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2 Leute - Dr. Eckart von Hirschhausen

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Der GlücksArzt, Komiker, Kolumnist,Bestsellerautor, TV-Moderator – und jetztauch noch Showmaster.<strong>Eckart</strong> <strong>von</strong> <strong>Hirschhausen</strong>über seinen harterarbeiteten Erfolg undden Zauber einfacherWahrheiten■2 <strong>Leute</strong>Interview AndrEA riTTEr, HAnnES roSSFotos TiMMo SCHrEiBErGans tief in dieAugen schauen:<strong>Eckart</strong> <strong>von</strong> <strong>Hirschhausen</strong>und GlücksvogelGustav156 stern 19/2010


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■2 <strong>Leute</strong>„Der Menschist nicht dafürgeschaffen,permanent glücklichzu sein“, sagtder KomikerDie <strong>Leute</strong>haben dochdie freie Wahl.Sie könnenandere Bücherkaufen oderandereSendungengucken<strong>Hirschhausen</strong> zur Kritikan seiner OmnipräsenzHerr <strong>von</strong> <strong>Hirschhausen</strong>, Siehaben mehr als drei MillionenBücher verkauft undmüssen es wissen: MachtGeld glücklich?Das Leben ist mit Geld angenehmerals ohne.Ach.Ja, das ist banal. Aber tatsächlichbestätigt meine Erfahrung dieVorhersagen der Glücksforschung:Am glücklichsten sind <strong>Leute</strong>, dieGeld haben, aber nicht materialistischdenken.Und zu denen zählen Sie sich?Ich besitze kein eigenes Auto undkeine Yacht – dafür habe ich mirletzte Woche ein gutes Fahrradgekauft. Mit Trommelbremse undeinem leichten Rahmen.Das Glück liegt also in der Bescheidenheit?Es liegt in der Möglichkeit. Vermögenbedeutet: Ich vermag etwaszu bewegen, aber ich könntejetzt auch nicht Griechenland retten.Was Autos angeht, bin icheinfach sehr unmännlich. Die gebenmir keinen Kick. Aber wennich eins brauchte, könnte ich mirjetzt jederzeit eins kaufen – undes ist sehr gut, das zu wissen. Geldan sich macht weder unglücklichnoch glücklich. Viel wichtiger istin diesem Zusammenhang dieFrage, woher das Geld stammt.Ob es erarbeitet ist oder sozusagenunverdient zur Verfügungsteht. Die meisten Lotto­Gewinnersind nicht unbedingt glücklichergeworden. Millionenerbenoft auch nicht.Sie haben viel Geld verdient, weil dieDeutschen sehr ausgeprägt nachdem Glück suchen.Die Deutschen haben einen unheimlichenNachholbedarf, wasGlück angeht. Und zwar, obwohlsie Geld haben. Im Vergleich zu1950 sind wir als Nation etwa30­mal so reich, aber nicht 30­malso glücklich geworden.Woran liegt das?An unserer Neidkultur. Wir Deutschenhaben einen klaren Hangzum Missgönnen. Das ist ein absoluterGlückskiller. Ein Beispiel:Fährt ein Cadillac vorbei, sagt derAmerikaner: „So einen werde ichauch mal fahren.“ Der Deutschedagegen sagt über den BMW­Fahrer:„Der Typ da drinnen gehtauch noch mal zu Fuß.“Und wenn wir alle nach dem Cadillacstreben? Erfolg, Profit, Selbstoptimierung– das ist doch dieFDP-Version vom Glück.Das meine ich auch nicht. ImGegenteil. Gnadenloser Wettbewerbund große soziale Unterschiedetragen nicht zur Zufriedenheiteiner Gesellschaft bei.Wir nehmen Glück in Relationzum Umfeld wahr. Stellen Sie sichvor, Sie bekommen 500 Euromehr Gehalt. Sie freuen sich.Dann erfahren Sie, dass Ihre Kollegen1000 Euro mehr bekommen– und Sie sind reicher alsvorher, aber schlechter drauf.Das hieße im Umkehrschluss: Ichbin zufrieden, wenn es meinemNachbarn schlechter geht als mir.Nein, das heißt, ich bin zufriedener,wenn es zwischen meinemNachbarn und mir kein großesGefälle gibt. In skandinavischenLändern beispielsweise, wo dassoziale Gefälle nicht allzu groß ist,ist die Bevölkerung insgesamtglücklicher. Fürs persönliche Glückist aber noch etwas anderes wichtig:Scheitern, Melancholie undschlechte Stimmung gehören zumLeben. Eine wichtige evolutionsbiologischeErkenntnis ist: DerMensch ist nicht dafür geschaffen,permanent glücklich zu sein. Ineiner gefährlichen Umgebung istGlück sogar hinderlich – wenn dieJungs im Neandertal sich am Gänseblümchenerfreut hätten, wärensie vom Säbelzahntiger gefressenworden. Überlebt haben die Ängstlichenund Zögerlichen, die Juristender Steinzeit, die sich gesagthaben: „Wir gehen erst vor dieHöhle, wenn der Tiger satt ist.“ DieGlücklichen wurden gefressen.Von denen stammen wir nicht ab.Wir sind genetisch zur Trübsal verdammt?In uns arbeitet ein System, dasuns glauben lässt, irgendwo anderssei es besser als dort, wowir uns gerade befinden.Das Gras auf der anderen Seite …… ist immer grüner, genau. So einDenken ergab ursprünglich auchSinn, weil es uns antreibt. Aberdieses System entstand zu einerZeit, in der Überleben ungleichhärter war. Wenn wir dem heutenachgeben und glauben, wirmüssten immer noch mehr erreichenund mehr jagen und mehrerleben, dann verpassen wir dasBeste.„Genieße den Augenblick“, „Lebeim Moment“ – es gibt viele solcherSätze.Einfache Weisheiten, natürlich.Aber nur, weil etwas nicht kompliziertist, muss es ja nicht falschsein. Daran muss man die Menschenoffenbar immer wiedererinnern. Die drei großen Säulendes glücklichen Lebens sindGenuss, Sinn und Gemeinschaft.Es gibt einen Grund, warum Menschen,die sich zum Beispiel inKirchengemeinden engagieren,grundsätzlich glücklicher sind als<strong>Leute</strong>, die sehr vereinzelt leben.Das liegt nicht an der Religion,sondern daran, dass man regelmäßig<strong>Leute</strong> trifft, die gemeinsameWerte teilen, gemeinsameZiele und Erlebnisse.Ihre Auftritte haben auch etwas <strong>von</strong>Seelsorge für das Volk.Stimmt.Sie sagen auf der Bühne: „Liebe dichselbst – dann können die anderendich gern haben.“Jesus hat schon vor 2000 JahrenDinge gesagt, die wir heute wissenschaftlichbelegen können.Mit MRT­Untersuchungen zumBeispiel. „Liebe deinen Nächstenwie dich selbst“, oder „was dujemand anderem antust, tust dudir an“ – die Spiegelneuronen imGehirn sagen genau dasselbe. Wirfühlen mit, solange wir seelischgesund sind.Ist Wissenschaft eine Ersatzreligiongeworden?Es hat tatsächlich eine Verlagerungstattgefunden. Früher wurdendie seelischen Bedürfnisse<strong>von</strong> Menschen in der Kirche wahrgenommen.Heutzutage sind esMedizin oder auch Sport, wo spirituelleAntworten, Vergebung undErlösung gesucht werden. Wennich sehe, wie <strong>Leute</strong> ins Fitnessstudiorennen, dann hat das was <strong>von</strong>religiösem Eifer. Das ist für michdie gleiche Haltung, mit der Sündersich früher auf den Rücken gehauenhaben. Nur sind die Geräteergonomischer geworden. ➔158 stern 19/2010


■2 <strong>Leute</strong>Wie wichtig ist die Autorität desDoktortitels für Ihre Arbeit?Er hilft auf alle Fälle. Die <strong>Leute</strong>spüren, dass ich einen Anspruchhabe, auf der Bühne keinenQuatsch zu erzählen. Alles ist recherchiert,und ich versuche stetsden aktuellen Stand der Wissenschaftzu vermitteln. Ich bin keinerdieser Motivationstrainer, diedurch die Gegend springen undrufen: „Ich bin ein Adler, ich binein Adler.“Dabei erzählen sie in Ihren Büchernund auch auf der Bühne mancheselbstverständlichkeiten. Bewegdich, rauch nicht, iss Gemüse.Ich biete etwas an, und die <strong>Leute</strong>können sich herauspicken, wassie brauchen. Auch wenn dieInhalte nicht immer neu seinmüssen, die Art der Präsentationist bei mir neu. Die Sprache derWissenschaft ist für 95 Prozentder <strong>Leute</strong> nicht dechiffrierbar. Ichmache sie verständlich. Ein Hauch<strong>von</strong> pädagogischem Ehrgeiz – umdas Wort Klugscheißer zu vermeiden– steckt sicher in mir.Wie kamen sie auf die Idee, Medizinund Kabarett zu mischen?Lange Zeit habe ich diese beidenWelten getrennt. Ich habe Medizinstudiert und bin nebenbeials Zauberkünstler und Stand­up­Comedian aufgetreten. MedizinischeThemen habe ich vermieden,weil ich befürchtete, dass dasPublikum denkt: „Ach, das ist jetztnur so ein Clown, der eigentlichArzt ist.“ Irgendwann habe ichaber bemerkt, dass in den Ritualendes Krankenhauses eine MengeKomik steckt. Jeder, der schon einmalso ein Flügelhemd getragenhat, das hinten offen ist, weiß, wiebescheuert man sich damit fühlt.Wie populär war der Komiker eckart<strong>von</strong> <strong>Hirschhausen</strong>, als er noch ohneDoktortitel auftrat?Ich habe einen langen Weg hintermir. 15 Jahre bin ich durchs Landgetingelt. Am Anfang in Fußgängerzonen,dann mal vor 100 <strong>Leute</strong>n,mal vor zehn. Einmal saß imganzen Saal nur eine einzige Frau.Ich sagte zu ihr: „Heute spiele ichdas ganze Programm nur fürdich!“ Ihre Antwort: „Ja, aber beeildich. Ich muss danach nochsauber machen.“Haben sie nie gedacht: „Vielleichtbin ich einfach nicht lustig“? Keineselbstzweifel?Klar. Auch als Komiker möchteman ernst genommen werden –was an sich ja schon paradox ist.Aber es gab zum Glück <strong>Leute</strong>, diemich ermutigt haben. Es ist nichtimmer komisch, Komiker zu sein.Man muss sich das vorstellen wiebei einem Kind, das laufen lernt.Wenn wir erst als Erwachsenelaufen lernen würden, würdenwir wahrscheinlich sagen: „Du,mit dem aufrechten Gang, dashabe ich mal probiert, das istnicht mein Ding.“ Kinder fallenauf die Schnauze, stehen auf undmachen weiter. Diese kindlicheFreude am Ausprobieren, amBesserwerden, am Scheitern, diesteckte auch in mir. Und ich warlange schlecht.neben Büchern und DVDs verkaufensie auf Ihren Lesungen auch stoffpinguineund eine Glücksbox, diePostkarten, eine Teetasse und einTagebuch enthält. Muss das sein?Es muss nicht sein, aber es schadetauch niemandem.Vor allem nicht Ihnen. Die Box kostet20 euro.Ich finde, zu einem so sinnlichenThema wie Glück passt eine schöneVerpackung. Seit den Tagendes Trojanischen Pferds ist es einlegitimes Mittel, eine ansprechendeVerpackung zu wählen, wennman Inhalte transportieren möchte.Aber ich zwinge niemandemetwas auf. Ich bin nicht auf Kaffeefahrt.Die <strong>Leute</strong> kaufen doch schon IhreBücher. reicht das nicht?Der Kern der Box ist das Glückstagebuch,das ganze <strong>Dr</strong>umherumsoll animieren, Dinge in die Tatumzusetzen. Zum Beispiel diePostkarten, weil eine Postkarteimmer noch mehr Freude auslöstals eine SMS.sie sind Buchautor, Fernsehmoderator,Kabarettist und Kolumnist inZeitungen und Zeitschriften. HaraldMartenstein schrieb neulich im„Zeit-Magazin“: „Überall sein riesigesGesicht. Ich habe Angst vor<strong>Dr</strong>. eckart <strong>von</strong> <strong>Hirschhausen</strong>.“ GehtIhnen das manchmal auch so?Dieser Erfolg ist mir auch manchmalunheimlich. Du kannst beiZur Person<strong>Eckart</strong> <strong>von</strong> <strong>Hirschhausen</strong>,Abkömmling einer im 19. Jahrhundertgeadelten Pfarrersfamiliemit Sitz im Baltikum, wurde 1967in Frankfurt/Main geboren undwuchs mit drei Geschwistern inBerlin-Zehlendorf auf. Bereitswährend seines Medizinstudiumstrat er gelegentlich als Zauberkünstlerauf; nach seiner Promotion1994 zog er als Kabarettistdurchs Land – und schließlichauch durch Funk und Fernsehen.Mit Hebammenköfferchen undAnzug ist er als humoristischerMediziner unterwegs und bietetzynismusfreie Wohlfühl-Comedy,Lebenshilfe und ein QuäntchenTrost. Sein Programm solle„haha“ und „aha“ vermitteln,so <strong>Hirschhausen</strong>, Lachen undErkenntnis. Damit passt erperfekt zur „Maus“, die das mitihren „Lach- und Sachgeschichten“immerhin schon seit 1971macht. Folgerichtig übernimmtder Krawattenmann des Jahres2009 nun <strong>von</strong> Jörg Pilawa dieUnterhaltungsshow „Frag dochmal die Maus“ (8. Mai, 20.15 Uhr,ARD). Es folgt am 20. Mai„Deutschlands größter Gedächtnistest“,und für den Herbstist „Das fantastische Quiz vomKörper und Menschen“ geplant,beides auch in der ARD, beidesmit <strong>Hirschhausen</strong>. Und inhaltlichhoffentlich spritziger, als die Titelbefürchten lassen.diesem Spiel nicht gewinnen.Wenn dich keiner kennt, hast dunichts da<strong>von</strong>. Wenn dich alle kennen,hast du auch nichts da<strong>von</strong>.Ist man zu populär, macht dasauch wieder verdächtig.sie könnten einfach etwas wenigermachen.Mach ich schon. Und es ist immernoch viel. Aber die <strong>Leute</strong> habendoch die freie Wahl. Sie könnenandere Bücher kaufen, andereShows besuchen und andere Fernsehsendungengucken.In Ihrem Buch „Glück kommt seltenallein …“ gehen sie noch weiter. sieempfehlen Ihren Lesern, den Fernseherabzuschaffen.Die Studienlage ist eindeutig: <strong>Leute</strong>,die zu viel Fernsehen gucken,sind unglücklicher. Was zwei Fragenaufwirft: Sitzen unglückliche<strong>Leute</strong> häufiger vor dem Fernseher?Oder werden sie durchsFernsehen unglücklicher?Was ist Ihre Antwort?Fernsehen führt selten zu einembefriedigenden Gefühl, weil manhängen bleibt, selbst wenn eslangweilt. Unterforderung machtaber – genau wie Überforderung– nicht glücklich. Beim Lesenkann ich vorblättern, wenn einePassage öde ist. Oder ich lesesie noch einmal, wenn ich sienicht verstanden habe. Ich kannden Komplexitätsgrad regulieren.Fernsehen hingegen muss sichals Massenmedium immer amunteren Bereich des Verständlichkeitsniveausbewegen.Warum machen sie dann Fernsehen?Weil es seine eigenen Qualitätenhat. Du erreichst viele <strong>Leute</strong>, diedu sonst nicht erreicht hättest.Ich mache allerdings nur Sachen,die ich auch selbst gucken würde.Die „Frag doch mal die Maus“­Sendung ist eine Mischung ausKinderfragen, Neugier, Spielen,Wissen und Quatsch. Solche Sendungenhalte ich für einen legitimenZeitvertreib.Man könnte auch sagen: sie nehmenmit, was sie kriegen können.Ja, denn wenn es ab jetzt schlechtläuft, muss ich die nächsten 40Jahre da<strong>von</strong> leben. Ich bin Freiberuflerund Mitglied der gesetzlichenKrankenkasse. Aber jetzt160 stern 19/2010


mal ohne Ironie: Ich tue es nichtfürs Geld, sondern für den Spaßan etwas Neuem. Und fünf Sendungenim Jahr finde ich nochkeine Überdosis.Sie geben den <strong>Leute</strong>n viele Ratschlägefür das persönliche Glück,aber selbst so gut wie nichts ausIhrem Privatleben preis. Sind Sie einKontrollfreak?Privatleben funktioniert am besten,wenn es privat ist. In der Öffentlichkeitist das Interesse groß,wenn <strong>Leute</strong> zusammenkommen,und es ist noch viel größer, wenndie <strong>Leute</strong> sich trennen. Dass dieseTrennungen aber oft damit zu tunhaben, dass die <strong>Leute</strong> ihre Beziehungenöffentlich gemacht haben,ist eine andere Wahrheit.Umso wichtiger ist es, dabei konsequentzu sein.Die „Süddeutsche Zeitung“ hatIhnen kürzlich Zensur vorgeworfen:Sie hätten gefordert, einenBeitrag über Sie vor <strong>Dr</strong>uck komplettgegenzulesen und zu korrigieren.Das ist Quatsch. Das Missverständnisbestand darin, dass die„SZ“ meinte, mein Managementwürde sich vorbehalten, nebenZitaten auch die anderen Passageneines Porträts zu „korrigieren“.Das ist Unsinn, da<strong>von</strong> warnie die Rede. Das ließ sich miteinem Telefonat aus der Welt räumen,leider erst nachdem der Artikelohne Interview erschienenwar. Dumm gelaufen, für beideSeiten.Aber Sie sorgen sich um Ihr Image.Ich stand schon auf der Bühne, alssich kaum jemand interessierthat. Jetzt interessieren sich viele– und dazu gehört auch, dass ichangepinkelt werde für das, wasich tue. Was populär ist, ist verdächtigund wird nach Schwachstellenabgeklopft. Ich schützemich, indem ich versuche, denHype nicht persönlich zu nehmen.Ich betrachte das <strong>von</strong> außen.Wenn es geht, schmunzelnd.Schon als Kind haben Sie Freundeund Familie mit Zaubertricks unterhalten.Mit Witzen gut anzukommenwar Ihnen offenbar ein Bedürfnis.Ich bin das dritte <strong>von</strong> vier Kindern.Man muss nicht Psychologiestudieren, um darauf zu kommen,dass man da irgendwie auffallenmöchte. Außerdem warenmeine Geschwister extrem sportlich.Ich nicht. Die Zauberei unddas Witzeerzählen waren meineStrategie, mein eigenes Ding zumachen. Meine Schwester spieltein der Hockey­Nationalmannschaft,ich erzählte Witze.Sie gaben den Clown, um aufzufallen?Da müssen Sie schon meinen Therapeutenfragen. Menschen undihre Motive sind nicht so eindeutig,wie wir sie gern verschlagwortenwürden. Über Mutter Teresawird auch gern gesagt: „Diehatte bestimmt einen Helferkomplex.“Ich denke nicht, dass ichan einem Aufmerksamkeitsdefizitgelitten habe. Aber ich habe bemerkt,dass ich Menschen zumLachen bringen kann und dassmir das Freude macht.Hat Sie die Recherche für Ihr Glücksbuchselbst zu einem glücklicherenMenschen gemacht?Auf alle Fälle. Ich bin zum Glücknicht permanent glücklich. Aberich kapiere schneller, woran esliegt.Mal angenommen, Sie wären König<strong>von</strong> Deutschland. Was würden Sieändern, damit es hierzulande mehrglückliche Menschen gibt?Ich würde „Glück“ als Schulfacheinführen. Da könnten die Kinderpsychologische Grundkompetenzerlernen. Lebenskunst, Körpergefühl,auf Deutsch gesagt. Wie lerneich, wie motiviere ich mich,was tue ich, wenn ich niedergeschlagenbin? In vielen anderenLändern lernen Kinder bereits inder Schule Meditations­ und Entspannungstechniken.Das wäregesundheitliche Prävention, diesich auszahlen würde.Inwiefern?Die drei teuersten Krankheitenin Deutschland sind Depression,Rückenschmerzen und Übergewicht.Diese Krankheiten hängenmaßgeblich mit dem zusammen,was ich über meinen Körper undmeine Stimmungsregulation gelernthabe. Wenn ich gelernthabe, bei schlechter Laune Schokoladezu essen, dann geht esmir in dem Moment vielleichtbesser, aber langfristig leide ichunter den Folgeschäden. Wennich hingegen lerne, bei schlechterStimmung Sport zu treiben,mit dem Hund rauszugehen oderFreunde zu treffen, sieht das andersaus.Hunde für alle und Sportplatz stattSchreibtisch. Klingt paradiesisch.Ist aber vernünftig. Es müssteeinen Glücksminister geben, derGesetzesvorlagen danach überprüft,ob sie die Gesellschaft zufriedenermachen. Einen Berateraus der Positiven Psychologie.Statt Pendlerpauschale und Abwrackprämiegäbe es Subventionenfür Mehrgenerationenhäuser,öffentliche Plätze und freien Zugangzu Bildung. Glück breitetsich in Netzwerken aus, darumist es wichtig, das soziale Miteinanderzu fördern. Menschen,die sich engagieren und – nebender Arbeit – das Gefühlhaben, etwas Sinnvolles zu tunund einen Beitrag zu leisten, lebenlänger. Diese Dinge müssteman fördern. Das wäre besserfür unsere Glücksbilanz als verbilligteAutos.Jetzt klingen Sie wie ein Politiker.Wann werden Sie Deutschlandserster Glücksminister?Ich bleibe lieber der Hofnarr. 2

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