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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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Die Vielzahl abgesonderter Mädchenschulen muss ein Tiroler Phänomen gewesen sein, in <strong>Vorarlberg</strong>blieben sie selten. In der Schulstatistik 1870/71 sind von 201 öffentlichen Volksschulen neun nur fürKnaben- und zehn nur für Mädchen ausgewiesen, 1890 von 191 Volksschulen noch sechs für Knaben(davon eine Bürgerschule), zwei für Mädchen. 92 Nur mit Einrechnung von fünf Privatschulen, die inBregenz, Schwarzach, Sulzberg, Altenstadt und Klösterle öffentliche Schulen ersetzten, war 1896 dieGeschlechtertrennung bei 6 Prozent der Schulen ganz und bei ca. 16 Prozent durch Mädchen- und/oder Knabenklassen teilweise durchgeführt. 93Auch Tirol sollte sich als Folge des Reichsvolksschulgesetzes von 1869 gezwungen sehen, viele nachGeschlechtern getrennte Kleinschulen wieder zusammenzulegen, um deren Bestand zu sichern. 942. 1774 bis 1869 | 272.8. Verpfl ichtung dezentraler Lehrschwestern ab 1842Folgen wir der Argumentation der „Katholischen Blätter“, musste eine Ordensfrau der Idealfall einerLehrerin sein, zumal für eine noch konfessionell geprägte Volksschule: Sie hatte eine vergleichsweisegute Ausbildung genossen, Armut, Gehorsam, Keuschheit und damit auch Ehelosigkeit zumindest aufZeit gelobt, und dass sie gut katholisch war, durfte man voraussetzen.Die geistlichen Berufe blühten enorm auf. 1840 lebten und wirkten in <strong>Vorarlberg</strong> 73 Ordensfrauen,1900 bereits 442, 1935 1.111 (vgl. Tab. 20). 95 Neben Frauenorden, die sich in Klöstern konzentrierten,bildeten und entfalteten sich Kongregationen, die sich auf dezentrale Bildungs- und Sozialangebotespezialisierten, die zahlreiche fl exible Filialen vor Ort einrichteten, wo sie gebraucht wurden. In<strong>Vorarlberg</strong> waren das, gefördert von Kreishauptmann Ebner, ab 1837 vor allem die „BarmherzigenSchwestern vom hl. Vinzenz von Paul“ aus den Mutterhäusern Ried und Imst, Innsbruck und Zams. DieVinzentinerinnen wurden in <strong>Vorarlberg</strong> als „Barmherzige Schwestern“ bezeichnet. Ihnen folgten ab1874 die „Barmherzigen Schwestern vom heiligen Kreuz“ aus dem Mutterhaus Ingenbohl bei Schwyz,die in <strong>Vorarlberg</strong> als „Kreuzschwestern“ bezeichnet werden, denen die Vinzentinerinnen ein Stückweit Pate gestanden hatten. 96 Die Kontakte zu den Kreuzschwestern dürften allerdings großteils über92Schulstatistik 1870/71, S. 54; Schulstatistik 1890, S. 9. Vgl. Oberkofl er, <strong>Vorarlberg</strong>s Weg, S. 66, der für 1870nur drei Mädchenschulen nennt.93Jahresbericht LSR <strong>Vorarlberg</strong> 1896/97, S. 6–7.94Schulstatistik 1900, S. XII.95Auswertung von Diözesanschematismus Brixen 1840, 1900; Administraturschematismus Innsbruck-Feldkirch1935.961844 gründete Pater Theodosius Florentini OFMCap (1808–1865) die Gemeinschaft der „(Lehr-)Schwestern vomheiligen Kreuz“ mit Mutterhaus in Menzingen (Kanton Zug), die sich dem Lehrberuf widmeten und 1864 ihr Lehrinstitutum ein Pensionat für höhere Töchter und angehende weltliche Lehrerinnen erweitern sollten. 1845 sandtePater Theodosius, inzwischen Hofpfarrer in Chur, die ersten Schwestern nach Innsbruck, wo sie im Spital derVinzenzschwestern ausgebildet wurden. 1850 gründete er in Chur eine karitative Vereinigung der „BarmherzigenSchwestern vom heiligen Kreuz“. Da die Behörden in Chur einen Ausbau des Kreuzspitals mit angegliedertemNoviziat verhinderten, erwarb Pater Theodosius in Ingenbohl bei Schwyz ein Bauerngut als Mutterhaus. Sein Ziel,die Lehrschwestern und die Barmherzigen Schwestern zu fusionieren, scheiterte am Widerstand der Führungder Menzinger Schwestern. 1856 wurden sie durch bischöfl iche Entscheidung zu zwei selbständigen Institutenerklärt. Elf Menzinger Lehrschwestern schlossen sich den Ingebohler Schwestern an, die sich (wie die Barmher-

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