13.07.2015 Aufrufe

Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„An ihrer jetzigen Stelle versieht sie gewiß, was drei andere; ich glaube, es wird ihr niemand denRuhm eines ausgezeichneten Genies versagen können. Sie kann alles, was da gelehrt wird, und warschon nach einem halben Jahr imstande, auch in der englischen Sprache Unterricht zu erteilen.“ 69Im selben Jahr löste sie ihre Verlobung mit Stephan Ludwig Roth (1796 bis 1849), dem Schulreformerund Freiheitshelden der Siebenbürger Sachsen. Mit ihrer Schwester Maria Katharina, die als Haushälterinwirkte und Pestalozzis Enkel heiratete, folgte Maria Schmid als Einzige der Lehrerinnen demwirtschaftlich ruinierten Pestalozzi 1825 nach Neuhof im Aargau, wo der greise Pädagoge zwei Jahrespäter starb. Maria heiratete 1833 mit 39 Jahren den gleichaltrigen Krumbacher Johann Reidel (Raidel),der fortan unter ihrem Pantoffel gestanden haben soll. Gemeinsam mit ihrem Mann führte dieversierte Pädagogin als resolute wie mildtätige Wirtin das „Batzenhäuschen“ in Rankweil-Brederis(später Gasthaus „Krönele“). Als Witwe lebte sie zeitweise in Zürich, wo ihr Neffe, Ingenieur KarlPestalozzi (1825 bis 1891), als Offi zier und Professor am eidgenössischen Technikum wirkte. Zu Rechtwurde in Au gemunkelt, seine Tante habe ihm ein beträchtliches Vermögen vererbt. 702. 1774 bis 1869 | 232.5. Politische Schulverfassung 1805 (1818), Mädchenschulen für gebildetere Stände,IndustrieschulenNach einer Übergangsphase wurde 1818 auch im „heimgekehrten“ Tirol und <strong>Vorarlberg</strong> die „PolitischeSchulverfassung“ Franz II./I. (1792 bis 1806/1804 bis 1835) von 1805 voll in Kraft gesetzt, diebis 1869 in Geltung bleiben sollte. 71 Zu den Neuerungen zählte der Auftrag, in den Hauptstädten auchnoch einige Mädchenschulen für gebildetere Stände zu errichten, die von Frauen zu führen waren. 72Hier sprangen wieder Orden in die Bresche, in <strong>Vorarlberg</strong> die Dominikanerinnen in Bludenz (1825 bis1856) 73 und erfolgreicher in Altenstadt (vor 1819 bis 1860er-Jahre). 74 Es mag sein, dass die Orden69Georg Leonhard Zyli, zitiert nach: Ehrenzeller, Auer Geschwister, S. 660; auch abgedruckt bei: H., Bregenzerwälderin.70Das Reinvermögen, das Maria Reidel geb. Schmid Karl Pestalozzi testamentarisch hinterließ, betrug gut 17.000Gulden (VLA: BG Feldkirch: VL E I 3248/1864).71PGSTV, Bd. 1, 1814/2 (Provisorisches Organisationsedikt, §§ 307–320), vgl. PGSTV, Bd. 3/1, 1816/37; Weiß,Volksschule, S. 258–269; Isara, Volksschulwesen, S. 15–38; Koler, Wiedererrichtung, S. 340–349. – Bereits mitAllerhöchster Anordnung vom 10.02.1804 waren Grundsätze der künftigen Schulverfassung verordnet worden(PGS, Bd. 21, 1804/21). – Zur Entwicklung der Schulverfassung bis 1860 vgl. Helfert, System; Stubenrauch, Handbuch1, S. 71–75 u. 136–138; Stubenrauch, Handbuch 2, S. 252–295; Zeissl, Rechtsorganisation, S. 169–178.72Politische Schulverfassung, §§ 20, 51, 129.73Sander, St. Peter, S. 97–99; Ulmer/Schöch, Generalvikariat 8, S. 291–292. Vgl. Bericht Kreishauptmann Daubrawa1819 in: Tiefenthaler, Ebner, S. 49.74In der Literatur fand die Erziehungsanstalt in Altenstadt wenig Beachtung: Staffl er, Tirol/<strong>Vorarlberg</strong> 1, S. 524,ohne Gründungsjahr; Rapp, Generalvikariat 1, S. 340: „Auch errichteten die Frauen später eine Unterrichts- undErziehungsanstalt, welche längere Zeit bestand, Anfangs der sechziger Jahre dieses Jahrhunderts aber aufgelassenwurde. Es befanden sich gewöhnlich 12–15 Zöglinge in dieser Anstalt.“ Detto Ulmer, Klöster, S. 91; Podhradsky,Altenstadt, S. 79: „Nach dem Friedensschluß von 1815 kamen auch wieder Kostkinder; man sprach nunsogar von einem Pensionat.“ – Nach einem Bericht des Guberniums Innsbruck bestanden im Kreis <strong>Vorarlberg</strong> dreiMädchenschulen, eine davon im Kloster Altenstadt (Weiß, Volksschule). Im Behördenschematismus Tirol/<strong>Vorarlberg</strong>1819 bis 1848 ist Altenstadt unter den Weiblichen Unterrichts- und Erziehungsanstalten ausgewiesen, 1819

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!