13.07.2015 Aufrufe

Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

3. 1870 bis 1918 | 57Philosoph einen Namen machen. 273 Als erste Frau gab das bürgerliche Fräulein Frick ab 1879 in provisorischerAnstellung an der Volksschule Gisingen Unterricht. 1882 wechselte sie als provisorische Arbeitslehrerinan die Volksschule Feldkirch und eröffnete gleichzeitig in Feldkirch eine Privat-Mädchenvolksschule,die sie fünf Jahre lang betrieb, ab 1885 mit Öffentlichkeitsrecht. 274 1884/85 besuchten 32Schülerinnen ihre einklassige Schule, an der neben der Inhaberin Theresia Frick eine Arbeitslehrerinund ein Kapuziner als Religionslehrer unterrichteten. 275 Ab 1887 gab sie 36 Jahre lang Unterricht ander Volksschule Feldkirch. Frick engagierte sich schon früh im Katholischen Lehrerverein, bestritt imVereinsjahr 1909/10 eine Konferenz zum Thema „Erziehung der Mädchen“ 276 und exponierte sich 1920als Vertreterin der „katholischen Lehrerinnensektion“ für die Rechte der Lehrerinnen. 277 Fast jedesJahr ließ sie sich mit ihren Mädchen fotografi eren. 278 Die Oberlehrerin in Pension lebte in Levis mitzwei jüngeren Schwestern zusammen. Alle fünf Geschwister blieben ledig. 279Martina Moosbrugger (1867 bis 1940), viertes von 13 Kindern des streitbaren Staatsbeamten undFelder-Schwagers Kaspar Moosbrugger (1830 bis 1917), kam nach ihrer Ausbildung in Innsbruck 1895als Supplentin und provisorische Lehrerin an der Volksschule Dornbirn-Markt unter. 280 Sie unterrichtetedie oberste Klasse mit durchschnittlich 80 Schülerinnen in drei Abteilungen. Als diese Stelle imOktober 1900 defi nitiv besetzt wurde, sei sie, wie Moosbrugger nach dem politischen Systemwechsel1938 klagte, trotz ihrer Zeugnisse und der Erstreihung durch die Gemeinde wegen ihrer „freiheitlichenGesinnung“ vom Landesschulrat übergangen und die Stelle an eine im Kloster Zams ausgebildeteLehrerin übertragen worden. 281 Nachdem sie auch anderweitig keine Stelle erhielt, eröffnete Moosbrugger1900 mit behördlicher Bewilligung eine Mädchenvolksschule, die die überfüllten Oberklassender öffentlichen Volksschule Dornbirn-Markt entlastet haben soll. In den Jahresberichten des Landesschulratsist sie als zweiklassige gemischte Privatschule ohne Öffentlichkeitsrecht ausgewiesen. 282Die Wohnung teilte sie bis zu deren Tod mit ihrer Freundin Katharina Huber, die 1897 als Lehrerin umdas „Intelligenzwahlrecht“ gekämpft hatte. 1902 fand Moosbrugger eine Anstellung als Lehrerin derneuen Vorbereitungsklasse an der 1900 eröffneten privaten Mädchenfortbildungsschule in Dornbirn;273N. N., Karl Frick. VVB 02.07.1931, S. 4 u. 8 (Todesanzeige).274VOBlMKU 1885, S. 36 (Ministerialerlass 07.02.1885).275VLA: LSR 35/1885 (757/1885): Bericht über den Stand der Schulen des Schulbezirkes Feldkirch zum Schlussedes Schuljahres 1885/86 [richtig: 1884/85], Feldkirch 01.10.1885.276VVB 07.10.1910, S. 1 (Katholischer Lehrerverein).277Vgl. Anm. 565.278Das Stadtarchiv Feldkirch verfügt über eine ganze Serie von Klassenfotos. Für diesen Hinweis danke ichStadtarchivar Mag. Christoph Volaucnik.279VLA: BG Feldkirch VL Maria Frick A 136/1940. Die beiden jüngeren Schwestern (geb. 1863 und 1865) sind mitder Berufsbezeichnung „privat“ ausgewiesen.280Kaspar Moosbrugger an Hermann Sander, Nüziders 30.15.1895: „Die Martina ist Lehrerin in Dornbirn, Markt,wo die definitiv angestellte erkrankt ist.“ (Hartmann, Sander – Moosbrugger, Brief Nr. 265). Vgl. ebenda, Moosbruggeran Sander, Nüziders 20.12.1902, Brief 284, über eine Abschrift der Autobiographie des SchriftstellersFranz Michael Felder (1839 bis 1869): „Ich enthob dann das Werk von ihm und übertrug es in die Wohnung derLehrerin Fräulein Hueber und meiner Tochter Martina […].“ Zum Folgenden VLA: AVLReg IIa PA: MoosbruggerMartina; VLA: AVLReg IV-1777/1938; VLA: LSR, Sch. 134: Protokoll LSR Sitzung 03.04.1922, TOP 12.281VLA: AVLReg IV-1777/1938: Moosbrugger an LSR, Dornbirn 17.11.1938.282Jahresbericht LSR <strong>Vorarlberg</strong> 1900/01, S. 44, 1901/02, S. 45.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!