Dissertation N. Sturzenegger, 2012 - Daniel Koch
Dissertation N. Sturzenegger, 2012 - Daniel Koch Dissertation N. Sturzenegger, 2012 - Daniel Koch
einen Winkel zwischen 9-14°, bei meso- und dolichocephalen Hunden ist dieser Winkel grösserals 19°. Die Problematik war, dass die verschiedenen Vorgehensweisen nicht identischeResultate bezüglich der Einteilung in die verschiedenen Schädelformen lieferten. Die Methodenvon Brehm et al. (1985) und Evans et al. (1993) ergaben, dass die als brachycephaleingestuften Rassen dafür bekannt sind, dass sie tatsächlich am brachycephalen Syndromlitten. Deutliche Abweichungen und keine sinnvolle Einteilung bezüglich der Klinik gegenüberden ersten beiden Methoden gab es bei den Resultaten von Regodon et al. (1993).Balli (2004) führte den so genannten Schädel-Index (S) ein, bei dem ein radiologisch eindeutigidentifizierbarer Messpunkt als Grenze zwischen Hirnschädel und Gesichtsschädel definiertwurde. Der Index wird aus der Gesichtsschädellänge (rostrale Begrenzung des Cavumcranii zur rostralen Grenze des Os incisivum) dividiert durch die Gehirnschädellänge (caudalerRand des Os occipitale bis zur rostralen Begrenzung des Cavum cranii) berechnet. DerGrenzwert für die Brachycephalie wurde nach einer Umwidmung durch Koch (2009) bei 1.25festgelegt. Diese Methodik eignet sich für Messungen an lebenden Hunden anhand vonRöntgenbildern und führt zu identischen Resultaten wie die Methoden nach Brehm et al.(1985).2.2 Die Entwicklung des HundeschädelsDer Hund war das erste Haustier des Menschen. Die Entwicklung des Haushundes begannvor etwa 20‘000 Jahren. Man nimmt aber an, dass die Domestikation schon wesentlich früherangefangen hat. Ursprünglich waren die Haushunde dem Wolf sehr ähnlich und entwickeltensich bis ins 17. Jahrhundert nur langsam in wenige, verschiedene, grobe Typen wiebeispielsweise Jagdhunde, Begleithunde oder Windhunde. Erst im 19. Jahrhundert beganndie eigentliche Rassezucht und innert weniger Jahrzehnte entstanden weit über 200 Hunderassen(nach Fischer (2007).Die heutigen Hunderassen werden hauptsächlich anhand ihrer äusseren Erscheinung definiertund in Rassestandards beschrieben. Damit unterliegen die Hunderassen einer gewissenVariabilität. Es existiert keine eigentliche Reinrassigkeit im genetischen Sinn mehr, sonderndie Rassenmerkmale werden von Menschen bestimmt und können sich je nach aktuellemTrend auch fortlaufend verändern. Allerdings gibt es dadurch innerhalb der Rassen und auchinnerhalb eines Wurfes beachtliche Unterschiede. Somit kann sich eine Hunderasse schonnach wenigen Generationen deutlich verändern. Noch offensichtlichere phänotypische Ver-8
änderungen werden aber durch gezielte Einkreuzungen anderer Rassen erreicht (nach Räberin Lueps (1976)).Ein eindrückliches Beispiel ist der Wandel des Bedlington-Terriers: Am Anfang des 20. Jahrhundertswar er ein kräftiges Tier mit einem markanten Stopp und rauhaarigem Fell. Durchdas Einkreuzen, unter anderem vom Greyhound, erscheint er aber schon fünfzig Jahre späterzartgliedrig, ramsnasig und lämmchenartig mit gekräuseltem Fell (Lueps 1976).Abbildung 1: Bilder von Bedlington Terrier verschiedener Epochen (links ein Gemälde um1900, rechts ein typischer moderner Vertreter dieser Rasse)Ein weiteres bekanntes Beispiel für die Veränderung des gesamten Erscheinungsbildes, abervor allem der Kopfform einer Rasse, ist der von Huber (1947) beschriebene Wandel beim St.Bernhardshund. Der ursprüngliche „Barry“, der 1814 starb, war kräftig und hatte ein kurzhaarigesFell sowie eine längliche Schnauze mit wenig ausgeprägtem Stopp. Im Laufe der Zeitwurde dieser Typ Hund durch die Einkreuzung von Neufundländern und Mastiffs zu einemlanghaarigen, grossen, massigen Tier mit einem mächtigen Kopf und rundem Oberkopf,deutlich ausgeprägtem Stopp und konkavem Gesichtsprofil. Beim ursprünglichen ‚Barry-Typus‘ war der Gehirnschädel lang, hatte eine deutlich ausgeprägte Scheitelcrista und einerelativ schmale Stirn. Ebenso war auch der Gesichtsschädel ziemlich lang und schmal und derStopp schwach ausgeprägt. Ende des 19. Jahrhunderts wies der Schädel bereits eine leichtgewölbte Stirn mit schwach ausgeprägter Scheitelcrista auf. Der Nasenrücken war geradeund die Schnauze hoch.Im Laufe des 20. Jahrhundert entwickelte sich die Kopfform des St. Bernhardhundes in eineRichtung, welche immer mehr derjenigen einer Dogge ähnelte. Bei dieser Schädelform ist dieCrista hoch, die Stirn breit, in der Medianlinie eingesenkt und die Jochbogen deutlich ausgeweitet.Der Schädel erscheint kurz und stumpf, der Nasenrücken ist konkav und der Stoppdamit noch ausgeprägter. Insgesamt wirkt der Kopf gross und massig. Um 1900 existierten9
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einen Winkel zwischen 9-14°, bei meso- und dolichocephalen Hunden ist dieser Winkel grösserals 19°. Die Problematik war, dass die verschiedenen Vorgehensweisen nicht identischeResultate bezüglich der Einteilung in die verschiedenen Schädelformen lieferten. Die Methodenvon Brehm et al. (1985) und Evans et al. (1993) ergaben, dass die als brachycephaleingestuften Rassen dafür bekannt sind, dass sie tatsächlich am brachycephalen Syndromlitten. Deutliche Abweichungen und keine sinnvolle Einteilung bezüglich der Klinik gegenüberden ersten beiden Methoden gab es bei den Resultaten von Regodon et al. (1993).Balli (2004) führte den so genannten Schädel-Index (S) ein, bei dem ein radiologisch eindeutigidentifizierbarer Messpunkt als Grenze zwischen Hirnschädel und Gesichtsschädel definiertwurde. Der Index wird aus der Gesichtsschädellänge (rostrale Begrenzung des Cavumcranii zur rostralen Grenze des Os incisivum) dividiert durch die Gehirnschädellänge (caudalerRand des Os occipitale bis zur rostralen Begrenzung des Cavum cranii) berechnet. DerGrenzwert für die Brachycephalie wurde nach einer Umwidmung durch <strong>Koch</strong> (2009) bei 1.25festgelegt. Diese Methodik eignet sich für Messungen an lebenden Hunden anhand vonRöntgenbildern und führt zu identischen Resultaten wie die Methoden nach Brehm et al.(1985).2.2 Die Entwicklung des HundeschädelsDer Hund war das erste Haustier des Menschen. Die Entwicklung des Haushundes begannvor etwa 20‘000 Jahren. Man nimmt aber an, dass die Domestikation schon wesentlich früherangefangen hat. Ursprünglich waren die Haushunde dem Wolf sehr ähnlich und entwickeltensich bis ins 17. Jahrhundert nur langsam in wenige, verschiedene, grobe Typen wiebeispielsweise Jagdhunde, Begleithunde oder Windhunde. Erst im 19. Jahrhundert beganndie eigentliche Rassezucht und innert weniger Jahrzehnte entstanden weit über 200 Hunderassen(nach Fischer (2007).Die heutigen Hunderassen werden hauptsächlich anhand ihrer äusseren Erscheinung definiertund in Rassestandards beschrieben. Damit unterliegen die Hunderassen einer gewissenVariabilität. Es existiert keine eigentliche Reinrassigkeit im genetischen Sinn mehr, sonderndie Rassenmerkmale werden von Menschen bestimmt und können sich je nach aktuellemTrend auch fortlaufend verändern. Allerdings gibt es dadurch innerhalb der Rassen und auchinnerhalb eines Wurfes beachtliche Unterschiede. Somit kann sich eine Hunderasse schonnach wenigen Generationen deutlich verändern. Noch offensichtlichere phänotypische Ver-8