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StadtSpäher in hagen - Wüstenrot Stiftung

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wie es im Glaubensbekenntnis heißt, am Jüngsten Tag –nicht ausdrücklich geleugnet werden soll. Auch die evangelischenKirchen und der preußische Staat verboten zunächstdie Feuerbestattung. Schon <strong>in</strong> der Aufklärung und <strong>in</strong> derFolge der Französischen Revolution war die Feuerbestattungvielerorts gefordert worden: als Ablösung von kirchlichenTraditionen <strong>in</strong> der Moderne. In diesen Zeiten der Une<strong>in</strong>igkeit reichte der 1892 <strong>in</strong> Hagen gegründete„Vere<strong>in</strong> für Feuerbestattung“ 1903 bei der Ordnungsbehörde e<strong>in</strong>en Bauantrag füre<strong>in</strong> Krematorium e<strong>in</strong>.Nach der Fertigstellung untersagte die preußische Regierung die Feuerbestattung, und erstdurch e<strong>in</strong>e Neuregelung 1911 <strong>in</strong> Preußen wurde die Inbetriebnahme des Krematoriums erlaubt;die erste E<strong>in</strong>äscherung fand im Hagener Krematorium am 16. September 1912 statt.Somit verkörpert das Krematorium e<strong>in</strong>en Traditionsbruch und dokumentiert die gesellschaftlicheBeschäftigung mit existenziellen Fragen über das Verhältnis von Körper undSeele bzw. das Leben nach dem Tod. Osthaus trat hier als parteiischer Mediator zwischenallen Parteien auf. Das Krematorium schaffte es alle<strong>in</strong> durch se<strong>in</strong>e architektonische Ersche<strong>in</strong>ung,<strong>in</strong> den Jahren 1907 bis 1911 30.000 <strong>in</strong>teressierte Besucher anzuziehen, die gegen e<strong>in</strong>enObolus von 50 Pfennigen das Monument besichtigen wollten.Für e<strong>in</strong>en Gegenentwurf zu Ferd<strong>in</strong>and Sanders, der e<strong>in</strong>en den Hügel dom<strong>in</strong>ierenden Kuppelbauentworfen hatte, engagierte Osthaus 1911 Peter Behrens. In e<strong>in</strong>em regen Austauschkristallisierten sich drei zw<strong>in</strong>gende Kriterien für den Entwurf des Krematoriums heraus:■ Der Bau sollte über das momentane Gefallen h<strong>in</strong>aus vorbildlich bleiben,was e<strong>in</strong>en künstlerischen Schritt vorwärts für die zeitgenössische Bewegungbedeuten musste.■ Es musste sich von den bisherigen Beispielen merklich absetzen.■ Das Gebäude musste se<strong>in</strong>e Zweckbestimmung klar nach außen tragen.Behrens löste diese Aufgabe mit strenger Monumentalität, vornehmer E<strong>in</strong>fachheit undschlichter Geschlossenheit, was alle Materialien wie Glas, Bronze etc. ausklammerte, diezum e<strong>in</strong>en dem Materialrhythmus des Gebäudes widersprochen hätten und zum anderenbei Profanbauten mit Repräsentations- oder Werbecharakter Verwendung fanden. Das Krematoriumsollte direkten Anschluss an die hügelige Landschaft f<strong>in</strong>den und sich <strong>in</strong> sie e<strong>in</strong>betten.Behrens’ wegweisende Errungenschaft <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Planung ist se<strong>in</strong>e raff<strong>in</strong>ierte Lösungim notwendigen Umgang mit dem Schornste<strong>in</strong>. Er versuchte nicht, ihn durch ornamentaleDachaufsätze zu verschleiern oder schmucklos als Fabrikschlot neben die Trauerhalle zustellen, sondern er sprach ihm se<strong>in</strong>e eigenständige Stellung zu und verschmolz ihn mit dem31

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