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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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40 | 3. 1870 bis 1918Freilich wehrten sich liberale Gemeindevertreter, wie in Götzis, 157 auch gegen die Verpflichtung vonLehrschwestern. Schwestern waren aber durchaus auch in Gemeinden willkommen, in denen dieLiberalen das Sagen hatten. So verwendete sich 1870 der liberale „Konstitutionelle Verein“ voll desLobes für die Unterstützung einer Pensionatsschule, die die Ilanzer „Gesellschaft von der göttlichenLiebe“ in Dornbirn betrieb. 158 Es war der liberale Dornbirner Arzt, Bürgermeister und LandtagsabgeordneteDr. Johann Georg Waibel (1828 bis 1908), der 1874 die Kreuzschwestern ins Land holte, siefür die Kranken- und Armenpfl ege in Dornbirn gewann; 159 in der Folge unterrichtete eine Kreuzschwesterauch an der Volksschule Haselstauden. Die protestantische Fabrikantentochter Babette Schindlerfi nanzierte 1875 eine Barmherzige Schwester für eine Kinderbewahranstalt in Hard, wo die Zamserinnengleichzeitig das neue Armenhaus und den Schulunterricht übernahmen. 160Die Kombination Armenhaus und Schule ist typisch. Die Kommunen waren Träger der Sozialfürsorgewie der Pfl ichtschulen. 1925 waren die Barmherzigen Schwestern in 34 <strong>Vorarlberg</strong>er Gemeindengleichzeitig in der Armenpfl ege und im Schuldienst aktiv, fast flächendeckend auch in Liechtenstein. 161Die Lehrschwestern wohnten häufi g im Armenhaus und hielten dort zum Teil auch Unterricht, bisgrößere Schulhäuser gebaut wurden. 162So war das auch in Thüringen. 163 Das Mutterhaus Innsbruck war 1871 nur bereit, das Armenhaus zuübernehmen, wenn die Schwestern auch am Schulunterricht beteiligt würden. Eine gemischte Unterklassezu übernehmen, lehnten sie jedoch ab. Die Schwestern bestanden auf eine Geschlechtertrennung,die Mädchen übersiedelten ins Armenhaus. Mit einem Rekurs gegen diese Teilung blitzte dieGemeinde beim Unterrichtsministerium ab. Erst mit dem Bezug des neuen Schulgebäudes konnte ab1907 wieder koedukativ unterrichtet werden. Diese Vorgänge sind bezeichnend.157Wanner, Lehrerbildung, S. 410, 414.158Weitensfelder, Dornbirn, S. 62–63. Der Hinweis, diese Schule habe 1900 noch bestanden, beruht auf einerVerwechslung mit der Privatschule, die die Kreuzschwestern 1892 bis 1904 im „Amalienhof“ betrieben. Vgl.Monssen, Schwesternkongregation, S. 117, 123, 131–133, 146–147; Ulmer, Klöster, S. 179–180; Rapp, Generalvikariat2, S. 74.159Steinacher, Ingenbohl, S. 57–58; Ulmer, Klöster, S. 177.160VVB 24.12.1875, S. 730; Mittersteiner, Stoff, S. 178 u. 180; Rapp, Generalvikariat 3, S. 174; Panholzer, Unterrichtsanstalten,S. 114.161Guten Aufschluss über die Betätigungsfelder nach Gemeinden geben die Diözesanschematismen. Schuleund zugleich Armenpfl ege mit Stand 1925: Ulmer, Klöster, S. 174–176: Mutterhaus Innsbruck: Alberschwende,Altenstadt-Nofels (Schule 1884 bis 1910), Andelsbuch, Bürs, Dalaas, Egg, Frastanz, Götzis, Hohenems, Höchst,Klösterle, Laterns (Schule bis 1891), Lauterach, Lingenau, Mellau, Mittelberg (Schule bis 1876), Nenzing, Nüziders,Rankweil, Satteins, Schwarzenberg, Sulz, Sulzberg, Thüringen, Zwischenwasser-Muntlix; MutterhausZams: Altach, Bartholomäberg, Hard, Lochau, Lustenau, Mäder, St. Gallenkirch, Schruns, Tschagguns. Zum Stand1938 vgl. VLA: LSR 1103/1939.162Vgl. z. B. Rapp, Generalvikariat 3, S. 131–132 (Lauterach), 174 (Hard), 641 (Alberschwende); Ulmer, Generalvikariat6, S. 363–365 (Nenzing); Volaucnik, Egg, S. 120 (Egg); Bußjäger/Wolf/Zech, Nüziders, S. 252 (Nüziders);Wiederin/Welte, Schulwesen, S. 204 (Frastanz); Schatzmann, Altenstadt, S. 90–93 (Nofels). Interessant auch:StenSib 8. VLT 3. Se 1898/99, Blg 18, 18A, 18B, 18C, 35, 35A, 43, 43a, 43B, 11. Sitzung 14.04.1899, S. 129–167,13. Sitzung 21.04.1899, S. 179–242, 13. Sitzung 21.04.1899, S. 234–236.163Hronek/Amann/Gerster, Schulwesen, S. 274–275.

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