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TongTana_Dez_2013.pdf - Bruno Manser Fonds

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unomanserfondsfairness im tropenwaldWasser bringt Leben in den Regenwaldtong tana<strong>Dez</strong>ember 2013www.bmf.ch


Die neue Hängebrücke über den Sela’an-Fluss in der Trockenzeit


Sobald alle wohlbehalten auf der anderen Seite der Brückeangekommen sind, wird gebetet. Die Brücke hat die Feuertaufebestanden. Auf dem Rückweg ist allen freigestellt, entwederdurch den Fluss zu gehen oder die Brücke zu benutzen. Ein paarwenige entscheiden sich für den traditionellen Weg und watendurch das Wasser des Sela’an-Flusses, das zum Glück jetzt inder Trockenzeit tief steht. Die Gäste bestaunen die Brücke. Nunwollen natürlich auch die benachbarten Dörfer eine Brücke – der<strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong> <strong>Fonds</strong> bleibt dran!macht die Brücke auch fit für kommende Wetterveränderungenaufgrund des Klimawandels.Aber jetzt wird gefeiert! Bis tief in die Nacht wird ausgelassengegessen, getanzt und geredet. In dieser Nacht, wie in all denkommenden, wachen die drei majestätischen Gipfel des heiligenBerges Batu Siman über das Dorf und die Brücke. Und morgen, jamorgen beginnt das neue Leben auf der anderen Seite desFlusses.Die Brücke ist das Tor zur Aussenwelt, denn sie verbindet dasDorf mit der auf der anderen Flussseite liegenden Strasse. Sieist damit der Garant für Mobilität und den Zugang zu wichtigenAktivitäten und Gütern: Schulbesuch, Arbeit, Handel und dieAusübung politischer Rechte werden durch sie ermöglicht. Dankihr wird auch das Land auf der anderen Flussseite für die Dorferweiterungund für den Reisbau nutzbar.Die Brücke wird die Penan in Zukunft vor den Launen desWetters unabhängig machen. Der 45 Meter breite Sela’an-Flussmuss nicht mehr durchschwommen oder mit Booten überquertwerden, um die Aussenwelt zu erreichen. Auch nach starkemRegen, der die Flüsse zu unüberwindbaren, reissenden Strömenanschwellen lässt, kann die andere Flussseite nun sicher erreichtwerden. Damit die Brücke lange erhalten bleibt und auch denextremen Wetterbedingungen trotzen kann, wurde sie so konstruiert,dass sie über dem Niveau einer Jahrhundert-Flut liegt. Dies


Das Leben im Wald, eingefangenvon Julien CoquentinIn diesem Heft zeigen wir Bilder des Fotografen Julien Coquentinaus seiner Bildserie «Green Wall», Grüne Wand. Julien Coquentin(37) arbeitet mit dem Medium Fotografie zu verschiedenenThemen wie der Erinnerung, der Stadt und des Territoriums. SeineArbeiten wurde sowohl in Frankreich, seiner Heimat, als auch imAusland ausgestellt. Julien Coquentin berichtet über das Entstehender Fotoserie «Green Wall» im Penan Peace Park, wo auch LongLamam liegt:«Die Entstehung der Fotoserie ‹Green Wall› geht für mich insJahr 1996 zurück. Damals war ich 19 Jahre alt und bereisteIndonesien während fünf Monaten. Ich entdeckte das grossartigeGefühl der Freiheit und erlebte das erste Mal den Primärregenwald.Die schwüle Luft und die beinahe erdrückende Pflanzenwelterschienen mir von einer intensiven Sinnlichkeit. Dieser geheimnisvolleEindruck lässt mich bis heute nicht los.Im August 2012 lebte ich mit meiner Partnerin und meinenbeiden Töchtern während sechs Monaten in Kuching, Sarawak.Ich hatte die Absicht eine Fotoserie zur Abholzung und derAusdehnung der Ölpalmplantagen zu realisieren. Während denWochen der Recherche und Kontaktaufnahmen bin ich auf denPenan Peace Park gestossen, der im Mai 2012 im Parlament vonJulien Coquentin rechts im BildKuching vorgestellt wurde. Das Projekt begeisterte mich augenblicklichaufgrund seiner Originalität, seines Anspruchs sowieseiner Zerbrechlichkeit. Sodann begann ich mit der Realisierungmeiner Idee in Zusammenarbeit mit dem <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong> <strong>Fonds</strong>.In der Regenzeit, im November 2012, bereiste ich während zweiWochen den Wald des Penan Peace Parks. Zwei kurze Wochen umdie spezielle Beziehung der Penan zu ihrem Wald in eine Bildsprachezu übersetzen und das Schicksal eines sanften aber sich denwidrigen Umstände zäh widersetzenden Volkes aufzunehmen.»


«Machen wir uns dieKostbarkeit des Wassersim Alltag bewusst»Interview: Annina AeberliTong Tana: Herr Hurni, was verbindet Sie mit <strong>Bruno</strong><strong>Manser</strong>?Hans Hurni: Ich habe <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong> einmal getroffen, ich glaube1991. Wir haben diskutiert, was er zum Schutz des Regenwaldesunternehmen könnte. Es sind mir viele Eindrücke geblieben, auchseine Forschung und seine Feldbücher. Er hat wunderschöneZeichnungen gemacht.Waren Sie schon einmal im Regenwald?Ja, wir beschäftigen uns intensiv mit der Regenwaldproblematik,insbesondere in Madagaskar und Laos. Wir versuchen, fürEntscheidungsträger Instrumente zur Verfügung zu stellen, damitsie sehen, was sich im Regenwald verändert, wo es sich verändert,wie es sich verändert und durch wen es sich verändert. Oftwerden die einen oder die anderen für die Zerstörung des Regenwaldesschuldig gesprochen, aber das ist nicht so eindeutig.Kleinbauern haben auch ihren Anteil an der Zerstörung, insbesonderewenn sie Landwirtschaft betreiben.


Wie funktioniert der Wasserhaushalt im Regenwald undwelchen Einfluss haben Abholzung und Plantagen?Der erste Stereotyp besagt, dass die Abholzung zu mehr Abflussund damit zu mehr Erosion führt, was nicht nur den Wald sondernauch den Boden kaputt macht. In der Folge trocknen Einzugsgebieteaus. Dieser Stereotyp ist schon wahr, das ist wirklich dieKonsequenz von radikaler Abholzung. Bei einer Veränderung vonWald zu Weide hingegen ändert sich der Wasserhaushalt wenigerstark als oft angenommen, denn auch im Grasland versickertWasser sehr gut.Der zweite Stereotyp besagt, dass ohne Wald Wassermangelherrscht, da alles Wasser abfliesst. Man darf aber nicht vergessen,dass Wald auch sehr viel Wasser verbraucht. Gras verbrauchtweniger Wasser und damit fliesst mehr Wasser ab. Das hilft demKreislauf. Mit der Abholzung wird also nicht einfach alles schlechter,sondern einfach anders. Aber hier reden wir über Wasser,nicht über die Biodiversität, welche unter der Abholzung sehrleidet!Wie unterscheidet sich der tropische vom SchweizerWasserhaushalt?Niederschläge sind in den mittleren Breiten in Europa über dasganze Jahr sehr ausgeglichen, relativ milde und sanft. Das Wasserkann auch auf offenen Flächen einsickern, was eine sehr günstigeForm von Niederschlag ist. In den Tropen sind Niederschlägekonzentrierter, heftiger, schlagartiger und die Tropfen sind grösser,Hans HurniProf. Dr. Hans Hurni (62),Professor für Geographie und nachhaltigeEntwicklung an der Universität Bern,präsidiert das Centre for Developmentand Environment (CDE). Das CDEbeschäftigt sich mit sozio- ökologischen Fragen weltweitund arbeitet an nachhaltigen Lösungen für die Ressourcenprobleme.Die Universität Bern ist eine so-genannte«Blue University», womit sie sich verpflichtet, nachhaltigund effizient mit der Ressource Wasser umzugehen.Niederschläge sind aber auch kürzer, was ein Vorteil sein kann.Die starken Regenfälle haben viele negative Wirkungen. So erhöhtsich der Abfluss schlagartig, was zu Erosion führt. Darauf könnenwiederum längere Trockenzeiten folgen. Im Jahresdurchschnittfliesst in einem Wald in Europa ähnlich viel Wasser ab wie in einemWald in den Tropen.Was bedeutet die Klimaveränderung für den Wasserhaushalt?Wenn wir das nur wüssten. Zum einen stellt sich die Frage, wasdie Landnutzungsveränderungen für das Klima bedeuten und dann,was bedeutet die Klimaveränderung für die Landnutzung und denWasserhaushalt? Das interessante ist, dass sich die Klimaforscher


isher kaum mit der Landnutzung als Faktor der Klimaveränderungbeschäftigt haben. Was die Klimaveränderung für den Wasserhaushaltund die Landnutzung in den Tropen bedeutet, da weiss mankaum etwas, da es in den Tropen viel zu wenig Klimastationen gibt.Was man weiss, ist, dass die Temperaturen auch in den Tropenangestiegen sind, alles andere sind Vermutungen.Was sagen Sie zum Stichwort Wasserknappheit?Da ist immer die Frage wo und welches Wasser wird knapp? Inden Städten gibt es ein riesiges Versorgungsproblem, auch inden tropischen Städten. Die Bevölkerung will Wasser, im Hausoder auch nebenan, und die Bevölkerung nimmt zu. Das Wasserzuzuführen ist eine sehr grosse Aufgabe, insbesondere derUnterhalt der bestehenden Versorgungsnetze. Zudem verschwindetin Drittweltstädten bis zu 50% des Wassers aufgrund vonLeitungsbrüchen und Löchern in den Röhren. Auf dem Land hängtes von der Klimazone ab. In den feuchten Gebieten hat es schongenug Wasser. Da ist es eine Frage der Sauberkeit des Wassers,der Reinigung und der sauberen Quellfassung. Eine MilliardeMenschen haben immer noch keinen Zugang zu sauberem Wasser.Die Versorgung mit Trinkwasser ist nur die eine Seite…Die Abfuhr von Wasser ist natürlich die andere Frage. In denStädten ist das Abwasser ein riesiges Problem. Alle Städtekümmern sich um die Wasserzufuhr, aber nur sehr wenige umdie Abfuhr. Da läuft das Abwasser einfach in das nächste Gewässerund verschmutzt dieses enorm. Städte sind Drecksschleudern.In einer Zusammenarbeit mit der EAWAG haben wir in den letzten12 Jahren versucht, mit dezentralen Abwassersystemen, mitTrockentoiletten, zu arbeiten.Was für Rollen kommen dem Wasser für die Menschheit zu?Leben ist nur dank dem Wasser möglich, vor allem dem Süsswasser,das nur 3% ausmacht. Wir sind aus Wasser entstanden undbestehen fast nur aus Wasser. Es gibt keine Existenz ohne Wasser.In der menschlichen Entwicklung nahm Wasser immer mehr undverschiedenere Rollen wahr. Es wurde zentral für die Nahrungsmittelproduktion,für Transport und Energiegewinnung.Was können wir in der Schweiz machen?Wir sollten uns die Ressource Wasser im Alltag bewusst machen.Das beginnt beim Duschen am Morgen, beim WC-Spülen, ZähnePutzen oder beim Kochen; Wasser ist immer mit im Spiel. Wennman sich bewusst wird, wie kostbar diese Ressource ist, dannverwendet man sie im Alltag anders. Überlegen Sie sich einmal,wie viel Wasser es zum Beispiel für die Konstruktion von Handysbraucht. Das sind Dinge, bei welchen man gar nicht an Wasserdenkt. Man sollte sich bewusst sein, wo es überall Wasser «drin»hat, das würde ich mir wünschen. Denn wenn man sich dessenbewusst ist, dann stellt man den Wasserhahn ab.Vielen Dank für das interessante Gespräch.


KurznachrichtenNeues Buch des BMF beleuchtetKorruption im Regenwald«Raubzug auf den Regenwald: Auf denSpuren der malaysischen Holzmafia», sotitelt das Buch, welches der <strong>Bruno</strong><strong>Manser</strong> <strong>Fonds</strong> nächstes Jahr herausgebenwird. Lukas Straumann, Geschäftsleiterdes <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong> <strong>Fonds</strong>, enthüllt darindie Hintergründe der Zerstörung desRegenwaldes in Sarawak. Die Gelder ausder Abholzung erlaubten dem Regierungschefvon Sarawak, Taib Mahmud, einweltweit verästeltes Firmenimperiumaufzubauen.· Herausgeber: <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong> <strong>Fonds</strong>· Autor: Lukas Straumann· Titel: Raubzug auf den Regenwald:Auf den Spuren der malaysischenHolzmafiaErscheint im Salis-Verlag am 4.2.2014300 Penan widersetzen sich derZwangsumsiedlungAm 21. September veranlasste dasElektrizitätsunternehmen Sarawak Energydie Flutung des Reservoirs des Murum-Staudamms im Innern von Sarawak. DieUmsiedlung der 1500 Betroffenen begannbereits einige Wochen zuvor. Doch einigePenan-Dörfer, enttäuscht von den leerenVersprechen der Regierung, widersetzensich der Umsiedlung. Mitte Septemberhaben sie bei der Staumauer eine Zeltstadtaufgestellt und blockieren seither dieBauarbeiten. Den steigenden Fluten fallensechs Dörfer und 250km 2 Regenwald zumOpfer.Die 300 protestierenden Penan wollen ihreBlockade erst auflösen, wenn die Regierungsie endlich ernst nimmt und sie fair fürden Verlust ihres Landes kompensiert.Bisher liessen sich Sarawak Energy und dieRegierung aber nicht auf Verhandlungenein. Im Gegenteil, die Polizei entsandteeine spezielle Strassenkampf-Einheit, umdie friedlichen Proteste aufzulösen. DiePolizei versucht, die Protestierendeneinzuschüchtern. Bei der Verhaftung desProtestanführers Ngang Buling schoss diePolizei auch in die Luft. Die Polizei plantweitere 40 Festnahmen. Die Penan habenihrerseits Anzeige gegen Sarawak Energyerstattet. Auch die Schweizer Firma ABBist in den Murum-Staudamm involviert.


Potentatengelder aus Sarawak:Bundesanwaltschaft entlastetSchweizer BankenDie Schweizerische Bundesanwaltschaftverzichtet auf ein Strafverfahren gegenvier Schweizer Banken, die vom <strong>Bruno</strong><strong>Manser</strong> <strong>Fonds</strong> und von SP-NationalratCarlo Sommaruga im Januar 2013 wegenmutmasslicher Geschäftsbeziehungenzur Familie des malaysischen PotentatenTaib Mahmud angezeigt wurden. Wie dieBundesanwaltschaft am Dienstag mitteilte,hatte «lediglich eine der Banken zu zweiPersonen der Taib-Familie eine Kundenbeziehungunterhalten (…). Diese Kontenwurden indessen bereits 1999 saldiert.»Nicht betroffen vom Entscheid der Bundesanwaltschaftist das laufende Strafverfahrengegen die UBS und gegen Unbekanntwegen mutmasslicher Geldwäscherei fürMusa Aman, den Regierungschef desmalaysischen Bundesstaats Sabah. DasVerfahren wurde am 29. August 2012eröffnet, nachdem der <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong><strong>Fonds</strong> Anzeige erstattet hatte. Der UBSwird vorgeworfen, über ihre Filialen inSingapur und Hong Kong rund 90 MillionenUS-Dollar mutmasslicher Bestechungsgelderaus dem Tropenholzhandel gewaschenzu haben.Schulklasse verkauft Selbstgebasteltesfür die PenanSchülerinnen und Schüler der GemeindeMasein in Graubünden bastelten für diePenan. An einem Stand verkauften sie vorden Sommerferien ihre selbstgestaltetenMobile, Bäumchen und Karten. DieSechstklässlerin Anna erklärt das Engagementihrer Klasse: «Mit dem Verkauf vonunseren Waren wollen wir die Penansunterstützen und ihnen behilflich sein, ihreKultur zu erhalten. Wir wollen ihnen zeigen,dass sie nicht alleine sind. Weil mit demFällen von Bäumen, fällen wir auch einenTeil von ihnen; und wir wollen ja nicht diesespezielle Kultur vernichten.»Ihre Einnahmen von Fr. 715.– spendetenSie dem <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong> <strong>Fonds</strong> stellvertretendfür die Penan. Herzlichen Dank, dassihr euch für die Penan und den Urwaldeinsetzt!


ImpressumTong Tana heisst «im Wald» in der Spracheder Penan-Urbevölkerung im Regenwald vonSarawak (Malaysia).Herausgeber: <strong>Bruno</strong> <strong>Manser</strong> <strong>Fonds</strong>Verein für die Völker des RegenwaldesSocinstrasse 37, CH-4051 BaselTelefon +41 61 261 94 74E-mail: info@bmf.chInternet: www.bmf.chRedaktion: Annina AeberliBilder: BMF, Julien Coquentin, Cartoon: ZunarGestaltung: moxi ltd., BielDruck: Speck Print AG, BaarProduktion und Versand:dm.m division, AZ Direct AG, RotkreuzGedruckt auf 100% Recyclingpapier(RecyStar nature)Für Spenden: Postcheckkonto 40-5899-8oder Bank Coop, CH-4002 Basel,Konto 421329.29.00.00-5IBAN: CH8808440421329290000SWIFT: COOPCHBB

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