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- 238 - 238841842843Ferner soll ein Fall grundsätzlicher Bedeutung gegeben sein, wenn zu einer klärungsbedürftigenRechtsfrage noch keine höchstrichterliche Rechtsprechung ergangenist 1362) oder die Möglichkeit besteht, dass es sich um einen Musterprozess handelnkönnte. 1363) Handelt es sich dagegen um einen Musterprozess, so ist § 115 Abs. 2 Nr. 21. Alt. FGO einschlägig. 1364)Ist seitens des FG weder eine angeregte richtlinienkonforme Auslegung vorgenommenworden noch ein Vorabentscheidungsverfahren zum EuGH (Art. 267 AEUV) eingeleitetworden, so kann eine grundsätzliche Bedeutung i.S.d. § 115 Abs. 2 Nr. 1 FGOauch darauf gestützt werden. 1365)Wird eine Verfassungswidrigkeit eines Steuergesetzes gerügt und bestehen erheblicheverfassungsrechtliche Zweifel, so kann auch darauf die grundsätzliche Bedeutung des§ 115 Abs. 2 Nr. 1 FGO gestützt werden. 1366) Daraus folgt, dass die einfache Grundrechtsverletzung,die von einem finanzgerichtlichen Urteil ausgehen kann, die Voraussetzungendes § 115 Abs. 2 Nr. 1 FGO in aller Regel nicht erfüllen wird, es sei denn,man kann z. B. darlegen, dass eine zu einem Grundrechtsverstoß führende gesetzlicheRegelung ihre Ursache darin hat, dass der Gesetzgeber den ihm zustehenden weitenGestaltungsspielraum nicht eingehalten hat. 1367) Insoweit empfiehlt es sich jedoch, zunächsteinmal aufzuzeigen, wie nach der Rechtsprechung des BVerfG der Gestaltungsspielraumdes Steuergesetzgebers eingegrenzt ist, 1368) ob der Steuergesetzgebersich noch innerhalb dieser Grenzen gehalten hat und ob er die vorgetragene Grundrechtsverletzungmit erwogen hat. 1369) Bevor man alsdann die Frage der Verfassungswidrigkeitder Norm – gemessen an den Vorgaben des GG sowie der dazu ergangenenRechtsprechung des BVerfG 1370) - wegen Grundrechtsverletzung thematisiert, bedarfes zunächst der Auseinandersetzung mit der Frage, ob und inwieweit nicht eine verfassungskonformeAuslegung weiter hilft.1362)1363)1364)1365)1366)1367)1368)1369)1370)BFH 05.09.2002 – XI B 111/99, BFH/NV 2003, 184, wobei allerdings auch dann eine Auseinandersetzungmit dem wichtigsten Schrifttum und der Rechtsprechung der FG erforderlich ist;Beermann DStZ 2000, 773, 775; Seer in: Tipke/Kruse, AO, § 115 FGO Rdn. 58. Nach BFH08.12.2006 – VII B 240/05, BFH/NV 2007, 922, 923 ist eine grundsätzliche Bedeutung bei einerbis dahin vom BFH nicht entschiedenen Rechtsfrage nur dann gegeben, wenn sich aus den Ausführungenergibt, in welchem Umfang und aus welchen Gründen die Beantwortung der Rechtsfragezweifelhaft und umstritten ist.Beermann DStZ 2001, 155, 156; Seer in: Tipke/Kruse, AO, § 115 FGO Rdn. 58Seer in: Tipke/Kruse, AO, § 115 FGO Rdn. 65BFH 24.09.1996 - VII B 101/96, BFH/NV 1997, 272; BFH 14.03.2000 - XI B 135/98, BFH/NV2000, 883; Seer in: Tipke/Kruse, AO, § 115 FGO Rdn. 63BFH 20.03.2006 – II B 147/05, BFH/NV 2006, 1320 f.; BFH 11.01.2013 – I B 96/12, BFH/NV2013, 1236; Seer in: Tipke/Kruse, AO, § 115 FGO Rdn. 61 f.BFH 30.10.2002 – IX B 129/02, BFH/NV 2003, 328BFH 08.02.2013 – VIII B 122/12, BFH/NV 2013, 952BFH 17.11.2009 – VI B 73/09, BFH/NV 2010, 452BFH 11.01.2013 – I B 96/12, BFH/NV 2013, 1236; BFH 08.02.2013 – VIII B 122/12, BFH/NV2013, 952

- 239 - 239844845846847Neben dem Aufzeigen der grundsätzlichen Bedeutung ist weitere Voraussetzung dieKlärungsbedürftigkeit der aufgeworfenen Rechtsfrage. 1371) Eine Klärungsbedürftigkeitim Allgemeininteresse ist gegeben, wenn zumindest noch Streitfälle in größererZahl rechtshängig sind. 1372) Dies kann auch bei einer bereits entschiedenen Rechtsfragegegeben sein, wenn neue und gewichtige Bedenken gegen die bisherige Rechtsprechungvorgetragen werden können, die der BFH bisher nicht erwogen hat. 1373)Schließlich ist Voraussetzung, dass die klärungsbedüftige Rechtsfragen von grundsätzlicherBedeutung auch im angestrebten Revisionsverfahren klärungsfähig ist. 1374)Dies ist z.B. dann nicht der Fall, wenn der Beschwerdeführer aus anderen als den vorgetragenenGründen daran gehindert ist, sich auf die klärungsbedürftige Frage zu berufen.Die Voraussetzungen des Nichtzulassungsbeschwerdegrundes des § 115 Abs. 2 Nr. 1FGO müssen nach der Rechtsprechung des BFH zum Zeitpunkt der Nichtzulassungsbeschwerdeentscheidungdurch den BFH gegeben sein, nicht zum Zeitpunkt der Einlegungder Nichtzulassungsbeschwerde. 1375) Dies begründet für den Beschwerdeführerein nicht zu unterschätzendes Unsicherheitsmoment. Darauf einstellen kann er sich,indem sein Prozessbevollmächtigter vorher abklärt, ob es zu diesem Nichtzulassungsbeschwerdegrundbereits beim BFH anhängige Verfahren gibt.Die Prüfung der Erfolgsaussicht eines Nichtzulassungsbeschwerdeverfahrens betreffenddie Frage grundsätzlicher Bedeutung könnte nach folgendem Raster vorgenommenwerden:I. Grundsätzliche Bedeutung1. Allgemeines Interesse an korrigierender Entscheidung und/oder2. gravierende Fehler im Urteil des FG, die geeignet sind das Vertrauen inRechtsprechung zu beschädigen und/oder3. fehlende höchstrichterliche Rechtsprechung und/oder4. Musterprozess und/oder5. gebotene Vorlage gemäß Art. 100 Abs. 1 GG und/oder6. Gründe, warum die entscheidungserhebliche Rechtsfrage in Rechtsprechungund Litaratur umstritten ist7. gebotene richtlinienkonforme Auslegung bzw. Vorlage (Art. 234 Abs. 3 EG)8. Formulierung einer konkreten Rechtsfrage von allgemeiner Bedeutung1371)1372)1373)1374)1375)BFH 19.11.2002 – VII B 123/02, BFH/NV 2003, 294; 1371 ) BFH 08.01.2003 – X B 23/02,BFH/NV 2003, 504; BFH 27.01.2003 – II B 194/01, BFH/NV 2003, 792BFH 19.11.2003 – I B 96/03, BFH/NV 2004, 644BFH 19.11.2002 – VII B 123/02, BFH/NV 2003, 294BFH 06.12.2005 – XI B 118/04, BFH/NV 2006, 930, 931BFH 25.06.2008 – X B 210/05, BFH/NV 2008, 1649, 1651

- 238 - 238841842843Ferner soll ein Fall grundsätzlicher Bedeutung gegeben sein, wenn zu einer klärungsbedürftigenRechtsfrage noch keine höchstrichterliche Rechtsprechung ergangenist 1362) oder die Möglichkeit besteht, dass es sich um einen Musterprozess handelnkönnte. 1363) Handelt es sich dagegen um einen Musterprozess, so ist § 115 Abs. 2 Nr. 21. Alt. FGO einschlägig. 1364)Ist seitens <strong>des</strong> FG weder eine angeregte richtlinienkonforme Auslegung vorgenommenworden noch ein Vorabentscheidungsverfahren zum EuGH (Art. 267 AEUV) eingeleitetworden, so kann eine grundsätzliche Bedeutung i.S.d. § 115 Abs. 2 Nr. 1 FGOauch darauf gestützt werden. 1365)Wird eine Verfassungswidrigkeit eines Steuergesetzes gerügt und bestehen erheblicheverfassungsrechtliche Zweifel, so kann auch darauf die grundsätzliche Bedeutung <strong>des</strong>§ 115 Abs. 2 Nr. 1 FGO gestützt werden. 1366) Daraus folgt, dass die einfache Grundrechtsverletzung,die von einem finanzgerichtlichen Urteil ausgehen kann, die Voraussetzungen<strong>des</strong> § 115 Abs. 2 Nr. 1 FGO in aller Regel nicht erfüllen wird, es sei denn,man kann z. B. darlegen, dass eine zu einem Grundrechtsverstoß führende gesetzlicheRegelung ihre Ursache darin hat, dass der Gesetzgeber den ihm zustehenden weitenGestaltungsspielraum nicht eingehalten hat. 1367) Insoweit empfiehlt es sich jedoch, zunächsteinmal aufzuzeigen, wie nach der Rechtsprechung <strong>des</strong> BVerfG der Gestaltungsspielraum<strong>des</strong> Steuergesetzgebers eingegrenzt ist, 1368) ob der Steuergesetzgebersich noch innerhalb dieser Grenzen gehalten hat und ob er die vorgetragene Grundrechtsverletzungmit erwogen hat. 1369) Bevor man alsdann die Frage der Verfassungswidrigkeitder Norm – gemessen an den Vorgaben <strong>des</strong> GG sowie der dazu ergangenenRechtsprechung <strong>des</strong> BVerfG 1370) - wegen Grundrechtsverletzung thematisiert, bedarfes zunächst der Auseinandersetzung mit der Frage, ob und inwieweit nicht eine verfassungskonformeAuslegung weiter hilft.1362)1363)1364)1365)1366)1367)1368)1369)1370)BFH 05.09.2002 – XI B 111/99, BFH/NV 2003, 184, wobei allerdings auch dann eine Auseinandersetzungmit dem wichtigsten Schrifttum und der Rechtsprechung der FG erforderlich ist;Beermann DStZ 2000, 773, 775; Seer in: Tipke/Kruse, AO, § 115 FGO Rdn. 58. Nach BFH08.12.2006 – VII B 240/05, BFH/NV 2007, 922, 923 ist eine grundsätzliche Bedeutung bei einerbis dahin vom BFH nicht entschiedenen Rechtsfrage nur dann gegeben, wenn sich aus den Ausführungenergibt, in welchem Umfang und aus welchen Gründen die Beantwortung der Rechtsfragezweifelhaft und umstritten ist.Beermann DStZ 2001, 155, 156; Seer in: Tipke/Kruse, AO, § 115 FGO Rdn. 58Seer in: Tipke/Kruse, AO, § 115 FGO Rdn. 65BFH 24.09.1996 - VII B 101/96, BFH/NV 1997, 272; BFH 14.03.2000 - XI B 135/98, BFH/NV2000, 883; Seer in: Tipke/Kruse, AO, § 115 FGO Rdn. 63BFH 20.03.2006 – II B 147/05, BFH/NV 2006, 1320 f.; BFH 11.01.2013 – I B 96/12, BFH/NV2013, 1236; Seer in: Tipke/Kruse, AO, § 115 FGO Rdn. 61 f.BFH 30.10.2002 – IX B 129/02, BFH/NV 2003, 328BFH 08.02.2013 – VIII B 122/12, BFH/NV 2013, 952BFH 17.11.2009 – VI B 73/09, BFH/NV 2010, 452BFH 11.01.2013 – I B 96/12, BFH/NV 2013, 1236; BFH 08.02.2013 – VIII B 122/12, BFH/NV2013, 952

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