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- 296 - 2961072ben wird. 1764) Gegen den Beschluss, mit welchem eine Anhörungsrüge zurückgewiesenwurde, ist weder eine erneute Anhörungsrüge noch eine Gegenvorstellungzulässig. 1765) Auch eine außerordentliche Beschwerde ist nicht statthaft. 1766) DerBeschluss, mit dem eine Anhörungsrüge zurückgewiesen wird, ist folglich unanfechtsbar.1767)Vor diesem Hintergrund ist die Meinung des BFH 1768) schwer nachvollziehbar, die Erhebungeiner Anhörungsrüge habe nicht zur Folge, dass das Verfahren als weiterhinrechtshängig gelte. Es soll also der einfachrechtliche Rechtsweg bei Gehörsrügenverstoßerst nach durchlaufenem Gehörsrügenverfahren erschöpft sein, während zugleichmit dem BFH das einfachrechtliche Verfahren bei Gehörsrügenverstoß schon vor Beginndes Gehörsrügenverfahren beendet sein soll ?1073107410752. Rechtsprechung des BFHAuch im Anhörungsrügeverfahren gilt Vertretungszwang. 1769)Der Zeitpunkt der Zustellung der vollständigen gerichtlichen Entscheidung ist derfrüheste Zeitpunkt i.S.d. § 133a Abs. 2 Satz 1 FGO, zu dem von dem GehörsverstoßKenntnis erlangt wird. 1770) Dabei reicht die Tatsachenkenntnis des Beteiligten bzw.seines Bevollmächtigten, ohne daß es auf die rechtliche Würdigung dieser Tatsachenankommt. 1771)Wenn der BFH 1772) ausführt, der Gehörsrügenverstoß sei nach den gleichen Grundsätzenzu begründen wie bei einer Nichtzulassungsbeschwerde, 1773) so bedeutet dies zunächsteinmal, daß ein Gehörsrügenverstoß gem. § 133a FGO nicht darauf gestütztwerden kann, das letztinstanzliche Gericht habe rechtsfehlerhaft entschieden. 1774) Hinzukommt, darzulegen, dass der BFH einen vorgetragenen Nichtzulassungsbeschwerdegrundunberücksichtigt gelassen hat und dies im Rahmen der Gehörsrügedeshalb entscheidungserheblich ist, weil bei Berückichtigung dessen der Nichtzulas-1764)1765)1766)1767)1768)1769)1770)1771)1772)1773)1774)Zuck NVwZ 2006, 1119BFH 29.05.2006 – IV S 09/06, BFH/NV 2006, 1684; a. A. BFH 15.09.2006 – VII B 35/06,BFH/NV 2006, 2301. Offengelassen von BFH 27.09.2006 – X S 13/06, BFH/NV 2006, 2304 f.BFH 22.02.2006 – VII B 244/05, BFH/NV 2006, 1311BFH 22.02.2006 – VII B 244/05, BFH/NV 2006, 1311BFH 11.01.2006 – IV S 22/05, BFH/NV 2006, 957BFH 05.12.2006 – V S 22/06, BFH/NV 2007, 920; BFH 27.01.2011 – V S 31/10, BFH/NV 2011,838BFH 20.04.2011 – I S 02/11, BFH/NV 2011, 1882 Rdn. 7BFH 20.04.2011 – I S 02/11, BFH/NV 2011, 1882 Rdn. 10BFH 11.01.2006 – IV S 17/05, BFH/NV 2006, 956Dazu gehört mit BFH 14.03.2006 – IX S 03/06, BFH/NV 2006, 1140 die Entscheidungserheblichkeitdes Gehörsrügenverstoßes.BFH 21.04.2006 – III S 09/06, BFH/NV 2006, 1500; BFH 29.04.2008 – V S 19/07, BFH/NV2008, 1852; BFH 03.11.2009 – VI S 17/09, BFH/NV 2010, 226; BFH 13.07.2010 – V S 10/10,BFH/NV 2011, 47 Rdn. 6

- 297 - 297107610771078sungsbeschwerde zu entsprechen gewesen wäre. 1775) Alleine der Umstand, dass derBFH der Nichtzulassungsbeschwerde nicht entsprochen hat und dies in seinem Beschlussnicht begründet hat, rechtfertigt nach dem BFH nicht, deshalb eine Anhörungsrüge(§ 133a FGO) zu erheben. 1776) Auch können mit einer Anhörungsrüge nichtEinwände gegen die inhaltiche Richtigkeit der Entscheidung des BFH geführt werden.1777) Dies hat Konsequenzen für den Anlauf der Frist betr. Erhebung einer Verfassungsbeschwerde:Denn wenn der BFH bei einem ohne Begründung versehenen Beschlussüber die Zurückweisung der Nichtzulassungsbeschwerde eine Anhörungsrügenicht als statthaft ansieht, dann beginnt die Frist für die Einlegung einer Verfassungsbeschwerde(§ 93 Abs. 1 Satz 1 und 2 BVerfGG) mit der Zustellung des Nichtzulassungsbeschwerdeablehnungsbeschlusseszu laufen. 1778)Möchte man sich die Option einer nachfolgenden Verfassungsbeschwerde offen halten,dann sind im Gehörsrügeverfahren nach der Rechtsprechung des BVerfG nebendem beanstandeten Verstoß des BFH gegen Art. 103 Abs. 1 GG alle Grundrechtsrügenebenfalls vorzutragen, auf die auch eine spätere Verfassungsbeschwerde gestützt würde.Mit dieser Rechtsprechung des BVerfG steht die Rechtsprechung des BFH imWiderspruch, wenn es dort heißt, für Verstöße gegen Art. 101 Abs. 1 Satz 2 GG (beiWillkür) oder andere Grundrechtsverletzungen sei § 133a FGO nicht einschlägig, 1779)dafür sei Gegenvorstellung zu erheben. 1780) Auch die Rechtsprechung des BFH stehtmit vorgenannter Rechtsprechung des BVerfG im Widerspruch, wenn der BFH meint,mit der Gehörsrüge des § 133a FGO könne alleine ein Verstoß gegen Art. 103 Abs. 1GG gerügt werden. 1781)Eine unzutreffende rechtliche Beurteilung eines Gehörsverstoßes der Vorinstanz stelltkeine nochmalige Gehörsverletzung des BFH dar. 1782)Soweit der BFH 1783) iudiziert, die Rüge des Art. 101 Abs. 1 Satz 2 GG wegen Nichteinleitungeines Vorlageverfahrens (Art. 267 AEUV) könne im Anhörungsrügeverfahrennicht erfolgen, verstößt auch diese Rechtsprechung gegen die zuvor zitierte Recht-1775)1776)1777)1778)1779)1780)1781)1782)1783)BFH 12.05.2006 – VIII S 12/06, BFH/NV 2006, 1849; BFH 13.07.2010 – V S 10/10, BFH/NV2011, 47 Rdn. 3; BFH 28.11.2011 – III S 09/11, BGH/NV 2012, 433 Rdn. 7; BFH 20.09.2012 –X S 22/12, BFH/NV 2013, 216BFH 28.03.2007 – I S 19/06, BFH/NV 2007, 1670; BFH 04.11.2008 – V S 02/08, BFH/NV 2009,400; BFH 13.07.2010 – V S 10/10, BFH/NV 2011, 47 Rdn. 4BFH 08.04.2010 – IX S 22/09, BFH/NV 2010, 1299BVerfG 15.03.2006 - 2 BvR 917 und 2 BvR 2174/05, BVerfGK 7, 403, 407; BVerfG 09.06.2008– 2 BvR 947/08BFH 17.06.2005 – VI S 03/05, BB 2005, 1612; BFH 05.12.2006 – V S 22/06, BFH/NV 2007,920, 921; BFH 11.05.2007 – V S 06/07, DB 2007, 1682, 1683; BFH 11.03.2009 – VI S 10/08,BFH/NV 2009, 1129; BFH 11.03.2009 – VI S 02/09, BFH/NV 2009, 1131 f.; Schoenfeld DB2005, 850, 853BFH 02.04.2007 – IX S 13/06, BFH/NV 2007, 1340, 1341So z.B. BFH 27.12.2006 – V S 24/06, BFH/NV 2007, 1667, 1668; BFH 11.05.2007 – V S 06/07,DB 2007, 1682, 1683; BFH 29.04.2008 – V S 19/07, BFH/NV 2008, 1852; BFH 09.06.2008 – VS 40/07, BFH/NV 2008, 1854; BFH 19.11.2008 – VIII S 29/08, BFH/NV 2009, 403BFH 25.03.2010 – I S 07/10, BFH/NV 2010, 1297 Rdn. 5BFH 11.05.2007 – V S 06/07, BFH/NV 2007, 1590; BFH 30.08.2007 – IX S 06/07, BFH/NV2007, 2324

- 296 - 2961072ben wird. 1764) Gegen den Beschluss, mit welchem eine Anhörungsrüge zurückgewiesenwurde, ist weder eine erneute Anhörungsrüge noch eine Gegenvorstellungzulässig. 1765) Auch eine außerordentliche Beschwerde ist nicht statthaft. 1766) DerBeschluss, mit dem eine Anhörungsrüge zurückgewiesen wird, ist folglich unanfechtsbar.1767)Vor diesem Hintergrund ist die Meinung <strong>des</strong> BFH 1768) schwer nachvollziehbar, die Erhebungeiner Anhörungsrüge habe nicht zur Folge, dass das Verfahren als weiterhinrechtshängig gelte. Es soll also der einfachrechtliche Rechtsweg bei Gehörsrügenverstoßerst nach durchlaufenem Gehörsrügenverfahren erschöpft sein, während zugleichmit dem BFH das einfachrechtliche Verfahren bei Gehörsrügenverstoß schon vor Beginn<strong>des</strong> Gehörsrügenverfahren beendet sein soll ?1073107410752. Rechtsprechung <strong>des</strong> BFHAuch im Anhörungsrügeverfahren gilt Vertretungszwang. 1769)Der Zeitpunkt der Zustellung der vollständigen gerichtlichen Entscheidung ist derfrüheste Zeitpunkt i.S.d. § 133a Abs. 2 Satz 1 FGO, zu dem von dem GehörsverstoßKenntnis erlangt wird. 1770) Dabei reicht die Tatsachenkenntnis <strong>des</strong> Beteiligten bzw.seines Bevollmächtigten, ohne daß es auf die rechtliche Würdigung dieser Tatsachenankommt. 1771)Wenn der BFH 1772) ausführt, der Gehörsrügenverstoß sei nach den gleichen Grundsätzenzu begründen wie bei einer Nichtzulassungsbeschwerde, 1773) so bedeutet dies zunächsteinmal, daß ein Gehörsrügenverstoß gem. § 133a FGO nicht darauf gestütztwerden kann, das letztinstanzliche Gericht habe rechtsfehlerhaft entschieden. 1774) Hinzukommt, darzulegen, dass der BFH einen vorgetragenen Nichtzulassungsbeschwerdegrundunberücksichtigt gelassen hat und dies im Rahmen der Gehörsrüge<strong>des</strong>halb entscheidungserheblich ist, weil bei Berückichtigung <strong>des</strong>sen der Nichtzulas-1764)1765)1766)1767)1768)1769)1770)1771)1772)1773)1774)Zuck NVwZ 2006, 1119BFH 29.05.2006 – IV S 09/06, BFH/NV 2006, 1684; a. A. BFH 15.09.2006 – VII B 35/06,BFH/NV 2006, 2301. Offengelassen von BFH 27.09.2006 – X S 13/06, BFH/NV 2006, 2304 f.BFH 22.02.2006 – VII B 244/05, BFH/NV 2006, 1311BFH 22.02.2006 – VII B 244/05, BFH/NV 2006, 1311BFH 11.01.2006 – IV S 22/05, BFH/NV 2006, 957BFH 05.12.2006 – V S 22/06, BFH/NV 2007, 920; BFH 27.01.2011 – V S 31/10, BFH/NV 2011,838BFH 20.04.2011 – I S 02/11, BFH/NV 2011, 1882 Rdn. 7BFH 20.04.2011 – I S 02/11, BFH/NV 2011, 1882 Rdn. 10BFH 11.01.2006 – IV S 17/05, BFH/NV 2006, 956Dazu gehört mit BFH 14.03.2006 – IX S 03/06, BFH/NV 2006, 1140 die Entscheidungserheblichkeit<strong>des</strong> Gehörsrügenverstoßes.BFH 21.04.2006 – III S 09/06, BFH/NV 2006, 1500; BFH 29.04.2008 – V S 19/07, BFH/NV2008, 1852; BFH 03.11.2009 – VI S 17/09, BFH/NV 2010, 226; BFH 13.07.2010 – V S 10/10,BFH/NV 2011, 47 Rdn. 6

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