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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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6. Nach 1945 | 179konzentrierten sich auf immer weniger Standorte, 951 zogen sich aus dem Unterricht zurück. Die Säkularisierungder Lehrerinnen schritt nach 1945 weiter fort. Die Zeit der öffentlichen Lehrerinnen mitSchleier neigte sich nun auch in der einstigen „Schwesternhochburg“ <strong>Vorarlberg</strong> ihrem Ende zu.1936 hatten immerhin noch 17 Prozent aller Lehrkräfte und 47 Prozentder Lehrerinnen im engeren Sinn einen Habit getragen. Nunkonnten die Mutter- und Provinzhäuser bei weitem nicht mehralle Wünsche der Gemeinden erfüllen. Von 63 Lehrstellen im Jahr1938 vermochte das Mutterhaus Innsbruck 1945/46 immerhin 30wieder mit Lehrschwestern zu besetzen, die zum Teil in <strong>Vorarlberg</strong>erLazaretten Dienst getan hatten. 952 Zams konnte zunächst nur 4Schwestern entsenden. Insgesamt unterrichteten 1945/46 wieder31 Schwestern an öffentlichen Pfl ichtschulen, 1949/50 38. 953 Bis1963 sank der Anteil der Lehrschwestern auf 6 Prozent aller Lehrkräftebzw. 11 Prozent der Lehrerinnen im engeren Sinn (vgl. Tab.5). Um 1980 hatten Lehrschwestern an öffentlichen Schulen bereitsSeltenheitswert (vgl. Anhang).1960 ernannte die Marktgemeinde Hard Schwester EberhardaRisch (1880 bis 1966) zur Ehrenbürgerin. 954 Vermutlich war sie dieerste Frau, der in <strong>Vorarlberg</strong> diese Ehre zuteil wurde – ein Sinnbildfür die Wertschätzung und Dankbarkeit, die zahlreichen Schwesternim Schul-, Kranken- und Fürsorgedienst entgegengebracht wurde.Sr. Eberharda Risch, Ehrebürgerinder Marktgemeinde Hard (100Jahre Volksschule Hard).6.7. Pfl ichtschule wird FrauensacheEine Analyse der weiteren Entwicklung würde den Rahmen dieser Studie sprengen. Die statistischeDynamik sollten wir uns aber noch vor Augen führen.Um zu verstehen, wie und weshalb ein ursprünglicher Männerberuf zu einem Frauenberuf kippenkann, ist es vorweg nützlich, die Feminisierung auch als soziologischen Prozess bewusst zu machen.951Vgl. Grafiken in Fliri, Kreuzschwestern, S. 117.952Müller, Nazi-Interregnum, S. 89–90, zählt namentlich zehn Lehrschwestern auf, die 1945 an <strong>Vorarlberg</strong>er Schulenwechselten. Zumindest eine von ihnen, Sr. Wilhelma Waldner, blieb allerdings noch bis 1946 in der Valduna.Auch die Verwendungsorte Bürs, Koblach und Muntlix stimmen nicht.953VLA: LSR 749/1948; VLA: AVLReg IIa-63/1950.954Wilhelmine Risch aus Schaan in Liechtenstein trat mit 18 Jahren bei den Barmherzigen Schwestern in Zamsein, wo sie zur Lehrerin ausgebildet wurde und als Sr. Eberharda die Gelübde ablegte. Ab 1903 unterrichtete siean der Volksschule Hard, bis sie 1939 aus dem Schuldienst entfernt wurde. Sie überbrückte die Jahre der nationalsozialistischenDiktatur als Matrikenführerin und Seelsorgehelferin. 1945 bis 1952 unterrichtete sie noch Religion,um dann mit 72 Jahren die Leitung des Fürsorgeheims zu übernehmen. Sie ist die einzige Frau, die Vallaster1986 unter den Ehrenbürgern der Städte und Marktgemeinden aufführte (Vallaster, Ehrenbürger, S. 142–145). FürAuskünfte danke ich Dr. Paul Gorbach und Gemeindearchivarin Dr. Nicole Ohneberg.

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