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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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7. Ergebnisse | 1857. ERGEBNISSEAb dem 16. Jahrhundert lassen sich auch im heutigen <strong>Vorarlberg</strong> Ehefrauen und Witwen von StadtundDorfschulmeistern belegen, die in den deutschen Schulen aushalfen. Die landesfürstlichen Schulordnungenwiesen diesen „Schulmeisterinnen“ auch sonst unterstützende Aufgaben zu. Im Übrigenwar das Lehramt Männersache.Die Entwicklung des Berufsbilds einer Pfl ichtschullehrerin, das sich in der Schulordnung Maria Theresiasvon 1774 skizzenhaft abzeichnet, ist mit dem Ziel einer allgemeinen Mädchenbildung zu sehen,wobei die Mädchen möglichst getrennt von den Knaben unterrichtet werden sollten und möglichstvon Frauen.Als Folge der theresianischen Schulreform wandten sich in <strong>Vorarlberg</strong> Frauenklöster dem Pflichtschulunterrichtder Mädchen zu, mit dauerhaftem Erfolg die Dominikanerinnen. Ab 1842 übernahmen neueKongregationen, die sich auf Erziehung, Armen- und Krankenpflege spezialisierten, mit zahlreichenFilialen vor Ort an öffentlichen Pfl ichtschulen den Unterricht von Mädchen und gemischten Unterklassen.Mit Abstand die meisten Lehrschwestern stellten die Mutterhäuser Innsbruck und Zams derBarmherzigen Schwestern.1814 bis 1818 unterrichtete die Pestalozzi-Schülerin Maria Schmid an der Stadtschule Bregenz. Siekönnte die erste weltliche Frau gewesen sein, die als ordentliche Lehrerin an einer <strong>Vorarlberg</strong>er Schuleunterrichtete. Ihre Anstellung kann aber nicht als Beleg dafür gelten, dass im Königreich Bayern,zu dem <strong>Vorarlberg</strong> 1805 bis 1814 gehörte, die Verwendung von Frauen im Schuldienst forciert wordenwäre. Schmid dürfte in <strong>Vorarlberg</strong> für längere Zeit die Ausnahme gewesen sein.Während für interessierte Burschen 1817 auch in Bregenz in Verbindung mit der Kreishauptschuleeine dürftige Präparandie eingerichtet wurde, blieb es nach der Politischen Schulverfassung von 1805bei den Mädchen zunächst beim alten Anlernsystem. 1850 richteten Orden erste Präparandien fürMädchen ein, in <strong>Vorarlberg</strong> vorübergehend das Kloster Thalbach, das bereits Mädchenklassen derKreishauptschule Bregenz betreute. Längerfristig wurden für <strong>Vorarlberg</strong> die Ausbildungsstätten derBarmherzigen Schwestern in Zams und Innsbruck bestimmend, ab 1870 zudem die staatliche Lehrerinnenbildungsanstaltin Innsbruck.Bereits 1833 holte das Gubernium für Tirol und <strong>Vorarlberg</strong> Stellungnahmen zur Frage verheirateterLehrerinnen ein. Die bischöfl ichen Ordinariate sprachen sich dafür aus, Lehrerinnen mit ihrer Verehelichung,spätestens aber bei einer Schwangerschaft aus dem Schuldienst zu entlassen. Für <strong>Vorarlberg</strong>war das noch eine akademische Frage, die allenfalls vereinzelte weltliche Arbeitslehrerinnen betroffenhaben könnte.Die Normierung eines „<strong>Lehrerinnenzölibat</strong>s“ erfolgte in Österreich nicht auf Initiative kirchlicher oderkatholisch-konservativer Kreise, sondern war ein Ergebnis der liberalen Schulreform von 1868/69.Während das Reichsvolksschulgesetz eine mögliche Ungleichbehandlung nur andeutete, empfahldas Ministerium für Kultus und Unterricht allen Landtagen in Regierungsvorlagen für die Ausführungsgesetzeeinen Ehekonsens für Unterlehrer und ein Eheverbot für alle Lehrerinnen aufzunehmen.

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