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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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3. 1870 bis 1918 | 75Anteile nahmen bis 1912 nochmals zu, wobei aus den Tabellen 11 und 12 auch die Substituierunggeistlicher durch weltliche Lehrerinnen deutlich wird. Zudem wird ersichtlich, dass gerade im AlpinbezirkBludenz die Feminisierung wie die Säkularisierung am weitesten fortgeschritten war, gefolgtvom Industriebezirk Feldkirch, während der Bezirk Bregenz deutlich nachhinkte.Tabelle 12: Öffentliche Pfl ichtschulen in <strong>Vorarlberg</strong>, an denen 1902 und 1912 Lehrerinnen unterrichtetenBezirke 1) Gesamt mit Lehrerinnen in %gesamt nur geistliche geistliche und nur weltlicheweltliche1902 1912 1902 1912 1902 1912 1902 1912 1902 1912Bludenz2)622)62 33,9 40,3 21,0 14,5 3,2 4,8 9,7 21,0Feldkirch 57 62 33,3 38,7 26,3 17,7 1,8 6,5 5,3 14,5Bregenz 65 64 27,7 29,7 23,1 18,8 0,0 4,7 4,6 6,3gesamt 184 188 31,5 36,2 23,4 17,0 1,6 5,3 6,5 13,81)Wie Tab. 11.2)Nicht berücksichtigt 1902 2 Notschulen, 1912 1 Notschule, die nicht eröffnet wurden.Quellen: Lehrerschematismus 1902, 1912; eigene Berechnungen.3.9.5. Soziale HerkunftIn den Auseinandersetzungen um die Gehaltsfrage wandten die konkurrierenden Lehrer in anderenLändern gerne ein, die Lehrerinnen stammten meist aus sozial höhergestellten Familien und seien aufdie Erwerbsarbeit gar nicht angewiesen. Selbst in Großstädten dürfte das „Hofratstöchterl“ weitgehendein Klischee gewesen sein, 353 in <strong>Vorarlberg</strong> war es gewiss die Ausnahme. Aufgrund der schwierigenQuellenlage wird eine verlässliche Aufschlüsselung der <strong>Vorarlberg</strong>er Lehrerinnen nach ihrersozialen Herkunft nur schwer zu bewerkstelligen sein.Für <strong>Vorarlberg</strong> war diese Diskussion jedenfalls nicht typisch. So würdigte das „<strong>Vorarlberg</strong>er Volksblatt“1925 die Zamser Schwestern, dass sie dank niedriger Studienkosten Mädchen aus allenSchichten eine Ausbildung an ihrer Lehrerinnenbildungsanstalt ermöglicht hätten, „vielfach aus ländlichenKreisen, denen allein es wohl nur möglich ist, in den einsamen Tälern bescheiden ihrer Pflichtals Volksbildnerinnen nachzukommen.“ 354 Dieser Hinweis ist wichtig.Aus deutschen Untersuchungen wissen wir, dass Ausbildungsstätten in kleinen Städten Kandidatenaus ländlichen Gebieten anzogen, und gerade der Umstand, dass die Lehrerinnenausbildung häufig ingroßen Städten konzentriert war, dazu führte, dass sich die künftigen Lehrerinnen überwiegend aus353Zu den Absolventinnen der k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt Wien: Tesar, Professionalisierung, S. 158; Barth-Scalmani, Professionalisierung, S. 389–390; Oppitz, Gehalt und Zölibat, S. 34–36.354N. N., Barmherzige Schwestern Zams, hier 11.11.1925, S. 6. – Der Kostenbeitrag für Verpfl egung und Unterrichtbetrug 1894 12 Gulden im Monat (Panholzer, Unterrichtsanstalten, S. 104).

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