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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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aus eigenem Erleben. Der Sohn eines Gerichtsschreibers hatte sie beim Pfarrer im blumeneggischenBlons besucht, 14 das für Österreich noch immer Ausland war.Bei Untersuchungen der <strong>Vorarlberg</strong>er Schulen, die ab dem 16./17. Jahrhundert auch auf dem Land undin den Bergen eingerichtet wurden, 15 könnten wir durchaus auf weitere Lehrergattinnen und -witwenals Aushilfslehrerinnen stoßen, wie zum Beispiel in Lustenau. Dort schalt die Pfarrersköchin 1616die „Schulmeisterin“ eine Kindesverderberin. 1641 gestand die Gemeinde einer namentlich nicht genannten„Schulmeisterin“ einen Lohn von 20 Gulden zu. 16 Dabei dürfte es sich aber nicht, wie bisherangenommen, um Katharina Hägin, Witwe des Schulmeisters Johann Dobler, gehandelt haben. 17Als in Weitnau, in der Herrschaft Hohenegg im Allgäu, die damals noch zu <strong>Vorarlberg</strong> gehörte, 1795der Oberlehrer Josef Lerchenmiller nach 45 Jahren im Dienst der Gemeinde starb, übernahm derbisherige Unterlehrer seine Stelle und seine Tochter Viktoria Lerchenmiller versah einstweilen dieUnterlehrerstelle. 18 Gemeinsam betreuten sie 103 Schülerinnen und Schüler, allerdings nur im Winterhalbjahr.Der Schulgehilfe hatte nur während des Winterschulkurses die unteren Klassen und dieMädchenabteilung der Sonntagsschule zu unterrichten. Viktoria Lerchenmiller sei nicht geprüft, heißtes im Visitationsprotokoll, habe aber schon zu Lebzeiten ihres Vaters ausgeholfen und besitze „vorzüglicheKäntnuße der Lehrart“. 19 Sie sollte den Kaufmann Johann Nepomuk Hehle heiraten und dasEhepaar 1832 testamentarisch 100 Gulden zur Förderung des Unterrichts stiften.Davon abgesehen blieb der Schulmeister wohl eine männliche Domäne, bis sich Frauenklöster anschickten,öffentlichen Schulunterricht für Mädchen anzubieten. Die Freiburger Deutschschulmeister,die vom Schulgeld der Kinder lebten, vermochten diese Konkurrenz lange Zeit zu unterbinden. 20 Zuschweren Konfl ikten kam es auch in Südtirol, wo Tertiarschwestern um 1700 begannen, Mädchensogar unentgeltlich zu unterrichten. Bozens Schulmeister ersuchte den Stadtrat, den „ledigen Weibs-1. Vor 1774 | 1314Dobler, Schulgeschichte, S. 15. Blons gehörte zur Propstei St. Gerold und damit bis 1803 zum KlosterstaatEinsiedeln, dann dem Haus Oranien-Nassau, 1804 bis 1805 und erneut ab 1814 zu Österreich. Lorenz wurde 1807nobilitiert.15Zu den Schulgründungen am Land vgl. im Überblick Wanner, Entwicklung, S. 492–493; Wanner, Lehrerbildung,S. 11; Ulmer, Generalvikariat 5, S. 172–182; Sander, Volksschule, S. 12–24.16VLA: RH/PA Lustenau 12/1: Gemeinderechnung 1641.17Davon ging Welti, Königshof, S. 246, aus. Ihm folgte u. a. Burmeister, Frau, S. 119. – Welti vermutete, dass JohannDobler, der mit Katharina Hägin verheiratet war, neben dem Organistendienst auch Schule gehalten habendürfte. „1637 mußte er um einen Gulden ein Steuerbuch abschreiben.“ Folgen wir Stetter, Sippenbuch, S. 188,lebte dieses Ehepaar jedoch bedeutend später. Demnach heiratete eine Katharina Hagen (1646 bis 1705) erst1701 Hans Dobler, Organist und Schulmeister (ha 15 b). Bösch, Lustenau, S. 11, ließ die namentlichen Aufzeichnungenüber Schulmeister erst mit Anna Wazin (hier: Warzin) beginnen, die 1649 als Witwe des ehemaligen LustenauerSchulmeisters Georg Brenner starb. Brenner wieder belegte Welti, Königshof, S. 246, 1646 und 1648.18VLA: Allgäuer Akten 15; Burmeister, Frau, S. 119–120; Greiter, Weitnau, S. 352–353 u. 357–358.19VLA: Allgäuer Akten 15: Schulvisitationstabelle im Amtsbezirk Hohenegg 25./26./27.11.1795, [Bregenz]04.12.1795; hier „Lerchenmüller“.20Schadek, Freiburger Schulen, S. 479–481.

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