6. Nach 1945 | 161freiwillig aus dem Dienst austreten. 857 Noch 1949 erging ein Landesvertragslehrergesetz, 858 und dasLandeslehrer-Gehaltsüberleitungsgesetz sollte auf das neue Beamtenabfertigungsgesetz verweisen.Das „schwarze“ Unterrichtsministerium erschütterte die Stellungnahme aus Bregenz nicht. „Die Beibehaltungdes Zölibats steht im Widerspruch zu § 1, Abs. (2) GÜG und wäre abzulehnen,“ vermerkteder zuständige Legist zunächst nur knapp. 859 Doch auch die Tiroler und die Salzburger Landesregierungtraten in ihren Stellungnahmen zum Ministerialentwurf mit ähnlicher Argumentation dafür ein. 860 Tirollegte das GÜG ebenfalls dahin aus, dass die Zölibatsbestimmungen weiterhin gedeckt seien. DieMinisterialbeamten nahmen deshalb in den Gesetzestext eine ausdrückliche Bestimmung auf. 861 Inder Regierungsvorlage hieß es nun:„Mit Wirksamkeitsbeginn dieses Bundesgesetzes treten hinsichtlich des Personenkreises, auf denes Anwendung fi ndet, die entgegenstehenden, bisher geltenden dienstrechtlichen Vorschriften, insbesondereauch jene über eine unterschiedliche Behandlung der männlichen und weiblichen Lehrer,außer Kraft.“ 862Dies erschien dem Unterrichtsministerium notwendig, so die Erläuterungen, weil in den Stellungnahmender Landesregierungen vereinzelt die Auffassung vertreten worden sei, dass die Möglichkeiteiner gesetzlichen Ungleichbehandlung auch derartige Bestimmungen früherer Gesetze aufrecht erhalte.Die wollte sich der Bund für seine eigene Dienstrechtsgesetzgebung vorbehalten wissen. 863 DerVortrag an den Ministerrat ging auf die Zölibatsproblematik nicht weiter ein. 864Der Unterrichtsausschuss nahm einige redaktionelle Änderungen vor, der Nationalrat beschloss dieVorlage am 13. Juli 1949, in seiner vorletzten Sitzung vor den Nationalrats- und Landtagswahlen,ohne Debatte. 865 Zwei Tage später winkte sie der Bundesrat durch. 866Die Aufhebung des gesetzlichen <strong>Lehrerinnenzölibat</strong>s erregte kein Aufsehen, geschweige denn eineöffentliche Aufregung.857Vertragsbedienstetengesetz 1948, BGBl. Nr. 86/1948, § 35 Abs. 2; Bundesgesetz 30.03.1949 betreffend dieAbfertigung von Bundesbeamten, die ohne Ruhegenuß aus dem Dienststand ausscheiden, BGBl. Nr. 94/1949,§§ 5–6.858Bundesgesetz 19.07.1949 über das Dienst- und Besoldungsrecht der Vertragslehrer der Länder (Landesvertragslehrergesetz),BGBl. Nr. 189/1949; StenProt NR 5. GP Blg 919.859ÖSTA/AdR: BMU Sektion III 15.862/III-10/49: AV auf Einlagebogen 1. Zum Gesetzesvorhaben auch ÖSTA/AdR:BMU Sektion III 82.129/III-10/49, 17.543/III-10/49, 20.821/III-10/49, 7.103/III-10/49.860ÖSTA/AdR: BMU Sektion III 20.821/III-10/49: Amt der Salzburger Landesregierung an BMU, Salzburg10.05.1949; Amt der Tiroler Landesregierung an BMU, Innsbruck 06.05.1949.861ÖSTA/AdR: BMU Sektion III 20.821/III-10/49: AV auf 1. Einlagebogen.862StenProt NR 5. GP Blg 918, Regierungsvorlage § 11 Abs. 1. BGBl. Nr. 188/1949, § 12 Abs. 1.863StenProt NR 5. GP Blg 918, S. 6, Erläuterungen zu Regierungsvorlage § 11.864ÖSTA/AdR: BMU Sektion III 20.821/III-10/49: Vortrag an Ministerrat, Wien 25.05.1949.865StenProt NR 5. GP, 116. Sitzung 13.07.1949, S. 3319, u. Blg 957 (Bericht Ausschuss für Unterricht).866StenProt BR, 46. Sitzung 15.07.1949, S. 813–814.
162 | 6. Nach 1945Einer <strong>Vorarlberg</strong>er Lehrerin, die gut drei Wochen später heiratete, teilte Bernhard noch am 24. Augustfür die Landesregierung mit, dass die Verehelichung gemäß Lehrer-Dienstpragmatik einer freiwilligenDienstentsagung gleichgekommen sei. 867 Am 29. August 1949 wurde das Landeslehrer-Gehaltsüberleitungsgesetzkundgemacht. 868 Damit war das gesetzliche Eheverbot für <strong>Vorarlberg</strong>s PflichtschullehrerinnenGeschichte – im Übrigen auch der Ehekonsens für nicht definitive Lehrer, der ja formell ebensonoch in Geltung gestanden hatte, aber vermutlich bereits totes Recht gewesen war.6.5. Ledige Lehrerinnen mit Kindern als „nationalsozialistisches Erbe“?Mehrfach wurde bereits der Zusammenhang zwischen Zölibatszwang und Abbaudruck einerseits sowieAbtreibung und verheimlichter Lebensgemeinschaft andererseits angesprochen.1910 erinnerte der christlichsoziale Rechtsanwalt und Abgeordnete Dr. Robert Pattai (1846 bis 1920)im niederösterreichischen Landtag die Zölibatsbefürworter drastisch an Schwurgerichtsprozesse,„wo eine unglückliche Lehrerin, die ihr Kind umgebracht hat, von den Geschworen freigesprochenwurde, weil sie ihr eingeräumt haben, daß sie sich in einer Zwangslage befunden hat. Sie kann nichtaus ihrer Natur heraus, für sie gibt es nur das natürliche Gesetz der Welt, und wenn die Geschworenenso urteilen, so ist das Volksstimme und das ist viel wichtiger als alle die kleinlichen Bedenken,die hier vorgebracht werden.“ 869Die aus Österreich stammende sozialdemokratische Frauenrechtlerin Adele Schreiber (1872 bis 1957)untersuchte 1912 in Berlin die Verhältnisse von 2.000 unehelichen Müttern und ihren Kindern undkam zum Ergebnis, dass ihre Zahl in „gebildeten Kreisen“ weit höher sei als angenommen. Der Zölibatszwangbürgerlicher Frauenberufe wie Lehrerin, Beamtin oder Krankenschwester erzeuge eine„sexuelle Notlage“. Paare könnten nicht heiraten, weil sie auf beide Gehälter angewiesen seien. DasErgebnis seien „zahllose, sorgfältig verheimlichte außereheliche Beziehungen“ und ein besondershoher Anteil an Abtreibungen. 870Denselben Druck verursachten die Maßnahmen gegen Doppelverdienerinnen ab 1923. Nicht vonungefähr wurden gerade bei grundsätzlicher Ehefreiheit außereheliche Lebensgemeinschaften als867VLA: AVLReg IIa PA: Feger Else. – Angerer, Leiden, S. 34, zitiert nach Harald Walser / August Fleisch, Diebildungspolitische Sonderstellung <strong>Vorarlberg</strong>s. Projektbericht des Interuniversitären Forschungsinstituts, StudienzentrumBregenz o. J., S. 34, ein Schreiben, mit der Bregenzer Bezirksschulinspektor 1958 einer Lehrerin mitteilte,dass ihr der Bezirksschulrat die „Genehmigung zur Ehe“ erteile. Bereits 1949 war allerdings auf Anfrageder Bezirkshauptmannschaft Bludenz klargestellt worden, dass die Eheschließungen nicht genehmigungspfl ichtigsind. – Die zitierte Studie war mir leider nicht zugänglich, Dr. Harals Walser, Altach, danke ich jedoch für seineBemühungen.868BGBl. Nr. 188/1949.869StenProt 10. NÖLT 1. Se 44. Sitzung 18.02.1910, S. 1484. – 1929 führten diese Wortmeldung eine sozialdemokratischeFrauenzeitschrift gegen den Zölibat ins Treffen, allerdings nicht in wörtlicher Wiedergabe: Pattai,Zölibat.870Schreiber, Uneheliche Mütter, S. 267.
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