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2.1 Die Fragestellung - oder das Leben mit meiner mind map ... - Oulu

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keine allgemein und überzeitlich gültige Wahrheiten. Sie sind Perspektiven,also Sehweisen, <strong>mit</strong> begrifflichen und strukturellen Grenzen. Innerhalb dieserGrenzen können sie Erkenntnisse ver<strong>mit</strong>teln und wissenschaftliches Handeln(Forschen) motivieren, jenseits dieser Grenzen sind sie blind, verlieren also ihreerkennende Leistung, ohne <strong>das</strong>s sie in sich falsch sind. Als Wissensstrukturenkönnen sie in Formeln, Regeln, Definitionen und Sätzen ausgedrückt sein.Theorien kann man aus wissenschaftlicher Literatur übernehmen. Daseinfachste Verfahren besteht darin, <strong>das</strong>s man sich für eine Theorie entscheidet,diese gründlich durchdenkt und dann sein zu untersuchendes Material aufFormen und Aussagen abklopft, um Elemente dieser Theorie in diesem Materialzu erkennen. Das ist ein gängiges Verfahren in der Sprach- undLiteraturwissenschaft, <strong>das</strong> meistens dazu führt, <strong>das</strong>s bisher ungeordnete Faktensortiert und geordnet werden können. Außerdem wird da<strong>mit</strong> auch die Theoriebestätigt. Da eine so angelegte Arbeit Wirklichkeit nur theoretisch beschreibt,ohne sie zu erklären <strong>oder</strong> gar Prognosen (Aussagen über zukünftigeEntwicklungen) zu formulieren, ist deren wissenschaftlicher Wert nur begrenzt.Im eigentlichen Sinne handelt es sich hier noch nicht um eine Theorie, sonderneher um <strong>das</strong>, was man in der deutschsprachigen Wissenschaft als Kunde (etwaPflanzenkunde) bezeichnet.Eine anspruchsvollere Arbeit wird sich nicht da<strong>mit</strong> begnügen, sondernmehre Theorien <strong>mit</strong>einander kritisch vergleichen, deren jeweiligen Wert für dievorzunehmende Arbeit darzustellen und sich begründet für eine entscheiden.Wer noch einen Schritt weitergeht, wird <strong>das</strong> Risiko eingehen, eine Mehrzahlvon Theorien zu einer eigenen zusammenzufassen und diese an demvorliegenden Material zu beweisen (verifizieren) versuchen. Erweist sich dieseselbst formulierte Theorie am Ende der Arbeit als falsch (falsifiziert), so ist <strong>das</strong>noch längst keine Katastrophe. Dann muss man Theorie und Materialnebeneinander halten und selbstkritisch heraus finden, wo sich Theorie undWirklichkeit widersprechen. Man muss sich hier immer den Charakter einerGradu vor Augen halten: Sie ist selbst noch keine eigenständigewissenschaftliche Arbeit, sondern nur der Nachweis, <strong>das</strong>s deren Verfasser in derLage ist, wissenschaftlich zu arbeiten. Wenn in diesem Fall der Verfasserbeweist, <strong>das</strong>s er in der Überprüfung des Verhältnisses von Material und Theorieselbstkritisch und logisch vorgehen kann, dann steht einer auch sehr guten Notenichts im Wege. Anders ist es, wenn der Verfasser die zu beschreibendeWirklichkeit so biegt und deformiert, <strong>das</strong>s sie in seine Theorie passt. In diesemFall ist es die Aufgabe des Gutachters rechtzeitig einzuschreiten und dieseVersuche abzubrechen.16

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