3. 1870 bis 1918 | 55des Intelligenzwahlrechts beibehalten worden, 255 was das Reichsgericht wieder als Hinweis daraufgewertet hätte, dass der Gesetzgeber es den Männern vorbehalten wollte.Nur der Landtag des Herzogtums Krain räumte mit der Novellierung der Gemeindeordnung 1910 auchden defi nitiv angestellten, pensionierten oder quieszierten Lehrerinnen an Volks- und Bürgerschulenausdrücklich das bevorzugte Wahlrecht ein. 256Kurios blieb die widersprechende Judikatur des Verwaltungsgerichtshofs und des Reichsgerichts. DerVerwaltungsgerichtshof sprach Lehrerinnen seit 1904 das aktive Wahlrecht zu, gelangte 1910 abermit Plenarbeschluss zur Erkenntnis, dass in der Gemeindewahlordnung Mährens unter „Oberlehrer“doch nur Schulleiter gemeint seien. 257 Das Reichsgericht blieb im selben Fall bei seiner Meinung, dassunter „Oberlehrern“ sämtliche „wirklich angestellten Lehrer“ zu verstehen, Lehrerinnen aber grundsätzlichvom aktiven Wahlrecht ausgeschlossen seien. 258 „So entschieden in Wien im Jahre 1912!“,kommentierte die „Zeitschrift für Frauen-Stimmrecht“. 259Lehrerinnen setzten sich seit langem führend für das Frauenwahlrecht ein. Ihr Intelligenzwahlrechtscheint aber kein bevorzugtes Thema gewesen zu sein, obwohl es im Hinblick auf die Gleichstellungmit den Lehrern von Bedeutung gewesen sein müsste. 2603.8. PrivatschulunternehmerinnenRegelmäßig ergänzten oder entlasteten Privatschulen das kommunale Schulangebot. Ein Phänomen,das hier Beachtung verdient, sind Privatschulen, die weltliche Lehrerinnen betrieben. So führte dieStadt Bregenz von 1885 bis 1912 für die Mädchen keine öffentlichen Schulen. Diesen Markt teiltensich die Dominikanerinnen im Kloster Thalbach mit Fräulein Waldner.Anna Waldner (1854 bis 1924) aus Schlanders im Vinschgau schloss 1876 mit ausgezeichnetemErfolg die staatliche Lehrerinnenbildungsanstalt in Innsbruck ab und erwarb zwei Jahre später inBregenz die Lehrbefähigung für Bürgerschulen. 261 Ab 1876 unterrichtete sie die einzige städtischeMädchenklasse, die nach fünf Volksschuljahren in der Thalbachschule besucht werden konnte. 1885255StenSib9. VLT 5. Se, Blg 15, 19 u. 48, 10. Sitzung 05.10.1908, S. 2–18, 11. Sitzung 06.10.1908, S. 7; LGBl.Nr. 16/1909, Gemeindewahlordnung § 17 Z. 2 . Zu den Pfl ichtschullehrern wurde präzisiert (lit. d): „die defi nitivangestellten Direktoren, Schulleiter und Lehrer der in der Gemeinde befi ndlichen öffentlichen Volks- und Bürgerschulen,sowie der mit dem Öffentlichkeitsrechte ausgestatteten Privatschulen.“256LGBl. Nr. 32/1910, Gemeindewahlordnung § 15c Z. 3.257Erkenntnis 26.02.1910 (VwGH Slg Nr. 7254 A).258Erkenntnis 17.10.1912 (RG Slg Nr. 1966) zu Mähren. Im selben Sinn Erkenntnis 16.10.1913 (RG Slg Nr. 2031) zuMähren, zugleich ablehnend betr. einer Ärztin. Vgl. Neues Frauenleben 15 (1913) 7+8, S. 190.259Vgl. N. N., Gemeindewahlrecht, S. 2.260Marie Schwarz verlor z. B. in einer Festschrift zum Frauenstimmrecht 1913 in einem Beitrag über „Die Lehrerinnenund das Wahlrecht der Frauen“ kein Wort über das Intelligenzwahlrecht (Schwarz, Lehrerinnen). Ebensowenig z. B. Fickert, Frauenwahlrecht.261L./W., Waldner; VVB 09.07.1924, S. 3 (Nachruf), VVB 12.07.1924, S. 8 (Danksagung).
56 | 3. 1870 bis 1918machte sich Anna Waldner mit 31 Jahren selbständig und gründete eine von der Stadt geförderte,nicht konfessionelle private Mädchenschule, der das Ministerium 1887 das Öffentlichkeitsrechtzuerkannte. 262 In ihrer zunächst zwei-, letztlich vierklassigen Schule beschäftigte Anna Waldner imEndausbau vier „Fräulein“ Lehrerinnen. 263 Mit pädagogischem Geschick, kleinen Klassen und weil„fast ausschließlich Schülerinnen aus besseren Kreisen“ die Privatschule besuchten, soll ihre Schuledie „denkbar besten Erfolge“ erzielt haben. 264 Wer es sich leisten konnte, wird seine talentiertenTöchter aus der „sehr überfüllten Thalbachschule“ herausgenommen und in die Obhut Anna Waldnersgegeben haben. 265 „Das Lehrziel ihrer vierklassigen Schule ging weit über den für vierklassigeVolksschulen vorgeschriebenen Stoff hinaus und näherte sich wenigstens in den Hauptgegenständendem Beispiele einer Mädchenbürgerschule.“ 266 Ab 1889 bot die Waldner’sche Privat-Mädchenschulealle zwei Jahre auch einen einjährigen kaufmännischen Fachkurs an. 267 Ihre Schule führte FräuleinWaldner nun zunehmend als eine Art Familienbetrieb, denn drei ihrer Lehrerinnen – Josefine, Paulaund Gisela Kolb – ersetzte sie die Mutter. Als die Stadt Bregenz 1912 bis 1914 schrittweise eineöffentliche Mädchenvolksschule aufbaute, übernahm sie die Lehrerinnen, 268 Fräulein Anna Waldnergestand die Stadt eine Gnadenpension zu. Ihr Angebot, während der Aufbauphase provisorisch auchdie Leitung der neuen Volksschule zu übernehmen, lehnte der Bezirksschulrat ab, weil sie nur einePrivat-Lehrperson sei. 269 1914 zog sich Fräulein Waldner in den Ruhestand zurück und übersiedelte zurjüngsten Kolb-Tochter nach Dornbirn. 270Gegen Anna Waldner blieben andere Inhaberinnen von Privatschulen Kleinunternehmerinnen, diewohl meist die Not des Stellenmangels zur Tugend machten.Theresia Frick (1860 bis 1939) aus Altenstadt-Levis besuchte gemeinsam mit ihrer älteren SchwesterMaria (1855 bis 1919) ebenfalls die staatliche Lehrerbildungsanstalt in Innsbruck. 271 Maria trat mitdem Ordensnamen Theresia (sic!) bei den Dominikanerinnen ein und unterrichtete in Altenstadt. 272Bruder Karl Frick (1856 bis 1931) hatte sich für den Jesuitenorden entschieden und sollte sich als262VOBlMKU 1887, S. 194 (Ministerialerlass 16.07.1887); VLA: LSR 15/1887 (440/1887). Vgl. u. a. auch VLA: LSR15/1885 (785/1885).263Lehrerschematismus 1890/91, 1891/92, 1892, 1893, 1902, 1907, 1912.264L./W., Waldner.265Dazu zählten die spätere Dichterin und Heimatschriftstellerin Anna Hensler (1878 bis 1952) und ihre Schwestern.Vgl. Hensler-Watzenegger, Hensler, 19.06.1952, S. 3 (Zitat).266L./W., Waldner.267VLA: LSR 15/1889 (441/1889), 15/1894 (521/1894), VIII-37/1914 (579/1914); VLA: BH Bregenz Miszellen46/1889.268VLA: LSR, Sch. 134: Protokoll LSR Sitzung 10.09.1912, TOP 26; Protokoll Sitzung Landesschulrat 27.02.1914,TOP 5; Protokoll LSR Sitzung 23.05.1914, TOP 20 u. 22. VLA: LSR VIII-23D/1914 (521/1914), VIII-23R/1914(194/1914, 770/1914); VLA: AVLRat EA 24/1919.269VLA: LSR, Sch. 134: Protokoll LSR Sitzung 10.09.1912, TOP 26.270Waldner vermachte den fünf Schwestern testamentarisch ihr Vermögen (VLA: BG Dornbirn VL A 326/1924).271VLA: AVLReg IIa PA: Frick Theresia; Schatzmann, Altenstadt, S. 182; Frick, Gisingen, S. 72; Lechthaler, Pädagogium,S. 118, 120, 123.272Maria Frick leistete 1883 ihre Profess, ist im Diözesanschematismus Brixen 1906 bis 1908 als Subpriorinausgewiesen, im Lehrerschematismus 1912 zuletzt als Lehrerin.
- Seite 3: ImpressumUlrich Nachbaur, Lehrerinn
- Seite 6 und 7: Abkürzungen | 7ABKÜRZUNGENAPA Aus
- Seite 8 und 9: Interessant mag sein | 9INTERESSANT
- Seite 10 und 11: 1. Vor 1774 | 111. VOR 1774Mit dem
- Seite 12 und 13: aus eigenem Erleben. Der Sohn eines
- Seite 14 und 15: 2. 1774 bis 1869 | 152. 1774 BIS 18
- Seite 16 und 17: 2. 1774 bis 1869 | 17ligen Franzisk
- Seite 18 und 19: 2. 1774 bis 1869 | 19gelegne Winter
- Seite 20 und 21: fort. An der zur „Deutschen Stadt
- Seite 22 und 23: „An ihrer jetzigen Stelle versieh
- Seite 24 und 25: 2. 1774 bis 1869 | 252.6. Diskussio
- Seite 26 und 27: Die Vielzahl abgesonderter Mädchen
- Seite 28 und 29: „kräftige und vollendete Volksle
- Seite 30 und 31: 2. 1774 bis 1869 | 31Für Vorarlber
- Seite 32 und 33: 3. 1870 bis 1918 | 33Hinsichtlich d
- Seite 34: werthe Konformität zu wahren.“ 1
- Seite 39 und 40: 40 | 3. 1870 bis 1918Freilich wehrt
- Seite 41 und 42: 42 | 3. 1870 bis 1918fehlt.“ 171
- Seite 43 und 44: 44 | 3. 1870 bis 1918Bezeichnend is
- Seite 45 und 46: 46 | 3. 1870 bis 191832 Prozent. 19
- Seite 47 und 48: 48 | 3. 1870 bis 1918Durchschnitt l
- Seite 49 und 50: 50 | 3. 1870 bis 1918Weder der libe
- Seite 51 und 52: 52 | 3. 1870 bis 1918erwerben oder
- Seite 53: 54 | 3. 1870 bis 1918dung abgesproc
- Seite 57 und 58: 58 | 3. 1870 bis 1918Fräulein Ther
- Seite 59 und 60: 60 | 3. 1870 bis 1918ebenfalls in D
- Seite 61 und 62: 62 | 3. 1870 bis 1918ten sich in de
- Seite 63 und 64: 64 | 3. 1870 bis 1918men. Von 1871
- Seite 65 und 66: 66 | 3. 1870 bis 19183.9.2. Lehrsch
- Seite 67 und 68: 68 | 3. 1870 bis 1918und 141 Lehrsc
- Seite 69 und 70: 70 | 3. 1870 bis 1918mit mindestens
- Seite 71 und 72: 72 | 3. 1870 bis 1918Tabelle 10: Fr
- Seite 73 und 74: 74 | 3. 1870 bis 1918Ähnliches gil
- Seite 75 und 76: 76 | 3. 1870 bis 1918dem städtisch
- Seite 77 und 78: 78 | 3. 1870 bis 1918berg zu unterr
- Seite 79 und 80: 80 | 3. 1870 bis 1918Stolz gab sie
- Seite 81 und 82: 82 | 3. 1870 bis 1918Die Barmherzig
- Seite 83 und 84: 84 | 3. 1870 bis 1918gestorben (17
- Seite 85 und 86: 86 | 3. 1870 bis 1918Tabelle 16: Ge
- Seite 87 und 88: 88 | 3. 1870 bis 1918noch in einer
- Seite 89 und 90: 90 | 3. 1870 bis 1918nur in Kroatie
- Seite 91 und 92: 92 | 3. 1870 bis 1918Schulbehörden
- Seite 93 und 94: 94 | 3. 1870 bis 1918um die Vermehr
- Seite 95 und 96: 96 | 3. 1870 bis 1918Beifall.)“ 4
- Seite 97 und 98: 98 | 3. 1870 bis 1918sionelle Betei
- Seite 99 und 100: 100 | 3. 1870 bis 1918„Die Ehe st
- Seite 101 und 102: 102 | 3. 1870 bis 1918Am selben Tag
- Seite 103 und 104: 104 | 4. 1918 bis 19384. 1918 BIS 1
- Seite 105 und 106:
106 | 4. 1918 bis 1938liche Zuwendu
- Seite 107 und 108:
108 | 4. 1918 bis 1938Tabelle 17: A
- Seite 109 und 110:
110 | 4. 1918 bis 1938„Wenn Sie h
- Seite 111 und 112:
112 | 4. 1918 bis 1938des Katholisc
- Seite 113 und 114:
114 | 4. 1918 bis 1938zu sorgen. 57
- Seite 115 und 116:
116 | 4. 1918 bis 1938anderen Länd
- Seite 117 und 118:
118 | 4. 1918 bis 1938Zu diesem Mod
- Seite 119 und 120:
120 | 4. 1918 bis 1938jener Ruhe un
- Seite 121 und 122:
122 | 4. 1918 bis 1938ernste Zuneig
- Seite 123 und 124:
124 | 4. 1918 bis 1938ledig und 5,8
- Seite 125 und 126:
126 | 4. 1918 bis 19381949 brachten
- Seite 127 und 128:
128 | 4. 1918 bis 19381930/31 führ
- Seite 129 und 130:
130 | 4. 1918 bis 1938sumfähigkeit
- Seite 131 und 132:
132 | 4. 1918 bis 1938In Salzburg w
- Seite 133 und 134:
134 | 4. 1918 bis 1938einer Bewilli
- Seite 135 und 136:
136 | 4. 1918 bis 1938Erst bei der
- Seite 137 und 138:
138 | 4. 1918 bis 1938und forderte
- Seite 139 und 140:
140 | 4. 1918 bis 1938Unterhalt ihr
- Seite 141 und 142:
142 | 4. 1918 bis 1938solut um 5 Pr
- Seite 143 und 144:
144 | 4. 1918 bis 1938Ein erstes An
- Seite 145 und 146:
146 | 5. 1938 bis 1945Mädchenklass
- Seite 147 und 148:
148 | 5. 1938 bis 1945Innsbruck der
- Seite 149 und 150:
150 | 5. 1938 bis 1945ministerium b
- Seite 151 und 152:
152 | 6. Nach 19456. NACH 19456.1.
- Seite 153 und 154:
154 | 6. Nach 1945entsagung gleich,
- Seite 155 und 156:
156 | 6. Nach 1945In den Auseinande
- Seite 157 und 158:
158 | 6. Nach 1945Im März 1949 san
- Seite 159 und 160:
160 | 6. Nach 1945schwerste Eingrif
- Seite 161 und 162:
162 | 6. Nach 1945Einer Vorarlberge
- Seite 163 und 164:
164 | 6. Nach 1945benannte auch die
- Seite 165 und 166:
166 | 6. Nach 1945ten für das Vora
- Seite 167 und 168:
168 | 6. Nach 1945Die Ausfallquote
- Seite 169 und 170:
170 | 6. Nach 1945terpfl ichten zu
- Seite 171 und 172:
172 | 6. Nach 1945Kündigungsschrei
- Seite 173 und 174:
174 | 6. Nach 1945Gelegenheit dazu
- Seite 175 und 176:
176 | 6. Nach 1945Im Vorarlberger L
- Seite 177 und 178:
178 | 6. Nach 1945Bundesstaaten, wi
- Seite 179 und 180:
180 | 6. Nach 1945Das trägt zur Er
- Seite 181 und 182:
182 | 6. Nach 1945rung anzustreben.
- Seite 183 und 184:
184 | 6. Nach 19451960, 1965 und 19
- Seite 185 und 186:
186 | 7. ErgebnisseDer liberal domi
- Seite 187 und 188:
188 | 7. ErgebnisseWaren die Person
- Seite 189 und 190:
190 | 7. ErgebnisseGenerell widersp
- Seite 191 und 192:
192 | 7. ErgebnisseLehrerinnen, die
- Seite 193 und 194:
194 | 8. Anhang Lehrschwestern an
- Seite 195 und 196:
196 | 8. Anhang Lehrschwestern an
- Seite 197 und 198:
198 | 8. Anhang Lehrschwestern an
- Seite 199 und 200:
200 | ArchivalienJanisch Maria, Jel
- Seite 201 und 202:
202 | LiteraturLITERATUR UND PUBLIZ
- Seite 203 und 204:
204 | LiteraturBölling, Sozialgesc
- Seite 205 und 206:
206 | LiteraturEngelbrecht, Bildung
- Seite 207 und 208:
208 | LiteraturH., Bregenzerwälder
- Seite 209 und 210:
210 | LiteraturInternationale Lehre
- Seite 211 und 212:
212 | LiteraturL./W., Waldner: F.K.
- Seite 213 und 214:
214 | LiteraturMarti-Müller, Bünd
- Seite 215 und 216:
216 | LiteraturN. N., Karl Frick: K
- Seite 217 und 218:
218 | LiteraturPapp, Feminismus: Cl
- Seite 219 und 220:
220 | LiteraturSchneider, Adolf Rho
- Seite 221 und 222:
222 | LiteraturStenProt NR: Stenogr
- Seite 223 und 224:
224 | LiteraturVogel, Großdeutsche
- Seite 225 und 226:
226 | Tabellen und GrafikenTABELLEN
- Seite 227 und 228:
228 | Orts- und Personenregister- D
- Seite 229 und 230:
230 | Orts- und PersonenregisterKob
- Seite 231 und 232:
232 | Orts- und PersonenregisterSch