13.07.2015 Aufrufe

Vor 60 Jahren in Allenstein - Stadtgemeinschaft Tilsit eV

Vor 60 Jahren in Allenstein - Stadtgemeinschaft Tilsit eV

Vor 60 Jahren in Allenstein - Stadtgemeinschaft Tilsit eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

eit, erhielt jedoch Beschuß von denauf der Eilgutrampe stehenden Panzern.Lokführer Dost, gerade am Anfahren,hielt sofort an. E<strong>in</strong> Melderbrachtevom Kompanieführer e<strong>in</strong>er deutschenKampfe<strong>in</strong>heit, der unser Treibenbeobachtet hatte, die Nachricht,er werde die Panzer durch Granatwerferbeschußniederhalten. Gesagt,getan. Lokführer Dost konnte endlichum 11.10 Uhr mit RohrmeisterRohde als Heizer, mir als Transportleiterund Schaffner Dorsch als Zugführerabfahren. Leider erhielt derZug bei der Ausfahrt noch MG-Feuer,das e<strong>in</strong>em armen Flüchtl<strong>in</strong>g das Lebenkostete.Bis kurz vor Rothfließ g<strong>in</strong>g es ohneHalt durch – aber um 13.00 Uhr, 3 kmvor dem Bf Rothfließ, war Schluß.Fünf Flüchtl<strong>in</strong>gszügen vor uns hatteder Bahnhof Rothfließ wegen Überfüllungdie Annahme verweigert; siestanden auf der Strecke. Ich g<strong>in</strong>g zuFuß nach Rothfließ, um die Lage zuerkunden. Von den Zügen flehtenmich Frauen, die mich an der Uniformals Eisenbahner erkannten, an,endlich weiterzufahren. Auf e<strong>in</strong>igenoffenen Wagen bemerkte ich mehrereerfrorene Flüchtl<strong>in</strong>ge. Im BahnhofRothfließ erfuhr ich, daß auch dieweiter vorne liegenden BahnhöfeBischdorf und Korschen überfülltwaren. Endlich, nach fünf StundenWarten, ließ uns der Bf Rothfließ um18.00 Uhr e<strong>in</strong>fahren. Zu allem Überflußmeldete Lokführer Dost noch e<strong>in</strong>enLokschaden; und drei Stunden dauertees bis – gottlob! – der BahnhofRothfließ sogar e<strong>in</strong>e Ersatzlok stellenkonnte. Denken Sie e<strong>in</strong>mal, lieberLeser <strong>in</strong> Ihrer warmen Stube, an dieEmpf<strong>in</strong>dungen der Flüchtl<strong>in</strong>ge undKranken im Zuge: drei Stunden imZug bei –15° Außentemperatur, dieHeizung fiel aus, nichts zu Essen, dieFrauen ohne Nachricht vom Mannan der Front, die Ungewißheit, obund wann es weiter g<strong>in</strong>g, und e<strong>in</strong>„Führer“, der sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Bunker<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> verkroch und auf dem PapierPhantomarmeen h<strong>in</strong>- und herschob...Die Zwischenzeit hatte ichzu e<strong>in</strong>em Ferngespräch nach Korschengenutzt und den dortigen Aufsichtsbeamtengebeten, wenigstensdie Kranken <strong>in</strong> Korschen versorgenzu lassen, und hatte darüber die Abfahrt„me<strong>in</strong>es“ Zuges verpaßt. Mit e<strong>in</strong>emLeerzug gelangte ich nach Korschen,um dort zu erfahren, daß„me<strong>in</strong>“ Zug schon vorher, nämlich <strong>in</strong>Bischdorf, umgeleitet worden war.Später erfuhr ich, daß er über Heilsberg– Z<strong>in</strong>ten nach Königsberg gelangte– nachdem er drei Tage <strong>in</strong>Deutsch-Thierau gestanden hatte.In Korschen teilte mir FahrdienstleiterBuick mit, der Allenste<strong>in</strong>er Hilfszug seiauch noch herausgekommen. Gegen3.00 Uhr traf er <strong>in</strong> Korschen e<strong>in</strong>.Ihm wurde noch e<strong>in</strong>e Fahrtnummeraus Lötzen angehängt (Lazarettzug),und auch ich ergatterte dar<strong>in</strong> noche<strong>in</strong> Plätzchen. Am 23. Januar um7.30 Uhr g<strong>in</strong>g es weiter über Heilsberg– Z<strong>in</strong>ten nach Königsberg, woder Zug spät <strong>in</strong> der Nacht e<strong>in</strong>traf.Weiter g<strong>in</strong>g es über die noch offeneStrecke über Metgethen nach Fischhausen,von wo der Lazarettzug nachPillau weiterfuhr (E<strong>in</strong>schiffung derVerwundeten und Kranken). DerHilfszug traf am 24. Januar 1945 um10.00 Uhr <strong>in</strong> Germau e<strong>in</strong> und wurdeentladen; ausgeladen wurden Akten,Büromaterialen, Möbel, Schreib- undRechenmasch<strong>in</strong>en des Bw Allenste<strong>in</strong>,19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!