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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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164 | 6. Nach 1945benannte auch die Druckmittel: Jedenfalls sei anzunehmen, dass die Erschwernisse der Betroffenenin wirtschaftlicher Hinsicht und im Hinblick auf eine ortsfeste Anstellung dazu beitragen würden,„der Angelegenheit ihre Aktualität zu nehmen“. Für eine Disziplinierung biete das Dienstrecht keineHandhabe. 875Hingegen unterstützte Landesschulinspektor Wilhelm Thurnher (1907 bis 1974) ausdrücklich die vonden Vertreterinnen der Lehrerinnen vorgeschlagene Lösung. Schon aus menschlichen Erwägungenkönne man nicht an eine Entlassung der Lehrerinnen denken. 876 Abteilungsleiter Bernhard führte keineGrundsatzentscheidung herbei, sondern löste die Frage im Einzelfall: Die Lehrerinnen mit unehelichenKindern wurden im Schuldienst belassen, die Anwärterinnen wurden nicht aufgenommen. 8776.6. Vorübergehend sinkender FrauenanteilWir haben gesehen, dass an <strong>Vorarlberg</strong>s öffentlichen Pflichtschulen der Feminisierungsprozess von1871 bis 1938 kontinuierlich voranging; 1936 betrug der Frauenanteil 40,0 Prozent (vgl. Tab. 4). Überdie Phase von 1938 bis 1945 verfügen wir über keine verlässlichen Daten. Wie sprunghaft der Frauenanteilwährend der Kriegszeit vorübergehend angestiegen sein muss, lassen noch die Daten ausdem Schuljahr 1946/47 erahnen: Trotz des Abbaus von Lehrerinnen betrug ihr Anteil immer noch 47,5Prozent, an den Hauptschulen sogar 60 Prozent, was auf die Verstaatlichung privater Mädchenhauptschulenzurückzuführen sein wird (vgl. Tab. 19). 878Der Frauenanteil insgesamt sank jedoch bis 1952 wieder auf das Vorkriegsniveau von 40,2 Prozent ab,fi el bis 1955 mit 34,4 Prozent sogar auf den Stand der 1920er-Jahre zurück.Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Aufhebung des gesetzlichen <strong>Lehrerinnenzölibat</strong>s die Feminisierungnicht unmittelbar beschleunigte, sondern im Gegenteil mitten in eine Phase fiel, in der die Zahlder Lehrerinnen erstmals sank, und zwar erheblich. 1955 unterrichtete an den öffentlichen Pflichtschulenfast ein Fünftel weniger Lehrerinnen als 1946.Diese Entwicklung dürfte hauptsächlich zwei Faktoren zuzuschreiben sein: Zum einen hatten diepolitischen Entscheidungsträger kein Interesse an einer weiteren Feminisierung der Pflichtschulen,versuchten sie vielmehr wieder zurückzuschrauben. Zum anderen wurden auch die Lehrerinnen vomepidemischen Heiratsfi eber der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit erfasst und folgten dabeinoch traditionellen Rollenbildern.875VLA: AVLReg IIa-190/1950: Sektion der Pfl ichtschullehrer an LSR, Dornbirn 06.07.1950.876VLA: AVLReg IIa-190/1950: LSR an AVLReg, Bregenz 10.07.1950.877VLA: AVLReg IIa-190/1950: AV Bernhard.878Vgl. auch Ulmer, Schulstatistik 1946, S. 954–955 u. 979–980.

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