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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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16 | 2. 1774 bis 1869„Allgemeinen Unterricht über das deutsche Schulwesen“ die Schullehrer darauf hin, dass „Diebstahl,Schandthat, und grober Betrug, Misshandlung der Kinder zu Krippeln, wie es manchmal geschieht,oder gar Verführung der Kinder“ beim Landgericht angezeigt würden. 29 – So sollten gut hundert Jahrespäter in Schwarzenberg Lehrschwestern engagiert werden, nachdem sich der Schulleiter an Schulmädchenvergangen hatte. 30Keines der <strong>Vorarlberg</strong>er Frauenklöster war auf den Unterricht spezialisiert, doch die staatliche Schulreformeröffnete ihnen eine Chance, sich wie gefordert der Gesellschaft nützlich zu machen und damiteiner drohenden Aufhebung zu entgehen.Nicht von ungefähr wurde in der deutschen Schule zu Bregenz 1770 die Trennung der Knaben undMädchen durchgeführt. Die Stadt und das Oberamt Bregenz waren bemüht, das finanzschwache KlosterThalbach der Franziskaner-Tertiarierinnen (gegr. 1436) zu sichern. 1773 berichtete das Oberamt dervorderösterreichischen Regierung, dass die Stadt ihre Mädchenschule dem Kloster anvertraut habe,nachdem sich zwei seiner Schwestern bei den Ursulinen in Innsbruck zu Lehrerinnen ausbilden undvon der Schulbehörde prüfen hatten lassen. 31 – Ausdrücklich verpflichtete die Allgemeine Schulordnungein Jahr später auch Lehrerinnen aus dem Ordensstand, die bereits Mädchen unterrichteten, zur„verbesserten Lehrart“. 32Doch der Schuleifer vermochte die Franziskanerinnen nicht zu retten, denn ihr Orden, wie auch dieder Kapuzinerinnen oder Klarissen, wurden generell aufgehoben. So wurde Thalbach 1782 ebensoaufgelöst wie St. Anna in Bregenz (Kapuzinerinnen, gegr. 1605) und Valduna bei Rankweil (Klarissen,gegr. 1388). 33 Der Aufhebungskommissär versuchte die Thalbacher Lehrschwestern zu bewegen, dieSchule so lange weiterzuführen, bis neue, tüchtige Lehrkräfte zur Verfügung stünden. 34 Doch bewirktedie Aufhebung, „daß Herr Katechet und die 2 Lehrfrauen nach geendigtem Winterkurse von demLehramte abstunden,“ wie in der gedruckten Einladung zur öffentlichen Prüfung der 118 Schüler und73 Schülerinnen der k. k. Hauptschule in Bregenz nach Beendigung des Sommerkurses im September1782 mitgeteilt wurde. Auch die Mädchen wurden nun von Lehrern unterrichtet. 35 Von den 22 ehema-29Allgemeinen Unterricht über das deutsche Schulwesen, Innsbruck 05.06.1787 (VLA: VOKA Bregenz: Normalien4, Nr. 185, fol. 294; auch VLA: Patente).30Nigsch, Schulwesen, S. 222.31VLA: Klosterakten 95: Oberamt Bregenz an v.ö. Regierung, Bregenz 26.11.1773. Der Bericht ergänzte die Fassionender Frauenklöster in der Herrschaft Bregenz, die die Regierung eingefordert hatte. Vgl. Kleiner, Volksschule,S. 25–27; Knecht, Aufhebung, S. 27–29; Fußenegger, Thalbach, S. 128–129. – Der Schulreformer Philipp JakobTangel war allerdings bei einer Visitation 1775 von den Fortschritten der Ursulinen in Sachen „neue Lehrart“wenig angetan (Lechthaler, Pädagogium, S. 33; Stoll, Lehrerbildung, S. 96).32Entwurf einer neuen Schulordnung 1772, § 6 (wie Anm. 27).33Auch für Valduna hatte das Vogteiamt Feldkirch vergeblich ins Treffen geführt, dass der Konvent, wie jener inAltenstadt, junge Mädchen aufnehme und unterrichte (Ludewig, Valduna, S. 178).34Knecht, Aufhebung, S. 35.35VLA: Reichsgrafschaft Hohenems HoA 111.28. Neben der Einladung zur Prüfung liegt hier auch ein Verzeichnisder Schüler und Schülerinnen mit den Rängen ab, die sie in den einzelnen Gegenständen erzielten. Unterden Schülern scheint der Sohn des Landvogts und Oberamtsmanns auf, zwei Töchter sind dem Verzeichnis derMädchen vorangestellt: „Diese zwei Fräulein sind von einem Lehrer hiesiger Hauptschule nach allerhöchster Vor-

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