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Leseprobe - Lesewelt

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16 EinleitungViele Sozialmediziner, Sozialpädagogen, Sonderpädagogen hinterfrageneinen »biologistisch inspirierten Normalitätsbegriff«, was bedeutet, dasssie sich dagegen wehren, dass Kinder mit chemischer Korrektur ihrerscheinbar unzureichenden Steuerungsmechanismen im Gehirn zu erwünschten»normalen« Verhaltensweisen gebracht werden sollen.Literaturempfehlung:Einen hervorragenden aktuellen Überblick über diese Argumentationgibt kritisch Rupert Filgis 2006 in seinem Artikel »Betrachtungen zueiner Buchrezession in der Zeit« oder »ADHS im Sommerloch« in»die Akzente«, Nr. 73, 2006, S. 33–40, siehe auch: http://www.zeit.de/2006/33/st-unruhige-Kinder.In der systemischen Theorie geht man davon aus, dass das Kind seineRealität und Umwelt selbst gestaltet und mit seinen Möglichkeiten desVerhaltens reagiert – mit der Einschätzung, dass das typische Verhalteneines Kindes mit ADHS Ausdruck einer sinnvollen Selbstorganisationdes Bewusstseins sein könne und als Ausdruck der Selbstbestimmungdes Betroffenen verstanden werden müsse.Entsprechend wird für die frühe Bildung hierzulande gefordert, aufkindliche Neugier und natürliche Lernbereitschaft zu vertrauen mit derForderung, dass Erwachsene ihnen vor allem helfen müssten, aktive Erforscherihrer Lernumwelt zu werden. Bei diesem Vorgehen besteht dieVorstellung eines freien, unabhängig selbstmotivierten Kindes, das eigenständigWissen erwerben will und kann – Leitbild sogar in der sonderpädagogischenPraxis!Die Kinder mit Lernstörungen (oft in Verbindung mit ADHS) profitierenbelegbar nicht von diesen kindzentrierten freien Ansätzen, erfahrenauch keine Unterstützung durch »indirekte« Ansätze wie sensorischeIntegration, Psychomotorik, Kunst- oder Musiktherapie bei ihren ganzkonkreten Schwierigkeiten, sich Grundfertigkeiten des Lesens, Schreibens,Rechnens aneignen zu müssen.Literaturempfehlung:Grünke, M.: Zur Effektivität von Fördermethoden bei Kindern und Jugendlichenmit Lernstörungen. Eine Synopse vorliegender Metaanalysen,in: Kindheit und Entwicklung, 15(4), S. 239–254, Hogrefe, 2006.© 2009 W. Kohlhammer, Stuttgart

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