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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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182 | 6. Nach 1945rung anzustreben. Wir könnten auch sagen, dass die gesellschaftspolitische Gewinnmaximierung ausSicht der Entscheidungsträger die fi nanzielle überwog. Als sich jedoch immer mehr Männer in andereBerufe orientierten, mussten sie zunehmend mit Immigranten und Frauen vorlieb nehmen.Von 47,5 Prozent im Schuljahr 1946/47 sank der Anteil der Lehrerinnen im engeren Sinn an <strong>Vorarlberg</strong>sPfl ichtschulen bis 1955 auf 34,4 Prozent ab, um dann bis 1975 langsam wieder auf 44,5 Prozentanzusteigen. 1980 unterrichteten wieder mehr Frauen als Männer. Wenden wir die von Schmudeentwickelten Kriterien auf diese Periodisierung an, so können wir erst ab 1955 insgesamt wieder einetatsächliche Feminisierung feststellen. Die Zahl der Lehrerinnen wuchs durchwegs schneller als jenerder Lehrer (Typ b), ab 1990 nahm die Zahl der Lehrer sogar ab (Typ a) (vgl. Grafik 1, Tab. 19).Eine Unterscheidung nach Schultypen zeigt aber eine ungleiche Dynamik. Dabei sind zwei Faktoren zuberücksichtigen: eine weitere Verschiebung von den Privatschulen zu den öffentlichen Pflichtschulenund eine zunehmende Ausdifferenzierung in Richtung Haupt- und Sonderschulen, beides „auf Kosten“der Volksschulen. 958Das Land führte 1945 das Erziehungsheim Jagdberg mit einer Allgemeinen Sonderschule fort. Weitereallgemeine Sonderschulklassen wurden in den Städten errichtet und mit der Zeit als Sonderschulenverselbständigt. Das galt auch für die spezielle Sonderschulklasse, die das Land 1950 inder Kinderheilstätte Viktorsberg einrichtete. 1962 kam eine Sonderschulklasse des SprachheilheimsCarina in Feldkirch hinzu (zunächst 1961/62 in Bludenz). 959 1963 folgte eine Landessonderschule imSchülerheim der Stiftung Jupident in Schlins. 960 In Viktorsberg unterrichteten eine Zeit lang wiederDon-Bosco-Schwestern (1955 bis 1983), in Schlins Kreuzschwestern (1963 bis 1988).Schülerinnen und Schüler wechselten nach vier Jahren Volksschule zunehmend auch an Gymnasien.Im Zuge der Schulreform 1962 wurde die Unterrichtspflicht von acht auf neun Jahre verlängert, alsFolge kam 1966 mit der Polytechnischen Schule für die 9. Schulstufe ein weiterer Pflichtschultyphinzu; allerdings nur für jene Schülerinnen und Schüler, die das 9. Schuljahr nicht an einer mittlerenoder höheren Schule absolvierten.Hinsichtlich des Beginns, des Tempos und des Ausmaßes der Feminisierung ab 1945 ist ein Gefälledes Lehrerinnenanteils nach Schultypen zu beobachten: Volksschule, Sonderschule, Hauptschule, PolytechnischeSchule.In den Volksschulen, die zunehmend auf die Unterstufe reduziert wurden, wuchs die Zahl der Lehrerinnenbereits ab 1955 schneller als jene der Lehrer (Typ b) und ging die Zahl der Lehrer von 1955 auf1965 vorübergehend, ab 1970 auf Dauer zurück (Typ a). 1964/65 waren das Burgenland und <strong>Vorarlberg</strong>die einzigen Bundesländer, in denen an den Volksschulen noch die Lehrer überwogen, während inWien bereits zu 85 Prozent Frauen unterrichteten, in der Steiermark zu 69 Prozent und Ähnliches für958Vgl. Engelbrecht, Bildungswesen 5, S. 418–425.959Aufschluss über die Entwicklung geben die jährlichen Rechenschaftsberichte der Landesregierung (Beilagenzu den StenSib VLT).960N. N., Jupident; Steurer, Valduna; Lehrerschematismus 1963, S. 131.

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