2. 1774 bis 1869 | 152. 1774 BIS 18692.1. Theresianische Schulreform und öffentliche KlosterschulenMit der Allgemeinen Schulordnung für die deutschen Normal-, Haupt- und Trivialschulen schuf MariaTheresia (1740 bis 1780) 1774 die Basis für ein einheitliches staatliches Primarschulwesen, nachdemdie „Erziehung der Jugend, beyderley Geschlechts, als die wichtigste Grundlage der wahrenGlückseligkeit der Nationen“ zu gelten habe. 24 Wenngleich meist von „dem Lehrer“ die Rede ist, gingdie Schulordnung ausdrücklich auch von Lehrerinnen aus. 25 Sie waren für den Mädchenunterrichtbestimmt; denn, wo immer möglich, seien eigene Mädchenschulen zu errichten. 26Das noch skizzenhafte Berufsbild Pfl ichtschullehrerin hing eng mit dem nun postulierten Ziel einerGeschlechtertrennung im Unterricht zusammen. Deutlicher als in der Allgemeinen Schulordnung wirddas im Entwurf einer neuen Tiroler Schulordnung von 1772: Der Unterricht sollte möglichst getrenntorganisiert werden, „um viele ausschweifungen und Bedauernsvolle Verführungen bey der Jugendzuverhindern.“ Wo die Gerichtsobrigkeiten, Pfarrherren und Schulvisitatoren gesonderte Schulstubenund zum Unterricht der weiblichen Jugend „künftige Schulmeisterinnen“ ausfindig machen können,sollten sie angewiesen werden, „daß die Mägdlein von geschickten und Tugendhaften Weibspersonenim Lesen, Schreiben, und Rechnen, als auch im Nähen, Stricken, Spinnen, und dergleichen demweiblichen Geschlechte angemessenen Hausarbeiten unterrichtet werden sollen.“ 27Bezogen sich die „bedauernsvollen Verführungen“ nur auf die Burschen und Mädchen untereinander?Wurde den Schülerinnen 1783 auch das Tragen von Miedern in allen Waisenhäusern, Klösternund wo immer sonst eine öffentliche weibliche Erziehung stattfinde, wirklich nur in Rücksicht aufihre Gesundheit und eheliche Fruchtbarkeit verboten? 28 1787 wies das Gubernium Innsbruck in einem24Allgemeine Schulordnung 1774, Präambel; u. a. auch abgedruckt in: Engelbrecht, Bildungswesen 3, S. 491–501.25Neue Lehrer hatten für eine Anstellung die Ablegung einer Lehrbefähigungsprüfung an einer Normalschulenachzuweisen, allen aber, „geistlich und weltlichen Standes, männlich und weiblichen Geschlechts“, die bereitsbisher rechtmäßig unterrichteten, wurde die Berufsausübung auch weiterhin zugestanden (Allgemeine Schulordnung1774, Pkt. 3). – Zur österreichischen Lehrerin am Ende des 18. Jahrhunderts vgl. Barth-Scalmani, Professionalisierung,S. 347–357.26Allgemeine Schulordnung 1774, Pkt. 12. – Zu den Mädchenschulen um 1860 vgl. Helfert, System, S. 429–437.27Entwurf einer neuen Schulordnung in dem Lande Tyrol vom 22.02.1772, § 5, ediert in: Boyer, Schulordnungen5, S. 57–115. Der Hinweis in Boyers Vorbemerkung, auch das heutige Südtirol und <strong>Vorarlberg</strong> hätten damals zuTirol gehört, trifft für <strong>Vorarlberg</strong> nicht zu. Abgesehen davon, dass die Herrschaften vor dem Arlberg nicht Teilder Grafschaft und des Landes Tirol waren, unterstanden sie von 1752 bis 1782 nicht den oberösterreichischenRegierungsbehörden in Innsbruck, sondern den vorderösterreichischen in Konstanz, dann Freiburg im Breisgau. –Vgl. Erlass Gubernium Innsbruck 06.06.1775 in Lechthaler, Pädagogium, S. 33; auch Helfert, Volksschule, S. 330:„Es soll getrachtet werden als Lehrmeisterinnen vorzugsweise sittsame geschickte und im Schulwesen wohlunterrichtete Weibsbilder zu gewinnen.“ Helfert gibt als Hauptquelle Allgemeine Schulordnung 12 an, wo diesnicht geschrieben steht.28Das Oberamt Bregenz machte dieses Hofdekret vom 14.08.1783 für die Herrschaften Bregenz, Hohenems undHohenegg in ausführlicher Form am 17.10.1783 kund (VLA: VOKA Bregenz: Normalien 2, Nr. 339). Vgl. Boyer,Schulordnungen 6, S. 80.
16 | 2. 1774 bis 1869„Allgemeinen Unterricht über das deutsche Schulwesen“ die Schullehrer darauf hin, dass „Diebstahl,Schandthat, und grober Betrug, Misshandlung der Kinder zu Krippeln, wie es manchmal geschieht,oder gar Verführung der Kinder“ beim Landgericht angezeigt würden. 29 – So sollten gut hundert Jahrespäter in Schwarzenberg Lehrschwestern engagiert werden, nachdem sich der Schulleiter an Schulmädchenvergangen hatte. 30Keines der <strong>Vorarlberg</strong>er Frauenklöster war auf den Unterricht spezialisiert, doch die staatliche Schulreformeröffnete ihnen eine Chance, sich wie gefordert der Gesellschaft nützlich zu machen und damiteiner drohenden Aufhebung zu entgehen.Nicht von ungefähr wurde in der deutschen Schule zu Bregenz 1770 die Trennung der Knaben undMädchen durchgeführt. Die Stadt und das Oberamt Bregenz waren bemüht, das finanzschwache KlosterThalbach der Franziskaner-Tertiarierinnen (gegr. 1436) zu sichern. 1773 berichtete das Oberamt dervorderösterreichischen Regierung, dass die Stadt ihre Mädchenschule dem Kloster anvertraut habe,nachdem sich zwei seiner Schwestern bei den Ursulinen in Innsbruck zu Lehrerinnen ausbilden undvon der Schulbehörde prüfen hatten lassen. 31 – Ausdrücklich verpflichtete die Allgemeine Schulordnungein Jahr später auch Lehrerinnen aus dem Ordensstand, die bereits Mädchen unterrichteten, zur„verbesserten Lehrart“. 32Doch der Schuleifer vermochte die Franziskanerinnen nicht zu retten, denn ihr Orden, wie auch dieder Kapuzinerinnen oder Klarissen, wurden generell aufgehoben. So wurde Thalbach 1782 ebensoaufgelöst wie St. Anna in Bregenz (Kapuzinerinnen, gegr. 1605) und Valduna bei Rankweil (Klarissen,gegr. 1388). 33 Der Aufhebungskommissär versuchte die Thalbacher Lehrschwestern zu bewegen, dieSchule so lange weiterzuführen, bis neue, tüchtige Lehrkräfte zur Verfügung stünden. 34 Doch bewirktedie Aufhebung, „daß Herr Katechet und die 2 Lehrfrauen nach geendigtem Winterkurse von demLehramte abstunden,“ wie in der gedruckten Einladung zur öffentlichen Prüfung der 118 Schüler und73 Schülerinnen der k. k. Hauptschule in Bregenz nach Beendigung des Sommerkurses im September1782 mitgeteilt wurde. Auch die Mädchen wurden nun von Lehrern unterrichtet. 35 Von den 22 ehema-29Allgemeinen Unterricht über das deutsche Schulwesen, Innsbruck 05.06.1787 (VLA: VOKA Bregenz: Normalien4, Nr. 185, fol. 294; auch VLA: Patente).30Nigsch, Schulwesen, S. 222.31VLA: Klosterakten 95: Oberamt Bregenz an v.ö. Regierung, Bregenz 26.11.1773. Der Bericht ergänzte die Fassionender Frauenklöster in der Herrschaft Bregenz, die die Regierung eingefordert hatte. Vgl. Kleiner, Volksschule,S. 25–27; Knecht, Aufhebung, S. 27–29; Fußenegger, Thalbach, S. 128–129. – Der Schulreformer Philipp JakobTangel war allerdings bei einer Visitation 1775 von den Fortschritten der Ursulinen in Sachen „neue Lehrart“wenig angetan (Lechthaler, Pädagogium, S. 33; Stoll, Lehrerbildung, S. 96).32Entwurf einer neuen Schulordnung 1772, § 6 (wie Anm. 27).33Auch für Valduna hatte das Vogteiamt Feldkirch vergeblich ins Treffen geführt, dass der Konvent, wie jener inAltenstadt, junge Mädchen aufnehme und unterrichte (Ludewig, Valduna, S. 178).34Knecht, Aufhebung, S. 35.35VLA: Reichsgrafschaft Hohenems HoA 111.28. Neben der Einladung zur Prüfung liegt hier auch ein Verzeichnisder Schüler und Schülerinnen mit den Rängen ab, die sie in den einzelnen Gegenständen erzielten. Unterden Schülern scheint der Sohn des Landvogts und Oberamtsmanns auf, zwei Töchter sind dem Verzeichnis derMädchen vorangestellt: „Diese zwei Fräulein sind von einem Lehrer hiesiger Hauptschule nach allerhöchster Vor-
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