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- 148 - 148500501502Folglich war streitig, ob auch das Steuerrecht dem Begriff „zivilrechtliche Ansprüche“i.S.d. Art. 6 Abs. 1 Satz 1 EMRK unterfiel. 813) Soweit, dem entgegenstehend, Teile derRechtsprechung und Teile <strong>des</strong> Fachschrifttums meinten, Art. 6 Abs. 1 EMRK sei aufdas Steuerverfahrensrecht nicht anwendbar, weil dort der Begriff „zivilrechtliche Ansprüche“verwandt werde, 814) hatte man sich ersichtlich nicht mit dem HinweisHahn´s 815) befaßt, dass diese im deutschen Recht eindeutige Terminologie im Kontextder EMRK eine andere Bedeutung hat, nämlich die zuvor dargelegte. 816)Inzwischen scheint diese Frage aber durch eine neuere Entscheidung <strong>des</strong> EGMR geklärt.Demnach seien Steuerstreitigkeiten keine Streitigkeiten über „zivilrechtlicheAnsprüche und Verpflichtungen“ im Sinne von Art. 6 Abs. 1 EMRK, so daß Art. 6Abs. 1 EMRK weder im Steuer- noch im Steuerverfahrensrecht anwendbar wäre. 817)Allerdings verweisen 6 Richter <strong>des</strong> EGMR in ihrer dissenting opinion darauf, daß ananderer Stelle der EGMR abweichend entschieden habe:„So hat der Gerichtshof im Fall Building Societies/Vereinigtes Königreich (EGMR, Slg. 1997-VII, S. 2325) entschieden, dass Verfahren über die Rückzahlung von Steuern, die auf Grundaufgehobener Steuervorschriften gezahlt worden waren, im Hinblick auf den finanziellen Aspekt„zivilrechtlich“ seien und hinzugefügt: „dieser Schluss wird nicht dadurch in Frage gestellt,dass die in jenen Verfahren geltend gemachten Ansprüche ihren Ursprung in Steuergesetzenhaben und in der Steuerpflicht der klagenden Unternehmen nach diesen Gesetzen“ (s.EGMR, Slg. 1997-VII, Nr. 97 – Building Societies/Vereinigtes Königreich).“ 818)Und weiter führen besagte 6 Richter <strong>des</strong> EGMR in ihrer dissenting opinion aus:„Art. 6 EMRK ist eine Verfahrensgarantie, die vorrangig das Recht auf Zugang an ein Gerichtund das Recht auf gerichtliche Entscheidung in einem fairen Verfahren und innerhalb angemessenerFrist gewährleistet. In dieser Hinsicht haben tatsächlich im Bereich <strong>des</strong> Steuerwesens813)814)815)816)817)818)Eher bejahend: BFH 13.09.1991 - IV B 105/90, BStBl II 1992, 148; BFH 09.11.1998 - III B63/98, BFH/NV 1999, 642; Hahn DStZ 2001, 453, 456 f.; Hahn DStZ 2001, 501, 502 f. Lansnikker/SchwirtzekNJW 2001, 1969, 1971. Offen gelassen in BFH 12.12.1995 - VIII R 59/92, BStBlII 1996, 219: „Der Senat läßt offen, ob und unter welchen Voraussetzungen aus Art.6 Abs.1 derMenschenrechtskonvention (MRK) i.V.m. Art.103 Abs.1 GG und § 96 Abs.2 FGO sich nicht nurein Anspruch auf rechtliches Gehör, sondern auch ein Anspruch auf rechtzeitiges Gehör ableitenläßt (vgl. dazu BFH-Beschlüsse vom 13. September 1991 IV B 105/90, BFHE 165, 469, BStBl II1992, 148, und vom 20. Mai 1994 XI B 63/93, BFH/NV 1994, 605; ggf. auch Beschluß <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verfassungsgerichts--BVerfG-- vom 7. Januar 1992 1 BvR 1490/89, Höchstrichterliche Finanzrechtsprechung--HFR-- 1992, 727).“ Offen gelassen ferner in: BFH 31.07.1991 - I R 143/90,BFH/NV 1992, 431; FG Niedersachsen 25.01.1995 - VI 631/90, n.V.BFH 13.12.1995 - XI R 43-45/89, BStBl II 1996, 232; BFH 21.03.1996 - XI R 82/94, BStBl II1996, 518; BFH 29.07.1996 - V B 56/96, BFH/NV 1996, 924; BFH 25.11.1998 - IV B 10/98,BFH/NV 1999, 655; BFH 31.07.2003 – IX E 06/03, BFH/NV 2003, 1603; BFH 01.04.2004 – XB 62/03, n.V.; BFH 09.05.2007 – X B 33/05, BFH/NV 2007, 1466, 1468; HessFG 16.07.1998 - 4K 2594/94, EFG 1999, 486; Gräber/von Groll, FGO, § 76 Anm. 5; Suhrbier-Hahn DStR 2001,467, 471Hahn DStZ 2001, 453, 456 f.; Hahn DStZ 2001, 501, 502 f.Dazu, dass Art. 6 Abs. 1 EMRK im Steuerhinterziehungsverfahren gilt, siehe EGMR 03.05.2001– 31 827/96, NJW 2002, 499, 501EGMR 12.07.2001 – 44759/98, NJW 2002, 3453, 3454 mit abweichenden Meinungen der RichterLorenzen, Rozakis, Bonello, Straznicka, Birsan, FischbachAbweichenden Meinungen der Richter Lorenzen, Rozakis, Bonello, Straznicka, Birsan, FischbachNJW 2002, 3453, 3456

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