschmetteren.Du politischer schwarzer Fuchs aber mit deiner Scheinheiligkeit,und listigen Inquisition, stehe von weiten, warte biß dir diegebratenen Tauben ins Maul fliegen, so stehest du biß an dasEnde der Welt, woselbst dich der Unglaube, und um daß dugutes gewust, und selbiges aus Faulheit zu wirken unterlassen,verdammen wird.Ich aber danke dem Allerhöchsten, welcher mir seine Gnademitgetheilt, und befohlen, also zu schreiben: <strong>De</strong>rhalben danke ichdemselben und keinem andern, weder Weltlichen, nochGeistlichen, und sage aus Grund meines Herzens:Gloria <strong>De</strong>o soli, qui regit Astra Poli.Soli adjungo vexillum Triumphale. 105


Welches dem Großmächtigen Kaijser in den Wolken gezeiget ist,mit der Umschrifft:In hoc signo vinces,Dieses Fähnlein ist ein Zeichen der Victorie, und gehöret auf dieSonne.Qui potest capere, capiat.CapiasneCapiaris.Es glaube wer es glauben will,Es ist die Welt darauf ich ziel,Neptunus uns Venus machen fliegenDie Schlange, die sonst muß unten liegen,Mars zwingt die Welt durch Niter und Schwebel,Bachus erhält die Seel und Geistliche Nebel,<strong>De</strong>r Geist regiert, die Seele wirket mit,Die Erd, als Bachi Sitz, vergisse nit.ENDE. 106

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