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- 312 - 31211311132Die Bundesrepublik Deutschland hat auch die Verpflichtung des Art. 53 EMRK alsBestandteil des Bundesrechts übernommen, sich nach den Entscheidungen des EGMRzu richten. Gemäß Art. 25 Satz 2 GG gehen diese Rechte und Pflichten aufgrund derEMRK und über Art. 53 EMRK aufgrund der Rechtsprechung des EGMR nationalenGesetzen vor 1879) und erzeugen Rechte und Pflichten unmittelbar auch für die Bewohnerder Bundesrepublik Deutschland (siehe auch die Gesetzesbindung in Art. 20 Abs.3 GG). Soweit die EMRK im Rang des Bundesrechts gilt, hat sie für die Auslegungnationalen Rechts Bedeutung, was wiederum dazu führt, daß nationale Gesetze imLichte sich daraus ergebender Vorgaben auszulegen sind. 1880) Dies wiederum hat zurFolge, daß auch Finanzämter und Finanzgerichte incl. dem BFH das nationale RechtEMRK-konform auslegen müssen. 1881)Inzwischen ist allerdings durch den EGMR geklärt, daß Steuerstreitigkeiten keineStreitigkeiten über „zivilrechtliche Ansprüche und Verpflichtungen“ im Sinne vonArt. 6 Abs. 1 EMRK seien, 1882) so daß darauf z.B. direkt das Verbot überlanger Verfahrensdauernicht abgestützt werden kann. 1883)1133b) EMRK in Deutschland im Rang eines einfachen GesetzesDie EMRK ist zunächst einmal ein völkerrechtlicher Vertrag, der den völkerrechtlichenAuslegungsregeln der Wiener Vertragsrechtskonvention unterliegt (Art. 31 – 33EMRK). 1884) Es wird jedoch auch vertreten, die EMRK habe in Deutschland den Rangeines einfachen Gesetzes. 1885) Davon geht wohl auch das BVerfG aus, wenn es davonspricht, Regelungen der EMRK wären Bestandteile des positiven Rechts. 1886) Dies istaber mit unten Ausgeführtem nicht länger als sicher zu betrachten.1879)1880)1881)1882)1883)1884)1885)1886)Britz NVwZ 2004, 173Rudolf/Raumer AnwBl 2009, 313, 314 f.; Rudolf/Raumer AnwBl 2009, 318, 319Britz NVwZ 2004, 173. Zum Streitstand zu der Frage, ob Art. 6 Abs. 1 EMRK im Steuerrecht/SteuerverfahrensrechtAnwendung finden kann, s.o. Rdn. 388 ff.EGMR 12.07.2001 – 44759/98, NJW 2002, 3453, 3454; so auch BFH 15.11.2006 – XI B 17/06,BFH/NV 2007, 474; BFH 17.03.2008 – II S 24/07, BFH/NV 2008, 1176; BFH 22.07.2008 – II B18/08, BFH/NV 2008, 1866, 1868EGMR 08.01.2004 – 47169/99, NJW 2005, 41: Überlange Verfahrensdauer für Verfahren vordem BVerfG, wenn das Ergebnis für den ausgang des Streits vor Gerichten über einen zivilrechtlichenAnspruch entscheiden kann. BFH 21.02.2006 – I B 32/05, BFH/NV 2006, 1305, 1306m.w.N.Dazu weitergehend Rudolf/Raumer AnwBl 2009, 318, 319 f.Benda AnwBl 2005, 602; Herdegen in: Maunz/Dürig, GG, (Stand: 08/2000), Art. 25 Rdn. 22m.w.N.BVerfG 15.12.1965 – 1 BvR 513/65, BVerfGE 19, 342, 347; BVerfG 26.03.1987 – 2 BvR589/79, 740/81, 284/85, BVerfGE 74, 358, 370. Zur Entwicklung der Rechtsprechung desBVerfG siehe Benda AnwBl 2005, 602, 603
- 313 - 313113411355. Aus der Sicht des BVerfGa) BVerfG und Grundsätze des EMRK und EGMRSo hat das BVerfG 1887) entschieden, daß alle staatlichen Organe – also auch Finanzämterund deutsches Gerichte - an die Entscheidung des EGMR gebunden seien(Art. 20 Abs. 3 GG). Folglich hätten – so das BVerfG – deutsche Gerichte Entscheidungendes EGMR zu beachten, denn gemäß Art. 46 EMRK seien die Vertragsstaatenverpflichtet, endgültige Urteile des EGMR zu befolgen. Und Urteile des EGMR seienfür die beteiligten Parteien des Verfahrens verbindlich und hätten eine begrenzteRechtskraft 1888) Inzwischen hat sich hier folgende Neuerung ergeben: Hat ein Betroffenernach Erschöpfung des Rechtsweges bis zum BFH und anschließend negativverlaufener Verfassungsbeschwerde den EGMR angerufen und dieser festgestellt, daßdie rechtskräftig gewordene Entscheidung auf einem Verstoß der EMRK beruht, sohat der Betroffene nunmehr die Möglichkeit, ein Restitutionsklage zu erheben (§§ 134FGO, 580 Nr. 8 ZPO). 1889)Unabhängig davon, daß dann, wenn nach Erschöpfung des Rechtsweges und einer erfolglosenVerfassungsbeschwerde 1890) sowie einer sich daran anschließenden positivenEntscheidung des EGMR in einem zweiten Verfahrensgang das deutsche Gericht1891) – wie auch alle anderen staatlichen Organe 1892) - mit dem BVerfG an besagteEntscheidung des EGMR gebunden wäre(n), sind deutsche Gerichte mit der neuerenRechtsprechung des BVerfG 1893) zudem an die EMRK gebunden, die dank ZustimmungsgesetzTeil der in Deutschland geltenden Rechtsordnung ist. 1894) Denn dieEMRK nebst ihren Zusatzprotokollen steht – so das BVerfG - im Range eines Bundesgesetzes.1895) Folglich bezieht sich die in Art. 20 Abs. 3 GG vorgegebene Bindungan Recht und Gesetz auch auf die EMRK und Entscheidungen des EGMR dienen derGesetzesauslegung der EMRK. 1896) Und in Art. 1 EMRK haben sich die Vertragsstaa-1887)1888)1889)1890)1891)1892)1893)1894)1895)1896)BVerfG 14.10.2004 – 2 BvR 1481/04, NJW 2004, 3407, 3409 (dazu Sachs JuS 2005, 164);BVerfG 05.04.2005 – 1 BvR 1664/04, NJW 2005, 1765BVerfG 14.10.2004 – 2 BvR 1481/04, NJW 2004, 3407, 3409; ferner Pernice EuZW 2004, 705Rudolf/Raumer AnwBl 2009, 313, 314Rudolf/Raumer AnwBl 2009, 313, 315BVerfG 14.10.2004 – 2 BvR 1481/04, NJW 2004, 3407, 3409BVerfG 14.10.2004 – 2 BvR 1481/04, NJW 2004, 3407; BVerfG 28.12.2004 – 1 BvR 2790/04,NJW 2005, 1105; Meyer-Ladewig/Petzold NJW 2005, 15, 17; Pernice EuZW 2004, 705BVerfG 14.10.2004 – 2 BvR 1481/04, NJW 2004, 3407; BVerfG 28.12.2004 – 1 BvR 2790/04,NJW 2005, 1105; Pernice EuZW 2004, 705So schon Wagner, Die Praxis des Steuerprozesses, 2002, Rdn. 607, 611. Auf die Frage, ob ausden Entscheidungen des BVerfG vom 14.10.2004 und 28.12.2004 herausgelesen werden könne/müsse,die Bindung deutscher Gerichte an Entscheidungen des EGMR bzw. an die EMRK habenur so lange zu erfolgen, als sie mit der nationalen Rechts- und Verfahrensordnung vereinbarsin, wird hier nicht eingegangen. Dazu siehe Meyer-Ladewig/Petzold NJW 2005, 15, 16 f.BVerfG 14.10.2004 – 2 BvR 1481/04, NJW 2004, 3407, 3408BVerfG 28.12.2004 – 1 BvR 2790/04, NJW 2005, 1105, 1107. Bisher BVerfG 26.03.1987 - 2BvR 589/79, 2 BvR 740/81, 2 BvR 284/85, BVerfGE 74, 358, 370. Dazu kritisch Frowein NVwZ2002, 29
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- 313 - 313113411355. Aus der Sicht <strong>des</strong> BVerfGa) BVerfG und Grundsätze <strong>des</strong> EMRK und EGMRSo hat das BVerfG 1887) entschieden, daß alle staatlichen Organe – also auch Finanzämterund deutsches Gerichte - an die Entscheidung <strong>des</strong> EGMR gebunden seien(Art. 20 Abs. 3 GG). Folglich hätten – so das BVerfG – deutsche Gerichte Entscheidungen<strong>des</strong> EGMR zu beachten, denn gemäß Art. 46 EMRK seien die Vertragsstaatenverpflichtet, endgültige Urteile <strong>des</strong> EGMR zu befolgen. Und Urteile <strong>des</strong> EGMR seienfür die beteiligten Parteien <strong>des</strong> Verfahrens verbindlich und hätten eine begrenzteRechtskraft 1888) Inzwischen hat sich hier folgende Neuerung ergeben: Hat ein Betroffenernach Erschöpfung <strong>des</strong> Rechtsweges bis zum BFH und anschließend negativverlaufener Verfassungsbeschwerde den EGMR angerufen und dieser festgestellt, daßdie rechtskräftig gewordene Entscheidung auf einem Verstoß der EMRK beruht, sohat der Betroffene nunmehr die Möglichkeit, ein Restitutionsklage zu erheben (§§ 134FGO, 580 Nr. 8 ZPO). 1889)Unabhängig davon, daß dann, wenn nach Erschöpfung <strong>des</strong> Rechtsweges und einer erfolglosenVerfassungsbeschwerde 1890) sowie einer sich daran anschließenden positivenEntscheidung <strong>des</strong> EGMR in einem zweiten Verfahrensgang das deutsche Gericht1891) – wie auch alle anderen staatlichen Organe 1892) - mit dem BVerfG an besagteEntscheidung <strong>des</strong> EGMR gebunden wäre(n), sind deutsche Gerichte mit der neuerenRechtsprechung <strong>des</strong> BVerfG 1893) zudem an die EMRK gebunden, die dank ZustimmungsgesetzTeil der in Deutschland geltenden Rechtsordnung ist. 1894) Denn dieEMRK nebst ihren Zusatzprotokollen steht – so das BVerfG - im Range eines Bun<strong>des</strong>gesetzes.1895) Folglich bezieht sich die in Art. 20 Abs. 3 GG vorgegebene Bindungan Recht und Gesetz auch auf die EMRK und Entscheidungen <strong>des</strong> EGMR dienen derGesetzesauslegung der EMRK. 1896) Und in Art. 1 EMRK haben sich die Vertragsstaa-1887)1888)1889)1890)1891)1892)1893)1894)1895)1896)BVerfG 14.10.2004 – 2 BvR 1481/04, NJW 2004, 3407, 3409 (dazu Sachs JuS 2005, 164);BVerfG 05.04.2005 – 1 BvR 1664/04, NJW 2005, 1765BVerfG 14.10.2004 – 2 BvR 1481/04, NJW 2004, 3407, 3409; ferner Pernice EuZW 2004, 705Rudolf/Raumer AnwBl 2009, 313, 314Rudolf/Raumer AnwBl 2009, 313, 315BVerfG 14.10.2004 – 2 BvR 1481/04, NJW 2004, 3407, 3409BVerfG 14.10.2004 – 2 BvR 1481/04, NJW 2004, 3407; BVerfG 28.12.2004 – 1 BvR 2790/04,NJW 2005, 1105; Meyer-Ladewig/Petzold NJW 2005, 15, 17; Pernice EuZW 2004, 705BVerfG 14.10.2004 – 2 BvR 1481/04, NJW 2004, 3407; BVerfG 28.12.2004 – 1 BvR 2790/04,NJW 2005, 1105; Pernice EuZW 2004, 705So schon <strong>Wagner</strong>, Die Praxis <strong>des</strong> Steuerprozesses, 2002, Rdn. 607, 611. Auf die Frage, ob ausden Entscheidungen <strong>des</strong> BVerfG vom 14.10.2004 und 28.12.2004 herausgelesen werden könne/müsse,die Bindung deutscher Gerichte an Entscheidungen <strong>des</strong> EGMR bzw. an die EMRK habenur so lange zu erfolgen, als sie mit der nationalen Rechts- und Verfahrensordnung vereinbarsin, wird hier nicht eingegangen. Dazu siehe Meyer-Ladewig/Petzold NJW 2005, 15, 16 f.BVerfG 14.10.2004 – 2 BvR 1481/04, NJW 2004, 3407, 3408BVerfG 28.12.2004 – 1 BvR 2790/04, NJW 2005, 1105, 1107. Bisher BVerfG 26.03.1987 - 2BvR 589/79, 2 BvR 740/81, 2 BvR 284/85, BVerfGE 74, 358, 370. Dazu kritisch Frowein NVwZ2002, 29