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- 316 - 3161144zwingend den nationalen Rechtsweg zu eröffnen (Art. 19 Abs. 4 GG), 1913) andererseitsist das BVerfG zur Entscheidung darüber zuständig, ob aufgrund zwingender Vorlagefür den Fall der Vorlage des nationalen Fachgerichts im Zweifelsfall eine Regel desVölkerrechts gegeben ist, 1914) die dann das nationale Fachgericht beachten soll. Unterläßtein Fachgericht eine gebotene Vorlage nach Art. 100 Abs. 2 GG, 1915) so kanndarin der Entzug des gesetzlichen Richters nach Art. 101 Abs. 1 Satz 2 GG gegebensein, 1916) wenn die angegriffene Entscheidung auf der Unterlassung der Vorlage beruht.1917)Für den Fall der Vorlage nach Art. 100 Abs. 2 GG hat der Tenor der Entscheidung desBVerfG Gesetzeskraft (Art. 94 Abs. 2 GG, § 13 Nr. 12. und § 31 Abs. 2 BVerfGG).1918)11451146b) BVerfG und europäischer Grundrechtsschutz des EuGHInsoweit wird auf oben schon dargelegtes verwiesen. 1919) Indem die EMRK Rechtserkenntnisquelleder Gemeinschaftsgrundrechte ist und für das Gemeinschaftsrecht Anwendungsvorrangfür das nationale Recht besteht, nehmen auf diesem Wege auchGrundrechte der EMRK an diesem Anwendungsvorrang teil. Folglich sind nationaleBehörden und damit auch Finanzämter verpflichtet, Gemeinschaftsrecht zur Anwendungzu bringen und haben folglich dadurch auch Gemeinschafstgrundrechte derEMRK zur Geltung zu verhelfen. 1920)Schwarze 1921) weist darauf hin, daß mitgliedstaatliche Gerichte den Wandel (noch)nicht akzeptiert hätten, wonach das nationale Verfassungsrecht von europäischen Verfassungsgrundsätzenund Prinzipien „überwölbt“ werde. Eine mögliche Vorlage des1913)1914)1915)1916)1917)1918)1919)1920)1921)Deshalb ist auch in der Regel Entscheidungsgrundlage die Zulässigkeit einer erfolgten Vorlage:Eine Vorlage kann auch im Rahmen der Beweiserhebung geboten sein, wenn die vorgesehene Beweiserhebungdie Gefahr einer Völkerrechtsverletzung gegenüber einem fremden Staat in sichbirgt. Eine Vorlage ist ferner auch dann zulässig, wenn es nicht um Rechte/Pflichten des Einzelnengeht, sondern Staaten bzw. ihre Organe als Normadressaten angesprochen sind: BVerfG13.12.1977 – 2 BvM 1/76, BVerfGE 46, 342, 360 und 362.BVerfG 14.05.1968 – 2 BvR 544/63, BVerfGE 23, 288, 316 ff.Objektive Zweifel, und nicht nur subjektive Zweifel des Gerichts, über die Tragweite des Art. 25GG reichen: BVerfG 30.10.1962 – 2 BvM1/60, BVerfGE 15, 25, 31; BVerfG 30.04.1963 – 2BvM1/62, BVerfGE 16, 27, 32; BVerfG 14.05.1968 – 2 BvR 544/63, 23, 288, 318; BVerfG12.04.1983 – 2 BvR 678, 679, 680, 681, 683/81, BVerfGE 64, 1, 14BVerfG 14.05.1968 – 2 BvR 544/63, 23, 288, 320; BVerfG 12.04.1983 – 2 BvR 678, 679, 680,681, 683/81, BVerfGE 64, 1, 14, 21, wobei das BVerfG jeweils hat dahinstehen sein lassen, obdas Unterlassen der Vorlage zudem willkürlich sein muß.BVerfG 12.04.1983 – 2 BvR 678, 679, 680, 681, 683/81, BVerfGE 64, 1, 21; BVerfG 30.04.1963– 2 BvM 1/62, BVerfGE 16, 27, 32BVerfG 14.05.1968 – 2 BvR 544/63, 23, 288, 318Ferner Schwarze NJW 2005, 3459, 3462Britz NVwZ 2004, 173, 174Schwarze NJW 2005, 3459, 3462
- 317 - 317114711481149BVerfG zum EuGH finde nicht statt, 1922) weil man anscheinend die Gefahr einer möglichenUnterordnung unter europäische Integrationsvorgaben sehe.Der am 13.12.2007 unterzeichnete Vertrag von Lissabon sieht für den europäischenGrundrechtsschutz u.a. folgendes vor:- eine Grundrechtscharta auf der normhierachischen Ebene des Primärrechts,- eine primärrechtliche Grundlage für einen Beitritt der EU zur EMRK. 1923)Dies wirft die Frage auf, inwieweit nationales Recht an den Unions-Grundrechten undan der Charta der Grundrechte zu messen ist. 1924) Hierzu hat der EuGH 1925) u.H.a. Art.6 Abs. 1 Unterabs. 3 EUV, Art. 52 Abs. 7 und 51 Abs. 1 GRCh folgendes iudiziert:- Der Anwendungsbereich der EU-Grundrechte-Charta gilt gemäß Art. 51 Abs. 1GRCh für die Mitgliedstaaten ausschließlich bei der Durchführung des Rechtsder Union. 1926) Mithin müssen Mitgliedstaaten, wenn sie im Anwendungsbereichdes Unionsrechts handeln, die Grundrechte der GRCh beachten. Und kommt es zueinem Vorlageverfahren zum EuGH, muß dieser auch prüfen, ob eine Vereinbarkeitmit der GRCh gegeben ist. Und in diesem Zusammenhang muß der EuGHdann dem vorlegenden Gericht Hinweise geben, die notwendig sind, um erkennenzu können, was notwendig ist, um zu einer Vereinbarkeit mit der GRCh zu gelangen.1927)- Unterfällt dagegen eine gesetzliche Regelung eines Mitgliedstaates nicht in denGeltungsbereich des Unionsrechts, dann prüft der EuGH eine Vereinbarkeit derselbenmit der GRCh nicht, so daß dieserhalb auch kein Vorlagegrund gemäß Art.267 AEUV gegeben sein kann. 1928) Für diesen Fall sind Betroffene darauf angewiesen,Grundrechtsschutz nach nationalem Verfassungsrecht und ggf. dem derEMRK geltend zu machen. 1929)1922)1923)1924)1925)1926)1927)1928)1929)Anders etwa ÖstVerfGH 10.03.1999 – B 2251/97, n.V. der ein Vorabentscheidungsverfahren vordem EuGH anstrengte (so Schwarze NJW 2005, 3459, 3462 FN 42)Pache/Rösch EWS 2009, 393, 395Dazu Rabe NJW 2013, 1407EuGH 26.02.2013 – Rs. C-617/10 (Akllagare/Hans Akerberg Fransson), NJW 2013, 1415EuGH 26.02.2013 – Rs. C-617/10 (Akllagare/Hans Akerberg Fransson), NJW 2013, 1415 Rdn.17EuGH 26.02.2013 – Rs. C-617/10 (Akllagare/Hans Akerberg Fransson), NJW 2013, 1415 Rdn.19 - 21EuGH 26.02.2013 – Rs. C-617/10 (Akllagare/Hans Akerberg Fransson), NJW 2013, 1415 Rdn.19, 22Rabe NJW 2013, 1407 f.
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- 317 - 317114711481149BVerfG zum EuGH finde nicht statt, 1922) weil man anscheinend die Gefahr einer möglichenUnterordnung unter europäische Integrationsvorgaben sehe.Der am 13.12.2007 unterzeichnete Vertrag von Lissabon sieht für den europäischenGrundrechtsschutz u.a. folgen<strong>des</strong> vor:- eine Grundrechtscharta auf der normhierachischen Ebene <strong>des</strong> Primärrechts,- eine primärrechtliche Grundlage für einen Beitritt der EU zur EMRK. 1923)Dies wirft die Frage auf, inwieweit nationales Recht an den Unions-Grundrechten undan der Charta der Grundrechte zu messen ist. 1924) Hierzu hat der EuGH 1925) u.H.a. Art.6 Abs. 1 Unterabs. 3 EUV, Art. 52 Abs. 7 und 51 Abs. 1 GRCh folgen<strong>des</strong> iudiziert:- Der Anwendungsbereich der EU-Grundrechte-Charta gilt gemäß Art. 51 Abs. 1GRCh für die Mitgliedstaaten ausschließlich bei der Durchführung <strong>des</strong> Rechtsder Union. 1926) Mithin müssen Mitgliedstaaten, wenn sie im Anwendungsbereich<strong>des</strong> Unionsrechts handeln, die Grundrechte der GRCh beachten. Und kommt es zueinem Vorlageverfahren zum EuGH, muß dieser auch prüfen, ob eine Vereinbarkeitmit der GRCh gegeben ist. Und in diesem Zusammenhang muß der EuGHdann dem vorlegenden Gericht Hinweise geben, die notwendig sind, um erkennenzu können, was notwendig ist, um zu einer Vereinbarkeit mit der GRCh zu gelangen.1927)- Unterfällt dagegen eine gesetzliche Regelung eines Mitgliedstaates nicht in denGeltungsbereich <strong>des</strong> Unionsrechts, dann prüft der EuGH eine Vereinbarkeit derselbenmit der GRCh nicht, so daß dieserhalb auch kein Vorlagegrund gemäß Art.267 AEUV gegeben sein kann. 1928) Für diesen Fall sind Betroffene darauf angewiesen,Grundrechtsschutz nach nationalem Verfassungsrecht und ggf. dem derEMRK geltend zu machen. 1929)1922)1923)1924)1925)1926)1927)1928)1929)Anders etwa ÖstVerfGH 10.03.1999 – B 2251/97, n.V. der ein Vorabentscheidungsverfahren vordem EuGH anstrengte (so Schwarze NJW 2005, 3459, 3462 FN 42)Pache/Rösch EWS 2009, 393, 395Dazu Rabe NJW 2013, 1407EuGH 26.02.2013 – Rs. C-617/10 (Akllagare/Hans Akerberg Fransson), NJW 2013, 1415EuGH 26.02.2013 – Rs. C-617/10 (Akllagare/Hans Akerberg Fransson), NJW 2013, 1415 Rdn.17EuGH 26.02.2013 – Rs. C-617/10 (Akllagare/Hans Akerberg Fransson), NJW 2013, 1415 Rdn.19 - 21EuGH 26.02.2013 – Rs. C-617/10 (Akllagare/Hans Akerberg Fransson), NJW 2013, 1415 Rdn.19, 22Rabe NJW 2013, 1407 f.