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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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78 | 3. 1870 bis 1918berg zu unterrichten. 1913 ließ der Landesausschuss einer Bewerberin diesen Revers ausnahmsweisenach, da derzeit in <strong>Vorarlberg</strong> in keiner Weise ein Mangel an Lehrern oder Lehrerinnen herrsche. 359Nicht von ungefähr begannen sich die <strong>Vorarlberg</strong>er Lehrerinnen um diese Zeit standespolitisch zu organisieren.Die Konkurrenz wurde härter, die Interessengegensätze in der Lehrerschaft wurden spürbarer,wenngleich noch nicht im selben Ausmaß wie in anderen Ländern. Im Deutschen Reich führtendie Auseinandersetzungen über die „Lehrerinnenfrage“ zur selben Zeit dazu, dass immer mehr Lehrerinnenaus den gemeinsamen Vereinen austraten und Lehrerinnenvereinen beitraten oder gründeten.Das galt vor allem für das benachbarte Bayern, wo sich Lehrerinnen zunächst Lehrervereinen angeschlossenhatten, was ihnen zum Teil nur als außerordentliche Mitglieder möglich war. 360 In Bayerntrug auch eine schulpolitische Frage zur Spaltung der katholischen Standesorganisation bei: Währendder Katholische Lehrerverein (gegr. 1893) gegen die geistliche Schulaufsicht eintrat, setzte der unerfahreneKatholische Lehrerinnenverein (gegr. 1898) auf die Unterstützung durch die Geistlichkeit. 361In <strong>Vorarlberg</strong> sollten die Spannungen zwischen Lehrerinnen und Lehrern erst mit dem Lehrstellenmangelnach dem Ersten Weltkrieg eskalieren. Die Lehrerinnen schlossen sich den Lehrervereinen an.Der 1870 gegründete liberale, mehr und mehr deutschnationale „Lehrerverein des Landes <strong>Vorarlberg</strong>“zählte 1904 immerhin noch 110 wirkliche Mitglieder, hatte aber stark an Bedeutung eingebüßt undsollte nach dem Ersten Weltkrieg weiter an Mitgliedern verlieren. Frauen scheinen im Landeslehrervereinkeine nennenswerte Rolle gespielt zu haben. 362Auch der „Katholische Lehrerverein für <strong>Vorarlberg</strong>“ war 1896 von Männern gegründet worden, schlossaber die Frauen keineswegs aus. 363 Während der 1891 gegründete „Katholische Tiroler Lehrerverein“Lehrschwestern und Katecheten zunächst nur als außerordentliche Mitglieder aufnahm, 364 konntenBurtscher, Maria Ibele, Stephanie Rinderer, Viktoria Schwärzler, Agatha Schöch, Theresia Lins, Rosa Sourisseau,Anna Sinz, Anna Häusle, Anna Halbeisen, Anna Kühny, Filomena Nägele, Anna Häusle, Berta Ritter, HedwigLoitz; Privat-LBA Innsbruck-Kettenbrücke: Anna Wagner, Maria Czurda. Der Nachakt VLA: AVLReg IX-1421/1922liegt leider nicht ein. 1923 wurden aufgrund der Geringfügigkeit des entwerteten Kapitals keine Stipendien mehrverliehen.359VLA: AVLRat EA 1: LH Rhomberg an Anna Wagner, Bregenz 05.09.1913.360Vgl. Beilner, Emanzipation, S. 74, zum Bayerischen Volksschullehrerverein, im Übrigen, ebenda, S. 52–83. Diegeistliche Ortsschulaufsicht bestand in Bayern bis 1919.361Kerchner, Beruf und Geschlecht, S. 49–50. Vgl. Gahlings/Moering, Volksschullehrerin, S. 55–57.362Die 1887 in einem anderen Punkt revidierten Satzungen des Lehrervereins des Landes <strong>Vorarlberg</strong> bestimmtein § 4 lit. a geschlechtsneutral: „Wirkliche Mitglieder sind alle öffentlichen und Privat-Lehrer <strong>Vorarlberg</strong>s, welchenach geschehener Anmeldung aufgenommen werden.“ (VLA: BH Bregenz V 440/1909). In den Beiträgen undReden zum 50-jährigen Jubiläum des Landeslehrervereins in Feierabend 2 (1920) 45, S. 209–216, 2 (1920) 46, S.217–224, und zur 100. Hauptversammlung in VTB 22.06.1931, S. 5, u. 23.06.1931, S. 4–5, ist über Lehrerinnennicht die Rede. – Vgl. Vogel, Großdeutsche Volkspartei, S. 274–276; VVF 26.10.1904, S. 4. Zu den politischenMehrheitsverhältnissen in der österreichischen Lehrerschaft: Dachs, Schule und Politik, S. 100–106.363VVB 21.11.1896 (Die Gründung des katholischen Lehrervereins für <strong>Vorarlberg</strong>); N. N., KLV, S. 132; KLLV 1936,S. 60–64; N. N., <strong>Vorarlberg</strong>, S. 201; Metzler, KLLV, S. 28–29; Breuss, Gott zur Ehr, S. XI–XIII; Ebenhoch, Frau, S.76–79.364Hackl, KTL, S. 63–64.

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