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Ulrich Nachbaur, Lehrerinnenzölibat - Vorarlberg

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118 | 4. 1918 bis 1938Zu diesem Modell riet 1932 in seinem Leitfaden „Die katholische Lehrerin in der Gegenwart“ auchEhrenmitglied Monsignore Dr. Franz Gebhard Metzler (1877 bis 1960), der vor seiner Berufung zumPriester einst Lehrer und Obmann des Katholischen Lehrervereins (1902 bis 1904) gewesen war. 598 Obselbständiger Verein oder nicht, da könne man unterschiedlicher Meinung sein. „Wo die weltlicheLehrerin in einer gewissen Minderheit sich befindet, wo vielleicht geistliche Lehrerinnen die Mehrheitbilden und wo es sich um jüngere Einrichtungen handelt, die noch in einer gewissen Entwicklungbegriffen sind, fi nden wir es für vorteilhafter, wenn die Lehrerinnen mit dem Lehrerverein angegliedertsind.“ 599 Aus mehreren Gründen empfahl Metzler den Beitritt zu einer Standesvereinigung, nichtzuletzt der Geselligkeit wegen. Denn gerade bei Lehrerinnen führe die völlige Abgeschlossenheit vonanderen sehr leicht zu einer „gewissen Verstimmung“ und erzeuge nicht selten ein „verärgertes undverbittertes Gemüt, das in menschenfeindlicher Stimmung überall Verrat und Verfolgung wittert undan edle Regungen und ideale Bestrebungen zuletzt überhaupt nicht mehr glaubt.“ 600 – Der Volksmundhätte es wohl als „ledigen Unwillen“ bezeichnet.Nicht im Lehrerinnen-, sondern im Lehrerverein wurde Elfriede Bitschnau (1904 bis 2001), Tochtereines Staatsanwalts, aktiv, die nach der Lehrerinnenbildungsanstalt in Innsbruck 1923/24 an einerWiener Klinik einen Kurs für Kinder- und Krankenpflege sowie Ernährungskunde absolviert hatte, und,nach Volksschuljahren, ab 1927 ihre Kenntnisse als Wanderlehrerin weitergab, um dann ab 1930 ander Mädchenhauptschule Dornbirn zu unterrichten. 1929 und 1931 wurde sie in den weiteren Ausschussdes Lehrervereins gewählt. 601 1935 zeigte Elfriede Bitschnau ihre bevorstehende Hochzeit anund bat um Entlassung aus dem Schuldienst. 602 Ab 1952 sollte sie als Frau Blaickner aushilfsweisewieder an der Hauptschule Feldkirch unterrichten und 1959 für die ÖVP als eine der ersten Frauen inden Landtag einziehen und das Männerparlament Mores lehren, von 1964 bis 1971 als einzige Frau.1932 waren neben 295 aktiven Lehrern 101 weltliche Lehrerinnen und 88 Lehrschwestern im KatholischenLehrer- und Lehrerinnenverein organisiert. 603 Die Frauen stellten künftig eine weltlicheObmannstellvertreterin, die als Leiterin der Lehrerinnengruppe die Interessen der Lehrerinnen nachinnen und außen zu vertreten hatte. 604 Die Abschaffung des <strong>Lehrerinnenzölibat</strong>s gehörte nicht dazu.598Pfletschinger, Metzler.599Metzler, Lehrerin, S. 277.600Ebenda, S. 277.601VVB 06.05.1929, S. 2; VVB 12.10.1931, S. 1; in KLLV 1936, S. 72, ist sie allerdings nur für 1929 ausgewiesen).Im Übrigen: N. N., Elfriede Blaickner; VLA: NL Naumann 3.4: Blaickner Elfriede; VLeZ 1 (1930) 2, S. 5.602VLA: AVLReg IIa PA: Blaickner Elfriede.603VLeZ 4 (1933) 1, S. 2. Zudem 9 Ehrenmitglieder, 80 Geistliche und 28 Pensionisten.604VLA: SID, Vereinsakten Dornbirn 40.150: Statutenänderung und Nichtuntersagungsbescheid der <strong>Vorarlberg</strong>erLandesregierung vom 24.01.1930. Der Ausschuss bestand aus wenigstens 12 Mitgliedern, und zwar aus 7 Lehrern,2 geistlichen Lehrschwestern und 3 weltlichen Lehrerinnen. Den Frauen waren eine (weltliche) Obmannstellvertreterin,eine Stellvertreterin des Vereinssekretärs und drei Beisitzerinnen garantiert. Wenn wir der Aufstellungder Vereinsausschüsse 1896 bis 1936 folgen (KLLV 1936, S. 67–73), wurde diese Neuregelung formellerst 1934 und nur unvollständig durchgeführt.

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