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Neubruchlacke - Nationalpark Neusiedler See Seewinkel

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<strong>Nationalpark</strong><strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong> - <strong>See</strong>winkelNATURA 2000 Gebiet: <strong>Neubruchlacke</strong>


Große <strong>Neubruchlacke</strong>Bewahrungszone Apetlon – Lange LackeDie Große <strong>Neubruchlacke</strong> – auch „Obere Halbjochlacke“ genannt – zählt zu den salzreichstenLacken des zentralen <strong>See</strong>winkels.Hier im zentralen <strong>See</strong>winkel liegt ein Teil des <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong> – <strong>See</strong>winkel derzur Bewahrungszone „Apetlon – Lange Lacke“ gehört. In diesem Teilgebiet, nordöstlich derLangen Lacke, befinden sich im Wesentlichen drei Lacken:• Große <strong>Neubruchlacke</strong> • Fuchslochlacke • Kleine <strong>Neubruchlacke</strong>Diese drei Lacken mit den umliegenden Salzpflanzenfluren und Resten einstiger Hutweidenbilden heute eine „Schutzgebietsinsel“ östlich der Straße Apetlon – Frauenkirchen, umgebenvon landwirtschaftlichen Flächen. Die Große <strong>Neubruchlacke</strong> und die Fuchslochlackehatten vor der Gründung des <strong>Nationalpark</strong>s <strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong> – <strong>See</strong>winkel, von 1965 bis1993, den Status eines Vollnaturschutzgebiets. In diesem Teilgebiet brüten typische Offenlandartenwie Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta), Flussregenpfeifer (Charadrius dubius),<strong>See</strong>regenpfeifer (Charadrius alexandrinus) und Flussseeschwalbe (Sterna hirundo). Das völliggetarnte Nest des <strong>See</strong>regenpfeifers ist eine flache Mulde die spärlich mit Steinchen undPflanzenteilen ausgekleidet wird. Die Eier erinnernin Form und Färbung an Kieselsteine.In der Region gibt es mehr als 30 Brutpaare,deren Bruterfolg von der Existenz vegetationsfreierSalzflächen und Schlammufernabhängig ist.Der Flussregenpfeifer (Bild) hat im Gegensatzzum <strong>See</strong>regenpfeifer gelbe Augenringe, eingeschlossenes Halsband und ein schwarzesStirnband.


Das tonangebende Salz ist Soda (Natriumcarbonat, Na 2CO 3), das für den hohen pH-Wert(alkalisch) der Lacken verantwortlich ist. Neben Soda treten noch in geringen MengenBittersalz (Magnesiumsulfat, MgSO 4), Glaubersalz (Natriumsulfat, Na 2SO 4) und Kochsalz(Natriumchlorid, NaCl) auf. Die Salzkonzentration ist von Lacke zu Lacke unterschiedlichhoch und schwankt stark mit den Wasserständen. Bei Hochwasser ist die Salzkonzentrationam geringsten und knapp vor der sommerlichen Austrocknung am höchsten.Ein Blick unter die LackenoberflächeDie Große <strong>Neubruchlacke</strong> zeichnet sich durch hohe Salzkonzentration und eine anorganischeTrübung aus. Diese salzreiche Lacke ist ein bedeutender Lebensraum für wirbelloseTiere, die an die extremen Bedingungen sodahältiger Gewässer angepasst sind.Tiergruppen wie Amöben, Moostierchen, Strudelwürmer und Kleinkrebse haben Strategienentwickelt, um in regelmäßig trockenfallenden Gewässern existieren zu können, siebilden sogenannte Dauerstadien.Krebsarten wie der Tümpel-Wasserfloh(Moina brachiata) und derKiemenfußkrebs (Branchinectaorientalis) produzieren trockenresistenteDauereier. Die harteaber poröse Schale der Dauereierdient als Schutz vor mechanischerBelastung und UV-Strahlung. Dieauffällige Oberflächenstrukturder Eischale ist artspezifisch undAmöben können bei Trockenheit als Zysten überdauern.Unter dem Lichtmikroskop kann man dieWände der Zysten deutlich erkennen.dient möglicherweise zur Verbreitungder Eier (z.B. Anhaftung anWasservögel).? G E W U S S T ?Der <strong>See</strong>winkel ist neben den Donau-March-Thaya-Auen daswichtigste Urzeitkrebs-Gebiet Österreichs. Urzeitkrebse sindurtümliche Vertreter der Kiemenfußkrebse (Branchiopoda),deren erstes fossiles Auftreten vor rund 500 MillionenJahren datiert ist. Zu den Urzeitkrebsen zählen Feenkrebse(Anostraca), Rückenschaler (Notostraca) undMuschelschaler (Conchostraca). Diese Krebse transportierenNahrungspartikel mit Hilfe ihrer borstigenBlattbeine in einer tiefen Bauchrinne vonhinten nach vorne zur Mundöffnung.Kiemenfußkrebselegen ihre Eierim Schlamm ab.Nur wenn sie trockenfallen oder ausfrierenschlüpfen im Frühjahrdie Larven.


Lacken in GefahrTeiche und <strong>See</strong>n haben die Tendenz zu verlanden, doch die flachen <strong>See</strong>winkel-Lackenhaben Jahrtausende überdauert. Umso dramatischer ist es, dass viele der wertvollen Sodalackenin nur einem Jahrhundert verschwunden sind. Waren 1850 noch 139 Lacken in derRegion vorhanden sind es heute nur mehr an die 35. Intakte Lacken haben eine anorganischeTrübung. Vor allem der hohe pH-Wert und Wind halten die Trübe aufrecht, dadurchwerden organische Stoffe rasch abgebaut.Das Schließen von Kanälen ist eine wichtige Maßnahme, um mehr Wasser im Systemzu halten.Damit die Lacken erhalten bleiben muss der Grundwasserspiegel so hoch sein, dass derdichte Lackenhorizont im Boden der sommerlich ausgetrockneten Lacke erreicht wird.Das Grundwasser versorgt diesen Lackenstauhorizont mit gelösten Salzen die kapillar andie Oberfläche wandern. Reißt die Verbindung zum Grundwasser ab, wird kein Salz mehrnachgeliefert, der Stauhorizont trocknet aus, der pH-Wert sinkt und eine Pflanzendeckeentsteht. Die Lacke verlandet.Vor allem seit der Errichtung des „Einser-Kanals“ im Jahre 1910 und dem darauf folgendenAusbau eines Netzes von Entwässerungskanälen ist die Lackenzahl nach und nach zurückgegangen.Die <strong>Neubruchlacke</strong> ist von direkten, oberirdischen Entwässerungsmaßnahmenverschont geblieben. Doch auch solche Lacken sind vom verstärkten Absinken des Grundwasserspiegelsseit den 1980er Jahren betroffen. Managementmaßnahmen von Seiten des<strong>Nationalpark</strong>s wie die Schließung von Entwässerungskanälen und die Umsetzung vonForschungsprojekten zu diesem Thema sollen dieser Entwicklung entgegenwirken.


Die RosalienkapelleDirekt an der <strong>Nationalpark</strong>grenze liegt die Rosalienkapelle (auch Tschidakapelle genannt)und bietet einen Überblick über die verschiedenen Landschaftsteile in diesem Gebiet. DieKapelle wurde 1713 nach dem Ende der Pestepidemie in Apetlon von Anton Tschida errichtet.Um den Ort zu schützen und gegen Krankheiten abzuschirmen stehen Pestkapellenfast immer an Gemeindegrenzen. Die Rosalienkapelle auf dem urgeschichtlichen Hügelgrabist ein historisches Grenzzeichen der Gemeinde Apetlon.Im <strong>See</strong>winkel befinden sichmehr als 30 Grabhügel mitjeweils 30 - 50 m Durchmesserund einer Höhe vonbis zu 6 m. Das Hügelgrab,auf dem die Rosalienkapellesteht, könnte aus der älteren,vorrömischen Eisenzeit (Hallstattzeit,800-450 v. Chr.)stammen. Gräber aus dem1. Jahrtausend v. Chr. enthaltenzahlreiche Grabbeigabenwie Kegelhalsgefäße, Toneimerund Schalen.Der prähistorische Grabhügel ist ein beliebter Rastplatz,doch sollte man sich bewusst machen, dass derwertvolle Trockenrasen durch sorglosen Umgang (z.B.Befahren mit Fahrrädern) geschädigt wird.? G E W U S S T ?Im Burgenland gibt es einige Rosalien- undRochuskapellen, weil die beiden Heiligen alsSchutzpatrone gegen die Pest verehrt wurden.Der heilige Rochus half pestkranken Menschenund starb 1327 selbst an der Krankheit.Die heilige Rosalia von Palermo lebte im12. Jahrhundert als Einsiedlerin und verstarbin einer Höhle an der Nordküste Siziliens.Erst im 17. Jahrhundert wurde ihr Leichnamgefunden und nach Palermo gebracht.Von diesem Augenblick an kam eine Pest-Epidemie, die gerade in der Stadt wütete zumStillstand.Die heilige Rosalia wird mit braunemGewand, offenem Haar, Rosenkranz,Kreuz und Totenkopf dargestellt.


Conservation Zone „Apetlon – Lange Lacke“This part of <strong>Nationalpark</strong> Lake Neusiedl –<strong>See</strong>winkel includes three shallow pools:• Große <strong>Neubruchlacke</strong>• Fuchslochlacke• Kleine <strong>Neubruchlacke</strong>„Große <strong>Neubruchlacke</strong>“ is the shallow, saltywater close to this information point. Thesalt concentration of this pool is one of thehighest in the region. The shallow pools andgrounds consist primarily of Soda (sodiumcarbonate, Na 2CO 3), but Epsom salt (magnesiumsulphate, MgSO 4), Glauber`s salt(sodium sulphate, Na 2SO 4) and Common salt(sodium chloride, NaCl) are also present invery low concentrations.„Zick“ derives from the Hungarianword „Szik“ which stands for Soda(sodium carbonate, Na 2CO 3).In this region the breeding avifaunaconsists mainly of open landscape species,including Avocet (Recurvirostra avosetta),Common Tern (Sterna hirundo), LittleRinged- and Kentish Plover (Charadriusdubius, C. alexandrinus).The Avocet is one of the numerous birdspecies which need sparsely vegetatedareas for breeding.Along the shore of the shallow pool Große<strong>Neubruchlacke</strong> plants, which depend on theappearance of saline soil tracts, occur. In thisarea Alkali vegetation is characterised forexample by Puccinellia-grassland, Pannonian-Sea-Aster(Tripolium pannonicum) andSuaeda maritima salt marsh (Suaeda pannonica-zone).The area includes also relics offormer common pastures.On the top of the barrow, whichoriginates probably from the preromanIron Age (800 - 450 B.C.), theRosalienchapel was built in 1713 by acitizen of the village Apetlon, becausethe pest had ceased.


NATURA 2000 Gebieteim BurgenlandslowakeiStandort<strong>Neubruchlacke</strong>Neusiedl/<strong>See</strong>EisenstadtUngarnNiederösterreichMattersburgNatura-2000-Gebiet<strong>Nationalpark</strong>Bewahrungszone<strong>Nationalpark</strong> NaturzoneSchilfgürtel<strong>Neusiedler</strong> <strong>See</strong>OberpullendorfWas istNATURA 2000?SteiermarkOberwartAls Natura 2000 wird einEU-weites Schutzgebietssystembezeichnet, im Rahmen dessen allewesentlichen Lebensräume und Habitateder in Europa gefährdeten Fauna und Floraerfasst und gesichert werden. Grundlagesind zwei EU-Richtlinien, die von den Mitgliedsstaatenumgesetzt werden müssen:UngarnGüssingMit der Fauna-Flora-Habitat-Richtliniesoll die biologische Vielfalt geschütztund die Erhaltung von natürlichenLebensräumen gesichert werden.slowenienJennersdorfUngarnDie Vogelschutzrichtlinie zielt auf denSchutz gefährdeter und vom Aussterben bedrohterVögel hin, die im EU-Raum heimisch sind.Die Lebensräume dieser Vögel werden von denMitgliedsstaaten als spezielle Schutzgebiete ausgewiesen.Impressum: Naturschutzbund Burgenland, Esterhazystraße 15, A-7000 Eisenstadt, Tel.: 0043(0)6648453048, Fax: 0043(0)2682702-190, alle Rechte vorbehalten,Vervielfältigung und Auszüge bedürfen der ausdrücklichen Zustimmung des ÖNB. Karte: Amt der Burgenländischen Landesregierung, Abt 5/III-Natur- undUmweltschutz. Grafik & Gestaltung: Baschnegger & Golub, A-1180 Wien. Text und Redaktion: Mag. Elke Schmelzer. Fotos: Elke Schmelzer, Ute Scheikl, Archiv NP.Weiterführende Informationen und Literaturverweise: www.nationalpark-neusiedlersee-seewinkel.at

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