3. 1870 bis 1918 | 65Beziehen wir die privaten Pfl ichtschulen in die Betrachtung mit ein (vgl. Tab. 7), erkennen wir einenoch schnellere und stärkere Feminisierung und eine etwas verzögerte Säkularisierung bei den Lehrerinnen.Mit der ersten nationalsozialistischen „Säuberungswelle“ 1938 überholten die weltlichenLehrerinnen die Lehrschwestern.Tabelle 6: Lehrkräfte im engeren Sinn an privaten Pfl ichtschulen in <strong>Vorarlberg</strong> 1871 bis 1963 316gesamt männliche weiblicheabsolut in % absolut in % weltliche Nonnen1871 5 1 20,0 4 80,0 4 01890 53 15 28,3 38 71,71) 1)1900 75 20 26,7 55 73,31) 1)1923 47 18 38,3 29 61,7 4 251929 60 23 38,3 37 61,7 6 311936 55 12 31,8 43 78,2 11 321952 26 0 0,0 26 100,0 4 221963 27 3 11,1 24 88,9 6 181)Keine Angaben zur Unterscheidung.Quellen: Schulstatistik 1870/71, S. 74–75, 98–99: Schulstatistik 1890, S. 174; Schulstatistik 1900, S. 274; Lehrerschematismus1923, S. 65; Lehrerschematismus 1929, S. 69; Lehrerschematismus 1936, S. 161; Lehrerschematismus1952, S. 152; Lehrerschematismus 1963; eigene Berechnungen.Tabelle 7: Lehrkräfte im engeren Sinn an öffentlichen und privaten Pfl ichtschulen in <strong>Vorarlberg</strong> 1871 bis 1963gesamt männliche weiblicheabsolut in % absolut in % weltliche Nonnen1871 307 280 91,2 27 8,81) 1)1890 387 275 71,1 112 28,91) 1)1900 447 297 66,4 150 33,61) 1)1923 586 384 65,5 202 34,5 86 1161929 598 371 62,0 227 38,0 102 1231936 600 360 60,0 240 40,0 115 1251952 834 499 59,8 335 40,2 276 591963 947 587 62,0 360 38,0 309 511)Keine (vollständigen) Angaben zur Unterscheidung.Quellen: Tab. 6 und 7.316Ohne Hauswirtschaftliche Berufsschulen. Mit Aushilfskräften für Lehrer und Lehrerinnen im engeren Sinn.Nicht berücksichtigt: Handarbeits- oder Hauswirtschaftslehrerin 1871: 2; 1923: 10 Nonnen; 1929: 8 Nonnen,1936: 10 weltliche, 5 Nonnen, 1952: 3 Nonnen, 1963: 1 weltliche, 4 Nonnen; Gesangslehrerinnen 1929: 1 Nonne,1952: 1 Nonne.
66 | 3. 1870 bis 19183.9.2. Lehrschwestern als BahnbrecherinnenDie Wiener Bürgerschuldirektorin Marie Schwarz (1852 bis 1920), Präsidentin des freisinnigen „Vereinsder Lehrerinnen und Erzieherinnen in Österreich“, blickte 1914 auf die Anfänge zurück:„Seit dem Bestande des Reichsvolksschulgesetzes erst haben wir in Österreich die weltliche Lehrerin,deren Vorläuferin in den öffentlichen Schulen die bescheidene, stets gedrückte ‚Strickfräul’n’, in dengeistlichen Privatlehranstalten die Nonne, in den weltlichen die ‚Gouvernante’ war. Aus diesen dreiweiblichen Erziehungsfaktoren, deren jede in ihrer Weise entweder keine großen Ansprüche an dasLeben machen durfte oder konnte, die einesteils an Not und Elend gewöhnt, andererseits im schützendenAsyl vor der Welt geborgen lebte, sollte sich nun eine in der Welt, mit der Welt und für dieWelt wirkende und strebende Frau entwickeln.“ 317Für <strong>Vorarlberg</strong> wurden weltliche Gouvernanten gewiss nicht prägend, weltliche Arbeitslehrerinnenkaum, bestimmt aber die Lehrschwestern, und zwar nicht allein in privaten, sondern weit mehr nochin öffentlichen Schulen.Der Einsatz von Lehrschwestern hat die Feminisierung der öffentlichen Pflichtschulen nicht behindert,sondern eine verhältnismäßig frühe Feminisierung ermöglicht, ab 1770/73 in Form klösterlicherMädchenschulen, ab 1842 vor Ort in den Gemeindeschulen. Ordensfrauen haben in <strong>Vorarlberg</strong>, wiein anderen katholischen Gegenden, dem Lehrerinnenberuf die Bahn gebrochen und maßgeblich dazubeigetragen, dass gerade die ländliche Bevölkerung Frauen relativ früh in der Schule akzeptierte.1871 und 1890 lag der Frauenanteil in <strong>Vorarlberg</strong>s öffentlichen Pflichtschulen im und über dem österreichischenDurchschnitt, 1900 mit 25,5 Prozent etwas darunter (vgl. Tab. 3). Im Deutschen Reichbetrug er 1900 15,5 Prozent. 318Ein Blick in die konfessionell gemischten und gespaltenen Nachbarstaaten macht den Feminisierungsvorsprungder katholischen Landschaften noch deutlicher. So waren 1873 in den Kantonen Glarus undAppenzell Außerrhoden gar keine Primarlehrerinnen angestellt, betrug ihr Anteil in Basel Land 0,9,in Zürich 1,4 Prozent, erreichten sie im katholisch-konservativen Obwalden, wo vorwiegend Lehrschwesternunterrichteten, einen Spitzenwert von 74 Prozent. 319 Bis 1891 überflügelten die Lehrerinnenihre Kollegen auch in anderen ehemaligen Sonderbund-Kantonen, so in Uri, Schwyz, Nidwaldenund Zug, zudem im Tessin, allerdings auch in den reformierten Kantonen Genf und Neuenburg. 320Zunächst gering blieb der Frauenanteil in <strong>Vorarlberg</strong>s Nachbarkantonen St. Gallen und Graubünden,in Graubünden zudem stark schwankend. An den Volksschulen betrug er 1881/82 12 Prozent, 1900/015, 1920/21 11, 1930/31 9,4, 1940/41 8,7, 1950/51 13 Prozent. 1937/38 unterrichteten gerade noch 19Lehrerinnen an öffentlichen Schulen, und die vorwiegend in der katholischen Mesolcina. 321317Schwarz, Lehrerinnenfrage, S. 5.318Schmude, Feminisierung, S. 19. – Vgl. Stodolsky, Geschlecht.319Hodel, Lehrerinnenfrage, S. 176.320Zur Schweizer Lehrerinnenstatistik 1871 bis 1891: Crotti, Lehrerinnen, S. 391–405, hier S. 356.321Marti-Müller, Bündner Volksschule, S. 172–173 u. 315.
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