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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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3. 1870 bis 1918 | 73mischten öffentlichen Volksschulen private Mädchenschulen. 1936 bestanden zwölf Mädchenvolksschulen,wovon allerdings vier mit Knabenschulen verbunden waren, zudem sechs Mädchenhauptschulen;von diesen 16 Schulen waren nur noch fünf privat.Die bildungsgeographische Tendenz, „je peripherer eine Schule gelegen ist, desto geringer ist derFrauenanteil am Lehrkörper“, 345 galt in <strong>Vorarlberg</strong> nur bedingt. Entscheidend waren die Größe, dieStrukturierung und der Rechtscharakter der Schule.Frauen durften grundsätzlich keine gemischten einklassigen Schulen führen, nur ausnahmsweise innicht systemisierten, einschichtigen Notschulen. Deshalb finden wir Lehrerinnen auch an Schulen inextrem peripherer Lage (vgl. Tab. 8). Einklassige öffentliche Mädchenschulen gab es nur vereinzelt.Generell galt aber schon aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen: Je kleiner strukturiert dasSchulwesen, desto länger blieb es männerdominiert, wie zum Beispiel im tobelreichen Großen Walsertal.Dort trat 1893 der erste voll ausgebildete Lehrer seinen Dienst an, 346 während in anderen Bergtälernschon länger ausgebildete Schwestern unterrichteten. Unter den 16 Lehrkräften der Klein- undKleinstschulen des Großen Walsertals fi nden wir 1912 nur eine Frau, bezeichnenderweise eine weltlicheAushilfslehrerin an einer der vier Fontaneller Notschulen. 347 Zahlreich waren die Notschulen auchim Montafon, wo allerdings die Zentrumsschulen zum Teil zwei- und mehrklassig geführt wurden.An den Montafoner Schulen betrug der Frauenanteil 1912 bereits 50 Prozent, 13 der 18 Lehrerinnenwaren Barmherzige Schwestern. 348Fragen wir nicht nach der Zahl der Klassen, sondern nach der Zahl der Lehrstellen pro Schule, so wirddeutlich, welche Organisationsformen die Feminisierung besonders begünstigten. Eine entsprechendeAuswertung des Lehrerschematismus 1902 (Tab. 10) zeigt, dass bei den Schulen mit drei und fünfLehrstellen die Frauen bereits früh überwogen, zum Teil sogar dominierten. Es waren zwei-, drei- odervierklassige Schulen, wobei die oberste Klasse nach Geschlechtern getrennt war.In diesen zweiklassigen Schulen unterrichteten der Schulleiter die Knaben der Oberklasse undzwei Lehrerinnen, meist Barmherzige Schwestern, die gemischte Unterklasse und die Mädchen derOberklasse (Bartholomäberg, Gaschurn, Innerbraz, Nüziders, Silbertal, Tschagguns, Vandans; Göfis,Satteins, Sulz; Alberschwende; Kennelbach). Ähnliches galt dank der Bitschnau’schen Stiftung in einerSonderkonstruktion für Klösterle: Von 1878 bis 1938 bestand die Gemeindeschule nur aus einerOberklasse für Knaben. Die gemischte Unterklasse und die Mädchenoberklasse unterrichteten BarmherzigeSchwestern ergänzend in Form einer Privatschule. In der Zentrumsschule in St. Gallenkirchwirkten neben dem Leiter drei Lehrerinnen, eine von ihnen betreute eine Unterklasse in Galgenul.345Vgl. Meusburger, Bildungsgeographie, S. 428–429.346Dobler, Schulgeschichte, S. 85.347Lehrerschematismus 1912: Gemeinden Thüringerberg, Blons, St. Gerold, Raggal, Sonntag, Fontanella.348Lehrerschematismus 1912: Gemeinden Stallehr, Lorüns, St. Anton, Vandans, Bartholomäberg, Silbertal,Schruns, Tschagguns, St. Gallenkirch, Gaschurn. Laut Zurkirchen, Gaschurn, S. 149, ersuchte Gaschurn 1888wegen Lehrermangels um die Zulassung von Barmherzigen Schwestern. Laut Lehrerschematismen 1890/91 bis1893 war jeweils eine Stelle unbesetzt. Lehrschwestern dürften in Gaschurn jedoch keine zum Einsatz gekommensein.

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