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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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176 | 6. Nach 1945Im <strong>Vorarlberg</strong>er Lehrerschematismus 1973/74 sind bereits 258 Lehrerinnen mit einem Mädchennamen(„geb.“) ausgewiesen; zudem 55 Arbeits- und 10 Religionslehrerinnen. 932 Und die Schulpolitikerund -behörden mussten froh darüber sein. 1964/65 waren im <strong>Vorarlberg</strong>er Pflichtschulwesen 153Dienstposten unbesetzt, 1967/68 487, 1973/74 800. 933 Andrerseits wurde die Zahl der <strong>Vorarlberg</strong>erLehrpersonen, die in der Schweiz und in Liechtenstein lukrativere Anstellungen gefunden hatten, aufrund 120 geschätzt. 93475 Prozent der Lehrpersonen, die aus dem Schuldienst ausschieden, waren Frauen; 935 gut die Hälfteinfolge Verehelichung oder Geburt eines Kindes. „Der zunehmende Anteil der Frauen im Lehrkörperder Pfl ichtschulen hat zwangsläufi g auch eine Erhöhung der Ausscheidungsquoten bzw. der Fluktuationzur Folge,“ analysierte der Bildungsexperte Peter Meusburger im Landes-Schulentwicklungsplan1974. 936 Denn immer noch blieben viele junge Lehrerinnen nur einige Jahre im Dienst. Dennoch werdeder Frauenanteil auch in <strong>Vorarlberg</strong> weiter steigen. <strong>Vorarlberg</strong> lag immer noch mit Abstand am Endeder Skala (vgl. Tabelle 19). 9371973 schlug die SPÖ-Fraktion im Landtag ein Maßnahmenpaket zur Behebung des extremen Lehrermangelsvor, unter anderem groß angelegte Werbeaktionen in anderen Bundesländern, aber auchin <strong>Vorarlberg</strong> selbst. Ehemalige Lehrerinnen sollten zur Teilzeitarbeit aufgefordert und verheirateteMaturantinnen, deren Kinder schon etwas älter sind, für den Schuldienst gewonnen und in Sonderkursenausgebildet werden. 938 Der Landtag beschränkte sich in einer Entschließung einvernehmlichauf Werbeaktionen für die Lehrerausbildung in den Mittelschulen und auf weitere finanzielle Anreizezur Anwerbung von Junglehrern aus anderen Ländern. 939 Trotz des Lehrermangels goutierten aberkeineswegs alle heimischen oder bereits zugewanderten Lehrer weitere Werbeaktionen, die ihreeinträglichen Überstunden gefährdeten. So sollen sie auswärtigen Junglehrern die Arbeit zum Teilsystematisch verleidet haben. 9401982 konnte Landesschulreferent Dipl.-Vw. Siegried Gasser (geb. 1941, ÖVP) den Medien mitteilen,der Lehrermangel gehöre der Vergangenheit an. Die schon auf nahezu 90 Prozent ansteigende „Verweiblichung“des Volksschullehrerberufs habe allerdings eine stärkere Fluktuation durch Heirat oderunabhängig vom Einkommen des Ehemannes und erhöhtes Karenzurlaubsgeld für alleinstehende Mütter, die nunanschließend bis zum dritten Lebensjahr des Kindes Sondernotstandshilfe beziehen konnten.932Lehrerschematismus 1973/74.933Meusburger, Landes-Schulentwicklungsplan, S. 91. Im Entschließungsantrag der SPÖ ist für 1973/74 allerdingsnur von 451 unbesetzten Posten die Rede (StenSib 21. VLT 1974, Blg 3).934Meusburger, Landes-Schulentwicklungsplan, S. 91; vgl. ebenda, S. 32.935Exakt derselbe Prozentsatz wurde 1957/58 auch für Hessen ermittelt (Gahlings/Moering, Volksschullehrerin,S. 142).936Meusburger, Landes-Schulentwicklungsplan, S. 92.937Meusburger, ebenda, kam auf einer anderen Quellenbasis zu anderen Werten für den „Anteil der Frauen unterden Pflichtschullehrern“ 1972/73: <strong>Vorarlberg</strong> 45,6%, Österreich gesamt 59,6%.938StenSib 21. VLT 1973, Blg 29.939StenSib 21. VLT 1974, Blg 3 u. 1. Sitzung 06.04.1974, S. 34–39.940Vgl. Dr. Wilhelm Reichart, StenSib 21. VLT 1974, 1. Sitzung 06.04.1974, S. 36.

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