4. 1918 bis 1938 | 121[…] ‚Jungfräulichkeit bleibt Magdtum, seit ihrem Umfang bei der Magd des Herrn, die die Magd derMenschen wurde.’ 617 Denn gerade ein sittenreines Leben ist das beste Mittel, um die Selbstsucht zubekämpfen und zur Hingabe für andere zu entfl ammen. Deshalb ist auch gerade der freiwillige Zölibatfür die Stärkung und Stählung des Charakters von unschätzbarer Bedeutung. […] Nur die jungfräulicheSeele kann ungehemmt mit der Schwungkraft des Adlers den Höhenflug zu den Sternen jenerübernatürlichen Ideale wagen, die der Erziehungsarbeit voranleuchten müssen. Jungfräulichkeit istHeldentum, mit großen Opfern erkauft, aber bereichernd, erhöhend die eigene Persönlichkeit und vorallem auch das Schaffen und Wirken an der Persönlichkeit anderer. Ferner: Ist es nicht geziemend, daßdie Gärtnerin im Liliengarten der unschuldigen Kinderwelt selber eine Lilie ist von hochstrebendemWuchs, von blendendem Weiß und von kostbarem Duft? Und nun noch ein letzter Beweggrund: Wennje, dann ist die Jungfräulichkeit heute zeitgemäß, wo die Unsittlichkeit in Wort und Bild, in Schrift,Kino, Theater, Film alles überbietet, um die Jugend zu verderben. Wahrhaftig, da tun Seelen not, diedie freiwillige Entsagung auf ihre Fahne schreiben, die durch ihr Beispiel den Opfergeist wecken undden Opfermut beleben! Glücklich also eine Lehrerin, der die freigewollte Ehelosigkeit Herzensfreudeund Herzensbedürfnis ist! Sie befi ndet sich in erhabenster Gesellschaft, in der Gesellschaft des Heilandes,der eine Jungfrau zu seiner Mutter erwählte und den Mann mit der Lilie zu seinem Vater.“ 618„Wie Maria – mit Maria!“ ist ein weiteres Kapitel überschrieben, 619 das Folgende mit „Neue Lebenswege“zur eigentlichen Standeswahl: „Geistlicher Stand oder Ehestand?“ Auch die Berufslehrerin seihierzulande „in gewisser Hinsicht Ordensfrau im Weltgewande“. 620 Dasselbe sei es aber nicht, undder Weltpriester riet den Lehrerinnen, sich abwartend zu prüfen, bevor sie den Schleier nehmen. Wenigerbremste Metzler, der gerne Paare zusammenbrachte, 621 beim heiligen Stand der Ehe: „Vielleichthast du keinen inneren Beruf zur Schule, vielleicht sehnst du dich nach einem eigenen Herd, vielleichtfi ndest du nur in Ergänzung eines Gatten dein Glück oder fürchtest dich vor einer später sich fühlbarmachenden Vereinsamung, nun dann in Gottes Namen. Der Lehrerinnenberuf ist ja in gewisser Hinsichteine Vorbereitung auf den Ehestand. […] Die Lehrerin soll, wenn sie zu heiraten gedenkt, diesnicht zu lange hinausschieben, weil sie im Laufe der Jahre für die Ehe immer mehr verbildet wird,zuviel Selbständigkeit gewöhnt etc.“ 622 – Die Lehrerin verlasse ihren Stand aber nur, wenn sich ihreLage dadurch besser gestalte und wenn der Ehestand ihr „gottgewollter Beruf“ sei. „Also nie ohneRücksprache mit den Eltern, dem Beichtvater oder sonst einer wohlmeinenden Person, die die Verhältnissekennt, eine Bekanntschaft anknüpfen!“ 623Wie der Lehrerin riet Metzler 1931 in einem „Weggeleit“ auch dem Lehrer zu einem nur kollegialen,respektvollen Umgang untereinander, zumal überall auf dem Land „eine Reihe von Klatschbasen“Wacht hielten. Noch größere Vorsicht sei geboten, wenn zwischen Lehrer und Lehrerin sich eine617Metzler zitiert hier Josef Dillersberger, „Wer es fassen kann ...“ Gedanken über Jungfräulichkeit und Zölibataus Schrift und Liturgie (Bücher der Geisteserneuerung 1). Salzburg 1932.618Metzler, Lehrerin, S. 107–108.619Ebenda, S. 119–123.620Ebenda, S. 124.621Das erzählte mir sein Nachfolger als Volksbildungsreferent, Dr. Arnulf Benzer (1910 bis 2009).622Metzler, Lehrerin, S. 127.623Ebenda, S. 128.
122 | 4. 1918 bis 1938ernste Zuneigung entwickeln sollte, die beide einmal im Bund der Ehe vereinen werde. 624 Denn wennauch der ledige Stand der „vollkommenere“ sei, so sei doch der größte Teil der Lehrerschaft für denEhestand berufen. „Mit der angenehmen Häuslichkeit im trauten Familienkreise errichtet sich derLehrer eine schützende Mauer für seinen unbedingt notwendigen guten Ruf und erhält sich frisch undfröhlich bei den anstrengenden Arbeiten des Berufes. Die Familie ist sein Halt und sein Hort.“ 625 DerLehrer aber, der ledig bleibe, bedürfe einer besonderen Charakterfestigkeit, „um nicht da und dort zuentgleiten.“ 626Kein Wort davon, dass nur der ehelose Mann erfahre, „was es heißt, Veranlagungen und Talente desVerstandes ungehemmt entfalten zu dürfen.“ Taugte nur die Lehrerin zum vollkommeneren Stand derEhelosigkeit? Oder hatte es der Lehrer nicht nötig, seinen Verstand ungehemmt zu entfalten?Aber weshalb ließen sich die Lehrerinnen zu „Ordensfrauen im Weltgewand“ stilisieren? Weshalbverschrieben sie sich einem Leitbild der Jungfräulichkeit, einem Virgilitätsideal?Das war keineswegs eine Eigenheit des <strong>Vorarlberg</strong>er Lehrerinnenvereins und wohl auch nicht nur mitEdelmut propagiert.Im deutschen Kaiserreich hatten die katholischen Lehrerinnenorganisationen den Zölibat noch entschiedenerund geschlossener befürwortet als ihre konfessionell nicht gebundenen Kolleginnen,wobei für Brigitte Kerchner drei Gesichtspunkte besonders hervortraten: „zunächst auch hier die berechtigteSorge um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die absehbare Mehrbelastung derFrau; darüber hinaus das in der katholischen Glaubenslehre begründete marianische Frauenideal unddie Leitbildwirkung der Ordensfrau – beides Faktoren, die nicht nur Ehelosigkeit, sondern für denfreigewählten Beruf auch ‚freigewählte Jungfräulichkeit’ der Lehrerin geboten; schließlich aber auchhandfeste Standesdünkel, die den Beruf der Lehrerin für die gebildete, ledige Frau zu reservierentrachteten und die Konkurrenz durch die verheirateten Lehrerinnen zu unterbinden suchten.“ 627Gerade den letzten Aspekt dürfen wir nicht außer Acht lassen, die Konkurrenz der weltlichen Lehrerinnenuntereinander. Zu Recht verweist Helmut Beilner darauf, dass in der Diskussion, absichtlich oderunabsichtlich, selten an jene Lehrerinnen gedacht wurde, deren Ehemänner gestorben oder derenEhen gescheitert waren. – Der bereits zitierte, nicht sanktionierte oberösterreichische Gesetzesbeschlussvon 1917 bildet die Ausnahme. – Zudem stellt sich die Frage, wieso eine verheiratete Frauohne Kinder nicht unterrichten durfte. Ob sie wirklich bereits der Gatte und der Haushalt dermaßen inAnspruch nahmen? „Der tiefere Grund für die kategorische Ablehnung der verheirateten oder verheiratetgewesenen Lehrerin, der nur meist verschwiegen wurde, weil er nicht so recht in das Gesamtkonzeptder Frauenbewegung passte, war sicher die Anstellungsproblematik der Lehrerinnen, die sichhier zu einem Domänendenken der Ledigen steigerte,“ folgerte Beilner für Bayern: „Die katholischenLehrerinnen sprachen dies offen aus. Babette Kiefaber, die Vorsitzende des Katholischen Lehrerinnen-624Metzler, Weggeleit, S. 96.625Ebenda, S. 202.626Ebenda, S. 202.627Kerchner, Beruf und Geschlecht, S. 127. – Vgl. Gahlings/Moering, Volksschullehrerin, S. 61–75.
- Seite 3:
ImpressumUlrich Nachbaur, Lehrerinn
- Seite 6 und 7:
Abkürzungen | 7ABKÜRZUNGENAPA Aus
- Seite 8 und 9:
Interessant mag sein | 9INTERESSANT
- Seite 10 und 11:
1. Vor 1774 | 111. VOR 1774Mit dem
- Seite 12 und 13:
aus eigenem Erleben. Der Sohn eines
- Seite 14 und 15:
2. 1774 bis 1869 | 152. 1774 BIS 18
- Seite 16 und 17:
2. 1774 bis 1869 | 17ligen Franzisk
- Seite 18 und 19:
2. 1774 bis 1869 | 19gelegne Winter
- Seite 20 und 21:
fort. An der zur „Deutschen Stadt
- Seite 22 und 23:
„An ihrer jetzigen Stelle versieh
- Seite 24 und 25:
2. 1774 bis 1869 | 252.6. Diskussio
- Seite 26 und 27:
Die Vielzahl abgesonderter Mädchen
- Seite 28 und 29:
„kräftige und vollendete Volksle
- Seite 30 und 31:
2. 1774 bis 1869 | 31Für Vorarlber
- Seite 32 und 33:
3. 1870 bis 1918 | 33Hinsichtlich d
- Seite 34:
werthe Konformität zu wahren.“ 1
- Seite 39 und 40:
40 | 3. 1870 bis 1918Freilich wehrt
- Seite 41 und 42:
42 | 3. 1870 bis 1918fehlt.“ 171
- Seite 43 und 44:
44 | 3. 1870 bis 1918Bezeichnend is
- Seite 45 und 46:
46 | 3. 1870 bis 191832 Prozent. 19
- Seite 47 und 48:
48 | 3. 1870 bis 1918Durchschnitt l
- Seite 49 und 50:
50 | 3. 1870 bis 1918Weder der libe
- Seite 51 und 52:
52 | 3. 1870 bis 1918erwerben oder
- Seite 53 und 54:
54 | 3. 1870 bis 1918dung abgesproc
- Seite 55 und 56:
56 | 3. 1870 bis 1918machte sich An
- Seite 57 und 58:
58 | 3. 1870 bis 1918Fräulein Ther
- Seite 59 und 60:
60 | 3. 1870 bis 1918ebenfalls in D
- Seite 61 und 62:
62 | 3. 1870 bis 1918ten sich in de
- Seite 63 und 64:
64 | 3. 1870 bis 1918men. Von 1871
- Seite 65 und 66:
66 | 3. 1870 bis 19183.9.2. Lehrsch
- Seite 67 und 68:
68 | 3. 1870 bis 1918und 141 Lehrsc
- Seite 69 und 70: 70 | 3. 1870 bis 1918mit mindestens
- Seite 71 und 72: 72 | 3. 1870 bis 1918Tabelle 10: Fr
- Seite 73 und 74: 74 | 3. 1870 bis 1918Ähnliches gil
- Seite 75 und 76: 76 | 3. 1870 bis 1918dem städtisch
- Seite 77 und 78: 78 | 3. 1870 bis 1918berg zu unterr
- Seite 79 und 80: 80 | 3. 1870 bis 1918Stolz gab sie
- Seite 81 und 82: 82 | 3. 1870 bis 1918Die Barmherzig
- Seite 83 und 84: 84 | 3. 1870 bis 1918gestorben (17
- Seite 85 und 86: 86 | 3. 1870 bis 1918Tabelle 16: Ge
- Seite 87 und 88: 88 | 3. 1870 bis 1918noch in einer
- Seite 89 und 90: 90 | 3. 1870 bis 1918nur in Kroatie
- Seite 91 und 92: 92 | 3. 1870 bis 1918Schulbehörden
- Seite 93 und 94: 94 | 3. 1870 bis 1918um die Vermehr
- Seite 95 und 96: 96 | 3. 1870 bis 1918Beifall.)“ 4
- Seite 97 und 98: 98 | 3. 1870 bis 1918sionelle Betei
- Seite 99 und 100: 100 | 3. 1870 bis 1918„Die Ehe st
- Seite 101 und 102: 102 | 3. 1870 bis 1918Am selben Tag
- Seite 103 und 104: 104 | 4. 1918 bis 19384. 1918 BIS 1
- Seite 105 und 106: 106 | 4. 1918 bis 1938liche Zuwendu
- Seite 107 und 108: 108 | 4. 1918 bis 1938Tabelle 17: A
- Seite 109 und 110: 110 | 4. 1918 bis 1938„Wenn Sie h
- Seite 111 und 112: 112 | 4. 1918 bis 1938des Katholisc
- Seite 113 und 114: 114 | 4. 1918 bis 1938zu sorgen. 57
- Seite 115 und 116: 116 | 4. 1918 bis 1938anderen Länd
- Seite 117 und 118: 118 | 4. 1918 bis 1938Zu diesem Mod
- Seite 119: 120 | 4. 1918 bis 1938jener Ruhe un
- Seite 123 und 124: 124 | 4. 1918 bis 1938ledig und 5,8
- Seite 125 und 126: 126 | 4. 1918 bis 19381949 brachten
- Seite 127 und 128: 128 | 4. 1918 bis 19381930/31 führ
- Seite 129 und 130: 130 | 4. 1918 bis 1938sumfähigkeit
- Seite 131 und 132: 132 | 4. 1918 bis 1938In Salzburg w
- Seite 133 und 134: 134 | 4. 1918 bis 1938einer Bewilli
- Seite 135 und 136: 136 | 4. 1918 bis 1938Erst bei der
- Seite 137 und 138: 138 | 4. 1918 bis 1938und forderte
- Seite 139 und 140: 140 | 4. 1918 bis 1938Unterhalt ihr
- Seite 141 und 142: 142 | 4. 1918 bis 1938solut um 5 Pr
- Seite 143 und 144: 144 | 4. 1918 bis 1938Ein erstes An
- Seite 145 und 146: 146 | 5. 1938 bis 1945Mädchenklass
- Seite 147 und 148: 148 | 5. 1938 bis 1945Innsbruck der
- Seite 149 und 150: 150 | 5. 1938 bis 1945ministerium b
- Seite 151 und 152: 152 | 6. Nach 19456. NACH 19456.1.
- Seite 153 und 154: 154 | 6. Nach 1945entsagung gleich,
- Seite 155 und 156: 156 | 6. Nach 1945In den Auseinande
- Seite 157 und 158: 158 | 6. Nach 1945Im März 1949 san
- Seite 159 und 160: 160 | 6. Nach 1945schwerste Eingrif
- Seite 161 und 162: 162 | 6. Nach 1945Einer Vorarlberge
- Seite 163 und 164: 164 | 6. Nach 1945benannte auch die
- Seite 165 und 166: 166 | 6. Nach 1945ten für das Vora
- Seite 167 und 168: 168 | 6. Nach 1945Die Ausfallquote
- Seite 169 und 170: 170 | 6. Nach 1945terpfl ichten zu
- Seite 171 und 172:
172 | 6. Nach 1945Kündigungsschrei
- Seite 173 und 174:
174 | 6. Nach 1945Gelegenheit dazu
- Seite 175 und 176:
176 | 6. Nach 1945Im Vorarlberger L
- Seite 177 und 178:
178 | 6. Nach 1945Bundesstaaten, wi
- Seite 179 und 180:
180 | 6. Nach 1945Das trägt zur Er
- Seite 181 und 182:
182 | 6. Nach 1945rung anzustreben.
- Seite 183 und 184:
184 | 6. Nach 19451960, 1965 und 19
- Seite 185 und 186:
186 | 7. ErgebnisseDer liberal domi
- Seite 187 und 188:
188 | 7. ErgebnisseWaren die Person
- Seite 189 und 190:
190 | 7. ErgebnisseGenerell widersp
- Seite 191 und 192:
192 | 7. ErgebnisseLehrerinnen, die
- Seite 193 und 194:
194 | 8. Anhang Lehrschwestern an
- Seite 195 und 196:
196 | 8. Anhang Lehrschwestern an
- Seite 197 und 198:
198 | 8. Anhang Lehrschwestern an
- Seite 199 und 200:
200 | ArchivalienJanisch Maria, Jel
- Seite 201 und 202:
202 | LiteraturLITERATUR UND PUBLIZ
- Seite 203 und 204:
204 | LiteraturBölling, Sozialgesc
- Seite 205 und 206:
206 | LiteraturEngelbrecht, Bildung
- Seite 207 und 208:
208 | LiteraturH., Bregenzerwälder
- Seite 209 und 210:
210 | LiteraturInternationale Lehre
- Seite 211 und 212:
212 | LiteraturL./W., Waldner: F.K.
- Seite 213 und 214:
214 | LiteraturMarti-Müller, Bünd
- Seite 215 und 216:
216 | LiteraturN. N., Karl Frick: K
- Seite 217 und 218:
218 | LiteraturPapp, Feminismus: Cl
- Seite 219 und 220:
220 | LiteraturSchneider, Adolf Rho
- Seite 221 und 222:
222 | LiteraturStenProt NR: Stenogr
- Seite 223 und 224:
224 | LiteraturVogel, Großdeutsche
- Seite 225 und 226:
226 | Tabellen und GrafikenTABELLEN
- Seite 227 und 228:
228 | Orts- und Personenregister- D
- Seite 229 und 230:
230 | Orts- und PersonenregisterKob
- Seite 231 und 232:
232 | Orts- und PersonenregisterSch