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<strong>Lilienberg</strong> –Die Zeitschrift für lebendigesUnternehmertumNummer 32 / Januar 2013


3Gedanken4 Christoph Vollenweider:Generationenwechsel – menschlich,sachlich, wirtschaftlich5 Daniel Anderes:Der Tradition verbunden,aber für den Wandel der Zeit offen6 Wilhelm Knecht:Vernetzung als Schlüsselfaktorzur Wettbewerbs fähigkeit8 Ingrid Hempel:Appell an ein verantwortungsvollesHandeln in der Wirtschaft10 Zur Allgemeinen Wehrpflicht gibtes keine sinnvolle AlternativeBEGEGNUNG14 <strong>Lilienberg</strong> Forum mitRoger de Weck:«Die SRG hat keinen Grundzur Klage»18 «Sicherheit ist eine Kernaufgabeunseres Staates»22 Lettischer Jungpianist begeistertemit Fingerfertigkeit und gestalterischemWeitblickGESPRÄCH24 <strong>Lilienberg</strong> Gespräch mit Prof. em.Dr. Fritz Fahrni:«Lebenslanges Lernen ist einePflichtaufgabe»26 <strong>Lilienberg</strong> Gespräch mitBenedikt Weibel: «Ob ein Unternehmenüberlebt, hängt von seinerFührung ab»28 Der Mensch steht im Mittelpunktjedes Unternehmens30 Werte schaffen Wert im Unternehmertum32 <strong>Lilienberg</strong> Tool bietet Mehrwertfür Rekrutierungsprozesse34 «Der Arbeitsplatzverlust ist für diemeisten Menschen das Schlimmste»38 Energiewende in der Schweiz:Wünschbar? Machbar? Bezahlbar?44 Lokalanzeiger und Kleinzeitungenbehaupten sich gut46 Zuwanderung ist kein Ausländer-,sondern ein Wachstumsthema48 Ausländische Firmen sollen nichtzur Lehrlingsausbildung verpflichtetwerden50 Auf Baustellen ist das Potenzial fürden Einsatz sozialer Medien riesigBILDUNG52 Eine Gesprächstags-Reihe fürzukünftige Unternehmerinnenund UnternehmerIn eigener Sache54 <strong>Lilienberg</strong> Freunde im persönlichenDialog mit Unternehmerpersönlichkeiten<strong>Lilienberg</strong>Die Zeitschrift für lebendigesUnternehmertumNummer 32 / Januar 2013© Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum, ErmatingenHerausgeberinStiftung <strong>Lilienberg</strong>UnternehmerforumCH-8272 ErmatingenTelefon +41 71 663 23 23Fax +41 71 663 23 24info@lilienberg.chwww.lilienberg.chRedaktion und Konzeption<strong>Lilienberg</strong> Unternehmertum, HinwilStefan BachofenBilder Angela SchiavoneLayout Alinéa AG, WetzikonDruck pmc, Oetwil am See


4GedankenVon Christoph Vollenweider *Generationenwechsel –menschlich, sachlich, wirtschaftlichChristoph VollenweiderGlaubt man den einschlägigen Statistiken– verschiedenster Herkunft und mitunterschiedlichsten Hintergedanken – sosteht in der Schweiz in den nächstenJahren bei 30000 bis 50000 Unternehmenein Generationenwechsel an. Eineungeheure Zahl, die sich aber nicht direktverifizieren lässt, die aber plausibel seinkönnte, zählt unser Land doch rund300 000 Arbeitsstätten, also Unternehmen– von denen ein grosser Teil inhabergeführtsind. Die allermeisten vonihnen sind KMUs.Gemäss anderen Beobachtungen lässt sichnoch ein weiterer Trend verfolgen, nämlichdass Schweizer Unternehmer immerweniger in der Lage sind, im eigenen Umfeldund sogar im eigenen Land geeigneteNachfolgerinnen oder Nach folger zu finden,was wiederum die Einwanderung vongut qualifizierten Personen aus dem EU-Raum forciert. Das ist natürlich kein Unglück,sondern bedeutet auch eine grosseChance, mit frischen Kräften der SchweizerWirtschaft neue Dynamik zu geben undsie noch fitter für den internationalenWettbewerb zu machen.Diese gewaltige Zahl von anstehendenGenerationenwechseln regt aber auchden Appetit auf lukrative Aufträge undMandate an: Eine Unzahl von Beratern,Beratungsfirmen und Instituten aller Arthaben dieses Megathema entdeckt undbieten ihre Dienste an, den potenziell insÜbergabealter kommenden Unternehmerinnenund Unternehmern bei diesemSchritt zu helfen. Zweifellos brauchenviele Unternehmer geeignete Hilfe bei derBewältigung dieser sehr schwierigenHeraus forderung, geht es doch um nichtsGeringeres als die Übergabe des eigenenLebenswerkes, für das man sich einganzes Berufsleben lang – oft mit Hautund Haar – eingesetzt hat, in jüngereoder gar fremde Hände.Der Generationenwechsel ist eine ganzheitlicheAufgabe mit einer menschlichen,einer sachlichen und einer wirtschaftlichenKomponente. Dabei dürfte diemenschliche Herausforderung die allergrösstesein, denn das eigene Unternehmenweiterzugeben, bedeutet nichtsanderes als Loslassen – und das ist fürviele Menschen und beileibe nicht nur fürUnternehmer –, ein sehr schwierigesUnterfangen, muss man sich doch dabeimit der eigenen Endlichkeit auseinandersetzen.Weiter geht es um Vertrauen, vorallemVertrauen in die Nachfolgerinnenund Nachfolger – ganz gleichgültig, obes sich bei diesen um Familienmitgliederoder um «Fremde» handelt. Oft ist essogar einfacher, mit Fremden umzugehen.Die technischen (sachlichen) undwirtschaftlichen Fragen eines Generationenwechselssind demgegenüber inder Regel einfacher.<strong>Lilienberg</strong> gehört nicht zum Heer vonBeratern und Institutionen. <strong>Lilienberg</strong>aber bietet sich als Plattform, als Gesprächsortan, wo sich Unternehmerinnenund Unternehmer, die sich in der gleichenLage befinden, austauschen und von denErfahrungen anderer profitieren odereigene Erkenntnisse weitergeben, vorallem in den menschlichen Auseinandersetzungenund Fragestellungen.Nutzen Sie doch den <strong>Lilienberg</strong> undbesuchen Sie unsere Anlässe.* Christoph Vollenweider ist LeiterUnternehmertum bei der Stiftung<strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum.Er verantwortet die Umsetzung desStiftungsgedankens.


5GedankenVon Daniel Anderes*Der Tradition verbunden, aberfür den Wandel der Zeit offenDaniel AnderesIn der letztjährigen April-Ausgabe dieserZeitschrift hat unser StiftungsratspräsidentDr. h.c. Walter Reist festgehalten:«Es gilt, den <strong>Lilienberg</strong> eigenständig zumachen!» Im Rahmen des Generationenwechselsist es nun die Aufgabe derUnternehmensführung, diese Herausforderungkonsequent zu verfolgen undumzusetzen. Dabei handeln wir nachdem Motto von Theodor Fontane: «AllesAlte, soweit es den Anspruch darauf verdienthat, sollen wir lieben; aber für dasNeue sollen wir eigentlich leben.»Wo sich etwas bewegt, wird schnell auchmal Kritik laut. Das lässt sich nicht verhindern.Dass sich etwas bewegt, zeigenwir Ihnen beispielsweise mit unsererneuen Website. Überzeugen Sie sichselbst unter www.lilienberg.ch. Mit einemmodernen Design und den gängigenFeatures ausgestattet, erfüllt unsereWebsite die höchsten Ansprüche. Undein attraktives Pauschalangebot für Aufenthaltehaben wir Ihnen in einem Startpaket2013 auch gleich bereitgestellt. Siesehen, ein Besuch auf unserer neuenWebsite lohnt sich.Ebenfalls einer Anpassung bedarf es beiunserer Mitgliedschaft Interessent. Diesehatte nämlich seit jeher zum Zweck,<strong>Lilienberg</strong> und seine vielfältigen Angebotekennenzulernen. Aus diesemGrund ist der Status Interessent ein befristetesKennenlernangebot und kannkünftig nur noch für ein Jahr erlangtwerden. Unseren bestehenden Interessentenofferieren wir eine letztmaligeErneuerung bis am 31. März 2014. Spätestensdann freuen wir uns, wenn Siesich für die Mitgliedschaft Freund entscheiden.Keine Änderung erfahren unsere Veranstaltungen.Im Gegenteil, das noch jungeJahr bietet Ihnen noch mehr Gelegenheiten,auf dem <strong>Lilienberg</strong> hochkarätigenPersönlichkeiten zu begegnen. So dürfenwir am 23. Mai S.D. Erbprinz Alois vonund zu Liechtenstein und am 12. Juni denHerzchirurgen Prof. Dr. Thierry Carrel alsGäste begrüssen.Weiter hält am 4. September die Staatssekretärinim Seco, Marie-GabrielleIneichen-Fleisch, ein Referat, und am 3. Dezemberwird Dr. Mauro Dell’Ambrogio,Leiter des Staatssekretariats für Bildungund Forschung, auf dem <strong>Lilienberg</strong> erwartet.Zu sehen und zu erleben seinwerden ausserdem Bundesrat AlainBerset, Nationalrat Jean-François Rime,Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbandes,Prof. Dr. Thomas Bieger,Rektor der Universität St.Gallen, undAntoinette Hunziker-Ebneter, ehemaligeChefin der Schweizer Börse.Es lohnt sich also, wenn Sie auch im kommendenJahr regelmässig auf den <strong>Lilienberg</strong>kommen – sei es als Kunde mit IhremUnternehmen als Teilnehmer eines SachoderFachgesprächs oder sei es, um aufAugenhöhe spannende Begegnungenund Auseinandersetzungen mit aussergewöhnlichenUnternehmern und Persönlichkeitenaus Wirtschaft, Wissenschaft,Politik und Gesellschaft zu erleben.Wie und wann auch immer – es ist unsschon heute eine Freude, Sie bei nächsterGelegenheit auf dem <strong>Lilienberg</strong> willkommenzu heissen.* Daniel Anderes ist Leiter <strong>Lilienberg</strong>Unternehmerforum. Er verantwortetdie Bereiche Finanzen und Verwaltungder Stiftung und hat die operativeLeitung des Unternehmerforums inErmatingen.


6GedankenVon Wilhelm Knecht *Vernetzung als Schlüsselfaktorzur WettbewerbsfähigkeitWilhelm KnechtEine Unternehmung sichert den Erfolgausgehend von der Marktforschung,somit der Bedürfnisermittlung, gefolgtvon adäquater Fertigung und / oder Bereitstellungvon Produkten und Dienstleistungen.Sie beherrscht Disziplinen wieEinkauf, Verkauf, Werbung, Logistik,Finanzen. Neueste Untersuchungen zeigenindes – der Trend in der Lehre widerspiegeltes –, dass eine Disziplin vielerortsauf der Strecke bleibt: das präzis durchdachteNetworking.Das «richtige» Networking lässt sich nichtpauschal, etwa nur nach Branchenzugehörigkeit,definieren. Vielmehr basiertes auf neu erkannter, umfassender Beziehungsintelligenz.Beziehungen haben sichdifferenziert an der unternehmerischenGesamtzielrichtung zu orientieren. Dieserfordert individuelle, zumeist langfristigzu leistende Aufbauarbeit zu Meinungsbildnernund Entscheidungsträgern.Wer verantwortet diese Kernaufgabe?Wer nimmt in der Unternehmung dieKoordination des Networking beziehungsweiseder entscheidenden Beziehungenwahr? Reflektiert sich diese Verantwortungin den Funktionsbesch reibungen?Sind die Beauftragten zur Wahrnehmungdieser Schlüsselfunktion genügend ausgebildet?Wissen sie um die Grundregelnin der «Networked Economy»?Das Um-System IEine Unternehmung ist in organisatorischeEinheiten (wie Business Units, ProfitCenters) gegliedert. Die Organigrammesind je nach Marktleistungen, Betriebsgrössenund regionaler Ausrichtungunterschiedlich gestaltet. Eine Unternehmungist ein in sich geschlossenesSystem, und dieses System steht in Abhängigkeitmit der Gesamtumwelt. Einevorrangige Aufgabe der Unternehmensführungbesteht folgerichtig darin, innerhalbder Gesamtumwelt jenes andereSystem – nennen wir es Um-System –herauszukristallisieren, in dessen Abhängigkeitsich die Unternehmung befindet.Als Vorbedingung zum unter ­nehmerischen Erfolg ist dieses Um­System konzise zu definieren. JeneBe ziehungsfelder, die unabdingbare Interdependenzaufzeigen, lassen sich alsUm-System I bezeichnen.Daraus ableitbar sind jene Beziehungsfelderund Segmente, mit denen wir unsinnerhalb der integrierten Unternehmenskommunikationzu befassen haben.In der sich im hohen Tempo wandelndenZeit sind Ist-Analysen, gerade auch mitBezug auf das Um-System I, in kurzenZeitabständen zu überprüfen, und imWeiteren gilt der Grundsatz, parallel zurGegenwartsanalyse mittel- und langfristigeine Transparenz vermittelnde Zukunftsanalysezu erstellen.Sie soll frühzeitig über jene sichändernden Merkmale Aufschluss geben,welche sich bezogen auf das Um-System Iantizipieren lassen. Dazu zählen zurSicherung eines zeitgerechten Beziehungsaufbaus,nebst der Adaption derrelevanten Beziehungsfelder selbst, absehbarepersonelle Wechsel, somitMutationen bei den Ansprechpartnern.Outside In ManagementDas auf dieser Seite stehende Organigrammzeigt die Beziehungsfelder einerreal existierenden Unternehmung – diesin drei Unterteilungen: Absatzmarkt, Beschaffungsmarktund Allgemeine Umwelt.Mitglieder der Geschäftsleitunghaben – zusammen mit Kaderangehörigen– das für ihre Unternehmung relevanteUm-System I definiert. Hierbei ginges darum, nebst den bisher wohl schonhervorragend betreuten Kunden und Lieferantenauch jene anderen Beziehungsfelderzu determinieren und festzuhalten,


im UnternehmenwahrgenommenenFunktion her oftvorgegeben: DieVerkaufsverantwortlichenbefassen sich mitKunden und potenziellenKunden, die Einkaufsverantwortlichenmit Lieferanten und möglichenLieferanten, die Finanzverantwortlichenmit Kreditoren und Debitoren, die Logistikverantwortlichenmit Dienstleistungsbetriebendes privaten und öffentlichenVerkehrs, die Personalverantwortlichenmit Personalvermittlern und Berufsverbänden.Wer aber nimmt die Beziehungsverantwortungfür alle anderenim Um-System I als wichtig erkanntenBeziehungsfelder – im Sinne einer ständigenund nicht nur zufälligen Betreuungsaufgabe– wahr? Wer tritt im Beziehungsfeld«Allgemeine Umwelt», stetsdem Um-System I folgend, in den Dialogmit Parteien, mit den Hoch schulen, mitden Verbänden und mit den Medien?Eigen- und Fremdbeurteilungen beiUnternehmen zeigen, dass hier zumeistdringender Handlungsbedarf besteht.Die Kontakthäufigkeit und -fähigkeit imSinne einer unternehmensgerechten Gewelche– in Funktionsbeschreibungenverankert – permanent mitzubetreuensind. Bedeutungsvoll ist das Wissen umZusatzfunktionen bestimmter Persönlichkeiten:So können Kunden, Lieferantenoder anderweitige Partner unserer Unternehmungdank ihrer Nebenfunktionen– beispielsweise als Mitglied einesVerwaltungsrates oder als Verbandsmitglied– zur Erreichung unserer unternehmerischenZielsetzungen bedeutendenSupport bieten.Dank deren Mandate und Funktionenund dank deren eigenen Netzwerkekönnen sie für Empfehlungen und zurVermittlung von Know-how für uns vongrosser, im Einzelfall gar von ausschlaggebenderBedeutung sein. Es ist vonWichtigkeit, mit gewissen Partnern indauerhaftem Kontakt – sozusagen inLangzeitverbindung – zu stehen und denGedankenaustausch im Geiste einer unternehmerischenWin-Win-Haltung zupflegen. Übrigens: Neueste Tools (Software)gewährleisten eine zielgerichteteInformationsspeicherung und Netzwerk-Stabilisierung.Dringender HandlungsbedarfDie Beziehungsverantwortung ist von dersamtkommunikation mit den Ansprechpartnernder im Um-System I prioritär zubetreuenden Entscheidungsträgern undMeinungsbildnern fehlt. Es bestehenKommunikationsdefizite, die sich im Unternehmenserfolgoft in fataler Weiseniederschlagen.Ein «Aha-Effekt» kommt erst zustande,wenn sich die betroffene Unternehmungdann am kürzeren Hebel entdeckt, wennein Mitbewerber, der das Kommunikationsmanagementbesser versteht, dankseiner institutionalisierten und beherrschtenGesamtkommunikation raschere undergiebigere Erfolge erzielt und – ausgehendvon diesen Erfolgen – für sichinnerhalb der Umwelt, und eben gar imUm-System I, neue Multiplikatoren sichert.* Wilhelm Knecht ist Mitglied des<strong>Lilienberg</strong> rates.


8GedankenVon Ingrid Hempel *Appell an ein verantwortungsvollesHandeln in der WirtschaftIngrid Hempel«Sag mir, mit wem Du umgehst, und ichsage Dir, wer Du bist.» Ein uralter Spruch.Modern übersetzt bedeutet das Wort«Compliance» Regelkonformität, die Einhaltungvon Gesetzen in Unternehmenund auch die Einhaltung von selbstformulierten Richtlinien in Unternehmen.Natürlich ist diese Haltung bereitsinstitutionalisiert: Im deutschen Corporate-Governance-Kodexlesen wir, dassCompliance «… die in der Verantwortungdes Vorstandes liegende Einhaltung dergesetzlichen Bestimmungen, regulatorischenStandards und unternehmensinternen,oft ethischen Richtlinien …» ist.Hat die «Handschlag-Kultur»ausgedient?Die Gefahr eines Verstosses ist gross unddie Strafen beim Regelverstoss sinddrakonisch: «Strafzahlungen, Bussgelder,Abschöpfung des Gewinns oder gar dessengesamter Verfall» sind im Gesetzvorgesehen. Ich frage mich nach demGrund eines solchen Regelverstosses. Istdenn nicht in den ethischen und moralischenGrundvoraussetzungen des ehrbarenKaufmanns die Haltung bereitsvorgegeben? Ehrlichkeit und Transparenz,Fairness und die sogenannte«Handschlag-Kultur» können doch nochnicht ausgedient haben?Wenn diese unabdingbaren Werte imUnternehmen dermassen an Wertschätzungverloren haben sollten – woran liegtdas denn? An der Gier? An der Verpflichtung,die man auf dem Gebiet der Gewinneden Stakeholdern gegenüber zu habenglaubt? In der Liste der «Informationsverpflichtungenden Stakeholdern gegenüber»,die Ernst & Young, das internationalführende Unternehmen in den BereichenWirtschaftsprüfung und Beratung, aufgestellthat, tauchen zwei interessantePositionen auf. Zum einen: «StärkererFokus auf das langfristige Reputationsmanagement».Die zweite Position ist derBereich Compliance. Sie umfasst gleichmehrere «Tatbestände»: ethische Grundsätze,Corporate Social Responsibility, Umweltverträglichkeitund dazu den eigentlichenCompliance-Bereich. Interessant ist,dass bei Ernst & Young neue Begriffe in dieGesamtschau einrücken. Und interessantist auch, dass die Positionen immer stärkerauch das Kredit-Rating von Investoren undKreditgebern beeinflussen.Verfehlungen zerstören Rufeines UnternehmensMit anderen Worten: Verantwortung zuübernehmen für das Einhalten derGesetze und der ethischen Grundsätze,ist die Pflicht jedes Unternehmens. DemUnternehmen obliegt die Verantwortungfür alle seine Handlungen, Leistungenund Produkte. Um die Verantwortung inihrer ganzen Dimension zu werten undzu würdigen, müssen wir uns zunächstfragen, woher Verstösse gegen diesesGebot kommen.Meine Antwort: Aus den unterschiedlichstenBereichen – der Mensch ist nämlichäusserst kreativ veranlagt. Er arbeitet mitillegalen Absprachen, verführt Andere mitder Möglichkeit von Nebeneinkünften,scheut weder vor Geldwäsche, Drogennoch vor fingierten Geschäftsprozessenzurück. Ja, der Mensch ist begabt für dieseBühne. Die Jahresberichte von TransparencyInternational, die sich für dieKorruptionsprävention und Korruptionsbekämpfungeinsetzt, listen die Verfehlungenauf, die unter dem DeckmantelWirtschaft oder Wirtschaftsförderungversteckt sind. Aber auch Verfehlungenwie Kinderarbeit in Drittländern, Müll imUrwald, Säure im Meer, korrupte Geschäftspartnersind Verfehlungen, welchedie Reputation eines Unternehmens nachhaltigstören oder gar zerstören können.


9Aber hat ein Vorstand eines Unternehmens,der solche Verstösse laut Gesetzzu verantworten und zu bekämpfenhat, überhaupt Chancen, dagegen anzugehen?Ich meine: Ja. Aber dazu müssenwir lernen, drei Fragen an den Anfangjeder Geschäftsbeziehung zu stellen:«Mit wem mache ich Geschäfte?», «Vonwem kaufe ich?», «An wen verkaufeich?»Der gesamte sogenannte Supply Chain,das Netzwerk von Organisationen, die anden verschiedenen Prozessen und Tätigkeitender Wertschöpfung in Form vonProdukten und Dienstleistungen für denEndkunden beteiligt sind, gehört auf denPrüfstand. Alle Geschäftspartner und alleVorgänge im Haus müssen bewertetwerden. Wichtig ist das Erkennenkomplexer Zusammenhänge, die aufstrafbare oder unethische Handlungenhinweisen.Fehlendes Vertrauenführt zu UmsatzeinbusseMitarbeiterinnen und Mitarbeiter sindeinzubinden in das Warum, das Wie, dasWodurch und das Wofür eines ethischenVerhaltens im Unternehmen. Jeder undjede muss wissen, dass viele Menschenbei ihrer heutigen Gefühlslage nichtmehr bereit sind, mangelnde Verantwortungeines Unternehmens für einbestimmtes Handeln zu tolerieren. Dasberühmte Beispiel der Puma-Fussbällesetzte Zeichen: Als bekannt wurde, dassindische Kinder mit blutenden Fingernan Riemen knüpfen mussten, brach derUmsatz ein.Deshalb: Verantwortung zu übernehmen– für die eigenen Handlungen unddie von uns beauftragten Dritten –,schafft Vertrauen. Vertrauen ist einwichtiges Gut – aber eben auch eine sehrverletzliche Währung. Wer in dieserWährung bezahlen kann, macht guteGewinne. Wer diese Währung stört, zerstörtseine Glaubwürdigkeit, seinen Umsatzund seinen Gewinn.Wohl gemerkt: Ich spreche nicht gegensteigende Produktionszahlen, nicht gegenKostensenkungen, ich begrüssehöhere Erträge, aber all dies muss innerhalbfestgelegter Regeln geschehen. Erträgedürfen nicht durch kriminelle Handlungen,nicht aus Verstössen gegen dieUmwelt, nicht aus dem Unglück von Mitarbeiterngeneriert werden.Damit bricht eine neue Zeit an. Nichtmehr der Gewinn allein wird die Stakeholderbeschäftigen. Sondern die Frage,wie dieser Gewinn entstanden ist. DieStakeholder haben aus vielen Beispielengelernt: Wenn ein schlechter Leumundsteigende Gewinne begleitet, sind Rückschlägevorprogrammiert.Denkt man diese Signale weiter, habenes Stakeholder durch die veränderte Seelenlandschaftder Menschen in der Hand,die Umwelt ein wenig grüner, den Planetenein wenig blauer, die Menschen einwenig zufriedener zu machen. Um miteinem Buchtitel zu enden: «Schöne neueWelt», das futuristische Dilemma vonAldous Huxley wird vielleicht – lassen Siees uns alle hoffen – zur «schönen klugenund verantwortungsvollen Welt».* Ingrid Hempel ist ehemalige stellvertretendePräsidentin der IndustrieundHandelskammer Hochrhein-Bodensee,Senior Advisor bei der Okle GmbHsowie Präsidentin des Verbandes desDeutschen Nahrungsmittelgrosshandels.


10GedankenVon Christoph VollenweiderZur Allgemeinen Wehrpflicht gibtes keine sinnvolle Alternative<strong>Lilienberg</strong> Gedanken zum Abschluss des Zyklus «Ist die Allgemeine Wehrpflichtnoch zeitgemäss – ein Diskussionsbeitrag» (Februar bis August 2012)Die Gruppe Schweiz ohne Armee (GSoA)hat eine Initiative eingereicht, die voraussichtlichim Spätherbst 2013 zur Abstimmunggelangt. Die Stiftung <strong>Lilienberg</strong>Unternehmerforum hat dieser Thematikeinen Gesprächszyklus gewidmet undinsbesondere folgende Fragen be handelt:Welche Absicht steckt hinter der Initiativeder GSoA? Welche Bedeutung hat dieAllgemeine Wehrpflicht für die schweizerischeSicherheitspolitik? Welche Alternativengibt es? Wie sind diese zu werten?Die GSoA-Initiativeund die Absicht dahinterDie Initiative der GSoA will Artikel 59,Absatz 1 bis 3 der Bundesverfassungändern. Darin ist verankert, dass jederSchweizer verpflichtet ist, Militärdienst zuleisten, und wer weder Militär- nochZivildienst leistet, muss eine Wehrpflichtersatzabgabeentrichten.Die Initiative sieht vor, die Militärdienstpflichtausdrücklich abzuschaffen, womitder Militärdienst freiwillig würde. DerZivildienst soll beibehalten, aber auchfreiwillig werden. Die Wehrpflichtersatzabgabewürde entfallen. Unverändertlässt die Initiative Artikel 58 der Verfassung,wonach die Schweiz eine Armeehat, die grundsätzlich nach dem Milizprinziporganisiert ist. Die Einführungeiner Berufsarmee soll nach der Absichtder Initianten damit ausgeschlossenbleiben.Die GSoA wurde vor Jahrzehnten mit derAbsicht gegründet, die Schweizer Armeeabzuschaffen. Zwei Mal (1989 und 2001)wurde die Armee direkt angegriffen,mehrmals versuchte die GSoA über verschiedeneWege (F/A-18-Initiative, Kriegsmaterialverbot,Umverteilung der Finanzmittelund Waffenverbot) die Armeedirekt und indirekt zu schwächen. Auchdie jetzige Initiative zielt wieder auf einenGrundpfeiler der Armee, auf die AllgemeineWehrpflicht.Die Armee als Eckpfeiler derschweizerischen SicherheitspolitikDie schweizerische Sicherheitspolitik, diedas Ziel hat, die Unabhängigkeit und Freiheitunseres Landes zu sichern, ist breitabgestützt. Instrumente sind neben derArmee unter anderem Wirtschaftspolitik,Aussenpolitik, Nachrichtendienst, Bevölkerungsschutz,Polizei. Die Armee ist einwichtiger Stützpfeiler der Sicherheitspolitikund hat folgende Aufgaben zuerfüllen:• Verteidigung unseres Landes undder gesamten Bevölkerung• Unterstützung der zivilen Behördenbei schwerwiegenden Bedrohungender inneren Sicherheit undbei der Bewältigung anderer ausserordentlicherLagen• Leistung von Beiträgen zur Friedensförderungim internationalenRahmenDie BedrohungslageSeit dem Ende des Kalten Krieges istdie Bedrohung nicht kleiner geworden,jedoch weniger fassbar und vielfältiger.Bewaffnete Konflikte, illegaler Waffenhandelund Krisen aller Art tragendarüber hinaus viel zur Unsicherheitder Lage bei. Vermeintlich sichereSituationen können sich unvorhersehbarändern. Dabei kann der Druck aufunser Land rasch zunehmen. Weitermuss klar festgehalten werden, dass dieneutrale Schweiz gegenüber der Staatengemeinschaftverpflichtet ist, ihreSouveränität notfalls bewaffnet zuverteidigen. Unser Land muss auchglaubhaft machen können, dass es inder Lage ist, den Schutz der namhafteninternationalen Organisationen, die in


11Die Bundesverfassung verpflichtet heute jeden Schweizer, Militärdienst zu leisten.


12unserem Lande niedergelassen sind, zugewährleisten.Die Vorteileder Allgemeinen WehrpflichtDamit die Armee ihre Aufgaben erfüllenkann, muss sie glaubwürdig sein. DieGlaubwürdigkeit hängt von den derArmee zur Verfügung stehenden finanziellenMitteln und der personellenDotierung ab. Letztere kann durch dieAllgemeine Wehrpflicht am besten gewährleistetwerden.1. Potenzial optimal nutzenDas Potenzial aller männlichen SchweizerBürger wird erfasst und bereits heutedifferenziert für verschiedene Aufgabenin Armee, Zivilschutz und zivilem Ersatzdienstausgeschöpft. Je nach Bedrohungslagekönnen genügende Beständealimentiert werden. Der Kader nachwuchsbasiert ebenfalls auf diesem grossenPotenzial. Die beruflichen Qualifikationenund die erworbenen Fähigkeiten undErfahrungen der Wehrpflichtigen könnenentsprechend den Eignungen und Neigungenin der Armee gut verwendetwerden. Im Weiteren bringen die Armeeangehörigenethische und moralischeGrundwerte sowie das nötige Verständ­nis für die Befindlichkeit der Zivil bevölkerungmit. Weil die Armeeangehörigenim Zivilleben fest verankert sind,wissen sie, welche Werte zu schützensind. Im Gegenzug profitieren Gesellschaftund Wirtschaft stark von derAusbildung und Persönlichkeitsbildung(Leben und Arbeiten im Team) in derArmee.2. SolidaritätDie Wehrpflicht ist in der Bundesverfassungverankert und gilt für alle männlichenSchweizer Bürger. Nicht Militärdiensttaugliche dienen im Zivilschutz alsStütze für die Katastrophenhilfe und fürdie Unterstützung der Bevölkerung inNotlagen.Wer weder in Armee beziehungsweiseim Zivilschutz dient, noch zivilen Ersatzdienstleistet, erbringt seinen Beitragin Form des Wehrpflichtersatzes.Unsere Wehrpflichtarmee fördert denZusammenhalt, indem sie junge Menschenaus allen Landesteilen, Kulturen,Sprach regionen und Bildungsschichtenzusammenbringt und auf ein gemeinsamesZiel ausrichtet. Sie ist dadurchein Ausdruck für die «WillensnationSchweiz».3. Demokratische KontrolleAlle Armeeangehörigen sind auch Stimmbürger.Als solche kontrollieren sie direktund aufgrund ihrer eigenen Erfahrung dieArmee. Der Gefahr, dass eine kleine,elitäre Truppe zu einem «Staat im Staat»werden kann, wird auf diese Weise somitwirkungsvoll vorgebeugt.4. ArmeebestandGerade wegen der diffusen Bedrohungslagemuss die schweizerischeSicherheitspolitik und mit ihr auch dieArmee in der Lage sein, flexibel zureagieren. Die Abschaffung der Wehrpflichtgefährdet die Verteidigungsfähigkeitnachhaltig und verunmöglichtder Armee, ihre ge gebenen Aufträge zuerfüllen. Weiter erschweren zu kleineBestände die Rekru tierung von geeignetenKadern. Es wird auch nichtmehr möglich sein, die Armee bei Bedarfwieder zu vergrössern, denn eine abgeschaffteoder ausgesetzte Wehrpflichtwiederzubeleben, wenn sie dringendbenötigt wird, ist kaum denkbar. Vielemilitärisch-zivile Verteidigungsübungenhaben gezeigt, dass bei ausserordentlichenLagen grösseren Ausmasses dieBlaulichtorganisationen (Polizei, Feuerwehr,Sanität) rasch einmal überfordert


13guten Armee, aber ohne mich» einerelativ hohe Popularität geniesst. EineBerufsarmee könnte in der Schweizwegen des ausgetrockneten Arbeitsmarktesnicht rekrutiert werden, wäreauch viel zu teuer und könnte in Krisenlagenauch kaum mehr aufgestockt werden.Eine Berufsarmee wäre zudem imAlltag nicht sinnvoll zu beschäftigen,gleichzeitig läuft sie Gefahr, ein gefährlichesKastendenken zu entwickeln.2. Freiwilligen-MilizEine Freiwilligen-Miliz, wie sie die GSoAin ihrem Argumentarium als Alternativezur Allgemeinen Wehrpflicht suggeriert,erscheint auf den ersten Blick attraktiv,ist sie aber nicht: Das Rekrutierungspotenzialin der Schweiz mit dem völligausgetrockneten Arbeitsmarkt ist fürdiese Freiwilligen-Miliz viel zu klein; auchwürden sich dafür die Falschen melden,die Abenteurer und Rambos – mit beschränktenberuflichen Qualifikationenund kleinem Erfahrungshorizont. DieFolge davon wäre, dass die Armeebeständeviel zu klein ausfallen würden,um die Erfüllung der Aufgaben und Aufträgesicherzustellen. Auch die Rekrutierungvon Kadern wäre nur beschränktmöglich. Zudem wären die Kosten besindund dass die Durchhaltefähigkeitder Armee stark von ihrer Bestandesgrösseabhängig ist.Die Armee als die einzige strategischeReserve unseres Landes mussdaher auf grosse personelle Ressourcenzurückgreifen können.5. KostenDie Wehrpflichtarmee ist, bezogen auf denBestand, die kostengünstigste Lösung fürdie Schweiz. Im Gefüge des Miliz systemsunserer Gesellschaft ist die Wehrpflichteine tragende Säule. Einen unverzichtbarenBeitrag leistet auch die Wirtschaft.Einerseits stellt sie der Armee ihre Arbeitnehmerzur Verfügung, an dererseits profitiertsie von der Sicherheit unseres Landes,zu der die Armee wesentlich beiträgt.Gibt es Alternativen?1. BerufsarmeeDie GSoA-Initiative schliesst wegen desin der Verfassung verankerten Milizprinzipeseine Berufsarmee aus. Diesewäre aber auch nicht anzustreben, auchwenn sie gerade in der jüngeren Generationnach dem Motto: «Ja zu einerträchtlich. Die Erfahrungen, die andereeuropäische Staaten nach der Sistierungder Wehrpflicht mit der Rekrutierung vonFreiwilligen gemacht haben, sind sehrernüchternd.Mit den erwähnten alternativen Wehrmodellenist ein grösserer Armeebestandweder erreichbar noch finanzierbar, solltedies aufgrund der veränderten Bedrohungslagenötig werden.ZusammenfassungZur Allgemeinen Wehrpflicht inder Schweiz gibt es keine sinnvolleAlternative. Eine Abschaffung derWehrpflicht wäre daher gleichbedeutendmit der Abschaffung derArmee. Damit würde ein wichtigerEckpfeiler unserer Sicherheitspolitikwegfallen. Wir würden derWehrlosigkeit der Schweiz Vorschubleisten und auf Schutz undSicherheit verzichten. Wir würdenunsere einzige strategische Reservefür Notfälle unwiederbringlich ausder Hand geben.


14BegegnungVon Bruno Fuchs«Die SRG hat keinen Grund zur Klage»68. <strong>Lilienberg</strong> Forum, mit Roger de Weck, Generaldirektor SRG SSRRoger de Weck bleibt Optimist. Als Generaldirektorder SRG SSR steht er vorgrossen Herausforderungen. Globalisierungund Internet ziehen eine neueNutzung der Medien nach sich. Die Werbungsinkt beim Fernsehen und steigtbeim Internet. Trotz allem schreibt dieSRG SSR in diesem Jahr schwarze Zahlen.«In der Schweiz diskutieren wir über dieGlobalisierung der Forschung, Bildungund Finanzen und tun so, als ob derMedienplatz nicht globalisiert würde»,sagte Roger de Weck, Generaldirektor SRGSSR am 68. <strong>Lilienberg</strong> Forum vom 4. Dezember.Die Schweiz habe es in den Siebzigerjahrenverpasst, sich bei den Medienglobal zu entfalten. Besser machte esLuxemburg mit dem Sender RTL, der invielen europäischen Ländern empfangenund konsumiert wird.Roger de Weck referierte zum Thema«Service public im digitalen Zeitalter – derAuftrag und die Verantwortung der SRGSSR» und meinte, dass wir längst in einemneuen Informationszeitalter stehen. Heuteist jeder Sender auch Empfänger und umgekehrt.Roger de Weck denkt dabei anHandy und Facebook, wo Informationenentgegengenommen, aber auch verbrei­Roger de Weck (rechts) im Dialog mit Gastgeber und Moderator Christoph Vollenweider.tet werden. In den nordafrikanischen empfangen werden und geniesst deswegengrosse Beliebtheit. Radio, Fern­Staaten konnten mit Handy und Facebookzehntausende von Menschen über sehen und Zeitungen kämpfen mitaktuelle Demonstrationen informiert und schwindenden Konsumenten.mobilisiert werden. Drei Millionen in derSchweiz lebende Personen nutzen Facebook,ständig kommen neue dazu. Im von Radio und FernsehenAndere NutzungGegensatz zum Radio und den Printmedienverknüpft das Internet Bild, Ton den Generaldirektor vor gewaltige Heraus­Diese neue Nutzung der Medien stelltund Text, kann fast überall und jederzeit forderungen. «Wer nimmt sich heute


15noch Zeit und hört auf Radio SRF 2 einehalbstündige Kultursendung?», fragteRoger de Weck. Früher setzte man sichgemeinsam vor den Radio und hörte dieNachrichten. Doch heute können immermehr Radio- und TV-Sendungen jederzeitim Internet abgerufen werden. Es gibtlaut Roger de Weck bereits Jugendsendungen,die lieber im Internet als imFernseher gesehen werden. So kämpftdie SRG SSR um Marktanteile; derzeitliegen diese bei 30 Prozent. An dieserStelle wendet er sich gegen Kritiker, diemeinen, die SRG SSR habe in der Schweizeine Monopolstellung. Mit diesen erreichtenMarktanteilen könne man dochnicht von einem Monopol sprechen, soRoger de Weck. Die Höhe der Gebührensieht er gerechtfertigt, sagte aber, dassdiese fast um die Hälfte weniger seinkönnten, wenn die Schweiz einsprachigwäre.So genoss die TV-Soap «Lüthi und Blanc»in der Deutschschweiz grosse Beliebtheitund konnte über lange Zeit im Abendprogrammgesehen werden. In derRomandie war sie hingegen ein völligerFlop.Bei der Auswahl der Sendeproduktionensetzt der Generaldirektor auf das Motto:Wir müssen dort sein, wo die Menschensind. Als Beispiel nennt er Live-Sportsendungen.Dort finden Emotionen undIdentifikationen statt. Roger de Weckdenkt an Spiele der Fussball-Nationalmannschaft,wo «Eidgenossen noch zusammenkommen»und mit ihrem Teammitfiebern. Anders ist es bei Nachrichten.Diese hat der Zuschauer längst übersDa die Beliebtheit des Internets nicht nurbei den Jugendlichen, sondern auch beiden Erwachsenen steigt, setzen Werberauf dieses Medium. Werbeeinnahmenaus Fernsehen, Radio und den Printmedienschwinden zusehends. Erschwerendfür die SRG SSR ist, dass sie für dievier Landessprachen produzieren muss.Roger de Weck beantwortet beim Apéro die Fragen von <strong>Lilienberg</strong>rat-MitgliedJuan F. Gut (rechts) und Dr. Bernhard Frank, Gründer und langjähriger CEO der Firma SUP.


Von links: Dr. Andreas Jäggi, Leiter des <strong>Lilienberg</strong>-Aktionsfeldes Medien & Kommunikation,Stefan Bachofen, Assistent der Unternehmensführung der Stiftung <strong>Lilienberg</strong>Unternehmerforum, sowie Daniel Bargetze, Kommunikationsverantwortlicher für dieAlumni an der HSG St. Gallen.Optimistisch – trotz ÜberlebenskampfAm <strong>Lilienberg</strong> Forum mit Roger de Weck war es bei der Diskussion über den Servicepublic ein kleiner Schritt zu den Printmedien und den Journalisten. Der jetzigeGeneraldirektor der SRG SSR arbeitete mehrere Jahre als Redaktor und Chefredaktorbei diversen Zeitungen. Auf die Frage des Moderators Christoph Vollenweider,wie sich das Berufsbild des Journalisten verändert habe, meinte Roger de Weck:«Heutige Journalisten machen keine Trennung mehr zwischen Radio, TV, Internetund Zeitung.»Auch Printmedien kämpfen um die wenigen Werbeeinnahmen, die ihnen alsMedium bleiben. Die Ehe zwischen Zeitung und Werbung sei geschieden, soRoger de Weck. Obwohl viele Zeitungen ums Überleben kämpfen, bleibt derPublizist Optimist und sagte: «Zeitungen müssen für den Leser einen Mehrwertschaffen.» Heimatliche Beiträge und Berichte aus dem Lokalen stossen nach wievor auf Interesse. Als Beispiel nennt er die Engadiner Post, die das Unterengadinmit wichtigen Berichterstattungen bereichert. Weiter sieht de Weck bei hochstehendenFachzeitungen oder -zeitschriften eine Zukunft. Diese müssten aber in dieRecherche der Beiträge investieren und sich an «Elite-Leser» wenden. Junge Leserschliesslich seien am ehesten mit Sportmagazinen und Berichten aus der Unterhaltungsbranche(Konzerte usw.) zu gewinnen. Dafür würden sie noch bezahlen,so Roger de Weck.Internet oder Radio erfahren. Es ginge fürden Journalisten darum, Informationenzu suchen, diese zu prüfen, einzuordnenund in einen grösseren Zusammenhangzu stellen und sie schliesslich dem Publikumzu erklären.Eine Nation – vier LandessprachenDer Service public muss das Publikum erreichenund der Generaldirektor sieht inder audiovisuellen Herstellung eine derHauptaufgaben. Er sagte dazu: «Bei diesenProduktionen wollen wir nicht nur Interessantes,sondern auch Relevantes zeigen.»Die Produktionen müssen sämtliche Landessprachengleichermassen abdecken.Bei dieser Arbeit darf die Konkurrenz derNachbarländer und der privaten Sendernicht ausser Acht gelassen werden. Siesind aber Roger de Weck nicht etwalästig, im Gegenteil, sie spornen ihn an.Er sieht auch Chancen in anderen Medienhäusern.Sollte Ringier oder andereMedienhäuser einen eigenen TV-Senderproduzieren, könnte sich der Generaldirektorvorstellen, dass sie sich Produktionenvon Sendungen teilen. Anderszeigen sich die Probleme im internationalenVergleich. Für das Auslandexistiere die Schweiz gar nicht, meinte


17Zur Person Roger de WeckSeit bald zwei Jahren ist Roger de Weck Generaldirektor der SRG SSR. Doch schonzuvor machte er sich einen Namen unter anderem als Polit-Redaktor der HamburgerWochenzeitung «Die Zeit», als Pariser Korrespondent, Reporter und Leiter desWirtschaftsressorts. 1992 übernahm er die Chefredaktion des «Tages-Anzeigers»und fünf Jahre später wechselte er wieder nach Hamburg, diesmal als Chefredaktorder «Zeit». Seine Aufgabe als Generaldirektor der SRG SSR sieht er nicht imManagement, sondern in der Führung. Diese will er wie als Chefredaktor einergrossen Zeitung handhaben. Er spricht von einem Dreiklang und meint die BereicheMedien, Betriebswirtschaft und Politik. Diese drei Elemente sind ihm wichtig.Roger de Weck studierte Volkswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Wirtschaftsgeschichtean der Uni St. Gallen. Nach seiner Tätigkeit als Journalist und Chefredaktorwar er von 2001 bis 2010 freier Publizist. Er schrieb mehrere Bücher und fürPrintmedien in Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Auch moderierte er dieFernsehsendung «Sternstunden Philosophie».Roger de Weck ist ausserdem Lehrbeauftragter am College of Europe in Brüggeund Warschau, Stiftungsrat des Aachener Karlspreises und Ehrendoktor der UniversitätLuzern und der Universität Fribourg. Er lebt in Bern und Zürich, ist verheiratetund Vater von vier Kindern.haben keinen Grund zur Klage. Die SRGSSR wird in diesem Jahr schwarze Zahlenschreiben.» Am Schluss wendet er sichan die interessierten <strong>Lilienberg</strong> Zuhörer,dreht sich anschliessend zu ChristophVollenweider, Moderator als auch LeiterUnternehmertum, und sagte: «Ich dankeIhnen, Sie waren ein kritisches Publikumund sind auch regelmässige Gebührenzahlerder SRG SSR.»68. <strong>Lilienberg</strong> Forum vom 4. Dezember2012, «Service public im digitalen Zeitalter– der Auftrag und die Verantwortungder SRG SSR», mit Roger de Weck,Generaldirektor SRG SSR; Gastgeber undModerator, in Vertretung der Stiftung<strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum: ChristophVollenweider, Leiter Unternehmertum.Roger de Weck. Mit dem kleinen Werbemarktist die Schweiz für andere Sendergar nicht interessant. Allein YouTubearbeitet weltweit mit tausenden von Vermarkternzusammen.So sieht Roger de Weck in der Betriebswirtschaftgrosse Aufgaben vor sich.Schweizer Filmproduktionen kosten10 000 Franken pro Minute, Filme ausden USA hingegen nur 100 Franken. Dennochmöchte der Generaldirektor dieEigenproduktion, die derzeit um 20 Prozentliegt, auf 25 Prozent erhöhen. Dasist nur möglich, wenn die SRG ihre Produktionändert und mit anderen Produzentenzusammenarbeitet.Der Generaldirektor mag nicht den Kopfin den Sand stecken. Er meinte: «Wir


18BegegnungVon Andreas Hess«Sicherheit ist eine Kernaufgabeunseres Staates»Einen Tag nach der Veröffentlichung derbundesrätlichen Botschaft zur Gripen-Beschaffung standen Bundesrat UeliMaurer, Vorsteher des VBS, und der Chefder Armee, Korpskommandant AndréBlattmann, im <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforumüber 200 Gästen Red und Antwort.Sie äusserten sich zur aktuellensicherheitspolitischen Diskussion in derSchweiz. Für beide Referenten ist klar:«Sicherheit ist eine Kernaufgabe desStaates, denn Sicherheit hängt mit Wohlstandzusammen.» Das einzige sicherheitspolitischeInstrument in der Handdes Bundes ist die Armee. BundesratMaurer gab zu bedenken, dass die Armeeseit den Neunzigerjahren stets abgebautwurde.«Die Politik hat sich damit abgefunden,dass der Armee seit über 20 Jahren dieMittel entzogen werden», sagte BundesratUeli Maurer am 15. November imRahmen des insgesamt 30. Armee­Gesprächs auf <strong>Lilienberg</strong>. Mit einer gewissenGenugtuung stelle er fest, dassseit einiger Zeit wieder darüber diskutiertwird, welche Mittel die Armee brauche,um ihren Auftrag zu erfüllen. Als positiveEntwicklung wertet der Verteidigungsminister,dass das Parlament den Bundesrataufgefordert hat, der Armee mehrMittel zu sprechen. Er rechnet noch miteiner rund zweijährigen politischen Diskussionum die Armee und Sicherheitspolitik.Armee als Abbild der BevölkerungAls eine staatspolitische Frage wertetBundesrat Maurer die Initiative zur Abschaffungder Allgemeinen Wehrpflicht.«Wollen wir die Sicherheit in die Händevon ein paar Freiwilligen geben oder garvon bezahlten Söldnern? Nein!», sagt UeliMaurer klipp und klar. Die Schweizerinnenund Schweizer wollen eine Armee, diedas Vertrauen der Bevölkerung geniesstund auch das Abbild der Bevölkerung ist.Dies könne deshalb nur eine Milizarmeesein, die auf der Allgemeinen Wehrpflichtbasiere, so Maurer weiter. Es gelte auch,die Motive der Initianten zu erkennen. Beider Gruppe Schweiz ohne Armee gehees immer um die Abschaffung derSchweizer Milizarmee.Ohne Flugzeuge geht es nichtMit Blick auf die aktuelle Rüstungsbotschaftzur Beschaffung der Gripen-Kampfflugzeuge sagte Maurer, dass dieArmee als Gesamtsystem betrachtet werdenmüsse. Eine Armee bestehe immeraus verschiedenen Elementen, damit sieauf alle Bedrohungen vorbereitet ist.«Ohne Flugzeuge geht es nicht», stelltMaurer klar. Die Luftwaffe gehört zueiner Armee. Diese könne man nicht einfachaus dem Gesamtsystem herauslösen,da dieses sonst nicht mehr funktionierenwürde.Bei den Finanzen geht es um die Existenzder Armee. 300 Millionen mehr oderweniger sehe auf den ersten Blick banalaus. Die Konsequenzen seien aber gravierend,wie er ausführte. Eine Armee mit100 000 Angehörigen kostet rund 5,4 MilliardenFranken. Das Parlament hat für dieArmee 5 Milliarden gesprochen. Diesbedeutet eine Reduktion der Dienstpflichtvon 265 auf 225 Tage, was einerEinsparung von 1,5 Millionen Diensttagenentspricht. Ein Viertel der Standortewie Kasernen oder Flugplätze werdengeschlossen werden müssen. Zudemwürden nicht mehr alle Truppen vollständigausgerüstet sein.Armee ist finanziell am AusblutenDies würde bei einem Aufgebot der Armeebedeuten, dass Rekrutenschulen geschlossenwerden müssten, damit die imEinsatz stehende Truppe über genügend


Von links: Daniel Anderes, Leiter <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum, Bundesrat Ueli Maurer,Gastgeber Dr. h.c. Walter Reist, Korpskommandant André Blattmann, Chef der Armee,Moderator Dr. Peter Forster und Christoph Vollenweider, Leiter <strong>Lilienberg</strong> Unternehmertum.Material verfügen würde. Deutlich sagt die Armee verfügbar sein und aus demMaurer: «Mit 5 Milliarden Franken läuft Stand heraus Leistungen er bringen. Mitdie Armee auf dem Zahnfleisch!» Die der jetzigen Konzeption sei das nicht möglich.Deshalb möchte die Armee wiedervom Bundesrat beschlossene Kürzungum 300 Millionen schlägt auf die Investitionendurch. «Es läuft auf ein Ausblu­ein Mobilmachungs system haben.ten der Armee hinaus, weil wir die Systemenicht er neuern können. Wenn es in wieder eine Rekrutenschule komplettIm Bereich Ausbildung muss künftig jederden kommenden Jahren nicht gelingt, absolviert haben, bevor die Kaderausbildungabsolviert wird. Die Kaderaus­das System Armee zu stabilisieren, seheich schwarz. Es geht um sehr viel mehr, bildung werde systematisch geführt undnämlich darum, dass die Schweiz stabil bringe auch zivil einen Mehrwert. «Wennist und stabil bleibt. Die Armee ist dabei wir die Armee in einen Einsatz bringenein wichtiges Element.»möchten, hat diese glaubwürdig ausgebildetund ausgerüstet zu sein», so derKaderausbildung bringt auch zivil Armeechef. Die Ausbildung der Armeeangehörigenmüsse sich nach der Be­einen MehrwertDer Chef der Armee, Korpskommandant drohung richten.André Blattmann, erklärte, dass die Armeegenau wisse, was sie zu tun hat. «Genau Rahmenbedingungen Finanzendafür wird geübt», sagte er. Bei nicht definiertenRisiken und Bedrohungen müsse bedingungen der Armee, deshalbDie Finanzen gehören zu den Rahmen­seienPrioritäten zu setzen. Dies bedeute unteranderem, dass das Material länger behaltenwird und die Instandhaltungskostensteigen, sagte Blattmann. Auchim Immobilienbereich sind klare Prioritätengefragt. Bei diesem engen Finanzrahmenmüsse zuerst überlegt werden,welche Leistungen wegfallen. BeimMaterial geht es um die Reduktion derRobustheit. Für die kommenden achtJahre müssen durchschnittlich 500 Millionenfür die Ausrüstung der Armeeeingespart werden. Zudem muss dasVBS gemäss Vorgabe des Bundesratesden Personalbestand von 9500 auf8800 reduzieren.Trotz diesen Bedingungen will der Armeechefeine bezahlbare, qualitativ guteArmee haben. Dazu käme nur die Milizarmeein Frage. Er forderte die Teil nehmerauf, die Botschaft nach aussen zu tragen.«Es geht um das Gesamtsystem Armee!»,sagte er zum Schluss seiner Ausführungen.Die Bevölkerungsteht hinter dem GripenAuf die Frage von Gesprächsleiter Dr.Peter Forster, wie Bundesrat Ueli Maurermit dem Hickhack um den Gripen


Bundesrat Ueli Maurer, Moderator Dr. Peter Forster und Armeechef André Blattmannlauschen gespannt den Wortmeldungen des Publikums.umgeht, antwortete dieser mit «Positiv». Dies sei eine strategische Reserve desEs gehe hier um die Kernfrage «Sicherheit Bundes. Aus militäraviatischer Sicht seiJa oder Nein». Er zeigte sich überzeugt, Dübendorf keine strategisch wichtigedass eine Volksabstimmung zu Gunsten Position. Es gehe aber darum, Optionender Flugzeuge ausfallen wird. «Die Bevölkerungwill Sicherheit, dann werdenoffen zu halten, sagte er.auch die Flugzeuge kommen», sagte er. Wehrpflicht lohnt sichAuf die Frage, ob sich die WehrpflichtDübendorf soll nichtlohne, sagte Korpskommandant Andréüberbaut werdenBlattmann klar: «Es lohnt sich wegen derGastgeber Dr. h.c. Walter Reist forderte Qualität der Leute, der Verfügbarkeit derden Bundesrat zur Standort-Frage Dübendorfheraus. Konkret wollte er wissen, ob übergreifenden Zusammenarbeit.» Erguten Leute und auch wegen der sprach­es Sinn mache, klar zu sagen: «Wir wollen wies darauf hin, dass die Armee hierden Flugplatz Dübendorf.» Nach kurzem einen grossen Beitrag leistet. In Bezug aufZwischenapplaus wies Bundesrat Maurer die Kosten ist für den Armeechef klar,darauf hin, dass der Flugplatz derzeit als dass sich die Schweiz eine BerufsarmeeHelibasis diene. Wenn alle Sparaufträge gar nicht leisten kann. «Was machen Sieerfüllt werden müssen, steht Dübendorf mit einer Berufsarmee, die nicht im Einsatzist?», fragte er. Er gab die Antwortzur Überprüfung, ebenso andere Flugplätze.Er ist jedoch der Meinung, dass gleich selbst: «In diesem Moment ist siedas Areal nicht überbaut werden sollte. überflüssig.» Die Schweizer Armee sei fürdie Bevölkerung da. Auf jeden Fall will erverhindern, was bei den belgischen Streitkräftenpassiert. «Wir haben den Kontaktzur Bevölkerung verloren», zitierte derArmeechef einen hohen belgischenOffizier. Auch Armeechef Blattmann willeine bezahlbare, qualitativ gute Armeehaben. Dazu käme nur die Milizarmee inFrage.Zu den finanziellen Bedürfnissen derArmee sagte Blattmann, dass diese bisherauf 5 Milliarden Franken pro Jahr ausgerichtetgewesen seien und nun auf4,7 Milliarden korrigiert werden müssen.Der Bereich der robusten Mittel ist in derPrioritätenliste weiter hinten angesiedelt.So sei bei der Artillerie ein Erneuerungsbedarfbei Munition und Geschützenvorhanden. Bei Einsparungen von 300 Millionenpro Jahr müssen Bedürfnisse zusammengestrichenwerden.Parlament hat Budget-HoheitAlt-Nationalrat Arthur Loepfe (CVP) wiesdas Plenum in der Fragerunde darauf hin,dass das Parlament die Budget-Hoheithat. Der Bundesrat habe in dieser Fragenicht viel zu sagen. «Bearbeiten Sie diePolitiker Ihrer Kantone», forderte er dieAnwesenden auf.


21<strong>Lilienberg</strong> vermisst Engagement des VBSChristoph Vollenweider, Leiter Unternehmertum bei der Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum,wies darauf hin, dass Detailfragen die sicherheitspolitische Debattein unserem Land prägt. Dies täusche aber über die wirklichen Mängel undProbleme hinweg. Es gebe in unserem Land keine grundsätzliche Debatte übereine umfassende und ganzheitliche Sicherheitspolitik sowie über eine zeitgemässeund sachgemässe Erfassung unserer Armee. Zudem fehle eine Diskussion über diestrategischen Ziele der Schweiz in einer immer mehr globalisierten Welt.Dieses Vakuum und die medial aufgebauschten Details verunsichern die Bevölkerungund die Armeeangehörigen, die ihr Bestes geben, um ihre Rolle glaubwürdigauszufüllen. Verunsichert werden auch jene Bürgerinnen und Bürger, diesich in ihrer Freizeit in den verschiedensten Organisationen für eine starke Armeeein setzen. Dies führt zu einem grossen Vertrauensverlust in der Bevölkerung. «Indiesem Zustand müssen wir nächstes Jahr in harte Abstimmungskämpfe gehen.»Er vermisse jedoch manchmal das Interesse und Engagement des VBS.Besonderheit Armee vom 15. November2012; «Zur aktuellen sicherheitspolitischenDiskussion in der Schweiz», mitBundesrat Ueli Maurer, Chef VBS, Bern,und Korpskommandant André Blattmann,Chef der Armee, Bern; Gastgeber:Dr. h.c. Walter Reist, Präsident des Stiftungsratesder Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum;Moderation: Dr. PeterForster, Mitglied des Ehrenteams.Er, Christoph Vollenweider, könne sich beispielsweise nicht erinnern, dass jemalsein Vertreter des VBS an einem der zahlreichen <strong>Lilienberg</strong> Anlässe erschienenist, ausser den eingeladenen Referenten. Er forderte Bundesrat Maurer auf, einebreite sicherheitspolitische Diskussion anzustossen, die diesen Namen auch verdient.Nur so könne unsere Armee sachgemäss und zeitgerecht erfasst werden.«Erst wenn wir wissen, wozu wir eine Armee brauchen, können wir uns umDetails kümmern», sagte er. Für diese Diskussion sind genügend ausgewieseneFachleute vorhanden, welche ihr Wissen zur Verfügung stellen.


22BegegnungVon Stefan BachofenLettischer Jungpianist überzeugtemit Fingerfertigkeit und gestalterischem WeitblickDer lettische Pianist Vestard Shimkus isttrotz seiner erst 28 Jahre ein weitgereisterMusiker, der aus einem riesigen Fundusan bekannten und weniger bekanntenKlavierstücken schöpft. Er trat schon inden USA, in Japan und in verschiedenenStaaten des Nahen Ostens auf. Am 6. Novembermachte er Halt am Untersee. ImRahmen des letzten <strong>Lilienberg</strong> Rezitals imJahr 2012 spielte er vor über 100 Gästennebst einer eigenen Komposition auchWerke von Beethoven und Liszt sowie dieweltberühmte «Rhapsody in Blue» vonGershwin.«Dieser junge Mann mit toller Fingerfertigkeit,Differenzierungskunst, gestalterischemWeitblick und Witz verdientjede Aufmerksamkeit», schrieb die deutscheZeitschrift «Kulturspiegel» treffendin einer Würdigung des Albums «Interviewwith Beethoven», das Vestard Shimkuskürzlich herausgab. In diesem Albumkonfrontiert der an der Ostseeküste geboreneLette die Klaviersonaten desKlassikers mit seinen eigenen «EU-Variationen».Affinität zu BeethovenAuch das Publikum des November-Rezitalsin der <strong>Lilienberg</strong> Aula schenkte Shimkusviel Aufmerksamkeit. Dass er eine besondereAffinität zur Musik von Beethovenhat, bewies er gleich zu Beginn desKonzerts. Als erstes Werk kündigteModeratorin Eva Oertle-Zippelius nämlichdie «Sonate C-Dur opus 2 Nummer. 3»von Ludwig van Beethoven an. Dabeistand das virtuose Element im Mittelpunkt.Die Sonate entstand 1795 undwar Joseph Haydn gewidmet. Ihre Tonartenfolgef-Moll, A-Dur, C-Dur ist programmatisch:die leidenschaftliche, dieheiter-idyllische und die virtuose SeiteBeethovens. Sehr brillant und überzeugendspielte Vestard Shimkus diekolossalen Tonleiterpassagen zum Endedes ersten Satzes.Poetisch dagegen war der zweite Satz(Adagio), ein Klangspiel mit dunkel bewegtenund gefühlvoll verklärten Impressionen,wobei Shimkus jedes Detail derMelodie fein und präzise herausarbeitete.Schliesslich zeugten auch die effektvollenTriolenläufe im heiteren Scherzo-Satz – dargeboten mit grosser Fingerfertig ­keit – vom hohen Können des Pianisten.Alle Künste der pianistischen Virtuositätwurden im Schlusssatz dieser Sonate abverlangt.Hier bildet, wie übrigens auchim ersten Satz, eine technisch vollkommeneKadenz den Abschluss. Nach einemüberraschenden Stillstand wird mit donnerndenOktavenläufen das Ende desSatzes erreicht.Charakterstück ausLiszts PilgerjahrenEiner der prominentesten Klaviervirtuosenund gleichzeitig der produktivsten Komponistendes 19. Jahrhunderts war FranzLiszt. Er komponierte in vielen unterschiedlichenStilen und Gattungen undwar ein Wegbereiter der programmatischenMusik. Mit seinen Hauptwerkenzählt er zur Neudeutschen Schule.Liszt prägte die bis zu seiner Zeit üblicheForm des Klavierspiels und dementsprechendauch die Klavierkomposition neu.So brach er von Beginn weg mit allenRegeln der Klavierspieltechnik, die zu jenerZeit streng nach Lehrbüchern praktiziertwurde. Zu seinen Erfindungen zählen dieKonzertparaphrasen, bei denen LisztThemen aus bekannten Opern aufgriff unddiese ausgeschmückt mit eigenen kompositorischenIdeen zu brillanten Klavierstückenumarbeitete. Bis heute sind seinerTechnik des Klavierspiels wenige nennenswerteNeuerungen hinzugefügt worden.


23Pianist Vestard Shimkus im Gesprächmit Moderatorin Eva Oertle-Zippelius.dären Schöpfers des «Tango nuevo»Astor Piazzolla in Shimkus’ eigenemMusik stil. Shimkus sei zwar kein guter Tänzer,sagte die Moderatorin, und dennochkomponierte er diesen Tango. Das Publikumkam in den Genuss eines Aufsehenerregenden musikalischen Feuerwerks.Die Harmonie von tiefen Bässen auf dereinen und leichten Tönen auf der anderenSeite war ein Spektakel erster Güte.Zum Abschluss des von Susanne Rau-Reist organisierten Rezitals überzeugteShimkus mit der «Rhapsody in Blue» desamerikanischen BroadwaykomponistenGeorge Gershwin. In diesem Werk, dasursprünglich für Klavier, begleitet voneinem mittelgrossen Orchester, und zu­Von den zahlreichen Klavierwerken Lisztswerden nur noch wenige gespielt. Zuihnen zählen die «Années de pèlerinage»(Pilgerjahre), eine Sammlung von 26 Charakterstückenfür Klavier solo in drei Bänden.Shimkus spielte daraus die «Sonetto104 del Petrarca», die er in Italien schriebund die auf einen grossen italienischenDichter des 14. Jahrhunderts, FrancescoPetrarca, zurückgehen. Den Stücken liegenAnregungen aus Werken der Kunstals programmatische Ideen zugrunde.Das musikalische Spektrum der «Annéesde pèlerinage» reicht von virtuosem Feuerwerkbis zu ganz in sich gekehrter romantischerPoesie. Deutlicher als viele andereKompositionen Liszts lassen sie er kennen,wie der Komponist unter dem Eindruckseiner Reisen musikalisch immer mehr zusich selbst findet.Zum Abschluss Gershwinsberühmteste KompositionVestard Shimkus versäumte es nicht, dem<strong>Lilienberg</strong> Publikum auch einen Einblickin seine eigene Komponiertätigkeit zugeben, und zwar mit den «Heartbeats ofAstor Piazzolla», die er 2005 schrieb. DieMusik paraphrasiert bestehende Werkeund Themen des argentinischen Komponisten,Bandoneon-Spielers und legensätzlichfür Saxophone und Banjo geschriebenworden war, gibt Gershwin aufeinmalige Weise den amerikanischenZeitgeist der Zwanzigerjahre wieder. DieMelodien der «Rhapsody in Blue» sindweltberühmt. Es handelt sich um die eigenständigsteKomposition Gershwins.Berühmt war aber auch die Zugabe, zuwelcher der Pianist auf die Bühne trat:Nach einem trockenen «Gute Nacht»liess Vestard Shimkus das altbekannte,gleichnamige Kinderlied in den verschiedenstenVariationen erklingen, ehe GastgeberinSusanne Rau-Reist das gut gelauntePublikum zum gemeinsamen Apéroentliess.


24GesprächVon Wilhelm Knecht«Lebenslanges Lernen ist eine Pflichtaufgabe»118. <strong>Lilienberg</strong> Gespräch mit Fritz Fahrni, Professor für Technologiemanagement und UnternehmensführungEntscheidungsträger aus Wirtschaft, Bildungund Sicherheit trafen sich auf <strong>Lilienberg</strong>zu einer Begegnung mit Professorem. Dr. Fritz Fahrni. Aus einem reichhaltigenFundus sprach er zu Fakten, Meinungenund Prinzipien. Etwa darüber, dasser lebens langes Lernen als Pflichtaufgabefür jedermann sieht.Nachfolgend Auszüge aus dem Gespräch,das Moderator Dr. Martin von Orelli am16. Oktober mit Fritz Fahrni führte.Herr Professor Fahrni, 1969 landete NeilArmstrong als erster Astronaut auf demMond. Zu dieser Zeit waren Sie bei derNasa, der nationalen Luft- und Raumfahrtbehördeder USA, wissenschaftlicherMitarbeiter. Wo lag der Beweggrund zudiesem Engagement?Fritz Fahrni: Nach dem Abschluss desETH-Studiums dachte ich vorerst daran,mich sportlich für die bevorstehendenOlympischen Spiele fit zu machen.Dann aber nutzte ich aufgrund einesgewonnenen Stipendiums die Chance,meine Studien bis und mit Doktorat inden USA fortzusetzen. Die Mitarbeitbeim Nasa-Projekt war eine Herausforderung,da sie interdisziplinäres Wissenverlangte.Wie kann man als Unternehmer seine Mitarbeitendenzu Topleistungen be geistern?Man muss die Zielsetzungen überzeugendkommunizieren. Die Ziele sollenvisionären Charakter haben, und siedürfen, positiv interpretiert, auch etwasverrückt sein. Entscheidend ist das Erreichenvon Etappenzielen. Dies gibt denMitarbeitenden Motivationsschub.Man sagt von Ihnen, dass Sie nicht unbedingtins Management aufsteigenwollten. Stimmt das?Ja, es ging mir nicht um eine Managementkarriere.Mein primäres Ziel bestanddarin, mittels interdisziplinären Wissensund Kreativität innovativ zu sein, alsomarktfähige Produkte und Dienstleistungenmit einem Mehrwert an Nutzen fürdie Kunden zu schaffen. Ich hatte abererkannt, dass auf ManagementebeneInnovationen aufgrund von Intrigen oftverhindert wurden. Mit der Übernah ­me eigener Managementverantwortungkonnte ich Innovationen rascher zumDurchbruch verhelfen.Sprechen Sie auch von Spannungen zwischender Geschäftsleitung, also demCEO und dem Verwaltungsrat?Es wäre fatal, wenn sich zwischeneinem CEO und dem Verwaltungsrat keineunterschiedlichen Auffassungen zeigten.Die Konfrontation wird schon dadurchverdeutlicht, als es um zwei verschiedeneVerantwortungs-Sphären geht. Der CEOist verantwortlich für den Erfolg der Unternehmung.Er muss die Bedürfnisse derKunden kennen, die Marktgeschwindigkeitbeachten, Innovationen zeitgerecht fördern.Im Zentrum der Aufgaben des Verwaltungsratessteht die Interessenwahrnehmungdes Unternehmenseigners,somit auch der Aktionäre. Der Verwaltungsratmuss die Unternehmung langfristigsichern. Er hat die UnternehmenspolitikFritz FahrnisUnternehmergrundsätze• Echte Werte schaffen• Lust haben, etwas zu bewegen• Etwas wagen und Risikobereitschaftan den Tag legen• Hohe, herausfordernde Ziele setzenund diese mit Herzblut undEngagement verfolgen• Die Mitarbeitenden zu ganzheitlichemDenken anhalten• Nach Misserfolgen neue Chancenerkennen und diese mit Zuversichtnutzen


Dr. Martin von Orelli (rechts) moderiertezum Abschluss seiner Tätigkeit als Leiterdes Aktionsfeldes Sicherheit & Armeedas <strong>Lilienberg</strong> Gespräch mit Prof. em.Dr. Fritz Fahrni.mitzuvertreten und er unterhält Verbindungenzur Politik und zur Wissenschaft.Der CEO muss beim Verwaltungsrat überzeugendeArgumente zur Umsetzung derAbsichten der Geschäftsleitung vortragen.Zuweilen sind Konzepte nach Einbezugder vom Verwaltungsrat eingebrachtenVorschläge nachzubessern. Es mussdem CEO ge lingen, den Verwaltungsratmit Über zeugungsarbeit ins Boot zu holen.Sie haben viele Höhepunkte erlebt. Gabes auch Tiefschläge?Ja, doch wesentlich ist, aus Fehlern dierichtigen Folgerungen abzuleiten, Korrekturenrechtzeitig vorzunehmen und neueChancen zu erkennen. Wenn es um dieGestaltung von Produkt- und Dienstleistungengeht, macht es Sinn, Schlüsselkundenzur Meinungsbildung beizuziehen.Mein Ratschlag für den personellenBereich: Fehlbesetzungen darf man nichtdulden. Und noch zu den Höhepunkten:Dazu gehört, dass ich mit Mitarbeitendenzusammenarbeiten durfte, die über einehohe Innovationskraft verfügten. Fazit:Man muss sich die richtige personelleUmgebung schaffen.Sie betonen stets die Wichtigkeit interdisziplinärenDenkens.Ich sehe lebenslanges Lernen als Pflicht. Motivation möglich ist. Die Frage desBei Übernahme von neuen Führungsfunktionenhabe ich als Ergänzung zu zeitig mit dem Arbeitgeber besprochenmilitärischen «Weitermachens» soll früh­meinem Ingenieurwissen an der Harvard werden. Es soll nicht nur die betriebswirtschaftlicheFrage erörtert werden. Viel­University Studien in Betriebswirtschaftund Finanzwesen absolviert – auf eigene mehr ist mitzubedenken, welch wichtigenKosten. Ich wollte noch mehr in Gesamtzusammenhängendenken und handeln. unseres Landes und somit auch für dieBeitrag die Armee für die SicherheitWirtschaft erbringt.Ist die militärische Weiterausbildung beider Auswahl der Mitarbeitenden für Sie 118. <strong>Lilienberg</strong> Gespräch vom 16. Oktoberein Kriterium?2012 mit Prof. em. Dr. Fritz Fahrni, Entrepreneurship& Technology Management,Eine Unternehmung profitiert von denFührungserfahrungen eines Mitarbeiters ETH Zürich und Universität St. Gallen;in der Armee. Ich denke an die Methodik Gastgeber, in Vertretung der Stiftungder Lagebeurteilung und der Entschlussfassung.Zudem lernt man im Militär, dass Vollenweider, Leiter Unternehmertum;<strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum: Christophdie Zielerreichung bei erschwerten Bedingungennur durch Überzeugung und tionsfeld Sicherheit & Armee).Moderation: Dr. Martin von Orelli (Ak-Zur Person Fritz FahrniFritz Fahrni ist dipl. Ing. ETHZ mit der Studienrichtung Maschineningenieur. ImAnschluss an sein Grundstudium wechselte er an das Illinois Institute of Technologyin Chicago, an dem er 1970 mit der Bestnote doktorierte. Stationen seinerberuflichen Karriere waren Ciba-Geigy-Photochemie, Sulzer (Gasturbinen), SulzerRüti (Webmaschinen), Sulzer (Textilmaschinen). Von 1988 bis 1999 war er imSulzer-Konzern CEO und Präsident der Konzernleitung. Ab 2000 bekleidete erbis 2007 eine Doppelprofessur für Technologiemanagement und Unternehmensführungan der ETH Zürich und der Universität St. Gallen. Fritz Fahrni ist auch einexzellenter Sportler (moderner Fünfkampf, Bergsteigen).


26GesprächVon Bruno Fuchs«Ob ein Unternehmen überlebt,hängt von seiner Führung ab»119. <strong>Lilienberg</strong> Gespräch mit Benedikt Weibel, ehemaliger Chef der SBB und BuchautorBenedikt Weibel hat Führungseigenschaftenim Blut und die Bahn im Herzen.Während 13 Jahren war er Chef der SBB,heute ist er Verwaltungsratsvorsitzenderder österreichischen Westbahn. Am <strong>Lilienberg</strong>Gespräch erzählte er über seine Zeitbei den SBB und ging auf sein neuestesBuch ein.Beim Namen Benedikt Weibel denkt mannoch heute unweigerlich an die SBB. Obwohler seit sechs Jahren nicht mehrderen Chef ist, verschmolz sein Name mitder Bundesbahn. Längst setzte er seineKarriere fort als Delegierter des Bundesratesfür die Fussball-Euro 2008 in derSchweiz, Verwaltungsratsvorsitzenderder privaten Westbahn in Österreich, Verwaltungsratder französischen StaatsbahnSNCF, Buchautor und Dozent an derUni Bern. Den Namen Benedikt Weibelsetzt man auch deshalb mit den SBBgleich, weil er dort rasch Karriere machteund die Weichen für eine zukunftstauglicheBahn stellte.Benedikt Weibel habe die Bahn umgebautund fit getrimmt, wie kaum einanderer zuvor, stellte Christoph Vollenweider,Gesprächsleiter und Leiter Unternehmertumbei der Stiftung <strong>Lilienberg</strong>Unternehmerforum, fest. Das war dringendnötig, denn die SBB wiesen 1995ein Defizit von 495 Millionen Franken aus.Zu diesen trüben Umständen sagteBenedikt Weibel am <strong>Lilienberg</strong> Gesprächvom 21. November: «Entweder wird mandepressiv oder man unternimmt etwas.»Der Bundesrat schlug vor, die Löhne zukürzen. Benedikt Weibel reduzierte jedochdas Personal sukzessive von 39000auf 27 000 Mitarbeitende.Noch heute denkt Benedikt Weibel, dassdas Vorgehen richtig war. Als Mitgliedder SP schaffte er es zudem, den Personalabbauohne Streiktag zu überstehen. Fürdiesen Umbau erntete er viel Lob. Jemandmeinte damals, er führe die SBB mit Umsicht,als sei er deren Besitzer.Von den SBBzur österreichischen WestbahnAuch wenn Benedikt Weibel inzwischenVerwaltungsratsvorsitzender der österreichischenWestbahn ist, schwärmt ervon den SBB, die mit Abstand das besteSystem des öffentlichen Verkehrs verkörpere.Jede Stunde fährt ein Bus oderein Zug in den kleinsten Winkel derSchweiz, das gebe es sonst nirgends,meinte er. Österreich nannte er ein« Bahnentwicklungsland», wo Züge bis zu55 Minuten in den Bahnhöfen stehenbleiben. Man müsse sich einmal vorstellen,so etwas wäre im HauptbahnhofZürich der Fall, sagte Benedikt Weibel.Auch bei der Westbahn kämpft Weibelderzeit mit den Kosten. Er rechnet damit,dass im Laufe der kommenden Wochenerst einmal die operativen Kosten gedecktsind und sagte: «Momentan gibtdie Westbahn mehr Geld für Juristen ausals für das Marketing.»Wenige, aber klareFührungsprinzipien«Das Überleben eines Unternehmenshängt ganz allgemein von seinen Führungspersonenab», meinte BenediktWeibel. Bei den SBB war ihm eine klareFührung wichtig. Deshalb definierte erfünf Führungsgrundsätze, die ihm wichtigwaren und die er eisern durchsetzte. Ernannte präzise Ziele setzen, Verantwortungtragen, Antizipation, Personen mitProfil anstellen und Prioritäten bei denMitarbeitenden setzen.Einige dieser Führungsgrundsätze wendetBenedikt Weibel als Bergführer an. In denBergen sieht er sich anderen Gefahren


Der ehemalige CEO SBB, BenediktWeibel, war im Spätherbst Gast eines<strong>Lilienberg</strong> Gesprächs.wie Lawinen, Gletscherspalten und den spürte aber auch der Frage nach, wasLaunen des Wetters gegenüber. Plötzlich das Spezifische an der Führung ist. In derstehe man auf einer Bergtour einer ganz anschliessenden Diskussion konnte er mitneuen Situation gegenüber und müsse dem von Dr. h.c. Walter Reist eingebrachtenBegriff Liebe im Zusammenhang miteinschneidende Entscheide fällen, soBenedikt Weibel. Es verwundert kaum, Führung nichts anfangen. «Liebe gehörtdass er Bücher über Management, Führung,Kommunikation und Strategie­mit dem Präsidenten der Stiftungfür mich ins Private», meinte er. Er gingfragen schreibt. Im vergangenen Sommer <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum aber einig,erschien von ihm das Buch «Mir nach! dass Leidenschaft zur Führung gehört.Erfolgreich führen vom heiligen Benediktbis Steve Jobs» (siehe Kasten).119. <strong>Lilienberg</strong> Gespräch vom 21. November2012 mit Benedikt Weibel, Privatbahn-Unternehmer,Hochschuldozent,Benedikt Weibel ist eine richtige Leseratte.Er liest gerne, nimmt sich diese Zeit und Buchautor und ehemaliger Chef der SBB;verschlingt gegen 50 Bücher pro Jahr. Er Gastgeber und Moderator, in Vertretungentwickelte Freude am Schreiben, als er der Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum:Christoph Vollenweider, Leiterfür grosse Tages- und SonntagszeitungenKolumnen verfasste. In diesen Texten Unternehmertum.vertritt er die Ansicht, dass Menschenzu mehr fähig sind, als sie denken. ErBuchautor, der aus dem Vollen schöpfen kann«Mir nach! Erfolgreich führen vom heiligen Benedikt bis Steve Jobs» ist dieGeschichte über 1500 Jahre Führung. Sie handelt unter anderem von denBenediktinern, von Napoleon, Magellan, Maria Theresia als auch Steve Jobs undzeigt auf, wie sich im Laufe der Zeit der Umgang mit Macht, Gehorsam, Disziplin,Loyalität, Verantwortung und Motivation verändert hat. Benedikt Weibel gehtaber auch der Frage nach, ob es ein Muster für erfolgreiche Führung gibt. DasBuch erschien im Verlag Neue Zürcher Zeitung.Zur Person Benedikt WeibelEr habe das Glück gehabt, dasser in den Sechzigerjahren grossgeworden sei, sagte BenediktWeibel am <strong>Lilienberg</strong> Gespräch.Er wuchs in Solothurn auf undstammt aus einfachen Verhältnissen;sein Vater und Grossvaterwaren Drucker. Später studierte erBetriebswirtschaft an der Uni Bernund schloss sich der SP an, weil seinVater in der FDP gewesen sei, sagteBenedikt Weibel augenzwinkernd.Seine Parteizugehörigkeit sei fürihn bei den SBB nie ein Problemgewesen, denn er habe sich immerals unabhängige Person gesehen.Von 1993 bis 2006 stand er ander Spitze der SchweizerischenBundes bahnen, danach wechselteer zur privaten Westbahn in Österreich,wo er Verwaltungsratsvorsitzenderist. Zudem ist er Verwaltungsratder französischen StaatsbahnSNCF, Dozent an der UniversitätBern und Buchautor. BenediktWeibel hält sich körperlich fit, istBergsteiger, Jogger, Radfahrer undNordic Walker.


28GesprächVon Christoph StuckiDer Mensch steht im Mittelpunktjedes UnternehmensChristliche Werte können den Arbeitsalltagin einer Unternehmung erfolgreichbestimmen und ihm Sinn verleihen. Dasist eine der Schlussfolgerungen des erstenKolloquiums im neuen Zyklus des AktionsfeldesUnternehmenskultur & -ethik. Derin der Rolle der Vergleichspersönlichkeitreferierende Jan Schibli, Geschäftsführer,Inhaber und Delegierter des Verwaltungsratesder Schibli-Gruppe, sagte klarund deutlich: «Wir handeln in unsererFirma nach christlichen Grundsätzen.»«In unserer hektischen und unübersichtlichgewordenen Welt, die von Mega trendswie der Globalisierung oder der Finanzkrisegetrieben wird, ist es wichtig, dasssich die Menschen wieder ihrer Wertebewusst werden, nach denen sie ihr Lebenund Wirken ausrichten. Das gilt vorallem auch für Unternehmerinnen undUnternehmer.» Mit diesen Worten eröffneteChristoph Vollenweider das Kolloquiumzum Thema «Gelebte Werte imUnternehmertum – in der Mitarbeiterführung»im Rahmen des Gesprächszyklus«Erfolgreich und menschlich – christlicheund andere Werte im Unter nehmertum».Der Zyklus thematisiert die Frage nachden Grundwerten des Menschenlebensund mit ihr – ganz grundsätzlich – nachdem Sinn des menschlichen Tuns. Es gehtsomit im Kern um die Frage nach derMenschlichkeit des Menschen, die ihreWurzeln in der abendländisch-christlichenKultur hat.Neu in der Geschichte der <strong>Lilienberg</strong> Veranstaltungenist, dass der Bereich des reinunternehmerischen Denkens in eineallgemein menschliche Perspektive ausgeweitetwird, nämlich dahin, wo dieWürde des Menschen in ihrer Unantastbarkeitin den Blick kommt. Damit ist imKernteam dieses Zyklus der Gedanke aufgekommen,den Hauptreferenten ausdem Unternehmertum – den unternehmerischenVergleichspersonen – je einenCo-Referenten zur Seite zu stellen, deraus christlich-ethischer Perspektive die inerfolgreichen Unternehmen gelebtenmenschlichen Werte vertieft.«Wir handeln nachchristlichen Grundsätzen»Referent des Kolloquiums vom 21. Septemberwar Jan Schibli (41), Geschäftsführer,Inhaber und Delegierter des Verwaltungsratesder Schibli-Gruppe ausZürich, die im Bereich Elektronik, Gebäudetechnik,Automatik, Kommunikation undInformatik tätig ist und im Jahr 2011einen Umsatz von 76 Millionen Frankenerwirtschaftete.Mit Jan Schibli ist ein junger, dynamischerUnternehmer, der Geschäftsinhaber undCEO in einer Person vereinigt. In dritterGeneration leitet er seit 2003 das traditions-und erfolgreiche Unternehmen mitheute 430 Mitarbeitenden (davon rund80 Lernende), die aus total 26 Nationenstammen. Mit Blick auf die Internationalitätseiner Firma betont er, dass seinUnternehmen ohne die Zuwanderungund die Migration nicht existieren könnte.Die Belegschaft ist damit nicht nur internationalzusammengesetzt, sondern auchmultikulturell.Doch Jan Schibli erklärt seinen Mitarbeitenden:«Wir handeln nach christlichenGrundsätzen.» Dahinter verbirgt sichnicht ein starrer Wertekanon. Ein Wert,so Jan Schibli, entwickelt sich aus derWertschätzung des Anderen, aus der Bejahungvon dessen Person, was ein Vertrauenerweckendes Gefühl des Miteinanderszur Folge hat und sich positivauf das Arbeitsklima auswirkt. SolcheWerte sind nicht einfach vorhanden, siesind ständig im Entstehen. Dazu trägt jederMitarbeiter auf seine eigene Weise bei.


Moderator Christoph Vollenweider (links)bei der Vorbesprechung des Podiumgesprächsmit Pfarrer Christoph Stucki(Mitte) und Jan Schibli in der <strong>Lilienberg</strong>Parkanlage.Jan Schibli hat hierzu für seine Firma Leitfädenentwickelt, die aufgabenübergreifendfür alle Mitarbeitenden verbindlichsind und das Zusammengehörigkeitsgefühlfördern:• Jeder kennt nicht nur die eigene Aufgabe,sondern auch jene des Anderen.• Während der Arbeitszeit wird das Handyausgeschaltet.• Jeder ist gehalten, dem Anderen füreine Handreichung Danke zu sagen.• Fehlertoleranz: Aus Fehlern kann manlernen – zugespitzt gesagt: Ohne Fehlerhat man keinen Erfolg.• Die Arbeit wird zuverlässig, kompetent,sympathisch erledigt – getreu demMotto der Firma Schibli: «Rundum verbindlich– rundum freundlich».Der Chef als VorbildFreundlichkeit und Verbindlichkeit bringenLicht ins Arbeitsklima der Firma. Eine entsprechendansteckende, motivationsverbreitendeLichtquelle ist der Chef selber,deren Bedeutung Jan Schibli mit der Maximeumschreibt: «Was innen nicht leuchtet,kann nach aussen nicht glänzen.» Entscheidendist also die Arbeitsfreude undBegeisterung des Chefs, die er ja auch mitnach Hause nimmt und in die Familie einbringt.Der Begriff «Work-Life-Balance»wird damit hin fällig, dies gemäss den vonJan Schibli vertretenen drei Leitwerten:1. Ich kann Freiheit leben und dabei meineIdeen verwirklichen.2. Solche Freiheit ist möglich dank finanziellerUnabhängigkeit von den Banken.3. Ich muss stets an der Attraktivität derFirma arbeiten mit dem Leitgedanken,wonach die menschliche und sachlicheWeiterentwicklung vor der Gewinnmaximierungkommen muss.Die Diskussion widmete sich der Fragenach dem spezifisch Christlichen in einerUnternehmensführung. Jan Schibli antwortete,dass er sich verantwortlichfühle, Arbeitsplätze zu erhalten und auchsozial Benachteiligten eine Chance zugeben. In Konfliktfällen biete er zudemexterne Beratung an. Grundsätzlich pflegeer einen kooperativen Führungsstil in flacherHierarchie. Dem ist aus christlichethischerPerspektive nur beizupflichten,zumal letztlich stets der Mensch imMittel punkt des Unternehmens steht. Indiesem Sinne ist – auf welcher Stufe auchimmer – die Arbeitsgruppe der Ort derintegrativen Kooperation. Das bedeutet,dass die Führung in und mit der Gruppenicht auf deren Kosten in autoritärem Stilausgeübt werden darf (vgl. dazu den«Wer andere gross macht,ist selber gross;wer andere klein macht,ist selber klein.»Peter Petrin, Direktor desInstituts für Betriebsökonomie,Zürich, «NZZ» vom 8. / 9.9.2012Grundsatz von Peter Petrin, siehe Kasten).Das erste Kolloquium des neuen Zyklushob eindrücklich ins Bewusstsein, wiekonkret und dynamisch genuin christlicheWerte nach Massgabe der Nächstenliebedas Leben im Arbeitsalltag einer Unternehmensgemeinschafterfolgreich bestimmenund ihm Sinn verleihen können.Zyklus «Erfolgreich und menschlich –christliche und andere Werte im Unternehmertum»;<strong>Lilienberg</strong> Kolloquium vom21. September 2012, «Gelebte Werte imUnternehmen – in der Mitarbeiterführung»,mit Jan Schibli, Geschäftsführer,Inhaber und Delegierter des Verwaltungsratesder Schibli-Gruppe, Zürich;Begleitung und vertiefendes Gespräch mitdem Referenten Pfarrer Christoph Stucki,Luzern; Moderation: Christoph Vollenweider,Leiter Unternehmertum (AktionsfeldUnternehmenskultur & -ethik).


30GesprächVon Stefan GrotefeldWerte schaffen Wert im UnternehmertumUnternehmen, die sich ihrer Werte bewusstsind und ihr Handeln konsequentdanach ausrichten, sind im Vorteil. Solautete jedenfalls die These, die RalphSiegl beim zweiten Kolloquium im Rahmendes aktuellen Zyklus des AktionsfeldesUnternehmenskultur &-ethik vertrat. Wasdas bedeutet und wie das funktioniert,zeigte Ralph Siegl am Beispiel der ConfiseurLäderach AG, als deren ManagingDirector er seit 2006 tätig ist. Begleitetwurde er von Jürg Läderach, dem Inhaberdes erfolgreichen Glarner Familienunternehmens.«Werte schaffen Wert» – diese drei Wortebildeten die Kernaussage des Referates,das Ralph Siegl am 25. Oktober auf <strong>Lilienberg</strong>hielt. Dass sich hinter diesen hehrenWorten mehr verbirgt als hohle Luft unddass ein Unternehmen mit dieser Deviseerfolgreich wirtschaften kann, zeigtensein Vortrag und die sich daran anschliessendelebhafte Diskussion.Die in Ennenda GL beheimatete ConfiseurLäderach AG beschäftigt etwa 800 Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter und erzielteim Geschäftsjahr 2010 einen Umsatzvon zirka 120 Millionen Franken.Produktionsbetriebe unterhält das Unternehmenausser in der Schweiz noch inDeutschland und Rumänien. Lange Zeitlag der Schwerpunkt des 1962 gegründetenFamilienunternehmens auf demGeschäft mit professionellen Kunden.Gross und bekannt geworden als Zulieferervon Konditoreien, Hotels undRestaurants stieg Läderach mit der Übernahmeder Confiserie-Kette Merkur imJahr 2004 in das Endkundengeschäft ein.50 Verkaufspunkte unterhält die Firmaheute weltweit, 33 davon in der Schweiz.Für Inhaber Jürg Läderach, der das Unternehmenseit 1994 in zweiter Generationführt, war klar, dass die Übernahmevon Merkur und der damit verbundeneAufbau eines zweiten Standbeins keinegeringe Herausforderung darstellt. Umsie zu bewältigen, engagierte er 2006den zuvor bei Nestlé tätigen Ralph Sieglals Managing Director. Er selber amtetals Gruppen-CEO und Verwaltungsratspräsident.Markenwerte…Eine seiner zentralen Aufgaben, so RalphSiegl, habe darin bestanden, eine anspruchsvolle,moderne Kundschaft für dieProdukte des traditionsbewussten undbis dahin im Business-to-Business (B2B)-Geschäft tätigen Unternehmens zu begeistern.Um dieses zu erreichen, habeman eine ebenso klare wie attraktive undglaubwürdige Markenbotschaft formuliert.Gemeinsam mit der Inhaberfamiliehabe man intensiv über das Profil derMarke Läderach nachgedacht und fünfzentrale Markenwerte formuliert: Frische,Handwerk, Schweiz, Individualität undFamilie. Im Unternehmensleitbild seidarüber hinaus festgehalten worden,dass die Firma ihre Ziele «ausschliesslichmit ehrlichen, von christlicher Ethik geprägten,rechtlich konformen Mitteln undMethoden erreichen wolle». Dabei sei derVerweis auf die christliche Prägung nichtexklusiv gemeint. Tatsächlich dürften dieim Leitbild formulierten moralischenWerte der Firma – Freundlichkeit, Ehrlichkeit,Zuverlässigkeit und Verantwortunggegenüber den Mitarbeitenden – auchbei anderen Menschen auf Zustimmungstossen.…implizierenMarkenverantwortungWerte verpflichten sowie Markenwerteund Leitbilder sind nur dann etwas wert,wenn sie nicht nur niedergeschrieben,sondern auch gelebt werden. So gesehensei «Integrität», so Ralph Siegl, «das


In der Remise laufen die letztenVorbereitungen für das Kolloquium;von links: Pfarrer Christoph Stucki,Christoph Vollenweider und Prof. Dr.Stefan Grotefeld vom Kernteam sowiedie beiden Referenten der ConfiseurLäderach AG, Jürg Läderach und RalphSiegl.höchste Gut». Das weiss auch InhaberJürg Läderach, der mit seinem Namen fürdie Marke Läderach steht, wie er im Gesprächmit den Kolloquiums-Teilnehmerndeutlich machte. Als Christ orientiere ersich an seinem Glauben und den damitverbundenen Werten und Normen. Dieshabe ihn Bescheidenheit gelehrt, macheihn unabhängig von den Erfolgen undMisserfolgen des Tagesgeschäftes undhelfe ihm, den Blick auf das zu richten,was wirklich wichtig sei. Wer so denktund handelt, darf nach Jürg LäderachsÜberzeugung auch damit rechnen, zumindestauf längere Sicht Erfolg zuhaben.Von der Kakaobohne bis zur ThekeTatsächlich ist die Confiseur Läderach AGein erfolgreiches Unternehmen, das inden vergangenen Jahren enorm gewachsenist. Dass die Übernahme derDetailhandelskette Merkur und die Einstellungneuer Mitarbeitenden auchim Hinblick auf die Integration in dieeigene Unternehmenskultur anspruchsvolleHeraus forderungen darstellten undnach wie vor darstellen, daraus machtenweder Jürg Läderach noch Ralph Siegleinen Hehl. Ähnliches gilt für die von demUnternehmen für die Zukunft geplanteIntegration des vorderen Teils der Wertschöpfungskette.«Von der Kakaobohnebis zur Theke», lautet dabei das Leitmotiv,dem die Confiseur Läderach AG folgt, umdie hohen Qualitätsanforderungen, dieman an die eigenen Produkte stellt, gewährleistenzu können. Auf allfälligeZertifizierungen und Label verzichtet dieFirma einstweilen bewusst. Stattdessensoll die eigene Marke bei Kundinnen undKunden für höchste Qualität bürgen. Damit dem Wachstum das öffentlicheInteresse an ihr wächst und die externeKommunikation in Zeiten von SocialMedia ohnehin vor neuen Herausforderungensteht, wird sich weisen müssen,ob und wie lange diese Strategie auch inZukunft Erfolg haben kann.Typisch für die Philosophie der ConfiseurLäderach AG ist auch das von ihrerFührung gepflegte «Management byValues», verzichtet man bislang dochweitgehend auf die andernorts üblichenCompliance-Instrumente, pflegt stattdesseneine auf Vertrauen und Verlässlichkeitbasierende «Handschlag-Kultur»im Umgang mit Zulieferern und Mitarbeitendensowie setzt auf deren Eigenverantwortungund Integrität. Dass daseigene Wachstum das Unternehmenauch in dieser Hinsicht vor neue Herausforderungenstellt, liegt auf der Hand.Fazit dieses Kolloquiums: Christliche undandere Werte stehen dem Erfolg einesUnternehmens keineswegs im Weg. Dieklare Formulierung der eigenen Markenwerteund die konsequente Ausrichtungauf sie sind für das Gedeihen einer Firmavielmehr von entscheidender Bedeutung.Zyklus «Erfolgreich und menschlich –christliche und andere Werte im Unternehmertum»;<strong>Lilienberg</strong> Kolloquium vom25. Oktober 2012, «Gelebte Werte imUnternehmen – im Umgang mit Lieferantenund Kunden», mit Ralph Siegl,Managing Director der Confiseur LäderachAG, Ennenda; Begleitung und vertiefendesGespräch mit dem ReferentenProf. Dr. Stefan Grotefeld, FachstelleGesellschaft und Ethik, Reformierte Landeskirchedes Kantons Zürich; ModeratorChristoph Vollenweider, Leiter Unternehmertum(Aktionsfeld Unternehmenskultur&-ethik).


32GesprächVon Michel Grunder<strong>Lilienberg</strong> Tool bietet Mehrwertfür RekrutierungsprozesseDas Aktionsfeld Unternehmenskultur &-ethik entwickelte in den vergangenenMonaten ein Tool zur Beurteilung vonethischen Komponenten der Mitarbeitenden.Das Tool soll Unternehmen beider Rekrutierung neuer Mitarbeitendenhelfen herauszufinden, ob die ethischeGrundhaltung des Stellenbewerbers mitjener des Unternehmens deckungsgleichist. In zwei Unternehmen wurde es getestet.Die Personalverantwortlichen derbeiden Unternehmen berichteten auf<strong>Lilienberg</strong> über die Resultate und Erkenntnissedes Tests. Und sie zogen einepositive Bilanz.Ein kleines Kernteam des AktionsfeldesUnternehmenskultur &-ethik beschäftigtesich über die vergangenen 18 Monateintensiv mit Ethik im Unternehmensalltag.So wurde im letztjährigen Ethik-Zyklus ein Instrument erarbeitet, das beiAssessments Aufschluss darüber gibt, obdie Werteausrichtung von Stellenbewerbernmit den Werten eines Unternehmensharmoniert. Entstanden ist dabeidie sogenannte Werte-Profil-Analyse.Die Kerngruppe hat den Fokus bewusstauf einen pragmatischen, praxisbezogenenund einfach anwendbaren Ansatzgelegt.Die Referenten Maya Burkhard und Matthias Pestalozzi (rechts) mit Moderator MichelGrunder vom Aktionsfeld Unternehmenskultur &-ethik.ZKB und Pestalozzi-Gruppeterzogen. Im Rahmen des Kolloquiumstesteten das Toolvom 14. September stand daher die FrageDie Werte-Profil-Analyse definiert Werte im Zentrum, ob das Tool einen Mehrwertbeziehungsweise Werte-Cluster und stellt in den Rekrutierungsprozessen bietet.Interviewfragen sowie Bewertungskriterienfür Assessments bereit. In den vergangenenMonaten wurde das Tool bei der Zürcher Kantonalbank. Sie hat sich inDen Anfang machte Maya Burkhard vonder Zürcher Kantonalbank und der den vergangenen Monaten intensiv mit derPestalozzi-Gruppe einem Praxistest un­ Werte-Profil-Analyse auseinandergesetzt


und das Tool bei insgesamt elf Interviews Nach der Gruppendiskussion stand erfreulicherweisefest, dass die Unterneh­angewendet. Sie zog eine positive Bilanzüber ihre Erfahrung mit dem Tool, aber men, <strong>Lilienberg</strong>, aber auch einzelne Persönlichkeitenunter den <strong>Lilienberg</strong> Gästenauch über die Bewertungsergebnisse ihrerProbanden:das Tool weiterhin zu beruflichen Zwecken• Das Tool lässt es zu, Verhaltensmuster zu vergleichen.• Das Unternehmen muss sich über Ethik und Werte Gedanken machen und sichdie Frage stellen, wie man sich positionieren will.• Das Tool kann und soll mit anderen Kompetenzmodellen abgeglichen und inbestehende Instrumente integriert werden.• Sind personengerichtete Funktionen gefragt, macht die Anwendung der Werte-Profil-Analyse Sinn.einsetzen wollen. In diesem Sinne wurdedas Ziel des Ethik-Zyklus erreicht.Zyklus «Ethik im Unternehmensalltag»;<strong>Lilienberg</strong> Kolloquium vom 14. September2012, «Ethik in Rekrutierungsprozessen»,mit Maya Burkhard, PersonalentwicklerinZürcher Kantonalbank, Zürich, undMatthias Pestalozzi, Geschäftsführer SV-System AG, Dietikon; Moderation: MichelGrunder (Aktionsfeld Unternehmenskultur&-ethik).Antworten bliebenoft zu allgemeinEs kam aber auch zum Ausdruck, dassdie Interviewfragen unbedingt ergänztund vertieft werden müssen. MatthiasPestalozzi bestätigte dies. Er wendete dasTool vor kurzem bei einer Neubesetzungeiner Stelle an. Die Fragen müssten ausseiner Sicht konkretisiert werden und denAnforderungen des Stellenprofils Rechnungtragen. Er machte auch die Erfahrung,dass die Antworten eher allgemeinblieben. In solchen Fällen lohne es sich,die Fragen weiter zu vertiefen, hartnäckigzu bleiben mit dem Ziel, die Verhaltensmusterder Interviewpartner zu erkennen.Matthias Pestalozzi, Geschäftsführer der SV-System AG, schildert seine Erfahrungenmit der auf <strong>Lilienberg</strong> entwickelten Werte-Profil-Analyse.


34GesprächVon Achim Jungclaus *«Der Arbeitsplatzverlust ist für diemeisten Menschen das Schlimmste»Die Bewältigung der Folgen von Entlassungenist eine gesellschaftspolitischeAufgabe und eine ethisch-unternehmerischeHerausforderung. So lautet dasFazit des ersten Anlasses einer Veranstaltungsreihe,welche die Stiftung <strong>Lilienberg</strong>Unternehmerforum in enger Zusammenarbeitmit der Stiftung Zukunft Thurgaudurchführt und dabei das Thema intensivaus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet.Ende November war der Auftakt.«Grosse Unternehmen bauen Stellen ab.Das bewegt viele Menschen auch in diesenTagen wieder», führte Marco Dörig,Geschäftsführer der Stiftung ZukunftThurgau, in die heikle Themenstellungein. Und gleich stellte er verschiedeneFragen in den Raum, die im Verlauf desTages beantwortet werden sollten: Ist dieSchweiz als Produktionsstandort nochattraktiv? Ist Stellenabbau im Momentnoch eine Ausnahme oder bereits einManagementinstrument? Sind die Angestelltender Zukunft temporär angestellt?Gibt es in den kommenden Jahrennoch einfache «Büez»? Und steigt dieZahl der Stellensuchenden? Es seien ofttypische Bilder von Stellenlosen, die wirim Kopf haben. Dabei kann es heute jedeund jeden treffen. Marco Dörigs Wunschsei es, dass Unternehmer verantwortungsbewusstagieren und sich für die Regionnachhaltig engagieren. Kündigungen gehörenzur Realität in der Wirtschaft.Komme es aber zu Neuanstellungen, sohelfe eine offene, respektvolle BegegnungArbeitslosen gegenüber, Stigmatisierungenzu lösen.Die Schweiz wird umgebautDr. Toni Nadig, Mitinhaber der Dr.Nadig + Partner Outplacement und Consultingsowie Autor verschiedener Bücherzum Thema, konnte sogleich einige Fragenbeantworten. Nein, es gebe nichtweniger Arbeit oder einen Abbau, es seieher ein Karussell. Allerdings zeichne sichein deutlicher struktureller Wandel ab.«Die Schweiz wird umgebaut», lautetesein Titel zum Referat. Der Dienstleistungssektorwerde weiterhin wachsen (inden vergangenen zehn Jahren waren eszusätzliche 243 900 Stellen), während dieIndustrie und Produktion eine rückläufigeTendenz aufweisen. Die Zyklen werdenschneller und die Ansprüche an die Arbeitnehmendengrösser. Dr. Nadig sprachin diesem Zusammenhang von einemdeutlichen «Anforderungs-Shift». Dassständiges Lernen in diesem Umfeld zumLeben dazugehöre, sei selbstverständlich.Weil in vielen Bereichen die SchweizerFachkräfte fehlen, werden heute ausländischeArbeitskräfte mit den entsprechendenAusbildungen ange worben.Während es früher bei Immigrationeneher zu einer Unterschichtung kam,spricht man heute von Überschichtung.Angesprochen darauf, wer denn arbeitslossei, geben Statistiken Auskunft: Essind Menschen, die schlecht gebildetsind, keine Weiterbildungen absolvierthaben oder gesundheitliche Problemehaben. Entsprechend empfiehlt Dr. Nadigauf seine Leistungsfähigkeit zu achten.«Es gilt körperlich, geistig, emotionalund sozial fit zu bleiben.» BetroffenenStellen suchenden rät er, eine Standortbestimmungdurchzuführen. Was kannund will ich? Was passt zu mir? Wobraucht man mich? Und dann heisstes: Stelle suchen, Netzwerk aufbauen,adäquat bewerben, realistische Zielesetzen und aktiv dranbleiben. Nichts findet,wer nur im stillen Kämmerlein suchtoder sich auf «falsche» Stellen bewirbt.Im Grundsatz könne der Mensch seineProbleme aus eigener Kraft lösen. Eineprofessionelle Begleitung könnte denLösungsprozess jedoch beschleunigenund unterstützen.


Nur informiertes Personalist leistungsstarkAus der unternehmerischen Sicht konntePeter Schütz, CEO der Letrona AG undPräsident des Gewerbeverbandes Thurgau,Stellung zum Thema nehmen. Er hieltsogleich fest: «Den Unternehmern gehtes gut. Es besteht kein Grund für eineUntergangsstimmung!» Allerdings gebees natürlich Bereichsunterschiede. DerKMU-Unternehmer trage sehr wohl Verantwortungfür die Firma, die Mitarbeitendenoder die Ausbildungsplätze. ZumSpannungsfeld eines Managers gehöreleider auch der Abbau von Personal. Erversicherte aber, dass dies immer einschwieriger Entscheid sei. Die Begleitungder Menschen sei für ihn aber klar Chefsache.Dies gelte nicht nur den Gekündigten,sondern auch für die verbliebenenMitarbeiter. Denn nur informiertesund motiviertes Personal ist leistungsstark.Peter Schütz bestätigte den Strukturwandel.Die Welt sei näher zusammengerückt.Preis- und Margendruck seienenorm. Grund genug für den Unternehmer,wichtige Fragen zu stellen: Washeisst das konkret für uns? Das Erkennenvon Veränderungen bei den BedürfnissenMarco Dörig, Geschäftsführer der Stiftung Zukunft Thurgau (rechts), und ModeratorChristoph Vollenweider.von Kunden und Märkten sei denn die schäftsleitung Bischofszell NahrungsmittelAG, nach. Er sprach von der Rollen­wichtigste Aufgabe für den Unternehmer.Entsprechend können Rationalisierungenund Automation zu Umbauten in und den verschiedenen Erwartungen anverteilungArbeitnehmer und Arbeitgeberden Firmen führen. Fachkompetenz sei in einander. Beide wollen erfolgreich sein.der Tat gefragt.Gut, wenn die Erwartungen übereinstimmen.Dies treffe aber nicht immer zu.Als Rahmenbedingungen für einen wettbewerbsfähigenSchweizer Arbeitsmarkt machen. Zum Beispiel werde einerseitsBeide haben ihre Hausaufgaben zuforderte er: die wirtschaftliche Tragbarkeit erwartet, dass sich ein Mitarbeiter ständigder Arbeitnehmer (Selbstverantwortung), weiterbildet. Der Arbeitgeber andererseitssollte dem Mitarbeiter den entspre­keine oder tiefe Mindestlöhne in Gesamtarbeitsverträgen,einen moderaten Kündigungsschutzdes Arbeitnehmers, den dazu geben. Oder, konstruktive Kritik seichenden Freiraum und die MöglichkeitRisikoschutz des Arbeitgebers und eine wünschenswert, soll aber auch vomMaximierung der Bildungsquote. Insgesamtsolle die Risikoaufteilung bei der Seiten die Spielregeln kennen, stehe einerManagement gehört werden. Wenn beideIntegration von Arbeitslosen vom Staat, erfolgreichen Zusammenarbeit nichts imArbeitgeber und Arbeitnehmer geteilt Weg. Aber zu sicher fühlen dürfe sichgetragen werden.niemand.Hohe ErwartungenEin Arbeitgeber gehe jedoch nie vonauf beiden SeitenVornherein davon aus, Personal entlassenDer Unternehmer könne nicht auf eine zu müssen. Dafür müsse er aber wissen,einzelne Strategie bauen, doppelte Aurelio wie es um das Unternehmen stehe. ErWettstein, ehemaliges Mitglied der Ge­müsse sich auch Gedanken machen,


Ängste, gute Mitarbeitende gingen vonsich aus, Mobbing komme auf oder dieStimmung und damit das Leistungsniveausinken.Angeregter Gedankenaustausch während der Pause in der Remise:Dr. Toni Nadig (rechts) und Professor Ernst Wüthrich.welche Leute mit welchen Kompetenzen Auch der Kanton kann helfenim Unternehmen (in Zukunft) gebraucht «Ja, auch Massenentlassungen könnenwerden. Und dafür setze er sich frühzeitigmit dem Thema auseinander, welche stellvertretende Leiterin des Amtes fürethisch begleitet werden.» Judith Müller,personalpolitischen Möglichkeiten bei Wirtschaft und Arbeit im Kanton Thurgau,Personalmangel oder -überschuss bestehen.Bei aufkommendem Wind solle man Hilfe stellungen in diesen Situationen ein.führte in den Kontext der rechtlichenWindmühlen bauen statt Schutzmauern, Kündigungsfreiheit sei in der Schweiz einso ein beflügeltes chinesisches Sprichwort.Prozessverlauf ist dann ethisch, wenn diewichtiges und fest verankertes Gut. EinVerantwortung und Verpflichtung anderengegenüber darin zum AusdruckAbschliessend meinte er, dass Ethik vonbeiden Seiten erwartet werden darf, auch kommen, so die Definition. Ein Unternehmertrage immer die Verantwortungvom Arbeitnehmer. Wenn jemand arbeitsloswerde, dann müsse seiner Meinung für den ganzen Betrieb. Ein Konsultationsverfahrenbiete da Möglichkeit für Vor­nach schnell gehandelt werden. Werlänger als drei Monate arbeitslos war, schläge und könne Abbaumassnahmenwerde es sehr schwer haben, wieder lindern oder gar verhindern, zum Beispielintegriert zu werden. Man solle deshalb ein Management-Buy-out, die Reduktionfrühzeitig auch Unterstützung annehmen,denn der Verlust von Arbeit sei für sei die offene Kommunikation. Falls diesvon Pensen im Team usw. Wichtig dabeieinen Menschen fast das Schlimmste, das nicht stattfinde, drohen verschiedenees gebe.Probleme aufzuziehen. Die Leute hättenDer Kanton könne in diesen Situationenden Unternehmen Hilfestellungen anbieten.Sie unterstützen die Wiedereingliederungvon Personen, können eininternes Arbeitsplatzangebot prüfen, beider Stellensuche unterstützen, Umschulungsmassnahmenanbieten oder Lehrverhältnissesicherstellen. Insgesamt müsseden Arbeitgebern im Thurgau ein grossesLob ausgesprochen werden. In der Vergangenheitzeigten sich die Unternehmersehr verantwortungsbewusst und hieltensich an die ethischen Spielregeln.In Konkurrenz mit der Welt«Der Mensch ist des Menschen Wolf. Wirkönnen nicht beraten oder unterstützen,wenn wir nicht selber betroffen sind(waren).» Georg Staub, Direktor Swissstaffing,führte in seinem Referat pointiertein, dass Bilder über Unternehmer, dieihre Hausaufgaben nicht gemacht haben,gleich falsch seien, wie die Bilder über diefaulen Arbeitslosen. Die Aufgabe für Angestelltedes RAV sei zu hoch und auchunrealistisch. «Polizist» und «Berater»


37gleichzeitig zu sein, vertrage sich nicht.Dies käme der eierlegenden Wollmilchsaugleich.Geschäftlich weit gereist stimmte er demStrukturwandel zu. Die demographischeEntwicklung zwinge zu einer Immigrationvon Fachkräften. Und dies führe zu einererhöhten Nachfrage nach Schulen, Kindertagesstätten,Wohnungen usw. Die Vermittlungvon Personal finde heute weltweitstatt. Das sei Realität. Hier sei auchein West-Ost-Shift zu beobachten. Kapital,Arbeit und auch Menschen ziehe eshin zu Asien.Damit zusätzliche Arbeitsplätze in derSchweiz geschaffen werden, sei einWachstum von über 1,6 Prozent notwendig.Und das sei ambitiös. Bislanghätten wir eine gesunde Basis in derSchweiz, aber wir sollten uns vom Paradieszwischen Rhein und Rhone lösen.Der Schweizer Arbeitnehmende sei inKonkurrenz mit der Welt.Beschwerlicher Weg zurückins ArbeitslebenAm anschliessenden Podiumsgesprächmit drei betroffenen Langzeitarbeitslosenwurde deutlich, wie schwer es ist, sich inden Arbeitsmarkt zurück zu kämpfen. <strong>Lilienberg</strong> Tagung vom 22. NovemberEindrucksvoll schilderten die Personen, 2012, «Personalabbau: Das letzte Mittelwelche Hürden sie zu überwinden hatten. professionell handhaben – Chancen fürDer Weg führte über viel Leid und Demut. einen ethischen Prozessverlauf», mitLetztlich zeigten aber diese Beispiele, Marco Dörig, Geschäftsführer Stiftungdass es möglich ist, wieder Fuss im Zukunft Thurgau, Dr. Toni Nadig, MitinhaberDr. Nadig + Partner Outplace-Arbeitsleben zu fassen. Als treibendeKraft war hier die Eigenmotivation und ment und Consulting, Buchautor, Peterden unbändigen, beharrlichen Willen Schütz, Unternehmer, Inhaber und CEOnicht aufzugeben, zu erkennen.Letrona AG und Präsident des GewerbeverbandesThurgau, Aurelio Wettstein,Am Ende waren sich alle in einem Punkt ehem. Mitglied der Geschäftsleitungeinig: Kündigungen sind nie einfach. Es Bischofszell Nahrungsmittel AG, Judithsind immer einzelne Schicksale. Das Müller, stv. Leiterin des Amtes für Wirtschaftund Arbeit Kanton Thurgau, undWichtigste im Prozess bei einem Personalabbauoder im Umgang mit Arbeitslosenist der Wunsch, dass man sich als Moderation: Christoph Vollenweider,Georg Staub, Direktor der Swissstaffing;Menschen auf gleicher Augenhöhe und Leiter Unternehmertum.mit Respekt begegnet.Eckdaten zur Stiftung Zukunft ThurgauGegründet 1998, begleitet die Stiftung mit Hauptsitz in Weinfelden im KantonThurgau jährlich rund 1100 stellensuchende Personen. Sie unterstützt die Teilnehmendenbei der Integration in den 1. Arbeitsmarkt, indem sie den MenschenArbeitsplätze vermittelt sowie gezielte Weiterbildung und individuelle Beratunganbietet. Die Stiftung beschäftigt selbst 56 Mitarbeitende. Geschäftsführer istMarco Dörig.* Achim Jungclaus ist Leiter Arbeitsintegrationbei der Stiftung Zukunft Thurgau.


38GesprächVon Max BeckerEnergiewende in der Schweiz:Wünschbar? Machbar? Bezahlbar?Wenig andere nationale Themen habendieses Jahr in Politik und Wirtschaft sohohe Wellen geworfen wie die Diskussionenum die Neuausrichtung der Energiepolitikin der Schweiz. Dabei geht es nichtnur um technologische und finanzwirtschaftlicheFragestellungen. Genausowerden gesellschaftspolitische Neuausrichtungenzur Debatte stehen, wieetwa Änderungen tradierter VerhaltensundKonsummuster im Alltag. Dass dabeidem Erhalt des WirtschaftsstandortsSchweiz hohe Priorität zukommen muss,war einer der wenigen gemeinsamenNenner der diversen Beiträge an der vonder Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforumund Avenir Suisse organisiertenTagung.Kaum ein anderes Thema beschäftigt Politik, Wirtschaft und Gesellschaft derzeitso stark wie die bevorstehende Energiewende. Dementsprechend gross war auch dasInteresse am <strong>Lilienberg</strong> Podiumsgespräch.Im Frühjahr hat der Bundesrat die Entwürfezur Neuausrichtung in der Energiepolitikin die Vernehmlassung geschickt.Deshalb war es folgerichtig, dass an derTagung vom 30. Oktober die Politik daserste Wort hatte. Der Thurgauer SVP-Ständerat Roland Eberle, der als Vertreterseines Kantons auch im Verwaltungsratder Axpo AG sitzt, stellte zwei Elementein den Vordergrund seiner Überlegungen.Zum ersten: Nur eine sachliche Diskussionbringt die Schweiz in der Energiediskussionweiter. Ohne Kompromissewird es nicht gehen. Zum zweiten: Werdendie Bürgerinnen und Bürger in dieserSache ernst genommen? Nach Ansichtvon Roland Eberle sind wichtige Punktenoch ungeklärt: Bedeutet der Ausstiegaus der Kernenergie den «Wiedereinstieg»bei den fossilen Brennstoffen? Bedeutetder Netzausbau als Folge der verstärktdezentralen Energieerzeugungeinen Eingriff in Eigentumsrechte? Und,falls der Ausstieg aus der KernenergieTatsache werden sollte: Ist dann sichergestellt,dass die Forschung auf diesemGebiet weiter betrieben werden kann?Wirtschaftswachstum und Energieverbrauchweisen eine hohe Korrelationauf. Das eine vom anderen zu entkoppeln,ist bisher laut Eberle nicht gelungen.Ebenso wenig werde sich dieSchweiz gesellschaftlichen und ökonomischenMega trends entziehen können,auch wenn diese den Energiekonsum


39steigern (Beispiel: Informations- undKommunikations technologie). Die Analysephasesei zu kurz geraten, «es müssenhinreichend Grundlagen für weitereBeschlüsse vorliegen – und das Vertrauenauf das Füllhorn der Energieerzeugerzur Finanzierung der Energiewende isttrügerisch.»Von der Mehrwertsteuerzur Energiesteuer?Als zweiter Referent hielt GLP-NationalratMartin Bäumle ein flammendes Plädoyerfür die geplante Energiewende. Der Fokusmüsse dabei auf die Erbringung vonWertschöpfung im Inland gelegt werden.«Die Schweiz gibt jährlich über 10 MilliardenFranken für den Einkauf von Ölund Gas im Ausland aus; diese Summegilt es zu reduzieren.» Beim Ausstieg ausder Kernenergie sei ein Zeithorizont 2035bis 2045 anzustreben, was der Wirtschaftgenügend Zeit für Umstellungen undInvestitionen einräume, so der Präsidentder Grünliberalen Partei der Schweiz. Die2000-Watt-Gesellschaft sei im Übrigenfür die Schweiz auch mit diesem Zeithorizontnicht erreichbar. Realistischerseien 3000 bis 4000 Watt. Viel wichtigersei indes der Übergang zu erneuerbarenEnergien.Ein bedeutender Schritt dazu ist fürBäumle der Wechsel von der Mehrwertsteuerzu einer Energiesteuer, womit dieverwendeten Ressourcen und nicht derMehrwert besteuert würden: «DieseBesteuerung wird auch in Europa einThema.» Bemessungsgrundlage müssendie Kilowattstunde Primärenergie sein,beim Energie-Export würde die Steuerzurückerstattet, und die Steuer dürfe keineErhöhung der Staatseinnahmen und -ausgabenzur Folge haben, sei mithin fiskalundstaatsquotenneutral. Die Konsumentenkönnten ihre eigene SteuerbelastungNationalrat Martin Bäumlevia ihren Energieverbrauch beeinflussen.Der Steuersatz sei so festzulegen, dassder Steuerertrag einem festen Prozentsatzdes Bruttoinlandprodukts entsprecheund sei periodisch anzupassen. Durchden Wegfall der Mehrwertsteuer sei dieReform wirtschaftsfreundlich und sozialverträglich.Der Weg zur «sauberen Energie»Sukkurs erhielt Martin Bäumle von NickBeglinger, Präsident von Swisscleantech,einer Vereinigung von rund 300 schweizerischenUnternehmen und 20 Verbänden,die sich zum Ziel gesetzt haben,die Schweiz zu einer Vorreiterin auf demGebiet nachhaltigen Umgangs mitEnergie­ Ressourcen zu machen. NickBeglingers Credo «Energie – bitte wenden!»basiert auf der Überzeugung, dassdie Stromproduktion bis im Jahr 2050 zu100 Prozent auf «erneuerbar» umgestelltwerden kann und dass ein Energie-Eigenversorgungsgradvon mindestens 70 Prozenterreicht werden muss. Die Zusammenarbeitmit «Solar Impulse» steht füreine Neuausrichtung mit Fokus «saubereEnergie». Um diese Ziele zu erreichen,seien substanzielle Reduktionen derPrimär inputs notwendig – von der beheiztenFläche über Prozesswärme und


40Verkehrsenergie bis zu Motoren und Geräten.Die Eckdaten dazu sind der Studie«Cleantech Strategie Schweiz» zu entnehmen,die im Jahre 2010 von CleantechSchweiz erarbeitet wurde. Beglinger istder Überzeugung, dass der Paradigma-Wechsel der Energiepolitik «von einerneokonservativen zu einer Marktwirtschaft»gelingen werde.Nick BeglingerVorschläge und Konzepte aus Bernkritisch prüfenJürg Brand, Präsident der vonRoll infratec,vertrat in einem – wie er selbst sagte –«Referat der andern Art» die Grossverbraucherund stellte «Überlegungen zueinem real nicht existierenden Markt» an.Er ist der Meinung, dass es für Grossverbraucherkeine interessanten Angebotegibt, die auch die Bedürfnisse nach Versorgungssicherheitund Planbarkeit respektieren.Seiner Ansicht nach macht dieEtablierung eines Strommarkts nur dannSinn, wenn er zu besseren und günstigerenLeistungen führt. Als «Benchmark»nennt er die Stromversorgung im Gebietder Axpo. Er kritisiert die engen Verknüpfungenvon öffentlicher Hand und Stromversorgersowie «die mit der Energiepolitikverbundenen Wertungen undstaatlichen Eingriffe» – mithin eine anspruchsvolleInterpretationsaufgabe andie Zuhörerschaft. Brand: «Wenn schonMarkt – dann richtig!» Die bundesrätlichenVernehmlassungen gehören weggelegtund abgeschlossen – Abwarten sei aucheine Alternative und die Preisentwicklungauf den Märkten für elektrische Energielasse keine übertriebene Eile angezeigterscheinen.Angesprochen von den AusführungenNick Beglingers war natürlich Axpo alsHauptversorger in der Schweiz: Dr. MartinEverts, Leiter Energiewirtschaft beiJürg BrandAxpo Holding AG, legte dar, dass dieSchweiz schon heute einen zum grossenTeil erneuerbaren Strommix aufweist(55 Prozent erneuerbar). Dies sei im Vergleichzum EU-Schnitt von 15 Prozent einbemerkenswert hoher Wert. Allerdingssei die vielbeschworene Unabhängigkeitin der Stromversorgung bereits heutenicht gegeben: «An einem Wintertagbeträgt der Selbstversorgungsgrad in derSchweiz lediglich rund 70 Prozent.»Everts bedauerte, dass bei der Energiewendenur die Abkehr von der Kern­


41energie thematisiert und den Fragen derRessourcen und der Emissionen viel zuwenig Beachtung geschenkt werde. DieKrux der geplanten Energiestrategieliege auch im Jahresverlauf: Im Sommerwürden künftig Photovoltaik und Windzu viel Strom produzieren, was bereitsim Jahr 2040 zu Preisen führte, diegegen Null tendierten. Hingegen könnteim Winter die Nachfrage nicht gedecktwerden. «In dieser Jahreszeit und in derNacht werden die Angebote Wind / Photovoltaikzu klein sein, um den Bedarfzu decken.» Gas-Kombikraftwerke undDr. Martin EvertsSpeicher würden nötig sein, um keineVersorgungslücken entstehen zu lassen,so Everts. Diese Werke werden an Bedeutunggewinnen, weil die neue Energiestrategieflexible Technologien mit kurzenLaufzeiten bevorzuge, womit etwaLaufwasserkraftwerke aus dem künftigenSystem verdrängt werden könnten.Everts verneinte jedoch, dass die Axpogedenke, sich von diesen Werken zutrennen.Reformen ohne falsche HastangehenDr. Urs Meister, Vertreter von AvenirSuisse, die an der Gestaltung der Tagungwesentlich mitbeteiligt war, widmetesich dem Thema «Energiestrategie nachFukushima». Er plädierte für eine vollständigeMarktöffnung, für Marktpreise stattregulierter Tarife und für eine konsequenteEntflechtung des Übertragungsnetzes.Zur Risikominimierung für dieKantone sei die Privatisierung der Produzentenvoranzutreiben und die Schweizmit Strom-Energie-Abkommen noch konsequenterin den europäischen Strommarktzu integrieren. «Die Schweiz istkeine Strominsel und Ausfälle wie etwaLeibstadt im Jahr 2005 haben Abhängigkeitensehr klar zutage treten lassen.»Dr. Urs MeisterEinmal beschlossen, seien die Kosten desAtomausstiegs zu minimieren. Auch UrsMeister tritt wie Jürg Brand für eine«Eile-mit-Weile-Strategie» ein, die neuetechnische Optionen und die Minimierungder Netzkosten einschliesst. GrosseFrage zeichen setzt er hinter eine «Industriepolitik»,welche die Gefahr der Förderung«falscher Technologien» undunerwünschte Umverteilungseffektebeinhalte. «Schon heute kann die faktischePreis regulierung verzerrte Bilderergeben.»


42Von links: Dr. Max Becker, Nationalrat Martin Bäumle, Ständerat Roland Eberle, Nick Beglinger und Anton Bucher.Zerren am Energietischtuchauf dem PodiumZu Beginn der Tagung hatte StänderatEberle die Diskussion rund um die Energiefragemit einem Tischtuch verglichen, beidem an allen Enden gezerrt werde undbei dem auch die Gefahr des Zerreissensvorhanden sei. Also wurde am Podiumsgesprächim Anschluss an die Tagung«gezerrt»: Teilnehmer waren die Referentender Tagung, angereichert durch JosefGemperle, CVP-Kantonsrat und Präsi­dent der Energieinitiativen Thurgau, derfür den verhinderten Roland Eberle eingesprungenwar. Moderiert wurde dasGespräch vom «NZZ»-InlandredaktorDavide Scruzzi. Dabei wurden die Argumenteder Tagung nochmals zusammen­


43gefasst und verstärkt. Eine Einschätzunglässt indessen erkennen, dass der Erhaltder Arbeitsplätze und des WirtschaftsstandortsSchweiz, basierend auf hoherVersorgungssicherheit mit Energie, Hauptanliegenaller Teilnehmer ist.Josef GemperleAllerdings ist der Weg dorthin nicht füralle der gleiche, der Weg darf auch nichtgepflastert sein von einengenden Regulatoren,welche den Durchbruch derMärkte künstlich verhindern könnten.Schlagworte wie die 2000-Watt-Gesellschaftfür die Schweiz ideologisieren undsie sind nicht lösungsorientiert.Der <strong>Lilienberg</strong> Zyklus «Energiewende»des Aktionsfeldes Wirtschaft & Industriewurde mit dem Podiumsgespräch abgeschlossen.Er mag wenig fundamentalneue Erkenntnisse zutage gebracht haben.Aber er hat sehr wohl zur Steigerung derWahrnehmung beigetragen: «Nichts tun»wird die Probleme nicht lösen. Und bewussterUmgang mit Energie irgendwelcherArt (wohl in Kombination mit klarerkennbarer höherer Energieeffizienz) istnotwendig. Auch intelligent verwendeteRessourcen lassen sich nicht beliebig vermehren,im Gegenteil. Ob es gelingenwird, politischen Konsens über Tempound Marschrichtung zu erzielen, bliebnach dem Podium offen. Wünschenswertwäre, dass der an der Tagung von StänderatEberle geäusserte staatsmännischeWunsch Realität würde: Andere Meinungenin der Energiefrage zu akzeptierenund die Antipoden nicht gleich in die Eckeder Landesverräter zu stellen.Zyklus «Energiewende: Wünschbar? Machbar?Bezahlbar?»; <strong>Lilienberg</strong> Tagung vom30. Oktober 2012, «Energiewende in derSchweiz», mit Nationalrat Martin Bäumle,Bern, Nick Beglinger, Präsident swisscleantech,Zürich, Jürg Brand, VerwaltungsratspräsidentvonRoll infratec AG, Zug,Ständerat Roland Eberle, MercandaConsulting, Frauenfeld, Dr. Martin Everts,Leiter Unternehmensentwicklung AxpoAG, Baden, Dr. Urs Meister, Mitglied desKaders Avenir Suisse, Zürich; Moderation:Dr. Max Becker und Anton Bucher(Aktionsfeld Wirtschaft & Industrie).Podiumsgespräch vom 30. Oktober 2012,«Energiewende in der Schweiz», mitNationalrat Martin Bäumle, Bern, NickBeglinger, Präsident swisscleantech, Zürich,Jürg Brand, VerwaltungsratspräsidentvonRoll infratec AG, Zug, Josef Gemperle,Kantonsrat und Präsident «EnergieinitiativenThurgau», Fischingen, Dr. MartinEverts, Leiter UnternehmensentwicklungAxpo AG, Baden, Dr. Urs Meister, Mitglieddes Kaders Avenir Suisse, Zürich;Moderation: Davide Scruzzi, RedaktorInland, «NZZ», Zürich.


44GesprächVon Andreas JäggiLokalanzeiger und Kleinzeitungenbehaupten sich gutLokalanzeiger und Kleinzeitungen nehmenin der Medienlandschaft eine wichtigeRolle ein. Nach dem Verschwinden vielerLokal- und Regionalzeitungen sind sie dieeinzigen Medien, welche die Bevölkerungeiner Gemeinde über Regionalesinformieren, Werbemöglichkeiten für dasGewerbe bieten und zur Identität derGemeinschaft beitragen.Der Anzeiger nimmt in der lokalen undregionalen Presselandschaft eine wichtigeFunktion ein. Er ist gratis, besteht aus Anzeigenund einem lokalen oder regionalenredaktionellen Teil und er erscheint in derRegel wöchentlich oder zweimal monatlich.Nach den zahlreichen Fusionen vonRegionalzeitungen ist der Anzeiger vielerortsdas einzige lokale Presse produkt, daseine Plattform für redak tionelle Beiträgeund Berichte über das soziale und kulturelleLeben der Gegend bietet.Eine besondere Form bildet der amtlicheAnzeiger. Er dient der Gemeinde alsPublikationsorgan für amtliche Mitteilungenund spielt damit eine wichtige Rollefür die politische Kommunikation. TrotzInternet und sozialen Medien behauptetsich der Anzeiger nach wie vor. Umsoerstaunlicher, dass er bei Publizistikwissenschaftlern,PR-Verantwortlichenoder auch bei Medienpolitikern selten einThema ist. Aus diesem Grund startetedas Aktionsfeld Medien & KommunikationEnde November einen Zyklus, der sich demAnzeiger und den Kleinzeitungen widmet.Lebendige ThurgauerMedienlandschaftAls einzige regionale Zeitung im Thurgauist nach Jahren der Zusammenschlüssedie «Thurgauer Zeitung» übrig geblieben,die heute im Besitz der Zürcher NZZ-Gruppe ist. Als weitere Bezahlzeitungenim lokalen Bereich konnte sich der «Botevom Untersee und Rhein» mit einer Auflagevon 5000 Exemplaren und der «AllgemeineAnzeiger» mit 3000 Exemplarenbehaupten. Dazu kommt «Regi dieNeue», eine genossenschaftlich organisierteNeugründung der vergangenenJahre, die ebenfalls zweimal in der Wocheerscheint. Daneben gibt es einige grosseGratisanzeiger: Die «Frauenfelder Woche»,die «Kreuzlinger und Weinfelder Nachrichten»,die «Kreuzlinger Zeitung», der «Seeblick»,«Felix» oder der «Neue Anzeiger».Sie müssen sich zum Teil den gemeinsamenAnzeigenmarkt auch mit Gratisanzeigernaus St. Gallen, Winterthur undKonstanz teilen. Damit nicht genug: VieleGemeinden im Kanton Thurgau habeneigene Mitteilungsblätter mit einemInserateteil, die regelmässig erscheinen.Nachrichtenplattform undIdentifikationspotenzialDie Anzeiger erfüllen folgende Funktionen:Sie sind Nachrichtenplattformen fürVereine, religiöse Gemeinschaften, dasGewerbe, die Parteien und die Behörden.Dann bieten sie die Möglichkeit, für einkleines Budget Werbung zu schalten. Vorallem aber tragen sie in hohem Masse zurIdentität einer Region oder einer Gemeindebei. Deswegen gehören die lokal verwurzelteBevölkerung und Familien mitKindern zu den fleissigsten Lesern. Wasmanche jedoch überraschen mag: DieLeserinnen und Leser wünschen keinenhinterfragenden Journalismus. Sie möchten,dass ihr Lebensumfeld positiv dargestelltwird. Kritik darf, wenn überhaupt,in den Leserbriefen aufscheinen. Diesesind wiederum ein guter Stimmungsbarometerder lokalen Befindlichkeiten.Die wirtschaftlichenHerausforderungenMit wenigen Ausnahmen werden Anzeigenvon Kleinverlegern herausgegeben.Und diese stehen in einem rauenwirtschaftlichen Umfeld. Ohne Abonnen­


Von links: Katia Dähler, GemeindeammannBrigitte Kaufmann-Arn,Moderator Dr. Andreas Jäggi undNina Paproth.drucktes Medium ist im Gemeindegesetznicht vorgeschrieben. Dennoch wählenbesonders grössere Gemeinden diesenWeg und unterstützen damit auch dieentsprechenden Regionalmedien mitGeldbeiträgen. Die meisten Gemeindenjedoch beschränken sich auf die Herausgabeeines mehrmals im Jahr erscheinendenInformationsblattes, einige wählenfür ihre Publikationen sogar die Regionalzeitung«Thurgauer Zeitung», andere dasAm Kolloquium vom 26. Novembersprachen Katia Dähler, UniversitätZürich, über die Formenvon Anzeigen und deren Funktionin der Schweizer Medienlandschaft,Nina Paproth, Geschäftsleiterinder «Kreuzlinger Zeitung»,über die unternehmerischen Herausforderungeneines Lokalanzeigersund Brigitte Kaufmann-Arn,Gemeindeammann, Uttwil, überdie Funktion des amtlichen Publikationsorgansfür Behörden undBevölkerung.Weiterführende Literatur: «Anzeigerals amtliches Publikationsorgan»,Lizenziatsarbeit von KatiaDähler, Zürich 2012.teneinnahmen stützen sie sich alleine aufWerbegebühren und einige auf den bescheidenenBeitrag der Gemeinden, dieden Anzeiger für ihre amtlichen Mitteilungenbenutzen. Damit müssen, wiezum Beispiel bei der «Kreuzlinger Zeitung»,zehn Mitarbeiter entlöhnt werden. Dazukommen Druckkosten, die unerbittlichsteigenden Posttaxen und ein Auftritt imInternet.Geschäftsführerin Nina Paproth zählteam Kolloquium vom 26. November abernoch weitere Herausforderungen auf, dersie sich als Unternehmerin gegenübersteht:«Es ist schwierig, Lokalredaktorenzu finden.» Eine Aussage, die man auchso verstehen kann, dass der Journalismusfür Junge keine interessante Berufsperspektivemehr darstellt. Und weiter: «Dawir unter enormen Kostendruck stehen,müssen wir auch den Umfang der Zeitungständig der momentanen Einnahmesituationanpassen. Das wird von unserenLesern nicht immer verstanden, die sichgerne umfangreichere Beiträge überihren Lebensbereich wünschten.»Amtliche Publikationen müssennicht gedruckt publiziert werdenIm Kanton Thurgau ist die Amtspublikationspflichtsehr liberal geregelt, ein geoffizielleAmtsblatt oder beschränkensich gar auf den Anschlagkasten der Gemeinde.Da alle diese Informationen inder Regel auch auf der Gemeinde-Websiteveröffentlicht werden, muss der internetgewohnteBürger dafür nicht mehrmal aus dem Haus gehen, um an dieInformationen seiner Gemeinde zu gelangen.Zyklus «Wie stärken wir unsere Lokalanzeigerund Kleinzeitungen? Die wirtschaftlicheund gesellschaftspolitischeBedeutung der regionalen Berichterstattung»;<strong>Lilienberg</strong> Kolloquium vom 26. November2012, «Die Rolle der Anzeiger inder regionalen Berichterstattung», mitKatia Dähler, Universität Zürich, NinaPaproth, Geschäftsleiterin «KreuzlingerZeitung», Kreuzlingen, und Brigitte Kaufmann-Arn,Gemeindeammann, Uttwil;Moderation: Dr. Andreas Jäggi (AktionsfeldMedien & Kommunikation).


46GesprächVon Gabor Csernyik *Zuwanderung ist kein Ausländer-,sondern ein WachstumsthemaBei der Zuwanderung geht es primär umArbeitsplätze, Infrastruktur, Wohnraumund Bildung – und damit um Wachstum.Dass der Anteil der ausländischen Arbeitskräftenoch weiter ansteigt, könnte allerdingsdurchaus vermieden werden, etwawenn das einheimische Potenzial anArbeitskräften besser genutzt würde.Doch dazu bedarf es der Förderung derakademischen Ausbildungen. Dies isteine der Erkenntnisse des vierten Kolloquiumszu den Folgen der Personenfreizügigkeit.Der Kanton Zug ist heute ein internationalerFirmenstandort mit 118 000Einwohnern aus 124 Nationen. Treiberdes Bevölkerungswachstums der vergangenenJahrzehnte seien die Arbeitsplätzegewesen, sagte Dr. BernhardNeidhart, Chef des Amts für Wirtschaftund Arbeit Kanton Zug, am Kolloquiumvom 1. Oktober. Begünstigt durch diezentrale Lage bieten die rund 30 000 imHandelsregister verzeichneten Organisationen83 000 Arbeitsplätze an. Die Mehrheitdavon im Dienstleistungssektor, derim Kanton Zug überdurchschnittlich ist.Zuwanderer vor allem aus ÜberseeLaut Bernhard Neidhart ist die Wachstumswirkungder Zuwanderung hoch. Essei eine Zunahme der Zuzüger aus Überseefestzustellen, während osteuropäischeLänder in den vergangenen Jahren einenRückgang verzeichneten. Zug ist imWeiteren auch ein Zupendler-Kanton.Grundsätzlich ist für Bernhard Neidhartdie Zuwanderung kein Ausländer-, sondernein Wachstumsthema. Es geht umArbeitsplätze, Infrastruktur, Wohnraumund Bildung. Weitere Ängste in derGesellschaft betreffen auch Themen wieLebenshaltungskosten, Nachbarschaftund Vereinsleben. Der Kanton Zugfördert Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur,unterstützt private internationaleSchulen mit Schulgeld undgünstigen Darlehen und treibt den günstigenWohnungsbau (Baugenossenschaften)sowie das verdichtete Bauenvoran. Überkantonale Engagements inder Greater Zurich Area oder dem MetropolitanraumZürich dienen der Förderungdes Grossraums Zug.Ausländeranteil in Zürichbald bei 50 Prozent?Im Kanton Zürich liegt der Anteil ausländischerArbeitskräfte derzeit bei einemDrittel, in 20 Jahren schätzungsweise bei50 Prozent. Dr. Aniela Wirz, Leiterin derFachstelle Volkswirtschaft im ZürcherAmt für Wirtschaft und Arbeit (Awa) erläutertedie Ergebnisse aktueller Studien,mit denen das Awa die zuweilen sehremotional geführte Debatte um die Zuwanderungversachlichen will. Ein Ausländeranteilvon 40 Prozent liesse sicherreichen, wenn das einheimische Potenzialan Arbeitskräften besser ausgenütztwürde. Dafür wäre eine Ausbildungsoffensivenötig, die als Schwerpunkte dieFörderung akademischer Ausbildungenund der Gymnasien sowie der Vereinbarkeitvon Familie und Beruf (Förderunghochqualifizierter Frauen durch günstigereKinderbetreuung) beinhaltet.Denn die Zuwanderung im Kanton Zürichsei in den vergangenen Jahren fast ausschliesslichim Bereich der sehr gut bisHochqualifizierten erfolgt, sagte AnielaWirz. Das klassische Bild der eingewandertenArbeiter aus dem Süden undOsten gelte nicht mehr. Rund 75 Prozentder Zuwanderer sind Erwerbstätige undderen Familiennachzug. Der Arbeitsmarktist somit der dominierende Faktorder Zuwanderung. Die meisten Zuwanderersind unter 40, wohnen in der StadtZürich und sind Doppelverdiener ohneKinder.


Unter den Gesprächsteilnehmern warenunter anderem der Soziologe undRaumplaner René Anliker (Zweiter vonlinks) sowie Gabor Csernyik vom Amtfür Wirtschaft und Arbeit des KantonsZürich und Verfasser der Textzusammenfassungauf dieser Doppelseite. Rechtszwei der drei Referenten: Dr. BernhardNeidhart und Dr. Aniela Wirz.Die Zuwanderung Hochqualifizierter führtgemäss den Studien tendenziell zu einergeringeren Segregation der Bevölkerung(weniger Ausländerquartiere). SchweizerFamilien bleiben in der Stadt; der Preisdrucktreibt eher die «alten», weniger gutqualifizierten Zuwanderer in die Agglomeration.Es besteht zwar eine Verbindungzwischen der Zuwanderung undden steigenden Wohnkosten, aber derKostendruck trifft vor allem die neuenZuwanderer überproportional. Schweizersind besser vernetzt, eher in Baugenossenschaftenvertreten und weniger aufden offenen Wohnungsmarkt angewiesen.Steigende Wohnkosten bremsenletztlich die Zuwanderung wieder.Personenfreizügigkeit –Erfolgsrezept für die SchweizMigration bringt Wohlstand. Für Dr.Marco Salvi, Projektleiter bei Avenir Suisse,steht dies ausser Frage. Anhand einerKarte der Pendelströme zeigte er eindrücklichauf, wie sich der SchweizerWirtschaftsraum mit den Grenzgängernausdehnt. Das Erfolgsmodell der Schweizskizziert er wie folgt: ein flexibler Arbeitsmarktmit hohen Löhnen, überdurchschnittlicheöffentliche Dienstleistungenbei guten steuerlichen Rahmenbedingungenund der Vorteil eines Headquarter-Standorts. Als Gewinner der Freizügigkeitsieht Marco Salvi die Unternehmer undKapitalbesitzer. Sie profitieren von mehrArbeitskräften bei gleichbleibenden Löhnen.Deshalb wäre ein freiwilliger Beitragvon Unternehmen, die ausländischeArbeitskräfte einstellen, prüfenswert.Wenn das Tischtuch nicht denganzen Tisch abdecktDie anschliessende Diskussion zeigte dieVielschichtigkeit des Themas Zuwanderung.Von Ausländern und Natur schutz,höheren ÖV-Tarifen für Pendler, der Qualitätder Ausbildungsstätten, föderalistischenStrukturen und Wachstum istdie Rede, aber auch von traditionellenFamilien- und Stadtbildern und der Veränderungsbereitschaftals Grundlage zukünftigenWohlstands. Die Teilnehmerwaren sich einig, dass die Zuwanderungein komplexes Thema ist. GanzheitlicheAnsätze würden zu wenig öffentlich diskutiert.Die Diskussion schloss mit demBild der Schweizer Wirtschaft, die alsTisch grösser geworden ist als das Tischtuch,welches Politik und Gesellschaft zurVerfügung steht. Es gilt nun, am richtigenOrt zu ziehen, um der Schweiz auch inZukunft Wachstum und Wohlstand zuermöglichen.Zyklus «Die Folgen der Personenfreizügigkeit»;Kolloquium vom 1. Oktober2012, «Soziale Veränderungen und gesellschaftlicheAuswirkungen», mit Dr.Bernhard Neidhart, Chef Amt für Wirtschaftund Arbeit Kanton Zug, Dr. MarcoSalvi, Projektleiter, Avenir Suisse, und Dr.Aniela Wirz, Leiterin Fachstelle Volkswirtschaft,Amt für Wirtschaft und ArbeitKanton Zürich; Moderation: ChristophVollenweider, Leiter Unternehmertum.* lic. oec. publ. Gabor Csernyik ist Leiterder Geschäftsstelle für die interinstitutionelleZusammenarbeit im KantonZürich beim Amt für Wirtschaft undArbeit (Awa). Er besitzt berufliche Ausbildungen(Fachausweise) als Personalberaterund Ausbilder.


48GesprächVon Heinrich WirthAusländische Firmen sollen nichtzur Lehrlingsausbildung verpflichtet werdenSoll man internationale Firmen verpflichten,Ausbildungsplätze anzubieten? DieserFrage war das dritte Kolloquium im Zyklus«Arbeitswelt und nationale Bildungsstandards– ein Dialog tut Not» gewidmet.Nein, finden die drei Referenten, die am19. November auf <strong>Lilienberg</strong> auftraten:Sie sind sich vorbehaltlos einig, dass esunsinnig wäre, durch gesetzliche Vorschrifteninternationale Firmen zu zwingen,Berufsausbildungen anzubieten. Hingegensei es sinnvoll, das schweizerische dualeBildungssystem immer wieder im Auslandzu erklären und seine Anpassungsfähigkeitund Qualität auch sichtbar zumachen.Der Direktor Produktion der GDELS­Mowag, Peter Ludwig, steht mit überzeugendenArgumenten hinter der Berufsausbildungseiner internationalen Firma.Jedes Jahr bildet sie in Kreuzlingen zehnbis zwölf Lernende aus. Dies ist für Mowaginteressant, weil jedes Jahr mehrere Lehrlingenach dem Lehrabschluss als festangestellteMitarbeitende übernommenwerden. Dies sei für das Unternehmenauch aus finanziellen Gründen attraktiv,«denn diese Leute sind vom ersten Tagihrer Anstellung in der Lage, produktiv zuarbeiten», sagte Peter Ludwig. Die Weiterbeschäftigungim Betrieb ist aber auchfür die ehemaligen Lernende spannend.Bei guter Leistung haben sie die Chance,an anderen Standorten des Konzerns inEuropa oder Nordamerika zu arbeitenund dabei Karriere zu machen.Weiterbildung geniessthohen StellenwertDer General-Dynamic-Konzern legt ganzallgemein grossen Wert auf (Weiter-)Bildung aller Mitarbeitenden, denen esspäter zugute kommt, wenn sie mit derinternationalen Firmenkultur bereits vertrautsind. Neben der Lehrlingsausbildungbietet die GDELS-Mowag auch Praktikumsplätzefür Fachhochschul- und ETH­Absolventen an. Im Mutterkonzern istdie Qualität der schweizerischen dualenBerufsausbildung bekannt, denn die(amerikanische) Personalchefin an derKonzern spitze kennt sie aus eigenerErfahrung aufgrund ihrer Besuche inKreuzlingen.Nicht bei allen internationalen Firmen inder Schweiz ist die Lage jedoch dergestaltideal, wie Ueli Berger, Chef des Amtes fürBerufsbildung und Berufsberatung desKantons Thurgau, berichtete. Die Kontakteseien in der Regel sehr positiv und diePersonalverantwortlichen der internationalenFirmen fast immer hoch motiviertfür eine Zusammenarbeit mit der Berufsausbildung.Schwieriger werde es jeweils,die CEOs für die Lehrlingsausbildung zugewinnen, die meist aus dem Auslandkämen und auch schnell wechselten.Unsere Berufsausbildung ist ähnlich jenerin Deutschland und in Österreich, abermit dem übrigen Ausland nicht vergleichbar,schon gar nicht mit dem angelsächsischenRaum. Ueli Berger betonte,dass die Berufsausbildung eine solidarischeAufgabe aller sei, denn letztlich nütze sieallen, wobei sie auch stark zur Integrationbeitrage. «Die duale Ausbildung hat sichimmer wieder erneuert und ist deshalbsehr gut aufgestellt, ein gesetzliches Obligatoriumfür ausländische Firmen deshalbunnötig.» Viel problematischer sei,so Ueli Berger, dass sich die Firmen umdie besten Lernenden reissen, was indessendie Chancen für weniger leistungsfähigeSchülerinnen und Schüler,eine Lehrstelle zu erhalten, schmälere.Viele internationale Firmenbilden Lernende ausStänderätin Brigitte Häberli-Koller nahmdieses Thema auf: Beim Eintritt in die Berufsausbildungwerde in den kommen­


Dr. Heinz Bachmann vom AktionsfeldBildung & Sport (Mitte) mit den Referenten,Ständerätin Brigitte Häberli- Kollerund Peter Ludwig.den Jahren mit einem Rückgang der Zahlder Lernenden von 6 Prozent gerechnet,was das von Ueli Berger geschilderte Problementschärfen dürfte. «Es werdenkünftig mehr Lehrstellen angeboten alses Lehrstellensuchende geben wird.Wenn also einzelne internationale Firmenkeine Lehrstellen anbieten, ist das nichtwirklich ein Problem. Ausserdem zeigteine noch nicht abgeschlossene Untersuchung,dass sich internationale Firmenmit mehr als 50 Mitarbeitenden mehrheitlichin der Berufsausbildung engagieren.»Hingegen erachtet es der Bund lautBrigitte Häberli-Koller als notwendig, dasschweizerische duale Bildungssystem immerwieder zu erklären. Nicht zuletzt dieengagierte Mitarbeit im Kopenhagenprozessder EU mache die Qualität derschweizerischen Berufsausbildung imAusland bekannt (siehe Kasten).Der Bund ist verantwortlich für die RegelungZyklus «Arbeitswelt und nationaleder Berufsausbildung, die Kantonefür die Schulbildung. Der Bund ist sehrinteressiert daran, dass mit dem Lehrplan21 ein einheitliches Fundament entsteht,auf dem die Berufsausbildung aufbauenkann. Das wird den Übertritt für Jugendlicheins Berufsleben erleichtern.Bildungs standards – ein Dialog tut Not»;<strong>Lilienberg</strong> Kolloquium vom 19. November2012, «Soll man internationale Firmenverpflichten, Ausbildungsplätze anzubieten?»mit Ständerätin Brigitte Häberli-Koller, Bichelsee, Ueli Berger, Chef Amtfür Berufsbildung und BerufsberatungKanton Thurgau, und Peter Ludwig, DirektorDie anschliessende Diskussion im Plenumzeigte, dass die Erwartungen an denLehrplan 21 gross sind, da heute derFöderalismus im Bildungswesen zu weitProduktion, GDELS-Mowag GmbH,Kreuzlingen; Moderation: Dr. HeinzBachmann und Prof. Heinrich Wirth(Aktionsfeld Bildung & Sport).gehe und so letztlich den WirtschaftsstandortSchweiz nicht stärke. Fakt ist:Wir werden darauf angewiesen sein, dassin Zukunft noch mehr Jugendliche alsheute einen Berufsabschluss erreichen.Der Kopenhagenprozess der EUDer Kopenhagenprozess ist eine Strategie der EU zur Steigerung der Attraktivitätder beruflichen Bildung. Durch den Europäischen Qualifikationsrahmen für lebenslangesLernen, der mit dem Nationalen Qualifikationsrahmen für lebenslangesLernen kompatibel ist, entsteht eine länderübergreifende Vergleichbarkeit derAbschlüsse (www.bbt.admin.ch / kopenhagen).Die Bundesverfassung regelt die Aufgaben von Bund und Kantonen in Bezugauf die Bildung. Für das Schulwesen sind die Kantone zuständig. Bei der Berufsbildunghat der Bund die Regelungskompetenz. Falls die Kantone in gemeinsamerKoordination keine Harmonisierung der Schule erreichen, erlässt der Bund dienotwendigen Vorschriften.


50GesprächVon René Eggenberger *Auf Baustellen ist das Potenzialfür den Einsatz sozialer Medien riesigDie Zahl der Unfälle auf dem Bau nimmtim Vergleich mit anderen Branchen einenSpitzenplatz ein. Neben vielen anderenGründen spielt mangelnde und nicht erfolgreicheKommunikation eine wichtigeRolle. Mit einer internationalen Kooperation(Zürcher Hochschule für AngewandteWissenschaften – UniversitätWien – Bergische Universität Wuppertal)wird untersucht, wie die Baustellensicherheitdurch den Einsatz sozialer Medienund erhöhter Sprachkompetenz verbessertwerden kann.Prof. Dr. Karl Ille von der Universität Wienpräsentierte zu Beginn der Veranstaltungvom 11. Oktober auf <strong>Lilienberg</strong> die Auswertungsergebnissezahlreicher Experteninterviewsund die Beobachtungsergebnissedes Wiener Projektteams vonkonkreten Grossbaustellen in Wien, darunterjener des neuen HauptbahnhofsWien. Hierbei zeigte er auf, dass die Kommunikationsabläufeauf Grossbaustellensehr komplex sind. Dazu tragen die Vielzahlder auf der Baustelle tätigen Firmen,die Handwerker und Arbeiter unterschiedlicherHerkunft, Sprache und Kultur,unterschiedliche Ausbildungsstände sowiedie zeitlichen und räumlichen Diskontinuitätenmassgeblich bei.Das Nebeneinander mehrerer FremdundFachsprachen sowie verschiedensterKommunikationswege und -mittel beeinträchtigendie Sicherheit. Fakten zu denZusammenhängen zwischen sprachlichkommunikativenDefiziten und der Baustellensicherheitkönnen interdisziplinäreLösungen wie die Förderung der Sprachkompetenzoder die Überprüfung derLeistungsfähigkeit des verfügbaren Unterrichtsmaterialsfür die Sicherheitsschulungunterstützen.Austausch mit sozialen Medienführt zu mehr SicherheitMichael Schanne, Dozent und ProjektleiterForschung an der ZHAW, erläutertedie Merkmale der sozialen Medien: Sieorganisieren Informationsflüsse, ortendie Nutzer, eröffnen den zeitgerechtenZugang zu gesichertem und umfassendemWissen. Soziale Medien geben zudemjenen eine Stimme, die öffentlich nichtwahrgenommen werden und ermöglichenes ihnen, sich zu organisieren undzu beteiligen. Interessant ist, dass sichPersonen austauschen, Informationenteilen, Meinungen bilden und Befindlichkeitenkommunizieren können. In diesemSinne entsteht eine andere, lokale Sichtdes Risikos auf der Baustelle, die sich vonder abstrakten Sicht der Sicherheitsverantwortlichenunterscheidet.Die Zusammenführung der von Regeln und«paperwork» geprägten hierarchieverpflichtenden«top down»-Informationund -Kommunikation sowie dem auf Praxisberuhenden «bottom up»-Austausch kannzu besseren Resultaten der Sicherheitskommunikationführen. In diesem Sinneortet Michael Schanne ein grosses Potenzialfür den Einsatz « sozialer Medien».Dr. Angelo Ciampi, ebenfalls von derZHAW, stellte die Sprachkompetenz alsChance für eine bessere Sicherheitskulturauf Baustellen in den Mittelpunkt seinerBetrachtungen. Gesetzgebung und Sicherheitsnormenhelfen Sicherheit zu fördern;wünschenswert wäre jedoch ein spontanes«Leben» der Vorschriften durch dieMitarbeitenden aufgrund einer innerenHaltung. Dieser Paradigmenwechsel setztPartizipation bei der Ausarbeitung vonVerhaltensregeln und präventiven Massnahmenvoraus, die nur auf der Grundlagevon Sprachkompetenz verwirklichtwerden kann. Fehlt diese, werden schriftlicheund mündliche Kommunikationsmittelignoriert – aus der Warte derSicherheit betrachtet ein unerwünschterZustand.


51Gemeinsame Grundlagefür Vergleich von BaustellenDass eine Verbesserung der Sicherheitskulturauf mehrsprachigen Baustellennur in einem interdisziplinären Ansatzerreicht werden kann, legte MichaelSchanne mit einem Projektvorschlagüberzeugend dar: Sprachwissenschaftliche,risiko- und gesundheitskommunikative,medienwissenschaftliche, organisationssoziologische,gruppendynamische,ethnographische, kommunikationspsychologischeund lern pädagogischeElemente müssen analysiert undmiteinander vernetzt werden. Gleichzeitigmüssen die Charakteristika verschiedenartigerBaustellen ermittelt werden,um eine gemeinsame Grundlage fürVergleiche von Baustellen untereinanderund länderübergreifend für Deutschland,Österreich und die Schweiz anstellenzu können. Die Resultate solleneine Aussage bezüglich der Kosten desunsicheren Verhaltens und dem Nutzenkünftigen sichereren Verhaltens ermöglichen.Bei aller Betroffenheit, diemit einem Unfall verbunden ist, gehtletztlich von dieser Abwägung einstarker Impuls für die ständigen Bemühungenum grösstmögliche Sicherheitaus.Kosten- und Zeiteffizienzversus SicherheitIn der von Prof. Dr. Urs Willi, DirektorDepartement Angewandte Linguistik derZHAW, geleiteten Diskussion wurde derDruck auf die Arbeitgeber, Kosten, Zeitaufwandund Sicherheit unter einen Hutbringen zu müssen, als weiteres Sicherheitsrisikobeurteilt. Der Zusammenhangzwischen Sprachkompetenz und Sicherheitsowie die Forderung nach erhöhterSprachkompetenz und Sicherheitsausbildungblieben unbestritten. Wesentlicherschien den Teilnehmern, dass sämtlicheBeteiligte frühzeitig in die Sicherheitsdiskussionund die Lösungssuche miteinbezogenwerden und sie so von Betroffenenzu Beteiligten werden. Die engagiertgeführte Diskussion und die von Teilnehmernspontan geäusserte Bereitschaftzur Mitarbeit unterstrichen Aktualitätund Bedeutung des Themas.Unternehmerisches Gespräch vom 11. Oktober2012, «Sicherheit auf mehrsprachigenBaustellen – vielfach unterschätzteRolle der Kommunikation», in Zusammenarbeitmit der ZHAW, Zürcher Hochschulefür Angewandte Wissenschaften, DepartementAngewandte Linguistik, mitAssistenzprofessor Mag. Dr. Karl Ille, Uni-versität Wien, Michael Schanne, ZürcherHochschule für Angewandte Wissenschaften(ZHAW), und Dr. Angelo Ciampi,Zürcher Hochschule für AngewandteWissenschaften (ZHAW); Gastgeber, inVertretung der Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum:Christoph Vollenweider,Leiter Unternehmertum; Moderation:Prof. Dr. Urs Willi, Direktor DepartementAngewandte Linguistik Zürcher Hochschulefür Angewandte Wissenschaften(ZHAW).* Dr. René Eggenberger ist wissenschaftlicherMitarbeiter für Sprache undSicherheit an der Zürcher Hochschule fürAngewandte Wissenschaften und beiarmasuisse.


52BildungVon Jürg Martin *Eine Gesprächstags-Reihe für zukünftigeUnternehmerinnen und UnternehmerDas <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum bieteteine ideale Ergänzung zu den Aktivitätender MSM-Gruppe im Startup-Bereich.<strong>Lilienberg</strong> ist ein Ort, an dem weg vomTagesgeschäft Grundsätzliches erlernt,erarbeitet und ausgetauscht werdenkann. Dies ist zum einen sehr wichtig,wird zum andern jedoch oft sträflich vernachlässigt.Hauptgrund sind wohl dievielen praktischen, unmittelbar anstehendenund oft dringenden Aufgaben,die ein Unternehmensaufbau mit sichbringt. Ausserdem sind Unternehmer oftetwas einsam: Sie haben Aktionäre, Mitarbeiter,Lieferanten, Kunden, aber niemandenauf gleicher Stufe.Die MSM-Gruppe und <strong>Lilienberg</strong> wollengemeinsam eine Reihe von Gesprächstagenanbieten, an denen wichtigeGrundlagen des Unternehmertums behandeltund mit dem praktischen Alltagverbunden werden. Die unternehmerischeGrundhaltung von <strong>Lilienberg</strong> ist dafür einsehr geeignetes Instrument. Eine Aufteilungin menschliche, sachliche undwirtschaftliche Aspekte drängt sich auf.Die Beantwortung der vier Fragen «Wasmacht Sinn?», «Was macht Spass?»,«Was macht stark?» sowie am Schluss«Was lohnt sich?» sollte Grundlage jederwegweisenden Entscheidung eines Unternehmerssein.Wünsche der Teilnehmereinfliessen lassenDie Gesprächstage richten sich an Personen,die sich überlegen, Unternehmer zuwerden und an solche, die es bereits gewagtund die ersten Schritte zum Unternehmergetan haben. Die Themen dereinzelnen Anlässe werden gegenwärtigerarbeitet und aufgrund der Anregungenund Wünsche der Teilnehmer laufendergänzt und angepasst. Zunächst wird esum die Person des Unternehmers gehen:Das heisst um die persönlichen Voraussetzungenfür den Erfolg und um dieFragen, wie die Unternehmer allenfallsgestärkt werden sollten und worauf siesich im Unternehmerleben gefasst machendürfen und müssen.Weitere Gesprächstage widmen sich Themenwie Geschäftsplanung und derenEinhaltung oder Flexibilisierung, Finanzierung,Nutzen der modernen Medien.Ausser Vertretern der MSM-Gruppe undvon <strong>Lilienberg</strong> werden auch externeWissens- und Erfahrungsträger einbezogen.Die Teilnehmer der GesprächstageDie Spitzenleute der MSM-Gruppe im<strong>Lilienberg</strong>raum, dem «Raum desFühlens», wo sich die Teilnehmer derGesprächstage mit den grundsätzlichenFragestellungen jedes Unternehmersauseinandersetzen (von links):Hans Rudolf Metzger, Leiter Business &Finance, Elsbeth Martin, Mitglied derGeschäftsleitung, und Dr. Jürg Martin,Mitglied der Geschäfts leitung unddes Verwaltungsrates.(Bild: Glenn Mueller Amstutz)


53werden in verschiedenen Gefässen vonihnen profitieren können, namentlichauch im persönlichen Gespräch übereigene Themen.Attraktive BedingungenDie Gesprächstags-Reihe ist darauf ausgerichtet,dass werdende Unternehmersie als dauerndes Begleit- und Feedback-Forum nutzen können und ausser Wissenauch wertvolle Bekanntschaften aufbauen.Insbesondere regelmässigen Teilnehmernwerden daher attraktive Bedingungengeboten. Generell werden dieKosten dank unentgeltlichem Mitwirkender MSM-Gruppe und teilweise der externenExperten sowie grosszügigemEntgegenkommen des Unternehmerforums<strong>Lilienberg</strong> sehr gemässigt ausfallen.Allen Mitwirkenden liegt daran,dadurch einen Beitrag zu einem gesunden,soliden Wachstum des Unternehmertumszu leisten.Eckdaten zur MSM-GruppeDie MSM-Gruppe (www.msmgroup.ch) ist ein interdisziplinäres, internationalesTeam für Betriebswirtschaft, Recht und Office Services. Es begleitet Unternehmenbei Start, Aufbau, Veränderung und im täglichen Geschäft in der Schweiz und inverschiedenen dynamischen Märkten. Im Bereich Neu-Unternehmen («Startup»)hat die MSM-Gruppe seit über 15 Jahren viel Wissen und Erfahrung gesammelt.Das MSM-Team unterstützt als Dienstleister den Unternehmensaufbau bei derPlanung, beim Bau eines soliden rechtlichen Fundaments und bei administrativenAufgaben wie Buchhaltung, Personal- und Versicherungswesen. Dank einemeigenen kleinen Business Center kann MSM auch Büros und Arbeitsplätze meistsehr kurzfristig verfügbar machen. Ausserdem gründete die MSM-Gruppe voretwa zehn Jahren die MSM-Investorenvereinigung (www.msmgroup.ch/iv) undbietet jährlich den MSM-Genesis-Jungunternehmerpreis an (www.msmgroup.ch/genesis).Auf der Internetseite von <strong>Lilienberg</strong>(www.lilienberg.ch) könnenSie sich jeder zeit über die aktuellenGesprächstage informierenund sich anmelden. Gerne werdenwir an gleicher Stelle auch überResultate und Erkenntnisse derGesprächstags-Reihe berichten.* Dr. Jürg Martin ist Mitglied der Geschäftsleitungund des Verwaltungsratsder MSM-Gruppe.


54In eigener SacheVon Stefan Bachofen<strong>Lilienberg</strong> Freunde im persönlichen Dialogmit UnternehmerpersönlichkeitenEine Mitgliedschaft als <strong>Lilienberg</strong> Freundist eine lohnende Investition. Für 500 Frankenim Jahr können <strong>Lilienberg</strong> Freundean allen Gesprächsveranstaltungen derStiftung teilnehmen. Sie haben zudemdie Gelegenheit, aussergewöhnliche Persönlichkeitenauf Augenhöhe zu erlebenund mehr über ihren Werdegang undihre Wertehaltung zu erfahren. In denkommenden Wochen werden unter anderemder Präsident des SchweizerischenGewerbeverbandes, Nationalrat Jean-François Rime, der Rektor der UniversitätSt. Gallen, Prof. Dr. Thomas Bieger, unddie ehemalige Chefin der SchweizerBörse, Antoinette Hunziker-Ebneter, aufdem <strong>Lilienberg</strong> Podium Platz nehmen.Zugesagt für einen Auftritt im 2013 hatausserdem der Schweizer HerzchirurgProf. Dr. med. Thierry Carrel.Eine Mitgliedschaft in der <strong>Lilienberg</strong>Gemeinschaft macht einzigartig Sinn,ausserordentlich Spass, einmalig starkund lohnt sich über alles: Als Teil einesein maligen unternehmerischen Netzwerkslernen <strong>Lilienberg</strong> Freunde hochkarätigePersönlichkeiten und Fachleute ausWirtschaft, Wissenschaft, Politik, Gesellschaftund Armee nachhaltig kennen.Und sie erleben spannende Diskussionenmit ihnen – selbstverständlich immer miteinem direkten Bezug zum Unternehmertum.<strong>Lilienberg</strong> Freunde bringen sich und knüpfen <strong>Lilienberg</strong> Freunde beim ApéroNach den Gesprächsveranstaltungenihre Erfahrungen aber auch selber ein Kontakte zu den Referenten und Fachleutenund pflegen Freundschaften mitund wirken bei der Suche nach Antwortenengagiert mit.anderen unternehmerisch denkendenund handelnden Personen aus den verschiedenstenGesellschaftsbereichen. Zu­Im Detail heisst das: <strong>Lilienberg</strong> Freundekönnen unentgeltlich zusammen mit sätzlich erhalten sie unsere Publika tionen.einer Begleitperson an allen Diskussionsveranstaltungender Stiftung teilnehmen, Nähere Informationen zur <strong>Lilienberg</strong> MitgliedschaftFreund gibt es unter dernämlich an den:• ForenTelefonnummer 071 663 23 23, per E-• BesonderheitenMail info@lilienberg.ch oder im Internet:• Kolloquienwww.lilienberg.ch• Tagungen (ohne Begleitperson)• Ausserordentlichen Gesprächen• <strong>Lilienberg</strong> Gesprächen<strong>Lilienberg</strong> Freunde lernen ausserordentliche Persönlichkeiten aus Wirtschaft undPolitik (hier der frühere Vize-Bundeskanzler Dr. Oswald Sigg, Mitte) nach denPodiumsveranstaltungen näher kennen.


<strong>Lilienberg</strong> UnternehmertumIndustriestrasse 1CH-8340 HinwilTelefon +41 44 938 70 00Fax +41 44 938 70 99<strong>Lilienberg</strong> UnternehmerforumBlauortstrasse 10CH-8272 ErmatingenTelefon +41 71 663 23 23Fax +41 71 663 23 24info@lilienberg.chwww.lilienberg.ch

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