13.07.2015 Aufrufe

Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

24 | 2. 1774 bis 1869in diesen „höheren Töchterschulen“ auch ihren eigenen Nachwuchs heranbildeten. Darüber hinausbleibt fraglich, inwieweit sie eine Breitenwirkung oder Elitenbildung erzielten. 75 Nicht nur der <strong>Vorarlberg</strong>erKreishauptmann Johann von Ebner (1790 bis 1876) schickte seine Tochter zur Erziehung nachBayern. 761854 sollte schließlich mit den Frauen vom heiligsten Herzen Jesu (Sacré Coeur) ein ausschließlichauf die Schule fokussierter Orden im Ansitz Riedenburg bei Bregenz eine Lehr- und Erziehungsanstaltfür Mädchen errichten, die jedoch lange Zeit zu „aristokratisch“ und damit für <strong>Vorarlberg</strong>erinnennicht attraktiv war. 77 Volkstümliche Pensionatsschulen errichteten die Dominikanerinnen in Lauterach(1878), dann in Bregenz-Marienberg (1904) und die Kreuzschwestern in Feldkirch (1891, 1911 InstitutSt. Josef). 78Zum Standardprogramm der Töchterschulen gehörten die Handarbeiten, die allerdings auch in derBreite angeboten werden sollten, wenngleich mit anderer Zielsetzung. Die Politische Schulverfassungvon 1805 legte allen Schulmeistern nahe, die Unterweisung und Gewöhnung der Schuljugendzu Handarbeiten, zum Spinnen, Stricken, Nähen usw. durch ihre Gattinnen oder eine andere Personzu fördern, „da Müßiggang und Armuth die Quelle vieler Vergehen, und Arbeitsamkeit hingegen derGrund eines ehrlichen Auskommens und rechtschaffenen Wandels sind.“ 79 Die Industriepädagogikzielte auf die Förderung der „Arbeitsamkeit“ ab, auf die Förderung von Geschick und Betriebsamkeit(lat. industria = Fleiß). Inwieweit sie in der Praxis flächendeckend Niederschlag fand, bliebe zu untersuchen.In Frauenklöstern und größeren Orten wurden vereinzelt eigene „Industrieschulen“ eingerichtet.In <strong>Vorarlberg</strong> bestanden um 1839 vier davon, „bis jetzt nur für Mädchen bestimmt.“ 80 Auch diegerne zitierte Industrieschule in Lustenau war kein Technikum. Sie wurde 1809/10 eingerichtet, umMädchen das Stricken und Nähen beizubringen, womit eine bürgerliche Frau beauftragt wurde. 81bis 1822 als Lehrinstitut für Kostgeherinnen, 1823 als Institut für Kostgeherinnen, 1824 bis 1825 als Erziehungsinstitut,1826 als Erziehungsanstalt, 1827 bis 1828 als Mädchenschule und Erziehungsanstalt. KreishauptmannDaubrawa berichtete 1819: „Ich traf in diesem Kloster auch Kostgeherinnen an und war mit den eingesehenenschriftlichen Prüfungsresultaten ziemlich zufrieden.“ (Tiefenthaler, Ebner, S. 49.)75Staffler, Tirol/<strong>Vorarlberg</strong> 1, S. 521, weist für beide Anstalten zusammen 22 Schülerinnen aus. 1846 zählteAltenstadt 18, Bludenz eine Schülerin; 1847 Altenstadt 21 Schülerinnen (Weiß, Volksschule, S. 341 Anm. 1 u.937).76Ebners Tochter Adelheid (gest. 1849) besuchte 1840 bis 1843 das Königliche Erziehungsinstitut der EnglischenFräulein in Nymphenburg bei München, wo ihre Tante Therese Schueller eingetreten war. Vgl. Ebner, Tagebuch1840, 26.09., 09.10., 14.10., 09.12.; Ebner, Tagebuch 1841, 25.08., 16.10., 18.10.; Ebner, Tagebuch 1842, 09.10.;Ebner, Tagebuch 1843, 30.08., 03.09.; Ebner, Tagebuch 1849, 20.11. – Zur Qualität der heimischen Institute undden bayerischen Alternativen vgl. Weiß, Volksschule, S. 338–344; Isara, Volksschulwesen, S. 357–371.77Sprickler, Riedenburg.78Ulmer, Klöster, S. 177–181 u. S. 183–187; 700 Jahre Adelshausen; Steinacher, Ingenbohl, S. 59–60; Baldauf,Schulwesen, S. 82–84.79Politische Schulverfassung, § 245.80Staffler, Tirol/<strong>Vorarlberg</strong> 1, S. 524; vgl. ebenda, S. 521.81Grabher, Brauchtum, S. 261, zitiert aus der Rosenlächer-Chronik das Datum 14.01.1809; nach Bösch, Lustenau,S. 29, begann die Industrieschule am 22.01.1810.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!