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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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56 | 3. 1870 bis 1918machte sich Anna Waldner mit 31 Jahren selbständig und gründete eine von der Stadt geförderte,nicht konfessionelle private Mädchenschule, der das Ministerium 1887 das Öffentlichkeitsrechtzuerkannte. 262 In ihrer zunächst zwei-, letztlich vierklassigen Schule beschäftigte Anna Waldner imEndausbau vier „Fräulein“ Lehrerinnen. 263 Mit pädagogischem Geschick, kleinen Klassen und weil„fast ausschließlich Schülerinnen aus besseren Kreisen“ die Privatschule besuchten, soll ihre Schuledie „denkbar besten Erfolge“ erzielt haben. 264 Wer es sich leisten konnte, wird seine talentiertenTöchter aus der „sehr überfüllten Thalbachschule“ herausgenommen und in die Obhut Anna Waldnersgegeben haben. 265 „Das Lehrziel ihrer vierklassigen Schule ging weit über den für vierklassigeVolksschulen vorgeschriebenen Stoff hinaus und näherte sich wenigstens in den Hauptgegenständendem Beispiele einer Mädchenbürgerschule.“ 266 Ab 1889 bot die Waldner’sche Privat-Mädchenschulealle zwei Jahre auch einen einjährigen kaufmännischen Fachkurs an. 267 Ihre Schule führte FräuleinWaldner nun zunehmend als eine Art Familienbetrieb, denn drei ihrer Lehrerinnen – Josefine, Paulaund Gisela Kolb – ersetzte sie die Mutter. Als die Stadt Bregenz 1912 bis 1914 schrittweise eineöffentliche Mädchenvolksschule aufbaute, übernahm sie die Lehrerinnen, 268 Fräulein Anna Waldnergestand die Stadt eine Gnadenpension zu. Ihr Angebot, während der Aufbauphase provisorisch auchdie Leitung der neuen Volksschule zu übernehmen, lehnte der Bezirksschulrat ab, weil sie nur einePrivat-Lehrperson sei. 269 1914 zog sich Fräulein Waldner in den Ruhestand zurück und übersiedelte zurjüngsten Kolb-Tochter nach Dornbirn. 270Gegen Anna Waldner blieben andere Inhaberinnen von Privatschulen Kleinunternehmerinnen, diewohl meist die Not des Stellenmangels zur Tugend machten.Theresia Frick (1860 bis 1939) aus Altenstadt-Levis besuchte gemeinsam mit ihrer älteren SchwesterMaria (1855 bis 1919) ebenfalls die staatliche Lehrerbildungsanstalt in Innsbruck. 271 Maria trat mitdem Ordensnamen Theresia (sic!) bei den Dominikanerinnen ein und unterrichtete in Altenstadt. 272Bruder Karl Frick (1856 bis 1931) hatte sich für den Jesuitenorden entschieden und sollte sich als262VOBlMKU 1887, S. 194 (Ministerialerlass 16.07.1887); VLA: LSR 15/1887 (440/1887). Vgl. u. a. auch VLA: LSR15/1885 (785/1885).263Lehrerschematismus 1890/91, 1891/92, 1892, 1893, 1902, 1907, 1912.264L./W., Waldner.265Dazu zählten die spätere Dichterin und Heimatschriftstellerin Anna Hensler (1878 bis 1952) und ihre Schwestern.Vgl. Hensler-Watzenegger, Hensler, 19.06.1952, S. 3 (Zitat).266L./W., Waldner.267VLA: LSR 15/1889 (441/1889), 15/1894 (521/1894), VIII-37/1914 (579/1914); VLA: BH Bregenz Miszellen46/1889.268VLA: LSR, Sch. 134: Protokoll LSR Sitzung 10.09.1912, TOP 26; Protokoll Sitzung Landesschulrat 27.02.1914,TOP 5; Protokoll LSR Sitzung 23.05.1914, TOP 20 u. 22. VLA: LSR VIII-23D/1914 (521/1914), VIII-23R/1914(194/1914, 770/1914); VLA: AVLRat EA 24/1919.269VLA: LSR, Sch. 134: Protokoll LSR Sitzung 10.09.1912, TOP 26.270Waldner vermachte den fünf Schwestern testamentarisch ihr Vermögen (VLA: BG Dornbirn VL A 326/1924).271VLA: AVLReg IIa PA: Frick Theresia; Schatzmann, Altenstadt, S. 182; Frick, Gisingen, S. 72; Lechthaler, Pädagogium,S. 118, 120, 123.272Maria Frick leistete 1883 ihre Profess, ist im Diözesanschematismus Brixen 1906 bis 1908 als Subpriorinausgewiesen, im Lehrerschematismus 1912 zuletzt als Lehrerin.

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